Wer – wie hier die Au­to­Scou­t24 GmbH – im In­ter­net ei­ne Ver­kaufs­platt­form für Kraft­fahr­zeu­ge be­treibt, ver­letzt nicht die ihn mög­li­cher­wei­se tref­fen­de Ne­ben­pflicht, Nut­zer vor be­trü­ge­risch han­deln­den An­bie­tern zu war­nen, wenn er on­line ei­nen „Rat­ge­ber“ zur Ver­fü­gung stellt, in dem deut­lich auf be­ste­hen­de Be­trugs­ri­si­ken und Mög­lich­kei­ten zu ih­rer Ver­mei­dung (kei­ne Zah­lung oh­ne vor­he­ri­ge Be­sich­ti­gung des Fahr­zeugs, grund­sätz­lich nur Bar­zah­lung, be­son­de­re Vor­sicht bei Ab­wick­lung von Ge­schäf­ten über ei­ne Spe­di­ti­on oder Ree­de­rei) hin­ge­wie­sen wird.

AG Mün­chen, Ur­teil vom 15.09.2017 – 132 C 5588/17

Sach­ver­halt: Der Klä­ger be­gehrt von der be­klag­ten Be­trei­be­rin ei­ner In­ter­net­platt­form Scha­dens­er­satz we­gen ei­nes be­trü­ge­ri­schen In­se­rats.

Die be­klag­te Au­to­Scou­t24 GmbH be­treibt ei­ne In­ter­net­platt­form, auf der ge­werb­li­che und pri­va­te Ver­käu­fer Kraft­fahr­zeu­ge zum Kauf an­bie­ten und Kauf­in­ter­es­sen­ten Kon­takt mit den An­bie­tern auf­neh­men kön­nen. Bei der Re­gis­trie­rung müs­sen so­wohl An­bie­ter als auch Kauf­in­ter­es­sen­ten le­dig­lich ei­ne E-Mail-Adres­se an­ge­ben und ein Pass­wort fest­le­gen; wei­te­re An­ga­ben (z. B. Na­me oder Adres­se) müs­sen nicht ge­macht wer­den. Ein Kauf­in­ter­es­sent kann ei­nen Such­auf­trag für Fahr­zeu­ge mit be­stimm­ten Kri­te­ri­en (Mo­dell, Bau­jahr, Lauf­leis­tung etc.) an­le­gen; er wird dann von der Be­klag­ten über die bei der Re­gis­trie­rung an­ge­ge­be­ne E-Mail-Adres­se be­nach­rich­tigt, so­bald ein den Such­kri­te­ri­en ent­spre­chen­des Fahr­zeug zum Ver­kauf steht.

Der Klä­ger re­gis­trier­te sich auf der In­ter­net­platt­form der Be­klag­ten und leg­te ei­nen Such­auf­trag für ein Mo­tor­rad der Mar­ke BMW, Mo­dell R 80, R 80 RT, R 100 und R 100 RT an. Als im April 2017 auf der In­ter­net­platt­form der Be­klag­ten ein In­se­rat ver­öf­fent­licht wur­de, mit dem ei­ne BMW R 80 RT mit Stand­ort in S. zum Kauf an­ge­bo­ten wur­de, er­hielt der Klä­ger von der Be­klag­ten ei­ne E-Mail mit ei­nem Link zu die­sem In­se­rat. Die­se E-Mail ent­hält kei­ne Hin­wei­se auf be­trü­ge­ri­sche Vor­fäl­le und be­stimm­te Be­trugs­ma­schen.

Der Klä­ger nahm über ein von der Be­klag­ten zur Ver­fü­gung ge­stell­tes For­mu­lar Kon­takt zu dem An­bie­ter auf. Die­ser ant­wor­te­te dem Klä­ger am 24.04.2016 per (ex­ter­ner) E-Mail un­ter Nut­zung der Ab­sen­de­r­adres­se „b…44@​msn.​com“. Er bot an, das Mo­tor­rad von der Spe­di­ti­on S über­füh­ren zu las­sen; der Kauf­preis soll­te auf ein „Käu­fer­schutz­kon­to“ die­ser Spe­di­ti­on über­wie­sen wer­den.

Die E-Mail-Adres­se „b…44@​msn.​com“ war der Be­klag­ten zum da­ma­li­gen Zeit­punkt we­gen ver­däch­ti­ger Vor­fäl­le be­kannt.

