1. Ein Fahr­zeug ist nach § 434 I 2 Nr. 2 BGB man­gel­haft, wenn es ne­ga­tiv vom tech­ni­schen Stand der Se­rie ab­weicht. Ein Man­gel liegt aber auch vor, wenn das Fahr­zeug zwar dem Stand der Se­rie, aber nicht dem – durch ei­nen her­stel­ler­über­grei­fen­den Ver­gleich zu er­mit­teln­den – Stand der Tech­nik ent­spricht. Ent­spricht ein Fahr­zeug dem Stand der Tech­nik, hält es al­so ei­nem her­stel­ler­über­grei­fen­den Ver­gleich stand, ist es auch dann nicht man­gel­haft, wenn der Stand der Tech­nik hin­ter der tat­säch­li­chen oder durch­schnitt­li­chen Käu­fe­rer­war­tung zu­rück­bleibt.
  2. Ein Por­sche 981 Boxs­ter S ist nicht des­halb man­gel­haft, weil sein Au­to­ma­tik­ge­trie­be – vom Her­stel­ler ge­wollt – beim Brem­sen zu­rück­schal­tet und das Fahr­zeug zwi­schen den Gang­stu­fen selbst­tä­tig Zwi­schen­gas gibt. Die Schalt­vor­gän­ge mö­gen zwar für den Fah­rer spür­bar sein; sie las­sen sich aber nicht ein­deu­tig als un­an­ge­neh­mes Fahr­ver­hal­ten ein­ord­nen. Sie wer­den viel­mehr von Per­so­nen, die sich für den Er­werb ei­nes Sport­wa­gens in­ter­es­sie­ren, un­ter­schied­lich wahr­ge­nom­men.

OLG Hamm, Ur­teil vom 18.03.2014 – 28 U 162/13

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin ver­langt aus ab­ge­tre­te­nem Recht ih­rer Lea­sing­ge­be­rin die Rück­ab­wick­lung ei­nes am 08.06.2012 ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trags über ein Neu­fahr­zeug (Por­sche 981 Boxs­ter S).

Die Be­klag­te zu 1, de­ren per­sön­lich haf­ten­de Ge­sell­schaf­te­rin die Be­klag­te zu 2 ist, be­treibt das „Por­sche Zen­trum E.“.

Am 08.06.2012 be­stell­te die Klä­ge­rin dort das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug, das mit ei­nem Mit­tel­mo­tor mit ei­ner Leis­tung von 232 kW/315 PS und ei­nem au­to­ma­tisch schal­ten­den Dop­pel­kupp­lungs­ge­trie­be (PDK) aus­ge­stat­tet ist. Zur Fi­nan­zie­rung des Kauf­prei­ses von 76.649,39 € schloss sie ei­nen Lea­sing­ver­trag mit der Por­sche Fi­nan­ci­al Ser­vices GmbH, die ih­re kauf­ver­trag­li­chen Ge­währ­leis­tungs­rech­te an die Klä­ge­rin ab­trat.

Der Por­sche wur­de am 29.06.2012 an die Klä­ge­rin aus­ge­lie­fert.

Be­reits En­de Ju­li 2012 rüg­te de­ren Ge­schäfts­füh­rer G, dass das Fahr­zeug ruck­haft be­schleu­ni­ge und stot­ternd ab­brem­se. Dar­auf­hin un­ter­such­te die Be­klag­te zu 1 den Wa­gen im Au­gust 2012 und emp­fahl G an­schlie­ßend, zu­nächst ein­mal mit dem Fahr­zeug 2.000 Ki­lo­me­ter zu fah­ren, um die Ge­trie­be­soft­ware „an­zu­ler­nen“.

Weil G, nach­dem er die­se Stre­cke zu­rück­ge­legt hat­te, kei­ne Ver­än­de­rung des von ihm mo­nier­ten Fahr­ver­hal­tens emp­fand, brach­te er das Fahr­zeug An­fang Sep­tem­ber 2012 er­neut zu der Be­klag­ten zu 1. Von dort hieß es nach ei­nem mehr­tä­gi­gen Werk­statt­auf­ent­halt und ei­nem „Ser­vice­check“, dass bei dem Fahr­zeug be­reits die neu­es­te Ge­trie­be­soft­ware auf­ge­spielt sei und der Her­stel­ler kei­ne Soft­ware-Al­ter­na­ti­ven an­bie­te, wes­halb der Be­an­stan­dung des Fahr­ver­hal­tens nicht ab­ge­hol­fen wer­den kön­ne.

