Ein Fahr­zeug mit ei­nem Ea­sy­tro­nic-Au­to­ma­tik­ge­trie­be ist nicht des­halb man­gel­haft, weil es bau­art­be­dingt schon bei ge­rin­gen Stei­gun­gen zu­rück­rollt, falls die Brem­se nicht be­tä­tigt wird.

LG Co­burg, Ur­teil vom 22.04.2014 – 22 O 631/13

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin be­gehrt die Rück­ab­wick­lung ei­nes Kauf­ver­trags über ei­nen ge­brauch­ten Opel.

Die Be­klag­te, die ge­werb­lich mit Kraft­fahr­zeu­gen han­delt, be­warb die­ses Fahr­zeug im Som­mer 2013, wo­bei es in ei­ner kur­zen Be­schrei­bung des Fahr­zeugs un­ter an­de­rem hieß: „Au­to­ma­tik“. In ei­ner aus­führ­li­che­ren Be­schrei­bung des Fahr­zeugs fin­det sich bei den Aus­stat­tungs­merk­ma­len eben­falls das Stich­wort „Au­to­ma­tik“; au­ßer­dem heißt es an an­de­rer Stel­le: „Ge­trie­be Ea­sy­tro­nic – au­to­ma­ti­sier­tes Schalt­ge­trie­be (5-Gang)“.

Nach­dem die Klä­ge­rin, die da­mals ein äl­te­res Fahr­zeug mit Wand­ler­ge­trie­be fuhr, auf­grund  der Wer­bung der Be­klag­ten auf den Opel auf­merk­sam ge­wor­den war, rief sie bei der Be­klag­ten an und führ­te ein Te­le­fo­nat mit de­ren Ver­käu­fer M. Die­ser er­läu­ter­te ihr ei­ni­ge De­tails – wo­bei er mög­li­cher­wei­se auch auf das au­to­ma­ti­sier­te Schalt­ge­trie­be hin­wies – und ver­ein­bar­te mit der Klä­ge­rin ei­nen Ter­min zur Be­sich­ti­gung des Fahr­zeugs.

Am 10.07.2013 er­schien die Klä­ge­rin mit ih­rem Va­ter, dem Zeu­gen V, bei der Be­klag­ten, um den Opel zu be­sich­ti­gen. Wäh­rend der Be­sich­ti­gung wies M dar­auf hin, dass Wand­ler­ge­trie­be bei Opel nicht mehr ver­baut wür­den, son­dern das Fahr­zeug ein so­ge­nann­tes Ea­sy­tro­nic-Ge­trie­be ha­be. Ei­ne tech­ni­sche Er­klä­rung hier­zu gab M al­ler­dings nicht ab. Auf die Fra­ge der Klä­ge­rin, wes­halb es beim Schalt­knauf kei­ne P-Stel­lung ge­be, er­klär­te M, dass es die­se Stel­lung nicht ge­be, weil man die Hand­brem­se  an­zie­hen müs­se. Er er­klär­te der Klä­ge­rin au­ßer­dem, dass man vom Au­to­ma­tik-Mo­dus in ei­nen ma­nu­el­len Mo­dus um­schal­ten kön­ne, und be­zeich­ne­te das Ge­trie­be als „Au­to­ma­tik­ge­trie­be“. Die Klä­ge­rin wies im Ver­kaufs­ge­spräch ih­rer­seits dar­auf hin, dass sie wie­der ein Fahr­zeug mit Au­to­ma­tik­ge­trie­be er­wer­ben wol­le, weil sie nur Au­to­ma­tik-Fahr­zeu­ge fah­re.

An­schlie­ßend führ­te die Be­klag­te ge­mein­sam mit ih­rem Va­ter ei­ne Pro­be­fahrt durch. Nach de­ren Be­en­di­gung kauf­te sie das Fahr­zeug für 11.990 €, wo­bei sie ihr – in­zwi­schen von der Be­klag­ten wei­ter­ver­äu­ßer­tes – Alt­fahr­zeug zum Preis von 190 € in Zah­lung gab.

