1. Der Kun­de ei­ner Kfz-Ver­trags­werk­statt darf er­war­ten, dass er auf fäl­li­ge oder un­mit­tel­bar be­vor­ste­hen­de War­tungs­ar­bei­ten (hier: Er­satz des Zahn­rie­mens) hin­ge­wie­sen wird. Ei­ne Kfz-Ver­trags­werk­statt muss ei­nen Kun­den auf ein vom Fahr­zeug­her­stel­ler emp­foh­le­nes Aus­wech­seln von Fahr­zeug­tei­len aber (noch) nicht hin­wei­sen, wenn das vom Her­stel­ler emp­foh­le­ne War­tungs­in­ter­vall zum Zeit­punkt der Re­pa­ra­tur des Fahr­zeugs noch nicht ab­ge­lau­fen ist und auch nicht in­ner­halb der nächs­ten drei Mo­na­te ab­läuft.
  2. Ei­ne Au­to­re­pa­ra­tur­werk­statt hat sich grund­sätz­lich dar­auf zu be­schrän­ken, die kon­kret in Auf­trag ge­ge­be­nen Ar­bei­ten aus­zu­füh­ren. Nur bei ganz un­be­stimm­ten Re­pa­ra­tur­auf­trä­gen (z. B. „Mo­tor läuft un­rund” oder „Öl­ver­lust”) hat sie al­le kon­kret mög­li­chen Ur­sa­chen für den Man­gel zu über­prü­fen. Wird je­doch bei Durch­füh­rung der Re­pa­ra­tur­ar­beit ein die Be­triebs­si­cher­heit des Fahr­zeugs be­ein­träch­ti­gen­der Man­gel er­kannt, so be­grün­det dies dem Kun­den ge­gen­über ei­ne Mit­tei­lungs­pflicht, da­mit der Kun­de über Maß­nah­men zur Be­sei­ti­gung des Man­gels ent­schei­den kann.

AG Bran­den­burg, Ur­teil vom 08.01.2007 – 31 C 59/06

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin ist Ei­gen­tü­me­rin und Hal­te­rin ei­nes am 10.06.1996 erst­zu­ge­las­se­nen Opel Vec­tra B. Sie ließ die In­spek­ti­on je­des Jahr bei der be­klag­ten Kfz-Werk­statt durch­fuh­ren, weil es sich bei die­ser Werk­statt um ei­ne Ver­trags­werk­statt han­delt.

Ge­mäß dem „Scheck­heft” des Fahr­zeug­her­stel­lers für das Fahr­zeug soll­te der Zahn­rie­men al­le vier Jah­re oder bei ei­ner Lauf­leis­tung von er­neut 60.000 km – ge­rech­net ab dem letz­ten Zahn­rie­men­wech­sel – er­setzt wer­den. Die Mit­ar­bei­ter der Be­klag­ten ha­ben den Zahn­rie­men am Pkw der Klä­ge­rin am 30.10.2001 bei ei­nem Ki­lo­me­ter­stand von 84.446 ge­wech­selt. Bei ei­ner In­spek­ti­on am 25.04.2005 (Ki­lo­me­ter­stand: 117.023) hat die Klä­ge­rin die Be­klag­te we­der be­auf­tragt, ei­nen Zahn­rie­men­wech­sel vor­zu­neh­men, noch ha­ben die Mit­ar­bei­ter der Be­klag­ten die Klä­ge­rin auf ei­nen ge­ge­be­nen­falls er­for­der­li­chen Zahn­rie­men­wech­sel hin­ge­wie­sen. Ein Wech­sel des Zahn­rie­mens ist dem­entspre­chend un­ter­blie­ben.

Am 09.12.2005 blieb der Pkw der Klä­ge­rin lie­gen, wor­auf­hin die Klä­ge­rin das Fahr­zeug durch die Be­klag­te auf de­ren Be­triebs­hof ab­schlep­pen ließ. Dort wur­de fest­ge­stellt, dass der Zahn­rie­men des Pkw ge­ris­sen war, was zu ei­nem Mo­tor­scha­den ge­führt hat­te. Die Klä­ge­rin ließ ihr Fahr­zeug dar­auf­hin zu ei­ner an­de­ren Ver­trags­werk­statt brin­gen und ei­ne Scha­dens­fest­stel­lung vor­neh­men. Es ist un­strei­tig, dass der ge­ris­se­ne Zahn­rie­men für den Mo­tor­scha­den ur­säch­lich war. Die Hö­he des der Klä­ge­rin ent­stan­de­nen Scha­dens be­trägt ent­spre­chend dem An­ge­bot ei­ner Ver­trags­werk­statt ins­ge­samt 1.121,91 € net­to.

