Auf das so­ge­nann­te Ein­tritts­mo­dell, bei dem ein Ver­brau­cher zu­nächst ei­nen Kauf­ver­trag über die spä­te­re Lea­sing­s­a­che und zur Fi­nan­zie­rung ei­nen Lea­sing­ver­trag ab­schließt, sind die Vor­schrif­ten über ver­bun­de­ne Ver­trä­ge (§§ 358, 359 BGB a.F.) we­der un­mit­tel­bar noch ent­spre­chend an­wend­bar.

BGH, Ur­teil vom 22.01.2014 – VI­II ZR 178/13

Sach­ver­halt: Der Be­klag­te ist seit 1993 mit dem Tä­tig­keits­be­reich „Mon­ta­ge von vor­ge­form­ten Ele­men­ten“ im Ge­wer­be­re­gis­ter ein­ge­tra­gen. Nach­dem er bis da­hin vor al­lem im Be­reich der Trep­pen­mon­ta­ge tä­tig ge­we­sen war, schloss er im April 2009 als Fol­ge der In­sol­venz sei­nes bis­he­ri­gen (Haupt-)Auf­trag­ge­bers un­ter der Be­zeich­nung „Mon­ta­ge- & Event-Ser­vice V“ mit der K-GmbH (im Fol­gen­den: K), ei­nem mit der Klä­ge­rin per­so­nell ver­bun­de­nen Un­ter­neh­men, ei­ne Ko­ope­ra­ti­ons­ver­ein­ba­rung be­tref­fend die Mon­ta­ge und den Ver­trieb von Wohn­wa­gen­schutz­dä­chern. Da­ne­ben schloss der Be­klag­te mit der Klä­ge­rin ei­nen Kauf­ver­trag über ei­nen „Schutz­dach-Busi­ness-Trai­ler Mon­ta­ge­an­hän­ger inkl. Kom­plett­aus­stat­tung“ zum Preis von 19.932,50 €. Gleich­zei­tig un­ter­zeich­ne­te er un­ter Hin­weis auf sei­nen seit 1993 be­ste­hen­den Ge­wer­be­be­trieb „V Mon­ta­ge-Ser­vice“ für den ge­kauf­ten Mon­ta­ge­an­hän­ger ei­nen an die L-Lea­sing (im Fol­gen­den: Lea­sing­ge­sell­schaft) ge­rich­te­ten An­trag auf Ab­schluss ei­nes Lea­sing­ver­tra­ges mit Rest­wert­ga­ran­tie; in­so­weit war vor­ge­se­hen, dass die Lea­sing­ge­sell­schaft an­stel­le des Be­klag­ten in den Kauf­ver­trag ein­tre­ten soll­te. Der Lea­sing­an­trag wur­de je­doch von der Lea­sing­ge­sell­schaft nicht an­ge­nom­men, nach­dem der Be­klag­te we­ni­ge Ta­ge spä­ter ge­gen­über der K sei­ne Ver­trags­er­klä­run­gen sämt­lich wi­der­ru­fen und in der Fol­ge die Er­fül­lung des Kauf­ver­tra­ges ver­wei­gert hat­te.

Das Land­ge­richt hat der auf Zah­lung des Kauf­prei­ses nebst Zin­sen und vor­ge­richt­li­chen Rechts­an­walts­kos­ten so­wie auf Fest­stel­lung des An­nah­me­ver­zugs ge­rich­te­ten Kla­ge statt­ge­ge­ben. Das Ober­lan­des­ge­richt hat sie ab­ge­wie­sen. Auf die Re­vi­si­on der Klä­ge­rin wur­de das Be­ru­fungs­ur­teil auf­ge­ho­ben und die Sa­che an das Be­ru­fungs­ge­richt zu­rück­ver­wie­sen.

