1. Der Ver­käu­fer ei­nes Ge­braucht­wa­gens muss sich al­len­falls dann vor­wer­fen las­sen, er ha­be ei­nen Un­fall­scha­den des Fahr­zeugs arg­lis­tig ba­ga­tel­li­siert, wenn er ge­gen­über dem Käu­fer we­sent­li­che Un­fall­fol­gen, von de­nen er an­neh­men muss­te, sie könn­ten für den Kauf­ent­schluss des Käu­fers be­deut­sam sein, nicht er­wähnt hat. Ei­ne arg­lis­ti­ge Ba­ga­tel­li­sie­rung ei­nes Un­fall­scha­dens liegt des­halb nicht vor, wenn der Ver­käu­fer un­er­wähnt lässt, dass die Mo­tor­hau­be und ein Kot­flü­gel nach dem Un­fall je­weils ei­ne Del­le auf­wie­sen und die Mo­tor­hau­be nur aus op­ti­schen Grün­den, näm­lich um Stein­schlag­schä­den zu be­sei­ti­gen, voll­stän­dig neu la­ckiert und beim Wie­der­ein­bau in das Fahr­zeug neu jus­tiert wur­de.
  2. Grund­sätz­lich trifft den Käu­fer die Dar­le­gungs- und Be­weis­last da­für, dass der Ver­käu­fer es un­ter­las­sen hat, ihn über zu of­fen­ba­ren­de Um­stän­de (aus­rei­chend) auf­zu­klä­ren.
  3. Ein Käu­fer, der sich auf die Ver­brau­cher­schutz­vor­schrif­ten der §§ 474 ff. BGB – et­wa auf die Un­wirk­sam­keit ei­nes Ge­währ­leis­tungs­aus­schlus­ses nach § 475 I 1 BGB – be­ruft, muss grund­sätz­lich dar­le­gen und be­wei­sen, dass in sei­nem Fall ein Ver­brauchs­gü­ter­kauf i. S. von § 474 I BGB vor­liegt (im An­schluss an OLG Cel­le, Urt. v. 11.08.2004 – 7 U 17/04, NJW-RR 2004, 1645, 1646).

OLG Saar­brü­cken, Ur­teil vom 23.03.2006 – 8 U 204/05

Sach­ver­halt: Die Par­tei­en strei­ten über die Rück­ab­wick­lung ei­nes Kfz-Kauf­ver­trags

Die Klä­ge­rin er­warb von der Be­klag­ten mit münd­li­chem Kauf­ver­trag vom 14.05.2003 ei­nen ge­brauch­ten Ja­gu­ar XJR. Der Ver­kauf er­folg­te aus­weis­lich der Rech­nung vom glei­chen Tag „un­ter Aus­schluss ei­ner Ge­währ­leis­tung“. Zu­gleich er­warb E, der Ehe­mann der Ge­schäfts­füh­re­rin der Be­klag­ten, von M, dem Ehe­mann der Klä­ge­rin, mit schrift­li­chem Kauf­ver­trag ei­nen ge­brauch­ten Pkw der Mar­ke Mer­ce­des-Benz.

Aus­weis­lich der Ur­kun­den (Rech­nung, Kauf­ver­trag) be­lief sich der Kauf­preis für den Ja­gu­ar auf 21.000 € und der Kauf­preis für den Mer­ce­des-Benz auf 15.000 €. Nach Dar­stel­lung des Klä­gers be­trug der Kauf­preis für den Ja­gu­ar al­ler­dings 27.000 €, wäh­rend der Kauf­preis für den Mer­ce­des 21.000 € be­tra­gen ha­ben soll. Un­strei­tig wur­de je­den­falls ein Dif­fe­renz­be­trag von 6.000 € an die Be­klag­te ge­zahlt.

Nach­dem an dem Ja­gu­ar Schä­den am Kühl­sys­tem, der Was­ser­pum­pe und am Lenk­ge­trie­be auf­ge­tre­ten wa­ren, er­klär­te die Klä­ge­rin mit An­walts­schrei­ben vom 13.08.2003 – auch im Hin­blick auf ei­nen nicht ord­nungs­ge­mäß be­sei­tig­ten Front­scha­den so­wie ei­nen be­haup­te­ten Zy­lin­der­kopf­scha­den – den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag. Un­ter dem 29.08.2003 lei­te­te sie dar­über hin­aus ein selbst­stän­di­ges Be­weis­ver­fah­ren ein. Au­ßer­dem er­stat­te­te sie Straf­an­zei­ge ge­gen E we­gen Be­tru­ges in de­ren Fol­ge E zwar an­ge­klagt, letzt­lich aber man­gels Tat­nach­wei­ses frei­ge­spro­chen wur­de.

