Ein Kfz-Kauf­ver­trag ist nicht schon des­halb ein Fern­ab­satz­ver­trag i. S. von § 312c I BGB, weil der Käu­fer das im In­ter­net be­wor­be­ne Fahr­zeug un­ter Ein­satz ei­nes Fern­kom­mu­ni­ka­ti­ons­mit­tels be­stellt und der Ver­käu­fer die Be­stel­lung un­ter Ein­satz ei­nes Fern­kom­mu­ni­ka­ti­ons­mit­tels an­nimmt. Er­for­der­lich ist viel­mehr auch, dass der Ver­trags­schluss im Rah­men ei­nes für den Fern­ab­satz or­ga­ni­sier­ten Ver­triebs­sys­tems er­folgt. An ei­nem sol­chen Sys­tem fehlt es, wenn ge­kauf­te Fahr­zeu­ge in der Re­gel bei dem Ver­käu­fer ab­ge­holt wer­den müs­sen und al­len­falls aus­nahms­wei­se beim Käu­fer an­ge­lie­fert wer­den.

LG Os­na­brück, Ur­teil vom 16.09.2019 – 2 O 683/19
(nach­fol­gend: OLG Ol­den­burg, Ur­teil vom 12.03.2020 – 14 U 284/19)

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin nimmt die Be­klag­te nach ei­nem fern­ab­satz­recht­li­chen Wi­der­ruf auf Rück­ab­wick­lung ei­nes Kauf­ver­trags über ei­nen ge­brauch­ten BMW 320d GT in An­spruch.

Die­ses Fahr­zeug hat­te die Be­klag­te, die in Wiet­mar­schen (Ems­land) ein Au­to­haus be­treibt, auf ei­ner In­ter­net­platt­form zum Kauf an­ge­bo­ten. Die Klä­ge­rin, die in Mün­chen wohnt, hat­te sich auf das In­se­rat hin bei der Be­klag­ten ge­mel­det und mit­ge­teilt, dass sie den Pkw er­wer­ben wol­le. Der Ver­kaufs­mit­ar­bei­ter M der Be­klag­ten über­sand­te der Klä­ge­rin des­halb am 12.01.2018 per E-Mail ein Be­stell­for­mu­lar mit der Bit­te, die­ses For­mu­lar zu un­ter­schrei­ben und per E-Mail an ihn zu­rück­zu­sen­den.

In dem Be­stell­for­mu­lar heißt es:

„Der Kauf­ver­trag ist ab­ge­schlos­sen, wenn der Ver­käu­fer die An­nah­me der Be­stel­lung in­ner­halb der in den Ge­braucht­fahr­zeug­ver­kaufs­be­din­gun­gen ge­re­gel­ten Fris­ten schrift­lich be­stä­tigt oder die Lie­fe­rung aus­führt.“

Un­ter „Zah­lungs­wei­se und sons­ti­gen Ver­ein­ba­run­gen“ heißt es:

„Be­zah­lung vor­ab per Über­wei­sung. Aus­lie­fe­rung nach Geld­ein­gang …“

Ei­ne Wi­der­rufs­be­leh­rung ent­hält das Be­stell­for­mu­lar nicht.

Die Klä­ge­rin un­ter­schrieb das For­mu­lar und sand­te es per E-Mail an die Be­klag­te zu­rück. Die­se über­sand­te der Klä­ge­rin un­ter dem 17.01.2018 ei­ne Rech­nung über den Kauf­preis für das Fahr­zeug in Hö­he von 25.299 €. Nach­dem die Klä­ge­rin die­sen Be­trag auf ein Kon­to der Be­klag­ten über­wie­sen hat­te, er­hielt sie von der Be­klag­ten per Post die Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil I und Teil II nebst wei­te­ren Un­ter­la­gen, um den Pkw in Mün­chen zu­las­sen zu kön­nen. Nach er­folg­ter Zu­las­sung hol­te der Ehe­mann der Klä­ge­rin E den BMW 320d GT am 27.01.2018 bei der Be­klag­ten ab und be­schei­nig­te der Be­klag­ten die ord­nungs­ge­mä­ße Über­ga­be des Fahr­zeugs.

Mit Schrei­ben vom 15.11.2018 er­klär­te die Klä­ge­rin den Wi­der­ruf ih­rer auf den Ab­schluss des Kauf­ver­trag ge­rich­te­ten Wil­lens­er­klä­rung. Die Be­klag­te wies den Wi­der­ruf zu­rück.

