1. Die Le­cka­ge der Kraft­stoff­zu­lei­tung im Mo­tor­raum, die ei­nen Brand­scha­den ver­ur­sacht, auf­grund des­sen das Fahr­zeug un­brauch­bar wird, stellt auch bei ei­nem zehn Jah­re al­ten Ge­braucht­wa­gen kei­nen ge­wöhn­li­chen Ver­schleiß, son­dern ei­nen Sach­man­gel dar. Denn auch der Käu­fer ei­nes zehn Jah­re al­ten Fahr­zeugs darf er­war­ten, dass das Fahr­zeug fahr­fä­hig ist und nicht beim Star­ten des Mo­tors in Brand ge­rät.
  2. Der ge­währ­leis­tungs­pflich­ti­ge Au­to­ver­käu­fer ist auch zum Er­satz des Nut­zungs­aus­fall­scha­dens ver­pflich­tet. Da­bei han­delt es sich um ei­nen Scha­dens­er­satz­an­spruch aus §§ 280, 281 BGB, dem auch der Rück­tritt vom Kauf­ver­trag nicht ent­ge­gen­steht (im An­schluss an BGH, Urt. v. 28.11. 2007 – VI­II ZR 16/07, ZIP 2008,319).

OLG Cel­le, Ur­teil vom 16.04.2008 – 7 U 224/07

Sach­ver­halt: Die Par­tei­en strei­ten um die Be­rech­ti­gung der Klä­ge­rin zum Rück­tritt von ei­nem Pkw-Kauf­ver­trag.

Die Klä­ge­rin kauf­te bei der Be­klag­ten im Ju­ni 2006 für 3.000 € ei­nen zehn Jah­re al­ten Ford Ga­la­xy. Laut der Kauf­ver­trags­ur­kun­de war Ver­käu­fer des Fahr­zeugs der Vor­ei­gen­tü­mer R, und wur­de das Fahr­zeug „oh­ne jeg­li­che Ga­ran­tie/Ge­währ­leis­tung“ ver­kauft. Zwei Mo­na­te spä­ter, am 19.08.2006, brann­te der Mo­tor­raum des Wa­gens aus. Seit­dem ist das Fahr­zeug nicht mehr fahr­be­reit. Die Klä­ge­rin hat den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag er­klärt.

Das Land­ge­richt hat die Be­klag­te als ge­werb­li­che Händ­le­rin als ge­währ­leis­tungs­pflich­tig an­ge­se­hen und sie an­trags­ge­mäß zur Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des Wa­gens ver­ur­teilt. Hin­sicht­lich der von der Klä­ge­rin be­gehr­ten Nut­zungs­aus­fall­ent­schä­di­gung in Hö­he von 43 € täg­lich vom Scha­dens­tag bis zum 26.03.2007 hat es die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Die Be­klag­te hat ge­gen ih­re Ver­ur­tei­lung Be­ru­fung ein­ge­legt, mit der sie wei­ter­hin die voll­stän­di­ge Kla­ge­ab­wei­sung er­strebt. Dem­ge­gen­über hat die Klä­ge­rin ge­gen die teil­wei­se Kla­ge­ab­wei­sung be­tref­fend die Nut­zungs­ent­schä­di­gung nur in Hö­he ei­nes Teil­be­trags von 1.204 € ih­rer­seits Be­ru­fung ein­ge­legt. Nur das Rechts­mit­tel der Klä­ge­rin hat­te Er­folg.

Aus den Grün­den: II. … 1. Die Be­ru­fung der Be­klag­ten, mit der sie wei­ter­hin die Kla­ge­ab­wei­sung er­strebt, ist nicht be­grün­det.

a) Es fehlt zu­nächst nicht an der Pas­siv­le­gi­ti­ma­ti­on der Be­klag­ten, weil nicht sie, son­dern im Rah­men ei­nes Agen­tur­ge­schäfts R als Ver­käu­fer des Fahr­zeugs an­zu­se­hen wä­re. Denn tat­säch­lich hat­te die Be­klag­te zum Zeit­punkt des Ver­kaufs an die Klä­ge­rin das Fahr­zeug be­reits er­wor­ben auf­grund ei­nes mit der Ehe­frau des R ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trags vom 02.06.2006.

