1. Mit der Er­klä­rung, dass die Kauf­sa­che – hier: ein Wohn­wa­gen – ab­so­lut un­fall­frei sei und „in der Au­ßen­haut we­der Beu­len, Del­len noch sonst was“ auf­wei­se, bringt der Ver­käu­fer zum Aus­druck, dass sich der Käu­fer hier­auf oh­ne je­de Ein­schrän­kung ver­las­sen kann. Des­halb ist in­so­weit nicht nur von ei­ner blo­ßen Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung, son­dern so­gar von der Über­nah­me ei­ner Be­schaf­fen­heits­ga­ran­tie i. S. des § 443 I BGB aus­zu­ge­hen.
  2. So­lan­ge der Käu­fer die Kauf­sa­che noch nicht als Er­fül­lung i. S. des § 363 BGB an­ge­nom­men hat, gel­ten die all­ge­mei­nen Leis­tungs­stö­rungs­rech­te, so­dass nicht auf die Ge­währ­leis­tungs­rech­te (§§ 437 ff. BGB) ab­zu­stel­len ist. Erst mit der An­nah­me als Er­fül­lung wan­delt sich der Er­fül­lungs­an­spruch (§ 433 I 2 BGB) zum Nach­er­fül­lungs­an­spruch (§§ 439, 437 Nr. 1 BGB).
  3. Der Streit­wert ei­ner auf Über­ga­be und Über­eig­nung der Kauf­sa­che ge­rich­te­ten Leis­tungs­kla­ge ent­spricht dem Wert der Sa­che (§ 48 I GKG i. V. mit § 6 ZPO). Die­ser ist auch dann zu­grun­de zu le­gen, wenn es dem Klä­ger letzt­lich nur um die Her­stel­lung ei­nes man­gel­frei­en Zu­stands geht; denn auch in die­sem Fall ist die Kla­ge auf Ver­schaf­fung der Sa­che selbst ge­rich­tet.

OLG Bran­den­burg, Ur­teil vom 01.09.2010 – 4 U 9/10

Sach­ver­halt: Der Klä­ger nimmt den Be­klag­ten aus ei­nem Kauf­ver­trag auf man­gel­freie Her­aus­ga­be ei­nes Wohn­wa­gens in An­spruch. Fer­ner be­gehrt er die Er­stat­tung von vor­ge­richt­li­chen An­walts­kos­ten so­wie die Fest­stel­lung, dass der Be­klag­te mit der Her­aus­ga­be des Wohn­wa­gens und der An­nah­me des Kauf­prei­ses in Ver­zug ist.

Der Be­klag­te bot den streit­ge­gen­ständ­li­chen Wohn­wa­gen bei eBay zum Ver­kauf an. In der An­zei­ge wies er dar­auf hin, dass der Wa­gen kein Neu­wa­gen mehr sei. Wer ei­nen neu­en Wohn­wa­gen wol­le, sol­le „zum Händ­ler ge­hen“. Am 01.04.2009 frag­te der Klä­ger an, ob der Wohn­wa­gen ir­gend­wel­che Schä­den oder Vor­schä­den ha­be. Hier­auf ant­wor­te­te der Be­klag­te, dass der Wa­gen ab­so­lut un­fall­frei sei und „in der Au­ßen­haut we­der Beu­len noch Del­len oder sonst was“ ha­be. Dar­auf­hin er­warb der Klä­ger am 05.04.2009 den Wohn­wa­gen mit ei­nem Ge­bot in Hö­he von 8.050,34 €.

Der Klä­ger fuhr so­dann am 10.04.2009 zu dem Be­klag­ten, um den Wohn­wa­gen ab­zu­ho­len. Vor Ort stell­te er fest, dass der Wa­gen auf dem Dach ei­ne mit Si­li­kon ge­flick­te Flä­che auf­weist. Fer­ner be­merk­te der Klä­ger ei­ne klei­ne­re Beu­le am Fahr­zeug und ei­ne Schram­me auf ei­ner Schrank­tür im In­nen­raum. In­fol­ge­des­sen lehn­te der Klä­ger die Über­nah­me des Fahr­zeugs ge­gen Zah­lung des Kauf­prei­ses ab und fuhr un­ver­rich­te­ter Din­ge zu­rück. Der Pro­zess­be­voll­mäch­tig­te des Klä­gers ver­lang­te dar­auf­hin mit Schrei­ben vom 16.04.2009 un­ter Frist­set­zung bis zum 30.04.2009 die Über­las­sung ei­nes man­gel­frei­en Wohn­wa­gens Zug um Zug ge­gen Zah­lung des Kauf­prei­ses.

Der Klä­ger hat be­haup­tet, auf dem Dach des Wohn­wa­gens be­fän­den sich ca. 70 Del­len und Beu­len von ca. 0,3 cm bis 0,75 cm Durch­mes­ser und bis zu ei­nem Zen­ti­me­ter Tie­fe. Die Scha­dens­be­sei­ti­gungs­kos­ten wür­den 3.000 € be­tra­gen.

