Der Käu­fer ei­nes Neu­wa­gens, der für den Be­trieb mit Au­to­gas um­ge­rüs­tet wur­de, darf er­war­ten, dass er das Fahr­zeug oh­ne be­son­de­re Vor­keh­run­gen wie ein mit Ot­to­kraft­stoff be­trie­be­nes Fahr­zeug nut­zen kann. Er muss nicht da­mit rech­nen, dass das Fahr­zeug nicht un­ein­ge­schränkt un­ter Voll­last ge­fah­ren wer­den darf. Er muss auch nicht da­von aus­ge­hen, dass das Fahr­zeug der­art war­tungs­be­dürf­tig ist, dass man­geln­de War­tun­gen zu ei­nem ka­pi­ta­len Mo­tor­scha­den füh­ren kann.

LG It­ze­hoe, Ur­teil vom 13.08.2012 – 6 O 118/11

Sach­ver­halt: Die Par­tei­en strei­ten über An­sprü­che aus ei­nem Kauf­ver­trag.

Die Be­klag­te ver­kauf­te der Klä­ge­rin ein Fahr­zeug, das für den Gas­be­trieb um­ge­rüs­tet und der Klä­ge­rin so­dann am 18.12.2008 über­ge­ben wur­de. Der Kauf­preis be­trug 14.035 €.

Dem Kauf­ver­trag la­gen die All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen der Be­klag­ten zu­grun­de. Dar­in heißt es un­ter an­de­rem:

„Ei­ne Sach­män­gel­haf­tung des Ver­käu­fers be­steht nicht, wenn der Sach­man­gel da­durch ent­stan­den ist, dass der Käu­fer die Vor­schrif­ten über die Be­hand­lung, War­tung und Pfle­ge des Kauf­ge­gen­stands (z. B. Be­triebs­an­lei­tung, Kun­den­dienst­scheck­heft etc.) nicht be­folgt hat.“

Der Fahr­zeug­her­stel­ler gibt ne­ben dem Ser­vice­heft zu dem Fahr­zeug oh­ne Um­rüs­tung (im Fol­gen­den: „Ser­vice­heft“) ein „Kun­den­diens­t­heft Au­to­gas­an­la­ge“ (im Fol­gen­den: „Kun­den­diens­t­heft“) her­aus. Dort steht auf Sei­te 11 un­ter der Über­schrift „Wei­te­re In­for­ma­tio­nen“:

„Um die Funk­ti­on der Au­to­gas­an­la­ge ge­währ­leis­ten zu kön­nen, ist es wich­tig, die­se in re­gel­mä­ßi­gen Ab­stän­den auf ih­re kor­rek­te Funk­ti­on hin zu prü­fen und zu war­ten. Au­ßer­halb des War­tungs­plans ih­res X-Fahr­zeugs ist da­her ei­ne zu­sätz­li­che War­tung ih­rer Au­to­gas­an­la­ge not­wen­dig. Die In­ter­val­le der Gas­an­la­gen­war­tung sind an die Ih­res X-War­tungs­plans an­ge­lehnt. Die zu­sätz­li­chen War­tungs-, Über­prü­fungs- und Aus­tau­sch­ar­bei­ten er­fol­gen ge­gen ge­son­der­te Be­rech­nung“.

Dar­un­ter ist un­ter der Über­schrift „Wie­der­keh­ren­de Gas­an­la­gen­prü­fung (GAP)“ auf die Prü­fungs­pflicht ge­mäß § 41a StV­ZO hin­ge­wie­sen. Ab Sei­te 12 fol­gen – je­weils un­ter der Über­schrift „War­tung der Gas­kom­po­nen­ten“ – Fel­der, in wel­che die je­wei­li­gen War­tun­gen ein­ge­tra­gen wer­den kön­nen.

Et­wa ein­ein­halb Jah­re nach der Über­ga­be des Fahr­zeugs kam es zu Aus­set­zern des Fahr­zeug­mo­tors, wor­auf­hin das Fahr­zeug lie­gen blieb. Es hat­te zu die­sem Zeit­punkt ei­nen Lauf­leis­tung von 52.465 Ki­lo­me­tern, die aus­schließ­lich im Gas­be­trieb ge­fah­ren wor­den wa­ren. Nach dem Mo­tor­aus­fall be­fan­den sich in sämt­li­chen Zy­lin­dern des Mo­tors Ver­bren­nungs­rück­stän­de. Zwei Kol­ben wa­ren ir­re­pa­ra­bel be­schä­digt.

