1. Ei­ne Be­stim­mung in den Ver­kaufs­be­din­gun­gen ei­nes Kfz-Händ­lers, wo­nach der Käu­fer An­sprü­che auf Män­gel­be­sei­ti­gung auch bei an­de­ren vom Fahr­zeug­her­stel­ler an­er­kann­ten Be­trie­ben gel­tend ma­chen kann und den Ver­käu­fer un­ter­rich­ten muss, wenn die ers­te Män­gel­be­sei­ti­gung dort er­folg­los war (vgl. Nr. VII 2a Satz 1 NWVB), be­freit den Käu­fer nicht von der Ver­pflich­tung, dem Ver­käu­fer ei­nen Man­gel nach § 377 I, III HGB un­ver­züg­lich an­zu­zei­gen.
  2. Die Be­stim­mung ent­hält auch kei­ne Be­voll­mäch­ti­gung des an­de­ren vom Her­stel­ler an­er­kann­ten Be­triebs, ei­ne kauf­män­ni­sche Rü­ge für den Ver­käu­fer ent­ge­gen­zu­neh­men.

OLG Hamm, Ur­teil vom 12.04.2012 – I-2 U 177/11

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin be­gehrt die Rück­ab­wick­lung ei­nes Pkw-Kauf­ver­trags.

Die T-GmbH be­stell­te am 12.12.2008 bei der Be­klag­ten ei­nen BMW 750i (Li­mou­si­ne) zum Ge­samt­preis von 112.358 €. In der Be­stel­lungs­ur­kun­de war un­ter an­de­rem be­stimmt, dass mit dem Ab­schluss ei­nes Lea­sing­ver­trags zwi­schen dem Kun­den und dem Lea­singe­ber über das Fahr­zeug der Lea­singe­ber an die Stel­le des Kun­den in den Kauf­ver­trag ein­tritt.

Das Fahr­zeug wur­de am 20.03.2009 an die T-GmbH über­ge­ben.

Dem Kauf­ver­trag la­gen die Ver­kaufs­be­din­gun­gen der Be­klag­ten zu­grun­de. Dar­in heißt es un­ter Nr. VII 3a:

„Für die Ab­wick­lung ei­ner Män­gel­be­sei­ti­gung gilt fol­gen­des:

An­sprü­che auf Män­gel­be­sei­ti­gung kann der Käu­fer beim Ver­käu­fer oder bei an­de­ren vom Her­stel­ler für die Be­treu­ung des Kauf­ge­gen­stan­des an­er­kann­ten Be­trie­ben gel­tend ma­chen; im letz­te­ren Fall hat der Käu­fer den Ver­käu­fer hier­von zu un­ter­rich­ten, wenn die ers­te Män­gel­be­sei­ti­gung er­folg­los war.“

Am 01.04.2009 schlos­sen die Klä­ge­rin und die B-GmbH & Co. KG ei­nen Lea­sing­ver­trag über das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug. Die Klä­ge­rin wur­de mit Zu­stim­mung der T-GmbH Lea­sing­neh­me­rin, weil sie güns­ti­ge­re Lea­sing­kon­di­tio­nen er­hielt. Be­reits am 25.03.2009 hat­te die Be­klag­te der B-GmbH & Co. KG ei­ne „Neu­wa­gen­rech­nung“ über das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug er­teilt. Der Kauf­preis wur­de von der B-GmbH & Co. KG an die Be­klag­te ge­zahlt. In den dem Lea­sing­ver­trag zu­grun­de lie­gen­den Lea­sing­be­din­gun­gen der B-GmbH & Co. KG war un­ter an­de­rem be­stimmt, dass die Lea­sing­ge­be­rin et­wai­ge Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che hin­sicht­lich des Lea­sing­ge­gen­stands an die Klä­ge­rin ab­tritt.

In der Fol­ge­zeit be­fand sich das Fahr­zeug mehr­fach zur In­stand­set­zung bei der I-GmbH, ei­ner BMW-Ver­trags­werk­statt, so in der Zeit vom 15.09.2009 bis zum 08.10.2009 und am 23.10.2009.