Mit ih­rer Kla­ge hat die Klä­ge­rin die Rück­zah­lung des (be­haup­te­ten) Kauf­prei­ses von 27.000 € für den Ja­gu­ar und Ver­wen­dungs­er­satz in Hö­he von 3.862,87 € ver­langt, und zwar Zug um Zug ge­gen Rück­ge­währ des Ja­gu­ar XJR.

Das Land­ge­richt hat der Kla­ge im Um­fang von 20.611,25 € nebst Zin­sen statt­ge­ge­ben. Zur Be­grün­dung hat es aus­ge­führt, die Klä­ge­rin sei wirk­sam vom münd­li­chen Kauf­ver­trag zu­rück­ge­tre­ten, da der Ja­gu­ar XJR bei Über­ga­be nicht die ver­trag­lich ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit ge­habt ha­be, son­dern über den an­ge­ge­be­nen Um­fang hin­aus be­schä­digt ge­we­sen sei. Der ver­ein­bar­te Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss sei un­wirk­sam, weil E den un­strei­ti­gen Vor­scha­den im Front­be­reich arg­lis­tig ba­ga­tel­li­siert ha­be. Ei­nen Kauf­preis von 27.000 € hat das Land­ge­richt nicht für er­wie­sen er­ach­tet; zu­dem hat es ei­nen Ab­zug we­gen der Nut­zung des Fahr­zeugs durch die Klä­ge­rin in Hö­he von 2.120,30 € vor­ge­nom­men. Die gel­tend ge­mach­ten Ver­wen­dungs­er­satz­an­sprü­che hat das Land­ge­richt nur zum Teil für be­grün­det er­ach­tet.

Die Be­ru­fung der Be­klag­ten hat­te Er­folg.

Aus den Grün­den: Ent­ge­gen der An­sicht des Land­ge­richts steht jeg­li­cher Sach­män­gel­haf­tung der Be­klag­ten … der Um­stand ent­ge­gen, dass die Par­tei­en … ei­nen Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss ver­ein­bart ha­ben (1), des­sen Wirk­sam­keit we­der durch § 475 I BGB (2) noch durch § 444 BGB (3) be­rührt wird.

1. Aus­zu­ge­hen ist da­von, dass die Par­tei­en in­di­vi­du­al­ver­trag­lich ei­nen Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss ver­ein­bart ha­ben. Schon in der Kla­ge­er­wi­de­rung ist dies un­ter Ver­weis auf die Rech­nung vom 14.05.2003 vor­ge­tra­gen, oh­ne dass die Klä­ge­rin dem in der Fol­ge wi­der­spro­chen hät­te. Das Land­ge­richt hat die­se Dar­stel­lung dem­ge­mäß als un­strei­tig be­han­delt. Die­se tat­be­stand­li­chen Fest­stel­lun­gen des Er­strich­ters – zu de­nen im Üb­ri­gen in der Be­ru­fungs­in­stanz nicht ab­wei­chend vor­ge­tra­gen ist – hat auch der Se­nat zu­grun­de zu le­gen, oh­ne dass es der Auf­klä­rung wei­te­rer Ein­zel­hei­ten – et­wa zum Zeit­punkt der Ver­ein­ba­rung – be­durf­te.

2. So­weit ein sol­cher Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss – wie sich aus § 475 I BGB er­gibt – bei ei­nem Ver­brauchs­gü­ter­kauf i. S. des § 474 I BGB grund­sätz­lich un­zu­läs­sig ist (vgl. auch Rein­king/​Eg­gert, Der Au­to­kauf, 9. Aufl., Rn. 1567), lie­gen des­sen Vor­aus­set­zun­gen ent­ge­gen der An­sicht der Klä­ge­rin … nicht vor. Dass die Klä­ge­rin den Pkw Ja­gu­ar als Ver­brau­che­rin – das heißt als nicht im Rah­men ei­ner (selbst­stän­di­gen) be­ruf­li­chen oder ge­werb­li­chen Tä­tig­keit han­deln­de Per­son (vgl. § 13 BGB) – ge­kauft hät­te, kann un­ter Be­rück­sich­ti­gung al­ler Um­stän­de nicht als er­wie­sen er­ach­tet wer­den, was zu­las­ten der Klä­ge­rin geht, da die­se sich auf die Schutz­nor­men der §§ 474 ff. BGB be­ruft (vgl. OLG Cel­le, Urt. v. 11.08.2004 – 7 U 17/04, NJW-RR 2004, 1645, 1646). Denn über die Zu­ord­nung zum pri­va­ten oder un­ter­neh­me­ri­schen Be­reich ent­schei­det nicht der in­ne­re Wil­le des Han­deln­den, son­dern der durch Aus­le­gung zu er­mit­teln­de In­halt des Rechts­ge­schäfts, wo­bei die Be­gleit­um­stän­de ein­zu­be­zie­hen sind (vgl. Pa­landt/​Hein­richs, BGB, 65. Aufl., § 13 Rn. 4).

