Ein Kfz-Käu­fer muss dem Ver­käu­fer grund­sätz­lich auch dann Ge­le­gen­heit zur Nach­er­fül­lung ge­ben, wenn er das Fahr­zeug von Köln nach Ber­lin trans­por­tie­ren muss, um dem Ver­käu­fer ei­ne Man­gel­be­sei­ti­gung zu er­mög­li­chen.

AG Wed­ding, Ur­teil vom 04.09.2013 – 13 C 31/13

Sach­ver­halt: Der Klä­ger, der sei­nen Wohn­sitz in Köln hat, er­warb von dem Be­klag­ten, der in Ber­lin ein Au­to­haus be­treibt, im Sep­tem­ber 2012 ei­nen Mer­ce­des-Benz A 190 Ele­gan­ce. Er for­der­te den Be­klag­ten erst­mals mit Schrei­ben vom 05.11.2012 auf, die an­geb­lich de­fek­te Licht­ma­schi­ne des Fahr­zeugs in­stand zu set­zen, und setz­te ihm da­für zu­letzt ei­ne Frist bis zum 05.12.2012. Nach de­ren Ab­lauf ließ der Klä­ger die Licht­ma­schi­ne von ei­nem Drit­ten re­pa­rie­ren und ver­lang­te von dem Be­klag­ten er­folg­los Scha­dens­er­satz in Hö­he der Re­pa­ra­tur­kos­ten.

Die Kla­ge hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: Dem Klä­ger steht der Scha­dens­er­satz­an­spruch ge­mäß §§ 280 I, 281 I, 437 Nr. 3 BGB nicht zu, denn der Klä­ger hat den Be­klag­ten kei­ne Ge­le­gen­heit zur Nach­bes­se­rung i. S. von § 439 BGB ge­ge­ben.

Zwar hat der Klä­ger mit Schrei­ben vom 05.11.2012 mit Frist­set­zung zum 21.11.2012 und mit wei­te­rem Schrei­ben vom 28.11.2012 mit Frist­set­zung zum 05.12.2012 den Be­klag­ten zur Nach­bes­se­rung we­gen ei­nes von ihm be­haup­te­ten De­fek­tes an der Licht­ma­schi­ne … auf­ge­for­dert … Der  Klä­ger hat je­doch un­strei­tig dem Be­klag­ten das Fahr­zeug nicht zur Prü­fung in Ber­lin über­ge­ben. Das ist aber Vor­aus­set­zung für den Scha­dens­er­satz­an­spruch (vgl. BGH, Urt. v. 21.12.2005 – VI­II ZR 49/05, NJW 2006, 1195). Denn es ge­hört zu den Ob­lie­gen­hei­ten des Käu­fers bei Män­gel­be­sei­ti­gungs- und Nach­bes­se­rungs­an­sprü­chen, dem Ver­käu­fer des Fahr­zeugs Ge­le­gen­heit zur Nach­er­fül­lung zu ge­ben (vgl. Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 11. Aufl., Rn. 899; BGH, Urt. v. 10.03.2010 – VI­II ZR 310/08, NJW 2010, 1448). Das heißt aber, dass der Klä­ger das Fahr­zeug zum Fir­men­sitz des Be­klag­ten zu trans­por­tie­ren hat­te, dem Er­fül­lungs­ort für die ver­trag­li­che Nach­bes­se­rung (vgl. BGH, Urt. v. 13.04.2011 – VI­II ZR 220/10, DAR 2011, 388 ff.). Ver­trag­li­che Ver­ein­ba­run­gen über ei­nen an­de­ren Ort der Nach­er­fül­lung lie­gen nicht vor, so­dass ge­mäß § 269 I BGB der Sitz des Be­klag­ten maß­geb­lich ist (BGH, Urt. v. 13.04.2011 – VI­II ZR 220/10, DAR 2011, 388 ff.; Pa­landt/Grü­ne­berg, BGB, 72. Aufl., § 269 Rn. 15).

Ab­wei­chun­gen von die­ser Fest­le­gung des Er­fül­lungs­ort für den Nach­bes­se­rungs­an­spruch kön­nen sich nur dann er­ge­ben, wenn da­mit er­heb­li­che Un­an­nehm­lich­kei­ten für den Klä­ger, den Au­to­käu­fer, ver­bun­den sind. Die hier be­ste­hen­de Pflicht, das Fahr­zeug von Köln nach Ber­lin zu trans­por­tie­ren, stellt kei­ne er­heb­li­che Un­an­nehm­lich­keit dar, wie sich be­reits dar­aus er­gibt, dass der Klä­ger be­reit war, nach Ber­lin zu rei­sen, um das Fahr­zeug zu er­wer­ben und dann von Ber­lin nach Köln zu über­füh­ren.

So­weit der Be­klag­te meint, für die Rück­füh­rung des Fahr­zeugs nach Ber­li­ner hät­te es ei­ner be­son­de­ren Ter­mins­ab­spra­che mit dem Be­klag­ten be­durft, auf die sich der Be­klag­te nicht ein­ge­las­sen ha­be, ist da­für ein Grund nicht er­sicht­lich. Der Be­klag­te be­treibt ein „Au­to­haus O“, es hät­te des­we­gen ge­nügt, zu den ver­kehrs­üb­li­chen Öff­nungs­zei­ten das Fahr­zeug beim Be­klag­ten an­zu­lie­fern, um die Über­prü­fung und Nach­bes­se­rung dort zu er­mög­li­chen.

Aus dem oben Aus­ge­führ­ten folgt auch, dass das An­ge­bot des Klä­gers an den Be­klag­ten, das Fahr­zeug in der von ihm be­nann­ten Werk­statt in Köln zu be­sich­ti­gen, nicht aus­reich­te, um dem Be­klag­ten die Nach­bes­se­rung zu er­mög­li­chen.

Schließ­lich er­gibt sich auch nichts an­de­res aus [den] Ge­schäfts­be­din­gun­gen des Be­klag­ten, wo­nach sich der Käu­fer für den Fall, dass das Fahr­zeug we­gen ei­nes Sach­man­gels be­triebs­un­fä­hig wird, mit Zu­stim­mung des Ver­käu­fers an ei­nen an­de­ren Kfz-Meis­ter­be­trieb wen­den kann, denn die er­for­der­li­che Zu­stim­mung hat der Be­klag­te nicht er­teilt …

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