Ein for­mu­lar­mä­ßig ver­ein­bar­ter um­fas­sen­der Haf­tungs­aus­schluss in ei­nem Kfz-Kauf­ver­trag („Das Fahr­zeug wird un­ter Aus­schluss der Sach­män­gel­haf­tung ver­kauft“) ver­stößt auch bei ei­nem Pri­vat­ver­kauf ge­gen § 309 Nr. 7 lit. a und lit. b BGB und ist des­halb un­wirk­sam.

OLG Hamm, Ur­teil vom 10.02.2005 – 28 U 147/04

Sach­ver­halt: Der Klä­ger kauf­te am 26.03.2003 von dem Be­klag­ten ei­nen Ge­braucht­wa­gen. Im Kauf­ver­trag sind meh­re­re er­neu­er­te Tei­le auf­ge­lis­tet, von de­nen es heißt, sie sei­en „fach­ge­recht er­neu­ert“ wor­den. Au­ßer­dem heißt es: „Das Fahr­zeug wird un­ter Aus­schluss der Sach­män­gel­haf­tung ver­kauft – so­weit nicht nach­fol­gend ei­ne Ga­ran­tie über­nom­men wird (Ziff. 1)“.

We­gen be­haup­te­ter Män­gel des Fahr­zeugs er­klär­te der Klä­ger den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag. Sei­ne zum LG Müns­ter er­ho­be­ne Kla­ge hat­te kei­nen Er­folg; die Be­ru­fung war größ­ten­teils er­folg­reich.

Aus den Grün­den: B. … Der Klä­ger kann die Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags so­wie Er­satz für die von ihm ge­tä­tig­ten Auf­wen­dun­gen für den Ein­bau ei­nes neu­en Kli­ma­kom­pres­sors, ei­ner neu­en Zy­lin­der­kopf­dich­tung und ei­ner neu­en Hu­pe ver­lan­gen. Al­ler­dings muss er sich ei­ne Nut­zungs­ent­schä­di­gung in Hö­he von 1.426,75 € an­rech­nen las­sen; die Kos­ten für die Hohl­raum­ver­sie­ge­lung ste­hen ihm nicht zu …

I. Für das Rück­ab­wick­lungs­be­geh­ren kann der Klä­ger sich auf die §§ 433, 434, 437 Nr. 2, 440 BGB, §§ 323, 326 V BGB, § 346 BGB stüt­zen.

1. Un­ter dem 26.03.2003 ist zwi­schen den Par­tei­en der in Re­de ste­hen­de Kauf­ver­trag ab­ge­schlos­sen wor­den. Der Ver­trag ist nicht ge­mäß § 142 BGB nich­tig. Zwar hat der Klä­ger in der Kla­ge­schrift vor­sorg­lich die An­fech­tung des Kauf­ver­trags er­klärt. In­so­weit wird aber deut­lich, dass die An­fech­tung nur dann zum Zu­ge kom­men soll, wenn der Klä­ger mit der Sach­män­gel­haf­tung nicht durch­greift. Es han­delt sich dem­nach um ei­ne im Pro­zess zu­läs­si­ge Even­tual­an­fech­tung, die trotz grund­sätz­li­cher Be­din­gungs­feind­lich­keit der An­fech­tungs­er­klä­rung mög­lich sein soll (vgl. auch zu den un­ter­schied­li­chen Be­grün­dun­gen MünchKomm-BGB/Wes­ter­mann, 4. Aufl., § 158 Rn. 29).