Zwar ist in dem Kauf­ver­trags­for­mu­lar als Ver­käu­fer R ein­ge­tra­gen. Auch trägt die­ser die Über­schrift „Ge­braucht­wa­gen­kauf­ver­trag von Pri­vat zu Pri­vat“. Je­doch hat die Be­klag­te selbst vor­ge­tra­gen, dass die­se Art der Ver­trags­ge­stal­tung ge­wählt wor­den ist, um die Re­ge­lun­gen über den Ver­brauchs­gü­ter­kauf aus­zu­schal­ten. In ei­nem sol­chen Fall liegt aber ein un­zu­läs­si­ges Um­ge­hungs­ge­schäft vor …

b) Ist so­mit die Be­klag­te als ge­werb­li­cher Ge­braucht­wa­gen­händ­ler pas­siv­le­gi­ti­miert, weil sie selbst als Ver­käu­fe­rin des Fahr­zeugs an­zu­se­hen ist, un­ter­fällt das Ge­schäft auch den Vor­schrif­ten über den Ver­brauchs­gü­ter­kauf. Im Üb­ri­gen kä­me man zu de­ren An­wen­dung, wie das Land­ge­richt zu­tref­fend aus­ge­führt hat, selbst dann, wenn man gleich­wohl von ei­nem Agen­tur­ge­schäft aus­gin­ge. Denn bei wirt­schaft­li­cher Be­trach­tungs­wei­se wä­re der Be­klag­te hier je­den­falls als Ver­käu­fer an­zu­se­hen …

c) Die Klä­ge­rin hat zwar kei­nen An­spruch aus Werk­ver­trag oder aus § 280 BGB. Denn der Brand­scha­den kann der Be­klag­ten nach dem Er­geb­nis des DE­KRA-Gut­ach­tens nicht we­gen un­sach­ge­mä­ßer Aus­füh­rung der No­cken­wel­len­re­pa­ra­tur an­ge­las­tet wer­den. Je­doch hat die Klä­ge­rin Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che aus dem Kauf­ver­trag, auf­grund des­sen sie den streit­ge­gen­ständ­li­chen Wa­gen er­wor­ben hat. In­so­weit grei­fen hier zu­guns­ten der Klä­ge­rin die Vor­schrif­ten für den Ver­brauchs­gü­ter­kauf ein.

Bei dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Ford Ga­la­xy ist näm­lich in­ner­halb der Sechs-Mo­nats-Frist nach § 476 BGB, näm­lich be­reits nach zwei Mo­na­ten, ein Man­gel auf­ge­tre­ten. Der Mo­tor­raum des Fahr­zeugs ist aus­ge­brannt. Zwar ist der Brand als sol­cher kein Fahr­zeug­man­gel. Er könn­te, wie auch das Land­ge­richt aus­führ­lich und über­zeu­gend dar­ge­legt hat, grund­sätz­lich durch ei­ne äu­ße­re Ur­sa­che ent­stan­den sein. Im vor­lie­gen­den Fall hat der Sach­ver­stän­di­ge in­des die Man­gel­ur­sa­che da­hin ein­gren­zen kön­nen, dass äu­ße­re Ur­sa­chen aus­schei­den, viel­mehr auf Grund der Spu­ren­bil­der im Mo­tor­raum ei­ne Kraft­stoff­le­cka­ge, und zwar am Ein­spritz­ven­til des ers­ten Zy­lin­ders oder sei­ner Zu­lei­tung, vor­ge­le­gen ha­ben muss.

Auch wenn der Sach­ver­stän­di­ge – na­tur­ge­mäß – auf­grund der weit­ge­hen­den Zer­stö­rung des aus­ge­brann­ten Mo­tors die ge­naue Stel­le der Un­dich­tig­keit nicht er­mit­teln, näm­lich nicht fest­stel­len konn­te, ob die Un­dich­tig­keit un­mit­tel­bar am Ein­spritz­ven­til oder in der Zu­lei­tung zwi­schen dem Kraft­stoff­sam­mel­rohr und dem ers­ten Zy­lin­der auf­ge­tre­ten ist, steht gleich­wohl ei­ne Kraft­stoff­le­cka­ge im Mo­tor­raum und da­mit ein tech­ni­scher Fahr­zeug­man­gel als Ur­sa­che fest.