Aus den Grün­den: [4]    I. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat zur Be­grün­dung sei­ner Ent­schei­dung im We­sent­li­chen aus­ge­führt:

[5]    Der Klä­ge­rin stün­den kei­ne An­sprü­che aus dem Kauf­ver­trag mehr zu, weil der Be­klag­te zum Wi­der­ruf sei­ner auf den Ab­schluss des Lea­sing­ver­tra­ges ge­rich­te­ten Wil­lens­er­klä­rung be­rech­tigt ge­we­sen sei und der da­durch ge­mäß § 355 I BGB in der bis zum 29.07.2010 gel­ten­den Fas­sung (im Fol­gen­den: BGB a.F.) be­wirk­te Weg­fall die­ser Wil­lens­er­klä­rung nach § 358 II BGB a.F. auch den Weg­fall der Bin­dung an den Kauf­ver­trag zur Fol­ge ge­habt ha­be. Letzt­ge­nann­te Vor­schrift sei ge­mäß § 499 BGB a.F. auf die lea­sing­ty­pi­sche Ver­trags­ge­stal­tung des hier ge­ge­be­nen „Ein­tritts­mo­dells" an­wend­bar, bei dem der Kauf­ver­trag von vorn­her­ein in der Ab­sicht ge­schlos­sen wer­de, dass mit dem spä­te­ren Zu­stan­de­kom­men des kor­re­spon­die­ren­den Lea­sing­ver­tra­ges über das Kauf­ob­jekt der Lea­sing­ge­ber in den Kauf­ver­trag ein­tre­te und der Lea­sing­neh­mer aus die­sem ent­las­sen wer­de. Zwar feh­le es bei ei­ner sol­chen Ver­trags­ge­stal­tung an der ty­pi­schen Auf­spal­tung ei­nes ein­heit­li­chen Ver­trags­ver­hält­nis­ses in zwei gleich­zei­tig ne­ben­ein­an­der be­ste­hen­de Ver­trä­ge, da der Lea­sing­neh­mer zur sel­ben Zeit je­weils nur aus ei­nem Ver­trag ver­pflich­tet sei. Wer­de der Lea­sing­ver­trag aber wi­der­ru­fen, leb­ten bei ge­trenn­ter Be­trach­tung der Ver­trä­ge die an­sons­ten hin­fäl­li­gen kauf­ver­trag­li­chen Pflich­ten des Lea­sing­neh­mers wie­der auf, und er blei­be da­mit an ei­nen Ver­trag ge­bun­den, den er al­lein im Hin­blick auf das vor­ge­se­he­ne Zu­stan­de­kom­men des Lea­sing­ver­tra­ges ab­ge­schlos­sen ha­be. Das Schutz­be­dürf­nis des Lea­sing­neh­mers sei des­halb in ei­nem sol­chen Fall dem­je­ni­gen bei Auf­spal­tung in zwei zeit­gleich ge­schlos­se­ne Ver­trä­ge ver­gleich­bar.

[6]    Auch die Ge­set­zes­ma­te­ria­li­en zeig­ten, dass der Ge­setz­ge­ber die An­wend­bar­keit des § 358 BGB in den Fäl­len der Fi­nan­zie­rungs­hil­fe – und da­mit auch im Fal­le des Fi­nan­zie­rungs­lea­sings – je­den­falls in den­je­ni­gen Kon­stel­la­tio­nen aus­drück­lich ge­wünscht und für mög­lich ge­hal­ten ha­be, in de­nen die Vor­aus­set­zun­gen die­ser Vor­schrift im Ein­zel­fall er­füllt sei­en, al­so der Ver­trag über die Lie­fe­rung der Wa­re mit dem Lea­sing­ver­trag der­art ver­knüpft sei, dass das Lea­sing­ge­schäft ganz oder teil­wei­se der Fi­nan­zie­rung des an­de­ren Ver­tra­ges die­ne und bei­de Ver­trä­ge ei­ne wirt­schaft­li­che Ein­heit bil­de­ten. Das sei hier der Fall.

[7]    Der vom Be­klag­ten an­ge­streb­te Lea­sing­ver­trag ha­be aus­schließ­lich der Fi­nan­zie­rung des Kauf­ver­tra­ges über den An­hän­ger ge­dient. Al­lein die­se ob­jek­ti­ve wirt­schaft­li­che Funk­ti­on des Lea­sing­ver­tra­ges recht­fer­ti­ge trotz Feh­lens zwei­er gleich­zei­tig ne­ben­ein­an­der be­ste­hen­der Ver­trags­bin­dun­gen des Lea­sing­neh­mers die ent­spre­chen­de An­wen­dung des § 358 BGB a.F. Hier­von aus­ge­hend ha­be es vor­lie­gend auch nicht ei­ner in ver­gleich­ba­ren Fäl­len häu­fig in den Kauf­ver­trag zur Klar­stel­lung auf­ge­nom­me­nen Lea­sing­fi­nan­zie­rungs­klau­sel be­durft.

