Nach ei­nem Ver­kehrs­un­fall kann grund­sätz­lich ein in Re­la­ti­on zur Scha­dens­hö­he be­rech­ne­tes Sach­ver­stän­di­gen­ho­no­rar als er­for­der­li­cher Her­stel­lungs­auf­wand i. S. des § 249 II BGB er­stat­tet ver­langt wer­den.

BGH, Ur­teil vom 23.01.2007 – VI ZR 67/06

Sach­ver­halt: Der Klä­ger be­gehrt von der Be­klag­ten – dem Haft­pflicht­ver­si­che­rer des Schä­di­gers – die Er­stat­tung der für ein Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­ten an­ge­fal­le­nen Kos­ten. Das Gut­ach­ten hat der Klä­ger nach ei­nem Ver­kehrs­un­fall ein­ge­holt. Die un­ein­ge­schränk­te Haf­tung der Be­klag­ten für die durch die­sen Un­fall ent­stan­de­nen Schä­den ist un­strei­tig.

Der Klä­ger be­auf­trag­te den Sach­ver­stän­di­gen Dipl.-Ing. Q mit der Be­gut­ach­tung sei­nes be­schä­dig­ten Fahr­zeugs. In der im Auf­trag ent­hal­te­nen Preis­ver­ein­ba­rung heißt es:

A) Die Grund­ge­bühr (G) rich­tet sich – nach der Scha­den­hö­he (S)* – un­ter­halb (S) = 600 Eu­ro be­trägt (G) = 99 Eu­ro und ab (S) 600 Eu­ro be­trägt (G) = (S) hoch 0,57 × 3 Eu­ro bei ma­nu­el­ler Kal­ku­la­ti­on (Da­ten über Ter­mi­nal nicht ab­ruf­bar) gilt G plus 20 % und bei ver­rin­ger­tem Auf­wand (oh­ne Kal­ku­la­ti­on) gilt G – 40 % zu­sätz­lich bei spä­te­rer Nach-/Alt­teil­be­sich­ti­gung, bzw. Stel­lung­nah­men er­folgt ei­ne zu­sätz­li­che Be­rech­nung mit G – 50 % oder nach Zeit­auf­wand. B) nach der auf­ge­wen­de­ten Zeit* (mit 85 Eu­ro/je Std.) C) Hin­zu kom­men im­mer die Ne­ben­kos­ten ** und die ge­setz­li­che MwSt ***.

* nicht zu­tref­fen­den Fett­druck der Preis­ver­ein­ba­rung bit­te strei­chen.“

Bei Buch­sta­be B) wa­ren die Wor­te „nach der auf­ge­wen­de­ten Zeit“ ge­stri­chen. Die Ne­ben­kos­ten wa­ren un­ter­halb die­ses Tex­tes pau­scha­liert und er­läu­tert.

Der Sach­ver­stän­di­ge stell­te dem Klä­ger für das er­stat­te­te Gut­ach­ten 363,73 € brut­to in Rech­nung. Die Grund­ge­bühr be­rech­ne­te er laut Scha­dens­hö­he mit 221,56 € net­to; für Fahrt­kos­ten, Farb­bil­der, Por­to/Te­le­fon, Ter­mi­nal- und Schreib­ge­büh­ren be­rech­ne­te er wei­te­re 92 € net­to. Da die Be­klag­te die Zah­lung der Sach­ver­stän­di­gen­kos­ten ab­lehn­te, be­glich der Klä­ger die Rech­nungs­sum­me.

Das Amts­ge­richt hat die Be­klag­te durch ein Ver­säum­nis­ur­teil zur Zah­lung von 363,73 € nebst Zin­sen ver­ur­teilt. Auf den frist­ge­rech­ten Ein­spruch hat es das Ver­säum­nis­ur­teil auf­recht­er­hal­ten. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat die Be­klag­te un­ter Ab­wei­sung der Kla­ge im Üb­ri­gen zur Zah­lung von 160 € nebst Zin­sen ver­ur­teilt. Hier­ge­gen rich­te­te sich die Re­vi­si­on des Klä­gers.

