Hat ein Kfz-Ver­käu­fer aus dem Kauf­preis, den er dem Käu­fer we­gen ei­nes wirk­sa­men Rück­tritts vom Kauf­ver­trag er­stat­ten muss, Nut­zun­gen ge­zo­gen, das heißt Zin­sen er­wirt­schaf­tet, ist er dem Käu­fer zur Her­aus­ga­be die­ser Nut­zun­gen bzw. zum Er­satz ih­res Wer­tes ver­pflich­tet (§ 346 I, II 1 BGB). So­weit die­ser Her­aus­ga­be- bzw. Er­satz­an­spruch reicht, hat der Käu­fer kei­nen – in­halt­lich iden­ti­schen – An­spruch auf Ver­zugs­zin­sen.

OLG Düs­sel­dorf, Ur­teil vom 18.12.2014 – I-3 U 29/14

Sach­ver­halt: Der Klä­ger hat die Be­klag­te er­folg­reich auf Rück­ab­wick­lung ei­nes Kauf­ver­trags über ei­nen ge­brauch­ten Opel Za­fi­ra in An­spruch ge­nom­men:

Das LG Düs­sel­dorf (Urt. v. 04.10.2013 – 6 O 247/10) hat die Be­klag­te un­ter an­de­rem ver­ur­teilt, an den Klä­ger 10.036,08 € (Kauf­preis ab­züg­lich dem Wert der vom Klä­ger ge­zo­ge­nen und von ihm mit mit 5.973,92 € be­zif­fer­ten Nut­zun­gen) nebst Ver­zugs­zin­sen in Hö­he von fünf Pro­zent­punk­ten über dem Ba­sis­zins­satz seit dem 30.01.2010 zu zah­len. Au­ßer­dem ist die Be­klag­te da­zu ver­ur­teilt wor­den, dem Klä­ger die Kos­ten für den am 27.10.2009 er­folg­ten Aus­tausch ei­ner Licht­ma­schi­ne (240,41 €) und den am 06.03.2009 er­folg­ten Aus­tausch der In­stru­men­ten­ta­fel (60,00 €) zu er­set­zen. Schließ­lich hat das Land­ge­richt ge­meint, die Be­klag­te schul­de dem Klä­ger Wert­er­satz für die aus dem Kauf­preis ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen und hat des­halb die Be­klag­te zur Zah­lung von 5 % Zin­sen aus 15.880 € seit dem 13.02.2009 ver­ur­teilt.

Die Wi­der­kla­ge der Be­klag­ten hat das Land­ge­richt als un­zu­läs­sig ab­ge­wie­sen, so­weit die Be­klag­te be­an­tragt hat­te, den Klä­ger zur Zah­lung von 0,08 € für je­den Ki­lo­me­ter jen­seits des Ta­chostands von 128.231 km bis zur Rück­ga­be des Opel Za­fi­ra zu ver­ur­tei­len.

Mit ih­rer Be­ru­fung hat die Be­klag­te un­ter an­de­rem gel­tend ge­macht, der Klä­ger ha­be sei­nen An­spruch auf Ver­zin­sung des Kauf­prei­ses für die Zeit vom 13.02.2009 bis zur Kla­ge­er­he­bung be­zif­fern müs­sen; der vom Land­ge­richt an­ge­nom­me­ne Zins­satz sei au­ßer­dem zu hoch.

Nach­dem ihr das Fahr­zeug am 12.12.2013 mit ei­nem Ki­lo­me­ter­stand von 144.300 km zu­rück­ge­ge­ben wor­den ist, hat die Be­klag­te auf ei­nen ent­spre­chen­den Hin­weis des Se­nats den Wi­der­kla­ge­an­trag da­hin ge­än­dert, dass der Klä­ger zur Zah­lung ei­nes Be­tra­ges von 372 € zu ver­ur­tei­len sei.

Das Rechts­mit­tel hat­te teil­wei­se Er­folg.

Aus den Grün­den: II. … a) Die Be­ru­fung der Be­klag­ten ist über­wie­gend be­grün­det, so­weit sie sich ge­gen die Ver­ur­tei­lung zur Zah­lung von 5 % Zin­sen aus dem Kauf­preis … wen­det.

Der An­spruch auf Zah­lung von 5 % Zin­sen kann un­ter dem Ge­sichts­punkt ge­zo­ge­ner Nut­zun­gen (§§ 346 II 1, 100 BGB) zu be­ur­tei­len sein. Hat der Schuld­ner ei­ner Geld­for­de­rung mit dem über­las­se­nen Geld Nut­zun­gen in Ge­stalt von Zin­sen er­zielt, ist er dem Gläu­bi­ger zur Her­aus­ga­be die­ser Nut­zun­gen ver­pflich­tet. In dem Um­fang die­ser Her­aus­ga­be­pflicht be­steht dann al­ler­dings kein An­spruch auf Ver­zugs­zin­sen nach § 288 BGB (BGH, NJW 1998, 2529 [zu § 818 I BGB i. V. mit dem An­spruch auf Pro­zess­zin­sen; Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 11. Aufl., Rn. 1148, 1151; vgl. auch OLG Zwei­brü­cken, ZIP 2002, 1680, und OLG Saar­brü­cken ZIP 1997, 1961). Da­hin­ter steht die Er­wä­gung, dass Ver­zugs­zin­sen die Funk­ti­on ha­ben, den Nach­teil aus­zu­glei­chen, den der Gläu­bi­ger da­durch er­lei­det, dass er in­fol­ge nicht recht­zei­ti­ger Zah­lung des Schuld­ners dar­an ge­hin­dert ist, ei­nen ihm zu­ste­hen­den Geld­be­trag zu nut­zen. Ein sol­cher Nach­teil ent­stün­de dem Gläu­bi­ger in­des in dem Um­fang nicht (mehr), in wel­chem der Schuld­ner ihm Ka­pi­tal­nut­zungs­er­satz nach Rück­tritts­recht schul­det.