Die Klä­ge­rin meint, dass ihr ein fern­ab­satz­recht­li­ches Wi­der­rufs­recht zu­ge­stan­den ha­be, weil der streit­ge­gen­ständ­li­che Kauf­ver­trag ein Fern­ab­satz­ver­trag i. S. von § 312c BGB sei. Zwar sei die Über­ga­be des be­stell­ten Fahr­zeugs in den Ge­schäfts­räu­men der Be­klag­ten er­folgt, doch sei der Kauf­ver­trag be­reits vor die­sem Zeit­punkt ge­schlos­sen wor­den. Denn sie, die Klä­ge­rin, ha­be der Be­klag­ten mit ih­rer Fahr­zeug­be­stel­lung den Ab­schluss ei­nes Kauf­ver­trags an­ge­tra­gen, und die­sen An­trag ha­be die Be­klag­te an­ge­nom­men, in­dem sie ihr ei­ne Rech­nung über den Kauf­preis über­sandt ha­be. Man­gels Wi­der­rufs­be­leh­rung ha­be das Wi­der­rufs­recht am 15.11.2018 noch wirk­sam aus­ge­übt wer­den kön­nen.

Die Be­klag­te ist dem­ge­gen­über der Auf­fas­sung, dass der Kfz-Kauf­ver­trag erst am 27.01.2018 mit der Über­ga­be des Fahr­zeugs an E zu­stan­de ge­kom­men sei. Sie be­haup­tet über­dies, dass sie zwar Fahr­zeu­ge im In­ter­net be­wer­be, Kauf­ver­trä­ge mit ihr aber nicht im Rah­men ei­nes für den Fern­ab­satz or­ga­ni­sier­ten Ver­triebs­sys­tems ge­schlos­sen wer­den könn­ten.

Die Kla­ge hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: Die Klä­ge­rin hat kei­nen An­spruch auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags. Der von der Klä­ge­rin am 15.11.2018 er­klär­te Wi­der­ruf ist wir­kungs­los, da der Klä­ge­rin kein Wi­der­rufs­recht ge­mäß § 355 I BGB i. V. mit §§ 312c, 312g I BGB zu­stand.

Bei dem zwi­schen den Par­tei­en ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trag han­delt es sich nicht um ei­nen Fern­ab­satz­ver­trag.

Zwar hat die Klä­ge­rin bei der Ab­ga­be ih­res Ver­trags­an­ge­bots Fern­kom­mu­ni­ka­ti­ons­mit­tel ein­ge­setzt, da sie ih­re Be­stel­lung vom 12.01.2018 per E-Mail der Be­klag­ten über­mit­telt hat, oh­ne dass zu­vor ein per­sön­li­cher Kon­takt zwi­schen den Par­tei­en er­folgt wä­re. Al­ler­dings hat die Be­klag­te bei der An­nah­me­er­klä­rung kei­ne Fern­kom­mu­ni­ka­ti­ons­mit­tel ein­ge­setzt.

Aus­weis­lich des Be­stell­for­mu­lars er­folgt der Ab­schluss des Kauf­ver­trags ent­we­der durch ei­ne schrift­li­che Be­stä­ti­gung der An­nah­me der Be­stel­lung durch den Ver­käu­fer oder durch Aus­füh­rung der Lie­fe­rung. Ei­ne aus­drück­li­che schrift­li­che Be­stä­ti­gung der An­nah­me der Be­stel­lung hat die Be­klag­te ge­gen­über der Klä­ge­rin – un­strei­tig – nicht er­klärt. Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Klä­ge­rin ist die An­nah­me des in der Be­stel­lung zu se­hen­den Ver­trags­an­ge­bots der Klä­ge­rin aber auch nicht in der (elek­tro­nisch er­folg­ten) Über­sen­dung der Rech­nung vom 17.01.2018 zu se­hen. Die blo­ße Über­sen­dung der Rech­nung ist – je­den­falls vor­lie­gend – nicht gleich­zu­set­zen mit ei­ner schrift­li­chen Be­stä­ti­gung der An­nah­me der Be­stel­lung. Es ist in­so­weit zu be­rück­sich­ti­gen, dass aus­weis­lich der Be­stel­lung zwi­schen den Par­tei­en ver­ein­bart wor­den ist, dass die Be­zah­lung „vor­ab per Über­wei­sung“ zu er­fol­gen ha­be und die Aus­lie­fe­rung erst nach Geld­ein­gang in den Ge­schäfts­räu­men der Be­klag­ten er­fol­gen sol­le. Ent­spre­chend der in der Be­stel­lung eben­falls vor­han­de­nen Re­ge­lung, dass der Kauf­ver­trag erst ab­ge­schlos­sen ist, wenn ent­we­der die An­nah­me schrift­lich be­stä­tigt wird oder die Lie­fe­rung aus­ge­führt wird, kann die Ver­ein­ba­rung, dass zu­nächst die Be­zah­lung zu er­fol­gen hat und dann die Aus­lie­fe­rung er­fol­gen soll, nicht da­hin aus­ge­legt wer­den, dass die Rech­nungs­über­sen­dung gleich­zei­tig die schrift­li­che Be­stä­ti­gung der An­nah­me der Be­stel­lung sein soll­te. Viel­mehr ist im Zu­sam­men­spiel mit den bei­den For­mu­lie­run­gen zu fol­gern, dass im kon­kre­ten Fall der Ab­schluss des Kauf­ver­trags ent­spre­chend der Ver­ein­ba­rung in der Be­stel­lung erst mit der Aus­lie­fe­rung des Fahr­zeugs nach Geld­ein­gang in den Ge­schäfts­räu­men der Be­klag­ten er­fol­gen soll­te. Da­mit ist der Kauf­ver­trag zwi­schen den Par­tei­en erst durch die Aus­füh­rung der Lie­fe­rung ge­schlos­sen wor­den, die un­strei­tig in An­we­sen­heit des Ehe­manns der Klä­ge­rin er­folg­te und da­her nicht un­ter Zu­hil­fe­nah­me von Fern­kom­mu­ni­ka­ti­ons­mit­teln.