Aus den Grün­den: [8]    I. Nach Auf­fas­sung des Land­ge­richts ist die Hö­he der Re­pa­ra­tur­kos­ten nicht ge­eig­net, den er­for­der­li­chen Auf­wand für die Be­gut­ach­tung des be­schä­dig­ten Fahr­zeugs zu be­stim­men. So­weit der Gut­ach­ter sein Ho­no­rar ge­mäß § 315 BGB be­stimmt ha­be, sei die Fest­set­zung des Ho­no­rars nach Re­pa­ra­tur­auf­wand un­bil­lig. Für das Ent­gelt kom­me es auf den Wert der ver­gü­te­ten Leis­tung an. Bei der Er­stel­lung ei­nes Gut­ach­tens sei das Ent­gelt dem­nach ab­hän­gig von der auf­ge­wand­ten Ar­beit und sei­ner wirt­schaft­li­chen Be­deu­tung. Das Ent­gelt sei des­halb ent­spre­chend dem Jus­tiz­ver­gü­tungs- und Ent­schä­di­gungs­ge­setz (JVEG) zu be­mes­sen, das für die ge­richt­li­che Tä­tig­keit ei­nes Sach­ver­stän­di­gen gel­te. Dem Klä­ger ste­he da­her nur ein An­spruch auf Er­satz der Stun­den­ver­gü­tung nach dem JVEG für höchs­tens 71 Mi­nu­ten in Hö­he von 112,50 € zu.

[9]    Der Schä­di­ger sei nicht ver­pflich­tet, über­setz­te Kos­ten zu tra­gen, wenn der Ge­schä­dig­te ge­gen sei­ne Scha­dens­min­de­rungs­pflicht ver­sto­ßen ha­be. Ge­mäß § 249 II BGB sei­en grund­sätz­lich nur die Kos­ten er­setz­bar, die zur Er­stat­tung des Gut­ach­tens er­for­der­lich sei­en. Der hier zu ent­schei­den­de Fall sei mit den Fäl­len der Un­fal­ler­satz­ta­ri­fe ver­gleich­bar. Auch hier hät­ten der Schä­di­ger und sein Haft­pflicht­ver­si­che­rer kei­nen Ein­fluss auf die Hö­he des Ent­gelts, müss­ten die­ses aber tra­gen. Für den Ge­schä­dig­ten sei zu­dem er­kenn­bar ge­we­sen, dass er le­dig­lich den Auf­wand für die Er­stel­lung des Gut­ach­tens zu zah­len ha­be und sich die­ser Auf­wand auch nach dem tat­säch­li­chen Zeit­auf­wand er­mit­teln las­se. Das For­mu­lar der ein­ge­reich­ten Ho­no­rar­ver­ein­ba­rung se­he näm­lich aus­drück­lich auch ei­ne Be­rech­nung „nach der auf­ge­wen­de­ten Zeit“ vor.

[10]   II. Die­se Aus­füh­run­gen hal­ten ei­ner re­vi­si­ons­recht­li­chen Über­prü­fung nicht stand.

