Heißt es im Kauf­ver­trag über ei­nen Ge­braucht­wa­gen „Chip­tu­ning wird vom Käu­fer ge­löscht, da il­le­gal“, so ha­ben die Ver­trags­par­tei­en ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung (§ 434 I 1 BGB) des In­halts ge­trof­fen, dass der Käu­fer ein (noch) chip­ge­tun­tes Fahr­zeug er­hält. Die­se Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung ist auch dann wirk­sam, wenn der Ver­käu­fer den Käu­fer nur dar­auf hin­weist, dass es beim Be­trieb des ge­tun­ten Fahr­zeugs zu ei­nem Mo­tor­scha­den kom­men kann, und ihn nicht zu­gleich über die ge­naue Art des Tu­nings und des­sen zu­las­sungs- und ver­si­che­rungs­recht­li­chen Fol­gen auf­klärt.

OLG Ko­blenz, Be­schluss vom 24.02.2016 – 10 U 490/15

Sach­ver­halt: Der Klä­ger nimmt die Be­klag­te auf Rück­ab­wick­lung ei­nes Kfz-Kauf­ver­trags in An­spruch.

Er er­warb von der Be­klag­ten mit Kauf­ver­trag vom 25.01.2011 ei­nen ge­brauch­ten Pkw (Sub­aru Im­p­re­za WRX STI) mit ei­ner Lauf­leis­tung von 97.000 km. Der Kauf­preis in Hö­he von 15.800 € wur­de von der B-Bank, der das Fahr­zeug si­che­rungs­über­eig­net wur­de, fi­nan­ziert.

Im Kauf­ver­trag heißt es un­ter an­de­rem: „Chip­tu­ning wird vom Käu­fer ge­löscht, da il­le­gal.“

Der Klä­ger hat­te be­reits auf der Heim­fahrt nach O. Pro­ble­me mit dem Fahr­zeug, wes­halb er zu­nächst in die Werk­statt des Be­klag­ten zu­rück­kehr­te. So­dann trat er mit dem Fah­reug er­neut den Heim­weg an, oh­ne dass das Chip­tu­ning ge­löscht wor­den war. Im Mai 2011 wur­de an dem Pkw bei ei­ner Lauf­leis­tung von 104.141 km ein Mo­tor­scha­den fest­ge­stellt.

Mit An­walts­schrei­ben vom 11.05.2011 for­der­te der Klä­ger die Be­klag­te un­ter Frist­set­zung auf, den Mo­tor­scha­den zu be­he­ben; an­dern­falls be­hal­te er sich vor, die Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­tra­ges zu ver­lan­gen. Mit­te Mai 2011 ließ die Be­klag­te das Fahr­zeug bei dem Klä­ger ab­ho­len und sag­te zu, es im Rah­men der Ge­währ­leis­tung zu re­pa­rie­ren. Nach wei­te­ren Män­gel­be­sei­ti­gungs­auf­for­de­run­gen er­klär­te der Klä­ger schließ­lich mit Schrei­ben vom 03.08.2011 den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag und for­der­te die Be­klag­te auf, ihm bis zum 14.08.2011 so­wohl den Kauf­preis zu­rück­zu­zah­len als auch Er­satz für ei­nen Nut­zungs­aus­fall­scha­den zu leis­ten. Am 11.08.2011 führ­te die Be­klag­te schließ­lich die Re­pa­ra­tur des Fahr­zeugs durch, in­dem sie ei­nen Teil­mo­tor ein­bau­te.

Der Klä­ger ver­langt ne­ben der Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses für 65 Ta­ge ei­ne Nut­zungs­aufall­ent­schä­di­gung in Hö­he von 65 €/Tag und hat sei­nen Zah­lungs­an­spruch dem­ge­mäß mit (15.800 € + 4.225 € =) 20.025 € be­zif­fert.

Das Land­ge­richt hat die haupt­säch­lich auf Zah­lung die­ses Be­tra­ges ge­rich­te­te Kla­ge nach Ein­ho­lung ei­nes Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­tens ab­ge­wie­sen.

Zur Be­grün­dung hat es im We­sent­li­chen aus­ge­führt, es sei nicht be­wie­sen, dass der vom Klä­ger er­wor­be­ne Pkw schon bei der Über­ga­be ei­nen Sach­man­gel auf­ge­wie­sen ha­be. Dass das Fahr­zeug chip­ge­tunt ge­we­sen sei, be­grün­de kei­nen Sach­man­gel i. S. des § 434 I 1 BGB, weil das Vor­han­den­sein des Chip­tu­nings Ge­gen­stand der Ver­ein­ba­rung der Par­tei­en ge­we­sen sei, in­so­weit al­so die Ist-Be­schaf­fen­heit des Kauf­ge­gen­stan­des der aus­drück­lich ver­ein­bar­ten Soll-Be­schaf­fen­heit ent­spro­chen ha­be. Hier­an än­de­re sich auch nichts im Hin­blick dar­auf, dass der Klä­ger sich ver­pflich­tet ha­be, das – in Deutsch­land il­le­ga­le – Chip­tu­ning nach Er­werb des Pkw zu lö­schen. Denn dass das Chip­tu­ning il­le­gal war, sei dem Klä­ger be­wusst ge­we­sen; soll­te we­gen des Chip­tu­nings die Be­triebs­er­laub­nis des Pkw er­lo­schen sein, so sei dem Klä­ger auch dies be­kannt ge­we­sen.

Der Klä­ger ha­be auch nicht be­wie­sen, dass der Pkw aus an­de­ren Grün­den man­gel­haft ge­we­sen sei. Dass das Fahr­zeug, um ei­nen Mo­tor­scha­den zu ver­mei­den, nicht un­ter vol­ler Aus­nut­zung der Leis­tungs­stei­ge­rung ha­be ge­fah­ren wer­den sol­len, be­grün­de kei­nen Sach­man­gel i. S. des § 434 I 2 BGB, weil in­so­weit al­lein die Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung für das Vor­lie­gen ei­nes Man­gels ent­schei­dend sei.

