1. Fi­nan­ziert ein Kfz-Händ­ler den Kauf­preis für ein Fahr­zeug nicht selbst und reicht er für den Käu­fer auch kei­nen Dar­le­hens­an­trag beim Fahr­zeug­her­stel­ler bzw. des­sen Bank ein, son­dern über­lässt er die Fi­nan­zie­rung des Kauf­prei­ses dem Käu­fer, dannn ver­steht sich nicht von selbst, dass ein Kfz-Kauf­ver­trag mit dem Zu­stan­de­kom­men ei­nes Dar­le­hens­ver­tra­ges „ste­hen und fal­len“ soll. Ei­ne ent­spre­chen­de (auf­schie­ben­de oder auf­lö­sen­de) Be­din­gung muss viel­mehr grund­sätz­lich aus­drück­lich ver­ein­bart wer­den.
  2. Ein Käu­fer, der ein Fahr­zeug ver­trags­wid­rig nicht ab­nimmt, schul­det grund­sätz­lich Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung (§§ 280 I, III, 281 BGB). Der Ver­käu­fer kann ihn des­halb in die Haf­tung neh­men, wenn es ihm zwar ge­lingt, das Fahr­zeug an ei­nen Drit­ten zu ver­äu­ßern, er da­bei aber nur ei­nen ge­rin­ge­ren als den ur­sprüng­lich – mit dem „ab­ge­sprun­ge­nen“ Käu­fer – ver­ein­bar­ten Preis er­zielt. Es ist aber scha­dens­min­dernd zu be­rück­sich­ti­gen, wenn der ge­rin­ge Kauf­preis auch dar­auf zu­rück­zu­füh­ren ist, dass der Ver­käu­fer das Fahr­zeug zwi­schen­zeit­lich ge­nutzt und da­mit 31.500 km zu­rück­ge­legt hat.

LG Bie­le­feld, Ur­teil vom 06.08.2013 – 17 O 13/13

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin, die mit Kraft­fahr­zeu­gen han­delt, ver­langt von der Be­klag­ten Scha­dens­er­satz, weil die­se ein be­stell­tes Fahr­zeug – ei­nen ge­brauch­ten Au­di Q7 4.2 TDI quat­tro – nicht ab­ge­nom­men hat. Die Par­tei­en strei­ten dar­über, ob die Wirk­sam­keit der Be­stel­lung da­von ab­hän­gen soll­te, dass der Kauf­preis für das Fahr­zeug fi­nan­ziert wird.

Die Be­klag­te un­ter­zeich­ne­te und über­sand­te der Klä­ge­rin ei­ne auf den 20.03.2012 da­tier­te, von der Klä­ge­rin for­mu­lier­te „ver­bind­li­che Fax­be­stel­lung ei­nes ge­brauch­ten Pkw“. Die Klä­ge­rin be­stä­tig­te die­se Be­stel­lung mit Schrei­ben vom 23.03.2012. Die Be­stel­lung und die Auf­trags­be­stä­ti­gung ent­hal­ten kei­nen Hin­weis auf ei­ne be­ab­sich­tig­te Fi­nan­zie­rung des Kauf­prei­ses. Dem für die Klä­ge­rin han­deln­den Zeu­gen H war al­ler­dings be­kannt, dass die Be­klag­te ei­ne teil­wei­se Fi­nan­zie­rung des Kauf­prei­ses be­ab­sich­tig­te.

Un­ter dem 23.03.2012 er­teil­te die Klä­ge­rin der Be­klag­ten auch ei­ne Rech­nung über 42.016,81 € zu­züg­lich 19 % MwSt. (= 50.000 € brut­to).

Als Lie­fer­ter­min für den Ge­braucht­wa­gen war der 03.04.2012 vor­ge­se­hen.

Vor Un­ter­zeich­nung des Be­stell­for­mu­lars hat­te der Zeu­ge M, ein Mit­ge­sell­schaf­ter der Be­klag­ten, das von der Klä­ge­rin im In­ter­net an­ge­bo­te­ne Fahr­zeug im Bei­sein sei­ner Ehe­frau F, die den Wa­gen spä­ter fah­ren soll­te, be­sich­tigt und Pro­be ge­fah­ren.

