1. Der Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Ge­braucht­wa­gens kann nicht wirk­sam vom Kauf­ver­trag zu­rück­tre­ten. Zwar ist ein Fahr­zeug, in dem – wie in vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeu­gen – ei­ne un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung zum Ein­satz kommt, man­gel­haft. Ei­nem Rück­tritt des Käu­fers steht je­doch § 323 V 2 BGB ent­ge­gen, weil sich der Man­gel durch die In­stal­la­ti­on ei­nes Soft­ware­up­dates be­sei­ti­gen lässt und der Kos­ten- und Zeit­auf­wand da­für ge­ring ist.
  2. Ei­ne Nach­bes­se­rung durch In­stal­la­ti­on ei­nes Soft­ware­up­dates ist dem Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeugs zu­mut­bar, nach­dem das Kraft­fahrt-Bun­des­amt das Up­date frei­ge­ge­ben und be­stä­tigt hat, dass nach der In­stal­la­ti­on kei­ne un­zu­läs­si­gen Ab­schalt­ein­rich­tun­gen mehr vor­han­den sind und sich das Up­date nicht nach­tei­lig auf den Kraft­stoff­ver­brauch, die CO2-Emis­sio­nen, die Mo­tor­leis­tung oder die Ge­räu­sche­mis­sio­nen des Fahr­zeugs aus­wirkt.
  3. Dass die – am Kauf­ver­trag nicht be­tei­lig­te – Volks­wa­gen AG den Käu­fer mög­li­cher­wei­se arg­lis­tig ge­täuscht oder be­tro­gen hat, be­rech­tigt den Käu­fer nicht da­zu, „so­fort“ vom Kauf­ver­trag zu­rück­zu­tre­ten, oh­ne dem Ver­käu­fer Ge­le­gen­heit zur Nach­er­fül­lung zu ge­ben. Denn der Ver­käu­fer muss sich ein arg­lis­ti­ges oder be­trü­ge­ri­sches Ver­hal­ten der Volks­wa­gen AG nicht zu­rech­nen las­sen, zu­mal zu den ge­si­cher­ten Er­kennt­nis­sen des Kauf­rechts ge­hört, dass der Her­stel­ler ei­ner Kauf­sa­che nicht Ge­hil­fe (§ 278 BGB) des Ver­käu­fers bei der Er­fül­lung von Ver­käu­fer­pflich­ten ist.

LG Dort­mund, Ur­teil vom 11.10.2017 – 3 O 101/17

Sach­ver­halt: Der Klä­ger ver­langt von der be­klag­ten Kfz-Händ­le­rin im Zu­sam­men­hang mit dem so­ge­nann­ten VW-Ab­gas­skan­dal die Rück­ab­wick­lung ei­nes Kfz-Kauf­ver­tra­ges.

Die Be­klag­te ist VW-Ver­trags­händ­le­rin; sie han­delt im ei­ge­nen Na­men und für ei­ge­ne Rech­nung. Mit Ver­trag vom 21.08.2015 ver­kauf­te sie dem Klä­ger ein ge­brauch­tes Fahr­zeug mit ei­ner Lauf­leis­tung von 29.990 km zum Preis von 22.740 €.

Die­ses Fahr­zeug ist mit ei­nem 2,0-Li­ter-Die­sel­mo­tor und ei­ner Soft­ware zur Op­ti­mie­rung der Stick­oxid­emis­sio­nen aus­ge­stat­tet. Die Soft­ware er­kennt, ob sich das Fahr­zeug zur Er­mitt­lung der Emis­si­ons­wer­te auf ei­nem tech­ni­schen Prüf­stand be­fin­det oder ob es re­gu­lär im Stra­ßen­ver­kehr be­trie­ben wird. In ei­ner Test­si­tua­ti­on be­wirkt die Soft­ware ei­ne Re­du­zie­rung des Stick­oxid­aus­sto­ßes, die beim Nor­mal­be­trieb des Fahr­zeugs nicht statt­fin­det. Nur des­halb wird – auf dem Prüf­stand – der ein­schlä­gi­ge Eu­ro-5-Emis­si­ons­grenz­wert ein­ge­hal­ten.

