1. Der Er­fül­lungs­ort der Nach­er­fül­lung im Kauf­recht ist grund­sätz­lich der Wohn- bzw. Fir­men­sitz des Ver­käu­fers. Et­was an­de­res kann sich aus den Um­stän­den des Ein­zel­falls, ins­be­son­de­re der Ver­kehrs­sit­te, er­ge­ben.
  2. Setzt der Käu­fer dem Ver­käu­fer ei­ne Frist zur Man­gel­be­sei­ti­gung, ob­gleich nach sei­nem Da­für­hal­ten be­reits zwei Nach­bes­se­rungs­ver­su­che fehl­ge­schla­gen sind, muss er sich an die­ser Frist­set­zung fest­hal­ten las­sen.

OLG Saar­brü­cken, Ur­teil vom 16.03.2011 – 1 U 547/09 – 145

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin be­gehrt von der Be­klag­ten die Zah­lung rest­li­chen Kauf­prei­ses. Im We­ge der Auf­rech­nung so­wie wi­der­kla­gend macht die Be­klag­te Auf­wen­dungs- und Scha­dens­er­satz­an­sprü­che gel­tend.

Im Jahr 2006 ver­kauf­te die Klä­ge­rin der Be­klag­ten ei­nen Schau­fel­se­pa­ra­tor zum Preis von 28.924,83 € so­wie An­schluss­schläu­che zum Preis von 243,60 €. Bei ei­nem Schau­fel­se­pa­ra­tor han­delt es sich um ei­ne ei­nem Bag­ger­löf­fel ähn­lich se­hen­de Schau­fel, die auf ein An­triebs­ag­gre­gat (z. B. ei­nen Bag­ger) ge­baut wird und auf­ge­ho­be­nes Erd­reich von grö­ße­ren Stei­nen trennt. Von der Ge­samt­sum­me (29.168,43 €) ist noch ein Be­trag in Hö­he der Kla­ge­for­de­rung (18.940,60 €) of­fen.

Auf der Grund­la­ge ei­ner Be­stel­lung vom 15.11.2006 kauf­te die Be­klag­te ei­nen wei­te­ren Schau­fel­se­pa­ra­tor von der Klä­ge­rin zum Preis von 29.672,98 €. Die­ser wur­de von der Klä­ge­rin im Mai 2007 an die Fir­ma G ge­lie­fert. An die­se hat die Be­klag­te das Ge­rät mit Ver­trag vom 12.04.2007 zu ei­nem Preis von 40.224,90 € net­to wei­ter­ver­kauft.

In der Fol­ge­zeit tra­ten bei der Fir­ma G Pro­ble­me mit dem Schau­fel­se­pa­ra­tor auf. Be­reits wäh­rend des ers­ten Ar­beits­ein­sat­zes ging die An­triebs­ket­te ka­putt, so­dass das Ge­rät nicht mehr funk­ti­ons­tüch­tig war. Nach­dem der Ge­schäfts­füh­rer der Be­klag­ten ei­ne neue Ket­te ein­ge­baut hat­te und die­se so­fort be­schä­digt wor­den war, lie­fer­te die Klä­ge­rin drei neue Ket­ten. Die­se wur­den nach­ein­an­der ein­ge­baut, gin­gen je­doch eben­falls ka­putt, was der Klä­ge­rin an­ge­zeigt wur­de. Im Au­gust 2007 über­prüf­te ein Mit­ar­bei­ter der Klä­ge­rin den Schau­fel­se­pa­ra­tor bei der Fir­ma G. Im De­zem­ber 2007 brach­te die Fir­ma G das Ge­rät zur Klä­ge­rin, die es re­pa­rier­te und am 29.01.2008 wie­der zu­rücksand­te. Am sieb­ten Ar­beits­tag nach Wie­der­in­be­trieb­nah­me (12.02.2008) trat er­neut ein De­fekt auf.

