Al­lein der Um­stand, dass ein Un­ter­neh­mer ei­nen Ge­braucht­wa­gen an ei­nen Ver­brau­cher ver­äu­ßert, be­grün­det noch kei­nen Ver­brauchs­gü­ter­kauf i. S. von § 474 I BGB. Er­for­der­lich ist viel­mehr ei­ne kau­sa­le Ver­knüp­fung zwi­schen der un­ter­neh­me­ri­schen Tä­tig­keit als sol­cher und dem in Re­de ste­hen­den Ge­schäft (im An­schluss an LG Frank­furt a. M., Urt. v. 07.04.2004 – 16 S 236/03)

AG Han­no­ver, Ur­teil vom 05.02.2010 – 526 C 12623/09

Sach­ver­halt: Der Klä­ger macht ge­gen den Be­klag­ten Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che aus ei­nem Kauf­ver­trag gel­tend.

Die Par­tei­en schlos­sen am 18.07.2009 ei­nen Kauf­ver­trag über ei­nen ge­brauch­ten Pkw. Der Ver­kauf er­folg­te un­ter Aus­schluss sämt­li­cher Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che. Mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 31.08.2009 er­klär­te der Klä­ger ge­gen­über dem Be­klag­ten den Rück­tritt vom Ver­trag.

Er trägt vor, er ha­be im Nach­hin­ein er­fah­ren, dass das Fahr­zeug ent­ge­gen der An­ga­ben des Be­klag­ten im Kauf­ver­trag ei­nen Un­fall oder meh­re­re Un­fäl­le ge­habt ha­be. Der Be­klag­te kön­ne sich nicht auf den Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss be­ru­fen, da er Un­ter­neh­mer im Sin­ne des Ge­set­zes sei. Er ha­be das Fahr­zeug für den Trans­port von Wa­re für sein Bis­tro be­nutzt. Des­we­gen han­de­le es sich um ei­nen Ver­brauchs­gü­ter­kauf.

Die im We­sent­li­chen auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses ge­rich­te­te Kla­ge hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: Der Klä­ger hat ge­gen den Be­klag­ten kei­nen An­spruch auf Rück­gän­gig­ma­chung des Kauf­ver­trags.

Der zwi­schen den Par­tei­en ver­ein­bar­te Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss ist wirk­sam. Es han­delt sich bei dem Ge­schäft der Par­tei­en nicht um ei­nen Ver­brauchs­gü­ter­kauf i. S. der § 474 ff. BGB, bei dem ein Haf­tungs­aus­schluss nicht zu­läs­sig ist. Das Ge­richt schließt sich in­so­weit der An­sicht des LG Frank­furt (Urt. v. 07.04.2004 – 16 S 236/03) an. Al­lein der Um­stand, dass ein Un­ter­neh­mer ei­nen Ge­braucht­wa­gen ver­kauft, be­grün­det für sich al­lein ge­se­hen noch kei­nen Ver­brauchs­gü­ter­kauf i. S. von § 474 I BGB. Er­for­der­lich ist au­ßer­dem ei­ne kau­sa­le Ver­knüp­fung zwi­schen der un­ter­neh­me­ri­schen Tä­tig­keit als sol­cher und dem in Re­de ste­hen­den Ge­schäft. Da­von ist vor­lie­gend nicht aus­zu­ge­hen, da der Be­klag­te nicht ge­werb­lich mit Fahr­zeu­gen han­delt, son­dern ein Bis­tro be­treibt. Es wür­de zu weit ge­hen, je­dem Un­ter­neh­mer, al­lei­ne weil er ge­werb­lich tä­tig ist, für je­de Art von Ge­schäft die stren­ge­re Haf­tung nach den Grund­sät­zen über den Ver­brauchs­gü­ter­kauf auf­zu­er­le­gen.

Selbst wenn man aber stren­ge­re An­for­de­run­gen zu Grun­de legt und dar­auf ab­stellt, wel­che Be­nut­zung des Ge­gen­stan­des über­wiegt (pri­vat und ge­werb­lich), schei­det ein Ver­brauchs­gü­ter­kauf im vor­lie­gen­den Fall aus.

Nach dem Vor­brin­gen der Par­tei­en ist nicht fest­zu­stel­len, dass die ge­werb­li­che Nut­zung des Pkw bei dem Be­klag­ten über­wo­gen hät­te. Die Be­weis­last da­für, dass die Vor­aus­set­zun­gen ei­nes Ver­brauchs­gü­ter­kaufs vor­lie­gen, trifft hier­bei den Klä­ger. Er hat hier­zu vor­ge­tra­gen, der Be­klag­te ha­be ihm ge­gen­über er­klärt, das Fahr­zeug sei für den Trans­port für Wa­re für des­sen Bis­tro ein­ge­setzt wor­den. Ab­ge­se­hen da­von, dass es sich hier­bei le­dig­lich um ei­ne pau­scha­le An­ga­be han­delt, er­gibt sich dar­aus noch lan­ge nicht, dass das Fahr­zeug tat­säch­lich über­wie­gend, d. h. mit mehr als 50 % ge­werb­lich ge­nutzt wur­de. Im Ge­gen­teil, der Be­klag­te hat hier­zu in der münd­li­chen Ver­hand­lung er­klärt, dass er den Wa­gen über­wie­gend gar nicht für den Trans­port von Wa­ren be­nut­zen konn­te, da es sich hier­bei um ei­ne Li­mou­si­ne han­delt. Dies sei auch ein Grund für den Ver­kauf des Pkw ge­we­sen …

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