Die Klä­ge­rin hol­te den ge­kauf­ten Opel am 17.07.2013 bei der Be­klag­ten ab. Kurz nach der Über­ga­be des Fahr­zeugs be­merk­te die Klä­ge­rin, dass das Fahr­zeug schon bei ge­rin­gen Stei­gun­gen zu­rück­rollt, wenn die Brem­se nicht be­tä­tigt wird. Sie er­schien des­halb wie­der bei der Be­klag­ten und be­män­gel­te un­ter an­de­rem, dass Klopf­ge­räu­sche aus Rich­tung des Fuß­raums kä­men. Die Be­klag­te konn­te Ent­spre­chen­des al­ler­dings nicht fest­stel­len.

Mit Schrei­ben vom 14.08.2013 for­der­te die Klä­ge­rin die Be­klag­te un­ter Frist­set­zung zur Nach­bes­se­rung hin­sicht­lich der Klopf­ge­räu­sche und des Um­stands, dass das Fahr­zeug bei ge­rin­gen Stei­gun­gen zu­rück­rol­le, auf. Die Be­klag­te bat die Klä­ge­rin mit Schrei­ben vom 16.08.2013 um Ver­ein­ba­rung ei­nes Ter­mins we­gen der Klopf­ge­räu­sche. Hin­sicht­lich der Zu­rück­rol­lens wies sie in ih­rem Schrei­ben dar­auf hin, dass es sich um ei­ne bau­art­be­ding­te Er­schei­nung bei ei­nem Ea­sy­tro­nic-Ge­trie­be hand­le.

Die Klä­ge­rin wur­de dar­auf­hin mit ih­rem Fahr­zeug nicht mehr in der Werk­statt der Be­klag­ten vor­stel­lig. Mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 26.08.2013 wies sie je­doch er­neut auf ver­meint­li­che Män­gel hin und for­der­te Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung in Hö­he des be­zahl­ten Kauf­prei­ses (11.990 €) so­wie den Er­satz der von ihr auf­ge­wen­de­ten Zu­las­sungs­kos­ten (124 €).

Die­se An­sprü­che und die von der Klä­ge­rin vor­pro­zes­su­al auf­ge­wand­ten An­walts­kos­ten sind Ge­gen­stand der vor­lie­gen­den Kla­ge, die kei­nen Er­folg hat­te.

Aus den Grün­den: Die Kla­ge ist … un­be­grün­det.

Die Klä­ge­rin kann von der Be­klag­ten nicht die Zah­lung von 11.990 € ver­lan­gen. Ein ent­spre­chen­der An­spruch er­gibt sich we­der aus §§ 346 I, 433 I 2, 437 Nr. 2, 323 BGB noch … ge­mäß §§ 280 I und III, 281, 433 I 2, 437 Nr. 3 BGB bzw. § 283 BGB.

Ge­mäß § 433 I 2 BGB hat der Ver­käu­fer dem Käu­fer die Sa­che frei von Sach- und Rechts­män­geln zu ver­schaf­fen. Rechts­män­gel wer­den von der Klä­ge­rin nicht gel­tend ge­macht. Aber auch ei­nen Sach­man­gel des Fahr­zeu­ges konn­te das Ge­richt nicht fest­stel­len.

Ge­mäß § 434 I 1 BGB ist die Sa­che frei von Sach­män­geln, wenn sie bei Ge­fahr­über­gang die ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit hat. Ver­ein­bart ist ei­ne Be­schaf­fen­heit, wenn der In­halt des Kauf­ver­trags die Pflicht des Ver­käu­fers be­stimmt, die ge­kauf­te Sa­che in dem Zu­stand zu über­eig­nen und zu über­ge­ben, wie ih­re Be­schaf­fen­heit im Ver­trag fest­ge­legt ist (Pa­landt/Wei­den­kaff, BGB, § 434 Rn. 15; sog. Soll­be­schaf­fen­heit). Ge­gen­stand ei­ner aus­drück­li­chen Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung i. S. des § 434 I 1 BGB sind sämt­li­che in den han­dels­üb­li­chen Be­stell­schei­nen auf­ge­führ­te Ei­gen­schaf­ten des Fahr­zeu­ges wie et­wa Fa­bri­kat, Typ, Far­be, Mo­tor so­wie ei­ne et­wai­ge Son­der­aus­stat­tung (Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 12. Aufl., Rn. 416). Dies gilt so­wohl für ei­nen Gat­tungs­kauf wie auch – wie hier – für ei­nen Stück­kauf, wo der Käu­fer das Fahr­zeug nicht nur sei­ner Art nach, son­dern kon­kret kör­per­lich be­stellt.