Die­ser tech­ni­sche Man­gel ist auch in recht­li­cher Hin­sicht als sol­cher an­zu­se­hen. Ei­ne Le­cka­ge im Mo­tor­raum, die, wie der vor­lie­gen­de Fall zeigt, nicht nur zum Ben­zin­ver­lust führt, son­dern auch zur Ent­ste­hung ei­nes Bran­des, be­grün­det die An­nah­me ei­nes Sach­man­gels i. S. des § 434 I 2 BGB. Denn es han­delt sich um ein Fahr­zeug, das sich auf­grund der Un­dich­tig­keit der Kraft­stoff­zu­lei­tung im Mo­tor­raum für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung, näm­lich den Fahr­be­trieb, nicht eig­net und da­mit nicht die Be­schaf­fen­heit auf­weist, die bei Sa­chen der glei­chen Art üb­lich ist und die der Käu­fer nach der Art der Sa­che er­war­ten kann. Auch der Käu­fer ei­nes zehn Jah­re al­ten Fahr­zeugs darf er­war­ten, dass das Fahr­zeug fahr­fä­hig ist und nicht beim Star­ten des Mo­tors in Brand ge­rät und in­fol­ge­des­sen un­be­nutz­bar wird.

Aus­nah­men von der stren­gen Sach­män­gel­ge­währ­leis­tung wer­den von der Recht­spre­chung über die De­fi­ni­ti­on des Man­gel­be­griffs al­ler­dings in­so­weit ge­macht, als es sich – so wie hier – um ei­nen ge­brauch­ten Ge­gen­stand han­delt, so­fern die auf­ge­tre­te­ne Stö­rung ei­nem „nor­ma­len Ver­schleiß“ ent­spricht, wie er bei Sa­chen ent­spre­chen­den Al­ters und ent­spre­chen­der Nut­zungs­dau­er er­war­tet wer­den kann. Ein sol­cher Aus­nah­me­fall liegt hier je­doch nicht vor.

Ein „nor­ma­ler Ver­schleiß“, den der Käu­fer er­war­ten und des­halb hin­neh­men muss, liegt ins­be­son­de­re dann vor, wenn ein­zel­ne Bau­tei­le üb­li­cher­wei­se ei­ner stär­ke­ren Ab­nut­zung als das Ge­samt­fahr­zeug un­ter­lie­gen und in ge­wis­sen Zeit­ab­stän­den ei­ner re­gel­mä­ßi­gen Er­neue­rung be­dür­fen. Dies trifft et­wa auf Zahn­rie­men, Brems­be­lä­ge und Brems­schei­ben, die Fahr­zeu­grei­fen, die Bat­te­rie und die Aus­puff­an­la­ge zu. Dies sind ty­pi­sche Ver­schleiß­tei­le, von de­nen der Käu­fer ei­nes äl­te­ren Ge­braucht­wa­gens nicht er­war­ten kann, dass sie, wie bei ei­nem Neu­fahr­zeug, zu­nächst ein­mal län­ge­re Zeit hal­ten, be­vor sie er­neu­ert wer­den müs­sen. Viel­mehr kann ein De­fekt als End­punkt ei­ner Ver­schlei­ß­ent­wick­lung je­der­zeit ein­tre­ten. Ei­ne der­ar­ti­ge Be­schaf­fen­heit ent­spricht der Üb­lich­keit und muss des­halb auch vom Käu­fer ei­nes sol­chen Fahr­zeugs vor­aus­ge­setzt wer­den. Dem­ge­gen­über er­war­tet der Käu­fer ei­nes Ge­braucht­wa­gens und darf dies auch er­war­ten, so­fern es sich nicht aus­drück­lich um ein so­ge­nann­tes Bast­ler­fahr­zeug han­delt, dass das Fahr­zeug zu­min­dest fahr­fä­hig ist und als sol­ches ge­nutzt wer­den kann. Da­zu ge­hört es, dass die Kraft­stoff­zu­lei­tung, ins­be­son­de­re im Mo­tor­raum, wo an­dern­falls Brand­ge­fahr herrscht, so aus­ge­legt ist, dass sie das nor­ma­le Le­bens­al­ter ei­nes Fahr­zeugs über­dau­ert. Ein auf Grund von Kraft­stoff­le­cka­gen im Mo­tor­raum brand­ge­fähr­de­tes Fahr­zeug ist auch bei ei­nem zehn Jah­re al­ten Ge­braucht­wa­gen kein „Nor­mal­zu­stand“ i. S. des § 434 I 2 BGB.

