Ein Wohn­mo­bil, in dem sich schon bei der Über­ga­be an den Käu­fer Rat­ten be­fin­den, ist je­den­falls dann man­gel­haft, wenn die Rat­ten die Sub­stanz des Fahr­zeugs an­grei­fen oder der voll­stän­di­ge Ver­lust der Ge­brauchs­fä­hig­keit des Fahr­zeugs droht.

LG Frei­burg, Ur­teil vom 10.12.2012 – 6 O 277/12

Sach­ver­halt: Der Klä­ger ver­langt von der Be­klag­ten die Rück­ab­wick­lung ei­nes Kauf­ver­trags über ein Wohn­mo­bil.

Mit Ver­trag vom 25.11.2011 kauf­te der Klä­ger bei der Be­klag­ten ein Wohn­mo­bil. Das Fahr­zeug wur­de ihm am 16.12.2011 über­ge­ben, nach­dem der Klä­ger be­reits am 08.12.2011 den Kauf­preis von 72.500 € und wei­te­re 1.740,83 € für Son­der­aus­stat­tun­gen ge­zahlt hat­te.

Schon auf der Fahrt von der Be­klag­ten zum Wohn­sitz des Klä­gers und auch am 17.12.2011 wur­den Feh­ler der Fahr­zeu­ge­lek­tro­nik an­ge­zeigt. Am 18.12.2011 stell­te der Klä­ger dann fest, dass das Fahr­zeug von Rat­ten be­fal­len war: Die luft­dicht ver­pack­ten Le­bens­mit­tel im Kü­chen­schrank des Wohn­mo­bils wa­ren an­ge­nagt, und im Kü­chen­schrank lag Kot. Ei­ni­ge Ta­ge spä­ter tra­ten Kot- und Ur­inspu­ren und Be­schä­di­gun­gen an Vor­hang und Sitz­pols­tern auf.

Nach­dem der Klä­ger die­se Be­schä­di­gun­gen ge­gen­über der Be­klag­ten zu­nächst selbst per E-Mail spä­tes­tens am 09.01.2011 ge­rügt, die Be­klag­te ei­ne Be­sei­ti­gung je­doch nur ge­gen Ent­gelt an­ge­bo­ten hat­te, setz­te ihr der da­ma­li­ge Rechts­an­walt des Klä­gers am 12.01.2012 ei­ne Frist zur Nach­er­fül­lung bis zum 20.01.2012. Mit An­walts­schrei­ben vom 20.04.2012 er­klär­te der Klä­ger so­dann den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag; mit Schrei­ben vom 28.06.2012 er­klär­te er die An­fech­tung we­gen arg­lis­ti­ger Täu­schung.

Der Klä­ger be­haup­tet, die Rat­ten sei­en be­reits bei Über­ga­be des Wohn­mo­bils an Bord ge­we­sen. Sie sei­en noch bei der Be­klag­ten – wahr­schein­lich durch den of­fe­nen Un­ter­bau – ins Wohn­mo­bil ge­langt. Er be­haup­tet au­ßer­dem ins­be­son­de­re, dass die Be­klag­te das Ge­wicht des Wohn­mo­bils falsch an­ge­ge­ben ha­be, und stützt dar­auf die An­fech­tung des Kauf­ver­trags we­gen arg­lis­ti­ger Täu­schung.

Die Kla­ge hat­te über­wie­gend Er­folg.

Aus den Grün­den: 1. Der Klä­ger kann nach wirk­sa­men Rück­tritt vom Kauf­ver­trag Rück­zah­lung des Kauf­preis Zug um Zug ge­gen Her­aus­ga­be des Wohn­mo­bils ver­lan­gen (§§ 346, 348, 323, 433, 434 I 1 BGB).

a) Die Par­tei­en ha­ben ei­nen Kauf­ver­trag ab­ge­schlos­sen. Der Kauf­ver­trag ist auch nicht er­lo­schen, weil die von dem Klä­ger er­klär­te An­fech­tung we­gen arg­lis­ti­ger Täu­schung un­wirk­sam ist. Der Klä­ger hat selbst nicht vor­ge­tra­gen, dass das be­haup­te­te feh­ler­haf­te Ge­wicht sei­ne Kauf­ent­schei­dung be­ein­flusst hat.

b) Die Kauf­sa­che ist mit ei­nem Sach­man­gel be­haf­tet, weil sie bei Ge­fahr­über­gang nicht die ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit hat­te (§ 434 I 1 BGB).

