1. Zu den recht­li­chen und tech­ni­schen Grund­la­gen und den er­for­der­li­chen Vor­be­rei­tungs­maß­nah­men so­wie zur Durch­füh­rung ei­ner der EG-Richt­li­nie ent­spre­chen­den Er­mitt­lung des Kraft­stoff­ver­brauchs ei­nes Fahr­zeugs.
  2. Wird bei ei­nem Neu­wa­gen­kauf in ei­nem tech­ni­schen Da­ten­blatt der Kraft­stoff­ver­brauch in Li­ter pro 100 km nach der Richt­li­nie 1999/100/EG dar­ge­stellt, so be­deu­tet dies nicht, dass die­se Wer­te in der täg­li­chen Fahr­pra­xis er­reich­bar sein müs­sen.
  3. Das Un­ter­las­sen ei­nes Hin­wei­ses auf die Be­son­der­hei­ten des nach der EG-Richt­li­nie er­mit­tel­ten Kraft­stoff­ver­brauchs und die Un­ter­schie­de zum Kraft­stoff­ver­brauch in der täg­li­chen Pra­xis be­grün­det kei­ne Haf­tung des Neu­wa­gen­ver­käu­fers.

OLG Karls­ru­he, Ur­teil vom 01.02.2008 – 1 U 97/07

Sach­ver­halt: Der Klä­ger ver­langt die Rück­ab­wick­lung ei­nes Kauf­ver­trags über ein neu­es Kraft­fahr­zeug. Er hat mit Ver­trag vom 19.05.2006 ei­nen Trans­por­ter ge­least, den er zu­vor bei der Be­klag­ten aus­ge­sucht und be­stellt hat­te. Die Lea­sing­ge­be­rin hat im Lea­sing­ver­trag sämt­li­che Män­gel- und Ga­ran­tie­an­sprü­che an den Klä­ger ab­ge­tre­ten; die­ser hat die Ab­tre­tung an­ge­nom­men.

Die Lea­sing­ge­be­rin hat­te das Fahr­zeug zu ei­nem Preis von 13.097,77 € brut­to von der Be­klag­ten ge­kauft. Dem Kauf­ver­trag lag un­strei­tig die tech­ni­sche Be­triebs­an­lei­tung, auch tech­ni­sches Da­ten­blatt ge­nannt, zu­grun­de. In Nr. 6 „Tech­ni­sche Da­ten“ ist der Kraft­stoff­ver­brauch nach der Richt­li­nie 1999/100/EG wie folgt an­ge­ge­ben: in­ner­städ­tisch 6,6–6,8 l/100 km, au­ßer­städ­tisch: 4,4–4,6 l/100 km, ge­samt: 5,2–5,4 l/100 km. Dar­un­ter be­fin­det sich der Hin­weis:

„Al­le Wer­te be­zie­hen sich auf das EU-Ba­sis­mo­dell mit se­ri­en­mä­ßi­ger Aus­stat­tung. Die Ver­brauch­ser­mitt­lung nach Richt­li­nie 1999/100/EG be­rück­sich­tigt das in Über­ein­stim­mung mit die­ser Vor­schrift fest­ge­leg­te Fahr­zeugleer­ge­wicht. Zu­sätz­li­che Aus­stat­tun­gen kön­nen zu ge­ring­fü­gig hö­he­ren als den an­ge­ge­be­nen Ver­brauchs- so­wie CO2-Wer­ten füh­ren. Sie kön­nen au­ßer­dem das Leer­ge­wicht und in man­chen Fäl­len auch die zu­läs­si­gen Achs­las­ten so­wie das zu­läs­si­ge Ge­samt­ge­wicht er­hö­hen bzw. die zu­läs­si­ge An­hän­ge­last re­du­zie­ren. Folg­lich kön­nen sie die Höchst­ge­schwin­dig­keit ver­min­dern und die Be­schleu­ni­gungs­zeit er­hö­hen. Die an­ge­ge­be­nen Fahr­leis­tun­gen sind er­reich­bar bei Leer­ge­wicht (oh­ne Fah­rer) plus 200 kg Zu­la­dung.“