Das Land­ge­richt hat der Kla­ge nach Ein­ho­lung ei­nes Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­tens in­so­weit statt­ge­ge­ben, als es den Be­klag­ten ver­ur­teilt hat, an den Klä­ger den ge­brauch­ten Wohn­wa­gen „oh­ne die ca. 40 klei­ne­ren Ver­del­lun­gen auf 0,7 m2 der Dach­haut zwi­schen der lin­ken Au­ßen­kan­te und dem Dach­fens­ter mit sehr ge­rin­ger Tie­fe und Durch­mes­sern von ca. 1–3 cm“ Zug um Zug ge­gen Zah­lung von 8.050,34 € her­aus­zu­ge­ben. Fer­ner hat es den Be­klag­ten zur Zah­lung von vor­ge­richt­li­chen An­walts­kos­ten in Hö­he von 229,55 € nebst Zin­sen ver­ur­teilt und fest­ge­stellt, dass der Be­klag­te sich mit der Her­aus­ga­be des Wohn­wa­gens und der An­nah­me des Kauf­prei­ses in Ver­zug be­fin­det. Im Üb­ri­gen hat es die Kla­ge ab­ge­wie­sen.

Ge­gen die­ses Ur­teil wen­det sich der Be­klag­te, der wei­ter­hin die voll­stän­di­ge Kla­ge­ab­wei­sung be­gehrt, mit der Be­ru­fung. Das Rechts­mit­tel hat­te nur zu ei­nem ge­rin­gen Teil Er­folg. Auch die An­schluss­be­ru­fung des Klä­gers war nur teil­wei­se er­folg­reich.

Aus den Grün­den: II. … 2. a) Die Kla­ge ist hin­sicht­lich des auf Her­aus­ga­be und man­gel­freie Ver­schaf­fung des Wohn­wa­gens ge­rich­te­ten Haupt­sa­che­be­geh­rens im Um­fang der durch das Land­ge­richt vor­ge­nom­me­nen Ver­ur­tei­lung auch be­grün­det.

So­weit es den An­trag des Klä­gers auf Her­aus­ga­be des Wohn­wa­gens be­trifft, ist der Be­klag­te be­reits auf­grund sei­nes An­er­kennt­nis­ses zu ver­ur­tei­len. Dem steht nicht ent­ge­gen, dass auf­grund der spä­te­ren „Kla­ge­er­wei­te­rung“ des Klä­gers, mit der er nicht nur die blo­ße Her­aus­ga­be des Wa­gens be­gehrt, son­dern viel­mehr die Her­aus­ga­be in man­gel­frei­em Zu­stand, der Er­lass ei­nes An­er­kennt­nis­ur­teils nicht mehr mög­lich war, da sich der Kla­ge­an­trag und das An­er­kennt­nis so­dann nicht mehr ent­spro­chen ha­ben. Denn auch in ei­nem sol­chen Fall ist der Ent­schei­dung der an­er­kann­te An­spruch oh­ne Sach­prü­fung zu­grun­de zu le­gen (BGH, Urt. v. 05.04.1989 – IVb ZR 26/88, NJW 1989, 1934 [1935]).

aa) Dar­über hin­aus steht dem Klä­ger ge­mäß § 433 I 2 BGB ein (ur­sprüng­li­cher) Er­fül­lungs­an­spruch auf Über­ga­be und Über­eig­nung ei­ner man­gel­frei­en Sa­che zu.

Das Ver­trags­ver­hält­nis ist hier nicht durch ei­nen et­wai­gen Rück­tritt des Klä­gers ge­mäß §§ 346 ff. BGB in ein Rück­ab­wick­lungs­schuld­ver­hält­nis um­ge­wan­delt wor­den. Nach all­ge­mei­nem Leis­tungs­stö­rungs­recht kann der Käu­fer dem Ver­käu­fer für die Lie­fe­rung ei­ner man­gel­frei­en Sa­che ei­ne Frist set­zen und nach de­ren Ab­lauf ge­mäß § 323 I BGB vom Ver­trag zu­rück­tre­ten und/oder nach §§ 280 I und III, 281 Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung ver­lan­gen (Be­ckOK-BGB/Faust, Stand: 01.02.2007, § 433 Rn. 41). Ein sol­cher Rück­tritt, der nicht in der blo­ßen Zu­rück­wei­sung der Kauf­sa­che und der Ab­leh­nung von de­ren An­nah­me als Er­fül­lung i. S. des § 363 BGB er­blickt wer­den kann, setzt je­doch grund­sätz­lich vor­aus, dass zu­vor ei­ne Frist zur Er­fül­lung ge­setzt wor­den ist. Dass der Klä­ger dem Be­klag­ten zu­vor ei­ne Frist zur Er­fül­lung ge­setzt hat, ist je­doch nicht er­sicht­lich. Auch die Vor­aus­set­zun­gen, un­ter de­nen ge­mäß § 323 II BGB ei­ne Frist­set­zung ent­behr­lich ist, sind nicht er­kenn­bar. Ins­be­son­de­re trägt der Be­klag­te selbst nicht vor, dass er am 10.04.2009 die Leis­tung ernst­haft und end­gül­tig ver­wei­gert ha­be. Viel­mehr be­zieht er sich le­dig­lich dar­auf, dass der Klä­ger nicht zur An­nah­me der Leis­tung be­reit ge­we­sen sei. Man­gels Frist­set­zung oder Ent­behr­lich­keit der­sel­ben ging ein et­waig er­klär­ter Rück­tritt des Klä­gers aber ins Lee­re.