Die Klä­ge­rin meint, sie ha­be ein Au­to­ma­tik-Fahr­zeug ge­kauft, tat­säch­lich las­se sich ein Fahr­zeug mit Ea­sy­tro­nic-Ge­trie­be al­ler­dings nicht als Au­to­ma­tik-Fahr­zeug ein­ord­nen.

Was die Par­tei­en hin­sicht­lich des Ge­trie­bes ver­ein­bart ha­ben und was die Be­klag­te auf­grund des­sen schul­de­te, ist ei­ne Fra­ge der Aus­le­gung des Kauf­ver­trags. Kei­ne Rol­le spielt da­bei, dass in die Be­stell­ur­kun­de vom 10.07.2013 ein Zu­satz auf­ge­nom­men wur­de, dass Ver­ein­ba­run­gen in Form von Ne­ben­ab­re­den und Zu­si­che­run­gen schrift­lich nie­der­zu­le­gen sei­en. Die­se For­mu­la­rab­re­de be­stimmt nur, dass die dort ge­nann­ten Ver­ein­ba­run­gen schrift­lich zu ver­fas­sen sei­en. Dass es dar­über hin­aus für die­se Ver­ein­ba­run­gen zur Wirk­sam­keit der Ein­hal­tung der Schrift­form be­darf, die Schrift­form mit­hin kon­sti­tu­tiv ist, be­sagt die­se Klau­sel nicht. Von der Un­wirk­sam­keit ge­trof­fe­ner münd­li­cher Ab­re­den kann schon aus die­sem Grun­de nicht aus­ge­gan­gen wer­den. Für die Aus­le­gung des Kauf­ver­trags kommt es da­her auch auf den Ge­sprächs­in­halt zwi­schen den Par­tei­en so­wie die Be­gleit­um­stän­de des Kaufs an.

Das Ge­richt geht da­bei da­von aus, dass der ge­lie­fer­te Opel ver­trags­ge­mäß ist.

Dass der Zeu­ge M im Rah­men des Ver­kaufs­ge­sprächs von ei­nem Au­to­ma­tik­ge­trie­be ge­spro­chen hat, ist nicht um­strit­ten. Auch der Zeu­ge M hat sich in sei­ner Ver­neh­mung nicht ge­gen­tei­lig ge­äu­ßert.

In tech­ni­scher Hin­sicht ist Fol­gen­des zu un­ter­schei­den: Die so­ge­nann­te Wand­ler­au­to­ma­tik ar­bei­tet mit ei­nem hy­drau­li­schen Dreh­mo­ment­wand­ler, der über ein Öl­bad den Kraft­schluss zwi­schen Mo­tor und An­triebs­wel­le über­trägt. Da­durch, dass die­ses Prin­zip grund­sätz­lich oh­ne fes­te Kupp­lung aus­kommt, ist der Kraft­schluss kon­ti­nu­ier­lich. In­fol­ge­des­sen wird das Fahr­zeug in Be­we­gung ver­setzt, so­bald die Brem­se ge­löst wird. An­ders ver­hält es sich beim Schalt­ge­trie­be, wo mit ei­ner fes­ten Kupp­lung die Ver­bin­dung zwi­schen Mo­tor und An­triebs­wel­le er­zeugt wird. So­bald aus­ge­kup­pelt wird, ent­fällt der Kraft­schluss und es wird kei­ne Be­we­gung mehr auf die Rä­der über­tra­gen. Bei der Ea­sy­tro­nic- Tech­no­lo­gie han­delt es sich zu­nächst um ein Schalt­ge­trie­be im letzt­ge­nann­ten Sin­ne mit der Be­son­der­heit, dass die Gän­ge und die Be­tä­ti­gung der Kupp­lung ver­mit­tels Stell­mo­to­ren vom Fahr­zeug­sys­tem au­to­ma­tisch über­nom­men wer­den. Da es sich aber im­mer noch um ein Schalt­ge­trie­be han­delt, be­steht kein Kraft­schluss, wenn die Kupp­lung trennt. In­fol­ge­des­sen rollt das Fahr­zeug auch an leich­ten Stei­gun­gen zu­rück, wenn die Brem­se nicht be­tä­tigt wird. Die­se Er­schei­nung führt zur vor­lie­gen­den Be­an­stan­dung der Klä­ge­rin.