Mit An­walts­schrei­ben vom 23.11.2009 er­klär­te die T-GmbH ge­gen­über der Be­klag­ten den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag we­gen Män­geln des Fahr­zeugs. Die Be­klag­te teil­te dar­auf­hin mit, dass ihr bis­lang kei­ne Mög­lich­keit zur Über­prü­fung der Män­gel ein­ge­räumt wor­den sei, und schlug vor, ei­nen Ter­min zur Über­prü­fung des Fahr­zeugs zu ver­ein­ba­ren. Die­ser An­re­gung kam die T-GmbH nicht nach, son­dern er­klär­te durch An­walts­schrei­ben vom 24.02.2010 er­neut den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag. Die Be­klag­te lehn­te ei­ne Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags ab.

Im vor­lie­gen­den Ver­fah­ren hat zu­nächst die T-GmbH Kla­ge auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses er­ho­ben mit der Be­haup­tung, et­wai­ge Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che sei­en durch die Klä­ge­rin an sie ab­ge­tre­ten wor­den. Am 19.10.2010 ist über das Ver­mö­gen der T-GmbH das In­sol­venz­ver­fah­ren er­öff­net wor­den. Dar­auf­hin ist die jet­zi­ge Klä­ge­rin mit Zu­stim­mung des In­sol­venz­ver­wal­ters der T– GmbH an de­ren Stel­le in das Ver­fah­ren ein­ge­tre­ten.

Ne­ben der Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses be­gehrt die Klä­ge­rin den Er­satz von Zin­sen in Hö­he von 5.898,80 €, die die Be­klag­te aus dem er­hal­te­nen Kauf­preis ge­zo­gen ha­ben soll. We­gen der zwi­schen­zeit­li­chen Nut­zung des Fahr­zeugs lässt sich die Klä­ge­rin ei­ne Nut­zungs­ent­schä­di­gung in Hö­he von 10.696,48 € an­rech­nen.

Die Klä­ge­rin hat vor­ge­tra­gen, dass sich nach sei­ner Über­ga­be di­ver­se Män­gel am Fahr­zeug ge­zeigt hät­ten. So sei­en Quietsch­ge­räu­sche im In­nen­raum so­wie ab ei­ner Ge­schwin­dig­keit von 200 km/h fahr­zeug­un­ty­pi­sche Wind­ge­räu­sche am Dach auf­ge­tre­ten. Auch die Brem­sen und die Len­kung hät­ten wie­der­holt kna­cken­de Ge­räu­sche ver­ur­sacht. Zu­dem ha­be das Fahr­zeug ins­be­son­de­re beim An­fah­ren und Schal­ten ge­ru­ckelt. Wei­ter­hin sei die Fahr­zeug­soft­ware wie­der­holt aus­ge­fal­len, so­dass un­ter an­de­rem das Na­vi­ga­ti­ons­ge­rät nicht funk­tio­niert ha­be. Schließ­lich wei­se das Fahr­zeug ei­nen deut­lich hö­he­ren Kraft­stoff­ver­brauch auf als von der Be­klag­ten an­ge­ge­ben. Die In­stand­set­zungs­ar­bei­ten der I-GmbH sei­en er­folg­los ge­we­sen. Mit E-Mail vom 12.10.2009 ha­be die T-GmbH die Be­klag­te von den ge­schei­ter­ten Nach­bes­se­rungs­ver­su­chen un­ter­rich­tet.