Der Klä­ger kann hier auf der Grund­la­ge des ori­gi­nä­ren Er­fül­lungs­an­spruchs ge­mäß § 433 I 2 BGB die Ver­schaf­fung ei­ner man­gel­frei­en Wohn­wa­gens ver­lan­gen. Der Kauf­ver­trag ist noch nicht in das Sta­di­um der Nach­er­fül­lung über­ge­gan­gen. So­lan­ge der Käu­fer die Kauf­sa­che noch nicht als Er­fül­lung i. ?S. des § 363 BGB an­ge­nom­men hat, gel­ten noch die all­ge­mei­nen Leis­tungs­stö­rungs­rech­te, so­dass nicht auf die Ge­währ­leis­tungs­rech­te ge­mäß §§ 437 ff. BGB ab­zu­stel­len ist. Erst mit der An­nah­me als Er­fül­lung wan­delt sich der Er­fül­lungs­an­spruch des § 433 I 2 BGB zum Nach­er­fül­lungs­an­spruch der §§ 439, 437 Nr. 1 BGB (Be­ckOK-BGB/Faust, Stand: 01.02.2007, § 433 Rn. 39). Ei­ne der­ar­ti­ge An­nah­me als Er­fül­lung ist im vor­lie­gen­den Fall aber noch nicht er­folgt. Dem steht nicht ent­ge­gen, dass die Klä­ger­sei­te un­ter dem 16.04.2009 ein Nach­er­fül­lungs­ver­lan­gen an den Be­klag­ten ge­rich­tet hat. Denn die An­nah­me als Er­fül­lung setzt hier auch die Über­ga­be der Sa­che vor­aus (Be­ckOK-BGB/Faust, Stand: 01.02.2007, § 433 Rn. 43; ju­risPK-BGB/Ker­wer, 4. Aufl. [2008], § 363 Rn. 4). Zu ei­ner Über­ga­be des Wohn­wa­gens ist es aber bis­lang nicht ge­kom­men.

Da im vor­lie­gen­den Fall die An­nah­me als Er­fül­lung auch die Über­ga­be vor­aus­setzt, be­darf die Streit­fra­ge, ob § 437 Nr. 1 BGB schon dann an­wend­bar ist, wenn die An­nah­me als Er­fül­lung er­folgt ist, oder erst dann, wenn der Ge­fah­ren­über­gang ge­mäß §§ 446, 447 BGB ge­sche­hen ist, kei­ner Klä­rung (vgl. zum Mei­nungs­stand Be­ckOK-BGB/Faust, Stand: 01.02.2007, § 437 Rn. 5 f.; MünchKomm-BGB/Wes­ter­mann, 5. Aufl., § 437 Rn. 6 f.).

Ei­ne ana­lo­ge An­wen­dung des Ge­währ­leis­tungs­rechts kommt eben­falls nicht in Be­tracht. Ei­ne sol­che ist vor dem Zeit­punkt des § 363 BGB prin­zi­pi­ell nicht mög­lich. Denn die­se Vor­schrif­ten be­ru­hen maß­geb­lich dar­auf, dass der Käu­fer die man­gel­haf­te Sa­che er­hal­ten und an­ge­nom­men hat und da­durch so­wohl für ihn als auch für den Ver­käu­fer ein Ver­trau­en­stat­be­stand ge­schaf­fen wur­de. Es be­steht kei­ner­lei Grund, dem Käu­fer das Wahl­recht zwi­schen Re­pa­ra­tur und Lie­fe­rung ei­ner an­de­ren Sa­che schon zu­zu­spre­chen, be­vor er die Sa­che er­hal­ten hat. Auch die Ver­brauchs­gü­ter­kauf-Richt­li­nie (Ver­brGü­ter­KRL) er­zwingt kei­ne ana­lo­ge An­wen­dung von § 439 I BGB, da sie die Rech­te des Ver­brau­chers nur für den Fall fest­legt, dass das Ver­brauchs­gut zum Zeit­punkt der Lie­fe­rung nicht ver­trags­ge­mäß ist (Art. 3 I Ver­brGü­ter­KRL; Be­ckOK-BGB/Faust, Stand: 01.02.2007, § 433 Rn. 434).