Mit Schrei­ben vom 14.09.2012 for­der­te die Klä­ge­rin die Be­klag­te zu 1 so­dann zur Män­gel­be­sei­ti­gung auf und set­ze ihr hier­für ei­ne Frist bis zum 21.09.2012. Die Be­klag­te zu 1 er­klär­te un­ter dem 20.09.2012, dass sie kei­nen Hand­lungs­be­darf se­he, weil das Fahr­zeug dem Stand der Se­rie ent­spre­che und sein Fahr­ver­hal­ten auch beim Schal­ten und Brem­sen nicht von ei­nem mo­dell­glei­chen Por­sche ab­wei­che.

Mit An­walts­schrei­ben vom 26.09.2012 be­gehr­te die Klä­ge­rin dar­au­hin zu­nächst ver­geb­lich die Nach­lie­fe­rung ei­nes gleich­wer­ti­gen Fahr­zeugs. Nach wei­te­rem Schrift­wech­sel er­klär­te sie schließ­lich un­ter dem 07.11.2012 den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag.

Ih­re auf Rück­ab­wick­lung die­ses Ver­tra­ges ge­rich­te­te Kla­ge hat das Land­ge­richt ab­ge­wie­sen, nach­dem der Sach­ver­stän­di­ge S un­ter dem 24.06.2013 ein Gut­ach­ten er­stellt hat­te. Es hat aus­ge­führt, der Klä­ge­rin ste­he aus ab­ge­tre­te­nem Recht kein An­spruch auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses zu, weil das ver­kauf­te Fahr­zeug kei­nen Sach­man­gel i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB auf­wei­se. Viel­mehr ha­be der Sach­ver­stän­di­ge über­zeu­gend aus­ge­führt, dass er le­dig­lich das bei dem Fahr­zeug ge­woll­te und üb­li­che sport­li­che Fahr­ver­hal­ten fest­ge­stellt ha­be. Zu die­sem Ver­hal­ten ge­hö­re ein spür­ba­rer Gang­stu­fen­wech­sel auch beim Brem­sen.

Die Be­ru­fung der Klä­ge­rin hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: II. … Die Kla­ge ist un­be­grün­det. Die Klä­ge­rin kann von den Be­klag­ten nicht ge­mäß den §§ 346, 323, 437 Nr. 2 Fall 1, 434 BGB i. V. mit § 398 BGB die Rück­ab­wick­lung des Fahr­zeug­kaufs ver­lan­gen.

1. Da­bei be­ste­hen kei­ne Be­den­ken ge­gen die Ak­tiv­le­gi­ti­ma­ti­on der Klä­ge­rin zur Gel­tend­ma­chung der Ge­währ­leis­tungs­rech­te aus dem zwi­schen der Lea­sing­ge­be­rin und der Be­klag­ten zu 1 be­ste­hen­den Kauf­ver­trags­ver­hält­nis.

Ge­mäß Ab­schnitt XI­II Nr. 2 der dem Lea­sing­ver­trag zwi­schen der Klä­ge­rin und der Por­sche Fi­nan­ci­al Ser­vices GmbH zu­grun­de lie­gen­den Lea­sing­be­din­gun­gen hat die Lea­sing­ge­be­rin an die Klä­ge­rin als Lea­sing­neh­me­rin al­le Män­gel­rech­te ge­gen die Ver­käu­fe­rin ab­ge­tre­ten. Ab­schnitt XI­II Nr. 5 Satz 2 ent­hält die Ein­wil­li­gung in ei­ne – nach man­gel­be­ding­tem Rück­tritt zu er­he­ben­de – Kla­ge auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses an die Lea­sing­ge­be­rin.

Die Klä­ge­rin ist da­nach le­gi­ti­miert, nicht nur Kla­ge ge­gen die Be­klag­ten zu 1, son­dern auch ge­gen die ge­mäß den §§ 161 II, 128 HGB ak­zes­s­o­risch haf­ten­de Be­klag­te zu 2 zu er­he­ben. Das er­gibt die un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Par­tei­in­ter­es­sen vor­zu­neh­men­de Aus­le­gung der Re­ge­lung Ab­schnitt XI­II der Lea­sing­be­din­gun­gen.