Be­schaf­fen­heit ist mit dem tat­säch­li­chen Zu­stand der Sa­che gleich­zu­set­zen. Sie um­fasst je­den­falls auch die­je­ni­gen tat­säch­li­chen wirt­schaft­li­chen und recht­li­chen Be­zü­ge, die ih­ren Grund im tat­säch­li­chen Zu­stand der Sa­che selbst ha­ben und ihr für ei­ne ge­wis­se Dau­er an­haf­ten (st. Rspr.; z. B. BGH, NJW 1992, 2564; Pa­landt/Wei­den­kaff, BGB, 71. Aufl., § 434 Rn. 9–11). Sie kann auch kon­klu­dent ver­ein­bart wer­den (Pa­landt/Wei­den­kaff, a. a. O., § 434 Rn. 17). Der Be­fall mit Un­ge­zie­fer stellt je­den­falls dann ei­nen sol­chen Sach­man­gel dar, wenn das Un­ge­zie­fer die Sub­stanz der Sa­che an­greift, oder die Ge­fahr des voll­stän­di­gen Ver­lusts der Ge­brauchs­fä­hig­keit be­steht. Dies ist hier der Fall. Ge­ra­de wenn wich­ti­ge Tei­le der Fahr­zeu­ge­lek­tro­nik oder Ka­bel an­ge­nagt wer­den, be­steht die Ge­fahr, dass das Fahr­zeug nicht wei­ter­be­nutzt wer­den kann. Et­was an­de­res er­gibt sich auch nicht aus der von der Be­klag­ten vor­ge­leg­ten Ent­schei­dung des OLG Stutt­gart (NJW-RR 1997, 754). Dort stützt das Ober­lan­des­ge­richt sei­ne Ent­schei­dung ge­ra­de dar­auf, dass die Bau­sub­stanz ei­nes Ge­bäu­des durch den Be­fall mit Scha­ben nicht an­ge­grif­fen und die Ge­brauchs­fä­hig­keit nur in ei­nem be­schränk­ten Um­fang und nicht auf Dau­er be­ein­träch­tigt war. Dass es sich vor­lie­gend nicht bloß um ei­ne sol­che un­er­heb­li­che Be­ein­träch­ti­gung han­delt, be­legt schon der ei­ge­ne Vor­trag der Be­klag­ten, dem­zu­fol­ge durch den Rat­ten­be­fall ein Wert­ver­lust von 50.000 € ein­ge­tre­ten sein soll, bei ei­nem Kauf­preis von 72.500 €.

c) Der Sach­man­gel lag auch bei Ge­fahr­über­gang vor. Das wird nach § 476 BGB ver­mu­tet.

Die Be­klag­te hat zum ihr ob­lie­gen­den Nach­weis des Ge­gen­teils kei­nen taug­li­chen Be­weis an­ge­bo­ten. Sie hat zwar vor­ge­tra­gen und Be­weis durch Zeu­gen (Mit­ar­bei­ter) und Sach­ver­stän­di­ge da­für an­ge­bo­ten, dass das Fahr­zeug nicht bei ihr be­fal­len wor­den sein konn­te. Es sei seit 25.11.2012 bis 16.12.2012 ver­schlos­sen und zum Ein­bau von Zu­satz­ein­rich­tung in der Hal­le ge­we­sen. In die­sem Zeit­raum sei dem Zeu­gen S nichts auf­ge­fal­len. Wei­ter sei das Fahr­zeug vor der Über­ga­be noch ein­mal gründ­lich durch­ge­se­hen wor­den.