Der vom Be­klag­ten dem Klä­ger an­ge­bo­te­ne Wohn­wa­gen ist nicht frei von Män­geln. Durch die An­fra­ge des Klä­gers, ob der Wohn­wa­gen ir­gend­wel­che Schä­den oder Vor­schä­den ha­be, und die hier­auf ge­rich­te­te Ant­wort des Be­klag­ten, dass der Wa­gen ab­so­lut un­fall­frei sei und „in der Au­ßen­haut we­der Beu­len, noch Del­len oder sonst was“ ha­be, ist zwi­schen den Par­tei­en ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung ge­mäß § 434 I 1 BGB zu­stan­de ge­kom­men. Nicht er­for­der­lich hier­für ist ein be­son­de­rer Ein­stands­wil­le des Ver­käu­fers, wie er frü­her für die Zu­si­che­rung ver­langt wur­de (MünchKomm-BGB/Wes­ter­mann, a. a. O., § 434 Rn. 12). Viel­mehr ge­nügt ein Ein­ver­neh­men der Ver­trags­par­tei­en, dass die Sa­che ei­ne be­stimm­te Be­schaf­fen­heit auf­weist. Die Äu­ße­rung des Be­klag­ten ist hier vom ob­jek­ti­ven Emp­fän­ger­ho­ri­zont her so zu ver­ste­hen, dass die Au­ßen­haut des Fahr­zeu­ges kei­ner­lei Be­ein­träch­ti­gun­gen auf­weist. Hier­bei ist es un­er­heb­lich, ob an­ge­sichts des Al­ters des Fahr­zeugs das vor­ge­fun­de­ne Er­schei­nungs­bild le­dig­lich ein sol­ches üb­li­cher Ge­brauchs­spu­ren ist. Denn durch sei­ne Er­klä­rung hat der Be­klag­te deut­lich ge­macht, dass der von ihm an­ge­bo­te­ne Wohn­wa­gen be­züg­lich sei­ner Au­ßen­haut in ma­kel­lo­sem Zu­stand ist. Der In­halt die­ser Er­klä­rung wird auch nicht et­wa da­durch in Zwei­fel ge­zo­gen, dass der Be­klag­te in sei­ner An­zei­ge dar­auf hin­wies, dass es sich nicht um ei­nen neu­en Wohn­wa­gen han­delt. Zwi­schen den In­hal­ten bei­der Be­kun­dun­gen be­steht kein Wi­der­spruch, da ein ta­del­lo­ser Zu­stand der Au­ßen­haut es nicht aus­schließt, dass der Wohn­wa­gen im Üb­ri­gen die sei­nem Al­ter ent­spre­chen­den Ge­brauchs­spu­ren auf­weist.

So­weit der Be­klag­te nun­mehr dar­auf ab­stellt, dass er le­dig­lich das Vor­han­den­sein von Beu­len, Del­len, etc. in und nicht auf der Au­ßen­haut ver­neint ha­be, än­dert auch die­ser Ein­wand nichts am In­halt der Ver­ein­ba­rung. Schon nach dem ob­jek­ti­ven Er­klä­rungs­ge­halt des Worts „Del­le“ lässt sich ei­ne Un­ter­schei­dung zwi­schen Del­len in und auf der Au­ßen­haut nicht tref­fen. Bei ei­ner Del­le han­delt es sich um ei­ne fla­che Ver­tie­fung in ei­ner Ober­flä­che. Ei­ne Del­le liegt so­mit bei je­der Ver­tie­fung der Au­ßen­haut vor. Nicht er­for­der­lich ist da­für, dass die Ver­tie­fung so stark ist, dass sie so­gar zu ei­nem Riss oder ei­nem Loch in der Au­ßen­haut führt.

Der Klä­ger hat hier den Wohn­wa­gen bei eBay auf­grund der Äu­ße­rung des Be­klag­ten er­stei­gert. Dem steht nicht ent­ge­gen, dass der Klä­ger die An­fra­ge nach Schä­den oder Vor­schä­den des­halb an den Be­klag­ten rich­te­te, weil der Wohn­wa­gen kon­struk­ti­ons­be­dingt zu Un­dich­tig­kei­ten neigt. Die­se In­ten­ti­on des Klä­gers ist näm­lich in sei­ner An­fra­ge vom 01.04.2009, die auf die Hin­ter­grün­de von Schä­den oder Vor­schä­den nicht Be­zug nahm, nicht zum Aus­druck ge­kom­men. Sie hat da­her auch nicht den In­halt der Er­klä­rung des Be­klag­ten be­stimmt. Dies wird ins­be­son­de­re auch dar­an deut­lich, dass der Be­klag­te so­gar noch die Fra­ge auf­warf, was der Klä­ger denn mit „Schä­den“ mei­ne.

Da der Wohn­wa­gen auf­grund der Ver­del­lun­gen im Dach­be­reich die ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit nicht auf­weist, ist er ge­mäß § 434 I 1 BGB mit ei­nem Sach­man­gel be­haf­tet. Hier­für ist un­er­heb­lich, dass es sich bei dem Kauf­ge­gen­stand ge­ge­be­nen­falls um ein Lieb­ha­ber- bzw. Samm­ler­ob­jekt han­delt. Denn ver­spricht der Ver­käu­fer sei­nem Ver­trags­part­ner ei­ne be­stimm­te Be­schaf­fen­heit, so haf­tet er bei ih­rem Nicht­vor­lie­gen auch dann, wenn ein Lieb­ha­ber oder Samm­ler das Ob­jekt auch sonst für den­sel­ben Kauf­preis er­wor­ben hät­te. Vor die­sem Hin­ter­grund ist es auch un­er­heb­lich, dass der Sach­ver­stän­di­ge kei­ne Er­fah­run­gen mit Lieb­ha­ber- oder Samm­ler­fahr­zeu­gen hat­te. Die Haf­tung ist al­lein die recht­li­che Fol­ge der vom Be­klag­ten ab­ge­ge­be­nen Er­klä­rung, an die er sich im Rechts­ver­kehr fest­hal­ten las­sen muss. Es ist ge­ra­de Aus­druck der pri­vat­au­to­no­men Ge­stal­tungs­frei­heit der Ver­trags­par­tei­en, dass sie für das Kauf­ob­jekt ei­nen Ver­trag mit ganz be­stimm­ten Be­din­gun­gen aus­han­deln.