Zwar wä­re der Pkw i. S. des § 434 I 2 BGB man­gel­haft ge­we­sen, wenn er be­reits bei Ge­fahr­über­gang ei­nen Mo­tor­scha­den auf­ge­wie­sen hät­te. Nach den Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen Dipl.-Ing. J zei­ge in­des der Mo­tor ein (ty­pi­sches) Scha­dens­bild, das auf ei­ne Leis­tungs­stei­ge­rung – mit der Fol­ge ei­ner deut­li­chen Er­hö­hung des vom Tur­bo­la­der er­zeug­ten La­de­drucks –, ver­bun­den mit der Aus­nut­zung der Leis­tungs­stei­ge­rung durch den Fah­rer, zu­rück­zu­füh­ren sei. Auf­grund der tech­ni­schen Zu­sam­men­hän­ge kön­ne da­von aus­ge­gan­gen wer­den, dass der Zeit­raum zwi­schen dem Be­ginn des Scha­dens (Bruch ei­nes Kol­ben­ring­stegs) und dem Aus­fall des Mo­tors, das heißt dem Funk­ti­ons­aus­fall des ers­ten Zy­lin­ders, re­la­tiv kurz ge­we­sen sei. Die zwi­schen dem Er­werb des Fahr­zeugs und dem Ein­tritt des Mo­tor­scha­dens zu­rück­ge­leg­te Fahr­stre­cke von rund 7.000 km sei so hoch, dass aus tech­ni­scher Sicht mit an Si­cher­heit gren­zen­der Wahr­schein­lich­keit da­von aus­ge­gan­gen wer­den kön­ne, dass der Mo­tor­scha­den erst nach Über­ga­be des Fahr­zeugs an den Klä­ger ent­stan­den sei. Dass der Pkw be­reits auf der Rück­fahrt von der Be­klag­ten zum Wohn­ort des Klä­gers lie­gen ge­blie­ben sei, sei bei rea­lis­ti­scher Be­trach­tung nicht mit dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Mo­tor­scha­den in Ver­bin­dung zu brin­gen, denn dies wür­de be­deu­ten, dass der Klä­ger die rund 7.000 km mit nur drei funk­tio­nie­ren­den Zy­lin­dern ge­fah­ren wä­re.

Der Klä­ger ha­be auch un­ter dem Ge­sichts­punkt des Scha­dens­er­sat­zes – we­gen Ver­let­zung ei­ner vor­ver­trag­li­chen Auf­klä­rungs­pflicht – kei­nen An­spruch auf Rück­ab­wick­lung des streit­ge­gen­ständ­li­chen Kauf­ver­trags. Denn er ha­be den ihm ob­lie­gen­den Be­weis für die Ver­let­zung ei­ner vor­ver­trag­li­chen Auf­klä­rungs­pflicht nicht er­bracht. Viel­mehr sei die Be­haup­tung des Klä­gers wi­der­legt, die Be­klag­te ha­be ihn vor Ver­trags­ab­schluss nicht dar­auf hin­ge­wie­sen, dass mit dem Wei­ter­be­trieb des ge­tun­ten Fahr­zeugs un­ter Aus­nut­zung der vol­len Leis­tungs­stei­ge­rung die Ge­fahr des Ein­tritts ei­nes Mo­tor­scha­dens ver­bun­den sei. Der Zeu­ge K ha­be – so das Land­ge­richt – an­ge­ge­ben, er ha­be den Klä­ger dar­auf hin­ge­wie­sen, dass das Chip­tu­ning von Nach­teil sein kön­ne. Durch die Leis­tungs­stei­ge­rung sei die Ver­bren­nungs­tem­pe­ra­tur im Mo­tor hö­her, was den Ver­schleiß er­hö­he. Er ha­be auch er­klärt, dass in­fol­ge des Chip­tu­nings die Mög­lich­keit ei­nes Mo­tor­scha­dens be­ste­he. Die Be­kun­dun­gen des Zeu­gen K sei­en trotz ge­wis­ser Un­si­cher­hei­ten des Zeu­gen be­züg­lich des Wo­chen­ta­ges, an dem er den Hin­weis er­teilt ha­be, glaub­haft. Dass die Zeu­gen B und S von die­sen Hin­wei­sen des Zeu­gen K nichts ge­wusst hät­ten, ste­he dem nicht ent­ge­gen, weil sie die Ge­sprä­che zwi­schen dem Klä­ger und dem Zeu­gen K nach ei­ge­nem Be­kun­den nicht lü­cken­los ver­folgt hät­ten. Ei­ne Auf­klä­rung in schrift­li­cher Form sei schon des­halb nicht er­for­der­lich ge­we­sen, weil sich der Klä­ger ver­pflich­tet ha­be, das Tu­ning zu­rück­zu­bau­en, wes­we­gen das Fahr­zeug bei ver­trags­treu­em Ver­hal­ten des Klä­gers al­len­falls noch ge­ring­fü­gig im ge­tun­ten Zu­stand ge­fah­ren wor­den wä­re.

Die Be­ru­fung des Klä­gers hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: II. … Der Se­nat hat mit Hin­weis­be­schluss … vom 15.10.2015 dar­auf hin­ge­wie­sen, dass die Be­ru­fung of­fen­sicht­lich kei­ne Aus­sicht auf Er­folg … ha­be …

Der Se­nat hat hier­zu im Ein­zel­nen dar­ge­legt:

„Das land­ge­richt­li­che Ur­teil ent­spricht der Rechts­la­ge und ent­hält kei­ne Feh­ler. Die ge­trof­fe­nen Fest­stel­lun­gen sind voll­stän­dig und recht­fer­ti­gen kei­ne an­de­re Ent­schei­dung …

1. Zu Recht hat das Land­ge­richt ei­nen An­spruch des Klä­gers auf Rück­ge­währ des ge­zahl­ten Kauf­prei­ses (15.800 €) und auf Er­satz ei­nes be­haup­te­ten Nut­zungs­aus­fall­scha­dens (für 65 Ta­ge à 65 €/Tag, ins­ge­samt 4.225 €) ge­mäß §§ 346, 440, 437 Nr. 2 und 3, 281, 434 I, 433 BGB ver­neint. Der Klä­ger ist we­der wirk­sam vom Kauf­ver­trag zu­rück­ge­tre­ten, noch kann er un­ter dem Ge­sichts­punkt kauf­recht­li­cher Sach­män­gel­ge­währ­leis­tung Scha­den­er­satz ver­lan­gen. Vor­aus­set­zung für bei­des wä­re, dass das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug bei Ge­fahr­über­gang man­gel­haft war. Da­von ist  nicht aus­zu­ge­hen.

2. a) Das Fahr­zeug war nicht des­halb man­gel­haft, weil es bei Ge­fahr­über­gang chip­ge­tunt war. Oh­ne Er­folg macht der Klä­ger mit sei­ner Be­ru­fung gel­tend, das Fahr­zeug sei auf­grund des Chip­tu­nings für die üb­li­che Ver­wen­dung i. S. des § 434 I Nr. 2 BGB nicht ge­eig­net ge­we­sen, weil auf­grund des Tu­nings bei Aus­nut­zung der hier­durch be­ding­ten Mehr­leis­tung auf der Au­to­bahn die ganz kon­kre­te Ge­fahr ei­nes Mo­tor­scha­dens be­stan­den ha­be; die­se Ge­fahr sei zu­dem von der Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung ‚Chip­tu­ning‘ nicht er­fasst.