Die Be­klag­te stellt on­line ei­nen „Rat­ge­ber“ mit In­for­ma­tio­nen un­ter an­de­rem zu den The­men „Ver­kauf“, „Kauf“, „Be­sitz“ und „Si­cher­heit“ zur Ver­fü­gung. Un­ter „Si­cher­heit“ wer­den Hin­wei­se für ei­ne „si­che­re Be­zah­lung“ ge­ben. Die­se Hin­wei­se ent­hal­ten den Rat, kei­ne An­zah­lung zu leis­ten und all­ge­mein kein Geld zu über­wei­sen, oh­ne das Fahr­zeug ge­se­hen zu ha­ben. Wei­ter heißt es, „der Vor­schlag, den Zah­lungs­ver­kehr über ei­ne Spe­di­ti­on oder Ree­de­rei ab­zu­wi­ckeln“, sei „sel­ten se­ri­ös“. Man sol­le nie­mals ein Fahr­zeug be­zah­len, oh­ne es ge­se­hen zu ha­ben. Die Be­klag­te ver­linkt zu­dem auf die un­ter an­de­rem von ihr und ei­ner Mit­be­wer­be­rin ins Le­ben ge­ru­fe­ne „In­itia­ti­ve Si­che­rer Au­to­kauf im In­ter­net“, auf de­ren In­ter­net­sei­ten sich eben­falls Si­cher­heits­hin­wei­se für Käu­fer fin­den.

Der Klä­ger be­haup­tet, er ha­be sich mit dem­je­ni­gen, der das streit­ge­gen­ständ­li­che In­se­rat auf der In­ter­net­platt­form der Be­klag­ten ver­öf­fent­licht ha­be, dar­über ge­ei­nigt, dass er – der Klä­ger – das an­ge­bo­te­ne Mo­tor­rad (BMW R 80 RT) für 4.000 € kau­fe. Den Kauf­preis ha­be er ver­ein­ba­rungs­ge­mäß auf ein so­ge­nann­tes Käu­fer­schutz­kon­to der Spe­di­ti­on S über­wie­sen, so­dann sei aber der Kon­takt zum Ver­käu­fer ab­ge­bro­chen und das Mo­tor­rad sei nicht ge­lie­fert wor­den.

Der Klä­ger be­haup­tet wei­ter, der An­bie­ter ha­be sich bei der Be­klag­ten un­ter der E-Mail-Adres­se „b…44@​msn.​com“ re­gis­triert. Die Be­klag­te ha­be die­se E-Mail-Adres­se trotz Kennt­nis von be­trü­ge­ri­schen Ak­ti­vi­tä­ten nicht ge­sperrt. Weil der ver­meint­li­che Ver­äu­ße­rer ihn – den Klä­ger – un­ter Ver­wen­dung der E-Mail-Adres­se „b…44@​msn.​com“ kon­tak­tiert ha­be, sei da­von aus­zu­ge­hen, dass die Be­klag­te be­reits sei­ne – des Klä­gers – An­fra­ge an eben die­se E-Mail-Adres­se wei­ter­ge­lei­tet ha­be.

Der Klä­ger meint, die Be­klag­te müs­se ihm ei­nen Scha­den in Hö­he von 4.000 € er­set­zen, der ihm durch die be­trü­ge­ri­sche Hand­lung des ver­meint­li­chen Ver­käu­fers ent­stan­den sei. Denn die Be­klag­te ha­be ih­re ver­trag­li­che Ne­ben­pflicht, ih­re Nut­zer vor be­trü­ge­ri­schen Ak­ti­vi­tä­ten zu schüt­zen, nicht er­füllt. Sie hät­te die be­trü­ge­risch ge­nutz­te E-Mail-Adres­se so­fort sper­ren und ih­re Nut­zer vor der hier in­ter­es­sie­ren­den Be­trugs­ma­sche war­nen müs­sen. Die all­ge­mei­nen In­for­ma­tio­nen zur Ab­wick­lung von Fahr­zeug­käu­fen reich­ten in­so­weit nicht aus. Dar­über hin­aus sei der Be­klag­ten das be­trü­ge­ri­sche Han­deln des ver­meint­li­chen Ver­käu­fers zu­zu­rech­nen, weil sie sich durch die Ver­öf­fent­li­chung des In­se­rats des­sen In­halt zu ei­gen ge­macht ha­be.

