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Ar­chiv: Fe­bru­ar 2019

Will­kür­li­cher Ver­wei­sungs­be­schluss im VW-Ab­gas­skan­dal – Nut­zungs­ent­schä­di­gung

  1. Die Nut­zungs­ent­schä­di­gung, die der Käu­fer ei­nes Ge­braucht­wa­gens dem Ver­käu­fer nach ei­nem wirk­sa­men Rück­tritt vom Kauf­ver­trag schul­det (§ 346 I, II 1 Nr. 1 BGB), ist an­hand der im Zeit­punkt der Über­ga­be des Fahr­zeugs an den Käu­fer zu er­war­ten­den Rest­lauf­leis­tung zu er­mit­teln. Auf die zu er­war­ten­de Ge­samt­lauf­leis­tung ei­nes ent­spre­chen­den Neu­fahr­zeugs kann auch bei ei­nem re­la­tiv jun­gen Ge­braucht­wa­gen nicht ab­ge­stellt wer­den; viel­mehr sind von der vor­aus­sicht­li­chen Ge­samt­lauf­leis­tung ei­nes ent­spre­chen­den Neu­fahr­zeugs die Ki­lo­me­ter ab­zu­zie­hen, die der Ge­braucht­wa­gen bei der Über­ga­be an den Käu­fer be­reits zu­rück­ge­legt hat­te.
  2. Bei der Be­rech­nung der Nut­zungs­ent­schä­di­gung ist die zu er­war­ten­de Ge­samt­lauf­leis­tung zu schät­zen (§ 287 I 1, 2, II ZPO), wo­bei bei ei­nem Die­sel­fahr­zeug min­des­tens ei­ne vor­aus­sicht­li­che Ge­samt­lauf­leis­tung von 200.000 bis 250.000 km an­zu­neh­men ist. Im Üb­ri­gen ist zwi­schen Nutz­fahr­zeu­gen und den ver­schie­den Ar­ten von Per­so­nen­kraft­wa­gen zu un­ter­schei­den und zu be­rück­sich­ti­gen, dass Pkw, Kom­bis und SUV der mitt­le­ren und ge­ho­be­nen Klas­se auf­grund ih­res Qua­li­täts­stan­dards heut­zu­ta­ge – von Son­der­fäl­len ab­ge­se­hen – ei­ne Ge­samt­lauf­leis­tung von bis zu 400.000 km er­rei­chen.
  3. Ord­net das Land­ge­richt ge­mäß § 145 I ZPO an, dass meh­re­re in ei­ner Kla­ge er­ho­be­ne An­sprü­che (hier: ge­gen die Ver­käu­fe­rin ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Pkw und ge­gen die Volks­wa­gen AG) in ge­trenn­ten Pro­zes­sen ver­han­delt wer­den, so bleibt das Land­ge­richt für je­des der – nun­mehr ge­trenn­ten – Ver­fah­ren nicht schon ge­mäß § 261 III Nr. 2 ZPO (per­pe­tua­tio fo­ri) sach­lich zu­stän­dig, wenn der Klä­ger in bei­den Ver­fah­ren das­sel­be wirt­schaft­li­che Ziel ver­folgt und des­halb die – in der Sum­me 5.000 € über­stei­gen­den – Wer­te der je­wei­li­gen Streit­ge­gen­stän­de nicht ge­mäß § 5 Halb­satz 1 ZPO zu­sam­men­ge­rech­net wer­den.
  4. Bei der Be­mes­sung des Streit­werts ei­ner Kla­ge, mit der ein vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­ner Kfz-Käu­fer die Fest­stel­lung er­wir­ken will, dass ihm die Volks­wa­gen AG zum Scha­dens­er­satz ver­pflich­tet ist, kann zu be­rück­sich­ti­gen sein, dass die Volks­wa­gen AG ein in­ter­na­tio­nal be­kann­tes Groß­un­ter­neh­men ist, bei dem da­von aus­zu­ge­hen ist, dass es sich schon ei­nem Fest­stel­lungs­ur­teil beu­gen wird. Des­halb kann es ge­recht­fer­tigt sein, den Streit­wert so zu be­mes­sen, als hät­te der Käu­fer ei­ne Leis­tungs­kla­ge er­ho­ben, ob­wohl an sich mit Blick auf die feh­len­de Voll­streck­bar­keit ei­nes Fest­stel­lungs­aus­spruchs ein Ab­schlag in Hö­he von 20 % vor­zu­neh­men wä­re.