[11]   1. Im Aus­gangs­punkt oh­ne Rechts­feh­ler hält das Be­ru­fungs­ge­richt die Kos­ten des Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­tens dem Grun­de nach für er­stat­tungs­fä­hig. Die­se Kos­ten ge­hö­ren zu den mit dem Scha­den un­mit­tel­bar ver­bun­de­nen und ge­mäß § 249 I BGB aus­zu­glei­chen­den Ver­mö­gens­nach­tei­len, so­weit die Be­gut­ach­tung zur Gel­tend­ma­chung des Scha­dens­er­satz­an­spruchs er­for­der­lich und zweck­mä­ßig ist (vgl. Se­nat, Urt. v. 30.11.2004 – VI ZR 365/03, VersR 2005, 380; BGH, Urt. v. 29.11.1988 – X ZR 112/87, NJW-RR 1989, 953 [956]). Eben­so kön­nen die­se Kos­ten zu dem nach § 249 II 1 BGB er­for­der­li­chen Her­stel­lungs­auf­wand ge­hö­ren, wenn ei­ne vor­he­ri­ge Be­gut­ach­tung zur tat­säch­li­chen Durch­füh­rung der Wie­der­her­stel­lung er­for­der­lich und zweck­mä­ßig ist (vgl. Se­nat, Urt. vom 06.11.1973 – VI ZR 27/73, VersR 1974, 90, in­so­weit in BGHZ 61, 346 nicht ab­ge­druckt; Urt. v. 29.01.1985 – VI ZR 59/84, VersR 1985, 441 [442]; Urt. v. 30.11.2004 – VI ZR 365/03, VersR 2005, 380; Wort­mann, VersR 1998, 1204 [1210 f.]).

[12]   2. So­weit das Be­ru­fungs­ge­richt an­nimmt, die Hö­he der Re­pa­ra­tur­kos­ten sei grund­sätz­lich nicht ge­eig­net, den er­for­der­li­chen Auf­wand für die Be­gut­ach­tung des be­schä­dig­ten Fahr­zeugs zu be­stim­men, ist be­reits die An­knüp­fung an § 315 BGB ver­fehlt. Wie das Be­ru­fungs­ge­richt selbst er­kennt, ist zwi­schen dem Klä­ger und dem Sach­ver­stän­di­gen ei­ne Preis­ver­ein­ba­rung ge­trof­fen wor­den, so­dass kei­ne ein­sei­ti­ge Be­stim­mung durch den Sach­ver­stän­di­gen vor­liegt. Für die scha­dens­recht­li­che Be­trach­tung ist oh­ne­hin von § 249 BGB aus­zu­ge­hen.

[13]   a) Nach § 249 II 1 BGB hat der Schä­di­ger den zur Wie­der­her­stel­lung der be­schä­dig­ten Sa­che er­for­der­li­chen Geld­be­trag zu zah­len. Er hat hier­zu den Fi­nan­zie­rungs­be­darf des Ge­schä­dig­ten in Form des zur Wie­der­her­stel­lung er­for­der­li­chen Geld­be­trags zu be­frie­di­gen und nicht et­wa vom Ge­schä­dig­ten be­zahl­te Rech­nungs­be­trä­ge zu er­stat­ten (vgl. Se­nat, BGHZ 61, 56 [58]; 61, 346 [347 f.]; 63, 182 [184]). Der tat­säch­li­che Auf­wand bil­det frei­lich (ex post ge­se­hen) bei der Scha­dens­schät­zung nach § 287 ZPO oft ei­nen An­halt zur Be­stim­mung des zur Her­stel­lung „er­for­der­li­chen“ (ex an­te zu be­mes­sen­den) Be­tra­ges i. S. von § 249 II 1 BGB. In­des ist der tat­säch­lich auf­ge­wen­de­te Be­trag nicht not­wen­dig mit dem zu er­set­zen­den Scha­den iden­tisch. Ins­be­son­de­re des­halb kann die Be­rech­nung des Scha­dens grund­sätz­lich nicht von et­wai­gen recht­li­chen Män­geln der zu sei­ner Be­sei­ti­gung tat­säch­lich ein­ge­gan­ge­nen Ver­bind­lich­kei­ten (z. B. ei­ner über­höh­ten Ho­no­rar­for­de­rung des Sach­ver­stän­di­gen) ab­hän­gig ge­macht wer­den (vgl. Se­nat, BGHZ 61, 346 [348]). Wahrt der Ge­schä­dig­te den Rah­men des zur Wie­der­her­stel­lung Er­for­der­li­chen, sind we­der der Schä­di­ger noch das Ge­richt im Scha­dens­er­satz­pro­zess be­rech­tigt, ei­ne Preis­kon­trol­le durch­zu­füh­ren (vgl. Se­nat, Urt. v. 29.06.2004 – VI ZR 211/03, VersR 2004, 1189 [1190 f.]). Dies gilt auch für die Hö­he des Sach­ver­stän­di­gen­ho­no­rars (vgl. AG Es­sen, VersR 2000, 68 [69]; AG Sieg­burg, ZfS 2003, 237 [238]; Roß, NZV 2001, 321 [323]).

