1. Dass ein Neu­wa­gen die Emis­si­ons­grenz­wer­te ei­ner be­stimm­ten Ab­gas­norm (hier: der Eu­ro-4-Ab­gas­norm) ein­hält und des­halb Steu­er­ver­güns­ti­gun­gen ge­nießt, kann In­halt ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung (§ 434 I 1 BGB) sein.
  2. Der Man­gel, der dar­in be­steht, dass ein Neu­wa­gen – ent­ge­gen ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung i. S. von § 434 I 1 BGB nicht die An­for­de­run­gen der Eu­ro-4-Ab­gas­norm, son­dern le­dig­lich der Eu­ro-3-Ab­gas­norm er­füllt, ist grund­sätz­lich je­den­falls dann ge­ring­fü­gig i. S. von § 323 V 2 BGB, wenn dem Hal­ter Steu­er­ver­güns­ti­gun­gen in Hö­he von le­dig­lich 0,85 % des Kauf­prei­ses ent­ge­hen und sich der Man­gel auch nicht ne­ga­tiv auf die Wie­der­ver­käuf­lich­keit des Fahr­zeugs aus­wir­ken kann, weil es sich um ein Lea­sing­fahr­zeug han­delt.
  3. Die in der Lie­fe­rung ei­nes be­züg­lich der Ab­gas­norm man­gel­haf­ten Fahr­zeugs lie­gen­de Pflicht­ver­let­zung des Ver­käu­fers ist al­ler­dings dann nicht un­er­heb­lich i. S. von § 323 V 2 BGB, wenn der Ver­käu­fer den Käu­fer hin­sicht­lich der Ab­gas­norm – wo­für schon ei­ne Er­klä­rung „ins Blaue hin­ein“ ge­nügt – arg­lis­tig ge­täuscht hat. Denn wird ein Kauf­ver­trag durch das arg­lis­ti­ge Ver­hal­ten ei­ner Par­tei her­bei­ge­führt, so ver­dient de­ren Ver­trau­en in den Be­stand des Rechts­ge­schäfts kei­nen Schutz. In ei­nem sol­chen Fall bleibt es des­halb bei den Grund­satz (§ 323 I BGB), dass bei ei­ner man­gel­haf­ten Leis­tung das In­ter­es­se des Gläu­bi­gers an ei­ner Rück­ab­wick­lung des Ver­trags hö­her zu be­wer­ten ist als das In­ter­es­se des Schuld­ners am Be­stand des Ver­trags (im An­schluss an BGH, Urt. v. 24.03.2006 – V ZR 173/05, BGHZ 167, 19 Rn. 12f.).

OLG Bran­den­burg, Ur­teil vom 14.02.2007 – 13 U 92/06

Sach­ver­halt: Der Klä­ger be­gehr­te von den Be­klag­ten die Rück­ab­wick­lung ei­nes Kauf­ver­trags über ei­nen Fi­at Doblò. Die­ses Fahr­zeug wur­de dem Klä­ger auf­grund ei­nes am 25.08.2004 mit der F-Lea­sing GmbH ge­schlos­se­nen Lea­sing­ver­trags über­las­sen, nach­dem er es am 22.03.2004 bei der Be­klag­ten zu 1 als Lea­sing­fahr­zeug be­stellt hat­te.

Das Land­ge­richt hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Zur Be­grün­dung hat es aus­ge­führt, dem Klä­ger ste­he der aus ab­ge­tre­te­nem Recht der F-Lea­sing GmbH gel­tend ge­mach­te An­spruch auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags nicht zu, weil er nach sei­nem ei­ge­nen Vor­brin­gen nicht zum man­gel­be­ding­ten Rück­tritt vom Kauf­ver­trag (§ 437 Nr. 2 Fall 1, § 434 I BGB) be­rech­tigt ge­we­sen sei.

Ge­gen­über dem Be­klag­ten zu 2 sei die Kla­ge von vorn­her­ein un­be­grün­det, weil ein dem Klä­ger ent­stan­de­ner Scha­den nicht Ge­gen­stand des Kla­ge­an­trags und auch nicht dar­ge­legt sei.