[8]    Dass das zur An­nah­me ei­ner wirt­schaft­li­chen Ein­heit bei­der Ver­trä­ge i. S. von § 358 III BGB a.F. er­for­der­li­che Zu­sam­men­wir­ken zwi­schen Lea­sing­ge­ber und Ver­käu­fer vor­ge­le­gen ha­be, ste­he nach den Be­kun­dun­gen der bei den Ver­trags­ver­hand­lun­gen für die Klä­ge­rin tä­ti­gen Zeu­gin E eben­falls fest. Da­nach sei der Lea­sing­ver­trag nicht auf­grund ei­ge­ner In­itia­ti­ve des Be­klag­ten zu­stan­de ge­kom­men, son­dern von der Klä­ge­rin un­ter Ver­wen­dung von ihr über­las­se­nen Vor­dru­cken der Lea­sing­ge­sell­schaft ver­mit­telt wor­den. Zwar kön­ne als zu­tref­fend un­ter­stellt wer­den, dass der Be­klag­te vor Un­ter­zeich­nung des Kauf­ver­tra­ges von der Zeu­gin aus­drück­lich dar­auf hin­ge­wie­sen wor­den sei, dass der Kauf­ver­trag zu­nächst ein­mal un­ab­hän­gig von dem avi­sier­ten Lea­sing­ver­trag ab­ge­schlos­sen wer­de und dass der Be­klag­te sich bei Nicht­zu­stan­de­kom­men des Lea­sing­ver­tra­ges um ei­ne an­der­wei­ti­ge Fi­nan­zie­rung des Kauf­prei­ses für den Mon­ta­ge­an­hän­ger be­mü­hen müs­se. Der Zeu­gin sei al­ler­dings aus den An­ga­ben des Be­klag­ten durch­aus be­wusst ge­we­sen, dass die­ser nach sei­nen wirt­schaft­li­chen Mög­lich­kei­ten den Kauf­ver­trag oh­ne Fi­nan­zie­rung des Kauf­prei­ses über den Lea­sing­ver­trag nicht ha­be ab­schlie­ßen kön­nen, so­dass ihr die ob­jek­ti­ve Funk­ti­on des Lea­sing­ver­tra­ges zum Zwe­cke der Kauf­preis­fi­nan­zie­rung be­kannt ge­we­sen sei. Wenn sie den­noch dar­auf be­harrt ha­be, dass das Zu­stan­de­kom­men des Kauf­ver­tra­ges von dem Zu­stan­de­kom­men der Fi­nan­zie­rung über den Lea­sing­ver­trag un­ab­hän­gig sein soll­te, ha­be dar­in der un­zu­läs­si­ge Ver­such ei­ner dem Be­klag­ten nach­tei­li­gen Ab­än­de­rung des § 358 BGB a.F. ge­le­gen.

[9]    Dem Be­klag­ten ha­be das in An­spruch ge­nom­me­ne Recht zum Wi­der­ruf des Lea­sing­ver­tra­ges zu­ge­stan­den, da er bei Ab­schluss des Kauf­ver­tra­ges ein dem Ver­brau­cher gleich­ste­hen­der Exis­tenz­grün­der i. S. des § 507 BGB a.F. ge­we­sen sei. Denn die be­ab­sich­tig­te Tä­tig­keit des Klä­gers für die K ha­be mit sei­ner bis­he­ri­gen Tä­tig­keit nicht im Zu­sam­men­hang ge­stan­den. Es ha­be sich nicht nur um ei­ne Aus­wei­tung der be­reits aus­ge­üb­ten Mon­ta­ge­tä­tig­keit, son­dern um ei­ne neue, da­von klar ab­grenz­ba­re Spe­zi­al­tä­tig­keit mit zu­sätz­li­chen Ver­triebs­auf­ga­ben ge­han­delt, durch die sich der Be­klag­te ein zwei­tes, im Ver­gleich zu sei­ner bis­he­ri­gen Tä­tig­keit neu­ar­ti­ges „Stand­bein“ ha­be ver­schaf­fen wol­len. Die Wi­der­rufs­er­klä­rung sei ge­gen­über der Lea­sing­ge­sell­schaft auch wirk­sam ge­wor­den. Zwar sei die Er­klä­rung an die K und nicht an die Lea­sing­ge­sell­schaft ge­rich­tet ge­we­sen. Nach den Um­stän­den sei je­doch da­von aus­zu­ge­hen, dass die K das zu­grun­de lie­gen­de Schrei­ben als Emp­fangs­bo­tin auch an die Lea­sing­ge­sell­schaft wei­ter­ge­ge­ben ha­ben müs­se.