Die auf Zah­lung von 4.000 € nebst Zin­sen ge­rich­te­te Kla­ge hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: C. … Dem Klä­ger ste­hen die gel­tend ge­mach­ten An­sprü­che ge­gen die Be­klag­te nicht zu.

I. Ein An­spruch auf Zah­lung von 4.000 € steht der Kla­ge­par­tei ge­gen die Be­klag­te aus kei­ner er­denk­li­chen Rechts­grund­la­ge zu.

1. An­sprü­che er­ge­ben sich be­reits dem Grun­de nach nicht.

a) Ein An­spruch aus §§ 280 I, 241 II BGB be­steht nicht; ei­ne Ne­ben­pflicht­ver­let­zung der Be­klag­ten liegt nicht vor.

aa) Ei­ne Ne­ben­pflicht­ver­let­zung man­gels Sper­ren ei­ner E-Mail-Adres­se, die im Ver­dacht steht, für be­trü­ge­ri­sche Ak­ti­vi­tä­ten ge­nutzt zu wer­den, kann das Ge­richt hier nicht er­ken­nen. Zwar war die E-Mail-Adres­se „b…44@​msn.​com“ un­strei­tig auch der Be­klag­ten be­reits durch ver­däch­ti­ge Ak­ti­vi­tä­ten be­kannt. Es ist aber nicht an­zu­neh­men, dass sich die Per­son, die das ge­gen­ständ­li­che In­se­rat ein­ge­stellt hat, über die­se Adres­se bei der Be­klag­ten an­ge­mel­det hat.

Dar­le­gungs- und be­weis­be­las­tet wä­re hier­für nach all­ge­mei­nen Grund­sät­zen der Klä­ger. Die­ser hat in­so­fern vor­ge­tra­gen, der Um­stand, dass ein Drit­ter über die Adres­se „b…44@​msn.​com“ Kon­takt zu ihm auf­ge­nom­men ha­be, nach­dem der Klä­ger über das Kon­takt­for­mu­lar auf der Platt­form der Be­klag­ten ei­ne An­fra­ge ge­stellt hat, spre­che hier­für. Die­se An­nah­me ist in­des nicht ge­recht­fer­tigt. Denn es ist – wie all­ge­mein be­kannt – tech­nisch oh­ne Pro­ble­me mög­lich, auf ei­ne E-Mail, die an ei­ne be­stimm­te E-Mail-Adres­se ge­schrie­ben wor­den ist, mit­tels ei­ner an­de­ren E-Mail-Adres­se zu ant­wor­ten. Es ist da­her auch oh­ne Wei­te­res denk­bar, dass der In­se­rent nach Nut­zung des Kon­takt­for­mu­lars ei­ne E-Mail an die von ihm hin­ter­leg­te Adres­se er­hal­ten hat, dann aber für die wei­te­re Kom­mu­ni­ka­ti­on mit dem Klä­ger die Adres­se „b…44@​msn.​com“ be­nutzt hat.

Über­dies ist zu be­rück­sich­ti­gen, dass die Be­klag­te … ei­nen Aus­druck ih­rer in­ter­nen In­se­rats­ver­wal­tung vor­ge­legt hat, der das streit­ge­gen­ständ­li­che In­se­rat be­trifft. Auf die­sem ist als E-Mail-Adres­se aber ge­ra­de nicht „b…44@​msn.​com“, son­dern „p…H@​tonline.​de“ aus­ge­wie­sen. Dass es sich bei die­sem Aus­druck um ei­nen ent­spre­chen­den Aus­druck der In­se­rats­ver­wal­tung der Be­klag­ten han­delt, wur­de vom Klä­ger nicht be­strit­ten. Es ist da­her da­von aus­zu­ge­hen, dass das In­se­rat mit­tels der Adres­se „p…H@​tonline.​de“ ein­ge­stellt wor­den ist.

Dem An­trag des Klä­gers auf Er­ho­lung ei­nes Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­tens be­durf­te es dies­be­züg­lich nicht mehr, da nicht er­sicht­lich ist, in­wie­fern dies ein taug­li­ches Be­weis­mit­tel dar­stellt. Auch ein Sach­ver­stän­di­ger könn­te al­len­falls an­hand der in­ter­nen Da­ten der Be­klag­ten über­prü­fen, wel­che E-Mail-Adres­se für das In­se­rat be­nutzt wor­den ist. Die be­tref­fen­den in­ter­nen Da­ten hat die Be­klag­te aber … be­reits vor­ge­legt; auch der Ein­ver­nah­me der Be­klag­ten­zeu­gin W be­darf es hier­für nicht, da die Rich­tig­keit … von der Kla­ge­par­tei nicht in­fra­ge ge­stellt wor­den ist.