2. Der von der Klä­ge­rin mit An­walts­schrei­ben vom 07.11.2012 er­klär­te Rück­tritt hat aber den mit der Be­klag­ten zu 1 ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trag nicht in ein Rück­ab­wick­lungs­schuld­ver­hält­nis um­ge­wan­delt. Die Rück­tritts­vor­aus­set­zun­gen lie­gen nicht vor.

Es lässt sich nicht fest­stel­len, dass das Fahr­zeug im Zeit­punkt der Über­ga­be ei­nen Sach­man­gel i. S. des § 434 I BGB auf­wies.

a) Weil nicht die Ab­wei­chung von ei­ner ver­ein­bar­ten Be­schaf­fen­heit i. S. des § 434 I 1 BGB im Streit steht und sich der Por­sche für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung – als Fort­be­we­gungs­mit­tel im Stra­ßen­ver­kehr – eig­net (§ 434 I 2 Nr. 2 Fall 1 BGB), kommt nur ein Man­gel i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 Fall 2 BGB in Be­tracht. Da­nach ist ei­ne Sa­che man­gel­haft, wenn sie bei Ge­fahr­über­gang nicht die Be­schaf­fen­heit auf­weist, die bei Sa­chen der glei­chen Art üb­lich ist und die der Käu­fer nach der Art der Sa­che er­war­ten kann.

Ein sol­cher Man­gel ist zu­nächst dann be­grün­det, wenn das be­tref­fen­de Fahr­zeug vom tech­ni­schen Stand der Se­rie ne­ga­tiv ab­weicht, was durch ei­nen Ver­gleich mit typ- und mo­dell­glei­chen Fahr­zeu­gen des­sel­ben Her­stel­lers fest­zu­stel­len ist (vgl. Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 12. Aufl. [2014], Rn. 443). Im Üb­ri­gen kann sich ein Man­gel dar­aus er­ge­ben, dass das be­tref­fen­de Fahr­zeug von dem je­wei­li­gen Stand der Tech­nik ne­ga­tiv ab­weicht; dies be­dingt grund­sätz­lich ei­nen her­stel­ler­über­grei­fen­den Ver­gleich (Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 445 ff. m. w. Nachw.; s. auch Se­nat, Urt. v. 15.05.2008 – 28 U 145/07, NJW-RR 2009, 485). Maß­stab ist da­bei das Ni­veau, das nach Typ, Al­ter und Lauf­leis­tung ver­gleich­ba­rer Fahr­zeu­ge an­de­rer Her­stel­ler er­reicht wird und das der Markt­er­war­tung ent­spricht (OLG Köln, Urt. v. 27.04.2010 – 15 U 185/09, NJW-RR 2011, 61; OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 18.01.2008 – 17 U 2/07, NJW-RR 2008, 1230, OLG Stutt­gart, Urt. v. 15.08.2006 – 10 U 84/06, NJW-RR 2006, 1720). Ent­spricht ein Fahr­zeug dem Stand der Tech­nik ver­gleich­ba­rer Fahr­zeu­ge, ist es aber nicht des­we­gen i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB man­gel­haft, weil der Stand der Tech­nik hin­ter der tat­säch­li­chen oder durch­schnitt­li­chen Käu­fe­rer­war­tung zu­rück­bleibt (BGH, Urt. v. 04.03.2009 – VI­II ZR 160/08, NJW 2009, 2056 [Ruß­par­ti­kel­fil­ter]).

b) Die Klä­ge­rin hat den ihr ob­lie­gen­den Be­weis ei­nes sol­chen Sach­man­gels des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs nicht er­bracht.

Da­bei hat sich der Se­nat nicht ge­mäß § 529 I Nr. 1 ZPO an die Fest­stel­lun­gen des Land­ge­richts, wel­ches auf der Grund­la­ge der Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen Dipl.-Ing. S ei­ne Ab­wei­chung von der üb­li­chen, be­rech­tig­ter­wei­se zu er­war­ten­den Be­schaf­fen­heit ver­neint hat, ge­bun­den ge­se­hen.