N rich­te­te am 09.03.2012 ei­ne E-Mail an den Zeu­gen H, die un­ter an­de­rem den Fi­nan­zie­rungwunsch ent­hielt und in der F äu­ßer­te, dass die Be­klag­te das Fahr­zeug er­wer­ben, aber sie, F, Dar­le­hens­neh­me­rin wer­den sol­le. Nach­dem die Klä­ge­rin er­klärt hat­te, dass sie selbst kei­ne Dar­le­hen ge­wäh­re, gab es in der Fol­ge­zeit Kon­tak­te zwi­schen der Be­klag­ten und der Spar­kas­se C. Die­se über­mit­tel­te am 14.03.2012 ein Fi­nan­zie­rungs­an­ge­bot der S-GmbH.

Mit E-Mail vom 11.04.2012 bat die Be­klag­te die Klä­ge­rin um Ge­duld bis zum 15.05.2012, weil es ihr noch nicht ge­lun­gen sei, ihr Alt­fahr­zeug, ei­nen BMW X5, zu ver­äu­ßern. Die Klä­ge­rin sand­te der Be­klag­ten un­ter dem 10.05.2012 ei­ne Be­reit­stel­lungs­an­zei­ge, bat um Über­wei­sung des Kauf­prei­ses bis zum 18.05.2012 und droh­te ei­nen Rück­tritt vom Kauf­ver­trag für den Fall an, dass die Zah­lung des Kauf­preis aus­blei­be.

Die Fi­nan­zie­rung des Kauf­prei­ses durch die S-GmbH schei­ter­te. F teil­te der Klä­ge­rin un­ter dem 29.05.2012 mit, dass die Spar­kas­se C. den Kauf­preis nicht zu den ur­sprüng­lich ab­ge­spro­che­nen Kon­di­tio­nen fi­nan­zie­ren wol­le und dass sie des­halb kei­ner­lei Fi­nan­zie­rung ha­be. So­bald sie ih­re Un­ter­la­gen zu­rück­ha­be, wer­de sie bei ei­ner an­de­ren Bank ei­ne Fi­nan­zie­rungs­an­fra­ge stel­len. F er­klär­te fer­ner, sie über­las­se der Klä­ge­rin die Ent­schei­dung, ob sie am Kauf­ver­trag fest­hal­ten wol­le. Falls die Klä­ge­rin den Ver­trag auf­lö­sen wol­le, wer­de sie, F, kei­ner­lei Scha­dens­er­satz­an­sprü­che stel­len.

Dar­auf­hin er­klär­te die Klä­ge­rin mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 04.06.2012 den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag und kün­dig­te Scha­dens­er­satz­an­sprü­che und ei­ne an­der­wei­ti­ge Ver­äu­ße­rung des Fahr­zeugs an; der Be­klag­ten sei un­be­nom­men, selbst ei­nen Ab­neh­mer für das Fahr­zeug zu be­nen­nen.

In der Fol­ge­zeit be­müh­te sich die Klä­ge­rin um ei­nen Ver­kauf des Fahr­zeugs über die In­ter­net­platt­form „mobile.​de“. Schließ­lich ver­äu­ßer­te sie den Wa­gen am 06.12.2012 für 30.000 € net­to an ei­nen Herrn G. Zu­vor, am 02.07.2012, hat­te sie den Händ­ler­ein­kaufs­wert des Fahr­zeugs (35.350 € brt­to) durch ei­nen ört­li­chen VW-Händ­ler er­mit­teln las­sen.

Die auf Zah­lung von 12.061,81 € nebst Zin­sen und Kos­ten hat­te teil­wei­se Er­folg.

Aus den Grün­den: I. Die ört­li­che Zu­stän­dig­keit des LG Bie­le­feld ist ge­ge­ben, da die Par­tei­en im Kauf­ver­trag aus­drück­lich den Ge­richts­stand Bie­le­feld ver­ein­bart ha­ben …

II. Die Kla­ge ist auch dem Grun­de nach be­grün­det.

Der Klä­ge­rin steht ein Scha­dens­er­satz­an­spruch nach §§ 433, 280 I, III, 281 BGB zu.

