1. Im Rah­men ih­rer Ver­trags­frei­heit sind die Par­tei­en ei­nes Kauf­ver­trags nicht ge­hin­dert, ei­ne Ver­ein­ba­rung zu tref­fen, die den Ver­käu­fer ver­pflich­tet, den Kauf­ver­trag durch Rück­ge­währ al­ler emp­fan­ge­nen Leis­tun­gen Zug um Zug ge­gen Rück­ge­währ der an den Käu­fer er­brach­ten Leis­tun­gen rück­gän­gig zu ma­chen. Ei­ne Ei­ni­gung über den Um­fang der zu­rück­zu­ge­wäh­ren­den Leis­tun­gen ist nicht er­for­der­lich. Es ge­nügt, dass sich der Ver­käu­fer mit ei­ner Rück­ab­wick­lung des Ver­trags – die dann nach den Re­geln der §§ 346 ff. BGB er­folgt – ein­ver­stan­den er­klärt.
  2. Wäh­rend bei Fahr­zeu­gen der ge­ho­be­nen Klas­se und bei Die­sel­fahr­zeu­gen ei­ne vor­aus­sicht­li­che Ge­samt­lauf­leis­tung von 200.000 km oder mehr an­ge­nom­men wer­den kann, ist bei ei­nem Fahr­zeug der Mit­tel­klas­se ei­ne hö­he­re Lauf­leis­tung als 150.000 km nicht zu er­war­ten.
  3. Ein Ur­teil, das ei­ne vom Klä­ger zu leis­ten­de Nut­zungs­ent­schä­di­gung nicht ex­akt be­zif­fert, son­dern den Be­klag­ten ver­pflich­tet, an den Klä­ger ei­nen be­stimm­ten Be­trag „ab­züg­lich 0,1747 € pro Ki­lo­me­ter“ ge­mäß Ta­chostand des zu­rück­zu­ge­ben­den Fahr­zeugs zu zah­len, ist nicht voll­stre­ckungs­fä­hig.

OLG Ko­blenz, Ur­teil vom 18.12.2008 – 6 U 564/08

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin ver­langt von der Be­klag­ten die Rück­ab­wick­lung ei­nes Kauf­ver­trags über ei­nen Neu­wa­gen.

Die Klä­ge­rin er­warb im Jah­re 2005 von der Be­klag­ten ei­nen Neu­wa­gen zum Preis von 26.079 € und nahm zu die­sem Zweck ein Dar­le­hen bei der P-Bank auf. Nach­dem die Klä­ge­rin Män­gel an dem Fahr­zeug ge­rügt hat­te, er­klär­te sich die Be­klag­te mit Schrei­ben vom 26.07.2007 (über­schrie­ben mit „Un­strei­tig­stel­lung“) be­reit, den Kauf­ver­trag rück­ab­zu­wi­ckeln. Zu­gleich kün­dig­te sie an, sie wer­de von dem zu­rück­zu­zah­len­den Kauf­preis ein Nut­zungs­ent­gelt in Hö­he von 0,5 % des Brut­to­kauf­prei­ses pro an­ge­fan­ge­ne 1.000 km Lauf­leis­tung in Ab­zug brin­gen.

Die Klä­ge­rin meint, die Be­klag­te schul­de ihr die Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses, die Er­stat­tung der an die P-Bank ge­zahl­ten Zin­sen und die Her­aus­ga­be der er­lang­ten Zins­vor­tei­le. Zu­guns­ten der Be­klag­ten sei ei­ne Nut­zungs­ent­schä­di­gung in Hö­he von 0,5 % des Fahr­zeug­neu­prei­ses pro ge­fah­re­ne 1.000 km in Ab­zug zu brin­gen.

Das Land­ge­richt hat die Be­klag­te ver­ur­teilt, an die Klä­ge­rin 20.312,93 € ab­züg­lich 0,1747 € pro Ki­lo­me­ter, der ge­mäß Ta­chostand des zu­rück­zu­ge­ben­den Fahr­zeugs 33.000 km über­steigt, und zu­züg­lich Zin­sen, Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be und Rück­über­eig­nung des Pkw, zu zah­len.

Ge­gen die­ses Ur­teil ha­ben die Be­klag­te und ih­re Streit­hel­fe­rin Be­ru­fung ein­ge­legt. Sie be­geh­ren die Ab­wei­sung der Kla­ge, so­weit die Klä­ge­rin ei­nen hö­he­ren Be­trag als 6.124,37 € ab­züg­lich ei­ner Nut­zungs­ent­schä­di­gung in Hö­he von 0,17473 € pro ge­fah­re­nen Ki­lo­me­ter im Zeit­punkt der Rück­ga­be des Pkw gel­tend macht. Zur Be­grün­dung tra­gen sie vor, ei­ne Ver­ein­ba­rung über die Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags sei nicht zu­stan­de ge­kom­men. Die Vor­aus­set­zun­gen ei­nes ge­setz­li­chen Rück­tritts­rechts sei­en nicht dar­ge­tan. Im Üb­ri­gen sei es in An­wen­dung des Rechts­ge­dan­kens der §§ 358, 359 BGB in­ter­es­sen­ge­recht, den An­spruch der Klä­ge­rin auf die an die fi­nan­zie­ren­de Bank er­brach­ten Leis­tun­gen so­wie den von der Be­klag­ten ge­zo­ge­nen Zins­vor­teil zu be­schrän­ken und hier­von die ge­schul­de­te Nut­zungs­ent­schä­di­gung ab­zu­zie­hen.