Selbst bei Wahr­un­ter­stel­lung die­ses Vor­trags wä­re das Ge­richt aber nicht mit ei­nem prak­tisch brauch­ba­ren Maß an Ge­wiss­heit (§ 286 ZPO) da­von über­zeugt, dass die Rat­ten erst spä­ter, al­so nach Über­ga­be, in das Wohn­mo­bil ge­langt sind.

aa) Es gibt kei­nen all­ge­mei­nen Er­fah­rungs­satz, wo­nach ein Ein­drin­gen der Rat­ten bei dem Klä­ger als Käu­fer wahr­schein­li­cher war als bei der Be­klag­ten. Selbst wenn das Wohn­mo­bil bei der Be­klag­ten in ei­ner ge­schlos­se­nen Hal­le, bei dem Klä­ger je­doch drau­ßen stand, er­höht dies ei­ne Wahr­schein­lich­keit des Ein­drin­gens bei dem Klä­ger nicht in strei­tent­schei­den­dem Ma­ße. Auch in ei­ner Hal­le kön­nen sich zeit­wei­se Rat­ten auf­hal­ten und in das Fahr­zeug ge­lan­gen. Er­fah­rungs­ge­mäß ste­hen sol­che Hal­len tags­über, wenn Ge­schäfts- und Ar­beits­be­trieb herrscht, auch ge­le­gent­lich of­fen. Die Tü­ren des Wohn­mo­bils müs­sen eben­falls zu­min­dest zeit­wei­se ge­öff­net ge­we­sen sein, da­mit die Mit­ar­bei­ter der Be­klag­ten die vor­ge­tra­ge­nen Ar­bei­ten und Kon­trol­len durch­füh­ren konn­ten. Da­mit kön­nen die Rat­ten oh­ne Wei­te­res ein­ge­drun­gen sein, oh­ne dass es auf die Fra­ge an­kä­me, ob sie sich von un­ten durch Öff­nun­gen im Fahr­zeug­bo­den ins Fahr­zeug hin­ein vor­ar­bei­ten konn­ten.

bb) Der Rat­ten­be­fall ist nach dem bis zum Schluss der münd­li­chen Ver­hand­lung un­strei­ti­gen Par­tei­vor­trag erst­mals am 18.12.2011 durch die Zeu­gin L fest­ge­stellt wor­den; wei­ter sind un­strei­tig be­reits auf der Fahrt von der Be­klag­ten zum Klä­ger am 16.12.2011 und auch am 17.12.2011 Stö­run­gen an der Fahr­zeu­ge­lek­tro­nik auf­ge­tre­ten, die ih­re Ur­sa­che in an­ge­nag­ten Ka­beln ha­ben kön­nen. Die Be­klag­te hat ei­nen Na­ge­tier­be­fall am 18.12.2011 erst­mals nach Schluss der münd­li­chen Ver­hand­lung mit Schrift­satz vom 23.11.2012 be­strit­ten; zu­vor hat­te sie le­dig­lich be­strit­ten, dass der Klä­ger den Be­fall am 18.12.2011 an­ge­zeigt ha­be. Der neue Vor­trag ist da­her un­be­acht­lich.

Das Ge­richt wä­re je­doch auch bei Be­acht­lich­keit be­reits auf­grund der … vor­ge­leg­ten Rech­nun­gen über Rat­ten­fal­len vom 19.12.2011 da­von über­zeugt, dass – wie vom Klä­ger be­haup­tet – am 18.12.2011 Rat­ten­be­fall auf­ge­tre­ten war. Mit dem Nach­weis ei­nes spä­te­ren Zeit­punkts der Män­gel­an­zei­ge ist ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Be­klag­ten der Ge­gen­be­weis nicht zu füh­ren. Es exis­tiert kein all­ge­mei­ner Er­fah­rungs­satz – wie die Be­klag­te meint –, wo­nach ein Käu­fer ei­nen Man­gel so­fort nach Auf­tre­ten und nicht erst ei­ni­ge Wo­chen spä­ter rügt. Selbst wenn die Rü­ge erst­mals am 05.1.2012 er­folg­te, kann dies zahl­lo­se Grün­de ha­ben, et­wa den Jah­res­wech­sel oder die Ein­schät­zung des Käu­fers, den Be­fall durch ei­ge­nes Han­deln (Fal­len, Gift etc.) schnel­ler und ein­fa­cher selbst in den Griff zu be­kom­men.