Ge­gen ein Pri­vat­ge­schäft der Klä­ge­rin spricht in­des­sen schon, dass die Käu­fer­be­zeich­nung in der frag­li­chen Rech­nung vom 14.05.2003 den Zu­satz „Di­ät- und Er­näh­rungs­be­ra­tung“ ent­hält, mit­hin aus­drück­lich auf den klä­ge­ri­schen Ge­wer­be­be­trieb ver­weist, und dies nach den in­so­weit über­ein­stim­men­den Be­kun­dun­gen der Zeu­gen M und E nicht ver­se­hent­lich, son­dern ab­spra­che­ge­mäß ge­sche­hen ist. Hin­ter­grund sind – so die Zeu­gen – vor Ver­trags­schluss im Ein­zel­nen er­ör­ter­te steu­er­li­che Er­wä­gun­gen ge­we­sen, dass näm­lich bei ei­nem ge­werb­li­chen Kauf die Mehr­wert­steu­er aus­ge­wie­sen wer­de und steu­er­lich ab­ge­setzt wer­den kön­ne. Folg­lich muss da­von aus­ge­gan­gen wer­den, dass die Be­tei­lig­ten den Ver­kauf des Pkw Ja­gu­ar an die Klä­ge­rin als In­ha­be­rin ei­ner Di­ät- und Er­näh­rungs­be­ra­tung ernst­haft und über­ein­stim­mend ge­wollt ha­ben, schon um den er­streb­ten Steu­er­er­folg, der hier die Gül­tig­keit ei­nes ge­werb­li­chen Kaufs ge­ra­de vor­aus­setzt, zu er­rei­chen (vgl. BGH, Urt. v. 05.07.1993 – II ZR 114/92, NJW 1993, 2609 f.; Urt. v. 09.07.1992 – XII ZR 156/90, NJW-RR 1993, 367). Der Um­stand, dass sich die­se steu­er­li­chen Plä­ne, wie der Zeu­ge M be­kun­det hat, nach Rück­spra­che mit dem Steu­er­be­ra­ter – nach Ver­trags­ab­schluss – letzt­lich als un­durch­führ­bar er­wie­sen ha­ben, ver­mag hier­an nichts mehr zu än­dern.

3. So­weit bei dem hier so­mit an­zu­neh­men­den Kauf­ver­trag au­ßer­halb des Ver­brauchs­gü­ter­kaufs auch nach neu­em Schuld­recht für den Be­reich des Ge­braucht­fahr­zeug­kaufs ein um­fas­sen­der Aus­schluss der Sach­män­gel­haf­tung wei­ter­hin grund­sätz­lich zu­läs­sig ist und le­dig­lich durch die Vor­schrift des § 444 BGB be­schränkt wird (vgl. Rein­king/​Eg­gert, a. a. O., Rn. 1567 ff., 1571), kann der Be­klag­ten bzw. dem für sie han­deln­den Zeu­gen E nach Auf­fas­sung des Se­nats im Zu­sam­men­hang mit dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Kauf­ver­trags­ab­schluss un­ter Be­rück­sich­ti­gung des Sach- und Streit­stan­des im Be­ru­fungs­ver­fah­ren auch nicht nach­weis­lich der Vor­wurf ge­macht wer­den, Män­gel des Pkw Ja­gu­ar arg­lis­tig ver­schwie­gen oder – wie der Er­strich­ter an­ge­nom­men hat – ba­ga­tel­li­siert zu ha­ben.

