1. Zur Fra­ge, ob ein Händ­ler ver­pflich­tet ist, sich vor dem Wei­ter­ver­kauf ei­nes Ge­braucht­wa­gens Kennt­nis von ei­ner beim Her­stel­ler ge­führ­ten „Re­pa­ra­tur­his­to­rie“ des Fahr­zeugs zu ver­schaf­fen.
  2. Die Klau­sel in All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen (hier ei­nes Ge­braucht­wa­gen­kauf­ver­trags) „An­sprü­che des Käu­fers we­gen Sach­män­geln ver­jäh­ren in ei­nem Jahr ab Ab­lie­fe­rung des Kauf­ge­gen­stan­des an den Kun­den.“ ist nicht nur ge­gen­über Ver­brau­chern, son­dern auch im Ge­schäfts­ver­kehr zwi­schen Un­ter­neh­mern we­gen un­an­ge­mes­se­ner Be­nach­tei­li­gung des Ver­trags­part­ners des Ver­wen­ders un­wirk­sam (im An­schluss an Se­nat, Urt. v. 29.05.2013 – VI­II ZR 174/12, ju­ris; Urt. v. 19.09.2007 – VI­II ZR 141/06, BGHZ 174, 1).

BGH, Ur­teil vom 19.06.2013 – VI­II ZR 183/12

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin kauf­te von der Rechts­vor­gän­ge­rin der Be­klag­ten (im Fol­gen­den: Be­klag­te) im Ju­ni 2007 ei­nen ge­brauch­ten Au­di A8 Quat­tro mit ei­ner Lauf­leis­tung von 124.058 Ki­lo­me­tern zum Preis von 34.500 €. Die Be­klag­te hat­te das Fahr­zeug ih­rer­seits im April 2004 von der Streit­hel­fe­rin mit ei­ner Lauf­leis­tung von 30.800 Ki­lo­me­tern zum Preis von 55.000 € er­wor­ben.

In dem von der Klä­ge­rin un­ter­zeich­ne­ten Be­stell­for­mu­lar vom 19.06.2007 ist bei den Ru­bri­ken „Zahl, Um­fang und Art von Män­geln und Un­fall­schä­den laut Vor­be­sit­zer (s. An­la­ge)“ und „Dem Ver­käu­fer sind auf an­de­re Wei­se Män­gel und Un­fall­schä­den be­kannt“ je­weils die Ant­wort „nein“ an­ge­kreuzt. Zif­fer VI Nr. 1 der in den Ver­trag ein­be­zo­ge­nen All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen für den Ver­kauf von ge­brauch­ten Kraft­fahr­zeu­gen und An­hän­gern lau­tet:

„An­sprü­che des Käu­fers we­gen Sach­män­geln ver­jäh­ren in ei­nem Jahr ab Ab­lie­fe­rung des Kauf­ge­gen­stan­des an den Kun­den.“

Das Fahr­zeug wur­de am 22.06.2007 über­ge­ben. Mit An­walts­schrei­ben vom 04.03.2009 er­klär­te die Klä­ge­rin die An­fech­tung des Kauf­ver­trags, hilfs­wei­se den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag mit der Be­grün­dung, die Be­klag­te ha­be „ins Blaue hin­ein“ oder un­ter be­wuss­ter Täu­schung der Klä­ge­rin die Un­fall­frei­heit des Fahr­zeugs zu­ge­si­chert. Tat­säch­lich sei­en je­doch am 29.10.2003 und am 30.05.2005 er­heb­li­che Un­fall­schä­den re­pa­riert wor­den.

Mit ih­rer Kla­ge hat die Klä­ge­rin die Ver­ur­tei­lung der Be­klag­ten zur Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses von 34.500 € nebst Zin­sen Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des Fahr­zeugs, Er­stat­tung ent­stan­de­ner Fi­nan­zie­rungs­kos­ten (3.265,56 €), Frei­stel­lung von noch be­ste­hen­den Dar­le­hens­ver­bind­lich­kei­ten in Hö­he von 4.059,20 € und von An­walts­kos­ten in Hö­he von 1.307,81 € so­wie Zah­lung von Gut­ach­ter­kos­ten in Hö­he von 456,07 € nebst Zin­sen be­gehrt.