Mit Schrei­ben vom 18.03.2008 setz­te die Fir­ma G der Be­klag­ten ei­ne letz­te Frist zur Män­gel­be­sei­ti­gung bis zum 28.03.2008 und kün­dig­te ih­ren „Rück­tritt vom Kauf­ver­trag“ an. Der Ge­schäfts­füh­rer der Be­klag­ten wand­te sich mit Schrei­ben vom 19.03.2008 we­gen der sei­tens der Fir­ma G re­kla­mier­ten Män­gel an die Klä­ge­rin und setz­te ihr ei­ne Frist zur Män­gel­be­sei­ti­gung bis zum 28.03.2008 und kün­dig­te an, für den Fall der Nicht­be­sei­ti­gung der Män­gel den Kauf­ver­trag rück­ab­wi­ckeln und Scha­dens­er­satz­an­sprü­che stel­len zu wol­len. Mit Schrei­ben vom 19.03.2008 for­der­te die Klä­ge­rin die Be­klag­te auf, das Ge­rät um­ge­hend in ih­rem Haus zur Ver­fü­gung zu stel­len. Hier­auf re­agier­te die Be­klag­te nicht.

Die Fir­ma G er­klär­te am 28.03.2008 ge­gen­über der Be­klag­ten „die Wand­lung“.

Die Klä­ge­rin hat be­haup­tet, der Schau­fel­se­pa­ra­tor sei falsch be­dient wor­den. Sie ist au­ßer­dem der An­sicht, bei ei­nem der­ar­ti­gen Spe­zi­al­ge­rät kön­ne die Nach­bes­se­rung nur an ih­rem Be­triebs­sitz er­fol­gen. Sie hat be­an­tragt, ei­nen Voll­stre­ckungs­be­scheid des AG May­en auf­recht­zu­er­hal­ten und die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, an sie zur Er­stat­tung au­ßer­ge­richt­li­cher Kos­ten 1.005,40 € nebst Zin­sen zu zah­len.

Die Be­klag­te hat be­an­tragt, den Voll­stre­ckungs­be­scheid des AG May­en auf­zu­he­ben und die Kla­ge ab­zu­wei­sen. Sie hat die Auf­rech­nung mit an­geb­li­chen For­de­run­gen in Hö­he von 18.348,07 € bzw. 592,53 € er­klärt. Hier­bei han­de­le es sich ei­ner­seits um Scha­dens- und Auf­wen­dungs­er­satz­an­sprü­che der Fir­ma G, die die die­se an den Ge­schäfts­füh­rer der Be­klag­ten H – der nun­mehr die Be­klag­te in An­spruch neh­me – ab­ge­tre­ten ha­be. An­de­rer­seits han­de­le es sich um ei­nen Teil des Kauf­prei­ses, den die Fir­ma G zu­rück­ver­langt ha­be und der eben­falls an den Ge­schäfts­füh­rer der Be­klag­ten ab­ge­tre­ten wor­den sei. Den rest­li­chen Kauf­preis­an­spruch (39.632,37 €) macht die Be­klag­te wi­der­kla­gend gel­tend.

Das LG Saar­brü­cken hat mit Ur­teil vom 06.10.2009 den Voll­stre­ckungs­be­scheid auf­recht­er­hal­ten und die Be­klag­te wei­ter ver­ur­teilt, an die Klä­ge­rin 961,28 € vor­ge­richt­li­che Rechts­an­walts­kos­ten zu zah­len. Die Be­ru­fung der Be­klag­ten hat­te nur ge­rin­gen Er­folg.

Aus den Grün­den: II. … Das Land­ge­richt ist im Er­geb­nis zu Recht da­von aus­ge­gan­gen, dass dem un­strei­ti­gen An­spruch der Klä­ge­rin auf Zah­lung des Kauf­prei­ses für den ers­ten Schau­fel­se­pa­ra­tor kei­ne auf­re­chen­ba­ren Ge­gen­an­sprü­che ent­ge­gen­ste­hen. Le­dig­lich hin­sicht­lich der wei­ter gel­tend ge­mach­ten au­ßer­ge­richt­li­chen Rechts­an­walts­kos­ten war die Mehr­wert­steu­er ab­zu­set­zen.

1. Der Klä­ge­rin steht ge­mäß § 433 II BGB ein Kauf­preis­an­spruch in Hö­he von 18.940,60 € aus dem ers­ten Kauf­ver­trag über ei­nen Schau­fel­se­pa­ra­tor zu.