Das Fahr­zeug wur­de am 13.07.2006 aus­ge­lie­fert. Nach et­wa 700 Ki­lo­me­tern hat der Klä­ger den Kraft­stoff­ver­brauch ge­tes­tet und als zu hoch emp­fun­den. Mit Schrei­ben vom 25.08.2006 teil­te der Klä­ger der Be­klag­ten mit, dass der Kraft­stoff­ver­brauch 20 % über den an­ge­ge­be­nen Wer­ten lie­ge. Mit Schrei­ben vom 27.10.2006 wur­de die Be­klag­te zur Nach­er­fül­lung auf­ge­for­dert. Die Be­klag­te teil­te mit Schrei­ben vom 06.11.2006 mit, dass der Kraft­stoff­ver­brauch in der zu­läs­si­gen To­le­ranz lie­ge. Hier­auf er­klär­te der Klä­ger mit An­walts­schrei­ben vom 09.11.2006 den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag, den die Be­klag­te am 16.11.2006 ab­lehn­te.

Mit Ur­teil vom 05.04.2007 hat das Land­ge­richt die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Die Be­ru­fung des Klä­gers hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: II. … Die Be­ru­fung ist zu­läs­sig, hat in der Sa­che je­doch kei­nen Er­folg. Zu Recht hat das Land­ge­richt die Kla­ge ab­ge­wie­sen.

Der Klä­ger ist nicht wirk­sam vom Kauf­ver­trag zu­rück­ge­tre­ten (§§ 437 Nr. 2, 440, 323, 326 V BGB), so­dass ihm ein Recht auf Rück­ab­wick­lung nach § 346 BGB nicht zu­steht. Der Klä­ger ver­moch­te nicht zu be­wei­sen, dass das von ihm ge­leas­te Fahr­zeug ei­nen Sach­man­gel ge­mäß § 434 BGB auf­weist.

Der mit der Schuld­rechts­mo­der­ni­sie­rung ein­ge­führ­te neue Sach­man­gel­be­griff stellt for­mal nicht mehr auf Feh­ler und das Feh­len zu­ge­si­cher­ter Ei­gen­schaf­ten ab, son­dern auf die ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit (und nur, wenn ei­ne sol­che Ver­ein­ba­rung fehlt, auf ob­jek­ti­ve Um­stän­de [vgl. hier­zu auch Pa­landt/Wei­den­kaff, BGB, 67. Aufl. § 434 Rn. 1 m. w. Nachw.]). Ein Sach­man­gel liegt so­mit un­ter an­de­rem dann vor, wenn das er­wor­be­ne Neu­fahr­zeug bei Ge­fahr­über­gang nicht die ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit hat. Be­schaf­fen­heit ist hier­bei mit dem tat­säch­li­chen Zu­stand der Sa­che gleich­zu­set­zen. Das um­fasst die der Sa­che an­haf­ten­den Ei­gen­schaf­ten wie zum Bei­spiel Mo­tor­kraft, Höchst­ge­schwin­dig­keit oder En­er­gie- bzw. Kraft­stoff­ver­brauch (z. B. OLG Mün­chen, NJW 1987, 3012; OLG Zwei­brü­cken, DAR 1984, 87, zum al­ten Kauf­recht). Hier­an hat sich durch die Neu­re­ge­lung des Schuld­rechts nichts ge­än­dert. Ver­ein­bart ist die Be­schaf­fen­heit, wenn der In­halt des Kauf­ver­trags von vorn­her­ein oder nach­träg­lich die Pflicht des Ver­käu­fers be­stimmt, die ge­kauf­te Sa­che in dem Zu­stand zu über­eig­nen und zu über­ge­ben, wie ih­re Be­schaf­fen­heit im Ver­trag fest­ge­legt ist.