Dies geht im Er­geb­nis mit der Klä­ge­rin heim; denn die­sen Nach­weis zu füh­ren, war hier un­ein­ge­schränkt Sa­che der Klä­ge­rin. In­so­weit ent­spricht es höchst­rich­ter­li­cher Recht­spre­chung, dass der Käu­fer – nach sub­stan­zi­ier­tem Be­strei­ten des Ver­käu­fers – den Be­weis zu er­brin­gen hat, dass der Ver­käu­fer ihn hin­sicht­lich bei Ver­trags­ab­schluss vor­han­de­ner, die­sem be­kann­ter Män­gel nicht oder nicht ge­hö­rig auf­ge­klärt hat (vgl. Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 1619 m. w. Nachw.). Es kann vor­lie­gend dar­über hin­aus auch nicht – wie vom Er­strich­ter al­ter­na­tiv an­ge­dacht – von ei­ner aus­nahms­wei­sen Be­weis­pflich­tig­keit des Ver­käu­fers in die­ser Hin­sicht aus­ge­gan­gen wer­den. Denn ent­ge­gen der An­sicht des Land­ge­richts steht der Klä­ge­rin hier die Ver­mu­tung der Voll­stän­dig­keit und Rich­tig­keit der Ver­trags­ur­kun­de hin­sicht­lich ih­rer Dar­stel­lung nicht zur Sei­te. Ab­ge­se­hen da­von, dass die­se Ver­mu­tung nur für die ei­gent­li­che Ver­trags­ur­kun­de, nicht aber für schrift­li­che Ver­käu­fe­rer­klä­run­gen im Vor­feld oder nach Ver­trags­ab­schluss – wie hier die Rech­nung vom 14.05.2003 – gilt (vgl. Rein­king/​Eg­gert, a. a. O., Rn. 1620), kä­me sie auch nur zum Tra­gen, wenn die Ur­kun­de über­haupt ei­ne Aus­sa­ge zu Un­fall­schä­den ent­hiel­te, de­ren Un­rich­tig­keit dann der Ab­wei­chen­des Be­haup­ten­de dar­zu­tun hät­te. Folg­lich be­tref­fen auch die vom Er­strich­ter in die­sem Zu­sam­men­hang in Be­zug ge­nom­me­nen Ent­schei­dun­gen nicht ver­gleich­ba­re Fäl­le schrift­li­cher Un­fall­hin­wei­se, die sei­tens des Ver­käu­fers im Nach­hin­ein als Teil­in­for­ma­ti­on dar­ge­stellt wur­den. Auf den vor­lie­gen­den Fall kön­nen die­se Grund­sät­ze nach An­sicht des Se­nats nicht über­tra­gen wer­den.

Den der Klä­ge­rin hier­nach in vol­lem Um­fang ob­lie­gen­den Be­weis nicht ge­hö­ri­ger Auf­klä­rung über der Be­klag­ten be­kann­te Sach­män­gel und Un­fall­schä­den des Pkw Ja­gu­ar hat die­se je­doch, wie der Se­nat meint, nicht er­bracht. Dies gilt ins­be­son­de­re für den in der an­ge­foch­te­nen Ent­schei­dung in den Vor­der­grund ge­stell­ten Front­scha­den vor­ne rechts. Denn ih­re Be­haup­tung, in die­sem Zu­sam­men­hang le­dig­lich über den Aus­tausch der vor­de­ren Stoß­stan­ge sei­tens des Zeu­gen E in­for­miert wor­den zu sein, ver­moch­te die Klä­ge­rin er­sicht­lich nicht zu be­wei­sen. Nach den nicht zu be­an­stan­den­den, in der Be­ru­fungs­in­stanz nicht er­heb­lich in­fra­ge ge­stell­ten Aus­füh­run­gen des Er­strich­ters ste­hen sich in­so­weit die Aus­sa­gen der gleich glaub­wür­di­gen Zeu­gen M und E ge­gen­über, oh­ne dass ei­ner der bei­den Zeu­gen­aus­sa­gen der Vor­zug ge­ge­ben wer­den könn­te. Da­mit ist – zu­las­ten der be­weis­pflich­ti­gen Klä­ge­rin – die Dar­stel­lung der Be­klag­ten nicht wi­der­legt, vor Ver­trags­schluss dar­über hin­aus auch auf die un­fall­be­ding­te Er­neue­rung des Schein­wer­fers und des Küh­ler­grills hin­ge­wie­sen zu ha­ben.