Selbst wenn da­von aus­zu­ge­hen sein soll­te, dass der Be­klag­te zu 2 aus­drück­lich be­stä­tigt ha­be, dass das Fahr­zeug die Eu­ro-4-Ab­gas­norm er­fül­le, kön­ne in­so­weit kei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung an­ge­nom­men wer­den. Denn die Er­klä­rung, das Fahr­zeug er­fül­le die Eu­ro-4-Ab­gas­norm, sei we­der Teil der Fahr­zeug­be­stel­lung vom 22.03.2004, die dar­über hin­aus kei­ne vom Fahr­zeug­pro­spekt ab­wei­chen­de An­ga­ben ent­hal­te, noch sei – ab­wei­chend vom Fahr­zeug­pro­spekt – die Ein­stu­fung in die Ab­gas­norm „Eu­ro 4“ Ge­gen­stand des fünf Mo­na­te spä­ter zwi­schen der Ze­den­tin und der Be­klag­ten zu 1 ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trag.

Maß­ge­bend für die kon­kret ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit ei­nes Neu­fahr­zeugs sei in ers­ter Li­nie der schrift­li­che Kauf­ver­trag mit den dar­in ent­hal­te­nen An­ga­ben zu Se­ri­en- und Son­der­aus­stat­tung in Ver­bin­dung mit den Be­schaf­fen­heits­an­ga­ben in ei­nem über­ge­be­nen Pro­spekt. Der Ver­käu­fer ei­nes Neu­fahr­zeugs wol­le re­gel­mä­ßig er­kenn­bar kei­ne vom Fahr­zeug­pro­spekt ab­wei­chen­den Be­schaf­fen­heits­merk­ma­le ver­ein­ba­ren. Dem­entspre­chend sei be­züg­lich der Eu­ro-4-Ab­gas­norm schon nicht von ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung aus­zu­ge­hen, so­dass das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug in­so­weit man­gel­frei sei.

Im Üb­ri­gen – so hat das Land­ge­richt ar­gu­men­tiert – wä­re ein Rück­tritt je­den­falls nach § 323 V 2 BGB aus­ge­schlos­sen, weil die in der Lie­fe­rung ei­nes man­gel­haf­ten Fahr­zeugs lie­gen­de Pflicht­ver­let­zung un­er­heb­lich wä­re. Dass das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug nicht die Eu­ro-4-Ab­gas­norm, son­dern le­dig­lich die Eu­ro-3-Ab­gas­norm er­fül­le, füh­re we­der zu ei­ner Be­ein­träch­ti­gung der Ge­brauchs­taug­lich­keit noch zu ei­ner Be­ein­träch­ti­gung des Er­schei­nungs­bilds des Fahr­zeugs. Der steu­er­li­che Nach­teil (Ein­stu­fung in die Eu­ro-3-Ab­gas­norm statt in die Eu­ro-4-Ab­gas­norm) be­tra­ge le­dig­lich 143,64 €, was 0,85 % des Kauf­prei­ses ent­spre­che.

Mit sei­ner da­ge­gen ge­rich­te­ten Be­ru­fung hat der Klä­ger gel­tend ge­macht, das Land­ge­richt ha­be ma­te­ri­el­les Recht ver­letzt und des­halb kei­nen Be­weis über die von ihm be­haup­te­ten Tat­sa­chen er­ho­ben. Dass ein Fahr­zeug ei­ne be­stimm­te Ab­gas­norm er­fül­le, kön­ne ge­ne­rell In­halt ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung i. S. von § 434 I 1 BGB sein. Ei­ne sol­che Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung hät­ten die Par­tei­en hier bei den dem Ab­schluss des Kauf­ver­trags vor­an­ge­gan­ge­nen Ver­hand­lun­gen ge­trof­fen. Er, der Klä­ger, ha­be mehr­fach bei den Be­klag­ten nach­fra­gen las­sen, ob das zu er­wer­ben­de Fahr­zeug steu­er­lich in die Eu­ro-4-Ab­gas­norm ein­grup­piert sei. Dies ha­be ihm der Be­klag­te zu 2 je­weils zu­ge­si­chert. Dem Land­ge­richt sei auch nicht dar­in zu fol­gen, dass die von ihm, dem Klä­ger, be­haup­te­te Pflicht­ver­let­zung i. S. von § 323 V 2 BGB un­er­heb­lich sei.