Dass eben­so Ver­dachts­mo­men­te im Be­zug auf die Adres­se „p…H@​tonline.​de“ be­stan­den, trägt der Klä­ger nicht vor. Auch sonst ist nicht er­sicht­lich, dass die Be­klag­te hin­rei­chen­de An­halts­punk­te für ei­ne vor­sorg­li­che Sper­re des In­se­rats hat­te.

bb) Ei­ne ver­trag­li­che Ne­ben­pflicht­ver­let­zung der Be­klag­ten be­steht auch nicht un­ter dem Ge­sichts­punkt ei­ner un­zu­rei­chen­den In­for­ma­ti­on ih­rer Nut­zer, ins­be­son­de­re des Klä­gers, hin­sicht­lich be­trü­ge­ri­scher Ak­ti­vi­tä­ten auf ih­rer Platt­form. Denn selbst wenn die Be­klag­te, was letzt­lich da­hin­ste­hen kann, zu der­ar­ti­gen In­for­ma­tio­nen ver­pflich­tet sein soll­te, ist sie die­ser Ver­pflich­tung durch um­fang­rei­che und oh­ne Wei­te­res ab­ruf­ba­re Hin­wei­se ge­recht ge­wor­den.

Die Be­klag­te hat ih­re Nut­zer mit­tels ei­nes Rat­ge­bers zur si­che­ren Ver­trags­ab­wick­lung und Hin­wei­ses auf die „In­itia­ti­ve Si­che­rer Au­to­kauf im In­ter­net“ auf be­ste­hen­de Be­trugs­ri­si­ken und Mög­lich­kei­ten zu ih­rer Ver­mei­dung auf­merk­sam ge­macht. So weist sie ins­be­son­de­re dar­auf hin, Zah­lun­gen nicht oh­ne vor­he­ri­ge Be­sich­ti­gung des Fahr­zeugs und grund­sätz­lich nur in bar zu leis­ten. Dar­über hin­aus wird deut­lich dar­auf hin­ge­wie­sen, dass die Ab­wick­lung von Ge­schäf­ten über ei­ne Spe­di­ti­on oder Ree­de­rei sel­ten se­ri­ös und da­her be­son­de­re Vor­sicht ge­bo­ten sei, ins­be­son­de­re kei­ne Vor­aus­zah­lun­gen ge­leis­tet wer­den soll­ten.

Die­se Hin­wei­se sind ent­ge­gen der An­sicht des Klä­gers nicht bloß all­ge­mein ge­hal­ten, son­dern durch­aus kon­kret. Denn wenn ein po­ten­zi­el­ler Käu­fer die ge­nann­ten Hin­wei­se der Be­klag­ten be­folgt, mit­hin erst nach Be­sich­ti­gung des Kauf­ge­gen­stands Zah­lung in Form von Bar­geld leis­tet und die Über­füh­rung nicht ei­ner Spe­di­ti­on über­lässt, ist ein Be­trug der­art, dass der Kauf­ge­gen­stand trotz Zah­lung nicht über­ge­ben wird, prak­tisch aus­ge­schlos­sen. In­so­fern ist nicht er­sicht­lich, wel­chen dar­über hin­aus­ge­hen­den Schutz ein noch kon­kre­te­rer Hin­weis der Be­klag­ten auf ei­ne kon­kre­te Be­trugs­ma­sche ge­bo­ten hät­te. Dies zeigt ge­ra­de auch der vor­lie­gen­de Fall, denn wenn der Klä­ger sich den vor­ge­nann­ten Hin­wei­sen der Be­klag­ten ent­spre­chend ver­hal­ten hät­te, wä­re ihm der von ihm be­haup­te­te Scha­den nicht ent­stan­den. Denn so­wohl vor Über­wei­sun­gen als auch vor Vor­aus­zah­lun­gen und vor al­lem Ver­trags­ab­wick­lun­gen über Spe­di­tio­nen wur­de sei­tens der Be­klag­ten deut­lich ge­warnt. Über­dies liegt schon dar­in, dass die Be­klag­te aus­drück­lich vor Ver­trags­ab­wick­lun­gen mit­tels Ree­de­rei­en oder Spe­di­tio­nen warnt, ein kon­kre­ter Hin­weis dar­auf, dass die ver­meint­li­che Ver­sen­dung des Kauf­ge­gen­stands durch ei­ne Spe­di­ti­on ge­gen Vor­aus­zah­lung des Käu­fers ei­ne üb­li­che Be­trugs­ma­sche ist.