Das Land­ge­richt hat der Kla­ge un­ter Ab­zug ei­ner Nut­zungs­ent­schä­di­gung von 3.650,75 € statt­ge­ge­ben. Auf die Be­ru­fung der Be­klag­ten hat das Ober­lan­des­ge­richt die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Da­ge­gen wen­det sich die Klä­ge­rin mit ih­rer Re­vi­si­on, mit der sie die Wie­der­her­stel­lung des erst­in­stanz­li­chen Ur­teils be­gehrt. Das Rechts­mit­tel hat­te Er­folg.

Aus den Grün­den: [7]    I. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat zur Be­grün­dung sei­ner Ent­schei­dung im We­sent­li­chen aus­ge­führt:

[8]    Die Klä­ge­rin ha­be kei­nen An­spruch auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags. Sie ha­be den Kauf­ver­trag nicht wirk­sam ge­mäß § 123 BGB an­ge­foch­ten. Et­wai­ge Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che der Klä­ge­rin sei­en ver­jährt.

[9]    Es ha­be kei­ne Ver­pflich­tung der Be­klag­ten be­stan­den, die Re­pa­ra­tur vom 30.05.2005 der Klä­ge­rin mit­zu­tei­len, weil ein blo­ßer Ba­ga­tell­scha­den vor­ge­le­gen ha­be. Es ha­be sich in­so­weit le­dig­lich um La­ckier­ar­bei­ten im Zu­sam­men­hang mit dem Ein- und Aus­bau von Kunst­stoff­tei­len am hin­te­ren Stoß­fän­ger ge­han­delt. Blech­schä­den, die tie­fer als die Schicht­stär­ke des Spach­tel­auf­trags ge­we­sen wä­ren, ha­be die Klä­ge­rin nicht vor­ge­tra­gen. Ein sol­cher Scha­den, der nach der Be­haup­tung der Klä­ge­rin ei­nen Kos­ten­auf­wand von 880,49 € net­to ver­ur­sacht ha­be, sei bei ei­nem zum An­kauf­zeit­punkt fünf­ein­halb Jah­re al­ten Fahr­zeug mit ei­ner Lauf­leis­tung von rund 124.000 Ki­lo­me­tern als Ba­ga­tell­scha­den an­zu­se­hen.

[10]   Die An­fech­tung sei auch nicht im Hin­blick auf die Re­pa­ra­tur vom 29.10.2003 be­grün­det. Die Ein­schrän­kung „laut Vor­be­sit­zer“ bei der Ver­nei­nung von Un­fall­schä­den im Be­stell­for­mu­lar spre­che er­kenn­bar da­für, dass die Be­klag­te nicht für die Un­fall­frei­heit des Fahr­zeugs beim Vor­be­sit­zer ha­be haf­ten wol­len. Es han­de­le sich hier­bei le­dig­lich um ei­ne Wis­sens­er­klä­rung, mit der die Ver­käu­fe­rin die An­ga­ben ei­nes Vor­be­sit­zes hier­zu wie­der­ge­be.

[11]   Auch die wei­te­re mit „nein“ be­ant­wor­te­te An­ga­be, der Ver­käu­fe­rin sei­en „auf an­de­re Wei­se Män­gel und Un­fall­schä­den“ nicht be­kannt ge­wor­den, sei le­dig­lich ei­ne Wis­sens­mit­tei­lung und ent­hal­te nicht die Zu­si­che­rung der Un­fall­frei­heit. Die Er­klä­rung sei so zu ver­ste­hen, dass im Ge­schäfts­be­reich der Be­klag­ten Kennt­nis­se über ei­nen Man­gel oder Un­fall­scha­den nicht vor­ge­le­gen hät­ten. Es ste­he nicht fest, dass die Be­klag­te durch die Streit­hel­fe­rin, von der sie das Fahr­zeug er­wor­ben ha­be, über die Re­pa­ra­tur vom Ok­to­ber 2003 und ei­nen ihr zu­grun­de lie­gen­den Un­fall­scha­den in­for­miert wor­den sei.