Dem steht auch nicht ent­ge­gen, dass der Sach­ver­stän­di­ge zu­nächst von Po­ro­si­tät ei­nes Schlauchs ge­spro­chen hat, was die Be­klag­te als Be­leg für ei­ne ty­pi­sche Ver­schleiß­er­schei­nung bei ei­nem zehn Jah­re al­ten Fahr­zeug wer­tet. Denn ab­ge­se­hen da­von, dass sich die­se Aus­füh­run­gen auf den zu­nächst zu Un­recht als Scha­den­sur­sa­che an­ge­se­he­nen Un­ter­druck­schlauch be­zo­gen ha­ben, ist es letzt­end­lich so, dass na­he­zu al­le Feh­ler, wenn sie nicht durch man­gel­haf­te Ver­ar­bei­tung oder Kon­struk­ti­on von An­fang an vor­lie­gen, im Lau­fe ei­nes Fahr­zeug­le­bens durch Ab­nut­zung und Ma­te­ri­al­er­mü­dung ent­ste­hen. Woll­te man sie al­lein des­halb aus der Man­gel­de­fi­ni­ti­on her­aus­neh­men, wür­den die Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che bei Ge­braucht­wa­gen (oder auch an­de­ren ge­brauch­ten Ge­gen­stän­den) wei­test­ge­hend ins Lee­re lau­fen. Ei­ne der­ar­ti­ge Kor­rek­tur der ge­setz­li­chen Vor­schrift über die Aus­le­gung des „Er­war­tungs­be­griffs“ des § 434 BGB gin­ge er­sicht­lich zu weit. Sie stün­de in Wi­der­spruch zum Wil­len des na­tio­na­len und eben­so des eu­ro­päi­schen Ge­setz­ge­bers, den Ver­brau­cher­schutz im Hin­blick auf Sach­män­gel beim Kauf be­weg­li­cher Sa­chen zu stär­ken (vgl. BGH, Urt. v. 14.09.2005 – VI­II ZR 363/04, NJW 2005, 3490).

Dem­entspre­chend sind Ver­schleiß­schä­den nicht von vorn­her­ein vom Man­gel­be­griff aus­ge­nom­men, so­fern man nicht als Käu­fer mit ih­nen rech­nen muss­te, was in je­dem Ein­zel­fall zu prü­fen ist.

So hat das OLG Ko­blenz im Ur­teil vom 19.04.2007 – 5 U 768/06 – aus­zugs­wei­se aus­ge­führt (NJW 2007, 1828):

„Un­strei­tig ist der Mo­tor­scha­den durch den Ver­schleiß des Rie­men­spann­dämp­fe­r­ele­ments in­ner­halb von sechs Mo­na­ten nach Über­ga­be des Fahr­zeugs ein­ge­tre­ten. Ge­mäß § 476 BGB wird des­halb ver­mu­tet, dass der Man­gel schon bei Ge­fahr­über­gang vor­han­den war, es sei denn, ei­ne sol­che Ver­mu­tung wä­re mit der Art der Sa­che oder des Man­gels un­ver­ein­bar (BGH, VersR 2006, 1355). Tritt bei nor­ma­ler Nut­zung in­ner­halb der Sechs-Mo­nats-Frist ein voll­stän­di­ger Ver­schleiß auf, so ist es nach Auf­fas­sung des Se­nats Sa­che des Ver­käu­fers, die Ver­mu­tung zu wi­der­le­gen, die­ser Ver­schleiß ha­be schon bei Über­ga­be vor­ge­le­gen.“

Da­bei hat das Ober­lan­des­ge­richt das Vor­lie­gen ei­nes Sach­man­gels er­sicht­lich un­ter­stellt, an­dern­falls es nicht zur An­wen­dung des § 476 BGB hät­te kom­men kön­nen.