Die auf Zah­lung die­ses Be­trags ge­rich­te­te Kla­ge hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: Der Klä­ge­rin steht ein An­spruch auf Scha­den­er­satz ge­gen­über der Be­klag­ten aus den am 25.04.2005 in Auf­trag ge­ge­be­nen und in Rech­nung ge­stell­ten Ar­bei­ten der Be­klag­ten nicht zu. In Be­tracht kommt hier näm­lich al­lein ein An­spruch aus po­si­ti­ver Ver­trags­ver­let­zung gem. § 242 BGB und § 280 BGB we­gen Ver­let­zung von Hin­weis- und Auf­klä­rungs- bzw. Be­ra­tungs­pflich­ten durch die Mit­ar­bei­ter der Be­klag­ten. Ei­ne solch Ver­let­zung liegt hier je­doch (noch) nicht vor.

Ein Man­gel der am 25.04.2005 tat­säch­lich von der Be­klag­ten er­brach­ten Werkleis­tun­gen wird Im Üb­ri­gen nicht ein­mal von der Klä­ge­rin selbst be­haup­tet. In der Be­grün­dung führt die Klä­ge­rin zwar aus, dass die Mit­ar­bei­ter der Be­klag­ten bei Aus­füh­rung des Re­pa­ra­tur­auf­trags um­fang­rei­che In­spek­ti­ons­ar­bei­ten durch­ge­führt hät­ten, so­dass im Rah­men die­ser In­spek­ti­ons­ar­bei­ten die Mit­ar­bei­ter der Be­klag­ten sie über die in we­ni­gen Mo­na­ten da­nach an­ste­hen­de Aus­wech­se­lung des Zahn­rie­mens hät­ten in­for­mie­ren müs­sen. Die­ser Vor­trag ist aber nicht aus­rei­chend zur Be­grün­dung ei­nes kon­kre­ten Werk­man­gels. Ei­ne Au­to­re­pa­ra­tur­werk­statt hat sich näm­lich grund­sätz­lich zu­nächst dar­auf zu be­schrän­ken, nur die kon­kret in Auf­trag ge­ge­be­nen Ar­bei­ten aus­zu­füh­ren und nur bei ganz un­be­stimm­ten Re­pa­ra­tur­auf­trä­gen (z. B. „Mo­tor läuft un­rund” oder „Öl­ver­lust”) al­le mög­li­chen kon­kre­ten Ur­sa­chen für den Man­gel zu über­prü­fen (OLG Köln, DAR 1977, 156 = DB 1976, 2062 = VersR 1977, 262). Den kon­kre­ten Auf­trag, den Zahn­rie­men zu über­prü­fen, hat die Klä­ge­rin hier aber un­strei­tig nicht er­teilt. Auch hat sie nicht et­wai­ge un­be­stimm­te Re­pa­ra­tur­auf­trä­ge im Zu­sam­men­hang mit dem Zahn­rie­men der be­klag­ten Werk­statt er­teilt. Zwar war aus­weis­lich der Rech­nung der Be­klag­ten vom 25.04.2005 die Be­klag­te von der Klä­ge­rin zu ei­ner um­fas­sen­den Jah­res­in­spek­ti­on be­auf­tragt wor­den, und war die Be­klag­te so­mit ver­pflich­tet, das Fahr­zeug der Klä­ge­rin so her­zu­stel­len, dass es nicht mit Feh­lern be­haf­tet war, die den Wert oder die Taug­lich­keit zu dem ge­wöhn­li­chen oder dem nach dem Ver­trag vor­aus­ge­setz­ten Ge­brauch auf­he­ben oder min­dern, so­dass die Be­klag­te al­les tun muss­te, um den Pkw der Klä­ge­rin für die nächs­te Zeit ge­brauchs­fä­hig und fahr­be­reit zu ma­chen (OLG Frank­furt a. M., DAR 1973, 295 Nr. 136 = VersR 1974, 392). Zu die­sem Zweck hat­te die Be­klag­te z. B. den Rei­fen­druck, den Säu­re­stand der Bat­te­rie so­wie die Brems­flüs­sig­keit und das Kühl­was­ser zu über­prü­fen und, falls nö­tig, auch auf die vor­ge­schrie­be­nen Wer­te ein­zu­stel­len (OLG Frank­furt a. M., DAR 1973, 295 Nr. 136 = VersR 1974, 392). Da­von ist je­den­falls man­gels ge­gen­tei­li­gen Par­tei­vor­tra­ges hier aus­zu­ge­hen. Dies hat die Be­klag­te hier aber ge­tan, da das Fahr­zeug der Klä­ge­rin un­strei­tig noch mehr als sie­ben Mo­na­te oh­ne Män­gel im Stra­ßen­ver­kehr fuhr.