[12]   Die Be­klag­te ha­be auch kei­nen bei Sicht­prü­fung er­kenn­ba­ren Man­gel arg­lis­tig ver­schwie­gen. Den Händ­ler tref­fe kei­ne all­ge­mei­ne Un­ter­su­chungs­pflicht; ei­ne sol­che be­ste­he nur dann, wenn er mit der Mög­lich­keit ei­nes Man­gels rech­ne. Dass die Be­klag­te Kennt­nis von der „Re­pa­ra­tur­his­to­rie“ des Fahr­zeugs ge­habt hät­te, las­se sich nicht fest­stel­len. Ei­ne Ab­fra­ge bei der zen­tra­len Au­di-Da­ten­bank sei nicht fest­ge­stellt. Die Be­klag­te ha­be der Klä­ge­rin auch nicht arg­lis­tig po­si­ti­ves Wis­sen um die Un­fall­frei­heit vor­ge­täuscht. Die An­ga­be im Kauf­ver­trag sei auch nicht „ins Blaue hin­ein“ er­folgt, weil ei­ne Ver­pflich­tung zu wei­te­ren Nach­for­schun­gen, et­wa auf­grund des Ver­dachts ei­nes Vor­scha­dens, nicht be­stan­den ha­be. Oh­ne wei­te­ren Auf­klä­rungs­be­darf ha­be kei­ne Ver­pflich­tung zu wei­te­ren Nach­for­schun­gen und da­mit auch nicht zur Ein­sicht­nah­me in die zen­tra­le Au­di-Da­ten­bank be­stan­den. Um­ge­kehrt ha­be die Be­klag­te der Klä­ge­rin auch nicht mit­tei­len müs­sen, dass sie ei­ne Ein­sicht­nah­me un­ter­las­sen ha­be. Aus der Tat­sa­che, dass der Be­klag­ten ei­ne Ein­sicht­nah­me mög­lich ge­we­sen wä­re, fol­ge kei­ne Arg­list.

[13]   Auch das neue Be­ru­fungs­vor­brin­gen der Klä­ge­rin, dass die Au­di AG ih­ren Ver­trags­part­nern vor­schrei­be, beim An­kauf ei­nes ge­brauch­ten Kraft­fahr­zeugs ei­ne Check­lis­te ab­zu­ar­bei­ten, und dies zu ei­ner Ein­sicht­nah­me in die Re­pa­ra­tur­his­to­rie zwin­ge, be­grün­de – sei­ne Rich­tig­keit un­ter­stellt – kei­ne ab­wei­chen­de Be­ur­tei­lung. Es sei be­reits höchst frag­lich, ob die Au­di AG da­mit ih­re Pflich­ten ge­gen­über Dritt­käu­fern ha­be er­wei­tern und die­se in den Schutz­be­reich ein­be­zie­hen wol­len. Selbst wenn dies be­jaht wür­de, könn­te es al­len­falls ei­ne ver­trag­li­che Pflicht­ver­let­zung be­grün­den, nicht aber Arg­list im Sin­ne arg­lis­ti­gen Un­ter­las­sens. Denn es ha­be, wie aus­ge­führt, für die Rechts­vor­gän­ge­rin der Be­klag­ten kei­ne Hin­wei­se auf ei­nen Un­fall ge­ge­ben, de­nen nach­zu­ge­hen An­lass be­stan­den hät­te. Als et­wai­ge fahr­läs­si­ge Ver­let­zung ver­trag­li­cher Ne­ben­pflich­ten – Prü­fungs­pflich­ten – kön­ne das Un­ter­las­sen der Ein­sicht in die Re­pa­ra­tur­his­to­rie aber kei­nen Scha­dens­er­satz­an­spruch be­grün­den. Zif­fer VI Nr. 1 der un­strei­tig ein­be­zo­ge­nen All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen für den Ver­kauf von ge­brauch­ten Kraft­fahr­zeu­gen und An­hän­gern schlie­ße die Ver­let­zung sol­cher Ne­ben­pflich­ten ein, die sich in ei­nem Sach­man­gel dar­stell­ten. Die Ab­kür­zung der Ver­jäh­rungs­frist auf ein Jahr sei zwi­schen Kauf­leu­ten zu­läs­sig; es han­de­le sich nicht um ei­nen Ver­brauchs­gü­ter­kauf. Auf­grund der Aus­lie­fe­rung des Fahr­zeugs am 22.06.2007 sei­en et­wai­ge ver­trag­li­che An­sprü­che der Klä­ge­rin mit Ab­lauf des 22.06.2008 ver­jährt.

[14]   Die gel­tend ge­mach­ten Scha­dens­er­satz­an­sprü­che be­stün­den eben­falls nicht, da die Vor­aus­set­zun­gen ei­nes Be­trugs der Be­klag­ten, für des­sen Fol­gen sie der Klä­ge­rin ge­mäß §§ 823 II, 249 II BGB i. V. mit § 263 StGB zum Scha­dens­er­satz ver­pflich­tet wä­re, fehl­ten.