Nach­dem die Öf­fent­lich­keit im Sep­tem­ber 2015 Kennt­nis vom Ein­satz der Ma­ni­pu­la­ti­ons­soft­ware er­langt hat­te, gab das Kraft­fahrt-Bun­des­amt, das in der Ma­ni­pu­la­ti­ons­soft­ware ei­ne un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung sieht, das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug­mo­dell mit Wir­kung vom 03.06.2016 zur tech­ni­schen Über­ar­bei­tung frei. Die Frei­ga­be wur­de zeit­nah in der Pres­se the­ma­ti­siert.

In sei­ner Frei­ga­be­be­stä­ti­gung hat das Kraft­fahrt-Bun­des­amt un­ter an­de­rem dar­ge­legt, ei­ne Prü­fung ha­be er­ge­ben, dass nach der tech­ni­schen Über­ar­bei­tung der Fahr­zeu­ge durch In­stal­la­ti­on ei­nes Soft­ware­up­dates kei­ne un­zu­läs­si­gen Ab­schalt­ein­rich­tun­gen mehr vor­han­den sei­en und die ein­schlä­gi­gen Emis­si­ons­grenz­wer­te ein­ge­hal­ten wür­den. Dass im Ja­nu­ar 2016 ei­ne ent­spre­chen­de Prü­fung er­fol­gen soll­te, war be­reits auf­grund ei­ner Pres­se­mit­tei­lung vom 16.12.2016 be­kannt.

Für das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug steht ein Soft­ware­up­date seit dem 24.08.2016 zur Ver­fü­gung. Der Klä­ger wur­de dar­über mit Schrei­ben der Volks­wa­gen AG vom 26.09. und vom 13.12.2016 in­for­miert. Er er­klär­te al­ler­dings (erst) mit Schrei­ben vom 24.01.2017 den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag und for­der­te die Be­klag­te auf, bis zum 07.02.2017 ei­nen Ter­min für die Rück­ga­be des Fahr­zeugs zu be­nennn. Die Be­klag­te lehn­te mit Schrei­ben vom 07.02.2017 die Rück­nah­me des Fahr­zeugs ab und bot dem Klä­ger die – vom Klä­ger ab­ge­lehn­te – In­stal­la­ti­on ei­nes Soft­ware­up­dates an. Da­bei wies die Be­klag­te dar­auf hin, dass für das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug­mo­dell be­reits ei­ne Frei­ga­be­be­stä­ti­gung des Kraft­fahrt-Bun­des­am­tes vor­lie­ge, die In­stal­la­ti­on des Up­dates vor­aus­sicht­lich we­ni­ger als ei­ne Stun­de in An­spruch neh­me und mit Kos­ten von deut­lich un­ter 100 € ver­bun­den sei. Da­mit be­tra­ge der Kos­ten­auf­wand we­ni­ger als 0,44 % des Kauf­prei­ses.

Der Klä­ger be­haup­tet, er ha­be sich we­gen der po­si­ti­ven Ab­gas­wer­te für das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug ent­schie­den, das als um­welt­freund­lichs­tes Die­sel­fahr­zeug sei­ner Klas­se be­wor­ben wor­den sei. Tat­säch­lich über­schrei­te der Pkw im nor­ma­len Fahr­be­trieb je­doch die Eu­ro-5-Emis­si­ons­grenz­wer­te um ein Viel­fa­ches.