[10]   II. Die­se Be­ur­tei­lung hält re­vi­si­ons­recht­li­cher Nach­prü­fung nicht stand.

[11]   Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Be­ru­fungs­ge­richts hat es sich bei dem Kauf­ver­trag und dem in Aus­sicht ge­nom­me­nen Lea­sing­ver­trag nicht um ver­bun­de­ne Ver­trä­ge i. S. von §§ 499 II, 500, 358 III BGB a.F. ge­han­delt. Der vom Be­klag­ten er­klär­te Wi­der­ruf sei­nes An­ge­bots auf Ab­schluss des Lea­sing­ver­tra­ges hat des­halb die Bin­dung an den mit der Klä­ge­rin ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trag, auf den § 499 I BGB a.F. man­gels Ge­wäh­rung ei­nes Zah­lungs­auf­schubs selbst kei­ne An­wen­dung fin­det (vgl. MünchKomm-BGB/Schürn­brand, 5. Aufl., § 499 Rn. 17), nicht ge­mäß § 358 II BGB a.F. be­sei­ti­gen kön­nen. Mit der vom Be­ru­fungs­ge­richt ge­ge­be­nen Be­grün­dung kann da­her ein Kauf­preis­an­spruch der Klä­ge­rin (§ 433 II BGB) nicht ver­neint wer­den.

[12]   1. Die hier an­wend­ba­ren §§ 499 I, II, 500 BGB a.F. se­hen vor, dass auf Fi­nan­zie­rungs­lea­sing­ver­trä­ge zwi­schen ei­nem Un­ter­neh­mer und ei­nem Ver­brau­cher, dem ge­mäß § 507 BGB a.F. ein Exis­tenz­grün­der gleich­ge­stellt ist, die Vor­schrif­ten der §§ 358, 359 BGB a.F. über ver­bun­de­ne Ver­trä­ge ent­spre­chen­de An­wen­dung fin­den. § 358 III 1 BGB a.F. be­stimmt un­ter an­de­rem, dass ein Ver­trag über die Lie­fe­rung ei­ner Wa­re und ein Ver­brau­cher­dar­le­hens­ver­trag ver­bun­den sind, wenn das Dar­le­hen ganz oder teil­wei­se der Fi­nan­zie­rung ei­nes an­de­ren Ver­trags dient und bei­de Ver­trä­ge ei­ne wirt­schaft­li­che Ein­heit bil­den. Hat bei Vor­lie­gen ei­nes sol­chen ver­bun­de­nen Ver­tra­ges der Ver­brau­cher sei­ne auf den Ab­schluss des Ver­brau­cher­dar­le­hens­ver­tra­ges ge­rich­te­te Wil­lens­er­klä­rung – hier auf­grund ei­nes vom Be­ru­fungs­ge­richt an­ge­nom­me­nen Wi­der­rufs­rechts nach §§ 495 I, 500, 507, 355 BGB a.F. – wirk­sam wi­der­ru­fen, ist er ge­mäß § 358 II 1 BGB a.F. auch an sei­ne Wil­lens­er­klä­rung, die auf den Ab­schluss ei­nes mit die­sem Ver­brau­cher­dar­le­hens­ver­trag ver­bun­de­nen Ver­tra­ges über die Lie­fe­rung ei­ner Wa­re ge­rich­tet ist, nicht mehr ge­bun­den.