2. Die­ser An­spruch ist nicht im We­ge der Auf­rech­nung ge­mäß § 389 BGB er­lo­schen. Es fehlt an auf­re­chen­ba­ren Ge­gen­an­sprü­chen der Be­klag­ten.

a) Die Be­klag­te rech­net zu­nächst mit Scha­dens­er­satz­an­sprü­chen in Hö­he von 18.348,07 € auf. Hier­bei han­delt es sich um die Be­trä­ge, die zu­nächst die Fir­ma G … als Scha­dens­er­satz- bzw. Auf­wen­dungs­er­satz­an­sprü­che ihr ge­gen­über gel­tend mach­te und an Herrn H per­sön­lich ab­ge­tre­ten hat.

Wie das Land­ge­richt zu­tref­fend aus­ge­führt hat, wur­den die­se An­sprü­che zwar an den Ge­schäfts­füh­rer der Be­klag­ten, nicht je­doch an die Be­klag­te selbst ab­ge­tre­ten, so­dass die­ser ein ei­ge­ner Scha­dens­er­satz­an­spruch ge­gen die Klä­ge­rin – in glei­cher Hö­he – zu­ste­hen müss­te. Ein sol­cher aus §§ 437 Nr. 3, 434, 280 I und III, 281 BGB her­zu­lei­ten­der An­spruch be­steht je­doch nicht. Es fehlt an ei­ner wirk­sa­men Frist­set­zung zur Nach­er­fül­lung (§§ 281 I, 439 I BGB) so­wie an ei­nem Scha­den, der der Klä­ge­rin ent­ge­gen­ge­hal­ten wer­den kann.

aa) Die Be­klag­te hat der Klä­ge­rin kei­ne wirk­sa­me Frist zur Nach­er­fül­lung (§§ 281 I, 439 I BGB) ge­setzt.

Ei­ne Frist­set­zung er­folg­te zwar durch Schrei­ben der Be­klag­ten vom 19.03.2008, in wel­chem die­se an­kün­dig­te, den Kauf­ver­trag rück­ab­zu­wi­ckeln, falls die Män­gel nicht bis zum 28.03.2008 dau­er­haft be­sei­tigt wer­den. Auf die­se Frist­set­zung hat die Klä­ge­rin je­doch re­agiert und mit Schrei­ben vom 18.03.2008 bzw. 19.03.2008 zur Über­prü­fung des Ge­räts des­sen Vor­stel­lung an ih­rem Fir­men­sitz ver­langt. Hier­auf ging die Be­klag­te ih­rer­seits nicht mehr ein. Da die Be­klag­te den Schau­fel­se­pa­ra­tor nicht am Fir­men­sitz der Klä­ge­rin zur Nach­bes­se­rung zur Ver­fü­gung ge­stellt hat, hat sie ei­ne not­wen­di­ge Mit­wir­kungs­hand­lung nicht er­füllt. Dies geht zu ih­ren Las­ten, da die Nach­er­fül­lung in vor­lie­gen­dem Fall am Fir­men­sitz der Klä­ge­rin zu er­fol­gen hat­te.

Im Fal­le der Lie­fe­rung ei­ner man­gel­haf­ten Sa­che hat der Käu­fer zu­nächst ei­nen An­spruch auf Nach­er­fül­lung in Form der Nach­bes­se­rung oder Er­satz­lie­fe­rung (§ 439 I BGB) als „mo­di­fi­zier­ten Er­fül­lungs­an­spruch“. Erst wenn die Nach­er­fül­lung schei­tert, kann der Käu­fer sei­ne se­kun­dä­ren Sach­män­gel­ge­währ­leis­tungs­rech­te gel­tend ma­chen (vgl. BGH, Urt. v. 23.02.2005 – VI­II ZR 100/04, BGHZ 162, 219 [221]; Urt. v. 10.03.2010 – VI­II ZR 310/08, NJW 2010, 1448). Dem Ver­käu­fer kommt ein „Recht zur zwei­ten An­die­nung“ zu (vgl. BGH, Urt. v. 23.02.2005 – VI­II ZR 100/04, BGHZ 162, 219 [227]). An wel­chem Ort die­se Nach­er­fül­lung zu er­fol­gen hat, ist um­strit­ten.

