1. § 439 II BGB er­fasst ver­schul­dens­un­ab­hän­gig auch Sach­ver­stän­di­gen­kos­ten, die ei­nem Käu­fer ent­ste­hen, um die Ur­sa­che der Man­gel­er­schei­nun­gen des Kauf­ge­gen­stan­des auf­zu­fin­den und auf die­se Wei­se zur Vor­be­rei­tung ei­nes die Nach­er­fül­lung ein­schlie­ßen­den Ge­währ­leis­tungs­an­spruchs die Ver­ant­wort­lich­keit für den Man­gel zu klä­ren.
  2. Ste­hen der Man­gel und die Man­gel­ver­ant­wort­lich­keit des Ver­käu­fers fest, be­steht der Er­stat­tungs­an­spruch für die „zum Zwe­cke der Nach­er­fül­lung“ auf­ge­wand­ten Sach­ver­stän­di­gen­kos­ten auch dann fort, wenn der Käu­fer spä­ter zur Min­de­rung über­geht.

BGH, Ur­teil vom 30.04.2014 – VI­II ZR 275/13

Sach­ver­halt: Die Klä­ger kauf­ten im Herbst 2009 bei der Be­klag­ten, die un­ter an­de­rem mit Bo­den­be­lä­gen han­delt, Mas­siv­holz­fer­tig­par­kett, das sie an­schlie­ßend durch ei­nen Schrei­ner in ihr Wohn­haus ein­bau­en lie­ßen. Die­ser ging da­bei nach ei­ner von der Be­klag­ten mit­ge­lie­fer­ten Ver­le­ge­an­lei­tung vor, die von der der Streit­hel­fe­rin der Be­klag­ten als Her­stel­le­rin des Par­ketts stamm­te.

In der Fol­ge­zeit tra­ten an dem ver­leg­ten Par­kett Ver­wöl­bun­gen und an­de­re Ver­än­de­run­gen wie et­wa ein Schrump­fen in Rand­be­rei­chen auf. Die von den Klä­gern er­ho­be­ne Män­gel­rü­ge wies die Be­klag­te nach Rück­spra­che mit der Streit­hel­fe­rin zu­rück, weil die Ver­än­de­run­gen nach de­ren Ein­schät­zung auf ei­ner zu ge­rin­gen Raum­feuch­te be­ruh­ten. Die Klä­ger be­auf­trag­ten dar­auf­hin ei­nen Pri­vat­sach­ver­stän­di­gen mit der Be­gut­ach­tung der Man­gel­er­schei­nun­gen und wand­ten da­für 1.258,72 € an Sach­ver­stän­di­gen­ho­no­rar auf. Als Gut­ach­ten­s­er­geb­nis stell­te sich her­aus, dass die Ver­än­de­run­gen des Bo­den­be­la­ges auf ei­ne in die­sem Fall un­ge­eig­ne­te, in der mit­ge­lie­fer­ten Ver­le­ge­an­lei­tung so aber als zu­läs­sig und mög­lich emp­foh­le­ne Art der Ver­le­gung zu­rück­zu­füh­ren war. Hier­auf ge­stützt be­gehr­ten die Klä­ger an­schlie­ßend ei­ne Min­de­rung des Kauf­prei­ses um 30 %.

Der auf Er­stat­tung des Min­de­rungs­be­tra­ges, auf Er­satz der für die Ein­ho­lung des Pri­vat­gut­ach­tens auf­ge­wand­ten Kos­ten so­wie auf Frei­stel­lung der Klä­ger von vor­ge­richt­li­chen An­walts­kos­ten ge­rich­te­ten Kla­ge hat das Amts­ge­richt nur hin­sicht­lich des Min­de­rungs­be­tra­ges statt­ge­ge­ben. Auf die Be­ru­fung der Klä­ger hat das Land­ge­richt ih­nen auch den Er­satz der Sach­ver­stän­di­gen­kos­ten nebst Zin­sen zu­ge­spro­chen.