In die­sem Zu­sam­men­hang kommt dem Vor­trag der Klä­ge­rin zum In­halt des Ver­kaufs­ge­sprächs Be­deu­tung zu. Die Klä­ge­rin hat dar­ge­legt, der Zeu­ge M ha­be im Ver­kaufs­ge­spräch er­klärt, das al­te Wand­ler­ge­trie­be wer­de nicht mehr bei Opel ein­ge­setzt, viel­mehr sei Ea­sy­tro­nic die neue ·Tech­nik. Dar­aus lässt sich in recht­li­cher Hin­sicht ab­lei­ten, dass die Wand­ler­tech­no­lo­gie nicht im ge­kauf­ten Fahr­zeug ver­baut sein soll­te. Der Klä­ge­rin war mit an­de­ren Wor­ten be­wusst, dass der be­sich­tig­te Opel nicht über ein Wand­ler­ge­trie­be ver­fügt. Es stellt sich aber dann die Fra­ge, was die Klä­ge­rin vom Ge­trie­be des Fahr­zeu­ges er­war­tet hat, wenn der kupp­lungs­lo­se Vor­trieb des Fahr­zeugs ge­ra­de ein die Wand­ler­tech­nik kenn­zeich­nen­des Merk­mal ist, der Klä­ge­rin aber be­kannt war, dass es sich nicht um die­se her­kömm­li­che Art der Tech­nik han­del­te. So­wohl die Klä­ge­rin als auch die bei­den Zeu­gen ha­ben an­ge­ge­ben, über die Tech­nik sei nicht wei­ter ge­spro­chen wor­den. Für die An­nah­me ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung in der Ge­stalt, dass sich das Fahr­zeug oh­ne zu kup­peln be­we­gen sol­le, fehlt es an ei­ner kla­ren Ab­spra­che der Par­tei­en. Ob­wohl die Klä­ge­rin wuss­te, dass es sich um ei­ne an­de­re Tech­no­lo­gie han­delt, als in ih­rem al­ten Fahr­zeug, hat sie nicht nach­ge­fragt, wor­in denn der Un­ter­schied be­steht.

Die Klä­ge­rin ar­gu­men­tiert vor­lie­gend denn auch in der Wei­se, dass der Zeu­ge M durch­weg von ei­ner Au­to­ma­tik ge­spro­chen ha­be und sie auf­grund der Ver­wen­dung die­ses Be­griffs be­rech­tig­ter­wei­se da­von ha­be aus­ge­hen kön­nen, dass das Ge­trie­be die üb­li­chen Merk­ma­le ei­nes Au­to­ma­tik­ge­trie­bes auf­wei­se. Dies sei In­halt ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung ge­wor­den. Dem muss al­ler­dings ent­geg­net wer­den, dass es sich viel­mehr um ei­ne ein­sei­ti­ge Er­war­tung der Klä­ge­rin han­del­te. Die Klä­ge­rin hat bei ih­rer An­hö­rung selbst vor­ge­tra­gen, M ha­be mög­li­cher­wei­se schon im vor­an­ge­hen­den Te­le­fo­nat den Be­griff „au­to­ma­ti­sier­tes Schalt­ge­trie­be“ ver­wen­det. Des Wei­te­ren gab die Klä­ge­rin an, der Zeu­ge M ha­be bei der Be­sich­ti­gung er­klärt, man kön­ne von Au­to­ma­tik zu ma­nu­el­ler Schal­tung um­stel­len. Die ma­nu­el­le Schal­tung er­fol­ge über ei­nen Schalt­knüp­pel. Mit die­ser Äu­ße­rung des Ver­käu­fers kann ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung, wie sie die Klä­ge­rin her­lei­tet, aber nicht mehr an­ge­nom­men wer­den. Durch die vor­be­zeich­ne­te tech­ni­sche Er­klä­rung durch den Zeu­gen M hat die­ser durch­aus zum Aus­druck ge­bracht, dass es sich ins­ge­samt um ein Schalt­ge­trie­be han­delt, bei dem es al­ler­dings die Mög­lich­keit zur Au­to­ma­ti­sie­rung gibt. Der Zeu­ge M hat in tech­ni­scher Hin­sicht da­mit kei­ne fal­schen An­ga­ben ge­macht, die zum In­halt ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung hät­ten wer­den kön­nen.