An sich war für die Lie­fe­rung und dann mit­tel­bar auch für die Zah­lung der Be­klag­ten der 03.04.2012 als Ter­min ab­ge­spro­chen, wie so­wohl die Fax­be­stä­ti­gung der Be­klag­ten als auch die Rech­nung der Klä­ge­rin vom 23.03.2012 er­gibt. Nach­dem die Frist er­geb­nis­los ver­stri­chen war, setz­te die Klä­ge­rin der Be­klag­ten mit der Be­reit­stel­lungs­an­zei­ge vom 10.05.2012 ge­mäß § 281 BGB ei­ne Nach­frist bis zum 18.05.2012. Die­se Nach­frist war an­ge­mes­sen. Die Be­klag­te hat­te selbst mit E-Mail vom 11.04.2012 ei­ne Frist zur Ab­wick­lung bis zum 15.05.2012 er­be­ten, so­dass die Nach­frist grund­sätz­lich ein­zu­hal­ten war.

Die Frist­set­zung war er­folg­los; die Be­klag­te teil­te mit Schrei­ben vom 29.05.2012 mit, man­gels Fi­nan­zie­rung vor­erst nicht leis­ten zu kön­nen.

Der Ver­trag war nicht un­ter der auf­schie­ben­den oder auf­lö­sen­den Be­din­gung ei­ner er­folg­rei­chen Fi­nan­zie­rung auf den Na­men der Frau F ge­schlos­sen. Die schrift­li­che Be­stel­lung der Be­klag­ten und die dar­auf be­ru­hen­de Auf­trags­be­stä­ti­gung der Klä­ge­rin ent­hal­ten kei­ne der­ar­ti­ge Be­din­gung oder ei­nen Vor­be­halt. Bei­de Schrei­ben zu­sam­men er­ge­ben ei­nen Ver­trag. Die­ser hat, da er schrift­lich nie­der­ge­legt ist, wenn auch in zwei ge­trenn­ten Schrei­ben, die Ver­mu­tung der Voll­stän­dig­keit und Rich­tig­keit für sich, zu­mal das Be­stell­schrei­ben den Satz ent­hält, dass Ne­ben­ab­re­den schrift­lich nie­der­zu­le­gen sei­en. Die­se Voll­stän­dig­keits­ver­mu­tung ist durch die Be­weis­auf­nah­me nicht er­schüt­tert wor­den.

Ei­ne aus­drück­li­che münd­li­che Ver­ein­ba­rung ei­ner der­ar­ti­gen Be­din­gung oder ei­nes der­ar­ti­gen Vor­be­halts hat kei­ner der ver­nom­me­nen Zeu­gen be­kun­det, auch nicht der Zeu­ge M. Die­ser hat zwar aus­ge­sagt, bei der Be­sich­ti­gung des Fahr­zeugs ha­be er zum Aus­druck ge­bracht, dass das Fahr­zeug von der Be­klag­ten ge­kauft wer­den sol­le und dass mit dem Fahr­zeug al­les so lau­fen sol­le wie mit dem Alt­fahr­zeug der Be­klag­ten. Dar­aus kann aber nicht ge­schlos­sen wer­den, dass die Par­tei­en – un­ge­ach­tet des Ver­trags­tex­tes des schrift­li­chen Ver­tra­ges, der da­zu nichts sagt – ver­ein­bart ha­ben, dass der Ver­trag mit der er­folg­rei­chen Fi­nan­zie­rung ste­hen und fal­len soll­te. Ei­ne der­ar­ti­ge Be­din­gung muss grund­sätz­lich aus­drück­lich ver­ein­bart wer­den. Der – un­strei­ti­ge – Um­stand, dass der Klä­ge­rin be­kannt war, dass die Be­klag­te den Kauf zum Teil fi­nan­zie­ren woll­te, reicht nicht, um ei­ne kon­klu­den­te Ver­trags­be­din­gung an­zu­neh­men.