Der Klä­ger ver­kennt die Sys­te­ma­tik des § 434 I BGB, die ei­nen Rück­griff auf die Fall­grup­pen des Sat­zes 2 der Be­stim­mung nicht zu­lässt. Nach § 434 I 1 BGB ist die Sa­che frei von Sach­män­geln, wenn sie bei Ge­fahr­über­gang die ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit hat. So­weit die Be­schaf­fen­heit nicht ver­ein­bart ist, ist sie frei von Sach­män­geln, wenn sie sich für die nach dem Ver­trag vor­aus­ge­setz­te Ver­wen­dung eig­net (Satz 2 Nr. 1), sonst, wenn sie sich für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung eig­net und ei­ne Be­schaf­fen­heit auf­weist, die bei Sa­chen der glei­chen Art üb­lich ist und die der Käu­fer nach der Art der Sa­che er­war­ten kann (Satz 2 Nr. 2). Maß­geb­lich für die Be­stim­mung der Soll-Be­schaf­fen­heit des Fahr­zeu­ges sind da­mit in ers­ter Li­nie die Ver­ein­ba­run­gen der Par­tei­en; nur in Er­man­ge­lung ei­ner sol­chen Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung ist auf die wei­te­ren Kri­te­ri­en in § 434 I 2 BGB zu­rück­zu­grei­fen.

In dem zwi­schen den Par­tei­en ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trag vom 25.01.2011 ist hand­schrift­lich ein­ge­tra­gen: ‚Chip­tu­ning wird vom Käu­fer ge­löscht, da il­le­gal‘. Durch Un­ter­zeich­nung des Ver­tra­ges ha­ben die Par­tei­en mit­hin in ih­ren ver­trag­li­chen Wil­len auf­ge­nom­men, dass das Fahr­zeug bei Ge­fahr­über­gang auf den Klä­ger (noch) chip­ge­tunt sein soll­te. Hier­in liegt ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung i. S. des § 434 I 1 BGB, die in­so­weit auch der Klä­ger nicht in Ab­re­de stellt. Auf­grund die­ser Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung kommt es im Rah­men der Prü­fung ei­nes Sach­man­gels auf die in­so­weit nur nach­ran­gig her­an­zu­zie­hen­de Eig­nung der Kauf­sa­che zur ver­trag­lich vor­aus­ge­setz­ten Ver­wen­dung nicht mehr an. Ob und in­wie­weit die Be­klag­te ver­pflich­tet war, den Klä­ger auf die prak­ti­schen Kon­se­quen­zen der Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung für die Nutz­bar­keit des Fahr­zeu­ges hin­zu­wei­sen – et­wa auf die Ge­fahr ei­ner er­heb­li­chen Ver­kür­zung der Le­bens­dau­er des Fahr­zeu­ges je nach Art sei­ner Nut­zung –, wird in an­de­rem Zu­sam­men­hang zu er­ör­tern sein.

b) Das Fahr­zeug war auch nicht des­halb man­gel­haft, weil es bei Ge­fahr­über­gang be­reits ei­nen Mo­tor­scha­den auf­ge­wie­sen hät­te. Ein sol­cher Mo­tor­scha­den wä­re zwar un­zwei­fel­haft als Sach­man­gel i. S. des § 434 I 2 BGB (auf den in­so­weit zu­rück­ge­grif­fen wer­den kann, weil die Par­tei­en über die ak­tu­el­le Funk­ti­ons­fä­hig­keit des Mo­tors kei­ne aus­drück­li­chen Ver­ein­ba­run­gen ge­trof­fen ha­ben) zu be­wer­ten. Tat­säch­lich lag der spä­ter zu­ta­ge ge­tre­te­ne Mo­tor­scha­den in­des nicht be­reits bei Ge­fahr­über­gang vor.

Oh­ne Er­folg be­ruft sich der Klä­ger in die­sem Zu­sam­men­hang auf die Ver­mu­tung des § 476 BGB. Zeigt sich in­ner­halb von sechs Mo­na­ten seit Ge­fahr­über­gang ein Sach­man­gel, so wird da­nach grund­sätz­lich ver­mu­tet, dass die Sa­che be­reits bei Ge­fahr­über­gang man­gel­haft war. Vor­lie­gend ist der Mo­tor­scha­den zwar im Mai 2011, mit­hin in­ner­halb von sechs Mo­na­ten nach Ge­fahr­über­gang, fest­ge­stellt wor­den. Es ist der Be­klag­ten je­doch ge­lun­gen, die Ver­mu­tung des § 476 BGB zu wi­der­le­gen.

Zu Recht hat das Land­ge­richt auf­grund der in ers­ter In­stanz durch­ge­führ­ten Be­weis­auf­nah­me aus­ge­führt, Ur­sa­che des Mo­tor­scha­dens sei mit an Si­cher­heit gren­zen­der Wahr­schein­lich­keit das leis­tungs­stei­gern­de Chip­tu­ning, ver­bun­den mit ei­ner er­heb­li­chen Er­hö­hung des La­de­drucks, im Zu­sam­men­wir­ken mit ei­ner Aus­nut­zung der tu­ningbe­ding­ten Leis­tungs­stei­ge­rung durch den Klä­ger ge­we­sen. We­gen der tech­ni­schen Vor­gän­ge im Mo­tor bei Scha­dens­ent­ste­hung wird auf die Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen Dipl.-Ing. J in sei­nem Gut­ach­ten vom 26.03.2014 Be­zug ge­nom­men, die sich das Land­ge­richt in dem an­ge­foch­te­nen Ur­teil zu ei­gen ge­macht hat und de­nen sich auch der Se­nat an­schließt. Der Zeit­raum zwi­schen dem Be­ginn des Scha­dens (Bruch ei­nes Kol­ben­ring­stegs) und dem Aus­fall des Mo­tors müs­se da­nach, so das Land­ge­richt wei­ter, re­la­tiv kurz ge­we­sen sein. Zwi­schen dem Er­werb des Fahr­zeugs und dem Auf­tre­ten des Mo­tor­scha­dens sei­en ca. 7.000 km zu­rück­ge­legt wor­den. An­ge­sichts die­ser Lauf­leis­tung müs­se mit an Si­cher­heit gren­zen­der Wahr­schein­lich­keit da­von aus­ge­gan­gen wer­den, dass der Mo­tor­scha­den erst nach Über­ga­be ent­stan­den sei. Die ge­gen­tei­li­ge An­nah­me wür­de be­deu­ten, dass der Klä­ger rund 7.000 km mit nur drei funk­ti­ons­fä­hi­gen Zy­lin­dern ge­fah­ren sei.

Der Klä­ger wen­det hier­ge­gen mit sei­ner Be­ru­fung ein, es sei nicht er­sicht­lich, war­um das nicht der Fall ge­we­sen sein sol­le. Das Wei­ter­fah­ren mit nur drei Zy­lin­dern stel­le of­fen­bar ei­ne rea­lis­ti­sche Mög­lich­keit dar. Da­her blei­be es bei der Ver­mu­tung des § 476 BGB.