In­so­weit er­streb­te die Streit­hel­fe­rin der Be­klag­ten mit ih­rer Re­vi­si­on die Wie­der­her­stel­lung des erst­in­stanz­li­chen Ur­teils. Das Rechts­mit­tel hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: [4]    I. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat, so­weit für das Re­vi­si­ons­ver­fah­ren von In­ter­es­se, zur Be­grün­dung sei­ner Ent­schei­dung im We­sent­li­chen aus­ge­führt:

[5]    Die Klä­ger könn­ten ei­ne Er­stat­tung der der Hö­he nach un­strei­ti­gen Sach­ver­stän­di­gen­kos­ten zwar man­gels ei­nes der Be­klag­ten zu­re­chen­ba­ren Her­stel­ler­ver­schul­dens nicht als Scha­dens­er­satz be­an­spru­chen. Ih­nen ste­he ein sol­cher An­spruch aber ge­mäß § 439 II BGB zu. Nach die­ser Vor­schrift müs­se der Ver­käu­fer ent­spre­chend den dar­in um­ge­setz­ten Wer­tun­gen des Art. 3 der Richt­li­nie 1999/44/EG des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes vom 25.05.1999 zu be­stimm­ten As­pek­ten des Ver­brauchs­gü­ter­kaufs und der Ga­ran­ti­en für Ver­brauchs­gü­ter (ABl. 1999 L 171, 12; im Fol­gen­den: Richt­li­nie) die zum Zwe­cke der Nach­er­fül­lung er­for­der­li­chen Auf­wen­dun­gen un­ge­ach­tet der Fra­ge tra­gen, ob er den Man­gel ver­schul­det ha­be und ob der Käu­fer an­schlie­ßend tat­säch­lich Nach­er­fül­lung und nicht et­wa Min­de­rung ver­lan­ge.

[6]    Zu die­sen Auf­wen­dun­gen zähl­ten auch die gel­tend ge­mach­ten Sach­ver­stän­di­gen­kos­ten. Das er­ge­be sich aus der Recht­spre­chung des BGH (Urt. v. 23.01.1991 – VI­II ZR 122/90; Urt. v. 17.02.1999 – X ZR 40/96), wo­nach der zur Nach­bes­se­rung Ver­pflich­te­te ver­schul­dens­un­ab­hän­gig zu­gleich die Kos­ten für die Er­stel­lung von Gut­ach­ten zu tra­gen ha­be, so­weit die­se zur Auf­fin­dung des zu be­sei­ti­gen­den Man­gels er­for­der­lich sei­en. Denn ein Nach­bes­se­rungs­ver­lan­gen set­ze vor­aus, dass die Scha­den­sur­sa­che fest­ge­stellt sei. Die­se Sicht­wei­se ste­he zu­dem im Ein­klang mit der Aus­le­gung der Richt­li­nie durch den Ge­richts­hof der Eu­ro­päi­schen Uni­on (Urt. v. 16.06.2011 – C-65/09), nach der die dem Ver­käu­fer auf­er­leg­te Ver­pflich­tung, den ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stand des Ver­brauchs­guts un­ent­gelt­lich und oh­ne er­heb­li­che Un­an­nehm­lich­kei­ten zu be­wir­ken, den Ver­brau­cher auch vor dro­hen­den fi­nan­zi­el­len Be­las­tun­gen schüt­zen sol­le, wel­che ihn da­von ab­hal­ten könn­ten, sei­ne An­sprü­che gel­tend zu ma­chen.

[7]   Dem An­spruch aus § 439 II BGB ste­he nicht ent­ge­gen, dass die Klä­ger nach Vor­la­ge des Gut­ach­tens nicht Nach­er­fül­lung ver­langt hät­ten, son­dern zur Min­de­rung (§§ 437 Nr. 2 Fall 2, 441 BGB) über­ge­gan­gen sei­en. Ob und wel­che Ge­währ­leis­tungs­rech­te sinn­vol­ler­wei­se gel­tend ge­macht wer­den könn­ten, kön­ne ein Käu­fer erst ent­schei­den, wenn fest­ste­he, ob ein Man­gel vor­lie­ge, wor­auf er zu­rück­zu­füh­ren sei und auf wel­che Wei­se und mit wel­chem Auf­wand er be­sei­tigt wer­den kön­ne. Da die Be­klag­te die Man­gel­er­schei­nun­gen ei­ner un­zu­rei­chen­den Raum­feuch­te, al­so der Ri­si­ko­sphä­re der Klä­ger, zu­ge­ord­net und da­mit das Vor­lie­gen ei­nes Man­gels be­strit­ten ha­be, sei die Ein­ho­lung des Gut­ach­tens aus der maß­geb­li­chen Ex-an­te-Sicht der Klä­ger er­for­der­lich ge­we­sen. Nach dem Er­geb­nis des Gut­ach­tens ha­be sich der durch die feh­ler­haf­te Ver­le­ge­an­lei­tung be­ding­te Man­gel zu­dem be­stä­tigt und wä­re die Be­klag­te zum Aus­bau des man­gel­haf­ten Bo­den­be­lags so­wie zum man­gel­frei­en Ein­bau ei­nes Er­satz­be­lags auf ih­re Kos­ten bzw. bei ab­so­lut un­ver­hält­nis­mä­ßi­gen Kos­ten ei­ner sol­chen Er­satz­lie­fe­rung zur Kos­ten­er­stat­tung in Hö­he ei­nes an­ge­mes­se­nen Be­tra­ges ver­pflich­tet ge­we­sen; da­bei wä­ren ihr ver­schul­dens­un­ab­hän­gig zu­gleich die Kos­ten für das ein­ge­hol­te Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­ten zur Last ge­fal­len.