[15]   II. Die­se Be­ur­tei­lung hält recht­li­cher Nach­prü­fung nicht in al­len Punk­ten stand. Rechts­feh­ler­frei hat das Be­ru­fungs­ge­richt zwar ei­nen be­rei­che­rungs­recht­li­chen Rück­ab­wick­lungs­an­spruch aus § 812 BGB auf­grund der von der Klä­ge­rin er­klär­ten An­fech­tung des Kauf­ver­trags we­gen arg­lis­ti­ger Täu­schung so­wie ei­nen de­lik­ti­schen Scha­dens­er­satz­an­spruch der Klä­ge­rin we­gen Be­trugs ver­neint. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat je­doch ver­kannt, dass ver­trag­li­che An­sprü­che we­gen Män­geln des Fahr­zeugs nicht ver­jährt sind und des­halb nicht mit der vom Be­ru­fungs­ge­richt ge­ge­be­nen Be­grün­dung ver­neint wer­den kön­nen.

[16]   1. Oh­ne Er­folg wen­det sich die Re­vi­si­on ge­gen die tatrich­ter­li­chen Fest­stel­lun­gen, auf­grund de­rer das Be­ru­fungs­ge­richt den von der Klä­ge­rin er­ho­be­nen Vor­wurf der arg­lis­ti­gen Täu­schung nicht für be­grün­det er­ach­tet hat.

[17]   a) Hin­sicht­lich der Re­pa­ra­tur vom 30.05.2005 hat das Be­ru­fungs­ge­richt mit Recht an­ge­nom­men, dass ei­ne Auf­klä­rungs­pflicht der Be­klag­ten in­so­weit nicht be­stand. Denn die­ser Re­pa­ra­tur lag, wie das Be­ru­fungs­ge­richt rechts­feh­ler­frei fest­ge­stellt hat, le­dig­lich ein Ba­ga­tell­scha­den zu­grun­de. Das Re­vi­si­ons­vor­brin­gen recht­fer­tigt kei­ne an­de­re Be­ur­tei­lung.

[18]   Die Re­vi­si­on räumt ein, dass die Klä­ge­rin zur Er­heb­lich­keit die­ses Scha­dens nicht de­tail­liert vor­ge­tra­gen hat, und zieht nicht in Zwei­fel, dass sich aus der Re­pa­ra­tur­his­to­rie, dem Klä­ger­vor­trag und dem von der Klä­ge­rin ein­ge­hol­ten DE­KRA-Gut­ach­ten kein wei­ter­ge­hen­der Scha­den er­gibt, als ihn das Be­ru­fungs­ge­richt sei­ner Be­ur­tei­lung zu­grun­de ge­legt hat. Sie meint je­doch, von der Klä­ge­rin sei nicht dar­zu­le­gen ge­we­sen, dass die­se Re­pa­ra­tur mehr als ei­nen Ba­ga­tell­scha­den zum Ge­gen­stand ge­habt ha­be, son­dern es sei nach den Grund­sät­zen der se­kun­dä­ren Be­haup­tungs­last Sa­che der Be­klag­ten, wel­che die Re­pa­ra­tur durch­ge­führt ha­be, dar­zu­le­gen, dass es sich nur um ei­nen Ba­ga­tell­scha­den und nicht um ei­nen auf­klä­rungs­pflich­ti­gen Un­fall­scha­den ge­han­delt ha­be.

[19]   Das trifft nicht zu. Die Klä­ge­rin hat die An­fech­tung des Kauf­ver­trags dar­auf ge­stützt, dass der Re­pa­ra­tur vom 30.05.2005 ein auf­klä­rungs­pflich­ti­ger Un­fall­scha­den zu­grun­de ge­le­gen ha­be. Aus der ihr vor­lie­gen­den Re­pa­ra­tur­his­to­rie, aus der sich die durch­ge­führ­ten Ar­bei­ten er­ge­ben, und dem von ihr ein­ge­hol­ten DE­KRA-Gut­ach­ten er­gibt sich aber, wie aus­ge­führt, nicht mehr als ein Ba­ga­tell­scha­den. So­weit die Be­klag­te auf­grund der von ihr durch­ge­führ­ten Re­pa­ra­tur nach den Grund­sät­zen der se­kun­dä­ren Be­haup­tungs­last et­was vor­zu­tra­gen hat­te, hat sie die­ser Ob­lie­gen­heit ge­nügt, wie das Be­ru­fungs­ge­richt be­reits in sei­nem Hin­weis­be­schluss vom 13.03.2012 fest­ge­stellt hat.