1. Un­strei­tig lag den Kauf­ver­trags­ver­hand­lun­gen das tech­ni­sche Da­ten­blatt zu­grun­de, in wel­chem sich An­ga­ben zum Kraft­stoff­ver­brauch fin­den, so­dass von ei­ner Ver­ein­ba­rung aus­zu­ge­hen ist. Ver­ein­bart wa­ren im kon­kre­ten Fall die Da­ten im tech­ni­schen Da­ten­blatt so, wie sie nach der dort er­wähn­ten EG-Richt­li­nie er­rech­net wur­den. Es fin­det sich näm­lich der Hin­weis: „Die Ver­brauch­ser­mitt­lung nach Richt­li­ni­en 1999/100/EG …“. Da­mit wur­den die Ver­brauchs­zah­len Ver­trags­in­halt, die mit­tels der in der Richt­li­nie 1999/100/EG nor­mier­ten Mess­me­tho­de – das heißt im La­bor­ver­such – er­mit­telt wur­den. Dem Klä­ger als Er­klä­rungs­emp­fän­ger war da­mit je­den­falls er­kenn­bar, dass die Her­stel­ler­an­ga­ben auf ei­ner ver­ob­jek­ti­vie­ren­den Grund­la­ge be­ru­hen, und dass sich der bei der in­di­vi­du­el­len Fahr­wei­se er­ziel­te Kraft­stoff­ver­brauch mit den an­ge­ge­be­nen Wer­ten nicht de­cken muss­te (vgl. hier­zu BGH, Urt. v. 18.06.1997 – VI­II ZR 52/96, BGHZ 136, 94). Auf den tat­säch­li­chen Kraft­stoff­ver­brauch im nor­ma­len Be­trieb kann da­her ent­ge­gen der An­sicht des Klä­gers nicht ab­ge­stellt wer­den, auch wenn der Käu­fer ei­nes Neu­wa­gens mehr an den An­ga­ben über den tat­säch­li­chen Kraft­stoff­ver­brauch in­ter­es­siert sein mag (vgl. BGH, Urt. v. 18.06.1997 – VI­II ZR 52/96, BGHZ 136, 94).

Der Klä­ger hat nicht be­haup­tet und un­ter Be­weis ge­stellt, dass die Kauf­ver­trags­par­tei­en ent­ge­gen dem Wort­laut des Ver­trags – ge­ge­be­nen­falls münd­lich – tat­säch­li­che Ver­brauchs­wer­te zu­grun­de ge­legt ha­ben und nicht – wie au­gen­schein­lich – La­bor­wer­te nach der EG-Richt­li­nie. Selbst wenn der Klä­ger, wie er be­haup­tet, bzw. die Lea­sing­ge­sell­schaft als Kauf­ver­trags­part­ne­rin über die Funk­ti­on der EG-Richt­li­nie nicht auf­ge­klärt wur­de, kann dies nicht da­zu füh­ren, die der Be­klag­ten zu­zu­rech­nen­den Er­klä­run­gen in ei­nem mit dem er­kenn­bar Ge­woll­ten un­ver­ein­ba­ren Sin­ne aus­zu­le­gen. Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Klä­gers schul­de­te die Be­klag­te nicht – trotz ih­res Hin­wei­ses auf die Ver­brauch­ser­mitt­lung nach der EG-Richt­li­nie – die Aus­lie­fe­rung ei­nes Fahr­zeugs, das die ge­nann­ten Wer­te in der Pra­xis auch tat­säch­lich er­zielt.

2. Es kommt al­so nicht dar­auf an, ob das Fahr­zeug im täg­li­chen Ge­brauch ei­nen hö­he­ren Kraft­stoff­ver­brauch hat als im tech­ni­schen Da­ten­blatt aus­ge­wie­sen, son­dern dar­auf, ob das Fahr­zeug un­ter Zu­grun­de­le­gung der in der EG-Richt­li­nie nor­mier­ten Mess­me­tho­de ei­nen hö­he­ren Kraft­stoff­ver­brauch als an­ge­ge­ben auf­weist. Das Er­geb­nis der im Be­ru­fungs­ver­fah­ren hier­zu durch­ge­führ­ten Be­weis­auf­nah­me hat un­ter­stri­chen, dass der Klä­ger nicht zum Rück­tritt vom Kauf­ver­trag be­rech­tigt war und ist.

Der Klä­ger be­haup­te­te, der Kraft­stoff­ver­brauch des Fahr­zeugs lie­ge um 20 % über den Pro­spekt­an­ga­ben, die wie folgt lau­ten: in­ner­städ­tisch: 6,6–6,8 l/100 km, au­ßer­städ­tisch: 4,4–4,6 l/100 km, ge­samt: 5,2–5,4 l/100 km. Über die­se Be­haup­tung wur­de auf An­trag des Klä­gers ge­mäß § 358a ZPO Be­weis er­ho­ben durch Ein­ho­lung ei­nes Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­tens. Dem Sach­ver­stän­di­gen wur­de auf­ge­ge­ben, den Ver­brauch des ge­nann­ten Fahr­zeugs durch Mes­sun­gen nach Maß­ga­be der Richt­li­nie 80/1268/EWG in der Fas­sung der Richt­li­nie 1999/100/EG zu er­mit­teln. Auf der Grund­la­ge der Fest­stel­lun­gen und Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen steht zur Über­zeu­gung des Ge­richts fest:

a) Grund­la­gen

In der Eu­ro­päi­schen Uni­on er­folgt seit dem 01.01.1996 die Er­mitt­lung des Kraft­stoff­ver­brauchs von Kraft­fahr­zeu­gen nach der EG-Richt­li­nie 80/1268/EWG in ver­schie­de­nen Fas­sun­gen ent­spre­chend der er­for­der­li­chen An­pas­sung der Wei­ter­ent­wick­lung der Fahr­zeu­ge. Hier­zu wer­den mit dem zu mes­sen­den Fahr­zeug ein ge­norm­ter und eng de­fi­nier­ter Fahr­zy­klus auf ei­nem Rol­len­prüf­stand ab­ge­fah­ren und die Ab­gas­emis­si­on ge­mes­sen. Über die ge­mes­se­ne Ab­gas­emis­si­on wird der Kraft­stoff­ver­brauch be­rech­net. Der Fahr­zy­klus und die Vor­ge­hens­wei­se bei der Mes­sung selbst ist in der An­la­ge 1 des An­hangs III der Richt­li­nie 91/441/EWG be­schrie­ben.

Vor der ei­gent­li­chen Kraft­stoff­ver­brauchs­mes­sung wer­den die Fahrt­wi­der­stän­de (Roll- und Luft­wi­der­stand des Fahr­zeugs) auf der Stra­ße ex­akt er­mit­telt und do­ku­men­tiert. Die­se meist vom Her­stel­ler er­mit­tel­ten Wer­te wer­den auf den Rol­len­prüf­stand über­tra­gen und dort vor Be­ginn der Mes­sung noch­mals über­prüft. Der durch­zu­füh­ren­de Fahr­zy­klus be­steht aus ei­nem Ci­ty-Zy­klus (städ­ti­sche Be­din­gun­gen) und ei­nem Über­land-Zy­klus (au­ßer­städ­ti­schen Be­din­gun­gen). Das Ge­samt­er­geb­nis be­rech­net sich un­ter der Be­rück­sich­ti­gung der zu­rück­ge­leg­ten Fahrt­stre­cken des in­ner­orts- und au­ßer­orts­be­zo­ge­nen Fahr­zy­klus.

Die bei den Mes­sun­gen vor­herr­schen­de Um­ge­bungs­tem­pe­ra­tur ist vor­ge­ge­ben und wird bei den Mes­sun­gen über­prüft. Kalt­start­be­din­gun­gen und Be­schleu­ni­gun­gen und Ver­zö­ge­run­gen wer­den er­fasst und ent­spre­chend in­ter­po­liert. Die recht­lich ver­bind­li­chen Kraft­stoff­ver­brauchs­mes­sun­gen wer­den von Prüf­la­bo­ra­to­ri­en durch­ge­führt, die von dem Kraft­fahrt­bun­des­amt zer­ti­fi­ziert sein müs­sen.

Be­züg­lich des Rea­li­täts­be­zu­ges des ge­norm­ten Fahr­zy­klus­ses auf dem Rol­len­prüf­stand gilt Fol­gen­des: Der durch­zu­füh­ren­de Fahr­zy­klus rea­li­siert re­pro­du­zier­ba­re und ver­gleich­ba­re Er­geb­nis­se, die aus Sicht der Fahr­zeug­her­stel­ler Ent­wick­lungs­si­cher­heit bie­ten. Auch zur Durch­füh­rung von Dia­gno­sen ist der vor­ge­ge­be­ne Fahr­zy­klus re­le­vant, da wäh­rend des Fahr­zy­klus­ses Dia­gno­sen zu ei­nem vor­ge­ge­be­nen Er­geb­nis kom­men müs­sen. Die ge­norm­ten Fahr­zy­klen sol­len Durch­schnitts­pro­fi­le dar­stel­len, um die Fahr­zeu­ge un­ter­ein­an­der re­spek­ti­ve von Pro­spekt zu Pro­spekt ver­glei­chen zu kön­nen. Ei­ne Über­ein­stim­mung mit dem Nut­zungs­pro­fil des Kun­den ist in den meis­ten Fäl­len nicht ge­ge­ben, ins­be­son­de­re dann, wenn vie­le Kurz­stre­cken und Stadt­ver­kehr auf­tre­ten oder ein gro­ßer An­teil der Fahrt­stre­cken auf Au­to­bah­nen in ho­her Ge­schwin­dig­keit zu­rück­ge­legt wird. Wei­ter­hin ist zu be­ach­ten, dass die Zu­nah­me der elek­tri­schen An­trie­be und Ein­rich­tun­gen zur Er­hö­hung des Kom­forts in den Fahr­zeu­gen und Ein­rich­tun­gen, die der Si­cher­heit und der Un­ter­hal­tung die­nen, Ein­fluss auf den Ver­brauch aus­üben und so­mit die Pro­spekt­an­ga­ben im rea­len Be­trieb nur schwer er­reich­bar sind. In­ner­halb der durch­zu­füh­ren­den Fahr­zy­klen wer­den Zu­satz­ver­brau­cher wie zum Bei­spiel die Kli­ma­an­la­ge nicht be­rück­sich­tigt.