cc. Die durch die Be­klag­te an­ge­bo­te­nen Zeu­gen sind zum Nach­weis der be­haup­te­ten Tat­sa­chen nicht ge­eig­net. Das Ge­richt wä­re nur dann da­von über­zeugt, dass ein Na­ge­tier­be­fall nicht be­reits bei Ge­fahr­über­gang ge­ge­ben war, wenn die Be­klag­te vor­ge­tra­gen und un­ter Be­weis ge­stellt hät­te, dass ein Zeu­ge das Wohn­mo­bil über Ta­ge und Näch­te hin­weg di­rekt bis zur Über­ga­be un­un­ter­bro­chen von al­len Sei­ten über­wacht hat, oder dass di­rekt, al­so Mi­nu­ten vor der Über­ga­be, ei­ne lü­cken­lo­se Kon­trol­le sämt­li­cher Hohl- oder Zwi­schen­räu­me des Wohn­mo­bils statt­ge­fun­den hat. Bei­des hat die Be­klag­te nicht be­haup­tet. Das Ge­richt sieht da­ge­gen schlech­ter­dings kei­ne Mög­lich­keit, mit Zeu­gen den Nach­weis für ei­nen Nicht­be­fall mit Na­ge­tie­ren zu füh­ren, wenn le­dig­lich be­haup­tet wird, dass das Fahr­zeug in ei­ner Hal­le stand, re­gel­mä­ßig be­ob­ach­tet und vor der Über­ga­be noch­mals kon­trol­liert wur­de. Dies gilt zu­min­dest dann, wenn – wie vor­lie­gend – die Rat­ten erst­mals zwei Ta­ge nach Über­ga­be fest­ge­stellt wur­den.

dd) Die un­ter Sach­ver­stän­di­gen­be­weis ge­stell­ten Be­haup­tun­gen sind nicht strei­tent­schei­dend:

(1) Auf die Fra­ge, ob sich Rat­ten drei Wo­chen oh­ne Spu­ren in ei­nem Wohn­mo­bil auf­hal­ten, kommt es nicht an, weil das Ge­richt da­von aus­geht, dass ein Rat­ten­be­fall be­reits am 18.12.2011 of­fen­bar wur­de und dass be­reits we­ni­ge Ta­ge aus­rei­chen, um ei­nen Be­fall vor Ge­fahr­über­gang an­zu­neh­men.

(2) Eben­so we­nig kommt es dar­auf an, ob die Tie­re durch Öff­nun­gen im Bo­den in das Wohn­mo­bil ge­lang­ten. Die Rat­ten kön­nen ge­nau­so durch ei­ne ge­öff­ne­te Tür ein­ge­drun­gen sein, so wie dies laut der Be­klag­ten auch bei dem Klä­ger der Fall ge­we­sen sein soll. Dass die Tü­ren durch­ge­hend ver­schlos­sen wa­ren, al­so auch wäh­rend der Kon­trol­len und sons­ti­gen Ar­bei­ten bei der Be­klag­ten, hat sie selbst nicht be­haup­tet.

ee) So­weit vor­ge­bracht wur­de, dass die Biss­spu­ren am Wohn­mo­bil eher auf ei­nen Be­fall von in­nen als von au­ßen her hin­deu­te­ten, wi­der­legt dies nicht die Mög­lich­keit, dass die Tie­re durch ei­ne ge­öff­ne­te Tür bei der Be­klag­ten ein­ge­drun­gen sind …

gg) Nach all­dem konn­te sich das Ge­richt nicht die Über­zeu­gung ver­schaf­fen, dass die Rat­ten nicht be­reits bei Ge­fahr­über­gang in dem Fahr­zeug wa­ren. Nach der Be­weis­last­re­gel des § 476 BGB hat die Fol­gen der Un­auf­klär­bar­keit die Be­klag­te zu tra­gen.

d) Mit Rechts­an­walts­schrei­ben vom 12.01.2012 wur­de der Be­klag­ten Frist zur Nach­er­fül­lung bis 20.01.2012 ge­setzt.