Der Klä­ger meint, dass ihm ei­ne Nach­bes­se­rung nicht zu­mut­bar sei. Denn je­den­falls bei Er­klä­rung des Rück­tritts – so macht der Klä­ger gel­tend – sei nicht aus­zu­schlie­ßen ge­we­sen, dass das be­ab­sich­tig­te Soft­ware­up­date zu Fol­ge­män­geln füh­ren könn­te, da es ei­nen Ziel­kon­flikt zwi­schen güns­ti­gen Stick­oxid- und güns­ti­gen Koh­len­di­oxid­emis­sio­nen ge­be. Die Be­klag­te ha­be die­se Be­den­ken nicht durch Vor­la­ge ei­nes un­ab­hän­gi­gen Gut­ach­tens oder Ab­ga­be ei­ner selbst­stän­di­gen Ga­ran­tie­er­klä­rung aus­ge­räumt. Dar­über hin­aus hält der Klä­ger ei­ne Nach­er­fül­lung des­halb für un­zu­mut­bar, weil sein Ver­trau­ens­ver­hält­nis zur Fahr­zeug­her­stel­le­rin, der Volks­wa­gen AG, nach­hal­tig zer­stört sei. Die­ser Ver­trau­ens­ver­lust strah­le auch auf die Be­klag­ten als VW-Ver­trags­händ­le­rin aus. Er – der Klä­ger – dür­fe von ei­ner wei­te­ren Zu­sam­men­ar­beit mit der Be­klag­ten Ab­stand neh­men, schon um sich vor neu­er­li­chen Täu­schungs­ver­su­chen durch die Volks­wa­gen AG zu schüt­zen. In Be­zug auf die an­ge­bo­te­ne Nach­bes­se­rung durch In­stal­la­ti­on ei­nes Soft­ware­up­dates sei die Be­klag­te näm­lich le­dig­lich Er­fül­lungs­ge­hil­fin (§ 278 BGB) der Volks­wa­gen AG. Auch sonst sei die Be­klag­te für sämt­li­che Re­pa­ra­tur- und Ser­vice­leis­tun­gen auf die Volks­wa­gen AG an­ge­wie­sen.

Der Klä­ger be­haup­tet schließ­lich, es sei nicht aus­zu­schlie­ßen, dass trotz der In­stal­la­ti­on des Soft­ware­up­dates ein mer­kan­ti­ler Min­der­werts ver­blei­be. Die Durch­schnitts­prei­se der vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeu­ge sei­en seit Be­kannt wer­den des Skan­dals um 6,4 % ge­sun­ken.

Die Be­klag­te ist der An­sicht, ein Rück­tritts­recht schei­te­re dar­an, dass das Fahr­zeug des Klä­gers nicht man­gel­haft sei. Der Pkw sei zwar mit ei­nem EA189-Die­sel­mo­tor aus­ge­rüs­tet, aber tech­nisch si­cher und in sei­ner Fahr­be­reit­schaft nicht ein­ge­schränkt, und er ver­fü­ge trotz der streit­ge­gen­ständ­li­chen Soft­ware wei­ter­hin über al­le er­for­der­li­chen Ge­neh­mi­gun­gen und sei wei­ter­hin ein Fahr­zeug der Ab­gas­norm Eu­ro 5. Je­den­falls – so macht die Be­klag­te gel­tend – sei der dem Fahr­zeug mög­li­cher­wei­se an­haf­ten­de Man­gel nicht er­heb­lich, da die streit­ge­gen­ständ­li­che Soft­ware mit ei­nem (in­ter­nen) Kos­ten­auf­wand von un­ter 100 € in we­ni­ger als ei­ner Stun­de er­setzt wer­den kön­ne. Das da­für er­for­der­li­che Soft­ware­up­date wir­ke sich nicht nach­tei­lig aus, auch nicht auf den Wert des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs. Viel­mehr sei­en die Fahr­zeug­prei­se zwi­schen Ju­li 2015 und März 2016 sta­bil ge­blie­ben; der Markt­an­teil von Die­sel­fahr­zeu­gen sei wei­ter ge­stie­gen. Das Up­date füh­re da­zu, dass das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug nur noch in dem Mo­dus be­trie­ben wür­de, der zu­vor aus­schließ­lich in ei­ner Test­si­tua­ti­on auf dem Prüf­stand ak­ti­viert wor­den sei und in dem die Ab­gas­rück­füh­rungs­ra­te re­la­tiv hoch sei. Zu­dem wer­de durch das Soft­ware­up­date das Brenn­ver­fah­ren (Ein­spritz­cha­rak­te­ris­tik, Ein­spritz­druck, Ein­spritz­zeit­punkt etc.) op­ti­miert. Da­bei grei­fe das Up­date die Er­kennt­nis­se aus der Wei­ter­ent­wick­lung des Die­sel­brenn­ver­fah­rens der letz­ten zehn Jah­re auf und be­rück­sich­ti­ge die Fel­der­fah­rung über die ein­zel­nen Kom­po­nen­ten (z. B. hin­sicht­lich der je­wei­li­gen Dau­er­halt­bar­keit). Des­halb wer­de nach der In­stal­la­ti­on des Up­dates der Krafts­off­ver­brauch so­gar sin­ken.