2. Das Fahr­zeug ist man­gel­haft. Laut Kauf­ver­trag war zwar kein un­fall­frei­es Fahr­zeug ge­schul­det, da der Text des Kauf­ver­trags durch die Nen­nung er­neu­er­ter Tei­le auf ei­nen Un­fall­scha­den grö­ße­ren Aus­ma­ßes hin­deu­tet und da­mit ge­mäß § 434 I 1 BGB ei­ne Be­schaf­fen­heit als Un­fall­wa­gen ver­ein­bart wor­den ist. Al­ler­dings heißt es wei­ter, die hier ge­nann­ten Er­satz­tei­le sei­en „fach­ge­recht er­neu­ert“. Ent­ge­gen der An­sicht des Be­klag­ten kann in­so­weit nicht da­von aus­ge­gan­gen wer­den, dass hier­durch im Hin­blick auf den Un­fall le­dig­lich die fach­ge­rech­te Er­neue­rung der hier ge­nann­ten Tei­le ver­ein­bart wor­den ist. Denn bei der Aus­le­gung darf nicht am Wort­laut des Ver­tra­ges ge­haf­tet wer­den, son­dern es ist zu fra­gen, wie die Par­tei­ab­re­den nach Treu und Glau­ben mit Rück­sicht auf die Ver­kehrs­sit­te zu ver­ste­hen sind (§§ 133, 157 BGB). Nach die­sen Grund­sät­zen kön­nen die An­ga­ben des Be­klag­ten im Ver­trags­for­mu­lar nur so ver­stan­den wer­den, dass durch die er­neu­er­ten Tei­le der zu­grun­de lie­gen­de Un­fall­scha­den fach­ge­recht, das heißt auch voll­stän­dig be­ho­ben wor­den ist. Nur so macht die Er­klä­rung des Be­klag­ten für ei­nen ver­stän­di­gen Käu­fer ei­nen Sinn. Denn das In­ter­es­se des Käu­fers be­steht nicht vor­dring­lich am Be­sitz neu­er Tei­le, son­dern dar­an, ein ge­brauchs­taug­li­ches und – nach Un­fall – ord­nungs­ge­mäß in­stand ge­setz­tes Fahr­zeug zu er­wer­ben.

Ei­ne fach­ge­rech­te Re­pa­ra­tur ist hin­ge­gen nicht er­folgt. In­so­weit hat der in der münd­li­chen Ver­hand­lung hier­zu an­ge­hör­te Sach­ver­stän­di­ge Dipl.-Ing. C für den Se­nat nach­voll­zieh­bar und un­ter Dar­le­gung der ein­zel­nen Un­ter­su­chungs­schrit­te aus­ge­führt, dass die er­heb­li­chen un­fall­be­ding­ten Fahr­zeug­schä­den nicht ord­nungs­ge­mäß be­ho­ben wor­den sind. So zei­ge be­reits ei­ne ers­te Be­sich­ti­gung des Fahr­zeugs, dass die Spalt­ma­ße un­ter dem Haupt­schein­wer­fer rechts grö­ßer sei­en als je­ne auf der lin­ken Sei­te. Auch wie­sen die rech­te Vor­der- und Hin­ter­tür im obe­ren Be­reich Spalt­ver­en­gun­gen auf, wo­bei die vor­de­re Tür mit der hin­te­ren obe­ren Kan­te an die hin­te­re Tür an­ecke, was auf ein Ver­zie­hen der ge­sam­ten Ka­ros­se­rie schlie­ßen las­se. Auch an den Be­fes­ti­gungs­schrau­ben der Kot­flü­gel sei ein leich­ter Ver­satz zu er­ken­nen. Nach der De­mon­ta­ge von Stoß­stan­ge und Rä­dern ha­be er – so der Sach­ver­stän­di­ge wei­ter – fest­stel­len kön­nen, dass der Längs­trä­ger­kopf des Fahr­zeugs links nicht sau­ber ge­schweißt sei und Kor­ro­si­ons­spu­ren hin­ter der Naht auf­wei­se. Die Längs­trä­ger­plat­te zum Stoß­fän­ger hin wei­se Wel­len auf. Der Längs­trä­ger­kopf der rech­ten Sei­te sei er­neu­ert wor­den, Kor­ro­si­ons­spu­ren an der In­nen­sei­te lie­ßen je­doch auf ei­ne nicht ord­nungs­ge­mä­ße Be­ar­bei­tung schlie­ßen. Die Ober­flä­che des Längs­trä­gers wei­se nach au­ßen ei­ne wel­li­ge Ober­flä­che auf; hier­bei han­de­le es sich um ei­ne di­cke Lack­schicht, die die Tat­sa­che ver­de­cke, dass der Längs­trä­ger ei­gent­lich hät­te aus­ge­tauscht wer­den müs­sen. Wei­ter sei­en Ver­for­mun­gen am rech­ten obe­ren Längs­trä­ger­kopf vor­han­den, die man ver­sucht ha­be zu schwei­ßen, was in­des nicht sach­ge­recht er­folgt sei. Der obe­re Längs­trä­ger links wei­se ei­ne grob­schich­ti­ge Spach­te­lung auf, die teil­wei­se her­aus­brö­cke­le. Hier sei­en Ver­for­mun­gen zu se­hen. Die­ses Teil hät­te ei­gent­lich aus­ge­tauscht wer­den müs­sen. Auch die Achs­wel­le hät­te er­neu­ert wer­den müs­sen, da auch dort un­fall­be­ding­te Spu­ren zu er­ken­nen sei­en. An der A-Säu­le sei­en nach Un­fall­gut­ach­ten Richt­ar­bei­ten vor­ge­se­hen ge­we­sen, die­se sei­en je­doch nicht zu En­de durch­ge­führt wor­den, die Ober­flä­che wei­se noch Wel­len auf. Da­ne­ben sei der Mo­tor­block des Fahr­zeugs un­fall­be­dingt ge­ris­sen. Da­bei sei deut­lich zu er­ken­nen, dass bei dem Un­fall die Mo­tor­auf­hän­gung rechts hin­ten den Mo­tor­block tan­giert ha­be. Der Mo­tor sei auf­grund des un­fall­be­ding­ten Auf­pralls in die­sen her­ein­ge­drückt wor­den und lie­ge nicht mehr rich­tig im Mo­tor­raum. Im Mo­tor­block feh­le auch ei­ne Schrau­be, die auf­grund der Ver­for­mun­gen nicht mehr hin­ein­pas­se, so­dass der Mo­tor nicht mehr ord­nungs­ge­mäß zu be­fes­ti­gen sei. Die Achs­ver­mes­sung des Fahr­zeugs ha­be dar­über hin­aus er­ge­ben, dass der Sturz des Fahr­zeugs auf der lin­ken Sei­te ober­halb der To­le­ranz sei. Das Fahr­zeug müs­se auf ei­ne Richt­bank. Dies kön­ne man auch dar­an se­hen, dass die Boh­run­gen zum Bei­spiel am Stoß­fän­ger nicht de­ckungs­gleich mit den hier­für vor­ge­se­he­nen Bol­zen­lö­chern sei­en. Das ge­sam­te Au­to sei schief und aus die­sem Grun­de nicht fach­ge­recht re­pa­riert.