Dar­an än­dert auch nichts, dass die Be­klag­te ur­sprüng­lich wünsch­te, dass die Klä­ge­rin selbst die Fi­nan­zie­rung ma­che. Denn wie der Zeu­ge M be­kun­det hat, hat Herr H da­zu er­klärt, er fi­nan­zie­re nichts sel­ber. Für die Fra­ge, ob ei­ne Be­din­gung ver­ein­bart wur­de, spielt es kei­ne Rol­le, ob Herr H schon vor dem Ver­trags­schluss mit der Be­klag­ten ei­nen Kon­takt zwi­schen der Spar­kas­sen­mit­ar­bei­te­rin B und dem Zeu­gen M her­ge­stellt hat und die Spar­kas­se zur Über­mitt­lung ei­nes ent­spre­chen­den Fi­nan­zie­rungs­an­ge­bo­tes ver­an­lasst hat. Die da­hin ge­hen­de Fra­ge hat der Zeu­ge H ver­neint. Selbst wenn das un­rich­tig sein soll­te, folgt dar­aus nicht, dass die er­folg­rei­che Fi­nan­zie­rung Be­din­gung des Kauf­ver­tra­ges sein soll­te. Es zeigt le­dig­lich, dass sich Herr H bzw. die Klä­ge­rin für die Fi­nan­zie­rung en­ga­gier­te. Zu ei­ner Be­din­gung des Kaufs wird die­se da­durch nicht. Der Fall liegt in­so­weit an­ders, als wenn ein Au­to­händ­ler, ins­be­son­de­re beim Ver­kauf von Neu­fahr­zeu­gen, Dar­le­hens- oder Lea­sing­ver­trä­ge, ins­be­son­de­re sol­che des Her­stel­lers des Fahr­zeugs oder ei­ner Bank des Her­stel­lers, zur Be­die­nung durch den Käu­fer be­reit­hält. In der­glei­chen Fäl­len mag es sich von selbst ver­ste­hen, dass der Kauf­ver­trag vom Zu­stan­de­kom­men des gleich­zei­tig ein­ge­reich­ten Fi­nan­zie­rungs­ver­tra­ges ab­hän­gig sein soll, auch wenn das Wort Be­din­gung im Kauf­ver­trag nicht auf­taucht (vgl. OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 11.05.2005 – I-3 U 14/04, DAR 2005, 625). Die Klä­ge­rin hat­te hin­ge­gen durch die Er­klä­rung, sie fi­nan­zie­re nicht sel­ber, den in der E-Mail vom 09.03.2012 ge­äu­ßer­ten Fi­nan­zie­rungs­wunsch der Be­klag­ten zu­rück­ge­wie­sen. Die Fi­nan­zie­rung wur­de da­durch zu ei­ner An­ge­le­gen­heit der Be­klag­ten selbst. Bei die­ser Sach­la­ge wird die Fi­nan­zie­rung nicht oh­ne aus­drück­li­che Ab­spra­che zu ei­ner Be­din­gung des Kauf­ver­tra­ges. Es kommt in die­sem Zu­sam­men­hang nicht dar­auf an, ob die Klä­ge­rin – wie die Be­klag­te be­haup­tet – in an­de­ren Fäl­len auch Fi­nan­zie­run­gen an­bie­tet. Je­den­falls im vor­lie­gen­den Fall hat sie ei­ne Fi­nan­zie­rung ab­ge­lehnt.

Es spielt auch kei­ne Rol­le, ob die Idee, die Spar­kas­se C. ein­zu­schal­ten, von der Klä­ge­rin kam. Wie der Zeu­ge M be­kun­det hat, hat­te ihm die E-Lea­sing, die den Alt­wa­gen der Frau F fi­nan­ziert hat­te, mit­ge­teilt, sie ma­che sol­che Fi­nan­zie­run­gen nicht mehr di­rekt, son­dern nur noch über ei­ne Spar­kas­se als Part­ner. Ob es dann der Zeu­ge M selbst war, der die Spar­kas­se C. als Part­ner ent­deck­te, oder ob der Zeu­ge H ihm die­se emp­fahl, ist gleich­gül­tig, da aus Letz­te­rem für die Fra­ge, wel­che Fol­ge das Schei­tern der Fi­nan­zie­rung hat, nichts ab­zu­lei­ten ist. Ins­be­son­de­re ist der Klä­ge­rin nicht, wie es die Be­klag­te for­mu­liert, ein et­wai­ger Rück­zie­her der Spar­kas­se C. „zu­zu­rech­nen“.