b) Bei dem der Prü­fung un­ter­zo­ge­nen streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeug han­delt es sich um fol­gen­den Typ: … Kraft­stof­fart: Die­sel … Der Kraft­stoff­ver­brauch be­läuft sich nach Her­stel­ler­an­ga­ben auf städ­tisch 6,6 l/100 km, au­ßer­städ­tisch 4,4 l/100 km, ge­samt 5,2 l/100 km. Die­se Wer­te wur­den der Be­triebs­an­lei­tung des Fahr­zeu­ges ent­nom­men. Ge­ring­fü­gig ab­wei­chend er­ge­ben sich die Wer­te aus dem Pro­spekt des Fahr­zeu­ges wie folgt: …

c) Vor­be­rei­tun­gen

Als Grund­la­ge für die mit dem Fahr­zeug durch­zu­füh­ren­den La­bor­mes­sun­gen zählt aus tech­ni­scher Sicht die wei­test­ge­hen­de Über­ein­stim­mung des Fahr­zeu­ges mit den Her­stel­ler­vor­schrif­ten. Um dies zu ge­währ­leis­ten, ist die Durch­füh­rung ei­nes War­tungs­diens­tes ein­schließ­lich al­ler hier­bei er­for­der­li­chen Prüfar­bei­ten vor den Mes­sun­gen er­for­der­lich. Ge­gen­stand des War­tungs­diens­tes ist wei­ter­hin das Er­neu­ern ver­schie­de­ner Ver­schleiß­tei­le wie bei­spiels­wei­se der Fil­ter­ele­men­te. Hier­durch soll tech­nisch fol­ge­rich­tig aus­ge­schlos­sen wer­den, dass ei­ne Be­ein­flus­sung der Ver­brauchs­da­ten durch man­gel­haf­te War­tung des Fahr­zeu­ges statt­fin­den kann. Als wei­te­rer Be­stand­teil des War­tungs­diens­tes zählt die Feh­ler­spei­cher­aus­le­se. Mo­der­ne Fahr­zeu­ge wer­den hin­sicht­lich ih­rer fahr­be­trieb­li­chen und emis­si­ons­re­le­van­ten Be­din­gun­gen durch fahr­zeug­ei­ge­ne Steu­er­ge­rä­te per­ma­nent über­wacht.

Ein von Her­stel­ler­da­ten ab­wei­chen­der Mehr­ver­brauch ei­nes Fahr­zeu­ges kann aus tech­ni­scher Sicht auch mit ei­ner Ver­än­de­rung des Ab­gas­ver­hal­tens ein­her­ge­hen und wur­de dem­entspre­chend be­rück­sich­tigt. Even­tu­el­le spo­ra­di­sche oder dau­ernd auf­tre­ten­de Feh­ler wer­den ent­spre­chend in den Spei­chern der Steu­er­ge­rä­te ab­ge­legt und kön­nen an­läss­lich des War­tungs­diens­tes in­ner­halb ei­ner Dia­gno­se aus­ge­le­sen wer­den. Mit­hin ist erst in der Kennt­nis, dass kei­ne Feh­ler ab­ge­spei­chert sind, aus tech­ni­scher Sicht von ei­ner ein­wand­frei­en Funk­ti­on des Fahr­zeug­sys­tems aus­zu­ge­hen.