Eben­so hat der BGH be­tref­fend ei­nen für 4.490 € er­wor­be­nen Ge­braucht­wa­gen mit ei­ne Lauf­leis­tung von 159.100 km bei ei­ner de­fek­ten Zy­lin­der­kopf­dich­tung so­wie ge­ris­se­nen Ven­til­ste­gen das Vor­lie­gen ei­nes Sach­man­gels oh­ne Wei­te­res be­jaht (Urt. v. 18.07.2007 – VI­II ZR 259/06).

Die­se Bei­spie­le ma­chen deut­lich, dass der­je­ni­ge, der für le­dig­lich 3.000 € ein zehn Jah­re al­tes Fahr­zeug mit ei­ner der durch­schnitt­li­chen jähr­li­chen Fahr­leis­tung von ca. 15.000 km in et­wa ent­spre­chen­den Ge­samt­lauf­leis­tung er­wirbt, hin­sicht­lich ka­pi­ta­ler Män­gel, die dem Wa­gen sei­ne Ge­brauchs­taug­lich­keit voll­stän­dig ent­zie­hen, Ge­währ­leis­tungs­rech­te nicht von vorn­her­ein ver­sagt wer­den kön­nen. An­dern­falls hät­te der Ge­setz­ge­ber im Üb­ri­gen ei­ne zeit­li­che und sach­li­che Ein­gren­zung der Ver­brauchs­gü­ter­kauf­vor­schrif­ten vor­neh­men, so et­wa das Ver­bot der Ver­ein­ba­rung ei­nes Ge­währ­leis­tungs­aus­schlus­ses auf neu­wer­ti­ge Sa­chen oder auf sol­che Sa­chen, die min­des­tens noch die Hälf­te ih­rer ge­wöhn­li­chen Nut­zungs­dau­er vor sich ha­ben, be­schrän­ken müs­sen.

Es kann nach al­le­dem nicht zwei­fel­haft sein, dass im vor­lie­gen­den Fall ein Sach­man­gel im Rechts­sin­ne auf­ge­tre­ten ist. Da­mit greift die zeit­li­che Ver­mu­tung des § 476 BGB zu­guns­ten der Klä­ge­rin ein, wo­nach ver­mu­tet wird, dass der Man­gel be­reits bei Über­ga­be vor­ge­le­gen hat (OLG Ko­blenz, Urt. v. 19.04.2007 – 5 U 768/06, NJW 2007, 1828; BGH, Urt. v. 18.07.2007 – VI­II ZR 259/06). Die­se Ver­mu­tung hat die Be­klag­te nicht wi­der­legt. Sie ist da­her ge­währ­leis­tungs­pflich­tig und muss, da ei­ne Nach­er­fül­lung un­mög­lich ist, den von der Klä­ge­rin aus­ge­spro­che­nen Rück­tritt vom Kauf­ver­trag hin­neh­men und den Kauf­ver­trag rück­ab­wi­ckeln …

Der Ge­währ­leis­tungs­pflicht steht hier auch nicht ent­ge­gen, dass das Fahr­zeug nicht teil­kas­ko­ver­si­chert ge­we­sen ist. Der be­tref­fen­de Ein­wand der Be­klag­ten ist recht­lich nicht er­heb­lich. Es gibt kei­ne Ver­pflich­tung ei­nes Käu­fers, zur Ent­las­tung des Ver­käu­fers von mög­li­chen Ge­währ­leis­tungs­pflich­ten ei­ne Sach­ver­si­che­rung ab­zu­schlie­ßen.