[13]   2. Es kann da­hin­ste­hen, ob die Auf­fas­sung des Be­ru­fungs­ge­richts zu­trifft, dass der Be­klag­te bei Kauf des An­hän­gers und der von ihm be­an­trag­ten Lea­sing­fi­nan­zie­rung als Exis­tenz­grün­der i. S. des § 507 BGB a.F. an­zu­se­hen war, und ob der Wi­der­ruf in ei­ner den An­for­de­run­gen des § 355 I 2 BGB a.F. ge­nü­gen­den Wei­se ge­gen­über der Lea­sing­ge­sell­schaft er­klärt wor­den ist. Denn ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Be­ru­fungs­ge­richts fin­det § 358 BGB a.F. auf Lea­sing­fi­nan­zie­run­gen, auch wenn sie nach dem so­ge­nann­ten Ein­tritts­mo­dell er­fol­gen sol­len, schon des­halb kei­ne An­wen­dung, weil es hier­bei an dem von die­ser Vor­schrift vor­aus­ge­setz­ten Er­for­der­nis ei­ner Bin­dung des Ver­brau­chers an zwei recht­lich selbst­stän­di­ge Ver­trä­ge fehlt, von de­nen der ei­ne der Fi­nan­zie­rung des an­de­ren dient.

[14]   a) Ob und in wel­chem Um­fang die für Fi­nan­zie­rungs­lea­sing­ver­trä­ge in § 500 BGB a.F. ent­hal­te­ne Ver­wei­sung auf die §§ 358, 359 BGB a.F. auch oh­ne das in die­sen Be­stim­mun­gen für ei­nen Ein­wen­dungs­durch­griff vor­aus­ge­setz­te Er­for­der­nis ei­ner Bin­dung des Ver­brau­chers an zwei recht­lich selbst­stän­di­ge Ver­trä­ge zum Tra­gen kom­men kann, ist al­ler­dings um­strit­ten (zum Mei­nungs­stand: Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 12. Aufl., Rn. L 151 ff.). Vor al­lem im Schrift­tum wird, na­ment­lich um ein weit­ge­hen­des Leer­lau­fen der ge­nann­ten Ver­wei­sung zu ver­mei­den, über­wie­gend an­ge­nom­men, dass der Ge­setz­ge­ber sich mit die­ser Ver­wei­sung um­fas­send (Graf von West­pha­len/Woit­ke­witsch, Der Lea­sing­ver­trag, 6. Aufl., Kap. L Rn. 378; eben­so zu §§ 3, 9 Ver­brKrG: OLG Ros­tock, Urt. v. 13.02.1996 – 4 U 1/95, OLGR 1996, 89, 90), zu­min­dest aber für den An­wen­dungs­fall des Ein­tritts­mo­dells zu­guns­ten des Ver­brau­cher-Lea­sing­neh­mers da­für ent­schie­den ha­be, dass die­ser im Um­fang der Ver­wei­sung in den Ge­nuss der Ver­brau­cher­rech­te beim fi­nan­zier­ten Kauf kom­men sol­le (z. B. Bü­low, in: Bü­low/Artz, Ver­brau­cher­kre­dit­recht, 7. Aufl., § 506 Rn. 91; Stau­din­ger/Kes­sal-Wulf, BGB, Neu­be­arb. 2012, § 358 Rn. 43; je­weils m. w. Nachw.; vgl. auch MünchKomm-BGB/Ha­ber­sack, 6. Aufl., § 358 Rn. 17, § 359 Rn. 10 ff.).

[15]   Ein an­de­rer Teil des Schrift­tums (Wolf/Eckert/Ball, Hand­buch des ge­werb­li­chen Miet-, Pacht- und Lea­sing­rechts, 10. Aufl., Rn. 1799 ff.; Beck­mann, Fi­nan­zie­rungs­lea­sing, 3. Aufl., § 5 Rn. 11 f.) so­wie die neue­re In­stanz­recht­spre­chung (OLG Düs­sel­dorf, Beschl. v. 02.03.2010 – I-24 U 136/09, WM 2010, 2258 2259 f.; OLG Frank­furt a. M., Urt. v. 28.01.2009 – 17 U 241/08, ju­ris Rn. 34 ff.; OLG Bran­den­burg, Urt. v. 23.04.2008 – 3 U 115/07, ju­ris Rn. 24) ste­hen hin­ge­gen auf dem Stand­punkt, dass die auf den fi­nan­zier­ten Ab­zah­lungs­kauf zu­ge­schnit­te­nen §§ 358, 359 BGB selbst für das Ein­tritts­mo­dell im Re­gel­fall nicht auf das bei ei­nem Fi­nan­zie­rungs­lea­sing be­ste­hen­de Drei­ecks­ver­hält­nis und die da­bei be­ste­hen­den lea­sing­ty­pi­schen Wech­sel­be­zie­hun­gen pass­ten. Denn durch de­ren sach­ge­rech­te Hand­ha­bung sei der Lea­sing­neh­mer auch oh­ne ei­nen ge­setz­lich vor­ge­se­he­nen Wi­der­rufs- und Ein­wen­dungs­durch­griff hin­rei­chend ge­schützt.