Et­was an­de­res er­ge­ben auch nicht die Grund­sät­ze über die Stö­rung der Ge­schäfts­grund­la­ge nach § 313 BGB. Denn zwar gin­gen bei­de Par­tei­en beim Ver­trags­schluss da­von aus, dass der zu er­wer­ben­de Pkw fi­nan­ziert wer­den sol­le und dass ei­ne Fi­nan­zie­rung mög­lich sei. Je­doch führt al­lein die von ei­ner Par­tei ge­äu­ßer­te Ab­sicht ei­ner Fi­nan­zie­rung, der die an­de­re Sei­te nicht wi­der­spricht, nicht da­zu, dass der Ver­trag nach der Vor­stel­lung bei­der Par­tei­en nur auf die­ser Grund­la­ge zu­stan­de kom­men soll (vgl. Pa­landt/Grü­ne­berg, BGB, 72. Aufl., § 313 Rn 9 m. w. Nachw.). Es ist in­so­weit auch nicht er­klärt wor­den und aus den Um­stän­den nicht er­sicht­lich, dass die Be­klag­te et­wa nicht in der La­ge ge­we­sen wä­re, das Fahr­zeug bar zu be­zah­len oder ei­ne Fi­nan­zie­rung auf ei­ge­nen Na­men zu­stan­de zu brin­gen. Es war ih­re sub­jek­ti­ve Ent­schei­dung, ei­ne Fi­nan­zie­rung an­zu­stre­ben, bei der Frau F Dar­le­hens­neh­me­rin sein soll­te, die Be­klag­te aber Er­wer­be­rin und Hal­te­rin des Fahr­zeugs. Dass ein Kauf oh­ne die­se Art der Fi­nan­zie­rung – der Klä­ge­rin er­kenn­bar – für die Be­klag­te wirt­schaft­lich un­mög­lich ge­we­sen wä­re, er­gibt der vor­ge­tra­ge­ne Sach­ver­halt nicht.

Nach al­le­dem war der Kauf­ver­trag wirk­sam ab­ge­schlos­sen; die Nicht­er­fül­lung der Zah­lungs­pflicht führt zur Scha­dens­er­satz­pflicht der Be­klag­ten.

III. Der er­satz­pflich­ti­ge Scha­den der Klä­ge­rin be­läuft sich je­doch nur auf 3.504,72 €.

1. Beim Ver­kauf des Fahr­zeugs hat die Klä­ge­rin nur 30.000 € net­to an­stel­le der mit der Be­klag­ten ver­ein­bar­ten 42.016,81 € er­löst, so­dass ein Ver­lust von 12.016,81 € ein­ge­tre­ten ist. Dass die Klä­ge­rin nicht al­les ge­tan hät­te, um das Fahr­zeug mög­lichst schnell zu ei­nem mög­lichst gu­ten Preis wei­ter­zu­ver­kau­fen, kann ihr nicht vor­ge­wor­fen wer­den. Nach der glaub­haf­ten Aus­sa­ge des Zeu­gen H hat die Klä­ge­rin den Wa­gen re­gel­mä­ßig im In­ter­net un­ter „mobile.​de“ an­ge­bo­ten, wo­bei sie mit der Zeit mit dem ge­for­der­ten Preis her­un­ter­ge­hen muss­te. Die­ses Ver­hal­ten war an­ge­mes­sen. In­se­ra­te in an­de­ren Me­di­en, et­wa in Zei­tun­gen, wa­ren we­ni­ger er­folg­ver­spre­chend, ge­ra­de bei ei­nem sel­te­nen Fahr­zeug mit ei­ner Son­der­aus­stat­tung, das nur ei­nen be­grenz­ten Käu­fer­kreis an­spricht. Die In­se­rie­rung nur un­ter „mobile.​de“ war da­her aus­rei­chend.