Im Üb­ri­gen war hier un­strei­tig auf­grund des noch nicht er­folg­ten Ab­laufs der vom Her­stel­ler an­ge­ge­be­nen Vier-Jah­res-Frist bzw. auf­grund ei­ner Lauf­leis­tung von mehr als 60.000 km (ge­rech­net ab dem letz­ten Wech­sel des Zahn­rie­mens) der Zahn­rie­men hier zu die­sem Zeit­punkt (25.04.2005) schon zu wech­seln. Nur wenn näm­lich der Werk­un­ter­neh­mer er­kennt oder bei An­wen­dung der ge­bo­te­nen Sorg­falt bei der Durch­füh­rung der Re­pa­ra­tur­ar­beit ei­nen die Be­triebs­si­cher­heit des Fahr­zeugs be­ein­träch­ti­gen­den Man­gel er­ken­nen kann, be­grün­det dies dem Kun­den ge­gen­über ei­ne Mit­tei­lungs­pflicht, da­mit die­ser ei­ne Ent­schlie­ßung über Maß­nah­men zur Be­sei­ti­gung des Man­gels her­bei­füh­ren kann (OLG Zwei­brü­cken, NJW-RR 2000, 1554 = VersR 2001, 472 = OLGR 2000, 110).

Ei­ne Kfz-Werk­statt ist je­doch an­de­rer­seits stets ge­hal­ten, das Fahr­zeug mit dem von ihr nach dem Ge­gen­stand des Ver­trags zu er­war­ten­den Fach­wis­sen zu über­prü­fen und ih­re Kun­den ge­ge­be­nen­falls auf mög­li­che Be­den­ken hin­zu­wei­sen. Die­se ge­setz­lich zwar nicht aus­drück­lich ge­re­gel­te, sich aber aus § 242 BGB und § 280 BGB er­ge­ben­de Ne­ben­pflicht der Kfz-Werk­statt fin­det ih­re Grund­la­ge in dem grö­ße­ren Fach­wis­sen, auf das der Kun­de beim Ab­schluss ei­nes Werk­ver­trags in der Re­gel setzt und des­sen Ein­satz zu sei­nen Guns­ten er nach den all­ge­mei­nen Grund­sät­zen von Treu und Glau­ben er­war­ten darf. Bei die­ser Ab­lei­tung wird der Um­fang der Auf­klä­rungs- und Prü­fungs­pflicht maß­geb­lich ei­ner­seits durch den Be­ra­tungs­be­darf des Kun­den und an­de­rer­seits durch das Fach­wis­sen der Kfz-Werk­statt be­stimmt. Da­bei kann nicht auf die auf Sei­ten der Kfz-Werk­statt tat­säch­lich vor­han­de­nen Kennt­nis­se und Fä­hig­kei­ten ab­ge­stellt wer­den. Wer die Her­stel­lung ei­nes Werks als Un­ter­neh­mer über­nimmt, bringt näm­lich da­mit auch zum Aus­druck, die da­für er­for­der­li­chen Kennt­nis­se und Fä­hig­kei­ten zu be­sit­zen. So­weit nicht be­son­de­re Um­stän­de da­ge­gen spre­chen, kann der Kun­de da­her bei ei­ner Kfz-Werk­statt – ins­be­son­de­re ei­ner Ver­trags­werk­statt wie hier – von ih­rem Vor­han­den­sein auch aus­ge­hen (BGH, MDR 1993, 845 = NJW 1993, 1191; NJW-RR 1996, 789), so­dass in­so­weit – wie auch sonst – ein ob­jek­ti­ver, durch den Ge­gen­stand des Ver­trags be­stimm­ter Maß­stab zu­grun­de zu le­gen ist.