[14]   b) Nach den vor­ste­hen­den Grund­sät­zen kommt es ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Re­vi­si­ons­er­wi­de­rung im Scha­dens­er­satz­pro­zess grund­sätz­lich nicht dar­auf an, ob die zwi­schen dem Klä­ger und dem Sach­ver­stän­di­gen ge­trof­fe­ne Preis­ver­ein­ba­rung we­gen ei­nes Ver­sto­ßes ge­gen das Trans­pa­renz­ge­bot nach § 307 BGB un­wirk­sam ist. Eben­so ist es nicht von Be­deu­tung, wel­che Ver­gü­tung bei feh­len­der Ho­no­rar­ver­ein­ba­rung zwi­schen dem Ge­schä­dig­ten und dem Sach­ver­stän­di­gen von Letz­te­rem nach „bil­li­gem Er­mes­sen“ ge­mäß § 315 I BGB be­stimmt wer­den könn­te. Maß­geb­lich ist viel­mehr, ob sich die an den Sach­ver­stän­di­gen ge­zahl­ten Kos­ten nach den an­zu­wen­den­den scha­dens­recht­li­chen Ge­sichts­punk­ten im Rah­men des zur Wie­der­her­stel­lung Er­for­der­li­chen hal­ten.

[15]   Die Fra­ge, ob nach ei­nem Ver­kehrs­un­fall ein in Re­la­ti­on zur Scha­dens­hö­he be­rech­ne­tes Sach­ver­stän­di­gen­ho­no­rar als er­for­der­li­cher Her­stel­lungs­auf­wand i. S. des § 249 II BGB ver­langt wer­den kann, wird von ei­ner Viel­zahl von Ge­rich­ten be­jaht (vgl. et­wa AG Al­ten­kir­chen, ZfS 1994, 88; AG Mün­chen, DAR 1996, 298; AG Köln, VersR 1988, 1251 [1252]; AG Aa­chen, ZfS 1999, 196; AG Her­ne-Wan­ne, NZV 1999, 256 [257]; AG Hal­le-Saal­kreis, ZfS 1999, 337; AG Hat­tin­gen, VersR 2000, 1426 [1427]; AG Darm­stadt, ZfS 2000, 65; AG Frank­furt a. M., ZfS 2001, 165; SP 2002, 287 [288]; AG Wies­ba­den, SP 2002, 360; AG Wes­ter­burg, ZfS 2000, 63 [64]; ZfS 2002, 72 [73]; AG Elt­vil­le, SP 2002, 322; AG Bad Kreuz­nach, SP 2002, 72; AG Hamm, SP 2002, 322; AG Dres­den, DAR 2002, 459 [460]; AG Sieg­burg, ZfS 2003, 237 [238]; AG Wein­heim, ZfS 2004, 18; AG Nürn­berg, ZfS 2004, 131; AG Ber­lin-Mit­te, SP 2005, 175; LG Hal­le, ZfS 2006, 91; eben­so Roß, NZV 2001, 321 [323]; a. A. z. B. LG Köln, SP 2002, 320; AG Leip­zig, SP 2002, 287; LG Leip­zig, Urt. v. 23.03.2005 – 1 S 7099/04). Hier­ge­gen be­ste­hen aus scha­dens­recht­li­cher Sicht kei­ne Be­den­ken.