Als fest­ste­hend kann an­ge­nom­men wer­den, dass der Zeu­ge M im Ver­kaufs­ge­spräch von „Au­to­ma­tik“ ge­spro­chen hat. Dar­aus kann die Klä­ge­rin schlech­ter­dings kei­ne Rech­te gel­tend ma­chen. Der Be­griff der Au­to­ma­tik in Ver­wen­dung auf Fahr­zeug­ge­trie­be ist schil­lernd. Die Ver­kehrs­an­schau­ung ver­steht dar­un­ter le­dig­lich ei­ne Ge­trie­be­form, bei der die Fahr­zeug­gän­ge oh­ne Zu­tun des Fah­rers ge­wech­selt wer­den. Dies trifft aber auch auf das von der Klä­ge­rin ge­kauf­te Fahr­zeug zu. Zur Er­rei­chung die­ses tech­ni­schen Ziels ha­ben sich al­ler­dings ver­schie­de­ne We­ge her­aus­ge­bil­det. Die Klä­ge­rin hat nicht nä­her nach­ge­fragt, wie die Tech­nik funk­tio­niert. Ins­be­son­de­re hat sie nach ei­ge­nem Vor­trag nicht nach ei­nem et­wai­gen Zu­rück­rol­len bei Stei­gun­gen ge­fragt. Der Zeu­ge M konn­te in­so­weit da­her nicht da­vo­ri aus­ge­hen, dass die Klä­ge­rin ge­ra­de auf ei­ne be­stimm­te Tech­nik Wert leg­te.

Die Klä­ge­rin meint, ge­ra­de der Um­stand, dass der Be­klag­ten be­kannt ge­we­sen sei, wel­che Ge­trie­be­art ihr Alt­fahr­zeug hat­te, sei für den In­halt der Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung be­deut­sam. Nach Aus­sa­ge des Zeu­gen M war die­sem be­kannt, dass das Alt­fahr­zeug der Klä­ge­rin über ei­ne Wand­ler­au­to­ma­tik ver­füg­te. Die Klä­ge­rin be­haup­tet dar­über hin­aus, sie ha­be den Zeu­gen M be­reits wäh­rend des Ver­kaufs­ge­sprächs ge­fragt, ob hin­sicht­lich der Hand­ha­bung des neu­en Opel im Ver­gleich zum al­ten Un­ter­schie­de be­stün­den. Der Zeu­ge V hat in­so­weit aus­ge­sagt, der Ver­käu­fer ha­be da­von ge­spro­chen, die Be­die­nung sei ge­nau so wie beim vo­ri­gen Au­to der Klä­ge­rin. Die­se Be­haup­tung der Klä­ge­rin ist durch­aus glaub­haft. Der Zeu­ge M hat­te hin­sicht­lich die­ses Ge­sprächs­punk­tes kei­ne Er­in­ne­rung mehr. Die Klä­ge­rin kann al­ler­dings aus die­ser Aus­sa­ge des Zeu­gen M kei­ne Män­gel­rech­te her­lei­ten. Denn die Aus­sa­ge, es be­stün­den kei­ne Un­ter­schie­de in der Hand­ha­bung der bei­den Fahr­zeu­ge, wur­de be­reits von der Klä­ge­rin selbst wie­der re­la­ti­viert. Die­se hat vor­ge­tra­gen, sie ha­be im Ver­kaufs­ge­spräch ge­fragt, wes­halb der Schalt­knauf nicht über ei­ne P-Stel­lung ver­fü­ge. Der Zeu­ge M ha­be dar­auf­hin ge­ant­wor­tet, ei­ne sol­che ge­be es nicht. Man müs­se die Hand­brem­se an­zie­hen. Au­ßer­dem ha­be der Zeu­ge M auf die Mög­lich­keit des Wech­sels von Au­to­ma­tik zu ma­nu­el­ler Schal­tung hin­ge­wie­sen. Da­mit war der Klä­ge­rin al­ler­dings klar, dass die Hand­ha­bung ge­ra­de nicht iden­tisch ist mit dem Alt­fahr­zeug. Die Klä­ge­rin hät­te nach­fra­gen müs­sen, wenn es ihr so sehr dar­auf an­kam, dass das Fahr­zeug nicht an Stei­gun­gen zu­rück­rollt. Der Be­klag­ten war dies oh­ne nä­he­re In­for­ma­ti­on durch die Klä­ge­rin nicht er­kenn­bar.