Das Land­ge­richt hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Zur Be­grün­dung hat es an­ge­führt, ei­ne Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags schei­te­re dar­an, dass die T-GmbH nicht wirk­sam vom Kauf­ver­trag zu­rück­ge­tre­ten sei. Der Be­klag­ten sei kei­ne Frist zur Nach­er­fül­lung ge­setzt wor­den; ei­ne Frist­set­zung sei auch nicht ge­mäß § 440 BGB ent­behr­lich ge­we­sen. Zwar ha­be die T-GmbH das Fahr­zeug in ei­ne an­er­kann­te Dritt­werk­statt zur Män­gel­be­sei­ti­gung ge­bracht. Sie ha­be je­doch ver­säumt, ent­spre­chend den Ver­kaufs­be­din­gun­gen der Be­klag­ten die­se von dem ge­schei­ter­ten ers­ten Nach­bes­se­rungs­ver­such der I-GmbH in Kennt­nis zu set­zen. Aus­weis­lich der E-Mail vom 12.10.2009 ha­be die T-GmbH die Be­klag­te frü­hes­tens nach dem zwei­ten Nach­bes­se­rungs­ver­such un­ter­rich­tet, was nicht ge­nügt ha­be.

Die Be­ru­fung der Klä­ge­rin hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: II. … Das Land­ge­richt hat die Kla­ge im Er­geb­nis zu Recht ab­ge­wie­sen.

1. Der Klä­ge­rin steht kein An­spruch ge­gen die Be­klag­te auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses an die B-GmbH & Co. KG ge­mäß §§ 437 Nr. 2, 323, 346 I BGB zu. Denn we­der die T-GmbH noch die Klä­ge­rin ist wirk­sam vom Kauf­ver­trag zu­rück­ge­tre­ten.

In­so­weit kann da­hin­ste­hen, ob das Fahr­zeug im Über­ga­be­zeit­punkt mit ei­nem Sach­man­gel nach § 434 BGB be­haf­tet war. Denn Ge­währ­leis­tungs­rech­te der Klä­ge­rin sind ge­mäß § 377 II, III HGB aus­ge­schlos­sen, weil et­wai­ge Sach­män­gel nicht recht­zei­tig ge­gen­über der Be­klag­ten ge­rügt wor­den sind.

Die Vor­schrift des § 377 HGB ist vor­lie­gend an­wend­bar. Dies gilt un­ab­hän­gig da­von, ob der Kauf­ver­trag ur­sprüng­lich zwi­schen der T-GmbH und der Be­klag­ten oder un­mit­tel­bar zwi­schen der B-GmbH & Co. KG und der Be­klag­ten zu­stan­de ge­kom­men ist. Denn in bei­den Va­ri­an­ten hät­te der Kauf­ver­trag für bei­de Ver­trags­par­tei­en ein Han­dels­ge­schäft i. S. von § 343 HGB dar­ge­stellt. Dies gilt auch für den Fall, dass zu­nächst die T-GmbH Ver­trags­part­ne­rin der Be­klag­ten ge­wor­den ist. Für das Vor­lie­gen ei­nes Han­dels­ge­schäfts spricht ge­mäß § 344 I HGB be­reits ei­ne ent­spre­chen­de Ver­mu­tung. Dass der streit­ge­gen­ständ­li­che Pkw nicht zur pri­va­ten Nut­zung vor­ge­se­hen war, er­gibt sich im Üb­ri­gen dar­aus, dass sich der Lea­sing­ver­trag zwi­schen der Klä­ge­rin und der B-GmbH & Co. KG aus­weis­lich des Ver­trags­for­mu­lars auf ei­ne „ge­werb­li­che Nut­zung“ be­zo­gen hat.

Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Klä­ge­rin ist die kauf­män­ni­sche Rü­ge­pflicht durch die Klau­sel in Nr. VII 3a der Ver­kaufs­be­din­gun­gen der Be­klag­ten we­der ab­be­dun­gen noch mo­di­zi­fiert wor­den. Denn der Re­ge­lungs­ge­halt der vor­ge­nann­ten Klau­sel be­schränkt sich auf die Durch­füh­rung der Nach­er­fül­lung nach § 439 BGB. Dies er­gibt sich be­reits un­miss­ver­ständ­lich aus der Über­schrift der Klau­sel („Für die Ab­wick­lung ei­ner Män­gel­be­sei­ti­gung gilt fol­gen­des:“).