3. Der Be­klag­te kann sich auch nicht er­folg­reich auf ei­nen Haf­tungs­aus­schluss be­ru­fen. Zum ei­nen hält der hier for­mu­lar­mä­ßig ver­ein­bar­te um­fas­sen­de Haf­tungs­aus­schluss „das Fahr­zeug wird un­ter Aus­schluss der Sach­män­gel­haf­tung ver­kauft“ der In­halts­kon­trol­le ge­mäß den §§ 307 ff., die auch auf For­mu­lar­ver­trä­ge zwi­schen Pri­va­ten An­wen­dung fin­den, nicht stand. Da­bei ist grund­sätz­lich ein Haf­tungs­aus­schluss für Ge­braucht­wa­gen nicht zu be­an­stan­den, was be­reits aus dem Um­kehr­schluss zu § 309 Nr. 8 BGB und § 475 BGB ge­fol­gert wer­den kann, die ei­nen for­mu­lar­mä­ßi­gen Aus­schluss der Sach­män­gel­haf­tung nur für neu her­ge­stell­te Wa­ren – § 475 BGB für den Ver­brauchs­gü­ter­kauf – ver­bie­ten (Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 8. Aufl., Rn. 1567, Pa­landt/Hein­richs, BGB, 64. Aufl., § 309 Rn. 59). Die hier ver­wand­te Klau­sel ver­stößt je­doch ge­gen § 309 Nr. 7 lit. a und lit. b BGB. Denn der Ver­käu­fer ei­ner man­gel­haf­ten Sa­che haf­tet grund­sätz­lich auch für Per­so­nen­schä­den (vgl. Pa­landt/Hein­richs, a. a. O., § 309, Rn. 40, BT-Drs. 14/6040, S. 156), was ge­mäß § 309 Nr. 7 lit. a BGB nicht for­mu­lar­mä­ßig aus­ge­schlos­sen wer­den kann. Wei­ter ist ent­ge­gen § 309 Nr. 7 lit. b BGB auch die Haf­tung für gro­bes Ver­schul­den aus­ge­schlos­sen. Die vor­lie­gen­de Klau­sel, die auch Per­so­nen­schä­den und ei­ne Haf­tung für gro­bes Ver­schul­den mit um­fasst, ver­stößt da­mit ge­gen Klau­sel­ver­bo­te oh­ne Wer­tungs­mög­lich­keit und ist im Gan­zen nich­tig (vgl. auch Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 1567, Pa­landt/Hein­richs, a. a. O., § 309 Rn. 47 m. w. Nachw.).