[8]    Wenn sich der Käu­fer in die­ser La­ge für ei­ne den Ver­käu­fer eher noch be­güns­ti­gen­de Min­de­rung ent­schei­de, wür­de es ihn un­an­ge­mes­sen be­nach­tei­li­gen, wenn man ihm ei­ne Er­stat­tung der Sach­ver­stän­di­gen­kos­ten, die nach ih­rem Sinn und Zweck of­fen­sicht­lich auch be­reits vor Durch­füh­rung der Nach­er­fül­lung an­fal­len könn­ten, nur des­halb ver­sa­gen woll­te, weil er auf­grund der durch das Gut­ach­ten ge­won­ne­nen Er­kennt­nis­se – hier so­gar nach ver­wei­ger­ter Nach­er­fül­lung – die Min­de­rung ge­wählt ha­be. Dies fol­ge nicht nur aus der Sys­te­ma­tik der Ge­währ­leis­tungs­rech­te, son­dern auch aus dem in der Richt­li­nie ver­schie­dent­lich zum Aus­druck ge­kom­me­nen Ge­bot, dem Käu­fer bei Aus­übung sei­ner Ge­währ­leis­tungs­rech­te kei­ne er­heb­li­chen Un­an­nehm­lich­kei­ten zu be­rei­ten. Um­ge­kehrt wer­de der Ver­käu­fer durch die Kos­ten­tra­gung nicht un­an­ge­mes­sen be­nach­tei­ligt, da es an­ge­sichts sei­nes Be­strei­tens ei­nes Man­gels nicht un­bil­lig sei, ihm die zur Klä­rung der Scha­den­sur­sa­che er­for­der­li­chen Kos­ten auf­zu­er­le­gen.

[9]    II. Die­se Be­ur­tei­lung hält re­vi­si­ons­recht­li­cher Nach­prü­fung stand, so­dass die Re­vi­si­on zu­rück­zu­wei­sen ist.

[10]   Zu Recht hat das Be­ru­fungs­ge­richt an­ge­nom­men, dass den Klä­gern ein ver­schul­dens­un­ab­hän­gi­ger An­spruch aus § 439 II BGB auf Er­stat­tung der Kos­ten des Pri­vat­gut­ach­tens zu­steht.