Die Be­ru­fung hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: Zwar konn­te den Aus­füh­run­gen des Land­ge­richts in­so­weit nicht ge­folgt wer­den, als das Land­ge­richt die gel­tend ge­mach­ten An­sprü­che des Klä­gers ge­gen die Be­klag­ten be­reits oh­ne Durch­füh­rung ei­ner Be­weis­auf­nah­me ab­ge­wie­sen hat.

Grund­sätz­lich stellt die Schad­stoff­ar­mut ei­nes Pkw, die hier in der Be­zeich­nung „Eu­ro 4“ ih­ren Aus­druck fin­det, ei­ne Be­schaf­fen­heit des Kfz dar, de­ren Vor­han­den­sein der Ver­käu­fer dem Käu­fer zu­si­chern kann. So­weit das Land­ge­richt da­von aus­ge­gan­gen ist, die Be­haup­tung des Klä­gers, der Be­klag­te zu 2 ha­be aus­drück­lich die Ein­stu­fung des Fahr­zeugs in die Eu­ro-4-Norm bei der Be­stel­lung vom 22.03.2004 vor­aus­ge­gan­ge­nen Ver­kaufs­ver­hand­lun­gen be­stä­tigt, sei be­reits des­halb zwei­fel­haft, weil die be­haup­te­te Er­klä­rung des Be­klag­ten zu 2 nicht In­halt der vom Klä­ger un­ter­schrie­be­nen Be­stel­lung vom 22.03.2004 ge­wor­den sei, liegt hier­in ei­ne vor­weg­ge­nom­me­ne Be­weis­wür­di­gung bzw. ein Über­ge­hen von Be­weis­an­ge­bo­ten, denn der Klä­ger hat die­se sei­ne Be­haup­tung aus­drück­lich un­ter Be­weis ge­stellt.

Ob ei­ne An­ga­be als kon­kret ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit der Sa­che an­zu­se­hen ist, ist in ers­ter Li­nie da­nach zu be­ur­tei­len, in wel­chem Sinn sie der Ge­schäfts­geg­ner als Er­klä­rungs­emp­fän­ger ver­ste­hen durf­te. Ent­schei­dend für die An­nah­me ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung ist, dass aus der Sicht des Käu­fers der Wil­le des Ver­käu­fers er­kenn­bar wird, die Ge­währ für das Vor­han­den­sein ei­ner be­stimm­ten Be­schaf­fen­heit zu über­neh­men. Den Cha­rak­ter ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung er­lan­gen An­ga­ben über die Kauf­sa­che erst, wenn der Käu­fer das Ver­hal­ten des Ver­käu­fers in die Rich­tung deu­ten darf, dass sich die­ser für das Vor­han­den­sein ei­ner be­stimm­ten Be­schaf­fen­heit in der Wei­se stark macht, dass er auch oh­ne Ver­schul­den für sie ein­ste­hen will. Zwar ent­spricht es – auch aus der Sicht des Käu­fers – grund­sätz­lich nicht dem Wil­len des Ver­käu­fers ei­nes Fahr­zeugs, er­kenn­bar vom Pro­spek­tin­halt ab­wei­chen­de Be­schaf­fen­heits­merk­ma­le zu ver­ein­ba­ren, auf de­ren Ver­fü­gungs­mög­lich­keit er kei­ner­lei Ein­fluss hat. Der vom Klä­ger be­stell­te Fi­at Doblò, den er in die­ser Form von der Lea­sing­ge­be­rin, die ge­nau die­ses Fahr­zeug an­kau­fen soll­te und an­ge­kauft hat, lea­sen woll­te, ver­fügt werk­mä­ßig über be­stimm­te Ei­gen­schaf­ten und Aus­stat­tungs­merk­ma­le, die hin­sicht­lich der Schad­stoff­ar­mut nicht im Ver­fü­gungs­be­reich des Ver­käu­fers lie­gen. Den­noch ist es nicht aus­ge­schlos­sen und konn­te je­den­falls nicht vor Durch­füh­rung ei­ner Be­weis­auf­nah­me aus­ge­schlos­sen wer­den, dass der Be­klag­te zu 2 im Rah­men der Ver­kaufs­ver­hand­lun­gen ent­we­der in­fol­ge ei­nes Irr­tums oder aber „ins Blaue hin­ein“ Ei­gen­schaf­ten des Fahr­zeugs Fi­at Doblò be­tref­fend die Schad­stoff­ar­mut zu­ge­si­chert hat, die fa­brik­mä­ßig nicht vor­han­den wa­ren.