[20]   b) Auch hin­sicht­lich der Re­pa­ra­tur vom 29.10.2003, die in der Zeit durch­ge­führt wor­den war, als die Streit­hel­fe­rin Ei­gen­tü­me­rin des Fahr­zeugs war, hat das Be­ru­fungs­ge­richt ei­ne arg­lis­ti­ge Täu­schung der Klä­ge­rin durch die Be­klag­te ver­neint. Rechts­feh­ler der tatrich­ter­li­chen Be­ur­tei­lung wer­den von der Re­vi­si­on nicht auf­ge­zeigt und sind auch nicht er­sicht­lich.

[21]   Po­si­ti­ve Kennt­nis der Be­klag­ten von der Un­rich­tig­keit der von ihr im Be­stell­for­mu­lar ab­ge­ge­be­nen Wis­sens­er­klä­run­gen kann nicht an­ge­nom­men wer­den. Denn es steht nicht fest, dass die Streit­hel­fe­rin die Be­klag­te über ei­nen Un­fall­scha­den, wel­cher die­ser Re­pa­ra­tur zu­grun­de ge­le­gen ha­ben soll, in­for­miert hat. Eben­so we­nig ist fest­ge­stellt, dass die Be­klag­te von die­sem Scha­den vor dem Ver­kauf des Fahr­zeugs an die Klä­ge­rin auf an­de­re Wei­se Kennt­nis er­langt hät­te. Da­ge­gen bringt die Re­vi­si­on nichts vor.

[22]   Die Be­klag­te hat die Er­klä­rung, dass ihr auf an­de­re Wei­se Män­gel und Un­fall­schä­den nicht be­kannt sei­en, auch nicht arg­lis­tig im Sin­ne von „ins Blaue hin­ein“ ab­ge­ge­ben. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat die­se Er­klä­rung rechts­feh­ler­frei da­hin aus­ge­legt, dass sie sich auf sol­che Kennt­nis­se be­zog, die der Ver­käu­fe­rin im Rah­men ei­ner vom Ge­braucht­wa­gen­händ­ler üb­li­cher­wei­se zu er­war­ten­den Prü­fung be­kannt ge­wor­den sein kön­nen, und hat Arg­list der Be­klag­ten mit der Be­grün­dung ver­neint, dass es – un­strei­tig – für die Be­klag­te kei­ne An­halts­punk­te für ei­nen er­lit­te­nen Un­fall­scha­den gab und sie des­halb auch nicht zu wei­te­ren Nach­for­schun­gen ver­pflich­tet war. Da­ge­gen wen­det sich die Re­vi­si­on ver­geb­lich.

[23]   aa) Die Re­vi­si­on meint, die Be­klag­te sei in je­dem Fall ver­pflich­tet ge­we­sen, sich durch Ein­sicht­nah­me in die zen­tra­le Au­di-Da­ten­bank Kennt­nis von der Re­pa­ra­tur­his­to­rie zu ver­schaf­fen. Das trifft nicht zu.

[24]   Nach stän­di­ger Recht­spre­chung trifft den Ver­käu­fer ei­nes Ge­braucht­wa­gens oh­ne Vor­lie­gen be­son­de­rer An­halts­punk­te für ei­nen Un­fall­scha­den nicht die Ob­lie­gen­heit, das zum Ver­kauf an­ge­bo­te­ne Fahr­zeug auf Un­fall­schä­den zu un­ter­su­chen (vgl. Se­nat, Urt. v. 07.06.2006 – VI­II ZR 209/05, BGHZ 168, 64 Rn. 15 m. w. Nachw.). Der Händ­ler ist grund­sätz­lich nur zu ei­ner fach­män­ni­schen äu­ße­ren Be­sich­ti­gung („Sicht­prü­fung“) ver­pflich­tet (Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 11. Aufl., Rn. 3895).