[16]   c) Der Ge­schä­dig­te ist nach scha­dens­recht­li­chen Grund­sät­zen in der Wahl der Mit­tel zur Scha­dens­be­he­bung frei (vgl. Se­nat, BGHZ 154, 395 [398]; 155, 1 [4]; 162, 161 [165 f.]; Urt. v. 20.06.1989 – VI ZR 334/88, VersR 1989, 1056 f.). Er darf zur Scha­dens­be­sei­ti­gung grund­sätz­lich den Weg ein­schla­gen, der aus sei­ner Sicht sei­nen In­ter­es­sen am bes­ten zu ent­spre­chen scheint (vgl. Se­nat, Urt. v. 18.01.2005 – VI ZR 73/04, VersR 2005, 558 [559]), so­dass er im Re­gel­fall be­rech­tigt ist, ei­nen qua­li­fi­zier­ten Gut­ach­ter sei­ner Wahl mit der Er­stel­lung des Scha­dens­gut­ach­tens zu be­auf­tra­gen (Hörl, NZV 2003, 305 [306 f.]; Wort­mann, ZfS 1999, 1 [2]; ders., VersR 1998, 1204 [1210]).

[17]   Der Ge­schä­dig­te kann je­doch vom Schä­di­ger nach § 249 II BGB als er­for­der­li­chen Her­stel­lungs­auf­wand nur die Kos­ten er­stat­tet ver­lan­gen, die vom Stand­punkt ei­nes ver­stän­di­gen, wirt­schaft­lich den­ken­den Men­schen in der La­ge des Ge­schä­dig­ten zur Be­he­bung des Scha­dens zweck­mä­ßig und an­ge­mes­sen er­schei­nen (vgl. Se­nat, BGHZ 115, 364 [369]; 160, 377 [383]; 162, 161 [165]). Er ist nach dem Wirt­schaft­lich­keits­ge­bot ge­hal­ten, im Rah­men des ihm Zu­mut­ba­ren den wirt­schaft­li­che­ren Weg der Scha­dens­be­he­bung zu wäh­len, so­fern er die Hö­he der für die Scha­dens­be­sei­ti­gung auf­zu­wen­den­den Kos­ten be­ein­flus­sen kann. Da­bei ist bei der Be­ur­tei­lung, wel­cher Her­stel­lungs­auf­wand er­for­der­lich ist, auch Rück­sicht auf die spe­zi­el­le Si­tua­ti­on des Ge­schä­dig­ten, ins­be­son­de­re auf sei­ne in­di­vi­du­el­len Er­kennt­nis- und Ein­fluss­mög­lich­kei­ten so­wie auf die mög­li­cher­wei­se ge­ra­de für ihn be­ste­hen­den Schwie­rig­kei­ten zu neh­men (vgl. Se­nat, BGHZ 115, 364 [368 f.]; 132, 373 [376 f.]; 155, 1 [4 f.]; 162, 161 [164 f.]; 163, 362 [365]). Auch ist der Ge­schä­dig­te grund­sätz­lich nicht zu ei­ner Er­for­schung des ihm zu­gäng­li­chen Mark­tes ver­pflich­tet, um ei­nen für den Schä­di­ger und des­sen Haft­pflicht­ver­si­che­rer mög­lichst preis­güns­ti­gen Sach­ver­stän­di­gen aus­fin­dig zu ma­chen, wo­bei für ihn al­ler­dings das Ri­si­ko ver­bleibt, dass er oh­ne nä­he­re Er­kun­di­gun­gen ei­nen Sach­ver­stän­di­gen be­auf­tragt, der sich spä­ter im Pro­zess als zu teu­er er­weist (vgl. Se­nat, BGHZ 163, 362 [367 f.].