Die Fra­ge der Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung war al­so auf­grund ei­ner Be­weis­auf­nah­me zu­nächst zu klä­ren.

Dem steht auch nicht ent­ge­gen, dass das Rück­tritts­recht hier be­reits des­halb aus­ge­schlos­sen ist, weil es sich le­dig­lich um ei­ne un­er­heb­li­che Pflicht­ver­let­zung des Ver­käu­fers i. S. des § 323 V 2 BGB ge­han­delt hat.

§ 437 Nr. 2 BGB ver­weist bei Vor­lie­gen ei­nes Man­gels auf die den Rück­tritt von ge­gen­sei­ti­gen Ver­trä­gen be­tref­fen­de Vor­schrift des § 323 BGB. An­ders als § 459 I 2 BGB a.F. knüpft § 323 V 2 BGB nicht an die Un­er­heb­lich­keit des Man­gels an, son­dern über das Merk­mal der Pflicht­wid­rig­keit an ein Ver­hal­ten des Schuld­ners. Die Vor­schrift des § 323 V 2 BGB ent­hält ei­ne Aus­nah­me von der all­ge­mei­nen Re­ge­lung des § 323 I BGB, die dem Gläu­bi­ger bei ei­ner Pflicht­ver­let­zung des Schuld­ners ge­ne­rell ein Rück­tritts­recht ein­räumt. Die­sem Re­gel-Aus­nah­me-Ver­hält­nis liegt ei­ne Ab­wä­gung der In­ter­es­sen des Gläu­bi­gers und des Schuld­ners zu­grun­de. Wäh­rend der Ge­setz­ge­ber bei ei­ner man­gel­haf­ten Leis­tung grund­sätz­lich dem Rück­ab­wick­lungs­in­ter­es­se des Gläu­bi­gers den Vor­rang ein­räumt, soll dies aus­nahms­wei­se bei ei­ner un­er­heb­li­chen Pflicht­ver­let­zung nicht gel­ten, weil das In­ter­es­se des Gläu­bi­gers an ei­ner Rück­ab­wick­lung bei nur ge­ring­fü­gi­gen Ver­trags­stö­run­gen in der Re­gel ge­ring ist, wo­hin­ge­gen der Schuld­ner oft er­heb­lich be­las­tet wird. Da­her über­wiegt in die­sen Fäl­len aus­nahms­wei­se das In­ter­es­se des Schuld­ners am Be­stand des Ver­trags (BGH, Urt. v. 24.03.2006 – V ZR 173/05, BGHZ 167, 19 Rn. 12 f.).

Zwar stellt al­lein die Schad­stoff­ar­mut und die dar­aus her­zu­lei­ten­de Ein­stu­fung in ei­ne Ab­gas­norm, die ge­ge­be­nen­falls zur Steu­er­ver­güns­ti­gung führt, kei­ne Be­ein­träch­ti­gung der funk­tio­nel­len Ge­brauchs­fä­hig­keit des Fahr­zeugs oder gar ei­ne Be­ein­träch­ti­gung des äs­the­ti­schen Er­schei­nungs­bilds dar. Der steu­er­li­che Nach­teil zwi­schen ei­ner Ein­stu­fung in die Norm „Eu­ro 3“ und die Ein­stu­fung in die Norm „Eu­ro 3“ be­trägt auch le­dig­lich für den ge­sam­ten Zeit­raum, für den noch ei­ne Steu­er­be­frei­ung in Be­tracht ge­kom­men wä­re, 143,64 €, was le­dig­lich 0,85 % des Kauf­prei­ses für das Fahr­zeug Fi­at Doblò wä­ren. Da der Klä­ger das Fahr­zeug le­dig­lich ge­least hat und die Be­klag­te zu 1 dar­über hin­aus ei­ne Rück­kauf­ver­pflich­tung ge­gen­über der F-Lea­sing GmbH nach Ab­lauf der ver­ein­bar­ten Lea­sin­glauf­zeit ein­ge­gan­gen ist, wä­re dem Klä­ger selbst bei ei­ner ver­schlech­ter­ten Wie­der­ver­käuf­lich­keit des Fahr­zeugs kein wei­te­rer Scha­den ent­stan­den.