Al­ler­dings ist der von der Be­ru­fung er­ho­be­ne Ein­wand, das erst­in­stanz­lich ein­ge­hol­te Gut­ach­ten sei un­ver­wert­bar, weil der Sach­ver­stän­di­ge S die Fahrt mit dem Ver­gleichs­fahr­zeug oh­ne Be­tei­li­gungs­mög­lich­keit der Par­tei­en und ih­rer An­wäl­te durch­ge­führt ha­be, als un­be­rech­tigt zu­rück­zu­wei­sen.

We­der der Grund­satz der Un­mit­tel­bar­keit der Be­weis­auf­nah­me (§ 355 ZPO) noch der Grund­satz der Par­tei­öf­fent­lich­keit (§ 357 ZPO) ge­bie­ten zwin­gend die Mög­lich­keit der Teil­nah­me der Par­tei­en an den Er­mitt­lun­gen des Sach­ver­stän­di­gen. Das folgt aus § 404a IV ZPO, wo­nach das Ge­richt im Ein­zel­fall zu be­stim­men hat, wann der Sach­ver­stän­di­ge den Par­tei­en die Teil­nah­me zu ge­stat­ten hat. Die Gren­zen der – aus Grün­den der Waf­fen­gleich­heit und zur Ver­mei­dung ei­ner Be­sorg­nis der Be­fan­gen­heit grund­sätz­lich zu er­mög­li­chen­den – Teil­nah­me bei den Er­mitt­lun­gen des Sach­ver­stän­di­gen sind Un­mög­lich­keit, Un­zu­mut­bar­keit, Über­flüs­sig­keit und Un­tun­lich­keit (vgl. Münch­Komm-ZPO/Zim­mer­mann, 4. Aufl. [2012], § 404a Rn. 11). Bei blo­ßen Vor­be­rei­tungs­hand­lun­gen, durch die der Sach­ver­stän­di­ge zur Be­ant­wor­tung der an ihn ge­rich­te­ten Be­weis­fra­gen sei­ne Fach­kun­de ver­tieft oder er­wei­tert, ist ei­ne Teil­nah­me­mög­lich­keit für die Par­tei­en nicht an­ge­zeigt. Selbst wenn die von ei­nem Kfz-Sach­ver­stän­di­gen durch­ge­führ­te Pro­be­fahrt mit ei­nem Ver­gleichs­fahr­zeug nicht als rei­ne Vor­be­rei­tung, son­dern als Maß­nah­me zur Er­mitt­lung von An­knüp­fungs­tat­sa­chen an­ge­se­hen wird, ist es nicht zu be­an­stan­den, wenn ein Sach­ver­stän­di­ger in ei­nem sol­chen Fall im ver­mu­te­ten Ein­ver­ständ­nis des Ge­richts da­von ab­sieht, den Par­tei­en die Teil­nah­me zu er­mög­li­chen, weil er die­se für über­flüs­sig hal­ten durf­te.

Der Se­nat hat gleich­wohl ge­mäß § 529 I Nr. 1 ZPO ei­ne er­neu­te Be­gut­ach­tung für ge­bo­ten er­ach­tet, weil die Be­ru­fung kon­kre­te An­halts­punk­te auf­ge­zeigt hat, die Zwei­fel an der Rich­tig­keit und Voll­stän­dig­keit der erst­in­stanz­li­chen Fest­stel­lun­gen ge­weckt ha­ben; ins­be­son­de­re war die Fra­ge ei­ner mög­li­chen Ab­wei­chung des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs vom Stand der Tech­nik un­ter An­stel­lung ei­nes her­stel­ler­über­grei­fen­den Ver­gleichs un­zu­rei­chend ge­klärt wor­den.

Die Be­weis­auf­nah­me durch die vom Se­nat ver­an­lass­te Ein­ho­lung ei­nes Gut­ach­tens des Sach­ver­stän­di­gen Dipl.-Ing. C hat die von der Klä­ge­rin be­haup­te­te Man­gel­haf­tig­keit des Por­sche Boxs­ter S aber gleich­falls nicht be­stä­tigt.