Die Klä­ge­rin hat­te das Fahr­zeug bis zum Aus­fall des Mo­tors nicht war­ten las­sen.

Mit Schrei­ben ih­res Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten vom 10.08.2010 zeigt die Klä­ge­rin der Be­klag­ten den Mo­tor­scha­den an und äu­ßer­te Ver­mu­tun­gen zur Scha­den­sur­sa­che. Sie for­der­te die Be­klag­te zur In­stand­set­zung des Fahr­zeugs und zur In­stal­la­ti­on ei­ner „er­for­der­li­chen Küh­lung“ auf und set­ze ihr hier­für ei­ne Frist bis zum 25.08.2010. Die Be­klag­te re­pa­rier­te das Fahr­zeug in der Fol­ge­zeit nicht.

Die Klä­ge­rin lei­te­te dar­auf­hin am 29.09.2010 ein selbst­stän­di­ges Be­weis­ver­fah­ren ein, in dem das Gut­ach­ten des Sach­ver­stän­di­gen S vom 26.01.2011 und ein Er­gän­zungs­gut­ach­ten vom 19.05.2011 ein­ge­holt wur­den. An­schlie­ßend ließ sie das Fahr­zeug ge­gen Zah­lung von 1.698,55 € in­stand set­zen.

Mit Schrei­ben ih­rer Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten vom 10.02.2011 for­der­te die Klä­ge­rin die Be­klag­te er­folg­los zum Er­satz der Re­pa­ra­tur­kos­ten so­wie zur Zah­lung ei­ner Nut­zungs­aus­fall­ent­schä­di­gung, ins­ge­samt 8.733,55 €, auf.

Sie ver­kauf­te das Fahr­zeug schließ­lich im Som­mer 2011 an den Zeu­gen Z.

Die Klä­ge­rin be­haup­tet, das Fahr­zeug sei von vorn­her­ein nicht zu sei­ner ver­trag­lich vor­aus­ge­setz­ten Ver­wen­dung ge­eig­net ge­we­sen. Ein War­tungs­heft für die Gas­an­la­ge sei ihr bei der Fahr­zeug­über­ga­be nicht aus­ge­hän­digt wor­den; sie ha­be nur lo­se Zet­tel in ita­lie­ni­scher Spra­che er­hal­ten. Die Klä­ge­rin be­haup­tet wei­ter, dass sie sich nach Auf­tre­ten der ers­ten Mo­tor­aus­set­zer an die Be­klag­te ge­wandt ha­be. Die­se ha­be die Ur­sa­che für die Aus­set­zer je­doch nicht ge­fun­den, son­dern be­haup­tet, sie sei­en auf ei­nen Mar­der­biss an den Zünd­ka­beln zu­rück­zu­füh­ren. Auch ei­ne an­de­re Werk­statt ha­be die Ur­sa­che für die Mo­tor­aus­set­zer nicht ge­fun­den.

Die auf Zah­lung von 8.733,55 € nebst Zin­sen ge­rich­te­te Kla­ge hat­te teil­wei­se Er­folg.

Aus den Grün­den: I. … 1. a) Die Klä­ge­rin hat grund­sätz­lich An­spruch auf Er­satz der Re­pa­ra­tur­kos­ten … gem. §§ 433, 434, 437 Nr. 3, 440, 280 I, III, 281 I 1, 3 BGB.

Nach § 280 kann der Gläu­bi­ger, wenn der Schuld­ner ei­ne Pflicht aus dem Schuld­ver­hält­nis ver­letzt, den Er­satz des dar­aus ent­ste­hen­den Scha­dens ver­lan­gen. Die Be­klag­te hat als Schuld­ne­rin des Kauf­ver­trags ih­re Pflicht … zur man­gel­frei­en Lie­fe­rung des Kauf­ge­gen­stands … ver­letzt, denn sie hat ent­ge­gen § 433 I 2 BGB die Kauf­sa­che – das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug – nicht man­gel­frei ge­lie­fert.

aa) Das Fahr­zeug ist man­gel­haft i. S. des § 434 I BGB, weil und so­weit die Um­rüs­tung des Fahr­zeugs für den Gas­be­trieb da­zu führ­te, dass das Fahr­zeug bei ei­nem Ki­lo­me­ter­stand von knapp 54.000 Ki­lo­me­tern ei­nen Mo­tor­scha­den er­litt.