[16]   b) Der Se­nat schließt sich der letzt­ge­nann­ten Auf­fas­sung an.

[17]   aa) Die in § 358 III 1 BGB a.F. ent­hal­te­ne Le­gal­de­fi­ni­ti­on der ver­bun­de­nen Ver­trä­ge setzt nach ih­rem Wort­laut ei­nen Ver­trag über die Lie­fe­rung ei­ner Wa­re (oder über die Er­brin­gung ei­ner an­de­ren Leis­tung) so­wie ei­nen Ver­brau­cher­dar­le­hens­ver­trag, al­so ein fi­nan­zier­tes Ge­schäft ei­ner­seits und ein Fi­nan­zie­rungs­ge­schäft an­de­rer­seits, vor­aus. Die­se wer­den da­durch zu ei­nem ver­bun­de­nen Ge­schäft, dass das Fi­nan­zie­rungs­ge­schäft der Fi­nan­zie­rung des Lie­fer­ver­tra­ges dient. Hier­nach ist der Tat­be­stand ei­nes ver­bun­de­nen Ge­schäf­tes be­griff­lich nur ge­ge­ben, wenn sich der Ver­brau­cher ei­ner Mehr­zahl von Ver­trags­ver­hält­nis­sen ge­gen­über­sieht, von de­nen ei­nes der Fi­nan­zie­rung des an­de­ren dient, so­dass er durch die da­mit ein­her­ge­hen­de Aus­glie­de­rung der Fi­nan­zie­rung zwei­fach ver­trag­lich ge­bun­den ist (Stau­din­ger/Kes­sal-Wulf, a. a. O., § 358 Rn. 21; Graf von West­pha­len/Woit­ke­witsch, a. a. O., Kap. L Rn. 377).

[18]   Dar­an fehlt es hier. Denn ei­ne sol­che Ver­trags­ge­stal­tung, die es dem Ver­brau­cher er­mög­li­chen soll, sei­ne durch den Lie­fer­ver­trag be­grün­de­te Schuld mit­tels des zu die­sem Zweck ein­ge­gan­ge­nen Fi­nan­zie­rungs­ge­schäfts ge­gen­über dem Lie­fe­ran­ten zu be­glei­chen (ju­risPK-BGB/Wil­de­mann, 6. Aufl., § 358 Rn. 22), ist auch bei ei­nem Lea­sing­ver­trag nach dem Ein­tritts­mo­dell nicht ge­ge­ben, da der Lea­sing­ver­trag nicht der Fi­nan­zie­rung des Kauf­ver­tra­ges durch den Käu­fer dient (OLG Düs­sel­dorf, Beschl. v. 02.03.2010 – I-24 U 136/09, WM 2010, 2258, 2259 f.; OLG Bran­den­burg, Urt. v. 23.04.2008 – 3 U 115/07, ju­ris Rn. 24). Der Kauf­ver­trag dient viel­mehr um­ge­kehrt als Teil des lea­sing­ty­pi­schen Drei­ecks­ver­hält­nis­ses dem an­stel­le des Lea­sing­neh­mers in den Kauf­ver­trag ein­tre­ten­den Lea­sing­ge­ber zur Be­schaf­fung des Lea­sing­ge­gen­stan­des, den er be­nö­tigt, um sei­ne durch den Lea­sing­ver­trag be­grün­de­te Ge­brauchs­über­las­sungs­pflicht er­fül­len zu kön­nen. Der Lea­sing­neh­mer ist auch bei dem Ein­tritts­mo­dell ver­trag­lich ent­we­der nur ge­gen­über dem Ver­käu­fer oder – nach Be­grün­dung des Lea­sing­ver­hält­nis­ses – nur ge­gen­über dem Lea­sing­ge­ber ge­bun­den.