Die Ar­gu­men­ta­ti­on des Klä­gers ver­kennt be­reits, dass der Sach­ver­stän­di­ge es of­fen­sicht­lich als prak­tisch aus­ge­schlos­sen er­ach­tet hat, mit ei­nem Mo­tor­scha­den der vor­lie­gen­den Art – auf dann nur noch drei Zy­lin­dern – 7.000 km weit zu fah­ren. Vor al­lem aber ist die im Be­ru­fungs­ver­fah­ren an­ge­stell­te Über­le­gung des Klä­gers, es kön­ne so ge­we­sen sein, nicht mit sei­nem üb­ri­gen Vor­brin­gen in Ein­klang zu brin­gen.

Der Klä­ger hat­te ur­sprüng­lich be­haup­tet, der Man­gel sei be­reits auf der Heim­fahrt von der Fahr­zeug­über­nah­me an sei­nen Wohn­ort O. auf­ge­tre­ten und ha­be sich dar­an ge­zeigt, dass das Fahr­zeug rauch­te. Den Zeit­punkt des Auf­tre­tens des Mo­tor­scha­dens hat die Be­klag­te un­ter Hin­weis auf die Ki­lo­me­ter­stän­de be­strit­ten. Die Ki­lo­me­ter­stän­de bei Über­ga­be des Fahr­zeugs und bei Fest­stel­lung des Mo­tor­scha­dens sind be­legt und, samt der Dif­fe­renz bei­der Wer­te um 7.000 km, vom Klä­ger auch nicht be­strit­ten. Ste­hen ge­blie­ben ist der Vor­trag des Klä­gers – der im Üb­ri­gen auch zur Be­schrei­bung der Scha­dens­ent­ste­hung durch den Sach­ver­stän­di­gen passt –, das Fahr­zeug ha­be ‚ge­raucht‘. Der Scha­den hat sich mit­hin un­strei­tig in ei­ner auch für Lai­en deut­li­chen und ge­mein­hin als be­sorg­nis­er­re­gend er­ach­te­ten Wei­se ge­zeigt. Der Klä­ger selbst hat­te zu­nächst vor­ge­tra­gen, er ha­be das Fahr­zeug un­mit­tel­bar nach die­sen An­zei­chen in die Werk­statt ge­bracht. An die­sem Vor­trag hat er sich fest­hal­ten zu las­sen, zu­mal er nicht nach­voll­zieh­bar er­läu­tert, war­um er – wenn nicht auf­grund ei­nes ‚Rau­chens‘ des Fahr­zeu­ges erst nach 7.000 km – das Fahr­zeug zu die­sem spä­ten Zeit­punkt über­haupt in ei­ner Werk­statt vor­ge­stellt ha­ben will.

Mit dem Land­ge­richt sieht der Se­nat des­halb als er­wie­sen an, dass der Mo­tor­scha­den erst ge­rau­me Zeit nach Über­ga­be ein­ge­tre­ten ist. Zwar ist un­strei­tig, dass auch am Tag der Über­ga­be be­reits Pro­ble­me auf­ge­tre­ten sind, die dem Klä­ger An­lass ge­ge­ben ha­ben, noch am glei­chen Tag zur Be­klag­ten zu­rück­zu­keh­ren und das Fahr­zeug dort vor­zu­stel­len. Die­se Pro­ble­me wa­ren in­des of­fen­bar ge­ring­fü­gi­ge­rer Na­tur; der Zeu­ge K be­rich­te­te von ei­ner bren­nen­den Mo­tor­kon­troll­leuch­te. So­weit der Zeu­ge K wei­ter be­kun­det hat, das Mo­tor­dia­gno­se­ge­rät ha­be ein Über­dre­hen des Mo­tors er­wie­sen, kann der Klä­ger auch hier­aus nicht her­lei­ten, der Mo­tor­scha­den sei be­reits bei Über­ga­be vor­han­den oder zu­min­dest im Keim an­ge­legt ge­we­sen. Auch der Klä­ger be­haup­tet nicht, die Mo­tor­kon­troll­leuch­te ha­be be­reits vor Über­ga­be des Mo­tors ge­brannt.

Nach al­le­dem ist er­wie­sen, dass der Mo­tor­scha­den erst nach ei­ner Fahrt­stre­cke von rund 7.000 km ab Fahr­zeug­über­ga­be auf­ge­tre­ten ist. Es fehlt an ei­nem Sach­man­gel i. S. des § 434 BGB, auf den der Klä­ger kauf­recht­li­che Män­gel­ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che stüt­zen könn­te.

3. Die Be­klag­te ist dem Klä­ger auch nicht un­ter dem Ge­sichts­punkt ei­ner Ver­let­zung vor­ver­trag­li­cher Auf­klä­rungs­pflich­ten nach § 280 IBGB zum Scha­den­er­satz ver­pflich­tet.

Der Klä­ger macht gel­tend, die Be­klag­te ha­be es pflicht­wid­rig ver­säumt, ihn dar­auf hin­zu­wei­sen, dass bei ei­nem chip­ge­tun­ten Fahr­zeug die Ge­fahr ei­nes Mo­tor­scha­dens be­ste­he, wenn die Leis­tung des Fahr­zeu­ges aus­ge­nutzt wer­de. Das Chip­tu­ning ge­he mit ei­ner Ver­kür­zung der Le­bens­dau­er des Fahr­zeu­ges ein­her, die sich für den durch­schnitt­li­chen Ku­fer nicht be­reits aus der Ver­wen­dung des Be­grif­fes ‚Chip­tu­ning‘ er­ge­be und auf die die Be­klag­te des­halb auch im Fal­le ei­ner ent­spre­chen­den Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung hät­te hin­wei­sen müs­sen.

Den Klä­ger trifft die Dar­le­gungs- und Be­weis­last für die Ver­let­zung der vor­ver­trag­li­chen Auf­klä­rungs­pflicht durch die Be­klag­te. Die­sen Be­weis hat der Klä­ger nach den zu­tref­fen­den und über­zeu­gen­den Dar­le­gun­gen des Land­ge­richts nicht er­bracht.

Das Land­ge­richt führt in dem an­ge­foch­te­nen Ur­teil aus, nach der Be­weis­auf­nah­me ste­he zur Über­zeu­gung des Ge­richts fest, dass die Be­klag­te den Klä­ger vor Ver­trags­schluss aus­rei­chend in­for­miert ha­be. Es sei er­wie­sen, dass der Zeu­ge K den Klä­ger dar­auf hin­ge­wie­sen ha­be, dass das Au­to chip­ge­tunt sei und dass das von Nach­teil sein kön­ne. Durch die Leis­tungs­stei­ge­rung sei die Ver­bren­nungs­tem­pe­ra­tur im Mo­tor hö­her, was den Ver­schleiß er­hö­he. Er ha­be auch er­klärt, dass in­fol­ge des Chip­tu­nings die Ge­fahr ei­nes Mo­tor­scha­dens be­ste­he. So­weit die bei­den an­de­ren Zeu­gen von die­sen Hin­wei­sen des Zeu­gen K nichts ge­wusst hät­ten, ste­he de­ren Aus­sa­ge – so das Land­ge­richt wei­ter – der Wahr­heits­ge­mäß­heit der Aus­sa­ge des Zeu­gen K nicht ent­ge­gen.