2. Al­ler­dings hat­te das Fahr­zeug beim Ver­kauf an den Er­satz­käu­fer ei­ne Fahr­leis­tung von 142.500 km statt der mit der Be­klag­ten ver­ein­bar­ten 111.000 km. Die­se hö­he­re Fahr­leis­tung hat ei­ne stär­ke­re Ab­nut­zung des Fahr­zeugs und da­mit auch ei­nen – von der Klä­ge­rin ver­ur­sach­ten und ihr zu­zu­rech­nen­den – Wert­ver­lust zur Fol­ge, der ge­gen den Min­der­er­lös auf­zu­rech­nen ist.

Nach der Le­bens­er­fah­rung ist da­von aus­zu­ge­hen, dass die Klä­ge­rin ei­nen hö­he­ren Er­lös er­zielt hät­te, wenn sie das Fahr­zeug nicht bis zum Ver­kauf be­nutzt und in gut acht Mo­na­ten ei­ne Fahr­leis­tung von 31.500 km ver­ur­sacht hät­te. Der auf die­se Be­nut­zung zu­rück­zu­füh­ren­de Min­der­er­lös ist scha­dens­min­dernd zu be­rück­sich­ti­gen. Es han­delt sich da­bei nicht um ei­nen Ver­stoß ge­gen ei­ne Scha­dens­min­de­rungs­pflicht der Klä­ge­rin im ei­gent­li­chen Sin­ne; denn es geht nicht dar­um, ob die Klä­ge­rin ei­nen sich oh­ne­hin ent­wi­ckeln­den Scha­den durch ge­eig­ne­te Ge­gen­maß­nah­men hät­te ver­hin­dern kön­nen. Viel­mehr hat sie den Scha­den durch die ge­woll­te Ver­schlech­te­rung des Fahr­zeugs ver­grö­ßert.

Die durch den Ge­brauch für die Klä­ge­rin ent­stan­de­nen Vor­tei­le und für den Ver­kaufs­wert des Fahr­zeugs ent­stan­de­nen Nach­tei­le be­misst das Ge­richt auf 9.522,45 €. Das Ge­richt geht da­bei – wie es auch für an­de­re Fäl­le an­er­kannt ist – da­von aus, dass das Fahr­zeug, das kein Neu­wa­gen war, son­dern beim Ver­kauf an die Be­klag­te schon über vier Jah­re alt war, ei­nem li­nea­ren Wert­ver­lust für den Rest sei­ner Le­bens­dau­er aus­ge­setzt war (vgl. Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 11. Aufl., Rn. 3562 ff. mit Nachw. aus der Rspr.). Die Ge­samt­fahr­leis­tung ei­nes SUV des hier ver­kauf­ten Typs schätzt das Ge­richt nach § 287 ZPO auf 250.000 km, die Rest­fahr­leis­tung bei Ab­schluss des Kauf­ver­tra­ges mit der Be­klag­ten mit­hin auf 139.000 km. Bei dem ver­ein­bar­ten Kauf­preis von 42.016,81 € net­to ver­lor das Fahr­zeug so­mit mit je­dem ge­fah­re­nen Ki­lo­me­ter 30,23 Cent.

An sich ist zwar bei der Be­rech­nung von Nut­zungs­ver­gü­tun­gen vom Brut­to­kauf­preis des Fahr­zeugs aus­zu­ge­hen; da es hier zwi­schen den Par­tei­en aber aus­schließ­lich um ei­ne Scha­dens­ab­rech­nung zwi­schen zwei Kauf­leu­ten geht, bei der auch die Dif­fe­renz von 12.016,81 € die Dif­fe­renz zwi­schen zwei Net­to­prei­sen ist, ist der Net­to­kauf­preis der rich­ti­ge Aus­gangs­wert.