Selbst wenn man da­von aus­ge­hen soll­te, dass die Über­sen­dung der Rech­nung als schrift­li­che Be­stä­ti­gung der An­nah­me der Be­stel­lung aus­zu­le­gen sein soll­te und da­mit der Ver­trag aus­schließ­lich un­ter der Ver­wen­dung von Fern­kom­mu­ni­ka­ti­ons­mit­teln zu­stan­de ge­kom­men wä­re, stün­de der Klä­ge­rin kein Wi­der­rufs­recht zu. Vor­lie­gend hat die Be­klag­te zur Über­zeu­gung des Ge­richts die Ver­mu­tungs­re­gel des § 312c I BGB wi­der­legt und sub­stan­zi­iert dar­ge­legt, dass der Ver­trags­schluss je­den­falls nicht im Rah­men ei­nes für den Fern­ab­satz or­ga­ni­sier­ten Ver­triebs- oder Dienst­leis­tungs­sys­tems er­folgt ist.

Vor­aus­set­zung für die Exis­tenz ei­nes or­ga­ni­sier­ten Ver­triebs­sys­tems ist, dass der Un­ter­neh­mer mit per­so­nel­ler und sach­li­cher Aus­stat­tung in­ner­halb sei­nes Be­trie­bes die or­ga­ni­sa­to­ri­schen Vor­aus­set­zun­gen ge­schaf­fen hat, die not­wen­dig sind, um re­gel­mä­ßig im Fern­ab­satz zu tä­ti­gen­de Ge­schäf­te zu be­wäl­ti­gen (vgl. BGH, Urt. v. 07.07.2016 – I ZR 68/15, NJW-RR 2017, 368 Rn. 51). Grund­la­ge für die An­nah­me ei­nes sol­chen Ver­triebs­sys­tems ist nicht al­lein, dass der Un­ter­neh­mer un­ter Zu­hil­fe­nah­me von Fern­kom­mu­ni­ka­ti­ons­mit­teln Ver­trä­ge ab­schließt, son­dern auch, dass das Ver­triebs­sys­tem dar­auf aus­ge­rich­tet ist, Ver­trä­ge „im Fern­ab­satz zu be­wäl­ti­gen“. Ver­trä­ge wer­den al­ler­dings nur dann im „Fern­ab­satz be­wäl­tigt“, wenn Teil der Ver­trags­ab­wick­lung auch die Ver­sen­dung der Wa­re ist, da nur dann über­haupt von ei­nem Fern­ab­satz, al­so ei­nem Ab­set­zen der Wa­re in der Fer­ne, ge­re­det wer­den kann, wo­bei al­lein das ge­le­gent­li­che Ver­sen­den der Wa­re für die An­nah­me ei­nes für den Fern­ab­satz or­ga­ni­sier­ten Ver­triebs­sys­tems nicht aus­reicht. Der sach­li­che An­wen­dungs­be­reich des Fern­ab­satz­rech­tes ist nicht schon dann er­öff­net, wenn der In­ha­ber ei­nes Ge­schäfts aus­nahms­wei­se ei­ne te­le­fo­ni­sche Be­stel­lung ent­ge­gen­nimmt und die Wa­re dem Kun­den nicht in sei­nem La­den­lo­kal über­gibt, son­dern die­se mit der Post ver­sen­det (vgl. BGH, Urt. v. 07.07.2016 – I ZR 68/15, NJW-RR 2017, 368 Rn. 51). Erst wenn der In­ha­ber ei­nes Ge­schäfts Wa­ren nicht nur ge­le­gent­lich ver­sen­det, son­dern sys­te­ma­tisch auch mit dem An­ge­bot te­le­fo­ni­scher Be­stel­lung und Zu­sen­dung der Wa­ren wirbt, soll die Gren­ze zum or­ga­ni­sier­ten Fern­ab­satz über­schrit­ten sein (vgl. BGH, Urt. v. 07.07.2016 – I ZR 68/15, NJW-RR 2017, 368 Rn. 51). Der Be­trei­ber ei­nes sta­tio­nä­ren La­den­lo­kals, der sei­ne Leis­tun­gen aus­schließ­lich vor Ort er­bringt, soll durch das Fern­ab­satz­ge­setz nicht da­durch ab­ge­hal­ten wer­den, aus­nahms­wei­se auch ei­ne te­le­fo­ni­sche Be­stel­lung ent­ge­gen­zu­neh­men (vgl. BGH, Urt. v. 07.07.2016 – I ZR 68/15, NJW-RR 2017, 368 Rn. 51). Wenn so­mit zwar Ver­trä­ge te­le­fo­nisch ge­schlos­sen wer­den, die Wa­ren aber nicht ver­sen­det, son­dern per­sön­lich über­ge­ben wer­den (müs­sen), so liegt kein „für den Fern­ab­satz or­ga­ni­sier­tes Ver­triebs­sys­tem“ vor.