Mit ih­rer An­schluss­be­ru­fung will die Klä­ge­rin er­rei­chen, dass die Be­klag­te ver­ur­teilt wird, an sie 21.775,97 € ab­züg­lich 0,1304 € pro Ki­lo­me­ter, der ge­mäß Ta­chostand des zu­rück­zu­ge­ben­den Fahr­zeugs 33.000 km über­steigt, nebst Zin­sen Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be und Rück­über­eig­nung des Pkw zu zah­len. Die Klä­ge­rin ist der An­sicht, die zu ent­rich­ten­de Nut­zungs­ent­schä­di­gung be­tra­ge nur 0,1304 € pro Ki­lo­me­ter, da von ei­ner zu er­war­ten­den Ge­samt­lauf­leis­tung von 200.000 km aus­zu­ge­hen sei.

Die Rechts­mit­tel hat­ten nur zu ei­nem ge­rin­gen Teil Er­folg.

Aus den Grün­den: Die Klä­ge­rin hat An­spruch auf Rück­ge­währ des an die Be­klag­te ge­leis­te­ten Kauf­prei­ses, Er­stat­tung der im Zu­sam­men­hang mit dem Kauf ent­stan­de­nen Fi­nan­zie­rungs­kos­ten und Her­aus­ga­be der der Be­klag­ten ent­stan­de­nen Zins­vor­tei­le. Die Be­klag­te hat dem­ge­gen­über An­spruch auf Her­aus­ga­be des Kauf­ge­gen­stands und Zah­lung ei­ner Nut­zungs­ent­schä­di­gung (§§ 346 I, 347 II, 348 BGB).

1. Der von den Par­tei­en ge­schlos­se­ne Kauf­ver­trag über den Pkw … ist durch Ver­ein­ba­rung der Par­tei­en wirk­sam in ein Rück­ab­wick­lungs­ver­hält­nis um­ge­wan­delt wor­den.

Die Be­klag­te mach­te der Klä­ge­rin durch die mit „Un­strei­tig­stel­lung“ über­schrie­be­ne schrift­li­che Er­klä­rung vom 26.07.2007 das An­ge­bot zu ei­ner Rück­ab­wick­lungs­ver­ein­ba­rung. Die­ses nahm die Klä­ge­rin spä­tes­tens mit der Gel­tend­ma­chung ih­rer Rech­te aus die­ser Ver­ein­ba­rung zu­min­dest still­schwei­gend an. Das Schrei­ben der Be­klag­ten vom 26.07.2007 ent­hält die Er­klä­rung:

„Wir be­stä­ti­gen Ih­nen hier­mit nun auch schrift­lich, dass wir be­reit sind, den Kauf­ver­trag vom 24.11.2005 über den …, Fahr­ge­stell­num­mer … rück­ab­zu­wi­ckeln.“

In­halt die­ser Ver­ein­ba­rung ist die Ver­pflich­tung der Be­klag­ten, den Kauf­ver­trag durch Rück­ge­währ al­ler emp­fan­ge­nen Leis­tun­gen Zug um Zug ge­gen Rück­ge­währ der an die Ge­gen­sei­te er­brach­ten Leis­tun­gen rück­gän­gig zu ma­chen. Ge­wollt ist er­sicht­lich ei­ne Rück­ab­wick­lung nach den Re­geln der §§ 346 ff. BGB. Da das Rück­ab­wick­lungs­ver­hält­nis nicht durch ein­sei­ti­ge Er­klä­rung ge­mäß §§ 323, 437 BGB her­bei­ge­führt wur­de, ent­spricht die Ver­ein­ba­rung ei­ner Wand­lungs­ver­ein­ba­rung nach § 465 BGB a.F. Wie bei die­ser ist ei­ne Ei­ni­gung auf den Um­fang der zu­rück­zu­ge­wäh­ren­den Leis­tun­gen nicht In­halt der Ab­re­de, son­dern die­se be­schränkt sich dar­auf, dass der Ver­käu­fer sich mit der Rück­ab­wick­lung ein­ver­stan­den er­klärt. Im Rah­men der Ver­trags­frei­heit sind die Par­tei­en auch nach Au­ßer­kraft­tre­ten der frü­he­ren Ge­währ­leis­tungs­be­stim­mun­gen nicht dar­an ge­hin­dert, solch ei­ne Ver­ein­ba­rung zu tref­fen, in der die aus­zu­tau­schen­den Leis­tun­gen noch nicht be­stimmt sind. Woll­te man dar­in ei­ne ein­ver­nehm­li­che Auf­he­bung des Kauf­ver­trags se­hen, er­gä­be sich nichts an­de­res (vgl. da­zu MünchKomm-BGB/Em­me­rich, BGB, 5. Aufl., § 311 Rn. 34).

Das Schrei­ben der Be­klag­ten ist auch in sei­ner Ge­samt­heit nicht da­hin aus­zu­le­gen, dass die Be­klag­te sich nur un­ter Fest­le­gung auf be­stimm­te zu er­brin­gen­de Zah­lun­gen zur Rück­gän­gig­ma­chung des Kauf­ver­trags ver­pflich­ten woll­te. An das An­ge­bot zur Rück­ab­wick­lung schlie­ßen sich fol­gen­de Pas­sa­gen an:

„Im Rah­men die­ser Rück­ab­wick­lung wird das Fahr­zeug frei von Schä­den zu­rück­ge­nom­men. Bit­te ver­ein­ba­ren Sie ei­nen Ter­min zur Rück­ga­be des Fahr­zeugs und Über­prü­fung auf Vor­han­den­sein von Schä­den.