[18]   d) Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Be­ru­fungs­ge­richts hat sich an die­sen Grund­sät­zen durch die neue­re Recht­spre­chung des Se­nats zum „Un­fal­ler­satz­ta­rif“ nichts ge­än­dert. Nach die­ser kann aus scha­dens­recht­li­cher Sicht der zur Her­stel­lung er­for­der­li­che Geld­be­trag nicht oh­ne Wei­te­res mit ei­nem „Un­fal­ler­satz­ta­rif“ gleich­ge­setzt wer­den, wenn sich ein be­son­de­rer Ta­rif für Er­satz­miet­wa­gen nach Un­fäl­len ent­wi­ckelt hat, der nicht mehr maß­geb­lich von An­ge­bot und Nach­fra­ge be­stimmt wird, son­dern ins­be­son­de­re durch gleich­för­mi­ges Ver­hal­ten der An­bie­ter (vgl. Se­nat, BGHZ 160, 377 [383 f.]; 163, 19 [22 f.]). Die die­ser Recht­spre­chung zu­grun­de lie­gen­den Sach­ver­hal­te er­hal­ten da­durch ihr Ge­prä­ge, dass die den Un­fall­ge­schä­dig­ten an­ge­bo­te­nen „Un­fal­ler­satz­ta­ri­fe“ er­heb­lich über den für Selbst­zah­ler an­ge­bo­te­nen „Nor­mal­ta­ri­fen“ lie­gen kön­nen (vgl. Se­nat, BGHZ 160, 377 [383 f.]). Das Be­ru­fungs­ge­richt hat nicht fest­ge­stellt, dass sich ei­ne der­ar­ti­ge Markt­si­tua­ti­on auch bei der Er­stel­lung von Kfz-Scha­dens­gut­ach­ten eta­bliert hat. Hier­für sind auch kei­ne An­halts­punk­te er­sicht­lich.

[19]   3. Nach den dar­ge­leg­ten Grund­sät­zen und un­ter Be­rück­sich­ti­gung der zum Zeit­punkt des Be­ru­fungs­ur­teils noch nicht er­gan­ge­nen Ent­schei­dung des X. Zi­vil­se­nats des BGH vom 04.04.2006 zur Zu­läs­sig­keit ei­nes an der Scha­dens­hö­he ori­en­tier­ten Pau­schal­ho­no­rars für Rou­ti­ne­gut­ach­ten (X ZR 122/05, BGHZ 167, 139 = VersR 2006, 1131) kann das Be­ru­fungs­ur­teil kei­nen Be­stand ha­ben.

[20]   a) Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Be­ru­fungs­ge­richts über­schrei­tet ein Kraft­fahr­zeugsach­ver­stän­di­ger al­lein da­durch, dass er ei­ne an der Scha­dens­hö­he ori­en­tier­te an­ge­mes­se­ne Pau­scha­lie­rung des Ho­no­rars vor­nimmt, die Gren­zen der recht­lich zu­läs­si­gen Preis­ge­stal­tung grund­sätz­lich nicht. Scha­dens­gut­ach­ten die­nen in der Re­gel da­zu, die Rea­li­sie­rung von Scha­dens­er­satz­for­de­run­gen zu er­mög­li­chen. Die rich­ti­ge Er­mitt­lung des Scha­dens­be­tra­ges wird als Er­folg ge­schul­det; hier­für haf­tet der Sach­ver­stän­di­ge. Des­halb trägt ei­ne an der Scha­dens­hö­he ori­en­tier­te an­ge­mes­se­ne Pau­scha­lie­rung des Ho­no­rars dem nach der Recht­spre­chung ent­schei­dend ins Ge­wicht fal­len­den Um­stand Rech­nung, dass das Ho­no­rar des Sach­ver­stän­di­gen die Ge­gen­leis­tung für die Fest­stel­lung des wirt­schaft­li­chen Wer­tes der For­de­rung des Ge­schä­dig­ten ist (vgl. BGH, Urt. v. 04.04.2006 – X ZR 122/05, BGHZ 167, 139 Rn. 15 ff.).