Der Sach­ver­stän­di­ge hat im selbst­stän­di­gen Be­weis­ver­fah­ren nach­voll­zieh­bar fest­ge­stellt, dass ein Mo­tor­scha­den auf­grund der Um­rüs­tung des Fahr­zeugs auf Gas­be­trieb vor­lag. Nach sei­nen Fest­stel­lun­gen war die Ur­sa­che für den Mo­tor­scha­den ei­ne nicht ord­nungs­ge­mä­ße Ver­bren­nung … Die Ver­bren­nungs­tem­pe­ra­tu­ren in dem Mo­tor sei­en sehr hoch ge­we­sen, was zu Über­hit­zungs­er­schei­nun­gen an den Aus­lass­ven­ti­len ge­führt ha­be … Die Ver­bren­nungs­tem­pe­ra­tu­ren sind nach den Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen beim Gas­be­trieb ge­gen­über dem Be­trieb mit Ot­to­kraft­stof­fen er­höht. Da­her dürf­ten Fahr­zeu­ge mit Gas­be­trieb zur Er­hal­tung der Le­bens­dau­er des Mo­tors auch nicht un­ter Voll­last ge­fah­ren wer­den, da hier­bei ins­be­son­de­re ho­he Ver­bren­nungs­tem­pe­ra­tu­ren auf­tre­ten wür­den.

Da be­züg­lich der Be­schaf­fen­heit des Fahr­zeugs kei­ne be­son­de­ren ver­trag­li­chen Ver­ein­ba­run­gen … ge­trof­fen wur­den, ist zu be­ur­tei­len, ob die­se Mo­tor­be­schaf­fen­heit der ge­wöhn­li­chen Ver­wen­dung … ent­spricht, wel­che die Klä­ge­rin als Käu­fe­rin beim Kauf des Fahr­zeugs er­war­ten durf­te. Dies ist nicht der Fall.

Der Käu­fer ei­nes neu­en Pkw darf er­war­ten, dass er das Fahr­zeug oh­ne be­son­de­re Vor­keh­run­gen wie ein mit Ot­to­kraft­stoff be­trie­be­nes Fahr­zeug nut­zen kann. Hier­zu ge­hört we­der, dass das Fahr­zeug im Ver­gleich zu ei­nem Fahr­zeug mit Ot­to­kraft­stoff­mo­tor nicht un­ein­ge­schränkt un­ter Voll­last ge­fah­ren wer­den darf, noch, dass das Aus­las­sen von drei War­tun­gen zu ei­nem To­tal­scha­den am Mo­tor führt. Zwar sind al­le Fahr­zeu­ge auch in­ner­halb der Ge­währ­leis­tungs­frist ki­lo­me­ter­ab­hän­gig zu war­ten, so­dass die rei­ne War­tungs­be­dürf­tig­keit zum Er­halt der Ge­brauchs­fä­hig­keit auch bei un­ter­schied­lich lan­gen War­tungs­in­ter­val­len ei­nes Fahr­zeugs kei­nen Sach­man­gel dar­stellt. Nach den Fest­stel­lun­gen des Sach­ver­stän­di­gen liegt für das streit­be­fan­ge­ne Fahr­zeug je­doch ei­ne War­tungs­be­dürf­tig­keit vor, wel­che sich deut­lich von der je­des mit Ot­to­kraft­stoff be­trie­be­nen Fahr­zeugs un­ter­schei­det. Der Sach­ver­stän­di­ge hat aus­ge­führt, dass bei ei­ner sehr vor­sich­ti­gen Schät­zung letz­te­re Fahr­zeu­ge bei ei­ner Lauf­leis­tung bis 100.000 km nicht ei­nen sol­chen Mo­tor­scha­den er­lei­den wür­den, wenn sie nicht ge­war­tet wer­den. Hier ist die Gren­ze zwi­schen ei­ner ge­gen­über ver­gleich­ba­ren Fahr­zeu­gen er­höh­ten War­tungs­be­dürf­tig­keit, wel­che ein Käu­fer durch­aus ein­kal­ku­lie­ren muss (OLG Bran­den­burg, Urt. v. 13.06.2007 – 13 U 162/06, DAR 2008, 473) bzw. ei­nem ge­wöhn­li­chen Ver­schleiß und ei­nem au­ßer­ge­wöhn­li­chen Ver­schleiß, der oh­ne Hin­weis vor Kauf­ver­trags­schluss und da­mit Ver­ein­ba­rung ge­mäß § 434 I Nr. 1 BGB ei­nen Sach­man­gel dar­stellt.