[11]   1. § 439 II BGB be­stimmt, dass der Ver­käu­fer die zum Zwe­cke der Nach­er­fül­lung er­for­der­li­chen Kos­ten, ins­be­son­de­re Trans­port-, We­ge-, Ar­beits- und Ma­te­ri­al­kos­ten zu tra­gen hat. Ob und un­ter wel­chen Vor­aus­set­zun­gen dar­un­ter auch Kos­ten fal­len, die der Käu­fer durch Ein­ho­lung ei­nes Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­tens zur Fest­stel­lung des Vor­lie­gens ei­nes Man­gels auf­wen­det, hat der Se­nat bis­lang noch nicht ent­schie­den. Er hat in an­de­rem Zu­sam­men­hang le­dig­lich aus­ge­spro­chen, dass es sich hier­bei um ei­ne Kos­ten­tra­gungs­re­ge­lung mit An­spruch­s­cha­rak­ter han­delt, wel­che die von Art. 3 III 1, IV der Richt­li­nie ge­for­der­te Un­ent­gelt­lich­keit der Nach­er­fül­lung ge­währ­leis­ten soll, da­bei aber kei­ne Rück­schlüs­se auf sons­ti­ge Rech­te und Pflich­ten der Kauf­ver­trags­par­tei­en zu­lässt (Se­nat, Urt. v. 13.04.2011 – VI­II ZR 220/10, BGHZ 189, 196 Rn. 23 ff., 37). Au­ßer­dem hat der Se­nat klar­ge­stellt, dass die Vor­schrift, nach der der Käu­fer An­spruch auf Über­nah­me der „zum Zwe­cke der Nach­er­fül­lung er­for­der­li­chen Auf­wen­dun­gen“ durch den Ver­käu­fer hat, in zeit­li­cher Hin­sicht vor­aus­setzt, dass sich der Voll­zug des Kauf­ver­trags bei Ent­ste­hung der Auf­wen­dun­gen im Sta­di­um der Nach­er­fül­lung ge­mäß § 439 I BGB be­fin­det (Se­nat, Urt. v. 15.07.2008 – VI­II ZR 211/07, BGHZ 177, 224 Rn. 9), und dass sol­che zum Zwe­cke der Nach­er­fül­lung ge­tä­tig­ten Auf­wen­dun­gen nur dann vom Ver­käu­fer zu tra­gen sind, wenn tat­säch­lich ein Man­gel vor­liegt (vgl. Se­nat, Urt. v. 21.12.2005 – VI­II ZR 49/05, WM 2006, 1355 Rn. 21).

[12]   2. Im Schrift­tum ist um­strit­ten, ob zu den zum Zwe­cke der Nach­er­fül­lung er­for­der­li­chen Kos­ten, die § 439 II BGB zu­guns­ten des Käu­fers er­satz­fä­hig stellt, auch Auf­wen­dun­gen zäh­len, die – wie hier nach den un­an­ge­grif­fe­nen Fest­stel­lun­gen des Be­ru­fungs­ge­richts – nö­tig sind, um die Ur­sa­che der Man­gel­er­schei­nun­gen auf­zu­fin­den und auf die­se Wei­se zur Vor­be­rei­tung ei­nes die Nach­er­fül­lung ein­schlie­ßen­den Ge­währ­leis­tungs­an­spruchs die Ver­ant­wort­lich­keit für den Man­gel zu klä­ren.

[13]   a) Teil­wei­se wird an­ge­nom­men, dass § 439 II BGB kei­ne An­spruchs­grund­la­ge bil­de für Auf­wen­dun­gen des Käu­fers, die le­dig­lich der Vor­be­rei­tung von Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­chen dien­ten; der­ar­ti­ge Auf­wen­dun­gen sei­en, da sie mit der Be­he­bung des Man­gels nicht zu­sam­men­hin­gen, nur auf der Grund­la­ge von § 280 I BGB er­satz­fä­hig (MünchKomm-BGB/Wes­ter­mann, 6. Aufl., § 439 Rn. 15; Be­ckOK-BGB/Faust, Stand: März 2011, § 439 Rn. 21 f.). Über­wie­gend wird je­doch die Auf­fas­sung ver­tre­ten, dass dar­un­ter auch Auf­wen­dun­gen zur Klä­rung ei­ner un­kla­ren Män­gel­ur­sa­che fie­len, weil das da­mit ver­bun­de­ne Kos­ten­ri­si­ko grund­sätz­lich dem Ver­käu­fer zu­ge­wie­sen sei (Stau­din­ger/Ma­tu­sche-Beck­mann, BGB, Neu­be­arb. 2014, § 439 Rn. 16, 90; Pa­landt/Wei­den­kaff, BGB, 73. Aufl., § 439 Rn. 11; Jau­er­nig/Ber­ger, BGB, 15. Aufl., § 439 Rn. 37; Er­man/Gru­ne­wald, BGB, 13. Aufl., § 439 Rn. 7; ju­risPK-BGB/Pamm­ler, 6. Aufl., § 439 Rn. 51; Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 12. Aufl., Rn. 757 f.; Mar­tis, MDR 2011, 1218, 1223 f.).