[25]   Wenn sich dar­aus – wie hier – kei­ne An­halts­punk­te für ei­nen Vor­scha­den er­ge­ben, dann be­steht kei­ne Pflicht zu wei­te­ren Nach­for­schun­gen und da­mit auch nicht zu ei­ner Ab­fra­ge bei der zen­tra­len Da­ten­bank des Her­stel­lers be­tref­fend ei­ne dort et­wa vor­han­de­ne „Re­pa­ra­tur­his­to­rie“ des Fahr­zeugs über bei an­de­ren Ver­trags­händ­lern/-werk­stät­ten in den ver­gan­ge­nen Jah­ren durch­ge­führ­te Re­pa­ra­tu­ren. Nur wenn die Erst­un­ter­su­chung des Händ­lers zu an­de­ren Er­kennt­nis­sen führt, kann die­ser zu wei­te­ren Nach­for­schun­gen ver­pflich­tet sein, et­wa zu ge­ziel­ten Rück­fra­gen oder auch zur Ein­sicht­nah­me in ihm zu­gäng­li­che Da­tei­en bzw. On­line-Da­ten­ban­ken des Her­stel­lers (Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 3909; LG Bie­le­feld, Urt. v. 03.02.2010 – 3 O 222/09, ju­ris).

[26]   bb) Es kann da­hin­ge­stellt blei­ben, ob im vor­lie­gen­den Fall et­was an­de­res gilt, weil Au­di, wie die Klä­ge­rin im zwei­ten Rechts­zug be­haup­tet und das Be­ru­fungs­ge­richt un­ter­stellt hat, sei­ne Ver­trags­händ­ler in­tern ver­pflich­tet ha­ben soll, beim An­kauf ei­nes Au­di-Fahr­zeugs ei­ne Check­lis­te ab­zu­ar­bei­ten, die zu ei­ner Ein­sicht­nah­me in die His­to­rie zwin­ge. Denn das Be­ru­fungs­ge­richt hat rechts­feh­ler­frei fest­ge­stellt, dass die Be­klag­te ge­gen die (et­wai­ge) Pflicht zur Ein­sicht­nah­me in die Au­di-Da­ten­bank, falls die Klä­ge­rin in den Schutz­be­reich die­ser Pflicht über­haupt ein­be­zo­gen sein soll­te, al­len­falls fahr­läs­sig, nicht aber vor­sätz­lich ver­sto­ßen ha­be. Da es kei­ne Hin­wei­se auf ei­nen Un­fall ge­ge­ben ha­be, de­nen nach­zu­ge­hen An­lass be­stan­den hät­te, lie­ge kein zur An­fech­tung be­rech­ti­gen­des arg­lis­ti­ges Un­ter­las­sen, son­dern al­len­falls ei­ne fahr­läs­si­ge Pflicht­ver­let­zung vor.

[27]   (1) Da­ge­gen bringt die Re­vi­si­on nichts Durch­grei­fen­des vor. Sie räumt ein, dass aus der Ver­trags­pflicht ei­nes Ver­trags­händ­lers ge­gen­über dem Her­stel­ler mög­li­cher­wei­se kei­ne Ver­trags­pflicht ge­gen­über dem Kun­den des Ver­trags­händ­lers her­ge­lei­tet wer­den kön­ne und des­halb bei – wie hier – feh­len­dem Auf­klä­rungs­be­darf kei­ne Rechts­pflicht ge­gen­über dem Kun­den zur Ein­sicht­nah­me in die zen­tra­le Au­di-Da­ten­bank be­ste­he, meint aber, der Ver­trags­händ­ler müs­se den Kun­den zu­min­dest dar­über auf­klä­ren, dass er in die Re­pa­ra­tur­his­to­rie kei­nen Ein­blick ge­nom­men ha­be. Das trifft nicht zu. Wenn der Ver­käu-fer – wo­von auch die Re­vi­si­on aus­geht – zu wei­te­ren Nach­for­schun­gen nicht ver­pflich­tet ist, muss er auch nicht mit­tei­len, dass er wei­te­re Nach­for­schun­gen nicht an­ge­stellt hat. Ein Hin­weis auf un­ter­las­se­ne Nach­for­schun­gen kann nur dann ge­bo­ten sein, wenn Nach­for­schun­gen er­for­der­lich wa­ren. Das war nicht der Fall.