2. Die Be­ru­fung der Klä­ge­rin ist be­grün­det.

a) Die Be­klag­te ist auch zur Ent­schä­di­gung des Nut­zungs­aus­falls ver­pflich­tet. Dies folgt nicht aus dem Ge­sicht­punkt des Ver­zugs, viel­mehr han­delt es sich um ei­nen Scha­dens­er­satz­an­spruch aus §§ 280, 281 BGB (vgl. Rein­king Eg­gert, Der Au­to­kauf, 9. Aufl., Rn. 1506 ff., 1518). Die­sem steht auch der Rück­tritt vom Kauf­ver­trag nicht ent­ge­gen (vgl. … BGH, Urt. v. 28.11.2007 – VI­II ZR 16/07, ZIP 2008,319) …

Der BGH hat, wie sich schon aus dem Leit­satz Nr. 1 er­gibt, aus­drück­lich ent­schie­den, durch den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag wer­de ein An­spruch auf Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung auch in­so­weit nicht aus­ge­schlos­sen, als es um den Er­satz ei­nes Nut­zungs­aus­fall­scha­dens geht, der da­durch ent­stan­den ist, dass dem Käu­fer in­fol­ge des Man­gels der Kauf­sa­che de­ren Nut­zung ent­geht. Dies gel­te auch für ei­nen in­fol­ge der Rück­ga­be der man­gel­haf­ten Sa­che ent­stan­de­nen Nut­zungs­aus­fall. Eben die­se Vor­aus­set­zun­gen lie­gen hier vor.

Wenn der BGH al­ler­dings in der dor­ti­gen Ent­schei­dung den An­spruch auf Nut­zungs­aus­fall gleich­wohl ver­sagt hat, so nur des­halb, weil die Klä­ge­rin das Fahr­zeug, un­ab­hän­gig von dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Man­gel, auf den sie den Rück­tritt ge­stützt hat­te, nicht mehr nut­zen konn­te, weil es näm­lich bei ihr ei­nen un­ver­schul­de­ten Un­fall er­lit­ten hat­te, so­dass der Wa­gen nicht mehr fahr­be­reit war. Die Klä­ge­rin in dem dor­ti­gen Fall hat­te da­von ab­ge­se­hen, den Un­fall­scha­den zu re­pa­rie­ren und das Fahr­zeug da­durch wie­der fahr­be­reit zu ma­chen. Im Hin­blick auf die­se Um­stän­de hat der BGH aus­ge­führt, dass dann, wenn man trotz der feh­len­den Nut­zungs­mög­lich­keit auf Grund des ei­ge­nen Un­falls der dor­ti­gen Klä­ge­rin ei­nen Nut­zungs­aus­fall­an­spruch be­ja­hen woll­te, je­den­falls die er­spar­ten Re­pa­ra­tur­kos­ten ge­gen zu rech­nen wä­ren. Da die­se hö­her sei­en als die in dem dor­ti­gen Fall be­an­spruch­ten Miet­wa­gen­kos­ten, blei­be letzt­lich ein er­satz­fä­hi­ger Scha­den nicht üb­rig. An­dern­falls stün­de die dor­ti­ge Klä­ge­rin we­gen des für die Scha­dens­er­satz­pflicht der Be­klag­ten ur­säch­li­chen Man­gels bes­ser, als sie stün­de, wenn das ver­kauf­te Fahr­zeug man­gel­frei wä­re.

Wie sich den zi­tier­ten Aus­füh­run­gen des BGH so­mit ein­deu­tig ent­neh­men lässt, ist der Nut­zungs­aus­fall­ent­schä­di­gungs­an­spruch nur aus­nahms­wei­se des­halb ent­fal­len, weil das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug auf­grund ei­nes an­der­wei­ti­gen Ver­kehrs­un­falls be­schä­digt und nicht mehr fahr­be­reit war, mit­hin nicht ge­nutzt wer­den konn­te und zur Wie­der­her­stel­lung der Nut­zungs­mög­lich­keit Re­pa­ra­tur­kos­ten in ei­ner die be­gehr­te Nut­zungs­aus­fall­ent­schä­di­gung über­stei­gen­den Hö­he er­for­der­lich ge­we­sen wä­ren. Ein der­ar­ti­ger Aus­nah­me­fall ist im vor­lie­gen­den Sach­ver­halt aber ge­ra­de nicht ge­ge­ben.