Über die blo­ße Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung hin­aus ist hier so­gar von der Über­nah­me ei­ner Be­schaf­fen­heits­ga­ran­tie i. S. des § 443 I BGB aus­zu­ge­hen. Die Über­nah­me ei­ner Ga­ran­tie setzt – wie frü­her die Zu­si­che­rung ei­ner Ei­gen­schaft – vor­aus, dass der Ver­käu­fer in ver­trags­mä­ßig bin­den­der Wei­se die Ge­währ für das Vor­han­den­sein der ver­ein­bar­ten Be­schaf­fen­heit der Kauf­sa­che über­nimmt und da­mit sei­ne Be­reit­schaft zu er­ken­nen gibt, für al­le Fol­gen des Feh­lens die­ser Be­schaf­fen­heit ein­zu­ste­hen (BGH, Urt. v. 29.11.2006 – VI­II ZR 92/06, NJW 2007, 1346). Mit sei­ner Er­klä­rung, dass die Kauf­sa­che „in der Au­ßen­haut we­der Beu­len, Del­len noch sonst was“ auf­wei­se, hat der Be­klag­te aber zum Aus­druck ge­bracht, dass sich der Klä­ger hier­auf oh­ne je­de Ein­schrän­kung ver­las­sen kann. Mit­hin hat er da­mit auch sei­ne Be­reit­schaft zu er­ken­nen ge­ben, für das Feh­len der­ar­ti­ger Be­ein­träch­ti­gun­gen des Kauf­ge­gen­stands ein­ste­hen zu wol­len. Die Ga­ran­tie der Ab­we­sen­heit ei­nes Man­gels steht da­bei der ga­ran­tier­ten Be­schaf­fen­heit gleich (Jau­er­nig/Ber­ger, BGB, 13. Aufl., § 437 Rn. 24).

Der Be­klag­te kann sich hier auch nicht auf ei­nen Haf­tungs­aus­schluss be­ru­fen. Ei­nen sol­chen hat er nicht zum Ge­gen­stand sei­ner eBay-An­zei­ge ge­macht. Der blo­ße Hin­weis, dass der Hän­ger nicht neu sei, schließt nicht die Ge­währ­leis­tung aus, son­dern ver­deut­licht le­dig­lich, dass mit den al­ter­s­ent­spre­chen­den Ge­brauchs­spu­ren ge­rech­net wer­den muss, so­weit kei­ne be­son­de­ren Ver­ein­ba­run­gen ge­trof­fen sind. Un­ab­hän­gig da­von wä­re ein et­wai­ger Haf­tungs­aus­schluss bei gleich­zei­ti­gem Vor­lie­gen ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung auch grund­sätz­lich da­hin aus­zu­le­gen, dass er sich nicht auf die­se be­zieht (BGH, Urt. v. 29.11.2006 – VI­II ZR 92/06, NJW 2007, 1346). Da so­gar vom Vor­lie­gen ei­ner Be­schaf­fen­heits­ga­ran­tie aus­zu­ge­hen ist, greift ein Haf­tungs­aus­schluss auch we­gen § 444 BGB nicht ein.

Der An­spruch auf Ver­schaf­fung ei­ner man­gel­frei­en Sa­che ist auch nicht ge­mäß § 275 I BGB we­gen Un­mög­lich­keit aus­ge­schlos­sen. Ins­be­son­de­re schei­tert die Mög­lich­keit der Leis­tungs­er­brin­gung nicht dar­an, dass die ge­naue An­zahl der zu be­sei­ti­gen­den Del­len nicht fest­steht. Viel­mehr liegt … un­ab­hän­gig von der An­zahl der Del­len ei­ne man­gel­freie Leis­tung erst dann vor, wenn das Dach in dem im An­trag ge­nann­ten Be­reich kei­ner­lei Del­len mehr auf­weist. Ge­meint ist hier­mit aber nicht ein Zu­stand, der auch bei feh­ler­frei­er Fa­bri­ka­ti­on des Wohn­wa­gens be­ste­hen­de Wel­lig­kei­ten der Dach­ober­flä­che aus­schließt. Denn um sol­che han­delt es sich im vom Kla­ge­an­trag be­trof­fe­nen Be­reich nicht. Viel­mehr ist aus­weis­lich des Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­tens da­von aus­zu­ge­hen, dass die Ver­del­lun­gen durch äu­ße­re Ein­wir­kun­gen auf das Dach her­bei ge­führt wor­den sind.

So­weit der Be­klag­te erst­ma­lig mit Schrift­satz vom 26.04.2010 und noch­mals mit Schrift­satz vom 03.08.2010 vor­trägt, dass durch die Be­sei­ti­gung der Del­len die Ka­bi­nen­sta­bi­li­tät des Wohn­wa­gens nicht mehr ge­ge­ben sei, kann auch hier­aus nicht die Un­mög­lich­keit der Man­gel­be­sei­ti­gung ab­ge­lei­tet wer­den. Ei­ner­seits fin­det sich für ei­ne der­ar­ti­ge Pro­ble­ma­tik kei­ner­lei An­halts­punkt im Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­ten. An­de­rer­seits han­delt es sich hier­bei um neu­en Vor­trag, der in der Be­ru­fungs­in­stanz nicht mehr zu be­rück­sich­ti­gen ist. Es sind kei­ne Grün­de er­sicht­lich, un­ter de­nen ge­mäß § 531 II ZPO hier das Vor­brin­gen neu­er Ver­tei­di­gungs­mit­tel zu­zu­las­sen ist.