Nach Rück­ga­be und Über­prü­fung wer­den wir Ih­nen den Kauf­preis in Hö­he von 26.079,00 € ab­zgl. Nut­zungs­ent­gelts und ggf. ab­züg­lich der In­stand­set­zung für Schä­den auf ein von Ih­nen zu be­nen­nen­des Kon­to über­wei­sen. Das Nut­zungs­ent­gelt be­rech­net sich wie folgt: 0,5 % des Brut­to­kauf­prei­ses pro an­ge­fan­ge­ne 1.000 km Lauf­leis­tung. Maß­geb­lich ist der km-Stand bei Fahr­zeug­rück­ga­be: 30.800 km.“

Dar­in kommt nicht zum Aus­druck, die Be­klag­te er­klä­re ih­re Be­reit­schaft zur Rück­ab­wick­lung un­ter der Be­din­gung, dass die von ihr vor­ge­schla­ge­ne Be­rech­nung der in Ab­zug zu brin­gen­den Nut­zungs­ent­schä­di­gung von der Klä­ge­rin ak­zep­tiert wer­de. Ei­nem sol­chen Ver­ständ­nis des Schrei­bens steht zum ei­nen der Wort­laut des Tex­tes ent­ge­gen: Die Be­stä­ti­gung, dass die Be­klag­te zu ei­ner Rück­ab­wick­lung be­reit sei, ist mit den dar­auf fol­gen­den Pas­sa­gen sprach­lich nicht ver­knüpft, son­dern wird vor­weg oh­ne je­de Ein­schrän­kung er­klärt. Dies zeigt sich zu­dem in der ge­wähl­ten Über­schrift „Un­strei­tig­stel­lung“, wel­che da­für spricht, dass le­dig­lich der Streit dar­über bei­ge­legt sein soll­te, ob über­haupt ei­ne Rück­ab­wick­lung statt­fin­de, dass al­so ei­ne Ei­ni­gung über de­ren Vor­aus­set­zun­gen, nicht aber ein ab­schlie­ßen­der Ver­trag über die zu er­brin­gen­den Zah­lun­gen ge­wollt war. Auch der Sach­zu­sam­men­hang lässt nicht er­ken­nen, dass es bei dem Kauf­ver­trag hät­te ver­blei­ben sol­len, falls es nicht zu ei­ner Ei­ni­gung über die Hö­he der Nut­zungs­ent­schä­di­gung kom­men soll­te. Dies wä­re nicht ver­ein­bar mit dem letz­ten Ab­satz des Schrei­bens:

„Wei­te­re An­sprü­che hal­ten wir für nicht ge­ge­ben. Wir schla­gen Ih­nen vor, die Rück­ab­wick­lung auf Ba­sis der vor­ste­hen­den Be­rech­nung nun durch­zu­füh­ren. Soll­ten Sie der Mei­nung sein, wei­te­re An­sprü­che zu ha­ben, bleibt es Ih­nen un­be­nom­men, die­se ge­son­dert gel­tend zu ma­chen.“

Dar­in zeigt sich, dass die Be­klag­te sich mit ei­ner Rück­ab­wick­lung auch für den Fall ein­ver­stan­den er­klä­ren woll­te, dass über die Hö­he der Geld­leis­tun­gen kein Ein­ver­neh­men er­zielt wür­de.

Der Klä­ge­rin ste­hen da­her auf­grund der vor­ge­nann­ten Ver­ein­ba­rung al­le An­sprü­che nach den §§ 346 ff. BGB zu, oh­ne dass sie die Vor­aus­set­zun­gen ei­nes ge­setz­li­chen Rück­tritts­rechts nach § 437 Nr. 2 BGB dar­tun müss­te.

2. Die Klä­ge­rin hat ge­gen die Be­klag­te ge­mäß § 346 I BGB An­spruch auf Rück­zah­lung des ent­rich­te­ten Kauf­prei­ses von 26.079,00 €.

Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Be­klag­ten so­wie der Streit­hel­fe­rin be­schränkt der An­spruch der Klä­ge­rin sich nicht auf die von ihr an die fi­nan­zie­ren­de Bank ge­zahl­ten Ra­ten und die von der Be­klag­ten ge­zo­ge­nen Zins­vor­tei­le. Ei­ne ent­spre­chen­de An­wen­dung der §§ 358, 359 BGB ist aus­ge­schlos­sen. Die­se Be­stim­mun­gen gel­ten nur für den Fall des Wi­der­rufs ei­nes Ver­trags nach § 355 BGB. Als Son­der­vor­schrif­ten sind die Be­stim­mun­gen über ver­bun­de­ne Ver­trä­ge ei­ner Ana­lo­gie grund­sätz­lich nicht zu­gäng­lich. Dass sie nicht zu dem Un­ter­ti­tel be­tref­fend den Rück­tritt, son­dern zu dem ge­son­der­ten Un­ter­ti­tel „Wi­der­ruf und Rück­ga­be­recht bei Ver­brau­cher­ver­trä­gen“ ge­hö­ren, zeigt, dass die­se Be­stim­mun­gen nach dem Wil­len des Ge­setz­ge­bers für Fäl­le des all­ge­mei­nen Rück­tritts­rechts nicht gel­ten sol­len. Dies ent­spricht auch dem Zweck der Be­stim­mun­gen, den Ver­brau­cher­schutz ge­ra­de in den spe­zi­el­len Fäl­len ei­nes Wi­der­rufs­rechts bei Haus­tür­ge­schäf­ten, Ver­brau­cher­kre­dit­ver­trä­gen u. ä. zu ge­währ­leis­ten.