Wenn der BGH im Hin­blick auf die er­spar­ten Re­pa­ra­tur­kos­ten in dem dor­ti­gen Fall auf den all­ge­mei­nen Grund­satz hin­weist, dass die Be­klag­te we­gen des ur­säch­li­chen Man­gels nicht bes­ser ste­hen dür­fe, als sie stün­de, wenn das ver­kauf­te Fahr­zeug man­gel­frei ge­we­sen wä­re, so be­zieht sich dies al­lein auf die er­spar­ten Re­pa­ra­tur­kos­ten, um das Fahr­zeug wie­der nut­zungs­fä­hig zu ma­chen. Dem­ge­gen­über kann hier­aus nicht ab­ge­lei­tet wer­den, im vor­lie­gen­den Fall ha­be die Klä­ge­rin 3.000 € ge­zahlt und er­hal­te die­sen Kauf­preis zu­rück. Wür­de sie zu­sätz­lich ei­ne Nut­zungs­ent­schä­di­gung be­kom­men, sei sie dop­pelt be­güns­tigt, was nach der zi­tier­ten BGH-Ent­schei­dung ge­ra­de nicht sein dür­fe.

Hier han­delt es sich wohl um ei­nen Ge­dan­ken­feh­ler der Be­klag­ten. Wä­re das Au­to man­gel­frei ge­we­sen, hät­te die Klä­ge­rin es näm­lich nut­zen kön­nen. Tat­säch­lich war das Fahr­zeug je­doch man­gel­haft, ist im Mo­tor­raum aus­ge­brannt und konn­te an­schlie­ßend nicht mehr ge­nutzt wer­den. Da­mit ist der Klä­ge­rin ab die­sem Zeit­punkt die Nut­zungs­mög­lich­keit ge­nom­men wor­den. Sie ist al­so nicht dop­pelt be­güns­tigt, son­dern es wird ihr le­dig­lich Wert­er­satz da­für zu­ge­bil­ligt, dass ihr die Nut­zungs­mög­lich­keit, die sie beim man­gel­frei­en Fahr­zeug ge­habt hät­te, ge­nom­men wor­den ist.

Trä­fe die Sicht­wei­se der Be­klag­ten hin­sicht­lich ei­ner Dop­pel­be­güns­ti­gung zu, müss­te im Üb­ri­gen in je­dem Rück­ab­wick­lungs­fall ein An­spruch auf Nut­zungs­aus­fall­ent­schä­di­gung aus­ge­schlos­sen sein. Der BGH hät­te dann kei­nen Grund ge­habt, die grund­sätz­li­che Mög­lich­keit ei­nes Nut­zungs­aus­fall­ent­schä­di­gungs­an­spruchs im Fal­le des Rück­tritts vom Ver­trag in sei­nem Leit­satz Nr. 1 her­aus­zu­stel­len so­wie in­so­weit be­reits vor der Ver­öf­fent­li­chung sei­nes Ur­teils ei­ne Mit­tei­lung der Pres­se­stel­le des BGH (Nr. 180/2007) zu ver­an­las­sen. Schon die­se Über­le­gung zeigt, dass die Be­klag­te mit ih­ren Ein­wän­den nicht Recht ha­ben kann, son­dern das ak­tu­el­le BGH-Ur­teil falsch in­ter­pre­tiert.

b) Der Um­fang des An­spruchs be­misst sich nach der Recht­spre­chung des Se­nats nach dem Zeit­raum, den die Klä­ge­rin be­nö­tigt hät­te, um ein Er­satz­fahr­zeug an­zu­schaf­fen. An­ge­sichts des stän­di­gen Über­an­ge­bots auf dem Ge­braucht­wa­gen­markt und un­ter Be­ach­tung der je­dem Ge­schä­dig­ten ob­lie­gen­den Scha­dens­min­de­rungs­pflicht – dass die­se hier mit der ur­sprüng­li­chen For­de­rung in Hö­he von 9.374 € nicht be­ach­tet ist, zeigt schon die wirt­schaft­li­che Re­la­ti­on zum Haupt­scha­den von 3.000 € – ist in­so­weit re­gel­mä­ßig nur von ei­nem Zeit­raum von ei­ner Wo­che bis zu zehn Ta­gen aus­zu­ge­hen. Dies gilt je­den­falls dann, wenn nicht be­son­de­re Grün­de da­für vor­lie­gen, dass ein län­ge­rer Zeit­raum be­nö­tigt wird.