[19]   bb) Das Be­ru­fungs­ge­richt hält gleich­wohl ei­ne ent­spre­chen­de An­wen­dung des § 358 BGB a.F. für ge­bo­ten, weil der an­ge­streb­te Lea­sing­ver­trag nach sei­ner ob­jek­ti­ven wirt­schaft­li­chen Funk­ti­on aus­schließ­lich der Fi­nan­zie­rung des Kauf­ver­tra­ges über den An­hän­ger ge­dient ha­be. Da­bei ver­kennt es aber zum ei­nen den ge­nann­ten, von der Auf­spal­tungs­kon­zep­ti­on des § 358 III BGB a.F. ab­wei­chen­den Be­schaf­fungs­zweck des Kauf­ver­trags im Rah­men der an­ge­streb­ten Lea­sing­be­zie­hun­gen. Zum an­de­ren über­sieht es, dass bei Lea­sing­ver­trä­gen nach dem Ein­tritts­mo­dell man­gels Schutz­be­dürf­tig­keit des Ver­brau­chers kein Be­dürf­nis be­steht, die Vor­schrift des § 358 II BGB a.F. auch oh­ne Vor­lie­gen der Vor­aus­set­zun­gen des § 358 III BGB a.F. ana­log an­zu­wen­den. Denn das Auf­spal­tungs­ri­si­ko, das die §§ 358, 359 BGB kom­pen­sie­ren sol­len, wird be­reits durch die lea­sing­ty­pi­sche Wech­sel­be­zie­hung zwi­schen Kauf­ver­trag und Lea­sing­ver­trag und ih­re Hand­ha­bung durch die höchst­rich­ter­li­che Recht­spre­chung hin­rei­chend be­grenzt (Wolf/Eckert/Ball, a. a. O., Rn. 1799).

[20]   Das gilt nicht nur für § 359 BGB, für des­sen ent­spre­chen­de An­wen­dung schon des­halb kein Be­dürf­nis be­steht, weil der Käu­fer nach sei­nem Wech­sel in die Rol­le des Lea­sing­neh­mers durch die vom Se­nat in stän­di­ger Recht­spre­chung ge­bil­lig­te lea­sing­ty­pi­sche Ab­tre­tungs­kon­struk­ti­on (zu­letzt Se­nat, Urt. v. 13.11.2013 – VI­II ZR 257/12 Rn. 13 m. w. Nachw.) ei­nen gleich­wer­ti­gen Schutz er­fährt (Wolf/Eckert/Ball, a. a. O., Rn. 1799, 1801; Beck­mann, a. a. O., Rn. 12; MünchKomm-BGB/Ha­ber­sack, a. a. O., § 359 Rn. 12). Viel­mehr gilt dies in glei­cher Wei­se für den hier in Re­de ste­hen­den § 358 BGB a.F. Dass die­se Be­stim­mung auf Lea­sing­ver­trä­ge nach dem Ein­tritts­mo­dell nicht passt, zeigt be­reits des­sen Ab­satz 4 Satz 3, wo­nach der Dar­le­hens­ge­ber bei ei­nem Wi­der­ruf des Fi­nan­zie­rungs­ge­schäfts kraft Ge­set­zes an die Stel­le des Ver­brau­chers in den ver­bun­de­nen Ver­trag ein­tritt. Denn der Lea­sing­ge­ber wird bei die­ser Ver­trags­kon­struk­ti­on mit dem Zu­stan­de­kom­men des Lea­sing­ver­tra­ges oh­ne­hin al­lei­ni­ger Ver­trags­part­ner des Be­schaf­fungs­ver­tra­ges mit dem Lie­fe­ran­ten, so­dass ein Be­dürf­nis des Lea­sing­neh­mers, ihn vor die­sen ver­trag­li­chen Bin­dun­gen zu schüt­zen, nicht mehr be­steht (OLG Düs­sel­dorf, Beschl. v. 02.03.2010 – I-24 U 136/09, WM 2010, 2258, 2260).