(1.) Nach ei­ner An­sicht ist der Be­le­gen­heits­ort der Sa­che maß­ge­bend (vgl. OLG Mün­chen, Urt. v. 12.10.2005 – 15 U 2190/05, NJW 2006, 449; Stau­din­ger/Bitt­ner, BGB, Neu­be­arb. 2009, § 269 Rn. 36; Stau­din­ger/Beck­mann, BGB, Neu­be­arb. 2008, Kauf, Nach­er­fül­lung §§ 437 Nr. 1, 439; Stau­din­ger/Ma­tu­sche-Beck­mann, BGB, Neu­be­arb. 2004, § 439 Rn. 9; MünchKomm-BGB/Wes­ter­mann, BGB, 5. Aufl. [2008], § 439 Rn. 7; ju­risPK-BGB/Ker­wer, 5. Aufl. [2010], § 269 Rn. 16). Die Pflicht des Ver­käu­fers be­ste­he in der Ver­schaf­fung ei­ner man­gel­frei­en Sa­che. Aus dem Um­stand, dass dies pflicht­wid­rig nicht ge­sche­hen sei, sol­len dem Käu­fer kei­ne Nach­tei­le er­wach­sen (so Stau­din­ger/Ma­tu­sche-Beck­mann, a. a. O., § 439 Rn. 9). Dies wer­de aus der Re­ge­lung in Art. 3 der Ver­brauchs­gü­ter­kauf-Richt­li­nie (1999/44/EG v. 25.05.1999) deut­lich, wo­nach der Ver­brau­cher An­spruch dar­auf ha­be, dass Nach­bes­se­rung und Er­satz­lie­fe­rung oh­ne „er­heb­li­che Un­an­nehm­lich­kei­ten“ für ihn durch­ge­führt wer­den, so­wie aus der Exis­tenz des § 439 II BGB, wo­nach der Käu­fer in­fol­ge der Nach­er­fül­lung nicht mit Kos­ten be­las­tet wer­den dür­fe.

(2.) Die Ge­gen­an­sicht stellt auf den Wohn- bzw. Fir­men­sitz des Ver­käu­fers ab (vgl. OLG Ko­blenz, Urt. v. 16.07.2010 – 8 U 812/09, ju­ris; OLG Mün­chen, Urt. v. 20.06.2007 – 20 U 2204/07, NJW 2007, 3214; OLG Köln, Urt. v. 14.02.2006 – 20 U 188/05, ju­ris; MünchKomm-BGB/Krü­ger, 5. Aufl. [2008], § 269 Rn. 37; Ball, NZV 2004, 217 [220] in Be­zug auf den Au­to­kauf). Be­grün­det wird dies mit der dog­ma­ti­schen Struk­tur des Nach­er­fül­lungs­an­spruchs. Bei die­sem han­delt es sich um den mo­di­fi­zier­ten Er­fül­lungs­an­spruch. Er tritt an die Stel­le des An­spruchs auf Über­eig­nung der Kauf­sa­che. Da­her sei für ihn auch der­sel­be Leis­tungs­ort wie für den ei­gent­li­chen Er­fül­lungs­an­spruch her­an­zu­zie­hen. Für die­se An­sicht spricht auch die Exis­tenz des § 439 II BGB. Sä­he man den Be­le­gen­heits­ort der Sa­che als Er­fül­lungs­ort an, ent­stün­den in der Re­gel von vorn­her­ein kei­ne Trans­port­kos­ten, so dass die Sta­tu­ie­rung de­ren Er­sat­zes in § 439 II BGB über­flüs­sig wä­re (vgl. Rein­king, NJW 2008, 3608 [3609]).

(3.) Der BGH hat für den Werk­ver­trag ent­schie­den, dass bei Feh­len an­der­wei­ti­ger Ver­ein­ba­run­gen die Nach­bes­se­rung dort zu er­fol­gen ha­be, wo das nach­zu­bes­sern­de Werk sich ver­trags­ge­mäß be­fin­det (vgl. BGH, Urt. v. 08.01.2008 – X ZR 97/05, NJW-RR 2008, 724 [725]). Da­bei ver­weist er je­doch aus­drück­lich auf ei­ne ver­gleich­ba­re Ent­schei­dung des OLG Mün­chen zum Kauf­recht (OLG Mün­chen, Urt. v. 12.10.2005 – 15 U 2190/05, NJW 2006, 449). Zu­tref­fend weist das OLG Ko­blenz (Urt. v. 16.07.2010 – 8 U 812/09, ju­ris) je­doch dar­auf hin, dass der für das Kauf­recht zu­stän­di­ge VI­II. Zi­vil­se­nat des BGH die Fra­ge of­fen­ge­las­sen ha­be, ob dies auch für die Nach­er­fül­lung beim Kauf be­weg­li­cher Sa­chen gilt (vgl. BGH, Urt. v. 15.07.2008 – VI­II ZR 211/07, NJW 2008, 2837 [2840]).