[14]   b) Letzt­ge­nann­te, der Se­nats­recht­spre­chung zum frü­he­ren Recht (Se­nat, Urt. v. 23.01.1991 – VI­II ZR 122/90, BGHZ 113, 251, 261) ent­spre­chen­de An­sicht ver­dient den Vor­zug.

[15]   aa) § 439 II BGB stellt ent­ge­gen Faust (Be­ckOK-BGB/Faust, a. a. O., § 439 Rn. 21) ei­ne ei­gen­stän­di­ge An­spruchs­grund­la­ge dar (Se­nat, Urt. v. 13.04.2011 – VI­II ZR 220/10, BGHZ 189, 196 Rn. 37; Urt. v. 15.07.2008 – VI­II ZR 211/07, BGHZ 177, 224 Rn. 9). Der Wort­laut lässt es oh­ne Wei­te­res zu, dar­un­ter auch die zur Klä­rung der Man­gel­ur­sa­che er­for­der­li­chen Sach­ver­stän­di­gen­kos­ten zu fas­sen. Denn Letz­te­re wer­den mit der Ziel­rich­tung, dem Käu­fer die Durch­set­zung ei­nes dar­an an­knüp­fen­den Nach­er­fül­lungs­an­spruchs zu er­mög­li­chen, und da­mit „zum Zwe­cke der Nach­er­fül­lung“ auf­ge­wandt.

[16]   bb) Die­ses Ver­ständ­nis spie­gelt sich be­reits in der Ent­ste­hungs­ge­schich­te der Norm wi­der. Denn es war die Ab­sicht des Ge­setz­ge­bers, mit Schaf­fung des § 439 II BGB den auf das ver­ein­bar­te Nach­bes­se­rungs­recht be­zo­ge­nen, an­sons­ten aber weit­ge­hend wort­lau­ti­den­ti­schen bis­he­ri­gen § 476a Satz 1 BGB a.F. zu über­neh­men und dar­in auf­ge­hen zu las­sen (BT-Drs. 14/6040, S. 205, 231). Für die­sen war durch die höchst­rich­ter­li­che Recht­spre­chung (BGH, Urt. v. 23.01.1991 – VI­II ZR 122/90, BGHZ 113, 251; Urt. v. 17.02.1999 – X ZR 40/96, NJW-RR 1999, 813 [un­ter II]; ähn­lich auch schon BGH, Urt. v. 22.03.1979 – VII ZR 142/78, WM 1979, 724 [un­ter I 3]) ge­klärt, dass es sich um ei­ne ei­gen­stän­di­ge, von ei­nem Ver­schul­den des Ver­käu­fers un­ab­hän­gi­ge An­spruchs­grund­la­ge des Käu­fers auf Er­stat­tung sei­ner not­wen­di­gen Auf­wen­dun­gen han­delt. Da­zu zäh­len auch Kos­ten, die für ein die Scha­den­sur­sa­che un­ter­su­chen­des und der Vor­be­rei­tung der Nach­bes­se­rung die­nen­des Gut­ach­ten auf­ge­wandt wer­den. Dass der Ge­setz­ge­ber von dem so ge­präg­ten Norm­ver­ständ­nis ab­rü­cken woll­te, ist nicht er­sicht­lich.