Auch nach ih­rem Sinn und Zweck be­zieht sich die Klau­sel al­lein auf die Ab­wick­lung der Nach­er­fül­lung. Die Re­ge­lung in Nr. VII 3a Satz 1 Halb­satz 1 be­zweckt er­kenn­bar, den Käu­fer vor et­wai­gen mit der Durch­füh­rung der Nach­er­fül­lung ver­bun­de­nen Un­an­nehm­lich­kei­ten zu schüt­zen, die sich ins­be­son­de­re aus ei­ner wei­ten Ent­fer­nung zwi­schen sei­nem Wohn­sitz und dem Sitz der Be­klag­ten er­ge­ben kön­nen. Zur Ver­mei­dung hier­aus re­sul­tie­ren­der Be­schwer­lich­kei­ten soll ihm das ge­sam­te Ver­trags­händ­ler- und Ver­trags­werk­stät­ten­netz zur Gel­tend­ma­chung sei­nes Nach­er­fül­lungs­an­spruchs zur Ver­fü­gung ste­hen. Die Re­ge­lung in Nr. VII 3a Satz 1 Halb­satz 2 soll ge­währ­leis­ten, dass die Be­klag­te Kennt­nis von ei­nem ge­schei­ter­ten ers­ten Nach­bes­se­rungs­ver­such ei­ner an­de­ren Ver­trags­werk­statt er­hält, da­mit sie die Mög­lich­keit er­hält, die be­tref­fen­de Werk­statt zwecks Ver­hin­de­rung ei­nes end­gül­ti­gen Fehl­schla­gens der Nach­er­fül­lung bei der Män­gel­be­sei­ti­gung zu un­ter­stüt­zen (vgl. BGH, Urt. v. 15.11.2006 – VI­II ZR 166/06, NJW 2007, 504). Der Zweck des § 377 HGB, dem Ver­käu­fer im In­ter­es­se der Ein­fach­heit und Schnel­lig­keit des Han­dels­ver­kehrs als­bald Kennt­nis vom Vor­lie­gen et­wai­ger Sach­män­gel zu ver­schaf­fen (vgl. Baum­bach/Hopt, HGB, 35. Aufl. [2012], § 377 Rn. 1), steht den vor­ge­nann­ten Er­wä­gun­gen we­der ent­ge­gen, noch wird er durch sie ob­so­let. Denn auch wenn der Käu­fer sei­nen Nach­er­fül­lungs­an­spruch ge­gen­über je­der an­de­ren Ver­trags­werk­statt gel­tend ma­chen kann, kann die Be­klag­te gleich­wohl ein le­gi­ti­mes In­ter­es­se dar­an ha­ben, mög­lichst früh­zei­tig Kennt­nis von der Gel­tend­ma­chung von Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­chen durch ei­nen ih­rer Ver­trags­part­ner zu er­lan­gen. Auch wird die durch die streit­ge­gen­ständ­li­che Klau­sel be­zweck­te Ver­bes­se­rung der Rechts­stel­lung des Käu­fers durch die Fort­gel­tung der kauf­män­ni­schen Rü­ge­pflicht nicht aus­ge­he­belt. Denn die Er­he­bung der kei­nem For­mer­for­der­nis un­ter­lie­gen­den han­dels­recht­li­chen Män­gel­rü­ge ist auch im Fal­le ei­ner wei­ten Ent­fer­nung zwi­schen dem Wohn­sitz des Käu­fers und dem Sitz der Be­klag­ten nicht mit be­son­de­ren Un­an­nehm­lich­kei­ten ver­bun­den.