Die Kla­ge hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: I. Der Klä­ger hat kei­nen An­spruch auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs. Der An­spruch folgt nicht aus §§ 437 Nr. 2 Fall 1, 434, 440, 323 BGB.

1. Zwar hat der Klä­ger den Rück­tritt von dem am 21.08.2015 ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trag er­klärt. Er hat der Be­klag­ten je­doch un­strei­tig kei­ne Frist zu Nach­bes­se­rung ge­setzt. Dies ist je­doch nach §§ 437 Nr. 2 Fall 1, 440, 323 I BGB grund­sätz­lich er­for­der­lich. Das Ge­setz ord­net grund­sätz­lich den Vor­rang der Nach­er­fül­lung an. Dem Käu­fer wer­den ab­ge­stuf­te Be­rech­ti­gun­gen beim Vor­lie­gen ei­nes Sach­man­gels zu­ge­wie­sen. Er muss zu­nächst den An­spruch auf Nach­er­fül­lung wei­ter­ver­fol­gen und darf erst dann Rück­tritt, Min­de­rung und Scha­dens­er­satz gel­tend ma­chen (BGH, Urt. v. 23.02.2005 – VI­II ZR 100/04, NJW 2005, 1348).

2. Die Frist­set­zung war vor­lie­gend auch nicht ent­behr­lich.

a) Die Nach­er­fül­lung war nicht un­mög­lich (§ 326 V BGB).

Zum Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung stand die vom Kraft­fahrt-Bun­des­amt frei­ge­ge­be­ne tech­ni­sche Maß­nah­me zur Ent­fer­nung der Ab­schalt­vor­rich­tung be­reits seit meh­re­ren Mo­na­ten zur Ver­fü­gung. Aus der im Tat­be­stand in Be­zug ge­nom­me­nen und zu­sam­men­fas­send wie­der­ge­ge­be­nen Be­stä­ti­gung des Kraft­fahrt-Bun­des­am­tes vom 03.06.2016 er­gibt sich mit der er­for­der­li­chen Si­cher­heit, dass nach Durch­füh­rung der in­fra­ge ste­hen­den Über­ar­bei­tungs­maß­nah­men kei­ne un­zu­läs­si­gen Ab­schalt­ein­rich­tun­gen mehr vor­han­den sind und dass da­nach die Grenz­wer­te und an­de­ren An­for­de­run­gen ein­ge­hal­ten wer­den. Ins­be­son­de­re räumt die Be­schei­ni­gung auch die vom Klä­ger vor­ge­tra­ge­nen – ins­be­son­de­re in sei­ner Par­tei­an­hö­rung ge­schil­der­ten – Be­fürch­tun­gen – zur Über­zeu­gung des Ge­richts aus. Durch den tech­ni­schen Dienst des Kraft­fahrt-Bun­des­am­tes wur­de in Prü­fun­gen be­stä­tigt, dass die ur­sprüng­lich vom Her­stel­ler an­ge­ge­be­nen Kraft­stoff­ver­brauchs­wer­te und CO2-Emis­sio­nen nach dem Up­date ein­ge­hal­ten wer­den. Mo­tor­leis­tung und ma­xi­ma­les Dreh­mo­ment blei­ben eben­so un­ver­än­dert wie die bis­he­ri­gen Ge­räu­sche­mis­si­ons­wer­te.

Das Ge­richt schließt sich in­so­weit der von der 7. Zi­vil­kam­mer in ih­rem Ur­teil vom 31.10.2016 – 7 O 349/15, ju­ris Rn. 71 ff. – ver­tre­te­nen Auf­fas­sung an. In­so­weit geht das Ge­richt – wie dort – von der Rich­tig­keit der durch ei­ne Bun­des­be­hör­de be­stä­tig­ten Tat­sa­chen aus, zu­mal die­se Be­hör­de im Rah­men des öf­fent­li­chen Auf­tra­ges ge­hal­ten war, die Wirk­sam­keit der Rück­ruf­ak­ti­on zu über­prü­fen.