So­weit die Streit­hel­fe­rin gel­tend macht, es ha­be nicht ei­ner Kla­ge auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses be­durft, um der Klä­ge­rin das zu ver­schaf­fen, „was ihr letzt­lich zu­steht“, mag da­hin­ste­hen, ob die Be­klag­te die vol­le Kos­ten­tra­gungs­pflicht durch ein so­for­ti­ges Tei­la­n­er­kennt­nis hät­te ab­wen­den kön­nen. Je­den­falls wä­re der Streit­wert auch dann, wenn die Ab­lö­sung des Rest­kre­dits von der Be­klag­ten zu über­neh­men wä­re und die Zah­lungs­kla­ge nur auf den Dif­fe­renz­be­trag ge­rich­tet ge­we­sen wä­re, nicht ge­rin­ger ge­we­sen. Denn die Klä­ge­rin hät­te in die­sem Fall nicht nur An­spruch auf Er­stat­tung der ge­zahl­ten Ra­ten, son­dern dar­über hin­aus auch ei­nen An­spruch auf Frei­stel­lung von der rest­li­chen Dar­le­hens­ver­pflich­tung gel­tend ma­chen kön­nen. Denn das Ver­trags­ver­hält­nis zwi­schen der Klä­ge­rin und der Kre­dit ge­wäh­ren­den Bank be­stand un­ab­hän­gig von der Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags fort.

3. Ne­ben der Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses schul­det die Be­klag­te der Klä­ge­rin Er­stat­tung der von die­ser für den Kauf auf­ge­wand­ten Fi­nan­zie­rungs­kos­ten min­des­tens in Hö­he des vom Land­ge­richt in­so­fern zu­ge­spro­che­nen Be­trags, näm­lich 1.049,10 €.

Die­ser An­spruch er­gibt sich, wie das Land­ge­richt rich­tig aus­ge­führt hat, aus § 347 II 2 BGB. Denn so­weit die Klä­ge­rin der Be­klag­ten nach § 346 I, II 1 Nr. 1 BGB die Her­aus­ga­be ge­zo­ge­ner Nut­zun­gen schul­det, die sie oh­ne die Auf­wen­dun­gen zur Ver­trags­durch­füh­rung nicht hät­te ma­chen kön­nen, kann sie von der Rück­ge­währ­gläu­bi­ge­rin ge­mäß § 347 II 2 BGB Er­satz ver­lan­gen (vgl. da­zu Stau­din­ger/Kai­ser, BGB, Neu­be­arb. 2004, § 347 Rn. 56).

Zur Fi­nan­zie­rung des Kauf­prei­ses wand­te die Klä­ge­rin Zin­sen und Ge­büh­ren in Hö­he von 1.975,23 € auf.

Die Klä­ge­rin hat­te bei der P-Bank ei­nen Kre­dit in Hö­he von 26.079 € net­to auf­ge­nom­men und zahl­te hier­auf von Mai 2006 bis Sep­tem­ber 2007 mo­nat­li­che Ra­ten von 334,44 €. Ver­ein­bart war ein Zins­satz von 3,27 %, nicht da­ge­gen, wie vom Land­ge­richt an­ge­nom­men, von 3,99 %. Letz­te­res ist viel­mehr laut „Au­to-Dar­le­hens-Ver­trag“ vom 05.04.2006 der Ef­fek­tiv­zins un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Be­ar­bei­tungs­ge­bühr. Da die Ra­ten zu­gleich der Til­gung des Dar­le­hens und der Zah­lung der Zin­sen dien­ten, er­gibt sich fol­gen­de Be­rech­nung:

Ra­te Ka­pi­tal­an­teil Zins­an­teil Rest­schuld
        26.079,00 €
1. Ra­te (05.05.2006) 334,44 € 263,37 € 71,07 € 25.815,63 €
2. Ra­te (05.06.2006)  334,44 €  264,09 €  70,35 €  25.551,54 €
3. Ra­te (05.07.2006)  334,44 €  264,81 €  69,63 €  25.286,73 €
4. Ra­te (05.08.2006) 334,44 € 265,53 € 68,91 €  25.021,20 €
5. Ra­te (05.09.2006) 334,44 € 266,26 € 68,18 € 24.754,94 €
6. Ra­te (05.10.2006) 334,44 € 266,98 € 67,46 € 24.487,96 €
7. Ra­te (05.11.2006) 334,44 € 267,71 € 66,73 € 24.220,25 €
8. Ra­te (05.12.2006) 334,44 € 268,44 € 66,00 € 23.951,81 €
9. Ra­te (05.01.2007) 334,44 € 269,17 € 65,27 € 23.682,64 €
10. Ra­te (05.02.2007) 334,44 € 269,90 € 64,54 € 23.412,74 €
11. Ra­te (05.03.2007) 334,44 € 270,64 € 63,80 € 23.142,10 €
12. Ra­te (05.04.2007) 334,44 € 271,38 € 63,06 € 22.870,72 €
13. Ra­te (05.05.2007) 334,44 € 272,12 € 62,32 € 22.598,60 €
14. Ra­te (05.06.2007) 334,44 € 272,86 € 61,58 € 22.325,74 €
15. Ra­te (05.07.2007) 334,44 € 273,60 € 60,84 € 22.052,14 €
16. Ra­te (05.08.2007) 334,44 € 274,35 € 60,09 € 21.777,79 €
17. Ra­te (05.09.2007) 334,44 € 275,10 € 59,34 € 21.502,69 €
5.685,48 € 4.576,31 € 1.109,17 €  