Die­se Hin­wei­se sind, wie die In­au­gen­schein­nah­me der vor­ge­leg­ten Aus­dru­cke des In­ter­net­auf­tritts der Be­klag­ten er­gibt, auch kei­nes­falls ver­steckt und erst nach län­ge­rer Su­che zu fin­den.

Ent­ge­gen der An­sicht des Klä­gers be­durf­te es auch kei­nes ge­son­der­ten Hin­wei­ses der Be­klag­ten auf mög­li­che Täu­schungs­hand­lun­gen in der E-Mail, mit der sie den Klä­ger auf das In­se­rat des Mo­tor­rads auf­merk­sam ge­macht hat. Denn die­se Be­nach­rich­ti­gung hat der Klä­ger von der Be­klag­ten nicht et­wa un­auf­ge­for­dert er­hal­ten. Viel­mehr war da­für ein ent­spre­chen­der Such­auf­trag des Klä­gers ur­säch­lich, den die­ser auf der Home­page der Be­klag­ten er­stellt hat. In­so­fern hat­te der Klä­ger be­reits bei Er­stel­lung des Such­auf­trags die so­eben dar­ge­leg­te In­for­ma­ti­ons­mög­lich­keit hin­sicht­lich ei­ner si­che­ren Ver­trags­ab­wick­lung. Ei­nes er­neu­ten Hin­wei­ses in der Be­nach­rich­ti­gungs-E-Mail be­durf­te es da­her nicht.

Un­er­heb­lich ist da­bei, ob die Ab­wick­lung von Mo­tor­rad­ver­käu­fen über Spe­di­tio­nen, dem Vor­trag des Klä­gers ent­spre­chend, üb­lich ist. Denn für ei­ne et­wai­ge Pflicht­ver­let­zung der Be­klag­ten ist al­lein re­le­vant, ob sie In­for­ma­tio­nen zur Ver­fü­gung ge­stellt hat, die ei­nen Scha­den ver­mie­den hät­te. Dies war nach dem Ge­sag­ten der Fall. Da es auf die Fra­ge der üb­li­chen Ver­trags­ab­wick­lung in ver­gleich­ba­ren Fäl­len nicht an­kommt, war dar­über auch kein Be­weis zu er­he­ben, ins­be­son­de­re nicht durch die von dem Klä­ger an­ge­bo­te­ne Zeu­gen­ein­ver­nah­me von Mit­ar­bei­tern der DE­KRA.

b) Der Klä­ger hat auch kei­nen An­spruch auf Scha­dens­er­satz aus sons­ti­gen Vor­schrif­ten, ins­be­son­de­re de­lik­ti­schen Vor­schrif­ten.

aa) Ein An­spruch aus § 823 I BGB be­steht be­reits des­halb nicht, weil kei­nes der dort ge­nann­ten Rechts­gü­ter des Klä­gers ver­letzt wur­de.

bb) Auch ei­ne Haf­tung aus § 823 II BGB i. V. mit §§ 7 ff. TMG schei­det aus.

(1) Ei­ne Haf­tung schei­tert in­so­weit be­reits dar­an, dass die Ver­let­zung ei­nes Schutz­ge­set­zes nicht er­sicht­lich ist. Ins­be­son­de­re stel­len die §§ 7 ff. TMG kei­ne Schutz­ge­set­ze dar, weil sie kei­nen haf­tungs­be­grün­den­den Cha­rak­ter auf­wei­sen. Die Nor­men ha­ben viel­mehr pri­vi­le­gie­ren­den Cha­rak­ter und set­zen ei­ne Haf­tung nach all­ge­mei­nen Vor­schrif­ten vor­aus (vgl. BGH, Urt. v. 27.03.2007 – VI ZR 101/06, GRUR 2007, 724 Rn. 6; s. auch § 7 I TMG).