Hier ist die Klä­ge­rin als Kun­din, die für die Be­klag­te er­kenn­bar über kei­ne aus­rei­chen­den Fach­kennt­nis­se ver­füg­te, an die be­klag­te Werk­statt auch we­gen des von der Be­klag­ten er­weck­ten Ein­drucks ei­ner vom Her­stel­ler ih­res Fahr­zeugs au­to­ri­sier­ten Fach­werk­statt her­an­ge­tre­ten. Aus­weis­lich ih­rer Brief­bö­gen tritt die Be­klag­te im Ge­schäfts­ver­kehr näm­lich auch nicht le­dig­lich als Kfz-Werk­statt auf, son­dern wirbt dar­über hin­aus ins­be­son­de­re auch als Ser­vice-Part­ner die­ses Fahr­zeug­her­stel­lers (Opel) für die Re­pa­ra­tur ent­spre­chen­der Pkw. Auf die­ser Grund­la­ge konn­te die Klä­ge­rin nach der Le­bens­er­fah­rung aber auch er­war­ten, dass die Be­klag­te über spe­zi­el­le Kennt­nis­se (ins­be­son­de­re auch be­züg­lich der vor­ge­ge­be­nen Aus­wechs­lungs­in­ter­val­le von Fahr­zeug­tei­len die­ses Her­stel­lers) ver­fügt. Vor die­sem Hin­ter­grund konn­te die Klä­ge­rin als Kun­din bei der Be­klag­ten so­mit auch ent­spre­chen­de Sach­kennt­nis­se vor­aus­set­zen und da­her auch an­neh­men, von die­ser auf be­reits fäl­li­ge oder un­mit­tel­bar be­vor­ste­hen­de Aus­wech­se­lun­gen von Fahr­zeug­tei­len hin­ge­wie­sen zu wer­den (BGH, NJW-RR 1996, 789).

Zwar hät­te die Be­klag­te als Ver­trags­werk­statt von sich aus bei ei­ner Jah­res­in­spek­ti­on, die nach Ab­lauf der Vier-Jah­res-Frist oder ei­ner Lauf­leis­tung von 60.000 km er­folgt wä­re, über­prü­fen müs­sen, ob sich ein Man­gel des Zahn­rie­mens bei ei­nem Pro­be­lauf er­ge­ben hät­te (LG Mün­chen I, DAR 1999, 127 = VersR 2000, 68), da dies dann wohl oh­ne Wei­te­res fest­stell­bar ge­we­sen wä­re. In ei­nem sol­chen Fall hät­ten dann auch die Mit­ar­bei­ter der Be­klag­ten der Klä­ge­rin ge­gen­über zu ei­ner Er­neue­rung des Zahn­rie­mens ra­ten müs­sen (LG Mün­chen I, DAR 1999, 127 = VersR 2000, 68). Wä­re näm­lich in ei­nem sol­chen Fall ein ent­spre­chen­der Hin­weis an die Klä­ge­rin durch die Mit­ar­bei­ter der Be­klag­ten er­gan­gen, hät­te die Klä­ge­rin nach Über­zeu­gung des Ge­richts dann auch ei­ne ent­spre­chen­de Er­neue­rung des Zahn­rie­mens wohl auch durch­füh­ren las­sen. Das dies­be­züg­li­che Vor­brin­gen der Klä­ge­rin ist glaub­haft und ent­spricht zu­dem der all­ge­mei­nen Le­bens­er­fah­rung (LG Mün­chen I, DAR 1999, 127 = VersR 2000, 68). Je­doch wa­ren die bei­den vom Her­stel­ler des Fahr­zeugs emp­foh­le­nen Aus­wechs­lungs­fris­ten hier zum da­ma­li­gen Zeit­punkt un­strei­tig ge­ra­de noch nicht ab­ge­lau­fen, so­dass die Mit­ar­bei­ter der Be­klag­ten in­so­fern auch (noch) nicht ih­re Auf­klä­rungs- und Be­ra­tungs­pflich­ten ge­gen­über der Klä­ge­rin ver­letzt hat­ten.

Die­se leis­tungs­be­zo­ge­nen Auf­klä­rungs- und Be­ra­tungs­pflich­ten ei­ner sach­kun­di­gen Kfz-Werk­statt ge­gen­über dem un­er­fah­re­nen Kun­den re­sul­tie­ren zwar aus dem auf Treu und Glau­ben ba­sie­ren­dem Ver­trau­ens­ver­hält­nis der Ver­trags­part­ner, kraft des­sen sich der Kun­de dar­auf ver­las­sen kann, dass die Werk­statt das auf dem je­wei­li­gen Ge­biet er­for­der­li­chen Fach­wis­sen be­sitzt. Ih­rer Reich­wei­te nach er­stre­cken sich sol­che Pflich­ten aber grund­sätz­lich nur auf das in Auf­trag ge­ge­be­ne Werk und die da­mit zu­sam­men­hän­gen­den Um­stän­de. Die ver­trag­lich über­nom­me­nen Ver­pflich­tun­gen be­stim­men in­so­fern näm­lich auch den Um­fang der Be­ra­tungs­pflicht. Das Aus­maß die­ser Pflich­ten rich­tet sich zu­dem aber auch nach dem Be­ra­tungs­be­darf des Kun­den und dem Fach­wis­sen der Kfz-Werk­statt, das der Kun­de stets in aus­rei­chen­dem Um­fang vor­aus­set­zen kann. Die Mit­ar­bei­ter der Kfz-Werk­statt ha­ben in­so­weit auch auf al­le Um­stän­de hin­zu­wei­sen bzw. dar­über auf­zu­klä­ren, die der Kun­de nicht kennt, de­ren Kennt­nis aber für sei­ne Wil­lens­bil­dung und Ent­schlüs­se be­deut­sam sind. Er­kennt oder kann bei An­wen­dung der ge­bo­te­nen Sorg­falt die Kfz-Werk­statt aber bei der Durch­füh­rung der Re­pa­ra­tur­ar­beit ei­nen die Be­triebs­si­cher­heit des Fahr­zeugs be­ein­träch­ti­gen­den Man­gel er­ken­nen, be­grün­det dies dem Kun­den ge­gen­über so­mit zu­min­dest ei­ne Mit­tei­lungs­pflicht, da­mit die­ser ei­ne Ent­schlie­ßung über Maß­nah­men zur Be­sei­ti­gung des Man­gels her­bei­füh­ren kann.