Das Ge­richt sieht sich in sei­ner Rechts­auf­fas­sung auch durch den Be­schluss des OLG Hamm vom 21.06.2016 – I-28 W 14/16, ju­ris – be­stä­tigt. Dort hat das Ober­lan­des­ge­richt für die Si­tua­ti­on vor Ab­schluss des Prü­fungs­ver­fah­rens des Kraft­fahrt-Bun­des­am­tes aus­ge­führt, dass die­ses Ver­fah­ren dar­auf hin­wei­sen mag, dass, so­weit Frei­ga­ben er­fol­gen, ei­ne tech­ni­sche Nach­rüs­tung nicht zu Nach­tei­len in Form er­höh­ter Ver­brauchs­wer­te oder re­du­zier­ter Fahr­leis­tung führt. Nach der – so bei der Ent­schei­dung des Ober­lan­des­ge­richts noch nicht ab­seh­ba­ren – um­fas­sen­den Be­stä­ti­gung des Kraft­fahrt-Bun­des­am­tes be­ste­hen nun­mehr für die Kam­mer kei­ne Be­den­ken in Be­zug auf et­wai­ge tech­ni­sche Nach­tei­le ei­ner Nach­bes­se­rung mehr. Auch der Klä­ger schien in der Par­tei­an­hö­rung nach um­fas­sen­der Er­ör­te­rung der Be­stä­ti­gung des Kraft­fahrt-Bun­des­am­tes hier­von be­ein­druckt und hat­te die­se of­fen­bar zu­vor über­se­hen. Un­strei­tig war auch, dass die Be­klag­te bei ih­rem fast vier Mo­na­te vor dem Rück­tritt er­folg­ten Her­an­tre­ten an den Klä­ger zwecks Soft­ware­up­date be­reit war, die­ses kurz­fris­tig auf­zu­spie­len.

b) Dass auch nach Durch­füh­rung des Up­dates ein mer­kan­ti­ler Min­der­wert ver­blei­ben wür­de, ist nicht er­sicht­lich. Ein sol­cher Min­der­wert wird je­den­falls in Be­zug auf die Si­tua­ti­on nach Durch­füh­rung der Nach­bes­se­rung auch nicht kon­kret von der Klä­ger­sei­te be­haup­tet. Fer­ner hat der Klä­ger auch in der Par­tei­an­hö­rung dar­ge­stellt, dass die ei­gent­li­che Mo­ti­va­ti­on sei­nes Rück­tritts in den von ihm be­fürch­te­ten Schä­den am Fahr­zeug durch das Soft­ware­up­date liegt.

c) Die Frist­set­zung war dem Klä­ger auch nicht un­zu­mut­bar (§ 440 Satz 1 Fall 3 BGB).

Nach der Vor­stel­lung des Ge­setz­ge­bers soll die Vor­schrift Art. 3 V Spie­gel­strich 3 der Ver­brauchs­gü­ter­kauf-Richt­li­nie um­set­zen, nach dem der Käu­fer so­fort Se­kun­där­rech­te gel­tend ma­chen kann, wenn der Ver­käu­fer nicht oh­ne er­heb­li­che Un­an­nehm­lich­kei­ten für den Käu­fer Ab­hil­fe ge­schaf­fen hat (Be­ckOK-BGB/Faust, 43. Edi­ti­on [2017], § 440 Rn. 35 ff.).

Die Ab­wä­gung der bei­der­sei­ti­gen In­ter­es­sen führt vor­lie­gend nicht zu dem Er­geb­nis, dass ein so­for­ti­ger Rück­tritt ge­recht­fer­tigt ge­we­sen wä­re. Die Fra­ge ist zwar aus­schließ­lich aus der Per­spek­ti­ve des Käu­fers zu be­ant­wor­ten. Maß­geb­lich ist der­je­ni­ge Zeit­punkt, in dem der Käu­fer sein Se­kun­där­recht gel­tend macht (BGH, Urt. v. 18.01.2017 – VI­II ZR 234/15, NJW 2017, 1666 Rn. 36). Vor­lie­gend war zu die­sem Zeit­punkt be­reits seit fast vier Mo­na­ten be­kannt, dass das Soft­ware­up­date vor­lag. Das Schrei­ben des Kraft­fahrt-Bun­des­am­tes, in wel­chem die Prü­fun­ger­geb­nis­se um­fas­send do­ku­men­tiert wur­den, lag be­reits mehr als ein hal­bes Jahr zu­rück. Die Prüf­ergeb­nis­se wur­den ge­richts­be­kannt auch zeit­nah in der Pres­se mit­ge­teilt. Der Klä­ger hät­te des­halb zum Zeit­punkt des Rück­tritts er­ken­nen kön­nen und er­ken­nen müs­sen, dass die von ihm an­ge­stell­ten und of­fen­bar durch den Aus­tausch in ei­nem In­ter­net­fo­rum be­stärk­ten Be­den­ken der Sach­la­ge zu die­sem Zeit­punkt nicht mehr ge­recht wur­den.