Bis ein­schließ­lich Mai 2007 ent­rich­te­te die Klä­ge­rin al­so Zin­sen in Hö­he von 1.109,17 €. In der Fol­ge­zeit fie­len auf den noch of­fe­nen Be­trag von 21.502,69 € bis Sep­tem­ber 2007 wei­te­re Zin­sen in Hö­he von 351,57 € an. Ei­ne Kon­troll­rech­nung er­gibt je­doch, dass die Klä­ge­rin ei­nen um 7,09 € ge­rin­ge­ren Zins­be­trag zahl­te. Sie über­wies an die Kre­dit ge­ben­de Bank am 14.03.2008 ei­nen Be­trag von 22.368,75 €. Dar­in sind ent­hal­ten das Rest­ka­pi­tal (21.502,69 €) und die ver­ein­bar­te Be­ar­bei­tungs­ge­bühr von 521,58 €. Der über­wie­se­ne Be­trag ent­hält so­mit Zin­sen nur in Hö­he von 344,48 €. Zu­sam­men mit den bis Mai ge­zahl­ten Zin­sen (1.109,17 €) und der Be­ar­bei­tungs­ge­bühr (521,58 €) er­ge­ben sich Zin­sen und Ge­büh­ren von ins­ge­samt 1.975,23 €.

Hier­von ist der Klä­ge­rin durch das Ur­teil des Land­ge­richts nur ein Teil zu­ge­spro­chen wor­den, näm­lich Zin­sen in Hö­he von 3,99 % aus 26.079 € für die Zeit vom 05.06.2006 bis zum 08.06.2007, das heißt ein Be­trag von 1.049,10 €. Da die Klä­ge­rin ge­gen das Ur­teil be­züg­lich der zu er­stat­ten­den Fi­nan­zie­rungs­kos­ten kein Rechts­mit­tel ein­ge­legt hat, muss es bei die­sem Be­trag blei­ben.

3. Die Be­klag­te hat der Klä­ge­rin ge­mäß § 346 I BGB die Nut­zun­gen her­aus­zu­ge­ben, die sie aus dem an sie ge­zahl­ten Be­trag ge­zo­gen hat. Da­bei han­delt es sich um er­spar­te Kre­dit­zin­sen min­des­tens in Hö­he der vom Land­ge­richt in­so­fern zu­ge­spro­che­nen Zin­sen, das heißt für die Zeit bis zum Schluss der münd­li­chen Ver­hand­lung von 2.773,13 €.

Die P-Bank zahl­te an die Be­klag­te auf den mit der Klä­ge­rin ver­ein­bar­ten Kauf­preis am 05.06.2006 ei­nen Be­trag von 21.775,97 €. Die von der Be­klag­ten auf­zu­brin­gen­den Re­fi­nan­zie­rungs­zin­sen be­tra­gen 5,5 %. Bei­des ist un­strei­tig. Bis zum Schluss der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 27.11.2008 (2 Jah­re und 332 Ta­ge) zog die Be­klag­te aus dem Geld­be­trag so­mit ei­nen Vor­teil in Hö­he von 2.966,58 €. Die­se Sum­me hat die Be­klag­te da­her an die Klä­ge­rin her­aus­zu­ge­ben.

Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Be­klag­ten und der Streit­hel­fe­rin be­schränkt sich ih­re Ver­pflich­tung nicht auf die von ihr bis zum 08.06.2007 ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen. Denn die Be­klag­te ar­bei­tet mit dem ihr zur Ver­fü­gung ge­stell­ten Ka­pi­tal über die­sen Zeit­punkt hin­aus bis zur Rück­zah­lung an die Klä­ge­rin. Da­für, dass ihr die Zins­vor­tei­le in­fol­ge ei­ner in­ter­nen Ver­ein­ba­rung mit ih­rer Bank ab dem 08.06.2007 wie­der ver­lo­ren gin­gen, wie von der Streit­hel­fe­rin wohl gel­tend ge­macht, wer­den kei­ne Tat­sa­chen vor­ge­tra­gen.

Zur Her­aus­ga­be der Zins­vor­tei­le, wel­che die Be­klag­te nach dem 27.11.2008 zog, war sie nicht zu ver­ur­tei­len, da ihr – wie noch aus­zu­füh­ren sein wird – der­zeit auch Nut­zungs­vor­tei­le nur bis zu die­sem Zeit­punk zu­ge­spro­chen wer­den konn­ten (vgl. da­zu Stau­din­ger/Kai­ser, a. a. O., § 347 Rn. 56).