Dass da­mit zu­gleich fest­steht, dass die Be­klag­te bzw. der Zeu­ge E zu wei­te­ren Ein­zel­hei­ten des Scha­dens­bilds kei­ne An­ga­ben ge­macht ha­ben, recht­fer­tigt ent­ge­gen der An­sicht des Er­strich­ters den Vor­wurf arg­lis­ti­ger Ba­ga­tel­li­sie­rung die­ses Scha­dens durch die Ver­käu­fer­sei­te nicht. Von ei­ner sol­chen kann näm­lich nur aus­ge­gan­gen wer­den, wenn we­sent­li­che Un­fall­fol­gen un­er­wähnt blei­ben, von de­nen der Ver­käu­fer an­neh­men muss, dass sie für den Kauf­ent­schluss des an­de­ren über­haupt be­deut­sam sein könn­ten (KG, Urt. v. 11.09.2003 – 12 U 112/02, MDR 2004, 275; OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 12.03.1999 – 22 U 180/98, NZV 1999, 423 Leitz­satz 2; OLG Mün­chen, Urt. v. 01.06.2001 – 21 U 1608/01, MDR 2001, 1407). Das kann – je­den­falls – bei Zu­grun­de­le­gung des bei­der­sei­ti­gen Be­ru­fungs­vor­brin­gens nicht an­ge­nom­men wer­den. So­weit das Land­ge­richt in die­sem Zu­sam­men­hang maß­geb­lich auf – nicht of­fen­bar­te – er­heb­li­che Un­fall­schä­den an Mo­tor­hau­be und rech­tem Kot­flü­gel ab­ge­stellt hat, hat die Be­klag­ten­sei­te im Hin­blick auf die­se Wür­di­gung des Er­strich­ters mit der Be­ru­fungs­be­grün­dung vor­ge­tra­gen, dass Mo­tor­hau­be wie rech­ter Kot­flü­gel un­fall­be­dingt nur je ei­ne – nach­zu­la­ckie­ren­de – klei­ne Del­le auf­ge­wie­sen hät­ten und die Ganz­la­ckie­rung nur aus op­ti­schen Grün­den – we­gen Stein­schlag­schä­den – er­folgt sei. Zu­dem hat sie sich an­läss­lich der Er­ör­te­rung des Sach­ver­halts in der münd­li­chen Ver­hand­lung vor dem Se­nat die An­ga­ben des an­we­sen­den Ehe­gat­ten ih­rer Ge­schäfts­füh­re­rin zu ei­gen ge­macht, wo­nach der Front­scha­den beim Fah­ren ge­gen ei­ne Ab­gren­zung ent­stan­den ist und hier­bei kei­ne Tei­le ver­zo­gen wor­den sind. Wie­wohl es sich hier­bei um neu­es Vor­brin­gen in der Be­ru­fungs­in­stanz han­delt, hat es der Se­nat gleich­wohl zu be­rück­sich­ti­gen. Denn § 531 II 1 ZPO ist auf sol­che Tat­sa­chen, die erst­mals im Be­ru­fungs­rechts­zug vor­ge­tra­gen und dann un­strei­tig wer­den, nicht – auch nicht ana­log – an­wend­bar (vgl. BGH, Urt. v. 18.11.2004 – IX ZR 229/03, BGHZ 161, 138, 141 ff. = NJW 2005, 291, 292 f.). Von ei­nem sol­chen Fall ist auch hier aus­zu­ge­hen, nach­dem die Klä­ger­sei­te in der Be­ru­fungs­er­wi­de­rung bzw. in der münd­li­chen Ver­hand­lung vor dem Se­nat je­weils nur die Ver­spä­tung des Vor­brin­gens ge­rügt, die Rich­tig­keit die­ser – durch­aus plau­si­blen – Dar­stel­lung je­doch nicht in Ab­re­de ge­stellt hat. Denn in der Ver­spä­tungs­rüge selbst ist er­sicht­lich kein Be­strei­ten zu se­hen. Die­ses Vor­brin­gen ist da­nach als un­strei­tig zu be­han­deln, un­ab­hän­gig da­von, ob das Be­strei­ten aus Rechts­grün­den un­ter­blie­ben ist. Bei die­ser Sach­la­ge, von der der Se­nat dem­entspre­chend aus­zu­ge­hen hat, er­scheint aber die An­nah­me des Land­ge­richts, mit dem Ver­schwei­gen der Un­fall­schä­den an Mo­tor­hau­be und rech­tem Kot­flü­gel ha­be die Be­klag­te ei­nen „ka­pi­ta­len Un­fall­scha­den“ ba­ga­tel­li­siert, nicht ge­recht­fer­tigt. Denn über zwei klei­ne Del­len und den Um­stand, dass die Mo­tor­hau­be nach – aus op­ti­schen Grün­den er­folg­ter – Ganz­la­ckie­rung beim Wie­der­ein­bau jus­tiert wor­den ist, brauch­te die Be­klag­te die Klä­ge­rin nicht zu in­for­mie­ren. Sol­che An­ga­ben hät­ten we­der der ge­bo­te­nen Kenn­zeich­nung des maß­geb­li­chen Scha­den­sum­fan­ges noch der „Ent­schei­dungs­fin­dung“ des Käu­fers ge­dient. Glei­ches gilt für die vom Land­ge­richt fer­ner an­ge­führ­ten Schürf­spu­ren, be­züg­lich de­rer im Üb­ri­gen nicht ein­mal fest­steht, dass sie aus dem be­tref­fen­den Un­fall her­rüh­ren. Ob es hin­rei­chend plau­si­bel ist, dass der Be­klag­ten – wie sie fer­ner be­haup­tet – die­se Ein­zel­hei­ten bei Ver­trags­ab­schluss auch nicht mehr er­in­ner­lich wa­ren, kann un­ter die­sen Um­stän­den da­hin­ste­hen.