Der Sach­ver­stän­di­ge C, der dem Se­nat aus ei­ner Viel­zahl von Ver­fah­ren als be­son­ders sorg­fäl­tig, fach­kun­dig und er­fah­ren be­kannt ist, hat über­zeu­gend aus­ge­führt, dass das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug nicht vom Stand der Se­rie oder vom Stand der Tech­nik ne­ga­tiv ab­weicht und der Markt­er­war­tung ent­spricht. Er hat das von dem Ge­schäfts­füh­rer der Klä­ge­rin be­an­stan­de­te Schalt- und Brems­ver­hal­ten des Por­sche auf­grund des­sen Schil­de­rung und ei­ner ge­mein­sam durch­ge­führ­ten Pro­be­fahrt nach­voll­zie­hen und so wür­di­gen und be­wer­ten kön­nen. Au­ßer­dem hat er ei­ne Pro­be­fahrt mit ei­nem mo­dell­glei­chen Neu­fahr­zeug so­wie mit ei­nem Fahr­zeug der Mar­ke Mer­ce­des-Benz, Mo­dell SLK 55 AMG, durch­ge­führt, wo­bei er den Pro­zess­par­tei­en die Teil­nah­me er­mög­licht hat.

Da­nach hat der Sach­ver­stän­di­ge Fol­gen­des fest­ge­stellt: So­weit klä­ger­seits ein ruck­haf­tes Ab­brem­sen des Fahr­zeugs mo­niert wor­den ist, be­ruht die­se Er­schei­nung dar­auf, dass das au­to­ma­ti­sche Ge­trie­be des Sport­wa­gens beim Brem­sen zu­rück­schal­tet und zwi­schen den Gang­stu­fen selbst­tä­tig Zwi­schen­gas gibt. Die­se Schalt­vor­gän­ge sei­en, so der Sach­ver­stän­di­ge, für den Fah­rer spür­bar, führ­ten aber nicht – wie klä­ger­seits ge­schil­dert – zu un­ge­woll­ten Kör­per­be­we­gun­gen und lie­ßen sich auch nicht ein­deu­tig als un­an­ge­neh­mes Fahr­ver­hal­ten ein­ord­nen.

Ei­ne ne­ga­ti­ve Ab­wei­chung vom tech­ni­schen Stand der Se­rie ist des­we­gen nicht aus­zu­ma­chen. Zum ei­nen er­gab die vom Sach­ver­stän­di­gen durch­ge­führ­te Feh­ler­spei­cher­aus­le­se kei­nen Hin­weis auf ei­ne Funk­ti­ons­stö­rung. Zum an­de­ren zeig­te das zum Ver­gleich zur Pro­be ge­fah­re­ne mo­dell­glei­che Neu­fahr­zeug ein ähn­li­ches Brems­ver­hal­ten. Zwar wa­ren bei je­nem Ver­gleichs­fahr­zeug die Schalt­vor­gän­ge we­ni­ger prä­gnant zu spü­ren; je­doch lässt das nicht den Schluss auf ei­nen tech­ni­schen Feh­ler des klä­ge­ri­schen Fahr­zeugs zu. Der Sach­ver­stän­di­ge hat als denk­ba­re Ur­sa­che nach­voll­zieh­bar dar­auf hin­ge­wie­sen, dass es sich bei dem zwei­ten Fahr­zeug um ein un­be­nutz­tes Neu­fahr­zeug han­del­te, wäh­rend das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug mitt­ler­wei­le zwei Jah­re alt ist, und zwi­schen­zeit­li­che Pro­duk­ti­ons­än­de­run­gen mög­lich sind. Au­ßer­dem kön­nen schon ge­rin­ge Un­ter­schie­de im Rah­men von Bau­teil­to­le­ran­zen da­zu füh­ren, dass ein Phä­no­men in ei­nem Fahr­zeug stär­ker zu­ta­ge tritt als in ei­nem an­de­ren.

Der Sach­ver­stän­di­ge hat er­läu­tert, dass das we­gen der au­to­ma­ti­schen Zwi­schen­gas­ga­be spür­ba­re Zu­rück­schal­ten bei Brems­vor­gän­gen kein tech­ni­sches De­fi­zit ist, son­dern ge­wollt und dem von … Por­sche pro­pa­gier­ten dy­na­misch-sport­li­chen An­spruch an ih­re Sport­wa­gen ge­schul­det sei. Die­se Lö­sung er­mög­licht es, den Wa­gen nach dem Ab­brem­sen so­fort und un­mit­tel­bar wie­der zu be­schleu­ni­gen.