[21]   Eben­so ist ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Re­vi­si­ons­er­wi­de­rung ein die An­wen­dung des § 358 II BGB a.F. recht­fer­ti­gen­des Schutz­be­dürf­nis des Käu­fers zu ver­nei­nen, wenn es – wie hier – gar nicht erst zum Ein­tritt des Lea­sing­ge­bers in den Be­schaf­fungs­ver­trag kommt. Denn der Käu­fer kann das Ri­si­ko ei­ner nicht zu­stan­de kom­men­den Lea­sing­fi­nan­zie­rung und ei­ner in die­sem Fall dro­hen­den In­an­spruch­nah­me aus dem Kauf­ver­trag von vorn­her­ein da­durch be­gren­zen, dass er den Be­stand des Be­schaf­fungs­ver­trags aus­drück­lich oder kon­klu­dent un­ter ei­ne da­hin ge­hen­de auf­lö­sen­de Be­din­gung i. S. des § 158 II BGB stellt (Se­nat, Urt. v. 09.05.1990 – VI­II ZR 222/89, WM 1990, 1241 [un­ter II 2 c bb]). Das kann schon dann an­zu­neh­men sein, wenn er – wie hier – zeit­gleich mit Ab­schluss des Kauf­ver­trags ei­nen vom Ver­käu­fer ver­mit­tel­ten Lea­sing­an­trag stellt (OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 11.05.2005 – I-3 U 14/04, DAR 2005, 625; Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. L 260), wo­bei ihm ein als Ver­brau­cher zu­ste­hen­der Schutz nicht da­durch ge­mäß § 162 BGB ver­lo­ren gin­ge, dass er noch vor Zu­stan­de­kom­men des Lea­sing­ver­tra­ges von ei­nem ihm zu­ste­hen­den Wi­der­rufs­recht Ge­brauch macht und auf die­se Wei­se ei­nen Ver­trags­schluss ver­hin­dert (MünchKomm-BGB/Koch, 6. Aufl., Fi­nan­zie­rungs­lea­sing Rn. 41 m. w. Nachw.).

[22]   Selbst wenn ei­ne sol­che Be­din­gung aber we­der aus­drück­lich noch kon­klu­dent ver­ein­bart sein soll­te, wä­re er nicht schutz­los ge­stellt. Denn es ent­spricht bei ei­ner sol­chen Ein­schal­tung des Lea­sing­ge­bers in die Si­cher­stel­lung der Kauf­preis­fi­nan­zie­rung re­gel­mä­ßig ei­ner in­ter­es­sen­ge­rech­ten Aus­le­gung des Be­schaf­fungs­ver­tra­ges, dass das Zu­stan­de­kom­men ei­nes in Aus­sicht ge­nom­me­nen Lea­sing­ver­tra­ges Ge­schäfts­grund­la­ge des Be­schaf­fungs­ver­tra­ges sein soll, es sei denn, der Käu­fer nimmt sich ei­nen ihm auf die­se Wei­se zu­kom­men­den Schutz selbst da­durch, dass er deut­lich macht, auch für den Fall des Nicht­zu­stan­de­kom­mens des Lea­sing­ver­tra­ges das Fi­nan­zie­rungs­ri­si­ko un­ein­ge­schränkt über­neh­men und sich dann ei­gen­stän­dig ei­ne al­ter­na­ti­ve Fi­nan­zie­rung be­sor­gen zu wol­len (vgl. Mar­ti­nek, in Schi­mans­ky/Bun­te/Lwow­ski, Bank­rechts-Hand­buch, 4. Aufl., § 101 Rn. 94).

[23]   III. Nach al­le­dem kann das Ur­teil des Be­ru­fungs­ge­richts kei­nen Be­stand ha­ben; es ist da­her auf­zu­he­ben (§ 562 I ZPO). Der Rechts­streit ist nicht zur End­ent­schei­dung reif, weil das Be­ru­fungs­ge­richt – von sei­nem Stand­punkt aus fol­ge­rich­tig – kei­ne ab­schlie­ßen­den Fest­stel­lun­gen zu der Fra­ge ge­trof­fen hat, ob der Kauf­ver­trag un­ter ei­ner auf­lö­sen­den Be­din­gung zu­stan­de ge­kom­men ist oder ob des­sen Ge­schäfts­grund­la­ge durch das Nicht­zu­stan­de­kom­men des an­ge­streb­ten Lea­sing­ver­tra­ges ent­fal­len sein könn­te. Eben­so we­nig hat sich das Be­ru­fungs­ge­richt bis­lang mit dem Ein­wand des Be­klag­ten be­fasst, dass der Kauf­ver­trag über den An­hän­ger we­gen ei­ner sit­ten­wid­ri­gen Über­hö­hung des Kauf­prei­ses nich­tig sei. Der Rechts­streit ist da­her zur neu­en Ver­hand­lung und Ent­schei­dung an das Be­ru­fungs­ge­richt zu­rück­zu­ver­wei­sen (§ 563 I 1 ZPO).

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