Un­ab­hän­gig da­von, dass nicht er­sicht­lich ist, dass der Be­klag­te sich hier über­haupt auf die Un­ver­hält­nis­mä­ßig­keit der Män­gel­be­sei­ti­gung be­ruft – viel­mehr ne­giert er schon die Man­gel­haf­tig­keit der Kauf­sa­che über­haupt –, kann er auch un­ter Be­rück­sich­ti­gung die­ses Ge­sichts­punk­tes kei­ne Leis­tungs­frei­heit er­lan­gen. Da ei­ne An­nah­me als Er­fül­lung nicht statt­ge­fun­den hat, kann sich der Be­klag­te nicht auf § 439 III BGB be­ru­fen, son­dern wird nur un­ter den Vor­aus­set­zun­gen des § 275 II und III BGB von der Leis­tung frei (vgl. Be­ckOK-BGB/Faust, Stand: 01.02.2007, § 433 Rn. 43). An­ge­sichts des­sen, dass aus­weis­lich des ein­ge­hol­ten Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­tens die Re­pa­ra­tur­kos­ten 1.600 € be­tra­gen, hin­ge­gen der Min­der­wert des Fahr­zeu­ges le­dig­lich mit 400 € zu be­stim­men ist, mag zwar die Über­le­gung im Rau­me ste­hen, ob das Kos­ten-Nut­zen-Kal­kül hier die Ein­re­de der Un­ver­hält­nis­mä­ßig­keit recht­fer­ti­gen wür­de. Das Maß gro­ber Un­ver­hält­nis­mä­ßig­keit ist aber erst dann er­reicht, wenn ganz of­fen­sicht­lich kein ver­nünf­ti­ger Mensch dar­an den­ken wür­de, den un­ter den ge­ge­be­nen Um­stän­den er­for­der­li­chen Auf­wand zu trei­ben. Zu be­rück­sich­ti­gen ist hier­bei, dass kraft sei­nes For­de­rungs­rechts der Gläu­bi­ger die Na­tu­ra­ler­fül­lung oh­ne Wei­te­res be­an­spru­chen kann. Die­se Be­rech­ti­gung be­steht auch dann, wenn die Be­wir­kung der ge­schul­de­ten Leis­tung sich als „un­wirt­schaft­lich“ dar­stellt (MünchKomm-BGB/Ernst, 5. Aufl., § 275 Rn. 89 f.). An­ge­sichts des­sen, dass die Re­pa­ra­tur­kos­ten hier bei Wei­tem nicht den Wert des Fahr­zeu­ges er­rei­chen, der Be­klag­te dem Klä­ger ge­ra­de zu­ge­sagt hat­te, dass der Wohn­wa­gen frei von Del­len ist, und er dass Nicht­vor­lie­gen die­ser Ei­gen­schaft auch zu ver­tre­ten hat, kann aber nicht da­von aus­ge­gan­gen wer­den, dass die Schaf­fung ei­ner del­len­frei­en Dach­flä­che sich als grob un­ver­hält­nis­mä­ßig dar­stellt.

Der Klä­ger muss sich schließ­lich auch kei­nen Wert­aus­gleich an­rech­nen las­sen. So­fern das kom­plet­te Dach neu la­ckiert wer­den muss, geht dies nicht über das hin­aus, was der Be­klag­te als Ver­käu­fer zur Her­stel­lung der Man­gel­frei­heit schul­det und was er nach der ge­setz­li­chen Re­ge­lung un­ent­gelt­lich zu er­brin­gen hat (vgl. auch Ball, NZV 2004, 217 [222]; Tiedt­ke/Schmitt, DStR 2004, 2060 [2061]; Be­ckOK-BGB/Faust, Stand: 01.02.2007, § 439 Rn. 23).

bb) So­weit der Klä­ger mit der An­schluss­be­ru­fung auch die Über­ga­be des Wohn­wa­gens un­ter Be­sei­ti­gung der Schram­me in der Schrank­tür be­gehrt, hat er hier­auf kei­nen An­spruch. Die vor­ste­hen­den Aus­füh­run­gen hin­sicht­lich der Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung bzw. Be­schaf­fen­heits­ga­ran­tie kön­nen nicht auf die Schram­me in der Schrank­tür über­tra­gen wer­den. Die Er­klä­rung des Be­klag­ten be­zog sich le­dig­lich auf die Ei­gen­schaf­ten der Au­ßen­haut. Im Üb­ri­gen galt aber sein Hin­weis in dem An­ge­bot, dass es sich nicht um ei­nen Neu­wa­gen han­delt. Auch oh­ne die­sen Hin­weis stel­len aber die üb­li­chen Ge­brauchs­spu­ren kei­nen Man­gel dar. Da es sich um ei­nen ver­ein­zel­ten Krat­zer han­delt, der noch da­zu aus­weis­lich des Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­tens schwach aus­ge­bil­det ist, ist er selbst un­ter Be­rück­sich­ti­gung sei­ner Grö­ße bei ei­nem mehr als sechs Jah­re al­ten Wohn­wa­gen als üb­li­che Ge­brauchs­spur ein­zu­ord­nen.