Sol­che Grün­de lie­gen hier vor, so dass der An­spruch zwar nicht für den ge­sam­ten von der Klä­ge­rin ur­sprüng­lich gel­tend ge­mach­ten Zeit­raum be­steht, wohl aber … für ins­ge­samt vier Wo­chen. Aus dem Vor­trag der Klä­ge­rin folgt näm­lich, dass sie fi­nan­zi­ell in be­eng­ten Ver­hält­nis­sen lebt. Da sie zu­dem ge­ra­de zwei Mo­na­te vor dem Scha­dens­fall den Kauf­preis von 3.000 € hat­te fi­nan­zie­ren müs­sen, liegt es auf der Hand, dass sie Schwie­rig­kei­ten mit der er­neu­ten Fi­nan­zie­rung ei­nes Er­satz­fahr­zeugs hat­te und erst ein­mal ab­war­ten woll­te, ob die Be­klag­te zur Rück­erstat­tung des Kauf­prei­ses be­reit sei, so­dass sie nicht ge­zwun­gen ge­we­sen wä­re, ei­ne Fremd­fi­nan­zie­rungs­mög­lich­keit zu su­chen und in An­spruch zu neh­men. In­so­weit hat­te sie ei­ne Frist bis zum 31.08.2006 ge­setzt, die sie un­ter den ge­ge­be­nen Um­stän­den zu­nächst ab­war­ten durf­te, je­doch zur Markt­be­ob­ach­tung be­reits hät­te nut­zen müs­sen, zu­mal fest­stand, dass das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug zer­stört war und auf je­den Fall ein Er­satz­fahr­zeug be­nö­tigt wur­de.

Nach­dem die ge­nann­te Frist er­geb­nis­los ver­stri­chen war, muss­te die Klä­ge­rin sich dann in­ten­siv um die tat­säch­li­che An­schaf­fung des Er­satz­fahr­zeugs be­mü­hen. Hier­für sieht der Se­nat ei­ne Frist von wei­te­ren 15 Ta­gen als an­ge­mes­sen an. Da­bei trägt der Se­nat dem Um­stand Rech­nung, dass es trotz des ein­gangs er­wähn­ten Über­an­ge­bots auf dem Ge­brauch­wa­gen­markt nicht leicht sein dürf­te, für 3.000 € ein groß­vo­lu­mi­ges, fa­mi­li­en­taug­li­ches Fahr­zeug wie den zer­stör­ten Ford Ga­la­xy (2,8 l) zu fin­den. An­de­rer­seits konn­te und muss­te sich die Klä­ge­rin, wie be­reits dar­ge­legt, von vorn­her­ein auf den in je­dem Fall er­for­der­li­chen Kauf ei­nes an­de­ren Wa­gens ein­stel­len. Die hier zu­ge­bil­lig­te Ge­samt­frist von vier Wo­chen ab dem Scha­dens­tag trägt al­len ge­nann­ten Um­stän­den des hier vor­lie­gen­den Ein­zel­fal­les un­ter An­le­gung ei­nes le­bens­na­hen Maß­stabs an­ge­mes­sen Rech­nung.

Der Ta­ges­satz von 43 € ist schließ­lich von der Klä­ge­rin zu­tref­fend er­mit­telt wor­den. Die Klä­ge­rin hat sich auf die Ta­bel­le von San­den/Dan­ner be­zo­gen, wo­nach der Ford Ga­la­xy in Grup­pe „G“ mit ei­nem täg­li­chen Nut­zungs­aus­fall von 59 € ein­ge­stuft wird. Sie hat so­dann im Hin­blick auf das Al­ter des Fahr­zeugs von zehn Jah­ren ei­ne zwei­fa­che Her­ab­stu­fung in die Grup­pe „E“ mit ei­nem Ta­gesatz von 43 € vor­ge­nom­men. Die­ser An­satz ist an­ge­mes­sen. Er ent­spricht den Kri­te­ri­en, die sich in der Recht­spre­chung in­so­weit all­ge­mein her­aus­ge­bil­det ha­ben …

PDF er­stel­len