(2) Des­wei­te­ren sind die Nor­men des TMG, selbst wenn man ih­nen die Ei­gen­schaft als Schutz­ge­set­ze ein­räu­men woll­te, auf die vor­lie­gen­de Kon­stel­la­ti­on schon gar nicht an­wend­bar.

Die §§ 7 bis 10 TMG be­stim­men, un­ter wel­chen Vor­aus­set­zun­gen Diens­te­an­bie­ter im Be­reich der Te­le­me­di­en für ver­öf­fent­lich­te In­hal­te ver­ant­wort­lich sind. An­wen­dung fin­den die §§ 7 ff. TMG dem­nach dann, wenn ge­ra­de die Ver­öf­fent­li­chung von In­hal­ten in Te­le­me­di­en zu ei­ner Rechts­ver­let­zung ge führt hat.

Ei­ne da­mit ver­gleich­ba­re Fall­ge­stal­tung lag hier nicht vor. Denn die Ver­öf­fent­li­chung der An­zei­ge durch die Be­klag­te führ­te als sol­che nicht zu ei­ner Rechts­ver­let­zung. Viel­mehr hat die Be­klag­te durch die Ver­öf­fent­li­chung der zu­nächst ein­mal un­ver­däch­ti­gen An­zei­ge des ver­meint­li­chen Ver­käu­fers und die Her­stel­lung ei­ner Kon­takt­mög­lich­keit für den Klä­ger ih­re Leis­tung feh­ler­frei er­bracht. Erst im An­schluss dar­an und au­ßer­halb des Ein­fluss­be­reichs der Be­klag­ten kam es zu der von dem Klä­ger be­haup­te­ten Rechts­ver­let­zung. Ur­säch­lich da­für war zu­nächst der be­haup­te­te Ent­schluss des ver­meint­li­chen Ver­käu­fers, den Klä­ger um den Kauf­preis zu be­trü­gen, und die sich dar­an an­schlie­ßen­de Täu­schungs­hand­lung. Hin­zu kam der ei­ge­ne Ent­schluss des Klä­gers, oh­ne Be­sich­ti­gung des Fahr­zeugs Vor­aus­zah­lung zu leis­ten. Für den be­haup­te­ten Scha­den des Klä­gers ur­säch­li­chen war mit­hin ei­ne der Leis­tung der Be­klag­ten nach­ge­la­ger­te Täu­schung des Klä­gers durch Drit­te und ein da­mit kor­re­spon­die­ren­der Irr­tum des Klä­gers. Es ist in­des nicht Zweck der Nor­men des TMG, vor der­ar­ti­gen Täu­schun­gen zu schüt­zen.

Folg­lich kommt es auch auf die Fra­ge, ob die Be­klag­te sich die In­hal­te im Sin­ne der BGH-Recht­spre­chung zum TMG zu ei­gen ge­macht hat, nicht an.

(3) Selbst wenn man dem­ge­gen­über ei­ne blo­ße mit­tel­ba­re Ur­säch­lich­keit der An­zei­gen­ver­öf­fent­li­chung im In­ter­net für ei­ne An­wen­dung der Nor­men des TMG aus­rei­chen las­sen woll­te, er­gä­be sich vor­lie­gend kei­ne Haf­tung der Be­klag­ten.

(a) Denn selbst wenn man ei­ne Haf­tung der Be­klag­ten im Grund­satz an­neh­men und das TMG für an­wend­bar hal­ten wür­de, fän­de zu­min­dest die Pri­vi­le­gie­rung des § 10 Satz 1 Nr. 1 TMG An­wen­dung, wo­nach der Diens­te­an­bie­ter für frem­de In­for­ma­tio­nen, die ein Nut­zer spei­chert, nur haf­tet, wenn er von den rechts­wid­ri­gen Vor­gän­gen Kennt­nis hat­te oder die­se of­fen­sicht­lich wa­ren. Es wur­de oben be­reits aus­ge­führt, dass die Er­stel­lung des In­se­rats mit­tels ei­ner un­ver­däch­ti­gen, der Be­klag­ten nicht be­kann­ten E-Mail-Adres­se durch­ge­führt wur­de, die­se al­so ge­ra­de kei­ne Kennt­nis von et­wai­gen rechts­wid­ri­gen Vor­gän­gen hat­te und sol­che auch nicht of­fen­sicht­lich wa­ren.