Ei­ne Ab­wei­chung vom Stand der Tech­nik lässt sich da­nach auch nicht aus­ma­chen. Dass das zu Ver­gleichs­zwe­cken ge­fah­re­ne Fahr­zeug der Mar­ke Mer­ce­des beim Ab­brem­sen nicht glei­cher­ma­ßen spür­bar zu­rück­schal­te­te, steht dem nicht ent­ge­gen. Wie der Sach­ver­stän­di­ge plau­si­bel dar­ge­legt hat, war je­nes Fahr­zeug zwar von Art (Sport­wa­gen), (Ge­trie­be-)Aus­stat­tung – mit ei­nem Dop­pel­kupp­lungs­ge­trie­be – und Preis­klas­se durch­aus mit dem Por­sche Boxs­ter S ver­gleich­bar; al­ler­dings ist zu be­ach­ten, dass die ver­schie­de­nen Sport­wa­gen­her­stel­ler das Schalt­pro­gramm ih­rer Fahr­zeu­ge an un­ter­schied­li­chen Kon­zep­ten aus­rich­ten. Wäh­rend für Por­sche ein leis­tungs­ori­en­tier­tes Schalt­pro­gramm cha­rak­te­ris­tisch ist, ist es bei Mer­ce­des eher kom­fort­ori­en­tiert. Vor die­sem Hin­ter­grund leuch­tet es ein, dass die fest­stell­ba­ren Un­ter­schie­de im Schalt­ver­hal­ten nicht dar­auf zu­rück­zu­füh­ren sind, dass ei­nes der Fahr­zeu­ge hin­ter dem Stand der Tech­nik zu­rück­bleibt.

So­weit im Pro­zess ein Ver­gleich des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs mit ei­nem Au­di R8 oder ei­nem Fer­ra­ri zur Spra­che ge­kom­men ist, weil die­se – wie der Por­sche Boxs­ter S und an­ders als der Mer­ce­des SLK – auch mit ei­nem Mit­tel­mo­tor aus­ge­stat­tet sind, hat der Sach­ver­stän­di­ge aus­ge­führt, dass die­se Fahr­zeu­ge ei­ner an­de­ren Preis­klas­se zu­zu­ord­nen sei­en und des­halb nicht zum Maß­stab ge­macht wer­den könn­ten. Im Üb­ri­gen ha­be die La­ge des Mo­tors im Fahr­zeug nichts mit den in Re­de ste­hen­den Be­son­der­hei­ten der Ge­trie­be­steue­rung zu tun.

Auch die wei­te­ren von der Klä­ge­rin ge­rüg­ten Phä­no­me­ne des Schalt­ver­hal­tens des er­wor­be­nen Fahr­zeugs hat der Sach­ver­stän­di­ge als tech­nisch nicht zu be­an­stan­den­de, ty­pi­sche Be­son­der­hei­ten ei­nes Por­sche Boxs­ter S ge­wer­tet.

Das gilt zu­nächst, so­weit die Klä­ge­rin in der Be­ru­fungs­be­grün­dung be­an­stan­det hat, dass das Fahr­zeug bei mitt­le­ren Ge­schwin­dig­kei­ten zum Bei­spiel auf der Au­to­bahn manch­mal auf Leer­lauf­dreh­zahl zu­rück­fal­le, so­lan­ge die Start-Stopp-Au­to­ma­tik ein­ge­schal­tet ist. Das ist sach­ver­stän­di­gen­seits als her­stel­ler­sei­tig ge­zielt pro­gram­mier­te so­ge­nann­te Se­gel­funk­ti­on er­läu­tert wor­den. Die Ge­trie­be­steue­rung trennt da­bei un­ter be­stimm­ten Vor­aus­set­zun­gen Mo­tor und Ge­trie­be, was der Kraft­stof­fer­spar­nis dient. Dass das so­ge­nann­te Se­geln nach dem Ein­druck des Ge­schäfts­füh­rers der Klä­ge­rin nur ge­le­gent­lich er­folgt, be­ruht nach der plau­si­blen Dar­stel­lung des Sach­ver­stän­di­gen auf der ad­ap­tiv ge­steu­er­ten Ge­trie­be­elek­tro­nik, die es er­mög­li­che, ei­ne Viel­zahl von Pa­ra­me­tern zu be­rück­sich­ti­gen. Ein Feh­ler in der Steue­rung des klä­ge­ri­schen Fahr­zeugs sei da­bei nicht aus­zu­ma­chen.