Selbst wenn man der An­sicht wä­re, auch ei­ne der­art er­höh­te War­tungs­be­dürf­tig­keit stellt nur ei­nen Sach­man­gel dar, wenn der Käu­fer auch bei der Be­die­nung des Fahr­zeugs nicht auf den dro­hen­den Mo­tor­scha­den hin­ge­wie­sen wird, um ihn ver­mei­den zu kön­nen (so LG Bie­le­feld, Urt. v. 13.04.2011 – 3 O 193/09), lä­ge hier ein Sach­man­gel vor. Auf die er­for­der­li­che War­tung wä­re die Klä­ge­rin näm­lich selbst bei Vor­lie­gen des „Kun­den­diens­t­hefts Au­to­gas­an­la­ge“ nicht aus­rei­chend hin­ge­wie­sen wor­den. Dort wird le­dig­lich auf Sei­te 11 un­ter der nichts­sa­gen­den Über­schrift „Wei­te­re In­for­ma­tio­nen“ dar­auf hin­ge­wie­sen, dass zu­sätz­li­che War­tun­gen der Au­to­gas­an­la­ge au­ßer­halb des War­tungs­plans des Fahr­zeu­ges not­wen­dig sind, um die Funk­ti­on der Au­to­gas­an­la­ge ge­währ­leis­ten zu kön­nen. Ei­nen Hin­weis auf ei­nen dro­hen­den Mo­tor­scha­den bei Aus­las­sen die­ser War­tun­gen stellt dies we­der nach dem In­halt des Hin­wei­ses noch nach den Um­stän­den des Hin­wei­ses dar. Zum ei­nen wird nicht auf ei­nen Mo­tor­scha­den, son­dern nur auf die Funk­ti­ons­fä­hig­keit der Au­to­gas­an­la­ge ab­ge­stellt. Zum an­de­ren müss­te ein sol­cher Hin­weis deut­li­cher plat­ziert sein, wenn der Ver­käu­fer ei­nes Fahr­zeugs sich dar­auf ver­las­sen will, dass er sei­ner Wich­tig­keit ent­spre­chend wahr­ge­nom­men wird.

Wei­te­re Hin­wei­se an die Klä­ge­rin sind nicht vor­ge­tra­gen wor­den oder er­sicht­lich.

bb) Da die Kon­struk­ti­on des Fahr­zeugs schon ab Werk so wie be­schrie­ben vor­han­den war, war der Man­gel bei Ge­fahr­über­gang ge­mäß § 446 Satz 1 BGB – der Über­ga­be des Fahr­zeugs an die Klä­ge­rin – be­reits am Fahr­zeug vor­han­den.

cc) Der Man­gel ist auch von der Be­klag­ten zu ver­tre­ten. Ihr war nach dem ei­ge­nen Vor­trag die er­höh­te War­tungs­be­dürf­tig­keit des Fahr­zeugs mit der Ge­fahr, dass bei Aus­las­sen der War­tun­gen ein Scha­den am Mo­tor droht, be­kannt, und sie hat den­noch nicht die Klä­ge­rin als Käu­fe­rin hier­auf hin­ge­wie­sen oder an­sons­ten Vor­keh­run­gen da­für ge­trof­fen, dass kein Mo­tor­scha­den durch die Gas­an­la­ge ein­tre­ten kann.

dd) Der Sach­män­gel­ge­währ­leis­tungs­aus­schluss [in den] All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen der Be­klag­ten für Män­gel, wel­che durch die Nicht­be­fol­gung von Vor­schrif­ten über die Be­hand­lung, War­tung und Pfle­ge ent­ste­hen, greift für den vor­lie­gen­den Fall nicht ein, da es sich bei dem Kauf­ver­trag um ei­nen Ver­brauchs­gü­ter­kauf i. S des § 474 BGB han­delt. Die in Re­de ste­hen­de Be­stim­mung be­schränkt je­doch ent­ge­gen dem Ver­bot des § 475 I BGB die Rech­te des Ver­brau­chers ge­mäß § 437 BGB, da die Sach­män­gel­ge­währ­leis­tung für den Fall der Nicht­be­ach­tung der Vor­schrif­ten aus­ge­schlos­sen sein soll.