So liegt der Fall aber hier. Die Be­klag­te mag ih­re Ge­braucht­fahr­zeu­ge auf Web­sei­ten zum Kauf of­fe­rie­ren und auch On­lin­e­be­stel­lun­gen bzw. te­le­fo­ni­sche Be­stel­lun­gen ent­ge­gen­neh­men. Ei­ne Ver­sen­dung der Wa­re er­folgt gleich­wohl nicht, was die Be­klag­te sub­stan­zi­iert dar­ge­legt hat. Ins­be­son­de­re hat die Be­klag­te dar­ge­legt (und ist durch ei­nen Blick auf die Home­page der Be­klag­ten auch oh­ne Wei­te­res nach­voll­zieh­bar), dass sie nicht mit der Zu­sen­dung oder An­lie­fe­rung der bei ihr er­wor­be­nen Fahr­zeu­ge wirbt und dass es kei­nen „Kauf-Mich-But­ton“ auf ih­rer Home­page gibt.

Hier­nach hat die Be­klag­te hin­rei­chend sub­stan­zi­iert dar­ge­legt, dass sie kein für den Fern­ab­satz or­ga­ni­sier­tes Ver­triebs­sys­tem vor­hält. Das dies­be­züg­li­che Be­strei­ten der Klä­ge­rin er­ach­tet das Ge­richt in­so­weit nicht für hin­rei­chend sub­stan­zi­iert. Die Klä­ge­rin re­kur­riert für ih­re Be­haup­tung, dass die Be­klag­te ein ent­spre­chend or­ga­ni­sier­tes Ver­triebs­sys­tem vor­hält, al­lein auf den Um­stand, dass der Ver­trag un­ter Zu­hil­fe­nah­me von Fern­kom­mu­ni­ka­ti­ons­mit­teln ge­schlos­sen wor­den sei und die Be­klag­te ih­re Fahr­zeu­ge auf ih­rer Home­page und auf In­ter­net­platt­for­men an­non­cie­re. Die­ser Um­stand al­lein ist aber nicht aus­rei­chend, um den An­wen­dungs­be­reich des Fern­ab­satz­rechts zu er­öff­nen, wie oben aus­ge­führt. Wor­aus sich kon­kret er­ge­ben wür­de, dass die Be­klag­te ein für den Fern­ab­satz or­gan­sier­tes Ver­triebs­sys­tem vor­hält – wo­zu auch ge­hört, dass die Ab­wick­lung der Ver­trä­ge eben­falls im Fern­ab­satz er­fol­gen kann –, trägt die Klä­ge­rin dem­ge­gen­über nicht vor. Viel­mehr folgt aus dem Um­stand, dass das Fahr­zeug auch an die Klä­ge­rin nicht über­sen­det bzw. an­ge­lie­fert wor­den ist, son­dern ihr Ehe­mann das Fahr­zeug per­sön­lich bei der Be­klag­ten ab­ho­len muss­te, zwang­los, dass ent­spre­chen­de or­ga­ni­sa­to­ri­sche Vor­keh­run­gen für die Be­wäl­ti­gung des Ver­trags im Fern­ab­satz bei der Be­klag­ten nicht vor­han­den sind. Die Klä­ge­rin be­haup­tet nicht ein­mal, dass ihr die Mög­lich­keit ei­ner Fahr­zeug­an­lie­fe­rung an­ge­bo­ten wor­den sei, sie die­se aber bei­spiels­wei­se ab­ge­lehnt ha­be, weil sie das Fahr­zeug be­vor­zugt ha­be per­sön­lich ab­ho­len wol­len. Hät­te die Be­klag­te aber ein ent­spre­chen­des Ver­triebs­sys­tem vor­ge­hal­ten, so wä­re es mehr als na­he­lie­gend ge­we­sen, dass ent­we­der die Klä­ge­rin um die Ver­sen­dung/Lie­fe­rung des Fahr­zeugs bit­tet oder die Be­klag­te dies zu­min­dest an­bie­tet. Aus dem Aus­blei­ben ei­nes sol­chen An­ge­bo­tes kann – man­gels an­de­rer Er­klä­rungs­mög­lich­kei­ten – nur ge­fol­gert wer­den, dass ge­ra­de kein ent­spre­chen­des Ver­triebs­sys­tem vor­ge­hal­ten wird.