So­weit sich die Klä­ge­rin bei ih­rer Aus­le­gung der Ver­trags­klau­sel in Nr. VII 3a der Ver­kaufs­be­din­gun­gen der Be­klag­ten auf die Vor­schrift des § 305c II BGB stützt, kann dem nicht ge­folgt wer­den. § 305c II BGB setzt vor­aus, dass Zwei­fel bei der Aus­le­gung All­ge­mei­ner Ge­schäfts­be­din­gun­gen be­ste­hen. Zwei­fel in die­sem Sin­ne lie­gen nicht schon dann vor, wenn Streit über die Aus­le­gung All­ge­mei­ner Ge­schäfts­be­din­gun­gen be­steht. Er­for­der­lich ist viel­mehr, dass die be­tref­fen­de Klau­sel ob­jek­tiv mehr­deu­tig ist und des­halb min­des­tens zwei Aus­le­gun­gen recht­lich ver­tret­bar sind (BGH, Urt. v. 17.02.2011 – III ZR 35/10, NJW 2011, 2122; Urt. v. 15.11.2006 – VI­II ZR 166/06, NJW 2007, 504). Die­se Vor­aus­set­zun­gen lie­gen hier nicht vor. Denn die streit­ge­gen­ständ­li­che Klau­sel be­trifft nach ih­rem ein­deu­ti­gen Wort­laut und ih­rem Sinn und Zweck aus­schließ­lich die Durch­füh­rung der Nach­er­fül­lung und ist des­halb nicht ob­jek­tiv mehr­deu­tig.

Die üb­ri­gen Re­ge­lun­gen der Ver­kaufs­be­din­gun­gen der Be­klag­ten ge­ben für ei­ne ver­trag­li­che Mo­di­fi­zie­rung der kauf­män­ni­schen Rü­ge­pflicht eben­falls nichts her. So­weit Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che nach Nr. VII 1 (4) der Ver­kaufs­be­din­gun­gen der Be­klag­ten un­ter an­de­rem. dann aus­ge­schlos­sen sein sol­len, wenn der be­tref­fen­de Man­gel oder Scha­den da­durch ent­stan­den ist, dass der Käu­fer ei­nen Man­gel nicht recht­zei­tig an­ge­zeigt hat, bleibt die kauf­män­ni­sche Rü­ge­pflicht des Käu­fers hier­von un­be­rührt. Wie die Klä­ge­rin selbst dar­ge­legt hat, gel­ten die Ver­kaufs­be­din­gun­gen der Be­klag­ten für Kauf­ver­trä­ge mit Ver­brau­chern und Un­ter­neh­mern. Da­her kann aus ei­nem be­stimm­ten, für al­le Käu­fer nor­mier­ten Haf­tungs­aus­schluss­grund nicht her­ge­lei­tet wer­den, dass die Be­klag­te auf die be­son­de­ren han­dels­recht­li­chen Ob­lie­gen­hei­ten zur Wah­rung der Ge­währ­leis­tungs­rech­te ver­zich­ten will. Im Üb­ri­gen will die Re­ge­lung die Ge­währ­leis­tung für sol­che Män­gel aus­schlie­ßen, die ih­re Ur­sa­che in ei­nem an­de­ren, vom Käu­fer nicht un­ver­züg­lich an­ge­zeig­ten Man­gel ha­ben. Dies recht­fer­tigt oh­ne­hin nicht den Schluss, dass die Be­klag­te je­den­falls für die­sen nicht recht­zei­tig an­ge­zeig­ten Man­gel un­ab­hän­gig vom Be­ste­hen ei­ner in­so­weit den Käu­fer tref­fen­den Ob­lie­gen­heit nach § 377 HGB Ge­währ leis­ten will.