[28]   (2) Oh­ne Er­folg wen­det sich die Re­vi­si­on ge­gen die Tat­sa­chen­fest­stel­lung des Be­ru­fungs­ge­richts, dass der Be­klag­ten al­len­falls Fahr­läs­sig­keit vor­zu­wer­fen wä­re. Sie setzt nur ih­re Sach­ver­halts­wür­di­gung an die Stel­le der tatrich­ter­li­chen Wür­di­gung des Be­ru­fungs­ge­richts, oh­ne Rechts­feh­ler des Be­ru­fungs­ge­richts auf­zu­zei­gen. Das Vor­brin­gen der Re­vi­si­on, die Be­klag­te ha­be es un­ter­las­sen, Ein­blick in die Re­pa­ra­tur­his­to­rie zu neh­men, weil sie da­mit ge­rech­net ha­be, dass dort Da­ten auf­tau­chen wür­den, die sie da­zu ver­pflich­ten könn­ten, sie der Klä­ge­rin zu of­fen­ba­ren, fin­det in den Tat­sa­chen­fest­stel­lun­gen des Be­ru­fungs­ge­richts kei­ne Stüt­ze. Vom Be­ru­fungs­ge­richt et­wa über­gan­ge­nen Sach­vor­trag zeigt die Re­vi­si­on nicht auf.

[29]   2. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat ver­trag­li­che An­sprü­che der Klä­ge­rin we­gen des der Re­pa­ra­tur vom 29.10.2003 zu­grun­de lie­gen­den mas­si­ven Heck­scha­dens in Er­wä­gung ge­zo­gen, Fest­stel­lun­gen zu de­ren ma­te­ri­el­len Vor­aus­set­zun­gen aber nicht ge­trof­fen, weil es ver­trag­li­che An­sprü­che – ihr Be­ste­hen un­ter­stellt – auf­grund der Re­ge­lung in Zif­fer VI Nr. 1 der in den Ver­trag ein­be­zo­ge­nen All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen für den Ver­kauf von ge­brauch­ten Kraft­fahr­zeu­gen und An­hän­gern für ver­jährt ge­hal­ten hat. In­so­weit hält das Be­ru­fungs­ur­teil recht­li­cher Nach­prü­fung nicht stand.

[30]   Re­vi­si­ons­recht­lich ist auf­grund der Un­ter­stel­lung des Be­ru­fungs­ge­richts da­von aus­zu­ge­hen, dass der Klä­ge­rin ver­trag­li­che An­sprü­che we­gen des der Re­pa­ra­tur vom 29.10.2003 zu­grun­de lie­gen­den Heck­scha­dens zu­ste­hen. Sol­che An­sprü­che sind ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Be­ru­fungs­ge­richts nicht ver­jährt. Denn die Re­ge­lung in Zif­fer VI Nr. 1 der All­ge­mei­nen Ge­schäfts-be­din­gun­gen für den Ver­kauf von ge­brauch­ten Kraft­fahr­zeu­gen und An­hän­gern über die Ver­kür­zung der Ver­jäh­rungs­frist ver­stößt ge­gen die Klau­sel­ver­bo­te des § 309 Nr. 7 lit. a und b BGB (Se­nat, Urt. v. 29.05.2013 – VI­II ZR 174/12, im An­schluss an Se­nat, Urt. v. 15.11.2006 – VI­II ZR 3/06, BGHZ 170, 31Urt. v. 19.09.2007 – VI­II ZR 141/06, BGHZ 174, 1) und ist da­mit nicht nur ge­gen­über Ver­brau­chern, son­dern eben­so im Ge­schäfts­ver­kehr zwi­schen Un­ter­neh­mern we­gen un­an­ge­mes­se­ner Be­nach­tei­li­gung des Ver­trags­part­ners des Ver­wen­ders un­wirk­sam (Se­nat, Urt. v. 19.09.2007 – VI­II ZR 141/06, BGHZ 174, 1). Da die Über­ga­be des Fahr­zeugs am 22.06.2007 er­folg­te, war die Ver­jäh­rungs­frist von zwei Jah­ren (§ 438 I Nr. 3 BGB) noch nicht ab­ge­lau­fen, als die Klä­ge­rin am 04.03.2009 den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag we­gen des nicht mit­ge­teil­ten Vor­scha­dens er­klär­te.

[31]   III. Nach al­le­dem ist das Be­ru­fungs­ur­teil auf­zu­he­ben (§ 562 I ZPO). Die nicht ent­schei­dungs­rei­fe Sa­che ist an das Be­ru­fungs­ge­richt zu­rück­zu­ver­wei­sen, da­mit die er­for­der­li­chen Fest­stel­lun­gen zu ver­trag­li­chen An­sprü­chen der Klä­ge­rin ge­trof­fen wer­den kön­nen (§ 563 I und III ZPO).

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