b) Der Klä­ger dringt fer­ner mit sei­nem Be­geh­ren durch fest­zu­stel­len, dass sich der Be­klag­te mit der An­nah­me des Kauf­prei­ses in Ver­zug be­fin­det. Ei­ne der­ar­ti­ge Kla­ge ist zu­läs­sig. Das In­ter­es­se auf Fest­stel­lung des An­nah­me­ver­zugs folgt aus §§ 756, 765 ZPO (BGH, WM 1987, 1496 [1498]). Die hier­auf ge­rich­te­te Kla­ge ist auch be­grün­det, da sich der Be­klag­te tat­säch­lich in Ver­zug mit der An­nah­me des Kauf­prei­ses be­fin­det. Spä­tes­tens mit der Kla­ge­er­he­bung – ge­nau ge­nom­men aber auch schon mit dem Schrei­ben vom 16.04.2009 – hat der Klä­ger dem Be­klag­ten die Zah­lung des Kauf­prei­ses Zug um Zug ge­gen Ver­schaf­fung der man­gel­frei­en Kauf­sa­che an­ge­bo­ten. Da der Be­klag­te sei­ner­seits nicht be­reit war, die ihm ob­lie­gen­de Ver­pflich­tung zu er­fül­len, kam er ge­mäß § 298 BGB in An­nah­me­ver­zug. Hier­für ge­nüg­te we­gen der be­stimm­ten und ein­deu­ti­gen Er­fül­lungs­ver­wei­ge­rung des Be­klag­ten ein wört­li­ches An­ge­bot des Klä­gers (vgl. auch BGH, NJW 1997, 581 [582]).

c) Hin­ge­gen hat die Be­ru­fung des Be­klag­ten in­so­weit Er­folg, als die Kla­ge auch auf Fest­stel­lung ge­rich­tet ist, dass sich der Be­klag­te mit der Her­aus­ga­be des Wohn­wa­gens in Ver­zug be­fin­det. Ei­ne sol­che auf Fest­stel­lung ei­nes Schuld­ner­ver­zugs ge­rich­te­te Kla­ge ist be­reits un­zu­läs­sig. Der Schuld­ner­ver­zug ist ein Un­ter­fall der Ver­let­zung der Leis­tungs­pflicht, näm­lich die rechts­wid­ri­ge Ver­zö­ge­rung der ge­schul­de­ten Leis­tung aus ei­nem vom Schuld­ner zu ver­tre­ten­den Grund und zu­gleich ei­ne ge­setz­lich de­fi­nier­te Vor­aus­set­zung un­ter­schied­li­cher Rechts­fol­gen, al­so le­dig­lich „Vor­fra­ge“ für die Be­ur­tei­lung die­ser Rechts­fol­gen. Ein ge­gen­über dem ur­sprüng­li­chen Schuld­ver­hält­nis ei­gen­stän­di­ges „Ver­zugs­ver­hält­nis“ kennt das Ge­setz nicht. Dass der nicht leis­ten­de Schuld­ner „in Schuld­ner­ver­zug“ ist, be­deu­tet näm­lich nicht mehr, als dass er (vom Son­der­fall des § 286 II BGB ab­ge­se­hen) ers­tens ge­mahnt wur­de (nicht fest­stel­lungs­fä­hi­ge Tat­sa­che) und zwei­tens das wei­te­re Un­ter­blei­ben der Leis­tung zu ver­tre­ten hat (§ 280 I 2 BGB). Letz­te­res ist blo­ßes Ele­ment ei­nes Rechts­ver­hält­nis­ses und folg­lich eben­so we­nig fest­stel­lungs­fä­hig wie et­wa die Rechts­wid­rig­keit ei­nes Ver­hal­tens. Die Zu­läs­sig­keit ei­ner der­ar­ti­gen Kla­ge lässt sich auch nicht dar­aus her­lei­ten, dass ei­ne Kla­ge auf Fest­stel­lung des An­nah­me­ver­zugs als zu­läs­sig er­ach­tet wird. Hier­bei han­delt es sich le­dig­lich um ei­ne Aus­nah­me, die al­lein aus Grün­den der Zweck­mä­ßig­keit und mit dem schutz­wür­di­gen In­ter­es­se des Klä­gers zu recht­fer­ti­gen ist, den für die Voll­stre­ckung nach §§ 756, 765 ZPO er­for­der­li­chen Nach­weis des An­nah­me­ver­zugs be­reits im Er­kennt­nis­ver­fah­ren er­brin­gen zu kön­nen (BGH, Urt. v. 19.04.2000 – XII ZR 332/97, NJW 2000, 2280 [2281]).

d) Dem Klä­ger steht je­doch – in­so­weit ist sei­ne An­schluss­be­ru­fung er­folg­reich – ge­mäß § 280 I BGB als Scha­dens­er­satz ne­ben der Leis­tung (vgl. BGH, Urt. v. 29.11.2006 – VI­II ZR 92/06, NJW 2007, 1346 [1350]) ein An­spruch auf Er­stat­tung vor­ge­richt­li­cher An­walts­kos­ten in Hö­he von 718,40 € zu. Der Be­klag­te ist sei­ner aus dem Kauf­ver­trag re­sul­tie­ren­den Pflicht, dem Klä­ger ei­ne man­gel­freie Sa­che zu ver­schaf­fen, nicht nach­ge­kom­men, oh­ne sich in­so­weit ent­las­tet zu ha­ben (§ 280 I 2 BGB).