Da schließ­lich nicht dar­ge­tan ist, dass die – von dem Sach­ver­stän­di­gen fest­ge­stell­ten – Män­gel der Un­fall­re­pa­ra­tur der Be­klag­ten bzw. dem Zeu­gen E über­haupt be­kannt wa­ren, zu­mal die Re­pa­ra­tur in ei­ner Fach­werk­statt aus­ge­führt wur­de, kann auch un­ter die­sem Ge­sichts­punkt kei­ne arg­lis­ti­ge Ba­ga­tel­li­sie­rung die­ses Un­fall­scha­dens ge­se­hen wer­den. Der Vor­wurf der Arg­list kann nach al­lem nicht mit den An­ga­ben der Ver­käu­fer­sei­te zu dem Front­scha­den be­grün­det wer­den.

Der Se­nat hält dar­über hin­aus auch kein arg­lis­ti­ges Ver­schwei­gen hin­sicht­lich an­de­rer Män­gel für er­wie­sen. So­weit Män­gel an Len­kung, Küh­lung und Zy­lin­der­kopf­dich­tung so­wie ein – nicht ord­nungs­ge­mäß re­pa­rier­ter – Un­fall­scha­den hin­ten links nach Kauf des Ja­gu­ars auf­ge­tre­ten bzw. von dem Sach­ver­stän­di­gen spä­ter fest­ge­stellt wor­den sind, kann es nicht ein­mal als er­wie­sen er­ach­tet wer­den, dass die­se Sach­män­gel bei Ver­trags­ab­schluss be­reits vor­han­den und der Ver­käu­fer­sei­te auch be­kannt ge­we­sen sind. Nach den Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen lässt sich we­der der Zeit­punkt des hin­te­ren Un­fall­scha­dens noch der der Ent­ste­hung des ak­tu­el­len Zy­lin­der(-kopf­dich­tungs-)Scha­dens fest­stel­len, so­dass die Be­kun­dung des Zeu­gen E, der hin­te­re Un­fall­scha­den sei bei Ver­kauf noch nicht vor­han­den ge­we­sen, und das Pro­blem der Über­hit­zung sei nach Aus­tausch der Kopf­dich­tun­gen be­ho­ben ge­we­sen und wäh­rend der Be­sitz­zeit der Be­klag­ten nicht mehr auf­ge­taucht, nicht wi­der­legt ist. Auch be­schwich­ti­gen­de Äu­ße­run­gen der Ver­käu­fer­sei­te bei Ver­kauf – zu ei­ner schwer­gän­gi­gen Len­kung so­wie ei­ner ak­ti­vier­ten Re­pa­ra­tur­leuch­te – sind letzt­lich nicht er­wie­sen, so­weit sich hier ein­an­der wi­der­spre­chen­de Be­kun­dun­gen der Zeu­gen M und E ge­gen­über­ste­hen, oh­ne dass ei­ner der Zeu­gen­aus­sa­gen der Vor­zug zu­ge­ben wä­re. Un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Zeu­gen­aus­sa­gen … be­ste­hen schließ­lich auch kei­ne hin­rei­chen­den An­halts­punk­te da­für, dass wäh­rend der Be­sitz­zeit der Be­klag­ten auf­ge­tre­te­ne Pro­ble­me am Pkw Ja­gu­ar nicht mit Er­folg und nach­hal­tig be­sei­tigt wor­den wä­ren. …

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