Den­noch konn­te hier nicht ab­schlie­ßend vor Durch­füh­rung ei­ner Be­weis­auf­nah­me ei­ne ge­ring­fü­gi­ge Ver­trags­stö­rung an­ge­nom­men wer­den, denn es konn­te vor Durch­füh­rung der Be­weis­auf­nah­me nicht aus­ge­schlos­sen wer­den, dass der Be­klag­te zu 2 den Klä­ger über die Schad­stoff­norm arg­lis­tig ge­täuscht hat. Ein über­wie­gen­des In­ter­es­se des Schuld­ners schei­det im­mer dann aus, wenn die­ser arg­lis­tig ge­han­delt hat. Wird al­so der Ab­schluss ei­nes Ver­trags durch arg­lis­ti­ges Ver­hal­ten ei­ner Par­tei her­bei­ge­führt, so ver­dient de­ren Ver­trau­en in den Be­stand des Rechts­ge­schäf­tes kei­nen Schutz. Viel­mehr bleibt es in die­sen Fäl­len bei dem all­ge­mei­nen Vor­rang des Gläu­bi­ger­inter­es­ses an ei­ner Rück­ab­wick­lung des Ver­trags, oh­ne dass es hier­zu ei­ner wei­te­ren Ab­wä­gung be­dürf­te (BGH, Urt. v. 24.03.2006 – V ZR 173/05, BGHZ 167, 19 Rn. 13). Arg­lis­tig han­delt aber be­reits der­je­ni­ge, der un­rich­ti­ge Er­klä­run­gen in Kennt­nis ih­rer Un­rich­tig­keit ab­gibt. Be­ding­ter Vor­satz reicht hier­für aus. Ein Ver­käu­fer han­delt be­reits dann arg­lis­tig, wenn er zu Fra­gen, de­ren Be­ant­wor­tung er­kenn­bar maß­geb­li­che Be­deu­tung für den Kauf­ent­schluss sei­nes Kon­tra­hen­ten hat, oh­ne tat­säch­li­che Grund­la­gen ins Blaue hin­ein un­rich­ti­ge An­ga­ben macht (BGH, Urt. v. 07.06.2006 – VI­II ZR 209/05, BGHZ 168, 64 Rn. 13). Ent­spre­chend war auch un­ter die­sem Ge­sichts­punkt die Durch­füh­rung ei­ner Be­weis­auf­nah­me nicht ent­behr­lich.

Das Ur­teil des Land­ge­richts stellt sich aber nach Durch­füh­rung der ent­spre­chen­den Be­weis­auf­nah­me als rich­tig dar. Das Land­ge­richt ist zu Recht da­von aus­ge­gan­gen, dass dem Klä­ger die aus ab­ge­tre­te­nem Recht der F-Lea­sing GmbH gel­tend ge­mach­ten An­sprü­che auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags nicht zu­ste­hen, denn im Er­geb­nis der Be­weis­auf­nah­me ist der Klä­ger zum Rück­tritt vom Kauf­ver­trag nicht be­rech­tigt. Auch ge­gen­über dem Be­klag­ten zu 2 ist ein aus dem Ge­sichts­punkt der un­er­laub­ten Hand­lung be­grün­de­ter Scha­dens­er­satz­an­spruch nicht be­grün­det.

Der Klä­ger hat im Er­geb­nis der vor dem Se­nat durch­ge­führ­ten Be­weis­auf­nah­me nicht zur Über­zeu­gung des Se­nats ei­ne Zu­si­che­rung des Be­klag­ten zu 2 be­tref­fend die Ein­stu­fung des Pkw Fi­at Doblò in die Eu­ro-4-Norm nach­ge­wie­sen.

Be­reits die zur wei­te­ren Auf­klä­rung des Sach­ver­halts durch­ge­führ­te per­sön­li­che An­hö­rung des Klä­gers er­gab Wi­der­sprü­che zu sei­nem bis­he­ri­gen schrift­li­chen Vor­brin­gen. Wäh­rend der Klä­ger noch mit der Be­ru­fungs­be­grün­dung vor­ge­tra­gen hat, er ha­be den Be­klag­ten zu 2 mehr­fach nach der Ab­gas­norm ge­fragt, hat er den Sach­ver­halt nun­mehr so dar­ge­stellt, als ha­be der Be­klag­te zu 2 von sich aus im­mer wie­der An­ga­ben zur Ab­gas­norm und der da­mit ver­bun­de­nen Steu­er­be­frei­ung ge­macht.