e) Der Man­gel war auch nicht un­er­heb­lich i. S. von § 323 V 2 BGB. Für die Fra­ge der Er­heb­lich­keit ist auf den Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung ab­zu­stel­len (BGH, Urt. v. 05.11.2008 – VI­II ZR 166/07, NJW 2009, 508; Urt. v. 09.03.2011 – VI­II ZR 266/09, NJW 2011, 1164; Urt. v. 15.06.2011 – VI­II ZR 139/09, MDR 2011, 1159; Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 11. Aufl., Rn. 1046). Zu die­sem Zeit­punkt, im April 2012, war das Wohn­mo­bil in so gro­ßem Aus­maß durch Na­ge­tie­re be­schä­digt, dass ein durch­schnitt­li­cher Käu­fer vom Kauf Ab­stand ge­nom­men hät­te. Letzt­lich hat das auch die Be­klag­te nicht ernst­haft in­fra­ge ge­stellt, da sie ei­nen Wert­ver­lust von 50.000 € bei ei­nem Kauf­preis von 75.000 € be­haup­tet.

f) Der Rück­tritt wur­de mit Rück­tritts­er­klä­rung vom 20.04.2012 wirk­sam, und die ge­währ­ten Leis­tun­gen sind ge­mäß § 346 BGB zu­rück­zu­ge­wäh­ren.

aa) Der Klä­ger kann von der Be­klag­ten ge­mäß § 346 II 1 Nr. 1 BGB Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses in Hö­he von 72.500 € ver­lan­gen. Die ge­schul­de­te Rück­ga­be des Wohn­mo­bils hat er Zug um Zug ge­gen die be­gehr­ten Zah­lun­gen an­ge­bo­ten.

bb) Die Be­klag­te kann von dem Klä­ger Zah­lung von 1.000 € Wert­min­de­rung für ei­nen Ver­kehrs­un­fall ver­lan­gen (§ 346 II 1 Nr. 3 BGB). Die­se Po­si­ti­on hat der Klä­ger in der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 22.11.2012 un­strei­tig ge­stellt.

Wei­ter schul­det der Klä­ger für un­strei­tig ge­fah­re­ne 1.850 Ki­lo­me­ter 670,63 € als Nut­zungs­er­satz (§ 346 II Nr. 1 BGB). So­weit die Be­klag­te dar­über hin­aus Ge­brauchs­vor­tei­le gel­tend macht, näm­lich für ins­ge­samt 3.500 Ki­lo­me­ter, hat sie kei­nen Be­weis an­ge­bo­ten. Nach der Be­rech­nungs­me­tho­de der Be­klag­ten, die von dem Klä­ger nicht an­ge­grif­fen wur­de, kann die Be­klag­te

\frac{\text{1.850 km}\times\text{72.500 €}}{\text{200.000 km}} = {\text{670,63 €}}

ver­lan­gen (zur Be­rech­nung vgl. Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 1166).

Wei­te­re Zah­lun­gen kann die Be­klag­te nicht ver­lan­gen. Ins­be­son­de­re steht ihr ein An­spruch auf Wert­er­satz in Hö­he der be­gehr­ten 50.000 € nicht zu, weil die Pflicht zum Wert­er­satz ge­mäß § 346 III 1 Nr. 2 BGB ent­fal­len ist. Nach der nicht wi­der­leg­ten Ver­mu­tung des § 476 BGB hat die Be­klag­te die Ver­schlech­te­rung zu ver­tre­ten; zu­min­dest wä­re die Ver­schlech­te­rung auch bei ihr ein­ge­tre­ten.

cc) Die ge­gen­sei­ti­gen Zah­lun­gen kön­nen nicht, wie bei der Gel­tend­ma­chung von Scha­dens­er­satz, ver­rech­net oder sal­diert wer­den, son­dern ste­hen sich ge­mäß §§ 346, 348 BGB selbst­stän­dig ge­gen­über (Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 1091; BGHZ 115, 47 [56] = NJW 1991, 2484 [2486]; MünchKomm-BGB/Gai­er, 6. Aufl. [2012], § 348 Rn. 4). Sie könn­ten zwar auf­ge­rech­net wer­den, da sie gleich­ar­tig sind. Ei­ne Auf­rech­nung hat aber kei­ne der Par­tei­en er­klärt …

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