Der Se­nat folgt der un­ter (2.) ge­nann­ten An­sicht. Für sie spricht die dog­ma­ti­sche Kon­struk­ti­on des Nach­er­fül­lungs­an­spruchs als mo­di­fi­zier­ter Leis­tungs­an­spruch. Et­wai­gen Här­ten für den Käu­fer kann bei der Prü­fung der Um­stän­de des Ein­zel­falls Rech­nung ge­tra­gen wer­den. Hier­nach kön­nen Ver­kehrs­sit­te und Treu und Glau­ben im Ein­zel­fall ein an­de­res Er­geb­nis recht­fer­ti­gen (vgl. OLG Ko­blenz, Urt. v. 16.07.2010 – 8 U 812/09, ju­ris). Der­ar­ti­ge Um­stän­de sind vor­lie­gend je­doch nicht ge­ge­ben, ins­be­son­de­re wur­de kein an­de­rer Er­fül­lungs­ort ver­ein­bart.

Un­ab­hän­gig vom Be­strei­ten ei­ner et­wai­gen Zu­sa­ge konn­te der Zeu­ge K in­so­weit nicht für die Klä­ge­rin han­deln, da er kei­ne Ver­tre­tungs­macht be­saß. Fer­ner kann die Be­stim­mung in § 7 der All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen der Klä­ge­rin, wo­nach die man­gel­haf­ten Ge­gen­stän­de in dem Zu­stand, in dem sie sich bei Fest­stel­lung des Man­gels be­fin­den, „zur Be­sich­ti­gung durch den Un­ter­neh­mer be­reit­zu­hal­ten“ sind, nicht als ver­trag­li­che Ver­ein­ba­rung ei­nes an­de­ren Er­fül­lungs­orts ge­se­hen wer­den. Die Klau­sel sta­tu­iert le­dig­lich ein zu­sätz­li­ches Be­sich­ti­gungs­recht des Ver­käu­fers. Ein sol­ches Un­ter­su­chungs­recht steht dem Ver­käu­fer zu, da­mit er be­ur­tei­len kann, ob die ge­rüg­ten Män­gel be­ste­hen, die­se be­reits im Zeit­punkt des Ge­fahr­über­gangs vor­ge­le­gen ha­ben, auf wel­chen Ur­sa­chen die­se be­ru­hen und auf wel­che Wei­se er die­se be­sei­ti­gen kann (vgl. BGH, Urt. v. 10.03.2010 – VI­II ZR 310/08, NJW 2010, 1448). Auf die­ses Un­ter­su­chungs­recht be­zieht sich die ge­nann­te, de­kla­ra­to­risch wir­ken­de Klau­sel. Hin­sicht­lich des Orts der im An­schluss durch­zu­füh­ren­den ei­gent­li­chen Nach­er­fül­lung ver­hält sie sich nicht.

Al­lein ein für den Käu­fer läs­ti­ger Trans­port recht­fer­tigt vor dem Hin­ter­grund, dass ein ge­wis­ser Auf­wand an Or­ga­ni­sa­ti­on und Frei­zeit mit je­dem Scha­dens­fall ein­her­geht, nicht oh­ne Wei­te­res den Rück­schluss dar­auf, dass ei­ne Än­de­rung des ur­sprüng­li­chen Leis­tungs­orts im Hin­blick auf Nach­er­fül­lungs­an­sprü­che dem hy­po­the­ti­schen Wil­len der Ver­trags­par­tei­en ent­spricht (vgl. Pils, JuS 2008, 767 [769]). Zu­dem ist es nach­voll­zieh­bar, wenn die Klä­ge­rin dar­auf ab­stellt, dass an­ge­sichts der Kon­struk­ti­on und Be­schaf­fen­heit des Schau­fel­se­pa­ra­tors ei­ne Re­pa­ra­tur in ih­rer Werk­statt, in wel­cher die not­wen­di­gen Ge­rä­te und Werk­zeu­ge be­reit­ge­hal­ten wer­den, zur Ge­währ­leis­tung ei­ner fach­ge­rech­ten Re­pa­ra­tur ge­bo­ten sei.