Aber auch die Ver­neh­mung der von dem Klä­ger be­nann­ten Zeu­gin, sei­ner Le­bens­ge­fähr­tin M, hat die von ihm auf­ge­stell­ten Be­haup­tun­gen nicht zur Über­zeu­gung des Se­nats er­wie­sen. Be­reits die An­ga­ben der Zeu­gin M zu den an­geb­li­chen Äu­ße­run­gen des Be­klag­ten zu 2 be­tref­fend die Schad­stoff­norm wa­ren we­nig glaub­haft. Nach ih­ren ei­ge­nen An­ga­ben wa­ren der Zeu­gin – eben­so wie dem Klä­ger, ih­rem Le­bens­ge­fähr­ten – die Aus­stat­tung des Fahr­zeugs und ins­be­son­de­re die Tat­sa­che, dass die­ses sie­ben Sit­ze auf­weist, wich­tig. Un­ter die­sen Prä­mis­sen ha­ben sie das Fahr­zeug be­sich­tigt und sind mit dem Be­klag­ten zu 2 die Aus­stat­tungs­merk­ma­le durch­ge­gan­gen, und zwar so­wohl die be­reits se­ri­en­mä­ßig vor­han­de­nen Aus­stat­tungs­merk­ma­le als auch die Aus­stat­tungs­merk­ma­le, die auf ih­ren be­son­de­ren Wunsch noch hin­zu­kom­men soll­ten, wie ei­ne Sitz­hei­zung und la­ckier­te Heck­schein­wer­fer. Eben­so we­nig er­schließt sich, dass der Be­klag­te zu 2 bei der Be­stel­lung des Fahr­zeugs ge­sagt ha­ben soll, der Klä­ger und M hät­ten „ei­ne gu­te Wahl ge­trof­fen“, zu­mal sie „bis En­de des Jah­res von der Steu­er­pflicht be­freit“ sei­en. Ein Fahr­zeug, das der Emis­si­ons­grup­pe „Eu­ro 4“ zu­zu­ord­nen wä­re, war nicht le­dig­lich bis zum En­de des Jah­res 2004, al­so dem Jahr, in dem der Klä­ger die Be­stel­lung auf­ge­ge­ben hat, steu­er­be­freit, son­dern bis En­de des Jah­res 2005. Wenn der Be­klag­te zu&nbsp:;2 schon die­sen Um­stand be­son­ders be­tont ha­ben soll­te, wä­re es er­staun­lich, wenn er aus sei­ner Sicht auf ei­ne we­sent­lich kür­ze­re Steu­er­be­frei­ung hin­ge­wie­sen hät­te. Eben­so we­nig konn­te die Zeu­gin, die sich nach ih­ren ei­ge­nen An­ga­ben aus den fi­nan­zi­el­len Pro­ble­men bzw. der Fi­nan­zie­rung des Fahr­zeugs völ­lig her­aus­ge­hal­ten hat, weil dies eben Sa­che des Klä­gers ge­we­sen sei, aber auch er­klä­ren, wes­halb sie An­ga­ben zur Eu­ro-Norm, die vom Be­klag­ten zu 2 nach den Be­haup­tun­gen des Klä­gers ge­äu­ßert wor­den sind, in Er­in­ne­rung hat­te, ob­wohl es für sie nach dem In­halt des ge­schil­der­ten Ver­kaufs­ge­sprächs nicht dar­auf an­ge­kom­men ist. Wä­re dies der Fall ge­we­sen, ist be­reits nicht nach­voll­zieh­bar, dass die Zeu­gin ge­mein­sam mit dem Klä­ger nach dem ers­ten Be­such bei der Be­klag­ten zu 1 den aus­ge­hän­dig­ten Ver­kaufs­pro­spekt le­dig­lich mit Blick auf die aus­zu­wäh­len­de Far­be des Fahr­zeugs und die aus­zu­wäh­len­den Aus­stat­tungs­merk­ma­le an­ge­se­hen hat.