Durch das an­ge­foch­te­ne Ur­teil wur­de der Klä­ge­rin ein An­spruch auf Her­aus­ga­be von Nut­zun­gen in Hö­he von 5,5 % aus 20.312,93 EUR ab 05.06.2006 zu­ge­spro­chen. Bis zum 27.11.2008 ent­spricht das ei­nem Be­trag von 2.773,13 €. Auch in­so­fern ist das Ur­teil von der Klä­ge­rin nicht an­ge­foch­ten wor­den.

4. Den An­sprü­chen der Klä­ge­rin steht ein An­spruch der Be­klag­ten auf Her­aus­ga­be der Nut­zungs­vor­tei­le ge­gen­über, wel­che der Klä­ge­rin durch die Ver­wen­dung des ge­kauf­ten Fahr­zeugs ent­stan­den sind (§ 346 I und II Nr. 1 BGB). Der An­spruch wird auf 6.413,06 € ge­schätzt.

In der Recht­spre­chung ist weit­ge­hend an­er­kannt, dass der Wert der Nut­zung ei­nes Fahr­zeugs an­hand des Neu­wer­tes des Fahr­zeugs und der zu er­war­ten­den Ge­samt­lauf­leis­tung als li­nea­re Wert­min­de­rung nach fol­gen­der For­mel zu er­rech­nen ist:

\text{Ge­brauchs­vor­teil} = {\frac{\text{Brut­to­kauf­preis}\times\text{zu­rück­ge­leg­te Fahr­stre­cke}}{\text{vor­aus­sicht­li­che Ge­samt­lauf­leis­tung}}}

Das neue Fahr­zeug hat­te ei­nen Wert von 26.079,00 €. Die Klä­ge­rin hat da­mit bis zum Schluss der münd­li­chen Ver­hand­lung 36.709 km zu­rück­ge­legt. Als Le­bens­er­war­tung des Pkw nimmt der Se­nat wie das Land­ge­richt ei­ne Lauf­leis­tung von 150.000 km an.

Wäh­rend die äl­te­re Recht­spre­chung auf der Grund­la­ge ei­ner Le­bens­er­war­tung des Fahr­zeugs von le­dig­lich 100.000 km zu ei­nem Wert von 1 % des Neu­werts je 1.000 km ge­lang­te, wer­den heu­te meist aus­ge­hend von 150.000 km 0,67 % des Neu­werts je 1.000 km zu­grun­de ge­legt. Je­doch ist bei Fahr­zeu­gen der ge­ho­be­nen Klas­se oder bei Die­sel­fahr­zeu­gen auch die An­nah­me ei­ner Lauf­leis­tung von 200.000 km und mehr mög­lich (vgl. MünchKomm-BGB/Gai­er, 5. Aufl., § 346 Rn. 27 mit An­ga­be von Rspr.). Da es sich hier aber um ein Mit­tel­klas­se­fahr­zeug han­delt, ist ei­ne hö­he­re Lauf­leis­tung als 150.000 km nicht zu er­war­ten.

Das Land­ge­richt hat da­her die ge­schul­de­te Nut­zungs­ent­schä­di­gung zu Recht auf der Grund­la­ge von – auf­ge­run­det – 0,67 % von 26.079 € pro 1.000 km oder 0,1747 €/km er­rech­net. Die zu­rück­ge­leg­te Stre­cke von 36.709 km ent­spricht da­her ei­nem Nut­zungs­wert von 6.413,06€. Die­ser Be­trag ist an die Be­klag­te her­aus­zu­ge­ben.

6. Der Klä­ge­rin ist al­so vom Land­ge­richt zu Recht zu­ge­spro­chen wor­den:

Kauf­preis 26.079,00 €
Fi­nan­zie­rungs­kos­ten 1.049,10 €
Zins­vor­tei­le der Be­klag­ten bis 27.11.2008 2.773,13 €
Sum­me 29.901,23 €

Die­sem Zah­lungs­an­spruch der Klä­ge­rin steht ge­gen­über der An­spruch auf Nut­zungs­vor­tei­le bis 27.11.2008: 6.413,06 €. Da die Par­tei­en sich dar­auf ge­ei­nigt ha­ben, dass ih­re ge­gen­sei­ti­gen Geld­an­sprü­che zu ver­rech­nen sind, ver­bleibt fol­gen­der An­spruch der Klä­ge­rin: 23.488,17 €. Die­sen Be­trag hat die Be­klag­te der Klä­ge­rin Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be und Über­eig­nung des Pkw zu zah­len.

Die Be­klag­te kann sich ge­gen­über dem Zah­lungs­an­spruch der Klä­ge­rin nicht dar­auf be­ru­fen, dass die­se zur Rück­über­eig­nung des ge­kauf­ten Pkw nicht in der La­ge sei, weil das Fahr­zeug der fi­nan­zie­ren­den Bank zur Si­cher­heit über­eig­net wor­den sei. Das Land­ge­richt hat zu­tref­fend aus­ge­führt, dass ein sol­cher Ein­wand be­reits des­halb nicht greift, weil es der Klä­ge­rin zu über­las­sen ist, wie sie die Ei­gen­tums­ver­schaf­fung be­werk­stel­ligt. Über­dies hat die Klä­ge­rin das Ei­gen­tum an dem Fahr­zeug mitt­ler­wei­le er­langt, wie sie durch Vor­la­ge des Kfz-Briefs be­wie­sen hat.