[21]   b) Nach dem ge­nann­ten Ur­teil ist auch die vom Be­ru­fungs­ge­richt vor­ge­nom­me­ne Über­tra­gung der Grund­sät­ze des JVEG für die Ver­gü­tung ge­richt­li­cher Sach­ver­stän­di­ger auf Pri­vat­gut­ach­ter nicht an­ge­bracht. Der An­wen­dungs­be­reich des JVEG ist auf die in § 1 JVEG ge­nann­ten Ver­fah­ren be­schränkt. Ei­ner Über­tra­gung auf Pri­vat­gut­ach­ter steht schon der Um­stand ent­ge­gen, dass Pri­vat­gut­ach­ter im Un­ter­schied zu ge­richt­li­chen Sach­ver­stän­di­gen, die zu den Par­tei­en nicht in ei­nem Ver­trags­ver­hält­nis ste­hen, dem Auf­trag­ge­ber nach all­ge­mei­nen Re­geln so­wohl ver­trags­recht­lich als auch de­liktsrecht­lich haf­ten, wäh­rend die Haf­tung ge­richt­li­cher Sach­ver­stän­di­ger der Son­der­re­ge­lung des § 839a BGB un­ter­liegt, die die Haf­tung auf gro­be Fahr­läs­sig­keit und Vor­satz be­schränkt hat, da­mit der Sach­ver­stän­di­ge, der nach den Ver­fah­rens­ord­nun­gen (§ 407 ZPO, § 75 StPO) re­gel­mä­ßig zur Über­nah­me der Be­gut­ach­tung ver pflich­tet ist, sei­ne Tä­tig­keit oh­ne den Druck ei­nes mög­li­chen Rück­griffs der Par­tei­en aus­üben kann (vgl. BGH, Urt. v. 04.04.2006 – X ZR 122/05, BGHZ 167, 139 Rn. 19).

[22]   c) Das Be­ru­fungs­ge­richt hat auch kei­ne Fest­stel­lun­gen ge­trof­fen, aus de­nen sich er­ge­ben könn­te, dass die Hö­he der gel­tend ge­mach­ten Sach­ver­stän­di­gen­kos­ten den er­for­der­li­chen Her­stel­lungs­auf­wand i. S. des § 249 II BGB über­schrei­tet. Oh­ne ent­spre­chen­de Fest­stel­lun­gen, die das Be­ru­fungs­ge­richt ent­we­der mit sach­ver­stän­di­ger Hil­fe oder in ge­eig­ne­ten Fäl­len im We­ge der Scha­dens­schät­zung nach § 287 ZPO tref­fen kann, ent­behrt sei­ne Auf­fas­sung, der Klä­ger ha­be ge­gen sei­ne Ver­pflich­tung zur Ge­ring­hal­tung des Scha­dens ver­sto­ßen, ei­ner trag­fä­hi­gen Grund­la­ge. Zu­dem wi­der­spricht ei­ne sol­che Auf­fas­sung zahl­rei­chen Ur­tei­len und Dar­stel­lun­gen im Schrift­tum, die ei­ne Kal­ku­la­ti­on der Ver­gü­tung von Kfz-Sach­ver­stän­di­gen nach der Scha­dens­hö­he als üb­lich be­zeich­nen, wo­bei ei­ni­ge da­von aus­ge­hen, dass 97–98 % al­ler Gut­ach­ter die­se Ab­rech­nungs­wei­se an­wen­den (vgl. AG Nürn­berg, ZfS 2004, 131; LG Hal­le, ZfS 2006, 91; Hilt­scher, NZV 1998, 488 [490]; Hörl, NZV 2003, 305 [309, Fn. 54]; Kääb/Jan­del, NZV 1998, 268 [269]; Ot­ting, VersR 1997, 1328 [1330]; Roß, NZV 2001, 321 [323]).

[23]   d) Die Re­vi­si­on rügt schließ­lich zu Recht, das Be­ru­fungs­ge­richt ha­be bei der Ab­leh­nung ei­nes Er­sat­zes für die Fahrt­kos­ten und die Ter­mi­nal­ge­bühr nicht be­ach­tet, dass der Sach­ver­stän­di­ge die ent­spre­chen­den Po­si­tio­nen ge­mäß ei­nem Hin­weis des Klä­gers in der Kla­ge­schrift und der Be­ru­fungs­er­wi­de­rung in ei­nem dem Ge­richt vor­ge­leg­ten Schrei­ben vom 26.11.2004 er­läu­tert hat.

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