OLG Hamm, Be­schluss vom 19.02.2019 – 32 SA 6/19

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Be­zeich­nung ei­nes (Luft-)Fahr­zeugs als „un­fall­frei“

  1. Wird ein ge­brauch­tes Fahr­zeug (hier: ein Luft­fahr­zeug) im Kauf­ver­trag als „un­fall­frei“ be­zeich­net, liegt min­des­tens ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung (§ 434 I 1 BGB) des In­halts vor, dass das Fahr­zeug un­fall­frei sei. Ob der Ver­käu­fer so­gar ei­ne Ga­ran­tie (§ 443 I, § 444 Fall 2 BGB) da­für über­nom­men hat, dass das Fahr­zeug un­fall­frei ist, kann da­hin­ste­hen. Denn ein ver­ein­bar­ter Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss gilt schon nicht für ei­nen Man­gel, der dar­in be­steht, dass die Kauf­sa­che nicht die i. S. von § 434 I 1 BGB ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit hat (im An­schluss an BGH, Urt. v. 19.12.2012 – VI­II ZR 117/12 Rn. 15 m. w. Nachw.).
  2. Be­an­sprucht der Ver­käu­fer ei­nes Fahr­zeugs nach ei­nem Rück­tritt des Käu­fers vom Kauf­ver­trag ei­ne Nut­zungs­ent­schä­di­gung (§ 346 I, II 1 Nr. 1 BGB), so hat er als An­spruch­stel­ler nach den all­ge­mei­nen Grund­sät­zen die Dar­le­gungs- und Be­weis­last da­für, dass die Vor­aus­set­zun­gen des gel­tend ge­mach­ten An­spruchs er­füllt sind. Den Käu­fer trifft je­doch ei­ne se­kun­dä­re Dar­le­gungs­last, der er da­durch ge­nügt, dass er zum Um­fang der Nut­zung des Fahr­zeugs vor­trägt.
  3. Man­gels ei­ner au­to­ma­ti­schen Sal­die­rung der wech­sel­sei­ti­gen An­sprü­che aus dem Rück­ge­währ­schuld­ver­hält­nis (vgl. § 348 Satz 1 BGB) muss der auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags in An­spruch ge­nom­me­ne Ver­käu­fer mit ei­nem An­spruch auf Nut­zungs­ent­schä­di­gung aus­drück­lich oder kon­klu­dent ge­gen die Rück­ge­währan­sprü­che des Käu­fers auf­rech­nen, da­mit es zu ei­ner Sal­die­rung kommt.

OLG Mün­chen, Ur­teil vom 14.02.2019 – 8 U 130/18

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An­for­de­run­gen an die Dar­le­gung ei­nes Sach­man­gels – Mer­ce­des-Ab­gas­skan­dal (OM 651)

Der Käu­fer ei­nes – wohl nicht von ei­nem be­hörd­lich an­ge­ord­ne­ten Rück­ruf be­trof­fe­nen – Mer­ce­des-Benz-Fahr­zeugs (hier: Mer­ce­des-Benz A 200 d mit OM 651-Mo­tor), der die Daim­ler AG we­gen ei­nes an­geb­li­chen Sach­man­gels in Ge­stalt ei­ner un­zu­läs­si­gen Ab­schalt­ein­rich­tung („Ther­mo­fens­ter“) in An­spruch nimmt, muss schlüs­sig dar­tun, wie er zu der Ein­schät­zung ge­langt ist, dass sein Fahr­zeug über ei­ne un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung ver­fü­ge, und die Plau­si­bi­li­tät sei­ner Be­haup­tun­gen dar­le­gen. Un­ter­bleibt dies, lie­gen le­dig­lich „ins Blaue hin­ein“ auf­ge­stell­te Be­haup­tun­gen vor, die die – als Aus­for­schungs­be­weis zu be­wer­ten­de – Ein­ho­lung ei­nes Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­tens nicht recht­fer­ti­gen.

OLG Cel­le, Be­schluss vom 07.02.2019 – 7 U 263/18
(nach­fol­gend: BGH, Be­schluss vom 28.01.2020 – VI­II ZR 57/19)

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Gut­gläu­bi­ger Er­werb des Ei­gen­tums an ei­nem Ge­braucht­wa­gen nach pol­ni­schem Recht

Ein ge­werb­li­cher Ge­braucht­wa­gen­händ­ler, der in Po­len ei­nen Pkw er­wer­ben möch­te, darf sich auf die in ei­ner deut­schen Zu­las­sungs­stel­le ein­ge­hol­te Aus­kunft ver­las­sen, dass mit dem Fahr­zeug al­les in Ord­nung und es ins­be­son­de­re nicht zur Fahn­dung aus­ge­schrie­ben sei.