7. Das an­ge­foch­te­ne Ur­teil war neu zu fas­sen, so­weit die Be­klag­te zur Zah­lung ei­nes Be­trags ab­züg­lich 0,1747 € pro Ki­lo­me­ter ge­mäß Ta­chostand (über 33.000 km) des zu­rück­zu­ge­ben­den Fahr­zeugs ver­ur­teilt wor­den ist. Denn das Ur­teil wä­re nach Auf­fas­sung des Se­nats so nicht voll­stre­ckungs­fä­hig. Die in Ab­zug zu brin­gen­den Nut­zungs­ent­schä­di­gung war des­halb zu be­zif­fern.

Ein Ti­tel ist nur dann zur Voll­stre­ckung ge­eig­net, wenn er in­halt­lich hin­rei­chend be­stimmt ist. Maß­geb­lich hier­für ist in ers­ter Li­nie der Te­nor, ge­ge­be­nen­falls un­ter Her­an­zie­hung von Tat­be­stand und Ent­schei­dungs­grün­den. Ein zu voll­stre­cken­der Zah­lungs­an­spruch ist hin­rei­chend be­stimmt, wenn er be­trags­mä­ßig fest­ge­legt ist oder sich aus dem Voll­stre­ckungs­ti­tel oh­ne Wei­te­res er­rech­nen lässt. Dies ist der Fall, wenn die Be­rech­nung mit­hil­fe „of­fen­kun­di­ger“ – zum Bei­spiel aus dem Bun­des­ge­setz­blatt oder dem Grund­buch er­sicht­li­cher – Um­stän­de mög­lich ist (BGH, NJW 1995, 1162). Ist die Be­rech­nung nur un­ter Her­an­zie­hung von au­ßer­halb des Ti­tels lie­gen­den Um­stän­den mög­lich, die nicht in die­sem Sin­ne of­fen­kun­dig sind, so ist es den Voll­stre­ckungs­or­ga­nen grund­sätz­lich ver­wehrt, hier­auf zu­rück­zu­grei­fen. Des­halb kön­nen zum Bei­spiel Ur­kun­den, auch Tei­le der Pro­zess­ak­ten, nur be­ach­tet wer­den, wenn sie zum Be­stand­teil des Ur­teils ge­macht wor­den sind; ei­ne Be­zug­nah­me auf nicht zum Be­stand­teil ge­mach­te Ur­kun­den reicht nicht aus (Mu­sielak/Lack­mann, ZPO, 6. Aufl., § 704 Rn. 6). Ein sol­ches „Do­ku­ment“ stellt der Ta­cho­me­ter des her­aus­zu­ge­ben­den Fahr­zeugs dar.

Ent­ge­gen der in Recht­spre­chung und Li­te­ra­tur teil­wei­se ver­tre­te­nen Mei­nung (z. B. OLG Karls­ru­he, Urt. v. 07.03.2003 – 14 U 154/01, NJW 2003, 1950 [1951]; Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 9. Aufl., Rn. 469) ist der Te­nor, der auf den Ta­chostand im Zeit­punkt der Rück­ga­be des Fahr­zeugs Be­zug nimmt, kei­nes­wegs ein­deu­tig. So kann es zum Bei­spiel im Fal­le ei­ner Voll­stre­ckung nach wört­li­chem An­ge­bot ge­mäß § 756 II ZPO für den Ge­richts­voll­zie­her un­klar sein, wel­cher Ta­chostand maß­geb­lich sein soll. Das Ar­gu­ment, durch ei­nen so ge­fass­ten Ur­teils­te­nor wür­de ei­ner Voll­stre­ckungs­ge­gen­kla­ge vor­ge­beugt (so OLG Karls­ru­he, Urt. v. 07.03.2003 – 14 U 154/01, NJW 2003, 1950 [1951]), trifft nicht zu. Wür­de ein sol­ches Ur­teil als Voll­stre­ckungs­ti­tel zu­ge­las­sen, so kä­me man­gels hin­rei­chen­der Be­stimmt­heit des ab­zu­zie­hen­den künf­tig an­fal­len­den Be­trags al­len­falls ei­ne Voll­stre­ckung we­gen der be­zif­fer­ten For­de­rung, al­so oh­ne den Ab­zug in Be­tracht; der Schuld­ner wä­re hin­sicht­lich der ihm zu­ste­hen­den wei­te­ren Nut­zungs­ent­schä­di­gung dar­auf an­ge­wie­sen, die­se im We­ge der Voll­stre­ckungs­ge­gen­kla­ge gel­tend zu ma­chen (vgl. zu Er­mä­ßi­gungs­klau­seln in ei­ner voll­streck­ba­ren Ur­kun­de: BGH, NJW 1997, 2887 [2888]; Mu­sielak/Lack­mann, a. a. O., § 704 Rn. 7).