Zu­dem ist der Sach­man­gel auch nicht durch die Nicht­be­ach­tung der Vor­schrif­ten zur War­tung ent­stan­den, son­dern wohn­te dem Fahr­zeug be­reits bei der Kon­struk­ti­on in­ne.

ee) Die ge­mäß § 281 I BGB not­wen­di­ge Nach­frist­set­zung … ist durch das Schrei­ben des klä­ge­ri­schen Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten vom 10.08.2010 ge­ge­ben. Dort ist un­ter Be­schrei­bung des Man­gels und der be­haup­te­ten Man­gel­ur­sa­che ei­ne Frist zur In­stand­set­zung des Mo­tors bis zum 25.08.2010 ge­setzt wor­den. In die­ser Frist ist ei­ne Re­pa­ra­tur oder ein Re­pa­ra­tur­ver­such der Be­klag­ten nicht er­folgt.

Ei­ner wei­te­ren Auf­for­de­rung oder ei­nes Ab­war­tens des Gut­ach­tens im selbst­stän­di­gen Be­weis­ver­fah­ren be­durf­te es zur Er­fül­lung der Pflich­ten aus § 281 II BGB nicht. Die Klä­ge­rin war nicht ver­pflich­tet, weil sie ein selbst­stän­di­ges Be­weis­ver­fah­ren ein­ge­lei­tet hat­te, … die Gut­ach­ten­er­stel­lung und die Stel­lung­nah­me der Be­klag­ten hier­zu ab­zu­war­ten, be­vor sie das Fahr­zeug re­pa­rie­ren ließ. Das selbst­stän­di­ge Be­weis­ver­fah­ren dient dem Zweck, ei­ne Ei­ni­gung der Par­tei­en zu er­mög­li­chen, wenn le­dig­lich ein Scha­den bzw. ei­ne Scha­den­sur­sa­che strei­tig ist, oh­ne ein strei­ti­ges Ver­fah­ren durch­zu­füh­ren. Vor­lie­gend dien­te es eben­falls der Scha­dens­min­de­rung, da die Klä­ge­rin im Rah­men ih­rer Scha­dens­min­de­rungs­pflicht ge­hal­ten war, das Fahr­zeug mög­lichst schnell wie­der funk­ti­ons­fä­hig her­zu­rich­ten. Das Ver­fah­ren dient je­doch nicht dem Zweck, dem Schuld­ner ei­ner Nach­er­fül­lungs­pflicht auf Kos­ten­vor­schuss­pflicht des Gläu­bi­gers ei­ne si­che­re Fest­stel­lung der Scha­den­sur­sa­che und ei­nen Auf­schub der Nach­er­fül­lungs­pflicht bis da­hin zu ge­wäh­ren.

b) Der Klä­ge­rin ist al­ler­dings ein Mit­ver­schul­den bei der Scha­dens­ver­ur­sa­chung ge­mäß § 254 BGB an­zu­las­ten, da sie sich nicht über die Not­wen­dig­keit ei­ner War­tung ih­res Fahr­zeugs in­for­miert hat. Die Mit­schuld der Klä­ge­rin ist da­bei mit 1/3 zu be­wer­ten.