Auch das be­an­stan­de­te Zu­rück­schal­ten bei mo­dera­tem Gas­ge­ben ist nach den Fest­stel­lun­gen des Sach­ver­stän­di­gen nicht zu be­an­stan­den, son­dern ge­hört zu der ge­woll­ten, für ei­nen Por­sche die­ser Art ty­pi­schen Schalt­cha­rak­te­ris­tik, die ei­ne un­mit­tel­ba­re Be­schleu­ni­gung er­mög­li­chen soll.

Der Se­nat schließt sich den über­zeu­gen­den Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen C, die im Er­geb­nis mit den Fest­stel­lun­gen des erst­in­stanz­lich tä­ti­gen Sach­ver­stän­di­gen S über­ein­stim­men, an. An­lass für wei­te­re Be­weis­er­he­bun­gen gibt es nicht.

Das Er­geb­nis der Be­weis­auf­nah­me geht zu­las­ten der für die Man­gel­haf­tig­keit des Fahr­zeugs be­weis­pflich­ti­gen Klä­ge­rin.

3. Die Klä­ge­rin kann ihr Rück­ab­wick­lungs­be­geh­ren auch nicht auf den Ge­sichts­punkt der Ver­let­zung ei­ner vor­ver­trag­li­chen Auf­klä­rungs­pflicht ge­mäß den §§ 280 I, 311 II, 241 II BGB stüt­zen.

Sie macht selbst nicht gel­tend, dass die Be­klag­te im Rah­men der Ver­kaufs­ver­hand­lun­gen auf die Be­son­der­hei­ten des Schalt- und Brems­ver­hal­tens des frag­li­chen Fahr­zeugs hät­te hin­wei­sen müs­sen.

Das kä­me al­ler­dings in Be­tracht, wenn das Fahr­zeug in den Pro­spek­ten oder auf an­de­re Wei­se mit un­zu­tref­fen­der Dar­stel­lung des Fahr­ver­hal­tens be­wor­ben wor­den wä­re. Das ist aber nicht der Fall. Viel­mehr lässt sich dem von den Be­klag­ten zur Ak­te ge­reich­ten Pro­spekt­ma­te­ri­al ent­neh­men, dass dort die „straf­fen und un­mit­tel­ba­ren“ Schalt­vor­gän­ge, die Aus­wir­kun­gen der Zwi­schen­gas­funk­ti­on so­wie der Se­gel­mo­dus be­schrie­ben wer­den.

Er­gän­zen­der Hin­wei­se von Ver­käu­fer­sei­te be­durf­te es auch des­halb nicht, weil sich das klä­ger­seits als un­an­ge­nehm emp­fun­de­ne Schalt­ver­hal­ten nicht ein­deu­tig als Ne­ga­tiv­ei­gen­schaft des Fahr­zeugs ein­ord­nen lässt. Wie der Sach­ver­stän­di­ge C aus­ge­führt hat, wird ei­ne sol­che Fahr­wei­se von Per­so­nen, die sich für den Er­werb ei­nes Sport­wa­gens in­ter­es­sie­ren, un­ter­schied­lich wahr­ge­nom­men. Dass der durch­schnitt­li­che Kun­den­kreis hier­in ei­nen Nach­teil se­he, sei nicht fest­zu­stel­len. Auch das steht im Ein­klang mit den Aus­füh­run­gen des erst­in­stanz­li­chen Sach­ver­stän­di­gen S.

In ei­ner sol­chen Kon­stel­la­ti­on ist es Sa­che des Ein­zel­nen, sich vor dem Kauf zu in­for­mie­ren, ob das ins Au­ge ge­fass­te Fahr­zeug­mo­dell den ei­ge­nen sub­jek­ti­ven Vor­stel­lun­gen ent­spricht.

4. Die Kla­ge er­weist sich da­mit ins­ge­samt als un­be­grün­det. …

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