Die Frist­set­zung war auch nicht auf­grund vor­an­ge­gan­ge­ner Män­gel­be­sei­ti­gungs­ver­su­che ent­behr­lich. Selbst wenn man sol­che an­nimmt, muss­te sich die Be­klag­te vor­lie­gend an der von ihr ge­setz­ten Frist fest­hal­ten las­sen.

Zwar gilt die Nach­er­fül­lung in der Va­ri­an­te Nach­bes­se­rung ge­mäß § 440 Satz 2 BGB nach dem zwei­ten er­folg­lo­sen Ver­such als fehl­ge­schla­gen. Dies je­doch nur, wenn sich nicht aus der Art der Sa­che oder des Man­gels oder aus sons­ti­gen Um­stän­den et­was an­de­res er­gibt. Mehr als zwei Nach­bes­se­rungs­ver­su­che kom­men des­halb et­wa bei be­son­de­rer (tech­ni­scher) Kom­ple­xi­tät der Sa­che, schwer zu be­he­ben­den Män­geln oder un­ge­wöhn­lich wid­ri­gen Um­stän­den bei vor­an­ge­gan­ge­nen Nach­bes­se­rungs­ver­su­chen in Be­tracht (vgl. BGH, Urt. v. 15.11.2006 – VI­II ZR 166/06, NJW 2007, 504 [505]). An­ge­sichts der von der Be­klag­ten selbst be­haup­te­ten Kon­struk­ti­ons­män­gel und der Mög­lich­keit ei­ner sehr kos­ten­in­ten­si­ven Än­de­rung des Ge­räts zur Män­gel­be­sei­ti­gung wa­ren der Klä­ge­rin vor­lie­gend durch­aus meh­re­re Nach­bes­se­rungs­ver­su­che zu­zu­bil­li­gen.

Hin­zu kommt das Ver­hal­ten der Be­klag­ten im kon­kre­ten Fall. Setzt die­se der Klä­ge­rin ei­ne Frist zur Män­gel­be­sei­ti­gung, ob­gleich nach ih­rem Da­für­hal­ten be­reits zwei Nach­bes­se­rungs­ver­su­che fehl­ge­schla­gen sind, muss sie sich gleich­wohl an ih­rer Frist­set­zung fest­hal­ten las­sen. Die­se Frist­set­zung er­folg­te in dem Wis­sen, dass die bis­he­ri­gen Ar­bei­ten der Klä­ge­rin bzw. ih­re Vor­schlä­ge zur ver­meint­li­chen Män­gel­be­sei­ti­gung aus Sicht der Be­klag­ten nicht zum Er­folg ge­führt ha­ben (vgl. zum Rück­tritt OLG Ros­tock, Urt. v. 20.03.2006 – 3 U 124/05, ju­ris). Die Be­klag­te kann sich spä­ter dann nicht dar­auf be­ru­fen, dass es die­ser Frist­set­zung nicht be­durft hät­te, da dies ein wi­der­sprüch­li­ches Ver­hal­ten (§ 242 BGB) dar­stellt.

Ein an­de­res Er­geb­nis er­gibt sich auch nicht aus dem Um­stand des ver­meint­li­chen Dieb­stahls des Schau­fel­se­pa­ra­tors im Herbst 2008 mit der Fol­ge ei­ner Un­mög­lich­keit der Nach­er­fül­lung.