Die B-GmbH & Co. KG hat ih­rer Rü­ge­pflicht aus § 377 I, III HGB nicht ge­nügt. Die Klä­ge­rin, der in­so­weit die Dar­le­gungs- und Be­weis­last ob­liegt, hat schon nicht be­haup­tet, dass die B-GmbH & Co. KG ei­ne Män­gel­an­zei­ge er­ho­ben hat. Im Üb­ri­gen ist auch nicht er­sicht­lich, dass die B-GmbH & Co. KG über­haupt Kennt­nis von den an­geb­li­chen Sach­män­geln er­langt hat. Ei­ne recht­zei­ti­ge Män­gel­rü­ge durch die T-GmbH oder die Klä­ge­rin, de­ren Wis­sen und Han­deln die B-GmbH & Co. KG  sich ge­mäß §§ 166, 278 BGB zu­rech­nen las­sen muss, ist eben­falls nicht er­folgt. In­so­weit kann da­hin­ste­hen, ob ei­nen Kauf­mann auch im Fal­le ei­nes Neu­wa­gen­kaufs die all­ge­mei­ne Un­ter­su­chungs­pflicht nach § 377 I HGB trifft, und ob die hier in Re­de ste­hen­den Sach­män­gel bei ei­ner Un­ter­su­chung des Fahr­zeugs zu­ta­ge ge­tre­ten wä­ren. Denn selbst wenn man die­se Fra­gen zu­guns­ten der Klä­ge­rin ver­neint, hät­ten die Män­gel ge­mäß § 377 III HGB je­den­falls un­ver­züg­lich nach ih­rer Ent­de­ckung ge­gen­über der Be­klag­ten an­ge­zeigt wer­den müs­sen, was nicht er­folgt ist. Aus der von der Klä­ge­rin er­stell­ten Re­pa­ra­tur­his­to­rie geht her­vor, dass die hier in Re­de ste­hen­den Män­gel – mit Aus­nah­me des ho­hen Sprit­ver­brauchs des Fahr­zeugs – am 15.09.2009 bzw. 24.09.2009 ge­gen­über der Fir­ma I-GmbH be­an­stan­det wor­den sind. Da­her wa­ren die Män­gel spä­tes­tens zu die­sen Zeit­punk­ten be­kannt und hät­ten der Be­klag­ten an­ge­zeigt wer­den kön­nen. Ei­ne Män­gel­rü­ge ge­gen­über der Be­klag­ten ist aber frü­hes­tens durch die E-Mail der T-GmbH vom 12.10.2009 er­folgt. Es kann da­hin­ste­hen, ob die­se E-Mail der Be­klag­ten zu­ge­gan­gen ist. Denn selbst im Fal­le ei­nes Zu­gangs wä­re die Män­gel­rü­ge ver­spä­tet er­folgt, da ei­ne Rü­ge mehr als zwei Wo­chen nach Ent­de­ckung des Man­gels re­gel­mä­ßig nicht mehr als un­ver­züg­lich i. S. von § 377 I, III HGB an­ge­se­hen wer­den kann (vgl. BGH, NJW 1985, 1333). Um­stän­de, die vor­lie­gend aus­nahms­wei­se ei­ne groß­zü­gi­ge­re Be­trach­tung recht­fer­ti­gen könn­ten, sind nicht er­sicht­lich.

Die Män­gel­an­zei­ge ge­gen­über der Fir­ma I-GmbH reicht für die Er­fül­lung der Rü­ge­ob­lie­gen­heit nicht aus. Ei­ne Män­gel­an­zei­ge hat ge­gen­über dem Ver­käu­fer zu er­fol­gen. Für ei­ne Be­voll­mäch­ti­gung der Fir­ma I-GmbH zur Ent­ge­gen­nah­me der Män­gel­an­zei­ge ist nichts er­sicht­lich. Durch die Re­ge­lung in Nr. VII 3a der Ver­kaufs­be­din­gun­gen der Be­klag­ten, die al­lein die Durch­füh­rung der Nach­er­fül­lung re­gelt, ist die Emp­fangs­zu­stän­dig­keit für die han­dels­recht­li­che Män­gel­rü­ge nicht er­wei­tert wor­den.

Den ho­hen Sprit­ver­brauch des Fahr­zeugs hat die Klä­ge­rin erst­mals mit der Kla­ge­schrift ge­rügt. Auch die­se Män­gel­rü­ge ist so­mit ver­spä­tet er­folgt.