In­so­weit ist aber auch im­mer im Zeit­ab­lauf zu dif­fe­ren­zie­ren (OLG Ko­blenz, VRS Bd. 89, S. 325 = VersR 1996, 601), das heißt ob das ent­spre­chen­de Aus­wechs­lungs­in­ter­vall für die­ses Fahr­zeug­teil be­reits über­schrit­ten war oder – wie hier – noch nicht über­schrit­ten war und zu­dem auch noch nicht un­mit­tel­bar be­vor­stand. Erst wenn näm­lich ei­ne der vom Fahr­zeug­her­stel­ler vor­ge­ge­be­nen Fris­ten (hier: vier Jah­re oder 60.000 km) zum Zeit­punkt der Jah­res­in­spek­ti­on be­reits ab­ge­lau­fen ge­we­sen wä­re oder nur we­ni­ger als drei Mo­na­te oder 5.000 km nach der Jah­res­in­spek­ti­on ab­ge­lau­fen wä­re, hät­ten die Mit­ar­bei­ter der be­klag­ten Kfz-Werk­statt näm­lich klä­ren müs­sen, ob im Rah­men der im Hau­se der Be­klag­ten frü­her re­gel­mä­ßig durch­ge­führ­ten Kun­den­diens­te der Zahn­rie­men be­reits ord­nungs- und tur­nus­ge­mäß er­setzt wor­den war, und hät­ten sie die Klä­ge­rin dann auch auf die an­ste­hen­de Aus­wechs­lung im Rah­men ih­rer Be­ra­tungs­pflicht hin­wei­sen müs­sen. Nur dann wä­re das Un­ter­las­sen der Mit­ar­bei­ter der Be­klag­ten so­mit als grob fahr­läs­sig an­zu­se­hen, da in Fach­krei­sen all­ge­mein be­kannt ist, dass ein schad­haf­ter Zahn­rie­men zu ei­ner Be­schä­di­gung des ge­sam­ten Mo­tors füh­ren kann (LG Duis­burg, DAR 1995, 488). Die zum Scha­den­er­satz ver­pflich­ten­de Auf­klä­rungs­pflicht­ver­let­zung der Be­klag­ten wä­re dann (aber auch nur dann) näm­lich dar­in zu se­hen, dass ih­re Mit­ar­bei­ter die Klä­ge­rin nach dem Ab­lauf der ent­spre­chen­den Fris­ten, bzw. wenn die­se Fris­ten in­ner­halb der nächs­ten drei Mo­na­te oder der nächs­ten 5.000 km droh­ten ab­zu­lau­fen, nicht auf die an­ste­hen­de Zahn­rie­men­aus­wechs­lung und die Ge­fahr ei­nes mög­li­chen Mo­tor­scha­dens hin­ge­wie­sen hät­ten (vgl. da­zu auch LG Nürn­berg-Fürth, NJW-RR 1988, 313).

Es war hier in­so­fern al­so bei ei­ner noch of­fe­nen Frist von mehr als sechs Mo­na­ten bzw. von 27.423 km am 25.04.2005 (noch) aus­rei­chend, dass hier nur der Fahr­zeug­her­stel­ler in der Ge­brauchs­an­lei­tung bzw. im Ser­vice­heft … auf die be­son­de­re Wich­tig­keit der tur­nus­mä­ßi­gen Er­neue­rung des Zahn­rie­mens hin­ge­wie­sen hat, weil hier am 25.04.2005 un­strei­tig noch ein Zeit­raum bis zur tur­nus­mä­ßig emp­foh­le­nen Aus­wechs­lung des Zahn­rie­mens von mehr als sechs Mo­na­te bzw. ei­ne Fahr­leis­tung von 27.423 km la­gen (LG Duis­burg, DAR 1999, 550) und für die Ein­hal­tung die­ser Fris­ten grund­sätz­lich zu­nächst … der Ei­gen­tü­mer/Hal­ter des Fahr­zeugs, nicht aber die Kfz-Werk­statt ver­ant­wort­lich ist.