Noch we­ni­ger er­klär­lich wird der Sach­ver­halt al­ler­dings nach der per­sön­li­chen Schil­de­rung des Klä­gers im Ter­min, wo­nach der Klä­ger, die Zeu­gin M und der Be­klag­te zu 2 ge­mein­sam wäh­rend der Ver­kaufs­ver­hand­lun­gen den über­ge­be­nen Au­to­pro­spekt an­ge­schaut ha­ben. Denn nach der Sach­ver­halts­schil­de­rung des Klä­gers wä­re der Be­klag­te zu 2 Ge­fahr ge­lau­fen, dass der Klä­ger oder die Zeu­gin M auch ei­nen Blick auf die tech­ni­schen Da­ten wirft und hier­bei die Dis­kre­panz zwi­schen sei­ner An­ga­be zur Eu­ro-Norm und dem Pro­spek­tin­halt er­kennt.

Letzt­lich kann es da­hin­ste­hen, ob al­lein auf­grund der wi­der­sprüch­li­chen An­ga­ben des Klä­gers und der we­nig über­zeu­gen­den An­ga­ben der Zeu­gin M be­reits Zwei­fel an der Glaub­haf­tig­keit ih­rer An­ga­ben be­ste­hen, denn je­den­falls ver­moch­ten die An­ga­ben der Zeu­gin, die als Le­bens­ge­fähr­tin sehr eng mit dem Klä­ger ver­bun­den ist, den Sach­ver­halt nicht über­zeu­gen­der dar­zu­stel­len, als dies der Be­klag­te zu 2 bei sei­ner noch­ma­li­gen An­hö­rung durch den Se­nat ver­mocht hat. Die An­ga­ben der Zeu­gin und des Be­kla­gen zu 2 ste­hen sich nur hin­sicht­lich der An­ga­ben zur Schad­stoff­norm nicht ver­ein­bar ge­gen­über.

Der Be­klag­te zu 2 hat glaub­haft ge­schil­dert, dass es bei den Ver­kaufs­ge­sprä­chen im We­sent­li­chen um die Fra­ge ging, ob das Fahr­zeug Fi­at Doblò aus­rei­chend Platz für die Fa­mi­li­en­mit­glie­der ha­be, und sich dar­über hin­aus die Fi­nan­zie­rung des neu­en Fahr­zeugs als schwie­rig dar­stell­te. Es ist nicht er­sicht­lich, wes­halb der Be­klag­te zu 2 in den Ver­kaufs­ge­sprä­chen ei­ne Be­schaf­fen­heit des Fahr­zeugs zu­ge­si­chert ha­ben soll­te, und dies gleich mehr­fach, auf de­ren Vor­han­den­sein we­der er noch die Be­klag­te zu 1 als Au­to­haus ir­gend­ei­nen Ein­fluss neh­men konn­te. Dem Be­kla­gen zu 2 lag ein Ver­kaufs­pro­spekt vor, aus dem sich die Ab­gas­norm ein­wand­frei ent­neh­men ließ. Selbst wenn er ge­meint hät­te, dass die­ser Pro­spekt nicht mehr den neu­es­ten Stand und da­mit die tat­säch­lich vor­han­de­ne Schad­stoff­ar­mut des Fahr­zeu­ges Fi­at Doblò aus­wies, be­stand kei­ner­lei Ver­an­las­sung für den Be­klag­ten zu 2, oh­ne vor­he­ri­ge Rück­ver­si­che­rung beim Her­stel­ler der Wahr­heit wi­der­spre­chen­de An­ga­ben zur Schad­stoff­ar­mut zu ma­chen. So­wohl der Zeit­raum als auch die tat­säch­li­che Steu­er­be­frei­ung als Geld­be­trag wa­ren der­art ge­ring, dass der Be­klag­te zu 2 dies nicht als aus­schlag­ge­ben­des Ar­gu­ment für den Ab­schluss ei­nes Kauf­ver­trags an­ge­se­hen ha­ben kann.

Je­den­falls liegt auf­grund der sich wi­der­spre­chen­den An­ga­ben der Zeu­gin und des Be­klag­ten zu 2 ein so­ge­nann­tes non li­quet vor, wel­ches zu­las­ten des be­weis­pflich­ti­gen Klä­gers ge­hen muss­te. …

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