Ein nach­träg­li­cher Ver­zicht der Be­klag­ten auf den Ein­wand der Ver­spä­tung der Män­gel­rü­ge ist nicht er­folgt. Zwar kann ein Ver­käu­fer auch still­schwei­gend auf die Ge­neh­mi­gungs­fik­ti­on des § 377 II, III HGB ver­zich­ten. Hier­für be­darf es al­ler­dings ein­deu­ti­ger An­halts­punk­te (BGH, NJW 1999, 1259). So kann ein Ver­zicht in Be­tracht kom­men, wenn ein Ver­käu­fer die be­an­stan­de­ten Wa­ren vor­be­halt­los zu­rück­ge­nom­men oder Nach­bes­se­rung zu­ge­sagt hat (BGH, NJW 1999, 1259). In der blo­ßen Auf­nah­me von Ver­hand­lun­gen über die vom Käu­fer ge­rüg­ten Män­gel kann ein sol­cher Ver­zicht in­des re­gel­mä­ßig nicht ge­se­hen wer­den, da hier­in auch le­dig­lich der Wunsch des Ver­käu­fers nach ei­ner güt­li­chen Bei­le­gung des Streits lie­gen kann (BGH, NJW 1999, 1259; NJW 1991, 2633). Nach die­sen Grund­sät­zen hat die Be­klag­te durch ihr Schrei­ben vom 23.11.2009, mit dem sie um ei­ne Ter­mins­ver­ein­ba­rung zwecks Über­prü­fung der Män­gel ge­be­ten hat, nicht auf den Ein­wand der Ver­spä­tung der Män­gel­rü­ge ver­zich­tet. Ge­gen ei­nen Ver­zicht spricht zu­dem, dass die Be­klag­te in dem­sel­ben Schrei­ben ei­ne Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags aus­drück­lich ab­ge­lehnt hat. Ein Ver­zicht auf die Ge­neh­mi­gungs­fik­ti­on nach § 377 II, III HGB er­gibt sich schließ­lich auch nicht dar­aus, dass sich die Be­klag­te in dem vor­lie­gen­den Rechts­streit bis zu dem ent­spre­chen­den Hin­weis des Se­nats nicht auf die­se Rechts­fol­ge be­ru­fen hat. Denn dies kann auf schlich­ter Rechtsun­kennt­nis der Be­klag­ten be­ruht ha­ben und lässt da­her kei­nen Rück­schluss auf ei­nen ent­spre­chen­den Ver­zichts­wil­len zu.

Im Üb­ri­gen wä­re selbst dann von ei­ner Ver­let­zung der Rü­ge­pflicht aus­zu­ge­hen, wenn man die Klau­sel in Nr. VII 3a der Ver­kaufs­be­din­gun­gen der Be­klag­ten im Sin­ne der Klä­ge­rin da­hin aus­le­gen wür­de, dass die Män­gel­an­zei­ge nach § 377 I, III HGB ge­gen­über je­der be­lie­bi­gen BMW-Ver­trags­werk­statt er­fol­gen konn­te. Denn dem Sach­vor­trag der Klä­ge­rin lässt sich nicht ent­neh­men, zu wel­chen Zeit­punk­ten die un­ter­schied­li­chen Män­gel erst­mals auf­ge­tre­ten sind. Da­her kann auf Grund­la­ge des Vor­brin­gens der Klä­ge­rin nicht an­ge­nom­men wer­den, dass die hier in Re­de ste­hen­den Sach­män­gel der Fir­ma I-GmbH un­ver­züg­lich an­ge­zeigt wor­den sind. Dies geht zu­las­ten der Klä­ge­rin, die die Dar­le­gungs- und Be­weis­last be­züg­lich der Un­ver­züg­lich­keit der Män­gel­rü­ge trifft.

2. Da we­der die T-GmbH noch die Klä­ge­rin wirk­sam vom Kauf­ver­trag zu­rück­ge­tre­ten ist, steht der Klä­ge­rin auch kein An­spruch auf Er­stat­tung von ge­zo­ge­nen (§ 346 I, II Nr. 1 BGB) oder nicht ge­zo­ge­nen (§ 347 I BGB) Zin­sen zu. Eben­so we­nig kann die Klä­ge­rin Er­stat­tung ih­rer vor­ge­richt­li­cher Rechts­an­walts­kos­ten ver­lan­gen.

3. Auch der Fest­stel­lungs­an­trag der Klä­ge­rin ist un­be­grün­det. Denn man­gels ei­nes wirk­sa­men Rück­tritts vom Kauf­ver­trag be­fin­det sich die Be­klag­te nicht in An­nah­me­ver­zug mit der Rück­nah­me des Fahr­zeugs …

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