Die Be­klag­te hat auch nicht an­sons­ten ge­gen ver­trag­li­che Sorg­falts- und Auf­klä­rungs­pflich­ten ver­sto­ßen, in­dem sie die Klä­ge­rin nicht auf die Frist für den Aus­tausch des Zahn­rie­mens hin­ge­wie­sen hat. Ob die be­klag­te Kfz-Werk­statt ei­ne Be­ra­tungs­pflicht trifft, kann näm­lich nicht ge­ne­rell be­ant­wor­tet wer­den; viel­mehr ist der Um­fang der Be­ra­tungs­pflicht un­ter Be­rück­sich­ti­gung al­ler in Wech­sel­wir­kung zu­ein­an­der ste­hen­den Um­stän­de des je­wei­li­gen Ein­zel­falls zu be­ur­tei­len. So kann der Kun­de ei­ne Be­ra­tung ins­be­son­de­re dann er­war­ten, wenn die Kfz-Werk­statt mit be­son­de­rer Fach­kun­de wirbt und die Mit­ar­bei­ter der Werk­statt auf­grund ih­rer Fach­kennt­nis­se ei­nen Wis­sens­vor­sprung ge­gen­über dem Kun­den be­sit­zen, der sich die Kennt­nis­se hin­sicht­lich der auf­klä­rungs­wür­di­gen As­pek­te nicht oh­ne Wei­te­res ver­schaf­fen kann. Auch die tech­ni­sche Kom­ple­xi­tät der Werkleis­tung kann ein In­diz da­für sein, dass der Kun­de der Werk­statt zur sach­ge­rech­ten Ein­schät­zung des mit der Werkleis­tung ver­bun­de­nen Ri­si­kos nicht aus ei­ge­ner Fach- und Sach­kun­de in der La­ge ist. Da­ne­ben darf die wirt­schaft­li­che Be­deu­tung der Werkleis­tung nicht un­be­ach­tet blei­ben. Von Re­le­vanz ist wei­ter­hin, ob die Auf­klä­rung ei­ne Fehl­vor­stel­lung über ei­nen Ne­ben­as­pekt be­trifft oder ei­nen Um­stand auf­klä­ren soll, der für den Kun­den er­kenn­bar so ge­wich­tig er­scheint, dass der Ver­trag mit der rich­ti­gen Vor­stel­lung über den auf­klä­rungs­be­dürf­ti­gen As­pekt ge­wis­ser­ma­ßen steht und fällt. Schließ­lich kommt ei­ne Auf­klä­rung um­so eher in Be­tracht, je klei­ner der zur sach­ge­rech­ten Auf­klä­rung er­for­der­li­che Auf­wand der Mit­ar­bei­ter der Kfz-Werk­statt ist (BGH, NJW-RR 1987, 664; VersR 1967, 707; OLG Saar­brü­cken, OLGR 2005, 190 = BauR 2005, 766 = Bau­RB 2005, 104). Dem­ge­gen­über setzt die An­er­ken­nung nicht vor­aus, dass der Kun­de aus­drück­lich mit dem Wunsch um Be­ra­tung an die Mit­ar­bei­ter der Kfz-Werk­statt her­an­tritt. Viel­mehr reicht es aus, wenn der Un­ter­neh­mer nach La­ge der Din­ge die Not­wen­dig­keit ei­ner Be­ra­tung er­ken­nen muss und er mit der Ent­ge­gen­nah­me des An­ge­bots zu­gleich die Pflicht zur Be­ra­tung des Kun­den ge­wis­ser­ma­ßen kon­klu­dent über­nimmt (BGHZ 47, 312 = VersR 1967, 707; OLG Saar­brü­cken, OLGR 2005, 190 = BauR 2005, 766 = Bau­RB 2005, 104). Wen­det man die­se Rechts­grund­sät­ze an, so ist ei­ne Auf­klä­rungs­pflicht der Be­klag­ten hier ge­gen­über der Klä­ge­rin am 25.04.2005 (noch) nicht be­grün­det wor­den.