In die­sem Zu­sam­men­hang kommt auch der durch­ge­führ­ten Pro­be­fahrt maß­geb­li­che Be­deu­tung zu. Die Be­klag­te konn­te da­von aus­ge­hen, dass sich die Klä­ge­rin bei die­ser Pro­be­fahrt mit den wich­tigs­ten Ei­gen­hei­ten in der Be­nut­zung des Fahr­zeugs ver­traut ma­che. Dies be­trifft ins­be­son­de­re das Ea­sy­tro­nic-Ge­trie­be. Die Be­klag­te war nicht ge­hal­ten, sämt­li­che tech­ni­schen Ei­gen­hei­ten, auf die es an­kom­men könn­te, zu er­klä­ren, wenn sie da­von aus­ge­hen konn­te, dass die Klä­ge­rin die­se bei der Pro­be­fahrt selbst er­kennt und ge­ge­be­nen­falls im An­schluss da­nach fragt.

An­de­res er­gibt sich auch nicht aus der vor­ge­leg­ten Wer­bung der Be­klag­ten. Es wur­de be­reits aus­ge­führt, dass der Be­griff der Au­to­ma­tik kei­nen be­stimm­ten In­halt über den des au­to­ma­ti­schen Wech­sels von Ge­trie­be­gän­gen hat. Die Be­klag­te hat in der An­la­ge K 4b dar­auf hin­ge­wie­sen, dass es sich um ein au­to­ma­ti­sier­tes Schalt­ge­trie­be han­de­le. Zu ei­ner wei­ter­ge­hen­den In­for­ma­ti­on war die Be­klag­te nicht ge­hal­ten.

Es ist auch kein Man­gel in der Wei­se an­zu­neh­men, dass sich das ver­kauf­te Fahr­zeug nicht für die nach dem Ver­trag vor­aus­ge­setz­te Ver­wen­dung eig­nen wür­de (§ 434 I 2 Nr. 1 BGB). Die Klä­ge­rin hat nicht vor­ge­tra­gen, dass es ei­ne sol­che be­son­de­re vor­aus­ge­setz­te Ver­wen­dung gab, die nicht er­füllt wur­de. Ins­be­son­de­re hat die Klä­ge­rin aus­ge­führt, sie ha­be im Ver­kaufs­ge­spräch nicht über ih­re be­son­de­ren An­sprü­che beim Ein­par­ken am Berg ge­spro­chen. Ei­ne be­son­de­re nach dem Ver­trag vor­aus­ge­setz­te Ver­wen­dung, wel­che über das blo­ße Fah­ren des Fahr­zeugs hin­aus­geht, ist da­her nicht an­zu­neh­men.

Auch ist nicht von ei­nem Man­gel nach § 434 I 2 Nr. 2 BGB aus­zu­ge­hen. Da­nach liegt ein Man­gel vor, wenn die ver­kauf­te Sa­che sich bei Ge­fahr­über­gang nicht für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung eig­net und nicht die Be­schaf­fen­heit auf­weist, die bei Sa­chen der glei­chen Art üb­lich ist. Ver­gleichs­maß­stab kön­nen hier nur Fahr­zeu­ge mit Ea­sy­tro­nic-Tech­nik sein. Dann er­gibt sich aber ei­ne Ab­wei­chung hin­sicht­lich der ge­wöhn­li­chen Ver­wen­dung oder Be­schaf­fen­heit ge­ra­de nicht, weil an­de­re Fahr­zeu­ge mit Ea­sy­tro­nic-Ge­trie­be eben­falls bei Stei­gun­gen zu­rück­ge­rollt wä­ren.