LG Heil­bronn, Ur­teil vom 07.02.2019 – Bm 6 O 17/18

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Scha­dens­er­satz ne­ben und statt der Leis­tung we­gen man­gel­haf­ter Kfz-War­tung

  1. Mit dem Scha­dens­er­satz­an­spruch ne­ben der Leis­tung ge­mäß § 634 Nr. 4, § 280 I BGB kann Er­satz für Schä­den ver­langt wer­den, die auf­grund ei­nes Werk­man­gels ent­stan­den sind und durch ei­ne Nach­er­fül­lung der ge­schul­de­ten Werkleis­tung nicht be­sei­tigt wer­den kön­nen. Hier­von er­fasst sind man­gel­be­ding­te Fol­ge­schä­den, die an an­de­ren Rechts­gü­tern des Be­stel­lers oder an des­sen Ver­mö­gen ein­tre­ten (Fort­füh­rung von BGH, Urt. v. 22.02.2018 – VII ZR 46/17, BauR 2018, 815 = NZ­Bau 2018, 201 Rn. 58; Urt. v. 16.02.2017 – VII ZR 242/13, BauR 2017, 1061 = NZ­Bau 2017, 555 Rn. 23).
  2. Der Scha­dens­er­satz­an­spruch statt der Leis­tung ge­mäß § 634 Nr. 4, §§ 280 I, III, 281 BGB tritt an die Stel­le der ge­schul­de­ten Werkleis­tung. Sein An­wen­dungs­be­reich be­stimmt sich nach der Reich­wei­te der Nach­er­fül­lung. Da die Nach­er­fül­lung ge­mäß § 634 Nr. 1, § 635 BGB auf Her­stel­lung des ge­schul­de­ten Werks ge­rich­tet ist, be­stimmt die­ses die Reich­wei­te der Nach­er­fül­lung. Die ge­schul­de­te Werkleis­tung ist da­bei im We­ge der Ver­trags­aus­le­gung ge­mäß §§ 133, 157 BGB zu er­mit­teln. Die Nach­er­fül­lung er­fasst da­nach die Be­sei­ti­gung der Män­gel des ge­schul­de­ten Werks, die auf ei­ner im Zeit­punkt der Ab­nah­me vor­han­de­nen ver­trags­wid­ri­gen Be­schaf­fen­heit des Werks be­ru­hen.

BGH, Ur­teil vom 07.02.2019 – VII ZR 63/18

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Au­to­no­me Qua­li­fi­ka­ti­on ei­ner auf Scha­dens­er­satz ge­rich­te­ten Zi­vil­kla­ge – Art. 7 Nr. 1 lit. a vs. Art. 7 Nr. 2 Eu­GV­VO n.F.

  1. Ei­ne zi­vil­recht­li­che Kla­ge, mit der Scha­dens­er­satz be­gehrt wird, ist zwar nach na­tio­na­lem Recht de­liktsrecht­li­cher Na­tur. Sie be­trifft aber i. S. von Art. 7 Nr. 1 lit. a Eu­GV­VO n.F. ei­nen Ver­trag oder An­sprü­che aus ei­nem Ver­trag und kei­ne un­er­laub­te Hand­lung oder An­sprü­che aus ei­ner un­er­laub­ten Hand­lung (Art. 7 Nr. 2 Eu­GV­VO n.F.), wenn das be­an­stan­de­te Ver­hal­ten als Ver­stoß ge­gen ver­trag­li­che Pflich­ten an­ge­se­hen wer­den kann. Das ist der Fall, wenn ei­ne Aus­le­gung des Ver­trags un­er­läss­lich er­scheint, um zu klä­ren, ob das Ver­hal­ten, das der Klä­ger dem Be­klag­ten vor­wirft, recht­mä­ßig oder wi­der­recht­lich ist (im An­schluss an EuGH, Urt. v. 13.03.2014 – C-548/12, ECLI:EU:C:2014:148 = NJW 2014, 1648 Rn. 23 ff. – Brog­sit­ter). Da­her ist für ei­ne Kla­ge, mit der ein Kfz-Käu­fer ge­stützt auf § 823 II BGB i. V. mit § 263 StGB Scha­dens­er­satz ver­langt, weil ihm der Ver­käu­fer un­ter an­de­rem ver­schwie­gen ha­be, dass das Fahr­zeug ein Un­fall­wa­gen sei, der Ge­richts­stand des Art. 7 Nr. 2 Eu­GV­VO n.F. nicht ge­ge­ben.
  2. Ei­nem Kfz-Käu­fer ist es nach Treu und Glau­ben (§ 242 BGB) ver­wehrt, Rech­te we­gen ei­nes Man­gels gel­tend zu ma­chen, wenn er das – man­gel­haf­te – Fahr­zeug trotz der Er­kennt­nis, dass es nicht die nach § 434 I BGB ge­schul­de­te Be­schaf­fen­heit hat, oh­ne Vor­be­halt an­nimmt (im An­schluss an Se­nat, Urt. v. 04.08.2004 – 7 U 18/04, OLGR 2004, 506; Urt. v. 25.02.2009 – 7 U 137/08, n. v.; Hin­weis­be­schl. v. 06.07.2016 – 7 U 47/16, n. v.).

OLG Cel­le, Ur­teil vom 06.02.2019 – 7 U 102/18
(nach­fol­gend: BGH, Be­schluss vom 13.10.2020 – VI ZR 63/19)

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