Um even­tu­el­le Stör­ein­flüs­se, wie er­höh­te Fahrt­wi­der­stän­de durch das Fahr­werk eben­falls aus­schlie­ßen zu kön­nen, wur­de das Fahr­zeug im Rah­men des War­tungs­diens­tes zu­sätz­lich op­tisch ver­mes­sen. Die­se Ver­fah­rens­wei­se ge­währ­leis­tet tech­nisch aus­sa­ge­kräf­ti­ge Mess­da­ten auf Grund­la­ge ei­nes nach­voll­zieh­ba­ren ord­nungs­ge­mä­ßen Fahr­zeug­zu­stands.

d) Durch­füh­rung der Kraft­stoff­ver­brauchs­mes­sung

Die Vor­be­rei­tun­gen zu der Kraft­stoff­ver­brauchs­mes­sung um­fass­ten da­nach Ar­bei­ten zur Her­stel­lung der Über­ein­stim­mung des Fahr­zeugs mit den Her­stel­ler­vor­schrif­ten und zur Ge­währ­leis­tung des­sen ord­nungs­ge­mä­ßen Zu­stands. Nach ei­ner Um­be­tan­kung des Fahr­zeugs mit Prüf­kraft­stoff wur­den im La­bor im Vor­feld der ge­gen­ständ­li­chen Mes­sung de­fi­nier­te Fahr­zy­klen durch­fah­ren, um even­tu­ell wir­ken­de Ein­flüs­se zu mi­ni­mie­ren, die durch even­tu­ell vor­an­ge­gan­ge­ne un­üb­li­che Fahrt­vor­gän­ge nicht aus­zu­schlie­ßen sind. Die fol­gen­de ei­gent­li­che Kraft­stoff­ver­brauchs­mes­sung voll­zog sich in ei­ner Kli­ma­kam­mer nach mehr­stün­di­ger Kon­di­tio­nie­rung des Fahr­zeugs, mit­hin nach der An­pas­sung an die Vor­ga­ben be­züg­lich der Tem­pe­ra­tur­be­din­gun­gen. Die Rä­der ruh­ten auf Rol­len­prüf­stän­den, die der Er­mitt­lung der Fahr­zeug­ge­schwin­dig­keit die­nen und so­mit dem durch­füh­ren­den La­bo­rin­ge­nieur die Mög­lich­keit schaff­ten, den Fahr­zy­klus in der de­fi­nier­ten Form durch­fah­ren zu kön­nen.

Das ent­stan­de­ne Ab­gas bei der Kraft­stoff­ver­brauchs­mes­sung wur­de über die ge­sam­te Test­dau­er auf­ge­fan­gen und ana­ly­siert. Aus den ent­hal­te­nen Koh­len­stoff­ato­men wur­de über che­misch-ma­the­ma­ti­sche For­mel­zu­sam­men­hän­ge der Kraft­stoff­ver­brauch auf 1/100 Li­ter je 100 Ki­lo­me­ter ge­nau er­mit­telt. Gleich­zei­tig konn­te die Emis­si­on an Koh­len­di­oxid in Gramm je Ki­lo­me­ter be­rech­net wer­den. Erst die Über­ein­stim­mung al­ler die­ser Pa­ra­me­ter beim je­wei­li­gen Ein­zel­fahr­zeug be­wirkt dem­nach aus tech­ni­scher Sicht die Ver­gleich­bar­keit von Ver­brauchs­wer­ten ver­schie­de­ner Fahr­zeu­ge un­ter­ein­an­der, wie sie bei­spiels­wei­se in den Ver­kaufs­pro­spek­ten oder den Über­ein­stim­mungs­er­klä­run­gen an­ge­ge­ben wer­den. Die Be­stand­tei­le des Fahr­zy­klus­ses, sei­ne Still­stands-, Be­schleu­ni­gungs- und End­ge­schwin­dig­keits­wer­te in ih­rer Ab­fol­ge die­nen nicht der Re­pro­du­zier­bar­keit für den Ver­gleich mit dem Re­al­ver­kehr.

Mess­er­geb­nis­se

Die ge­mäß EWG-Richt­li­ni­en durch­ge­führ­te Kraft­stoff­ver­brauchs­mes­sung er­gab fol­gen­de auf­ge­führ­te Wer­te des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs: in­ner­städ­tisch 6,76 l/100 km, au­ßer­städ­tisch 4,47 l/100 km, ge­samt 5,31 l/100 km. Im Ver­gleich zu den Her­stel­ler- bzw. Pro­spekt­da­ten lag we­der in der in­ner­städ­ti­schen Pha­se noch in der au­ßer­städ­ti­schen Pha­se noch im Ge­samt­ver­brauch ein Mehr­ver­brauch des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs vor.