Die Klä­ge­rin hat auch kei­ne Män­gel­rech­te auf­grund ih­res Vor­trags, das ver­kauf­te Fahr­zeug sei ihr ge­ra­de nicht als Miet­wa­gen an­ge­bo­ten wor­den. Die Klä­ge­rin be­haup­tet in­so­fern, der Zeu­ge M ha­be auf ih­re Nach­fra­ge im Ver­kaufs­ge­spräch ge­ant­wor­tet, es han­de­le sich um ei­nen Wa­gen von pri­vat und nicht um ein Miet­fahr­zeug. Tat­säch­lich han­delt es sich al­ler­dings um ein Miet­fahr­zeug. Die Klä­ge­rin hat al­ler­dings nicht be­wei­sen kön­nen, dass der Zeu­ge M die­se Aus­sa­ge im Ver­kaufs­ge­spräch ge­tä­tigt hat. Der Zeu­ge V hat den Vor­trag der Klä­ge­rin zwar be­stä­tigt. Der Zeu­ge M al­ler­dings hat den Vor­wurf der Klä­ge­rin bei sei­ner Ver­neh­mung ve­he­ment zu­rück­ge­wie­sen. Wel­che Dar­stel­lung stimmt, läßt sich mit Si­cher­heit nicht mehr sa­gen. Al­ler­dings spricht ge­gen den Vor­trag der Klä­ge­rin das Be­stell­for­mu­lar …. Dort wur­de aus­drück­lich „Miet­wa­gen“ an­ge­kreuzt. Die Klä­ge­rin be­haup­tet, sie ha­be die­sen Zu­satz über­se­hen. Es ist al­ler­dings we­nig glaub­haft, wenn ein Ver­käu­fer zu­nächst münd­lich ei­ne be­stimm­te Er­klä­rung ab­gibt, spä­ter der Ver­käu­fer das Ge­gen­teil schrift­lich fi­xiert, wo­bei er mit der Mög­lich­keit rech­nen muss, dass der Kun­de dies er­kennt. Ei­nen sol­chen Her­gang hält das Ge­richt für un­wahr­schein­lich.

Schließ­lich las­sen sich Män­gel­rech­te auch nicht von den von der Klä­ge­rin be­haup­te­ten Klopf­ge­räu­schen aus dem Fuß­raum des Fahr­zeu­ges her­lei­ten. Die Klä­ge­rin hat hier der Be­klag­ten nicht die ge­bo­te­ne Ge­le­gen­heit zur Nach­er­fül­lung ge­mäß § 323 I BGB ge­ge­ben. Zwar hat die Klä­ge­rin der Be­klag­ten mit dem Schrei­ben vom 14.08.2013 dies­be­züg­lich ei­ne Frist zur Nach­bes­se­rung ge­setzt. Die Be­klag­te hat sich mit Schrei­ben vom 16.08.2013 auch be­reit­er­klärt, dies­be­züg­lich ei­nen Werk­statt­ter­min zu ver­ein­ba­ren. Zu ei­nem sol­chen ist es al­ler­dings nicht mehr ge­kom­men. Die Be­klag­te hat vor­ge­tra­gen, die Klä­ge­rin sei dar­auf­hin nicht mehr in der Werk­statt vor­stel­lig ge­wor­den. In die­sem Fall ist es der Klä­ge­rin dann aber auch ver­wehrt, den Ver­trag rück­ab­zu­wi­ckeln.

Da ei­ne Pflicht­ver­let­zung der Be­klag­ten in Be­zug auf die Über­ga­be und Über­eig­nung des Fahr­zeugs nicht er­kenn­bar ist, kann die Klä­ge­rin auch nicht Er­satz für ih­re Zu­las­sungs­kos­ten in Hö­he von 124 € … ge­mäß §§ 437 Nr. 3, 284 BGB noch für vor­ge­richt­li­che Rechts­ver­fol­gungs­kos­ten ge­mäß §§ 280 I, II, 286 BGB ver­lan­gen. Der An­trag auf Fest­stel­lung des An­nah­me­ver­zugs der Be­klag­ten ist … eben­falls un­be­grün­det.

Hin­weis: Das Ur­teil ist rechts­kräf­tig.

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