Un­ge­ach­tet des­sen wür­de selbst das ein­ma­li­ge Ver­sen­den der Wa­re nicht aus­rei­chen, um ein ent­spre­chend or­ga­nier­tes Ver­triebs­sys­tem an­neh­men zu kön­nen.

So­weit die Klä­ge­rin auf Ur­tei­le des LG Wup­per­tal und des OLG Düs­sel­dorf re­kur­riert, än­dert dies nichts an Vor­ste­hen­dem. Das LG Wup­per­tal setzt sich in sei­ner Ent­schei­dung vom 24.06.2008 – 5 O 13/08 – nicht mit der Fra­ge aus­ein­an­der, ob dort ein „für den Fern­ab­satz or­ga­ni­sier­tes Ver­triebs­sys­tem“ vor­ge­hal­ten wur­de. Es kann al­so zu dem hie­si­gen Fall kei­ne Par­al­le­le ge­zo­gen wer­den, da un­klar ist, ob in dem vom LG Wup­per­tal ent­schie­de­nen Fall mög­li­cher­wei­se der Ver­käu­fer mit der Zu­sen­dung der Fahr­zeu­ge ge­wor­ben oder dies re­gel­mä­ßig durch­ge­führt hat. Auch das OLG Düs­sel­dorf (Urt. v. 17.07.2009 – 16 U 168/08) hat hier­zu kei­ne wei­te­ren Aus­füh­run­gen ge­macht, son­dern le­dig­lich aus­ge­führt, dass der Be­klag­te die Ver­mu­tungs­re­gel des § 312c I BGB nicht wi­der­legt ha­be. Vor­lie­gend hat der Be­klag­te zur Über­zeu­gung des Ge­richts ge­ra­de die­se Ver­mu­tungs­wir­kung aber wi­der­legt.

Oh­ne­hin dürf­te es im Fahr­zeug­han­del (je­den­falls noch) die Aus­nah­me dar­stel­len, dass ein für den Fern­ab­satz or­gan­sier­tes Ver­triebs­sys­tem bei den nie­der­ge­las­se­nen Au­to­händ­lern vor­ge­hal­ten wird. Denn die Re­gel dürf­te noch im­mer sein, dass po­ten­zi­el­le Kun­den die Fahr­zeu­ge selbst in Au­gen­schein neh­men und bei­spiels­wei­se Pro­be fah­ren, be­vor sie dann – vor Ort – er­wor­ben und aus­ge­lie­fert wer­den. Für den nie­der­ge­las­se­nen Au­to­händ­ler be­darf es da­her des Vor­hal­tens ei­nes für den Fern­ab­satz or­ga­ni­sier­ten Ver­triebs­sys­tems (bis­lang) noch nicht. …

Hin­weis: Das OLG Ol­den­burg hat die Be­ru­fung der Klä­ge­rin mit Ur­teil vom 12.03.2020 – 14 U 284/19 – zu­rück­ge­wie­sen.

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