Das Ge­richt ist bei die­ser Wer­tung da­von über­zeugt, dass die Klä­ge­rin nicht nur ein Ser­vice­heft, son­dern auch ein Kun­den­diens­t­heft von der Be­klag­ten bei der Über­ga­be des Fahr­zeugs er­hal­ten hat. Der Zeu­ge Z hat in sei­ner Ver­neh­mung aus­ge­sagt, dass er bei der Fahr­zeug­über­ga­be mit der Klä­ge­rin dar­über ge­spro­chen hat, dass es für die Gas­an­la­ge ein War­tungs­heft gibt, wel­ches die Klä­ge­rin dem Zeu­gen schi­cken woll­te. Der Zeu­ge Z sag­te wei­ter aus, dass er dann aber nur lo­se Zet­tel ge­schickt be­kom­men hat und kein War­tungs­heft. Es er­gibt kei­nen Sinn, wenn die Klä­ge­rin dem Zeu­gen zu­ge­sagt hat, ihm noch ein wei­te­res War­tungs­heft zu­zu­sen­den, nun aber an­gibt, die ihr von der Be­klag­ten über­ge­be­nen lo­sen Zet­tel in ita­lie­ni­scher Spra­che stell­ten kein Ser­vice­heft dar, und sie ha­be nie ei­nes be­kom­men. Es lä­ge dann viel nä­her, wenn die Klä­ge­rin dem Zeu­gen ge­sagt hät­te, sie wüss­te nicht, ob es über­haupt ein Ser­vice­heft ge­be oder ob sie ei­nes hät­te. Das Ge­richt ist da­bei so­wohl von der Glaub­wür­dig­keit des Zeu­gen über­haupt als auch da­von über­zeugt, dass der Zeu­ge auf die­se Fra­ge auch im De­tail ge­ant­wor­tet hat. Der Zeu­ge war in sei­ner Aus­sa­ge sehr dar­auf be­dacht, wahr­heits­ge­mäß aus­zu­sa­gen, und hat deut­lich kennt­lich ge­macht, wenn er kei­ne ge­naue Er­in­ne­rung an den er­frag­ten Sach­ver­halt hat­te … Ein ei­ge­nes In­ter­es­se am Aus­gang des Rechts­streits hat­te der Zeu­ge au­gen­schein­lich nicht.

Die Aus­sa­ge wird auch ge­stützt durch die Aus­sa­ge des Zeu­gen Y, nach wel­cher grund­sätz­lich die Fahr­zeu­ge mit ei­nem Kun­den­diens­t­heft aus­ge­lie­fert wer­den. Der Zeu­ge Y konn­te dies zwar nicht aus ei­ge­ner Er­in­ne­rung be­zeu­gen, da er sich we­der an die Über­ga­be des Fahr­zeugs er­in­nern konn­te noch in sei­nen Un­ter­la­gen nach­ge­se­hen hat, ob dort zu dem Fahr­zeug et­was ver­merkt war. Die Tat­sa­che, dass es über­haupt schon zum Zeit­punkt der Aus­lie­fe­rung des klä­ge­ri­schen Fahr­zeugs ein ei­ge­nes Heft be­züg­lich der Gas­an­la­ge gab, hat der Zeu­ge aber zur Über­zeu­gung des Ge­richts glaub­haft be­rich­tet und ist in­so­fern auch glaub­wür­dig, als er auch sei­ne Er­in­ne­rungs­lü­cken be­züg­lich der Über­ga­be kennt­lich ge­macht hat und zu­ge­ge­ben hat, dass er vor sei­ner Ver­neh­mung nicht die noch vor­han­de­nen Un­ter­la­gen zu dem an die Klä­ge­rin aus­ge­lie­fer­ten Fahr­zeug kon­trol­liert hat, ob­wohl dies na­he­ge­le­gen hät­te.

Zwar wä­re, wie so­eben un­ter aa fest­ge­stellt, der Hin­weis in dem Kun­den­diens­t­heft nicht aus­rei­chend ge­we­sen, um ei­nen Sach­man­gel des Fahr­zeugs aus­zu­schlie­ßen. Die Klä­ge­rin hat­te je­doch durch das Kun­den­diens­t­heft die Mög­lich­keit, sich über die War­tungs­be­dürf­tig­keit des Fahr­zeugs auch im Hin­blick auf die Gas­an­la­ge zu in­for­mie­ren. Der Klä­ge­rin war nach der Aus­sa­ge des Zeu­gen Y auch be­wusst, dass es ein ent­spre­chen­des Heft be­züg­lich der Gas­an­la­ge gab, wel­ches ei­ne War­tungs­be­dürf­tig­keit im­pli­zier­te. Gleich­wohl in­for­mier­te sich die Klä­ge­rin we­der über die War­tungs­be­dürf­tig­keit noch über die dro­hen­den Fol­gen ei­ner un­ter­las­se­nen War­tung. Dies stellt ein Ver­schul­den der Klä­ge­rin bei der Scha­dens­ent­ste­hung ge­mäß § 254 I BGB dar. Bei Ein­hal­tung der ob­jek­tiv ge­bo­te­nen Sorg­falt hät­te sich die Klä­ge­rin bei dem Er­werb ei­nes Fahr­zeugs über be­son­de­re Vor­keh­run­gen in­for­mie­ren müs­sen, wel­che zum Er­halt des Fahr­zeugs not­wen­dig sind. Zwar muss der Käu­fer nicht bei al­len Kauf­ge­gen­stän­den da­von aus­ge­hen, dass die fort­dau­ern­de Man­gel­frei­heit et­wa von War­tun­gen ab­hängt. Je­doch ist für ein Kraft­fahr­zeug all­ge­mein be­kannt und wird auch zum Füh­rer­schei­ner­werb ge­lehrt, dass et­wa Öl­wech­sel oder Prü­fun­gen des Kühl­mit­tel­stands not­wen­dig sind, um die Funk­ti­ons­fä­hig­keit ins­be­son­de­re des Mo­tors zu er­hal­ten. Der maß­geb­li­che ver­stän­di­ge Mensch (Münch­ner Kom­men­tar § 254 Rn. 30) wür­de da­her im ei­ge­nen In­ter­es­se auch bei Er­werb ei­nes Neu­fahr­zeugs ver­su­chen zu er­fah­ren, was für das von ihm er­wor­be­ne Fahr­zeug zu tun ist.