3. Selbst wenn man zu­guns­ten des Klä­gers un­ter­stel­len woll­te, dass vor­lie­gend gar kei­ne Be­schaf­fen­heit ver­ein­bart wur­de, so­dass es al­lein auf ob­jek­ti­ve Um­stän­de an­kom­men wür­de, wo­mit die An­wend­bar­keit des § 434 I 2 und 3 BGB er­öff­net wä­re, so än­der­te dies im Er­geb­nis nichts. § 434 I 3 BGB führt da­zu, dass öf­fent­li­che Äu­ße­run­gen des Her­stel­lers ei­nes Neu­fahr­zeu­ges dem Ver­käu­fer zu­re­chen­bar sein kön­nen. Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Klä­gers ent­hal­ten je­doch die „Werks­an­ga­ben“ zum Kraft­stoff­ver­brauch we­der un­rich­ti­ge noch haf­tungs­be­grün­den­de ir­re­füh­ren­de An­ga­ben. Auch wenn es si­cher­lich im Sin­ne ei­nes wei­ter­ge­hen­den Ver­brau­cher­schut­zes wün­schens­wert wä­re, wenn in deut­li­cher Form bei den An­ga­ben zum Kraft­stoff­ver­brauch auf die Be­son­der­hei­ten der Er­mitt­lung und den Un­ter­schied zum Ver­brauch in der täg­li­chen Pra­xis auf der Stra­ße hin­ge­wie­sen wür­de, so ist ein sol­cher Hin­weis doch zi­vil­recht­lich nicht un­ver­zicht­bar und sei­ne Un­ter­las­sung nicht haf­tungs­be­grün­dend. Dies gilt um­so mehr, als die Vor­schrif­ten über die An­ga­ben zum Kraft­stoff­ver­brauch und CO2-An­ga­ben sehr de­tail­liert sind und we­nig Spiel­raum zu­zu­las­sen schei­nen: Zum 01.11.2004 ist die En­er­gie­ver­brauchs-Kenn­zeich­nungs-Ver­ord­nung (Pkw-EnVKV) in Kraft ge­tre­ten. Sie schreibt vor, dass al­le Her­stel­ler, Im­por­teu­re und Händ­ler ver­pflich­tet sind, An­ga­ben über den Kraft­stoff­ver­brauch und die CO2-Em­mis­sio­nen zu ma­chen, wenn sie neue Kraft­fahr­zeu­ge aus­stel­len, zum Ver­kauf oder Lea­sing an­bie­ten oder für die­se wer­ben. Beim Kraft­stoff­ver­brauch sind die Wer­te des Test­zy­klus in­ner­orts und au­ßer­orts so­wie kom­bi­niert an­zu­ge­ben. Bei den CO2-Em­mis­sio­nen sind die An­ga­ben nur im kom­bi­nier­ten Test­zy­klus zu ma­chen.

Den An­ga­ben darf der Hin­weis hin­zu­ge­fügt wer­den, dass sie sich nicht auf ein ein­zel­nes Fahr­zeug be­zie­hen und nicht Be­stand­teil des An­ge­bots sind, son­dern al­lein Ver­gleichs­zwe­cken zwi­schen den ver­schie­de­nen Fahr­zeug­ty­pen die­nen. Weil da­mit ei­ne aus § 434 I 3 BGB dro­hen­de Haf­tung für die zu er­tei­len­den In­for­ma­tio­nen aus­ge­schlos­sen wer­den soll, wird in­des­sen die Ver­ein­bar­keit der Pkw-EnVKV mit der Ver­brauchs­gü­terkauf­richt­li­nie 1999/44/EG be­zwei­felt, wel­che die Haf­tung des Ver­käu­fers für öf­fent­lich mit­ge­teil­te Ei­gen­schaf­ten zwin­gend vor­schreibt. Zi­vil­recht­lich ent­hal­te der Hin­weis kei­ne Kor­rek­tur ei­ner un­zu­tref­fen­den In­for­ma­ti­on, son­dern sol­le al­lein de­ren recht­li­che Un­ver­bind­lich­keit be­wir­ken, was ei­ne Um­ge­hung von § 475 BGB dar­stel­le (vgl. da­zu Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 9. Aufl., Rn. 547 m. w. Nachw.).