Der Klä­ger macht mit sei­ner Be­ru­fung zu­nächst gel­tend, die vom Land­ge­richt als er­wie­sen an­ge­se­he­ne War­nung des Zeu­gen K sei in­halt­lich nicht weit ge­nug ge­gan­gen. Der Zeu­ge K ha­be – un­ter­stel­le man sei­ne Aus­sa­ge als zu­tref­fend – den Klä­ger nicht un­ter­rich­tet, dass ein Mo­tor­scha­den die ty­pi­sche Fol­ge sei, wenn man beim Chip­tu­ning die Leis­tungs­stei­ge­rung aus­nut­ze. Auf­grund der Aus­sa­ge des Zeu­gen K ha­be der Klä­ger al­len­falls von ei­ner er­höh­ten Ge­fahr für den Mo­tor aus­ge­hen müs­sen, wenn er den Mo­tor über­dre­he; das aber sei nicht ge­sche­hen.

Die­se Deu­tung der Aus­sa­ge des Zeu­gen K durch den Klä­ger ist in­des mit ih­rem pro­to­kol­lier­ten und vom Zeu­gen ge­neh­mig­ten Wort­laut nicht in Ein­klang zu brin­gen. Da­nach hat der Zeu­ge be­kun­det: ‚Vom Chip­tu­ning hal­te ich al­ler­dings nichts. Ich wies den Klä­ger dar­auf hin, dass das Au­to chip­ge­tunt sei. Ich wies dar­auf hin, dass dies von Nach­teil sein kön­ne. Durch die Leis­tungs­stei­ge­rung ist die Ver­bren­nungs­tem­pe­ra­tur im Mo­tor hö­her, was den Ver­schleiß er­höht. Das ha­be ich dem Klä­ger auch so er­klärt … Ich wies den Klä­ger dar­auf hin, dass in­fol­ge des Chip­tu­nings die Mög­lich­keit ei­nes Mo­tor­scha­dens be­ste­he.‘ Da­mit war we­der der Hin­weis auf er­höh­ten Ver­schleiß noch der­je­ni­ge auf die Ge­fahr ei­nes Mo­tor­scha­dens auf ei­ne be­stimm­te Art der Fahr­zeug­nut­zung be­schränkt.

Oh­ne Er­folg macht der Klä­ger mit sei­ner Be­ru­fung des Wei­te­ren gel­tend, durch die Aus­sa­ge des Zeu­gen K sei nicht er­wie­sen, dass der Zeu­ge den Klä­ger be­reits vor Ver­trags­schluss ge­warnt hät­te; der Zeit­punkt der War­nung sei viel­mehr of­fen­ge­blie­ben. Nach Aus­sa­ge des Zeu­gen sei der Hin­weis, es sei nicht gut, den Wa­gen zu über­dre­hen, so­gar erst er­folgt, nach­dem der Klä­ger den Wa­gen be­reits ge­kauft und mit­ge­nom­men hat­te und als er we­gen ei­ner Pan­ne zu­rück­ge­kom­men sei.

Hier­an ist rich­tig, dass der Zeu­ge K be­kun­det hat, der Klä­ger sei, kurz nach­dem er das Fahr­zeug ab­ge­holt hat­te, zu­rück­ge­kehrt, weil die Mo­tor­kon­troll­leuch­te auf­leuch­te. Das Dia­gno­se­ge­rät ha­be an­ge­zeigt, dass der Mo­tor über­dreht wor­den sei. Er – der Zeu­ge K – ha­be den Feh­ler dann ge­löscht und den Klä­ger dar­auf hin­ge­wie­sen, dass es nicht gut sei, den Wa­gen zu über­dre­hen. Die chro­no­lo­gisch zwei­te War­nung des Zeu­gen K, nun­mehr nach Ver­trags­ab­schluss und be­schrie­ben als War­nung vor ei­nem Über­dre­hen des Mo­tors, steht in­des nicht der An­nah­me ent­ge­gen, der Zeu­ge K ha­be ei­ne ers­te, wei­ter­ge­hen­de War­nung vor der Ge­fahr ei­ner Ver­kür­zung der Le­bens­dau­er des Mo­tors durch das Chip­tu­ning schlecht­hin be­reits vor Ver­trags­schluss aus­ge­spro­chen.

Kei­nen Er­folg hat die Be­ru­fung schließ­lich auch, so­weit sie sich ge­gen die Be­wer­tung des Land­ge­richts wen­det, die Aus­sa­ge des Zeu­gen K sei glaub­haft. Der Klä­ger führt in die­sem Zu­sam­men­hang ins­be­son­de­re aus, der Zeu­ge sei sich in ei­nem we­sent­li­chen Punkt – näm­lich hin­sicht­lich des Wo­chen­ta­ges – sei­ner Sa­che ganz si­cher und ha­be sich dann doch nach­weis­lich ge­irrt. Er ha­be zu­dem ein Ei­gen­in­ter­es­se am Aus­gang des Rechts­streits, die Mei­dung von Re­gress­an­sprü­chen. Zu­dem wi­der­spre­che sei­ne Aus­sa­ge den Wahr­neh­mun­gen der Zeu­gen B und S.

Hier­zu ist Fol­gen­des an­zu­mer­ken:

Zum ei­nen sind die Fest­stel­lun­gen in den Ent­schei­dungs­grün­den des an­ge­foch­te­nen Ur­teils für den Se­nat im Rah­men des § 529 I Nr. 1 ZPO bin­dend. Nach neu­em Be­ru­fungs­recht ist das Be­ru­fungs­ge­richt grund­sätz­lich nicht mehr voll­um­fäng­li­che zwei­te Tat­sa­chen­in­stanz. Viel­mehr ist hin­sicht­lich der erst­in­stanz­lich auch auf­grund ei­ner Be­weis­er­he­bung ge­trof­fe­nen Fest­stel­lun­gen die Über­prü­fung ge­mäß § 529 I Nr. 1 ZPO grund­sätz­lich dar­auf be­schränkt, ob kon­kre­te An­halts­punk­te Zwei­fel an der Rich­tig­keit oder Voll­stän­dig­keit der ent­schei­dungs­er­heb­li­chen Fest­stel­lun­gen be­grün­den und des­halb ei­ne er­neu­te Fest­stel­lung ge­bie­ten. Die Be­weis­wür­di­gung des Land­ge­richts ist nur in­so­weit über­prüf­bar, als kon­kre­te An­halts­punk­te er­kenn­bar sind, ins­be­son­de­re mit der Be­ru­fung schlüs­sig auf­ge­zeigt wer­den, die Zwei­fel an der Rich­tig­keit der erst­in­stanz­li­chen Fest­stel­lun­gen der­ge­stalt be­grün­den, dass sich ei­ne er­neu­te Be­weis­auf­nah­me zur Aus­räu­mung die­ser Zwei­fel ge­bie­tet. Da­bei be­schränkt sich die Prü­fung des Se­nats nicht dar­auf, ob das Land­ge­richt in ers­ter In­stanz den Pro­zess­stoff und die Be­wei­s­er­geb­nis­se um­fas­send und wi­der­spruchs­frei ge­prüft hat und sei­ne Wür­di­gung voll­stän­dig und recht­lich mög­lich ist, oh­ne ge­gen Denk­ge­set­ze und Er­fah­rungs­sät­ze zu ver­sto­ßen. Der Se­nat hat den vor­ge­leg­ten Pro­zess­stoff auf der Grund­la­ge der nach § 529 ZPO be­rück­sich­ti­gungs­fä­hi­gen Tat­sa­chen viel­mehr auch da­hin zu über­prü­fen, ob die Be­weis­wür­di­gung des Land­ge­richts bei Be­rück­sich­ti­gung al­ler Ge­sichts­punk­te sach­lich über­zeu­gend ist (BGH, Urt. v. 12.04.2011 – VI ZR 300/09, VersR 2011, 769 Rn. 22 m. w. Nachw.; Beschl. v. 19.11.2014 – IV ZR 317/13; OLG Ko­blenz, Hin­weis­be­schl. v. 13.02.2015 – 3 U 1261/14, MDR 2015, 1097 f.).

Vor­lie­gend sind kei­ne Feh­ler des Land­ge­richts bei der er­folg­ten Wür­di­gung der er­ho­be­nen Be­wei­se er­kenn­bar, viel­mehr er­weist sich die Be­weis­wür­di­gung des Land­ge­richts als über­zeu­gend. Das Land­ge­richt hat ins­be­son­de­re zu­tref­fend dar­auf ab­ge­stellt, dass die bei­den Zeu­gen B und S nach ei­ge­nem Be­kun­den nicht bzw. nicht durch­ge­hend mit dem Klä­ger und dem Zeu­gen K in dem Ver­kaufs­raum ge­we­sen sind bzw. die Ge­sprä­che des Klä­gers mit dem Zeu­gen K trotz An­we­sen­heit im glei­chen Raum nicht voll­stän­dig wahr­ge­nom­men ha­ben.

Zum an­de­ren ist dar­an zu er­in­nern, dass die Dar­le­gungs- und Be­weis­last für die be­haup­te­te Auf­klä­rungs­pflicht­ver­let­zung beim Klä­ger liegt und kei­ne der Zeu­gen­aus­sa­gen in dem Sin­ne er­gie­big war, dass der Zeu­ge be­kun­det hät­te, der Klä­ger sei nicht über die Ri­si­ken des Chip­tu­nings für die Le­bens­dau­er des Mo­tors un­ter­rich­tet wor­den. Es ist des­halb den­klo­gisch aus­ge­schlos­sen, dass es dem Klä­ger ge­lingt, mit An­grif­fen ge­gen die Glaub­wür­dig­keit ei­nes oder ein­zel­ner Zeu­gen den ihm ob­lie­gen­den Be­weis zu füh­ren.

4. Der hilfs­wei­se An­trag auf Fest­stel­lung, dass der Kauf­ver­trag zwi­schen den Par­tei­en vom 25.01.2011 … in ein Ab­wick­lungs­ver­hält­nis um­ge­wan­delt wor­den sei, ist nicht be­grün­det, da die Kauf­sa­che man­gel­frei war und man­gels wirk­sa­men Rück­tritts vom Kauf­ver­trag kein Ab­wick­lungs­ver­hält­nis be­grün­det wur­de.

5. So­weit die Be­ru­fung hilfs­wei­se die Auf­he­bung des an­ge­foch­te­nen Ur­teils und Zu­rück­ver­wei­sung der Sa­che an das Land­ge­richt be­an­tragt, hat der An­trag eben­falls of­fen­sicht­lich kei­ne Aus­sicht auf Er­folg, weil das erst­in­stanz­li­che Ur­teil nicht ge­mäß § 538 II Nr. 1 ZPO an ei­nem we­sent­li­chen Ver­fah­rens­man­gel lei­det und auf­grund die­ses Man­gels ei­ne um­fang­rei­che und auf­wen­di­ge Be­weis­auf­nah­me not­wen­dig wä­re …“

Der Klä­ger hat mit Schrift­sät­zen vom 14.01.2016 und vom 04.02.2016 der Zu­rück­wei­sung der Be­ru­fung in An­wen­dung des § 522 II 1 ZPO wi­der­spro­chen. Die Aus­füh­run­gen des Klä­gers füh­ren nicht zu ei­ner ab­wei­chen­den Be­ur­tei­lung.

Der Klä­ger macht zu­nächst wei­ter­hin gel­tend, der Be­wer­tung des Chip­tu­nings als Sach­man­gel i. S. des § 434 I 2 BGB ste­he die Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung i. S. des § 434 I 1 BGB, wo­nach das Fahr­zeug bei Ge­fahr­über­gang auf den Klä­ger (noch) chip­ge­tunt sein soll­te, nicht ent­ge­gen. Die An­nah­me ei­ner sol­chen Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung füh­re da­zu, dass der Klä­ger sei­ne Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che in­so­weit ver­lie­re, wie die Kauf­sa­che sich nicht zur ge­wöhn­li­chen Ver­wen­dung eig­ne; da­her sei­en an die­se Ver­ein­ba­rung ho­he An­sprü­che zu stel­len, die vor­lie­gend nicht er­füllt sei­en, näm­lich ei­ne aus­rei­chen­de Auf­klä­rung des Klä­gers über Um­fang und Fol­gen des Tu­nings. Aus der An­ga­be im Kauf­ver­trag „Chip­tu­ning wird vom Käu­fer ge­löscht, da il­le­gal“ er­ge­be sich noch nicht ein­mal, wel­che Art des Chip­tu­nings an dem Fahr­zeug vor­ge­nom­men wor­den sei. Vor al­lem aber wer­de im all­ge­mei­nen Sprach­ge­brauch ein Chip­tu­ning nicht oh­ne Wei­te­res als Man­gel an­ge­se­hen, bei dem mit ei­nem Mo­tor­scha­den ge­rech­net wer­den müs­se. Nach der Recht­spre­chung des OLG Düs­sel­dorf (Urt. v. 03.12.2004 – 14 U 33/04, ZfS 2005, 130) ver­lie­re ein Mo­tor durch den Ein­bau ei­nes Steu­er­ge­rä­tes (sog. Chip­tu­ning) nicht ein­mal die Ei­gen­schaft als Ori­gi­nal­mo­tor, wenn­gleich sei­ne Leis­tung ver­än­dert wor­den sei.