In­so­fern tref­fen den Werk­un­ter­neh­mer, der Re­pa­ra­tur­ar­bei­ten durch­führt, zwar in ge­wis­sem Um­fang Prü­fungs- und Hin­weis­pflich­ten (BGH, LM § 242 Nr. 37; OLG Düs­sel­dorf, NJW-RR 1999, 1210 = NZV 1999, 249) Die­se be­tref­fen aber in ers­ter Li­nie das ei­ge­ne Werk. Hin­zu kom­men so­mit auch wei­te­re Auf­klä­rungs­pflich­ten im Zu­sam­men­hang mit dem Werk, wenn et­wa Vor­ar­bei­ten nicht ord­nungs­ge­mäß sind oder wei­te­re Schä­den vor­lie­gen und des­halb das ei­ge­ne Werk nicht zur sach­ge­rech­ten Be­sei­ti­gung der auf­ge­tre­te­nen Schä­den füh­ren kann. Ein sol­cher Fall liegt hier aber un­strei­tig nicht vor.

Ent­ge­gen der An­sicht der Be­klag­ten ist es im Grund­satz aber so­mit an­de­rer­seits durch­aus auch mög­lich, dass auch ei­ne Ver­trags­werk­statt, auf­grund ei­nes War­tungs- oder Re­pa­ra­tur­ver­trags mit dem Hal­ter/Ei­gen­tü­mer des Fahr­zeugs ver­pflich­tet ist, von sich aus zu über­prü­fen, ob ei­ne vom Her­stel­ler emp­foh­le­ne Aus­wechs­lung schon er­folgt ist oder noch nicht. Der Werk­ver­trag mit dem Fahr­zeug­hal­ter kann für ei­ne Ver­trags­werk­statt in­so­fern durch­aus die Ver­trags­pflicht er­zeu­gen, den Hal­ter ein­fach da­nach zu fra­gen bzw. dar­auf hin­zu­wei­sen. Die­ser Hin­weis be­las­tet die Ver­trags­werk­statt näm­lich nicht mit hand­werk­li­chem Ar­beits­auf­wand (BGH, Urt. v. 18.05.2004 – X ZR 60/03, NJW-RR 2004, 1427 = BGHR 2004, 1401 = SP 2005, 320).

Die an den Kun­den ge­rich­te­te Fra­ge nach dem letz­ten Aus­wech­seln des Zahn­rie­mens setzt zwar bei der Ver­trags­werk­statt das Wis­sen vor­aus, wann bei dem ihr zur In­spek­ti­on oder Re­pa­ra­tur an­ver­trau­te Fahr­zeug ach Typ und Se­rie nach An­ga­ben des Her­stel­lers ein Zahn­rie­men­wech­sel er­fol­gen soll. Die­se Kennt­nis muss in­des­sen bei ei­ner Ver­trags­werk­statt wie der Be­klag­ten, die vom Her­stel­ler dar­über in­for­miert wor­den ist, in der Re­gel vor­aus­ge­setzt wer­den.

So­mit stellt es, an­ders als die Be­klag­te wohl meint, nicht im­mer ei­ne un­zu­mut­ba­re Über­span­nung der ver­trag­lich ge­schul­de­ten Sorg­falt der Ver­trags­werk­statt dar, dass sie die Fahr­zeu­ge auf tur­nus­mä­ßig vom Her­stel­ler emp­foh­le­ne Aus­wechs­lun­gen hin über­prüft (BGH, Urt. v. 18.05.2004 – X ZR 60/03, NJW-RR 2004, 1427 = BGHR 2004, 1401 = SP 2005, 320). Der Ver­trags­in­halt ist durch Aus­le­gung nach Treu und Glau­ben mit Rück­sicht auf die Ver­kehrs­sit­te zu er­mit­teln (§§ 133, 157 BGB). Der Aus­le­gung vor­an­ge­hen muss in­des­sen die Fest­stel­lung des Er­klä­rungs­tat­be­stands, das heißt die Er­mitt­lung der für die Aus­le­gung re­le­van­ten Tat­sa­chen. Das sind zum Bei­spiel der Wort­laut schrift­li­cher Ver­trä­ge und die Be­gleit­um­stän­de des Ver­trags­schlus­ses, wie Äu­ße­run­gen der Par­tei­en, die von den Par­tei­en in ih­rer Ge­schäfts­ver­bin­dung her­aus­ge­bil­de­ten Usan­cen und die be­ste­hen­de bei­der­sei­ti­ge In­ter­es­sen­la­ge. Hier ist aber klar, dass ei­ne Jah­res­in­spek­ti­on durch­ge­führt wer­den soll­te, es sich al­so um ei­ne grö­ße­re In­spek­ti­on han­del­te, die mög­li­cher­wei­se aus der be­rech­tig­ten Sicht der Klä­ge­rin, auf de­ren Ein­be­zie­hung in den Ver­trag der Be­trei­ber der Werk­statt sich nach Treu und Glau­ben mit Rück­sicht auf die Ver­kehrs­sit­te ein­las­sen muss­te, ei­ner um­fas­sen­den Prü­fung der Ver­kehrs­si­cher­heit des Fahr­zeugs die­nen soll­te, und bei der die Klä­ge­rin von der Be­klag­ten die Be­rück­sich­ti­gung von Aus­wechs­lungs­in­ter­val­len er­war­ten durf­te (BGH, Urt. v. 18.05.2004 – X ZR 60/03, NJW-RR 2004, 1427 = BGHR 2004, 1401 = SP 2005, 320).