In den An­la­gen 1 bis 4 zu § 3 I Nr. 1 Pkw-EnVKV wer­den äu­ßerst ge­nau die äu­ße­re Ge­stal­tung, Form und Grö­ße der Hin­weis­schil­der ge­re­gelt. Die Hin­weis­schil­der, die an den Fahr­zeu­gen oder in de­ren un­mit­tel­ba­rer Nä­he an­zu­brin­gen sind, müs­sen DIN A4-For­mat auf­wei­sen und ein­heit­lich wie das Form­blatt in An­la­ge 1 Ab­schnitt 2 zu § 3 I Nr. 1 Pkw-EnVKV ge­stal­tet sein. Dar­über hin­aus muss am Ver­kaufs­ort (Aus­stel­lungs­raum und ge­ge­be­nen­falls auch Frei­flä­che) deut­lich sicht­bar ein Aus­hang an­ge­bracht wer­den, in dem die Wer­te al­ler im Be­trieb aus­ge­stell­ten oder über den Be­trieb be­zieh­ba­ren neu­en Kraft­fahr­zeu­ge auf­ge­lis­tet wer­den. Wei­ter­hin ist in­ter­es­sier­ten Kun­den ein so­ge­nann­ter Leit­fa­den zu den Ver­brauchs- und Emis­si­ons­wer­ten al­ler Mo­del­le neu­er Pkw, die in Deutsch­land an­ge­bo­ten oder aus­ge­stellt wer­den, kos­ten­los zur Ver­fü­gung zu stel­len. Die­ser Leit­fa­den ist min­des­tens ein­mal jähr­lich von den Her­stel­lern zu ak­tua­li­sie­ren. An­ga­ben in der Wer­bung müs­sen auch für ei­nen flüch­ti­gen Le­ser leicht ver­ständ­lich, gut les­bar und nicht we­ni­ger her­vor­ge­ho­ben sein als der Haupt­teil der Wer­be­bot­schaft. Ein Hin­weis durch „Stern­chen“ ge­nügt nicht. Ver­stö­ße wer­den ge­mäß § 7 Pkw-EnVKV als Ord­nungs­wid­rig­kei­ten ge­ahn­det. Die von der Pkw-EnVKV vor­ge­schrie­be­nen An­ga­ben ha­ben ei­nen wett­be­werbs­re­le­van­ten Wert­ge­halt. Wer die An­ga­be­pflich­ten miss­ach­tet, muss da­mit rech­nen, auf Un­ter­las­sung und Scha­dens­er­satz in An­spruch ge­nom­men zu wer­den. Mit sol­chen An­sprü­chen wur­den ah­nungs­lo­se Händ­ler als­bald nach In­kraft­tre­ten der Ver­ord­nung kon­fron­tiert, weil sie sich noch nicht dar­auf ein­ge­stellt hat­ten. Ih­nen stand § 8 Pkw-EnVKV zur Sei­te, der ei­ne Schon­frist von drei Mo­na­ten für die Wei­ter­ver­wen­dung vor­han­de­nen Wer­be­ma­te­ri­als zu­bil­lig­te (Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 547).

Un­ter die­sen Ge­ge­ben­hei­ten ist es je­den­falls im Hin­blick auf die kauf­ver­trag­li­che Haf­tung nicht zu be­an­stan­den, wenn Händ­ler und Her­stel­ler auf ei­ne frei­wil­li­ge nä­he­re Er­läu­te­rung ih­rer An­ga­ben zu Kraft­stoff­ver­brauch und CO2-Ge­halt ver­zich­ten. Die An­ga­be des nach der Richt­li­nie er­mit­tel­ten Ver­brauchs ist für den Ver­brau­cher auch nicht völ­lig wert­los. Zwar muss er da­mit rech­nen, dass der tat­säch­li­che Ver­brauch er­heb­lich hö­her liegt. Das Mess­ver­fah­ren er­mög­licht es ihm aber, ver­schie­de­ne in­fra­ge kom­men­de Mo­del­le auf ob­jek­ti­vier­ter Ba­sis zu ver­glei­chen und sich für das­je­ni­ge Mo­dell zu ent­schei­den, das den ge­rings­ten Ver­brauch auf­weist.

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