Dies hat die Klä­ge­rin min­des­tens fahr­läs­sig un­ter­las­sen, in­dem sie auch die oh­ne den Ein­bau ei­ner Gas­an­la­ge emp­foh­le­nen War­tun­gen au­ßer Acht ge­las­sen hat, ob­wohl ihr auch hier­für das Ser­vice­heft über­ge­ben wor­den war.

Der Sach­ver­stän­di­ge hat auch nach­voll­zieh­bar aus­ge­führt, dass durch die Ein­hal­tung der War­tun­gen der Scha­den an dem Mo­tor des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs hät­te ver­mie­den wer­den kön­nen. Durch die Ein­stel­lung des so­ge­nann­ten Ven­til­spiels wird da­für ge­sorgt, dass ei­ne aus­rei­chen­de Wär­me­ab­fuhr der bei Gas­be­trieb des Fahr­zeugs er­höh­ten Ver­bren­nungs­tem­pe­ra­tu­ren ge­währ­leis­tet wird, weil die­se dann voll­stän­dig an den Mo­tor­block ab­ge­führt wer­den. Der Sach­ver­stän­di­ge hat wei­ter aus­ge­führt, dass den hö­he­ren Ver­bren­nungs­tem­pe­ra­tu­ren auch auf an­de­re Wei­se be­geg­net wer­den kann, näm­lich bei­spiels­wei­se durch den Ein­bau an­de­rer Ven­til­sit­ze oder Zy­lin­der­köp­fe.

Da die über­wie­gen­de Ver­ant­wor­tung für den Sach­man­gel da­her in der Kon­struk­ti­on des Fahr­zeugs vor­liegt und der Be­klag­ten dies be­kannt war, da sie be­haup­tet hat, durch das War­tungs­heft auf die zwin­gen­de Not­wen­dig­keit der War­tung hin­ge­wie­sen zu ha­ben, wird das Mit­ver­schul­den der Klä­ge­rin le­dig­lich mit 1/3 be­wer­tet.

Ein ge­rin­ge­res Mit­ver­schul­den der Klä­ge­rin wä­re al­ler­dings nicht an­zu­set­zen, wenn die Klä­ge­rin, wie sie be­haup­tet, die Werk­statt der Be­klag­ten we­gen Mo­tor­aus­set­zern be­sucht hät­te und die Be­klag­te nicht dar­auf hin­ge­wie­sen hät­te, dass es sich um Mo­tor­aus­set­zer we­gen der un­ter­las­se­nen War­tung han­deln kön­ne, son­dern be­haup­tet hät­te, es hät­ten Mar­der­bis­se vor­ge­le­gen. Die Klä­ge­rin hat trotz Hin­wei­sen kei­nen Be­weis da­für an­bie­ten kön­nen, dass zu die­sem Zeit­punkt nicht auch Mar­der­bis­se bei dem Fahr­zeug vor­la­gen. Soll­te dies je­doch der Fall ge­we­sen sein, hät­te sich für die Werk­statt kei­ne Not­wen­dig­keit er­ge­ben, bei der ver­meint­li­chen Be­he­bung ei­ner sicht­ba­ren Scha­den­sur­sa­che noch nach wei­te­ren Scha­den­sur­sa­chen zu su­chen. Viel­mehr wä­re die­se Su­che erst an­ge­bracht ge­we­sen, wenn die Re­pa­ra­tur der von Mar­der­bis­sen be­schä­dig­ten Zünd­ka­bel nicht den ge­wünsch­ten Er­folg ge­bracht hät­te. Dies hat die Be­klag­te aber nicht er­fah­ren, da die Klä­ge­rin nicht die­sel­be Werk­statt auf­ge­sucht hat, so­dass hier­aus nichts für ei­nen hö­he­ren Ver­schul­dens­an­teil der Be­klag­ten ge­zo­gen wer­den kann.