Zwar wird es all­ge­mein als zu­läs­sig an­ge­se­hen, ei­nen Be­klag­ten zur Zah­lung ei­ner mo­nat­li­chen Nut­zungs­ent­schä­di­gung bis zur Rück­ga­be der ge­nutz­ten Sa­che zu ver­ur­tei­len. Dies ent­spricht den sons­ti­gen zahl­rei­chen Fäl­len der Ti­tu­lie­rung lau­fen­der Leis­tun­gen (Un­ter­halt, Ren­ten, Miet­zins usw.), die, auch wenn es so nicht in den Te­nor auf­ge­nom­men wird, ma­te­ri­ell-recht­lich un­ter dem Vor­be­halt we­sent­lich gleich­blei­ben­der Ver­hält­nis­se ste­hen, und bei de­ren Än­de­rung die In­itia­ti­ve zur Kor­rek­tur des Ti­tels in der Re­gel durch Ab­än­de­rungs- oder Voll­stre­ckungs­ge­gen­kla­ge nach §§ 323, 767 ZPO dem Voll­stre­ckungs­schuld­ner über­las­sen bleibt (BGH, NJW 1999, 954). Die­se Fäl­le sind je­doch nicht ver­gleich­bar mit dem vor­lie­gen­den, in wel­chem die Be­klag­te nicht zur Zah­lung ei­ner Nut­zungs­ent­schä­di­gung son­dern zur Zah­lung ei­nes be­stimm­ten Geld­be­trags ab­züg­lich ei­ner Nut­zungs­ent­schä­di­gung ver­ur­teilt wor­den ist, die zu­dem nicht ein­deu­tig für be­stimm­te Zeit­räu­me fest­ge­setzt ist.

Ei­ner Aus­le­gung, durch die das Ur­teil ei­nen voll­stre­ckungs­fä­hi­gen In­halt er­hal­ten könn­te, ist der Ur­teils­te­nor nicht zu­gäng­lich. In der Recht­spre­chung ist al­ler­dings an­er­kannt, dass es der Voll­stre­ckungs­fä­hig­keit ei­nes no­ta­ri­el­len Ver­trags nicht ent­ge­gen­steht, wenn sich die Hö­he der ti­tu­lier­ten For­de­rung auf­grund ma­te­ri­ell-recht­li­cher Re­ge­lun­gen in der­sel­ben No­tar­ur­kun­de er­mä­ßi­gen kann. Vor­aus­set­zung hier­für ist, dass die­se ma­te­ri­ell-recht­li­chen Re­ge­lun­gen nicht Ge­gen­stand der Un­ter­wer­fungs­er­klä­rung sind (BGH, NJW 1996, 2165 [2166]). Ein sol­cher Fall liegt aber hier nicht vor. Aus dem Te­nor des an­ge­foch­te­nen Ur­teils kann ein voll­streck­ba­rer Teil die be­zif­fer­te For­de­rung nicht her­aus­ge­trennt wer­den. Denn der Zu­satz „ab­züg­lich 0,1747 € pro Ki­lo­me­ter …“ ist so­wohl sprach­lich als auch in­halt­lich Be­stand­teil der Ur­teils­for­mel.

Wenn­gleich das Ur­teil be­züg­lich des oben be­zeich­ne­ten Zu­sat­zes von der Be­klag­ten nicht an­ge­foch­ten wor­den ist, kann der Se­nat den­noch den Te­nor in die­sem Punkt ab­än­dern. Die Be­stim­mung des § 528 Satz 2 ZPO hin­dert das Be­ru­fungs­ge­richt im vor­lie­gen­den Fall nicht dar­an, das an­ge­foch­te­ne Ur­teil in ei­ne voll­stre­ckungs­fä­hi­ge Form zu brin­gen. Zwar hat das Ge­bot der Be­rück­sich­ti­gung zwin­gen­den, von Amts we­gen zu be­ach­ten­den Ver­fah­rens­rechts grund­sätz­lich kei­nen Vor­rang vor dem Ver­schlech­te­rungs­ver­bot (vgl. BGH, NJW 1986, 1494 ff.). Ei­ne Aus­nah­me muss je­doch für sol­che pro­zes­sua­len Män­gel gel­ten, die wie hier die Un­wirk­sam­keit des teil­wei­se an­ge­foch­te­nen Ur­teils zur Fol­ge ha­ben oder ge­eig­net sind, den Ein­tritt sei­ner ma­te­ri­el­len Rechts­kraft zu hin­dern (Mu­sielak/Ball, 6. Aufl., § 528 Rn. 17).

8. Die Be­klag­te un­ter­liegt nach al­lem mit ih­rer Be­ru­fung in fol­gen­dem Um­fang:

Kauf­preis 26.079,00 €
Fi­nan­zie­rungs­kos­ten der Klä­ge­rin + 1.049,10 €
  27.128,10 €
zu­ge­stan­den von der Be­klag­ten 6.124,37 €
  21.003,73 €
Zins­vor­tei­le der Be­klag­ten + 2.773,13 €
zu­ge­stan­den von der Be­klag­ten (bis 08.06.2007) 1.442,21 €
Nut­zungs­vor­tei­le der Klä­ge­rin 6.413,06 €
zu­ge­stan­den von der Be­klag­ten (bis 27.11.2008) + 6.413,06 €
er­folg­lo­ser Teil der Be­ru­fung 22.334,65 €

Er­folg hat die Be­ru­fung nur, so­weit die Be­klag­te sich ge­gen die Ver­ur­tei­lung zur Her­aus­ga­be von Zins­vor­tei­len für die Zeit nach dem 27.11.2008 wen­det.

Die An­schluss­be­ru­fung der Klä­ge­rin ist er­folg­reich, so­weit für die Zeit nach dem 27.11.2008 ein ge­rin­ge­rer Ab­zug als 0,1747 €/km gel­tend ge­macht wird. Im Üb­ri­gen war die An­schluss­be­ru­fung zu­rück­zu­wei­sen …

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