Da die Klä­ge­rin den Wa­gen noch 31.500 km ge­nutzt hat, hat sie ei­nen Wert­ver­lust von 31.500 × 0,3023 € ver­ur­sacht, al­so von 9.522,45 €. In die­ser Hö­he be­ruht der er­ziel­te Min­der­er­lös auf ih­rem Ver­hal­ten, nicht auf dem Ver­hal­ten der Be­klag­ten.

3. Der Klä­ge­rin ist zu­zu­ge­ste­hen, dass auch be­rück­sich­tigt wer­den muss, dass sie für das Fahr­zeug die Lea­sing­ra­ten wei­ter zah­len muss­te und den Lea­sing­ver­trag nicht zum 31.03.2012 ge­gen ei­ne Ab­lö­se­sum­me von 40.052,35 € auf­lö­sen konn­te. Denn die­ser Um­stand ist ad­äquat kau­sal da­durch her­vor­ge­ru­fen wor­den, dass die Be­klag­te das Fahr­zeug nicht zum ver­trag­lich vor­ge­se­he­nen Lie­fer­ter­min am 03.04.2012 ab­ge­nom­men hat, die Klä­ge­rin ei­nen Er­satz­käu­fer fin­den muss­te und die­sen erst am 06.12.2012 ge­fun­den hat. Die­se Ent­wick­lung hat da­zu ge­führt, dass die Klä­ge­rin noch acht Lea­sing­ra­ten à 879,55 € net­to zah­len muss­te, sich an­de­rer­seits der Ab­lö­se­be­trag von 40.052,35 € auf 34.026,31 € ver­min­der­te. Die Klä­ge­rin hat­te al­so wei­te­re 7.036,40 € an Lea­sing­ra­ten auf­zu­brin­gen, an­de­rer­seits ei­nen um 6.026,04 € ge­rin­ge­ren Ab­lö­se­be­trag. Per Sal­do hat sie sich da­durch um 1.010,36 € ver­schlech­tert. Das ist bei der Scha­dens­be­rech­nung zu be­rück­sich­ti­gen.Ob die Klä­ge­rin durch die Wei­ter­füh­rung des Lea­sing­ver­tra­ges steu­er­li­che Vor­tei­le hat­te, ist für das Ver­hält­nis zwi­schen den Par­tei­en ir­re­le­vant. Sie hat­te im Üb­ri­gen be­reits ein Er­satz­fahr­zeug be­schafft, das an die Stel­le des an die Be­klag­te ver­kauf­ten Wa­gens tre­ten soll­te und mut­maß­lich die glei­chen steu­er­li­chen Vor­tei­le ge­bracht hät­te.

4. Der Scha­den der Klä­ge­rin be­rech­net sich so­mit wie folgt: 12.016,81 € + 1.010,36 € − 9.522,45 € = 3.504,72 €.

IV. Die Be­klag­te ist so­mit zur Zah­lung die­ses Be­tra­ges zu ver­ur­tei­len und an­trags­ge­mäß zu des­sen Ver­zin­sung in Hö­he von acht Pro­zent­punk­ten über dem Ba­sis­zins­satz seit Rechts­hän­gig­keit, das heißt ab dem 23.01.2013.

Die Be­klag­te hat auch Er­satz für die Kos­ten des Han­dels­re­gis­ter­aus­zu­ges in Hö­he von 4,50 € zu leis­ten, da sie bei des­sen Ein­ho­lung be­reits im Ver­zu­ge war.

Ab­zu­wei­sen ist die Kla­ge im Üb­ri­gen. Das gilt auch für den An­spruch auf Er­satz vor­ge­richt­li­cher An­walts­kos­ten in Hö­he von 703,80 €. Die An­walts­kos­ten sind of­fen­bar nach der Hö­he des von der Klä­ge­rin be­haup­te­ten Scha­dens, al­so der Kla­ge­for­de­rung be­rech­net. Wie die oben Aus­füh­run­gen zei­gen, war der Scha­den er­heb­lich zu hoch be­rech­net und die gel­tend ge­mach­te For­de­rung des­halb weit über­höht; bei die­ser Sach­la­ge ent­fällt ein An­spruch auf Er­stat­tung der vor­ge­richt­li­chen An­walts­kos­ten …

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