Vom Werk­un­ter­neh­mer kann nicht ver­langt wer­den, dass er auch die üb­ri­gen Tei­le des Ge­gen­stands, an dem er sei­ne Werkleis­tung zu er­brin­gen hat, oh­ne be­son­de­ren Auf­trag über­prüft. Die Be­klag­te führ­te ih­re Ar­bei­ten nicht zu dem für das Aus­wech­seln des Zahn­rie­mens vor­ge­se­he­nen Zeit­punkt bei ei­ner Lauf­leis­tung von 60.000 km durch, son­dern ca. sechs Mo­na­te da­vor. Sie hat­te zu die­ser Zeit so­mit auch noch kei­nen An­lass, dem Zahn­rie­men ih­re Auf­merk­sam­keit zu wid­men. Viel­mehr war es Sa­che der Klä­ge­rin, im Rah­men der in ei­ge­nen An­ge­le­gen­hei­ten an­zu­wen­den­den Sorg­falt durch Ver­an­las­sung der vor­ge­se­he­nen In­spek­tio­nen da­für Sor­ge zu tra­gen, dass die re­gel­mä­ßi­gen War­tungs­ar­bei­ten, zu de­nen das Aus­wech­seln des Zahn­rie­mens ge­hör­te, frist­ge­recht durch­ge­führt wur­den. Das hat sie un­strei­tig aber nicht ge­tan. Auch be­strei­tet die Klä­ge­rin nicht, dass sie die re­gel­mä­ßi­gen In­spek­tio­nen nicht hat durch­füh­ren las­sen.

Dass der Ver­schleiß selbst an­läss­lich der von der Be­klag­ten durch­ge­führ­ten Re­pa­ra­tur be­reits er­kenn­bar ge­we­sen wä­re, be­haup­tet die Klä­ge­rin zu­dem nicht sub­stan­zi­iert (OLG Düs­sel­dorf, NJW-RR 1999, 1210 = NZV 1999, 249). Sie trägt näm­lich le­dig­lich vor, die Be­klag­te hät­te bei den um­fang­rei­chen Ar­bei­ten die Not­wen­dig­keit ei­nes Zahn­rie­men­wech­sels er­ken­nen kön­nen und müs­sen, und sie (die Klä­ge­rin) – wenn dies nicht er­kenn­bar ge­we­sen wä­re – im Rah­men der um­fang­rei­chen In­spek­ti­ons­ar­bei­ten über die Wech­sel­in­ter­val­le in­for­mie­ren müs­sen. Zwar wa­ren hier in­so­weit un­strei­tig In­spek­ti­ons­ar­bei­ten durch die Klä­ge­rin in Auf­trag ge­ge­ben wor­den, je­doch wa­ren die vom Her­stel­ler emp­foh­le­nen Fris­ten hier ge­ra­de noch nicht zu die­sem Zeit­punkt ab­ge­lau­fen ge­we­sen. Da so­mit hier ei­ne sol­che Über­prü­fungs­pflicht, wie dar­ge­legt, eben noch nicht be­stand, war die Be­klag­te hier auch (noch) nicht da­zu ver­pflich­tet, die Klä­ge­rin dar­auf aus­drück­lich hin­zu­wei­sen.

Zu­dem hät­te hier die Be­klag­te ei­nem et­wai­gen Scha­den­er­satz­an­spruch der Klä­ge­rin wohl auch ent­ge­gen­hal­ten kön­nen, dass bei der Ent­ste­hung des Scha­dens ein nicht un­er­heb­li­ches Mit­ver­schul­den der Klä­ge­rin mit­ge­wirkt hat (BGHZ 33, 247 = MDR 1961, 134). Dies konn­te je­doch da­hin­ge­stellt blei­ben, da die Be­klag­te hier (noch) kein Ver­schul­den trifft und so­mit die Kla­ge auch ins­ge­samt ab­zu­wei­sen ist …

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