Die Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung, wo­nach das Fahr­zeug bei Ge­fahr­über­gang (noch) chip­ge­tunt sein soll­te, ist in­des nicht be­reits des­halb un­wirk­sam, weil die Art des Chip­tu­nings nicht nä­her spe­zi­fi­ziert ist. Es mag, wie der Klä­ger be­tont, ei­ne gan­ze Rei­he ver­schie­de­ner Mög­lich­kei­ten ge­ben, ein Fahr­zeug zu tu­nen (der Klä­ger nennt in die­sem Zu­sam­men­hang bei­spiel­haft das „10-Cent-Tu­ning“, das ge­än­der­te elek­tri­sche Gas­pe­dal, ei­nen Zwi­schen­ste­cker – „Black-Box“ oder „Power-Box“ –, den Ein­bau von Mehr­ka­nal-Zu­satz­steu­er­ge­rä­ten, die Neu­pro­gram­mie­rung des Mo­tor­steu­er­ge­räts oder die Soft­ware-Ver­än­de­rung). Be­reits die For­mu­lie­rung „Chiptu­ning wird ge­löscht“ (Her­vor­he­bung durch den Se­nat) weist in­des dar­auf hin, dass vor­lie­gend ei­ne Soft­ware­ver­än­de­rung vor­lag. Wä­re dem Klä­ger an ei­ner Spe­zi­fi­ka­ti­on ge­le­gen ge­we­sen, so hät­te es ihm frei­ge­stan­den, auf ei­ne ent­spre­chend prä­zi­se­re Ver­trags­for­mu­lie­rung hin­zu­wir­ken. Die Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung „Chip­tu­ning“ war in­des nicht des­halb un­wirk­sam, weil ei­ne ge­naue­re tech­ni­sche Be­schrei­bung des Chip­tu­nings – das zu lö­schen sich der Klä­ger oh­ne­hin ver­trag­lich ver­pflich­tet hat­te – mög­lich ge­we­sen wä­re.

Ei­ner wirk­sa­men Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung, wo­nach das Fahr­zeug bei Ge­fahr­über­gang (noch) chip­ge­tunt sein soll­te, steht auch nicht das Ar­gu­ment des Klä­gers ent­ge­gen, das Fahr­zeug sei auf­grund des Chip­tu­nings zum ver­trags­ge­mä­ßen Ge­brauch un­ge­eig­net ge­we­sen, weil bei nor­ma­lem, ver­trags­ge­mä­ßem Ge­brauch des ge­tun­ten Fahr­zeu­ges die kon­kre­te Ge­fahr ei­nes Mo­tor­scha­dens be­stan­den ha­be; dar­auf sei er nicht hin­rei­chend deut­lich hin­ge­wie­sen wor­den. Dass die kon­kre­te Ge­fahr ei­nes Mo­tor­scha­dens ihm nicht hin­rei­chend ver­deut­licht wor­den sei, zei­ge sich be­reits dar­an, dass die Be­klag­te ihn wi­der­spruchs­los mit dem Fahr­zeug ha­be den Heim­weg an­tre­ten las­sen. Die Ar­gu­men­ta­ti­on des Klä­gers ver­kennt, dass er durch­aus auf die Ge­fahr ei­nes Mo­tor­scha­dens bei Be­trieb des Fahr­zeugs in ge­tun­tem Zu­stand hin­ge­wie­sen wor­den ist; auf die Aus­füh­run­gen des an­ge­foch­te­nen Ur­teils und des Hin­weis­be­schlus­ses des Se­na­tes vom 15.10.2015 wird Be­zug ge­nom­men. Die­ser Hin­weis war auch deut­lich ge­nug, ist ins­be­son­de­re bei erst­ma­li­ger Er­tei­lung vor Ver­trags­schluss nicht auf ei­ne be­stimm­te Art der Nut­zung des Fahr­zeugs, ins­be­son­de­re auf den Be­trieb des Mo­tors mit zu ho­hen Dreh­zah­len, be­schränkt wor­den. So­weit der Klä­ger ei­nen wei­ter­ge­hen­den Hin­weis dar­auf er­war­tet hät­te, dass durch das streit­ge­gen­ständ­li­che Chip­tu­ning „die kon­kre­te und ab­seh­ba­re Fol­ge ei­nes bal­di­gen Mo­tor­scha­dens droh­te“ – not­falls hät­te ihn die Be­klag­te nicht ein­fach den Heim­weg an­tre­ten las­sen dür­fen –, ist er dar­auf zu ver­wei­sen, dass der Mo­tor­scha­den nicht be­reits auf dem Heim­weg des Klä­gers nach O., son­dern erst nach 7.000 km auf­ge­tre­ten ist. Ei­ne kon­kre­te Pro­gno­se, nach wel­cher Fahrt­stre­cke der Mo­tor­scha­den auf­tre­ten wer­de, war der Be­klag­ten nicht ab­zu­ver­lan­gen. Die Be­klag­te brauch­te, nach­dem sich der Klä­ger ver­trag­lich ver­pflich­tet hat­te, das Chi­p­u­ning zu lö­schen, nicht da­mit zu rech­nen, dass der Klä­ger noch meh­re­re tau­send Ki­lo­me­ter mit dem ge­tun­ten Fahr­zeug zu­rück­le­gen wür­de.

Der Hin­weis des Klä­gers, dass nach der Recht­spre­chung des OLG Düs­sel­dorf (Urt. v. 03.12.2004 – 14 U 33/04, ZfS 2005, 130) der Käu­fer ei­nes Fahr­zeugs mit Chip­tu­ning da­von aus­ge­hen kön­ne, dass es sich um ein Fahr­zeug mit Ori­gi­nal­mo­tor han­de­le, steht der An­nah­me ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung im vor­lie­gen­den Fall gleich­falls nicht ent­ge­gen. In dem dor­ti­gen Fall ging es um die Fra­ge, ob ein Mo­tor, der mit Chip­tu­ning ver­se­hen war, sei­ne Ei­gen­schaft als Ori­gi­nal­mo­tor ver­liert. Das OLG Düs­sel­dorf hat hier­zu aus­ge­führt, dass ein vor­han­de­ner Mo­tor durch den Ein­bau ei­nes Steu­er­ge­räts – Chip­tu­ning – nicht die Ei­gen­schaft als Ori­gi­nal­mo­tor ver­lo­ren ha­be, ob­gleich sei­ne Leis­tung da­mit ver­än­dert wur­de. In dem be­tref­fen­den Fall wa­ren der Ein­bau ei­nes Zu­satz­ge­räts und die Än­de­rung der Leis­tungs­stär­ke im Fahr­zeug­brief ein­ge­tra­gen und die Be­triebs­er­laub­nis des­halb nicht er­lo­schen. Da­von un­ter­schei­det sich der hier zu ent­schei­den­de Fall, in dem in dem Kauf­ver­trag aus­drück­lich dar­auf hin­ge­wie­sen wor­den ist, dass das Chip­tu­ning il­le­gal und vom Käu­fer zu lö­schen sei.