d) Auch aus dem Ar­gu­ment der Täu­schung und des Be­trugs­vor­wurfs ge­gen­über dem Her­stel­ler folgt nichts an­de­res. Der Klä­ger konn­te er­ken­nen, dass die hier al­lein be­klag­te Händ­le­rin letzt­lich nichts für das von dem Her­stel­ler an den Tag ge­leg­te Ver­hal­ten konn­te. Ins­be­son­de­re ist der be­klag­ten Au­to­händ­le­rin ein et­wai­ges Ver­schul­den des Au­to­her­stel­lers nicht oh­ne Wei­te­res zu­re­chen­bar. Es ge­hört näm­lich zu den ge­si­cher­ten Er­kennt­nis­sen des Kauf­rechts, dass der Her­stel­ler ei­ner Kauf­sa­che nicht Er­fül­lungs­ge­hil­fe des Ver­käu­fers ist (vgl. Diehl, ZfS 2017, 435 [438]). Grün­de, da­von ab­zu­wei­chen, lie­gen nicht vor.

e) Der Rück­tritt ist dar­über hin­aus auch ge­mäß § 323 V 2 BGB aus­ge­schlos­sen, da je­den­falls ei­ne Un­er­heb­lich­keit im Sin­ne die­ser Vor­schrift ge­ge­ben ist. Dies ist nach der Recht­spre­chung des BGH näm­lich schon dann der Fall, wenn der Man­gel be­heb­bar ist – wo­von das Ge­richt nach Über­prü­fung des Kraft­fahrt-Bun­des­am­tes aus­zu­geht – und die Be­sei­ti­gung Auf­wen­dun­gen in Hö­he von nur knapp ei­nem Pro­zent des Kauf­prei­ses er­for­dern (vgl. BGH, Urt. v. 29.06.2011 – VI­II ZR 202/10, NJW 2011, 2872 Rn. 19). Letz­te­res ist vor­lie­gend an­ge­sichts des ge­rin­gen Auf­wands des Up­dates der Fall. Die Er­heb­lich­keit des Man­gels folgt auch nicht aus ei­ner et­wai­gen Täu­schung durch den Her­stel­ler, da die al­lein be­klag­te Händ­le­rin we­der selbst ge­täuscht hat, noch sich ein Fehl­ver­hal­ten des Her­stel­lers als Drit­tem zu­rech­nen las­sen muss (OLG Mün­chen, Urt. v. 03.07.2017 – 21 U 4818/16, ju­ris Rn. 28).

3. Auch wenn das Ge­richt im Grun­de kei­nen Zwei­fel dar­an hegt, dass ein Fahr­zeug mit ei­ner un­zu­läs­si­gen Ab­schalt­ein­rich­tung man­gel­be­haf­tet ist (vgl. OLG Hamm, Beschl. v. 21.06.2016 – I-28 W 14/16, ju­ris Rn. 28; OLG Mün­chen, Beschl. v. 23.03.2017 – 3 U 4316/16, ju­ris Rn. 13; Urt. v. 03.07.2017 – 21 U 4818/16, ju­ris Rn. 21; OLG Cel­le, Beschl. v. 30.06.2016 – 7 W 26/16, ju­ris Rn. 6; LG Dort­mund, Urt. v. 31.10.2016 – 7 O 349/15, ju­ris Rn. 66), kann die­se Fra­ge im Er­geb­nis bei der vor­lie­gen­den Sach­la­ge da­hin­ste­hen.

II. Da der Klä­ger nicht wirk­sam von dem Kauf­ver­trag zu­rück­ge­tre­ten ist, bleibt auch der von ihm … ge­stell­te Fest­stel­lungs­an­trag … oh­ne Er­folg. …

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