Dem Er­stat­tungs­an­spruch des Ge­schä­dig­ten hin­sicht­lich der ihm ent­stan­de­nen vor­ge­richt­li­chen An­walts­kos­ten ist im Ver­hält­nis zum Schä­di­ger grund­sätz­lich der Ge­gen­stands­wert zu­grun­de zu le­gen, der der be­rech­tig­ten For­de­rung ent­spricht (BGH, Urt. v. 07.11.2007 – VI­II ZR 341/06, NJW 2008, 1888; Urt. v. 18.01.2005 – VI ZR 73/04, NJW 2005, 1112; Urt. v. 31.01.1963 – III ZR 183/61, BGHZ 39, 73).

Maß­geb­lich für die Be­rech­nung der An­walts­kos­ten ist da­her in ers­ter Li­nie der Wert des klä­ge­ri­schen Her­aus­ga­be­be­geh­rens. Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Land­ge­richts ist hier aber nicht nur der Be­trag von 1.602,97 €, wel­cher für die Man­gel­be­sei­ti­gung auf­zu­wen­den wä­re, zu­grun­de zu le­gen. Da­bei be­darf es kei­ner Ent­schei­dung, ob in Fäl­len, in de­nen es le­dig­lich um ei­ne Nach­er­fül­lung geht, der Streit­wert ent­spre­chend der Wert­dif­fe­renz zwi­schen der an­ge­bo­te­nen und der ge­lie­fer­ten Sa­che fest­zu­set­zen ist (so LG Lü­ne­burg und LG Os­na­brück, AGS 2009, 90). Denn ge­mäß den oben er­folg­ten Aus­füh­run­gen hat der Ver­trag hier noch nicht das Nach­er­fül­lungs­sta­di­um er­reicht, son­dern be­fin­det sich im­mer noch auf der Ebe­ne des ur­sprüng­li­chen Er­fül­lungs­an­spruchs. Der Un­ter­schied des Nach­er­fül­lungs­an­spru­ches zum Er­fül­lungs­an­spruch be­steht aber im We­sent­li­chen ge­ra­de dar­in, dass Ge­gen­stand des Nach­er­fül­lungs­an­spruchs nicht mehr die Lie­fe­rung der man­gel­frei­en Kauf­sa­che, son­dern nur noch die Her­stel­lung ih­rer Man­gel­frei­heit ist. Hin­ge­gen um­fasst der Er­fül­lungs­an­spruch ne­ben der Her­stel­lung der Man­gel­frei­heit der Sa­che auch noch de­ren Über­ga­be und Über­eig­nung. Da­her ist hier für den Streit­wert der für den Wohn­wa­gen ver­ein­bar­te Kauf­preis in Hö­he von 8.050,34 € zu­grun­de zu le­gen. Denn der Streit­wert ei­ner Leis­tungs­kla­ge auf Über­ga­be und Über­eig­nung der Kauf­sa­che ent­spricht ge­mäß § 48 I GKG i. V. mit § 6 ZPO dem Wert der Sa­che. Dass letzt­lich nur die Fra­ge der Her­stel­lung ei­nes man­gel­frei­en Zu­stands zwi­schen den Par­tei­en strei­tig ist, än­dert nichts dar­an, dass die Kla­ge auch auf Ver­schaf­fung der Sa­che selbst ge­rich­tet, mit­hin ihr Wert für die Streit­wert­be­mes­sung maß­geb­lich ist …

So­weit die An­trag­stel­lung mit der Ein­schrän­kung der Zug-um-Zug-Ver­ur­tei­lung er­folg­te, führt dies nicht zu ei­ner Wert­min­de­rung. Viel­mehr rich­tet sich der Streit­wert al­lein nach dem Wert der mit der Kla­ge gel­tend ge­mach­ten For­de­rung (MünchKomm-BGB/Em­me­rich, 5. Aufl., § 322 Rn. 14). Dem auf Fest­stel­lung des An­nah­me­ver­zugs ge­rich­te­ten An­trag ist ne­ben dem auf ei­ne Zug-um-Zug- Ver­ur­tei­lung ge­rich­te­ten Leis­tungs­an­trag kein ei­gen­stän­di­ger Wert bei­zu­mes­sen (KG, Beschl. v. 22.07.2008 – 2 U 80/07; Beschl. v. 21.03.2005 – 8 W 65/04, MDR 2005, 898). Die au­ßer­dem gel­tend ge­mach­ten vor­ge­richt­li­chen An­walts­kos­ten er­hö­hen ge­mäß § 43 GKG eben­falls nicht den Streit­wert, da es sich hier­bei um blo­ße Ne­ben­for­de­run­gen han­delt (BGH, Beschl. v. 15.05.2007 – VI ZB 18/06, r+s 2008, 42; Beschl. v. 23.01.2008 – IV ZB 8/07) …

So­weit der Be­klag­te be­strei­tet, dass der Klä­ger die Kos­ten be­reits ver­aus­lagt hat, ist dies für die Ent­schei­dung un­er­heb­lich. Denn ein et­wai­ger Frei­stel­lungs­an­spruch ge­mäß § 250 Satz 2 BGB hat sich in­zwi­schen je­den­falls in ei­nen Zah­lungs­an­spruch um­ge­wan­delt. Die Frist­set­zung ist hier auf­grund der ernst­haf­ten und end­gül­ti­gen Wei­ge­rung des Be­klag­ten, die Kos­ten zu über­neh­men, ent­behr­lich (vgl. auch Pa­landt/Grü­ne­berg, BGB, 69. Aufl., Vorb. v. § 249 Rn. 46; § 250 Rn. 2).

PDF er­stel­len