Oh­ne Er­folg greift die Be­ru­fung schließ­lich die Aus­füh­run­gen der Be­klag­ten ge­mäß Schrift­satz vom 28.01.2016 auf, durch das streit­ge­gen­ständ­li­che Chip­tu­ning sei die Zu­las­sung des Fahr­zeugs er­lo­schen, wes­halb für das Fahr­zeug auch kein Ver­si­che­rungs­schutz be­stan­den ha­be. Der Klä­ger macht gel­tend, die Be­klag­te ha­be ihn hier­über nicht auf­ge­klärt, son­dern ihn in Kennt­nis die­ser Si­tua­ti­on auf die Heim­fahrt nach O. ge­schickt und dies nicht nur ein­mal, son­dern zwei­mal, nach­dem der Klä­ger nach dem Auf­tre­ten ers­ter Pro­ble­me zu­nächst zur Werk­statt der Be­klag­ten zu­rück­ge­kom­men sei. Hier­durch ha­be sie ihn be­wusst der Ge­fahr ei­nes Mo­tor­scha­dens aus­ge­setzt.

Rich­ti­ger­wei­se ist in­des zu un­ter­schei­den zwi­schen der Wirk­sam­keit ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung ei­ner­seits und der Ver­let­zung von Hin­weis- und Auf­klä­rungs­pflich­ten an­de­rer­seits.

Die Wirk­sam­keit der in der Klau­sel „Chip­tu­ning wird vom Käu­fer ge­löscht, da il­le­gal“ lie­gen­den Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung, wo­nach das Fahr­zeug bei Ge­fahr­über­gang (noch) chip­ge­tunt sein soll­te, hängt nicht da­von ab, dass der Ver­käu­fer den Käu­fer au­ßer über die Ge­fahr ei­nes Mo­tor­scha­dens beim Be­trieb des ge­tun­ten Fahr­zeugs auch über die zu­las­sungs- und ver­si­che­rungs­recht­li­chen Fol­gen des Tu­nings im Ein­zel­nen auf­klärt. Der Hin­weis, das Tu­ning sei „il­le­gal“, ver­deut­licht dem Käu­fer viel­mehr in plas­ti­scher, lai­en­ver­ständ­li­cher Wei­se, dass der Be­trieb des Fahr­zeugs in ge­tun­tem Zu­stand recht­lich un­zu­läs­sig wä­re. Wenn sich der Käu­fer wie vor­lie­gend zu­gleich ver­trag­lich ver­pflich­tet, das il­le­ga­le Tu­ning zu lö­schen, be­steht kei­ne Ver­an­las­sung, die Wirk­sam­keit der Ab­spra­che der Par­tei­en über das (Noch-)Vor­han­den­sein des Tu­nings bei Ge­fahr­über­gang an ei­ne ge­naue­re Auf­klä­rung des Käu­fers über die ein­zel­nen recht­li­chen As­pek­te der Il­le­ga­li­tät des Tu­nings zu knüp­fen.

Dass die Be­klag­te den Klä­ger nach Ver­trags­schluss noch den Heim­weg mit dem Fahr­zeug hat an­tre­ten las­sen, ob­wohl – wie zwi­schen den Par­tei­en un­strei­tig ist – in­fol­ge des nicht ein­ge­tra­ge­nen Chip­tu­nings we­der ei­ne Zu­las­sung noch Ver­si­che­rungs­schutz für das Fahr­zeug be­stand, konn­te hin­ge­gen den In­halt der be­reits zu­vor zu­stan­de ge­kom­me­nen ver­trag­li­chen Ver­ein­ba­run­gen der Par­tei­en nicht mehr be­rüh­ren. Die Be­klag­te könn­te hier­durch al­len­falls ei­ne ver­trag­li­che Ne­ben­pflicht kraft über­le­ge­nen Wis­sens ver­letzt ha­ben, den Klä­ger ex­pli­zit auf das Feh­len von Zu­las­sung und Ver­si­che­rungs­schutz hin­zu­wei­sen. Ob ei­ne sol­che Hin­weis­pflicht des ge­werb­li­chen Kraft­fahr­zeug­händ­lers be­steht oder ob er be­reits mit dem Hin­weis, das Chip­tu­ning sei „il­le­gal“, et­wai­gen ver­trag­li­chen Hin­weis­pflich­ten ge­nügt hat, be­darf kei­ner ab­schlie­ßen­den Ent­schei­dung. Denn der Klä­ger macht kei­ne An­sprü­che auf Er­satz von Schä­den gel­tend, die kau­sal auf die Ver­let­zung ei­ner et­wai­gen Hin­weis­pflicht zu­rück­zu­füh­ren und von ih­rem Schutz­zweck ge­deckt wä­ren. Der Klä­ger be­haup­tet selbst nicht, zu ir­gend­ei­nem Zeit­punkt wäh­rend der Nut­zung des (wei­ter­hin ge­tun­ten) Fahr­zeugs zu­las­sungs- oder ver­si­che­rungs­recht­li­che Pro­ble­me be­kom­men zu ha­ben. Vor dem Mo­tor­scha­den, den das Fahr­zeug durch Be­trieb in ge­tun­tem Zu­stand er­lit­ten hat, war der Klä­ger in­des hin­rei­chend ge­warnt wor­den. We­der war die Ge­fahr ei­nes Mo­tor­scha­dens durch das gleich­zei­ti­ge Er­lö­schen von Zu­las­sung und Ver­si­che­rungs­schutz er­höht, noch dient ei­ne et­wai­ge Ver­pflich­tung des Ver­käu­fers, den Käu­fer auf das Er­lö­schen von Zu­las­sung und Ver­si­che­rungs­schutz hin­zu­wei­sen, dem Zweck, den Käu­fer vor (aus an­de­ren, näm­lich tech­ni­schen, Grün­den dro­hen­den) Mo­tor­schä­den zu be­wah­ren.

Die Aus­füh­run­gen des Klä­gers im Schrift­satz vom 23.02.2016 recht­fer­ti­gen kei­ne an­de­re Be­ur­tei­lung des Vor­gangs. Es kann auf die vor­an­ge­gan­ge­nen Aus­füh­run­gen Be­zug ge­nom­men wer­den. An­ge­sichts der zwi­schen den Par­tei­en ge­schlos­se­nen Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung, dass das Fahr­zeug „il­le­gal“ chip­ge­tunt ist und der Klä­ger als Käu­fer die­ses Chip­tu­ning lö­schen wird, kann von ei­nem arg­lis­ti­gen Ver­schwei­gen ei­nes Man­gels nicht ge­spro­chen wer­den …

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