Dar­aus folgt, dass der Klä­ger ge­setz­li­che Ver­zugs­zin­sen nicht zeit­gleich mit Zin­sen als Ka­pi­tal­nut­zungs­er­satz ver­lan­gen kann. Da die Ver­zugs­zin­sen dem Klä­ger rechts­kräf­tig zu­ge­spro­chen sind, be­deu­tet dies, dass ein An­spruch auf Zin­sen als Ka­pi­tal­nut­zungs­er­satz nur in­so­weit in Be­tracht kommt, als sie nicht von ei­nem – in­halts­glei­chen – Ver­zugs­zins­an­spruch um­fasst sind.

Dies be­deu­tet vor­lie­gend, dass ein An­spruch auf Nut­zungs­her­aus­ga­be (Zah­lung von 5 % Zin­sen auf den vom Klä­ger an­ge­setz­ten Be­trag von 15.880 €) nur für die Zeit vom 13.02.2009 bis zum 29.01.2010 (= 351 Ta­ge) ge­recht­fer­tigt ist; für die Fol­ge­zeit ab dem 30.01.2010 wird das In­ter­es­se des Klä­gers an der recht­zei­ti­gen Nut­zung des zu­rück­zu­zah­len­den Kauf­prei­ses durch den rechts­kräf­tig zu­er­kann­ten Ver­zugs­zins­an­spruch ab­ge­deckt.

Der Klä­ger hat vor­ge­tra­gen, dass die Be­klag­te Nut­zun­gen von et­wa 5 % aus dem ge­zahl­ten Kauf­preis ge­zo­gen hat. Die­sem Vor­trag ist die Be­klag­te im Rechts­streit kon­kret nicht ent­ge­gen­ge­tre­ten, so­dass er als zu­ge­stan­den an­zu­se­hen ist.

Aus­ge­hend von dem Zeit­raum vom 13.02.2009 bis zum 29.01.2010, für den der Klä­ger die ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen her­aus­ver­lan­gen kann, be­trägt der für die­se Zeit­span­ne zu be­an­spru­chen­de Zins­be­trag 763,55 € …

Der wei­ter­ge­hen­de Zins­an­spruch ist un­be­grün­det.

b) Die Be­ru­fung hat auch teil­wei­se Er­folg, so­weit sie sich ge­gen die Ver­ur­tei­lung [zur Zah­lung] ei­nes Teil­be­tra­ges von 300,41 € (60 € + 241,41 €) … wen­det.

Für die Kos­ten des Aus­tauschs der In­stru­men­ten­ta­fel am 06.03.2009 zur Be­sei­ti­gung von Ge­räu­schen in Hö­he von 60 € ist die Be­klag­te nicht ver­ant­wort­lich. Ein Scha­dens­er­satz­an­spruch des Klä­gers auf Er­satz die­ser Kos­ten schei­tert dar­an, dass er für die Be­haup­tung, die Be­klag­te ha­be zwei­mal ver­geb­lich nach­ge­bes­sert, kei­nen Be­weis an­ge­tre­ten hat. Dem­entspre­chend ist der hier­für an­ge­setz­te Be­trag von 60 € aus der Ur­teils­sum­me von 846,15 € her­aus­zu­rech­nen.

Es ver­bleibt da­nach ein zu­zu­er­ken­nen­der Be­trag von 786,15 €. Die­ser Be­trag ist nicht wei­ter zu kür­zen.

Oh­ne Er­folg wen­det sich die Be­klag­te in­so­weit ge­gen die in die­sem Be­trag ent­hal­te­ne Ver­ur­tei­lung zur Zah­lung der Kos­ten für den Aus­tausch der Licht­ma­schi­ne am 27.10.2009 in Hö­he von 240,41 €. Es han­delt sich bei die­ser Maß­nah­me näm­lich um ei­ne not­wen­di­ge Ver­wen­dung, de­ren Er­stat­tung der Klä­ger nach §§ 433 I, 437 Nr. 2, 323 I, 347 II 1 BGB ver­lan­gen kann. Dass der Aus­tausch we­gen ei­ner feh­ler­haf­ten In­be­trieb­nah­me durch den Klä­ger er­for­der­lich ge­wor­den sein soll, hat die Be­klag­te nicht nä­her dar­ge­tan.

Die in der Ur­teils­sum­me wei­ter ent­hal­te­nen Kos­ten­po­si­tio­nen sind nicht mit der Be­ru­fung an­ge­grif­fen.

c) Die Be­ru­fung hat hin­sicht­lich der Wi­der­kla­ge eben­falls Er­folg und führt zur er­gän­zen­den Ver­ur­tei­lung des Klä­gers zur Zah­lung ei­ner wei­ter­ge­hen­den Nut­zungs­ent­schä­di­gung von 372 €. Da in­zwi­schen fest­steht, dass das Fahr­zeug am 12.12.2013 mit ei­nem Ta­chostand von 144.300 km zu­rück­ge­ge­ben wor­den ist, er­rech­net sich aus­ge­hend von dem bis­her be­rück­sich­tig­ten Ki­lo­me­ter­stand von 139.650 und ei­ner Nut­zungs­ent­schä­di­gung von 0,08 € je Ki­lo­me­ter ein wei­te­rer Zah­lungs­an­spruch der Be­klag­ten in Hö­he von 372 €, den der Klä­ger an­er­kannt hat.

Das an­ge­foch­te­ne Ur­teil war da­her im te­n­o­rier­ten Um­fang zu än­dern …

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