Zum ei­nen stellt das LG Saar­brü­cken zu­tref­fend dar­auf ab, dass sich die Be­klag­te im An­nah­me­ver­zug be­züg­lich des An­ge­bots zur Nach­er­fül­lung be­fand. Selbst wenn man die­ser Ar­gu­men­ta­ti­on nicht folgt, kann die Be­klag­te je­doch auf­grund des Um­stands des Dieb­stahls des Schau­fel­se­pa­ra­tors kei­ne wei­ter­ge­hen­den Rech­te her­lei­ten. Im Fal­le der nach­träg­li­chen Un­mög­lich­keit der Nach­er­fül­lung rich­ten sich ih­re Rech­te nach §§ 437 Nr. 3, 280 I und III, 283 BGB. Dies setzt ein Ver­tre­ten­müs­sen des Schuld­ners (§ 280 I 2 BGB) vor­aus. Für die­ses Ver­tre­ten­müs­sen ist nicht ent­schei­dend, ob der Ver­käu­fer den Man­gel zu ver­tre­ten hat, son­dern es ist dar­auf ab­zu­stel­len, ob der Ver­käu­fer das nach­träg­li­che Leis­tungs­hin­der­nis, mit­hin die Un­mög­lich­keit der Nach­er­fül­lung, zu ver­tre­ten hat (vgl. MünchKomm-BGB/Ernst, 5. Aufl. [2008], § 283 Rn. 7; ju­risPK-BGB/Alp­mann, 5. Aufl. [2010], § 283 Rn. 17 f.). Für ein Ver­tre­ten­müs­sen des Dieb­stahls des Schau­fel­se­pa­ra­tors auf Klä­ger­sei­te sind An­halts­punk­te we­der vor­ge­tra­gen noch er­sicht­lich; ins­be­son­de­re ist die Un­mög­lich­keit der Nach­er­fül­lung nicht auf die – ver­meint­li­che – Man­gel­haf­tig­keit der Kauf­sa­che zu­rück­zu­füh­ren. So­mit schei­det ein An­spruch man­gels Ver­schul­dens aus.

Schließ­lich macht auch die be­haup­te­te Art des Man­gels kei­ne Frist­set­zung ent­behr­lich. Die Be­klag­te be­haup­tet ei­nen Pro­duk­ti­ons- bzw. Kon­struk­ti­ons­feh­ler und ist der An­sicht, hier­bei sei ei­ne Nach­bes­se­rung ent­behr­lich. Dies fin­det je­doch kei­ne Stüt­ze in den §§ 439 ff. BGB. Auch bei kon­struk­ti­ven Män­geln kann nach­ge­bes­sert wer­den. Der Kon­struk­ti­ons­feh­ler kann im Ein­zel­fall so be­ho­ben wer­den, dass sich die Sa­che zu ih­rer ver­trag­lich vor­aus­ge­setz­ten Ver­wen­dung eig­net …

b) Der An­spruch der Klä­ge­rin ist auch nicht in­fol­ge der Auf­rech­nung mit ei­nem Teil des an die Fir­ma G zu­rück­zu­zah­len­den Kauf­prei­ses in Hö­he von 592,53 € er­lo­schen. Auch in­so­weit macht die Be­klag­te ei­nen Scha­dens­er­satz­an­spruch statt der Leis­tung (§§ 437 Nr. 3, 434 I, 280 I und III, 281 BGB) gel­tend. Die­ser setzt ei­ne er­folg­lo­se Nach­frist­set­zung vor­aus, an wel­cher es wie auf­ge­zeigt fehlt …

3. Der Klä­ge­rin ste­hen als Ver­zugs­scha­den auch die An­walts­ge­büh­ren in Form der nicht an­re­chen­ba­ren au­ßer­ge­richt­li­chen Ge­schäfts­ge­bühr zu (§§ 286, 288 BGB). Das Land­ge­richt be­rech­net die­se zu­tref­fend aus ei­nem Streit­wert von 18.940,60 €. Da es sich bei der Klä­ge­rin um ei­ne ju­ris­ti­sche Per­son han­delt, ist je­doch von ei­ner Vor­steu­er­ab­zugs­be­rech­ti­gung aus­zu­ge­hen, so­dass die Mehr­wert­steu­er nicht zu er­set­zen ist …

4. Der im We­ge der Wi­der­kla­ge gel­tend ge­mach­te Scha­dens­er­satz­an­spruch in Hö­he des rest­li­chen, an die Fir­ma G bzw. den Ge­schäfts­füh­rer der Be­klag­ten zu­rück­zu­zah­len­den Kauf­prei­ses in Hö­he von 39.632,37 € aus §§ 437 Nr. 3, 280 I und III, 281 BGB be­steht aus den dar­ge­leg­ten Grün­den nicht …

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