(b) Dar­über hin­aus ist un­ab­hän­gig von Be­son­der­hei­ten des TMG ei­ne Zu­rech­nung der Täu­schungs­hand­lung ge­gen­über der Be­klag­ten schon nach all­ge­mei­nen de­liktsrecht­li­chen Grund­sät­zen aus­ge­schlos­sen.

Denn ei­ne Haf­tung der Be­klag­ten kä­me al­len­falls dann in Be­tracht, wenn ihr selbst ei­ne Ver­let­zung von Ver­kehrs­pflich­ten da­durch vor­zu­wer­fen wä­re, dass sie kei­ne aus­rei­chen­den Vor­keh­run­gen ge­trof­fen hat, um den von dem Klä­ger be­haup­te­ten Scha­den ab­zu­wen­den.

Dies war hier in­des nicht der Fall, denn die Be­klag­te war nach dem oben Ge­sag­ten nicht in der La­ge, die be­ab­sich­tig­te be­trü­ge­ri­sche Ver­wen­dung des In­se­rats zu er­ken­nen, und konn­te folg­lich auch kei­ne Vor­keh­run­gen zur Scha­dens­ver­mei­dung tref­fen. Dar­über hin­aus hat die Be­klag­te, wie be­reits aus­ge­führt, vor mög­li­chen be­trü­ge­ri­schen Ak­ti­vi­tä­ten deut­lich ge­warnt und Hin­wei­se zur Scha­dens­ver­mei­dung zur Ver­fü­gung ge­stellt.

2. Selbst wenn man An­sprü­che dem Grun­de nach be­ja­hen wür­de, fehl­te es am Be­weis ei­nes Scha­dens­er­satz­an­spruchs der Hö­he nach. Un­ge­ach­tet der Fra­ge ei­nes Mit­ver­schul­dens – das nach ge­richt­li­cher Be­ur­tei­lung auf­grund der un­strei­ti­gen Um­stän­de in er­heb­li­chem Um­fang zu be­ja­hen wä­re – hat der Klä­ger kei­ner­lei Be­wei­se für ei­nen Scha­den er­bracht.

Der Klä­ger hat mit sei­ner Kla­ge dies­be­züg­lich nur vor­ge­tra­gen, er ha­be den Kauf­preis von 4.000 € auf das von dem An­bie­ter an­ge­bo­te­ne Käu­fer­schutz­kon­to über­wie­sen. Die Be­klag­te führ­te mit ih­rer Kla­ge­er­wi­de­rung vom 16.05.2017 aus, dass die Um­stän­de des Kaufs mit Nicht­wis­sen be­strit­ten wür­den, ins­be­son­de­re, wann der Klä­ger sich mit dem an­geb­li­chen Ver­käu­fer ge­ei­nigt ha­ben will und wann ei­ne Zah­lung auf ein an­geb­li­ches „Käu­fer­schutz­kon­to“ er­folgt sein soll, fer­ner, dass der Klä­ger be­reits nicht vor­ge­tra­gen ha­be, an wel­che Kon­to­ver­bin­dung er das Geld über­wie­sen ha­ben will, zu­mal die Spe­di­ti­on nicht ein­mal exis­tiert.

Das Be­strei­ten mit Nicht­wis­sen war da­bei zu­läs­sig (§ 138 IV ZPO), da sich die Um­stän­de des Kaufs und der Zah­lung al­lein in der Sphä­re des Klä­gers ab­ge­spielt ha­ben und die Be­klag­te dies­be­züg­lich kei­ne ei­ge­nen Wahr­neh­mun­gen ha­ben kann.

Aus die­sem Grund wä­re es Sa­che des nach all­ge­mei­nen Grund­sät­zen be­weis­be­las­te­ten Klä­gers ge­we­sen, sub­stan­zi­iert zu den Um­stän­den ei­ner Zah­lung vor­zu­tra­gen und fer­ner hier­für Be­weis an­zu­bie­ten, et­wa durch Vor­la­ge ent­spre­chen­der Über­wei­sungs­be­le­ge und Kon­to­aus­zü­ge. In sei­ner Stel­lung­nah­me vom 27.06.2017 hat der Klä­ger je­doch dies­be­züg­lich kei­ner­lei Sub­stan­zi­ie­rung vor­ge­bracht, auch Be­weis wur­de nicht an­ge­bo­ten. Auch sonst er­folg­te kei­ner­lei Be­weis­an­ge­bot.

II. Die Zins­for­de­rung teilt das Schick­sal der Haupt­for­de­rung. …

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