[17]   cc) Zu Un­recht geht die Re­vi­si­on da­von aus, dass die in Art. 3 II der Richt­li­nie auf­ge­führ­ten Rechts­be­hel­fe kei­ne ver­schul­dens­un­ab­hän­gi­ge Haf­tung für die in § 439 II BGB ge­nann­ten Auf­wen­dun­gen zu­lie­ßen, son­dern dass es da­zu ei­ner in Art. 8 I der Richt­li­nie an­ge­spro­che­nen Ver­schul­dens­haf­tung be­dür­fe. Die­se Sicht­wei­se ver­kennt nicht nur den ge­gen­über den sons­ti­gen Rech­ten und Pflich­ten der Kauf­ver­trags­par­tei­en ei­gen­stän­di­gen An­spruch­s­cha­rak­ter des § 439 II BGB und die hier­mit ver­bun­de­ne Ab­sicht des na­tio­na­len deut­schen Ge­setz­ge­bers, mit die­ser Norm die von Art. 3 III 1, IV der Richt­li­nie ge­for­der­te Un­ent­gelt­lich­keit der Nach­er­fül­lung ver­schul­dens­un­ab­hän­gig zu ge­währ­leis­ten (BT-Drs. 14/6040, S. 231; vgl. da­zu auch Se­nat, Urt. v. 21.12.2011 – VI­II ZR 70/08, BGHZ 192, 148 Rn. 50). Sie lässt auch au­ßer Acht, dass der deut­sche Ge­setz­ge­ber, nicht ge­hin­dert ge­we­sen wä­re, die Richt­li­nie durch die Über­nah­me der in § 476a Satz 1 BGB a.F. vor­ge­fun­de­nen Re­ge­lung über­schie­ßend um­zu­set­zen, oh­ne da­bei auf die von der Re­vi­si­on an­ge­nom­me­nen ge­set­zes­sys­te­ma­ti­schen Gren­zen zu sto­ßen. Denn Art. 8 II der Richt­li­nie hat es – wie in Er­wä­gungs­grund 24 ei­gens her­vor­ge­ho­ben ist – den Mit­glied­staa­ten frei­ge­stellt, im An­wen­dungs­be­reich der Richt­li­nie stren­ge­re Be­stim­mun­gen zu er­las­sen oder auf­recht­zu­er­hal­ten, um ein hö­he­res Schutz­ni­veau für die Ver­brau­cher si­cher­zu­stel­len. Das schließt es ein, den nach bis­he­ri­gem Recht ge­mäß § 476a Satz 1 BGB a.F. für das ver­trag­lich ver­ein­bar­te Nach­bes­se­rungs­recht ent­hal­te­nen Schutz­stan­dard bei­zu­be­hal­ten und auf das ge­setz­li­che Nach­er­fül­lungs­recht ge­mäß § 439 I BGB aus­zu­deh­nen.

[18]   3. Dem Er­satz­an­spruch der Klä­ger aus § 439 II BGB steht – an­ders als die Re­vi­si­on meint – nicht ent­ge­gen, dass sie nach der Er­stel­lung des Pri­vat­gut­ach­tens nicht mehr ge­mäß § 439 I BGB Nach­er­fül­lung ver­langt, son­dern den Kauf­preis ge­mäß § 441 BGB ge­min­dert ha­ben. Dies än­dert nichts dar­an, dass die an­ge­fal­le­nen Sach­ver­stän­di­gen­kos­ten je­den­falls zum Zeit­punkt ih­rer für den Er­satz­an­spruch maß­geb­li­chen Ent­ste­hung nach den un­an­ge­grif­fe-nen Fest­stel­lun­gen des Be­ru­fungs­ge­richts zu­min­dest auch zum Zwe­cke der Nach­er­fül­lung als dem an­de­ren Ge­währ­leis­tungs­rech­ten vor­ge­schal­te­ten Ge­währ­leis­tungs­recht auf­ge­wandt wor­den sind und aus da­ma­li­ger Sicht zur Klä­rung der Ur­sa­che des Man­gels und sei­ner Zu­rech­nung er­for­der­lich wa­ren (vgl. BGH, Urt. v. 08.05.2012 – XI ZR 61/11, WM 2012, 1189 Rn. 28 [zu § 670 BGB]). Ob der­ar­ti­ge Auf­wen­dun­gen an­schlie­ßend tat­säch­lich zu ei­ner (er­folg­rei­chen) Nach­er­fül­lung füh­ren, ist für den zu­vor be­reits wirk­sam ent­stan­de­nen Er­satz­an­spruch oh­ne Be­deu­tung (ju­risPK-BGB/Pamm­ler, 6. Aufl., § 439 Rn. 50). Das gilt ins­be­son­de­re auch dann, wenn der Ver­käu­fer – wie hier nach den un­an­ge­grif­fe­nen Fest­stel­lun­gen des Be­ru­fungs­ge­richts ge­sche­hen – an­schlie­ßend wei­ter­hin jeg­li­che Män­gel be­strit­ten hat und des­halb der Käu­fer ei­ne Nach­er­fül­lung auch im Fal­le ei­ner Frist­set­zung un­ter kei­nen Um­stän­den er­war­ten konn­te, so­dass für ihn ge­mäß §§ 437 Nr. 2 Fall 2, 440, 323 II Nr. 1, 441 I BGB der letzt­lich ein­ge­schla­ge­ne Weg zur Kauf­preis­min­de­rung er­öff­net war.

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