2. Nach dem so­eben un­ter 1 a Er­läu­ter­ten steht der Klä­ge­rin grund­sätz­lich auch der Er­satz ei­nes Nut­zungs­aus­fall­scha­dens … aus §§ 433, 434, 437 Nr. 3, 440, 280 I, III, 281 I 1, 3 BGB zu. Die­ser ist ihr al­ler­dings nur in Hö­he von 3.360 € von der Be­klag­ten zu er­set­zen.

Ge­gen die Hö­he des ver­lang­ten Ta­ges­sat­zes von 35 € ist nichts ein­ge­wandt wor­den und nichts er­sicht­lich.

Je­doch steht der Klä­ge­rin nicht Scha­dens­er­satz für ei­nen Nut­zungs­aus­fall von 201 Ta­gen zu. Die Klä­ge­rin muss sich auch bei der Dau­er des Nut­zungs­aus­falls ein Mit­ver­schul­den ge­mäß § 254 I BGB an­rech­nen las­sen. Die­ses be­zieht sich auf die Zeit zwi­schen Frist­ab­lauf der Nach­bes­se­rungs­frist und der Ein­lei­tung des selbst­stän­di­gen Be­weis­ver­fah­rens so­wie die Zeit zwi­schen dem Auf­tre­ten des Man­gels „Mit­te Ju­li“ und der An­zei­ge des Man­gels am 10.08.2012. Es ist zu Letz­te­rem nicht dar­ge­tan, wie und ob die Klä­ge­rin sich we­gen des Man­gels selbst an die Be­klag­te ge­wandt und um Nach­bes­se­rung nach­ge­sucht hat. Es ist noch nicht ein­mal vor­ge­tra­gen, wann ge­nau der Man­gel auf­ge­tre­ten sein soll.

Die­se Be­wer­tung än­dert sich auch nicht da­durch, dass die Be­klag­te der Klä­ge­rin kein Er­satz­fahr­zeug an­ge­bo­ten hat. Die Klä­ge­rin hät­te näm­lich zu­vor im Rah­men ih­rer Scha­dens­min­de­rungs­pflich­ten dar­auf auf­merk­sam ma­chen müs­sen, dass sie an dem Fahr­zeug ei­nen Nut­zungs­aus­fall er­lei­det, ob­wohl sie mit der Ein­lei­tung des selbst­stän­di­gen Be­weis­ver­fah­rens noch über zwei Mo­na­te zu­war­ten woll­te.

Da­mit steht der Klä­ge­rin Nut­zungs­aus­fall für 16 Ta­ge zwi­schen 10.08.2010 und 25.08.2010 so­wie für die Zeit zwi­schen Ein­lei­tung des selbst­stän­di­gen Be­weis­ver­fah­rens am 30.09.2010 und Ab­schluss der Re­pa­ra­tur am 28.01.2011 (121 Ta­ge) zu. Wei­ter­hin ist der zu dem Zeit­punkt des Ab­lau­fens der Nach­bes­se­rungs­frist be­reits an­walt­lich ver­tre­te­nen Klä­ge­rin ei­ne Wo­che Be­den­kens­frist zwi­schen dem Ab­lauf der Nach­bes­se­rungs­frist am 25.08.2010 und der Ein­lei­tung des selbst­stän­di­gen Be­weis­ver­fah­rens zu­zu­bil­li­gen. Da­mit er­hält die Klä­ge­rin Nut­zungs­aus­fall für 144 Ta­ge à 35 €, mit­hin 5.040 €.

Hier­auf wie­der­um hat sie sich ei­nen Mit­ver­schul­dens­an­teil wie un­ter 1 b aus­ge­führt von 1/3 an­zu­rech­nen, so­dass ihr ein Nut­zungs­aus­fall­scha­den von 3.360 € zu er­set­zen ist …

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