Im Üb­ri­gen wä­re ge­mäß § 444 BGB ei­ne Be­ru­fung des Be­klag­ten auf den Haf­tungs­aus­schluss aus­ge­schlos­sen, da vor­lie­gend auch ei­ne Be­schaf­fen­heits­ga­ran­tie vor­liegt. Im Rah­men ei­nes Kauf­ver­trags ist die Ga­ran­tie ei­ne Ver­ein­ba­rung, in der der Ver­käu­fer die Ge­währ da­für über­nimmt, dass die ver­kauf­te Sa­che zur Zeit des Ge­fahr­über­gangs ei­ne be­stimm­te Be­schaf­fen­heit auf­weist (Be­schaf­fen­heits­ga­ran­tie) oder für ei­ne be­stimm­te Dau­er be­hält (Halt­bar­keits­ga­ran­tie). In­halt­lich kommt es da­bei auf die Man­gel­frei­heit ins­ge­samt oder auf ein­zel­ne be­zeich­ne­te Män­gel an, je nach dem, was die Ver­trags­par­tei­en als Ga­ran­tie ver­ein­ba­ren (Pa­landt/Putzo, BGB, 64. Aufl., § 434 Rn. 3, 4). Die in den §§ 442 ff. BGB ge­re­gel­ten Be­schaf­fen­heits­ga­ran­ti­en de­cken sich da­bei nach Auf­fas­sung des Se­nats in­halt­lich mit der Ei­gen­schafts­zu­si­che­rung des al­ten Rechts (so auch Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 1064).

Be­reits die For­mu­lie­rung des Ver­trags „Das Fahr­zeug wird un­ter Aus­schluss der Sach­män­gel­haf­tung ver­kauft – so­weit nicht nach­fol­gend ei­ne Ga­ran­tie über­nom­men wird (Ziff. 1)“ be­nutzt ein­deu­tig das Wort „Ga­ran­tie“. Da­bei haf­tet der Be­klag­te – wie oben zur Fra­ge der ver­ein­bar­ten Be­schaf­fen­heit des Kauf­ge­gen­stan­des be­reits aus­ge­führt – ent­ge­gen sei­ner Auf­fas­sung nicht nur da­für, dass er die in Zif­fer 1 ge­nann­ten Ein­zel­tei­le er­neu­ert hat, son­dern für ei­ne ord­nungs­ge­mä­ße Re­pa­ra­tur des Front­scha­dens ins­ge­samt. Der An­nah­me nicht nur ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung, son­dern auch ei­ner Ga­ran­tie steht an­ge­sichts des kla­ren Wort­lau­tes „Ga­ran­tie“ be­reits nicht ent­ge­gen, dass es sich bei dem Be­klag­ten um ei­nen Pri­vat­mann han­delt, der das Fahr­zeug nicht aus ers­ter Hand wei­ter­ver­kauft (vgl. Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 1152 m. w. Nachw.). Denn für das hier ge­fun­de­ne Er­geb­nis spricht ne­ben dem Wort­laut des Ver­tra­ges auch, dass hier zwar nicht aus­drück­lich, aber dem Ge­samt­zu­sam­men­hang nach ein re­pa­rier­ter Un­fall­scha­den ge­nannt wird und der Zu­satz „fach­ge­recht“ bei ei­nem Pri­vat­mann auf ei­ne Sach­kun­de oder zu­ver­läs­si­ge Kennt­nis­quel­len hin­deu­tet. Des Wei­te­ren feh­len ein­schrän­ken­de Zu­sät­ze, die auch von ei­nem Pri­vat­mann, der sich sei­ner Sa­che nicht si­cher ist, zu er­war­ten wä­re, wie zum Bei­spiel „lt. Vor­be­sit­zer“.

4. Ein Nach­er­fül­lungs­ver­lan­gen des Klä­gers mit Frist­set­zung ge­mäß § 323 BGB war vor­lie­gend ent­behr­lich. Un­ter der Nach­er­fül­lung ver­steht man so­wohl die Lie­fe­rung ei­ner man­gel­frei­en Sa­che als auch die Re­pa­ra­tur (Pa­landt/Putzo, a. a. O., § 437 Rn. 5).

a) Hin­sicht­lich ei­ner Re­pa­ra­tur ist ein ent­spre­chen­des Ver­lan­gen mit Frist­set­zung des­halb nicht er­for­der­lich ge­we­sen, weil dem Klä­ger die Re­pa­ra­tur ei­nes der­ar­ti­gen Scha­dens nicht zu­mut­bar wä­re. In­so­fern hat­te der Klä­ger durch das ihm zur Ver­fü­gung ge­stell­te vor­an­ge­gan­ge­ne Un­fall­gut­ach­ten, wel­ches ei­nen To­tal­scha­den des Fahr­zeugs aus­weist, kon­kre­te An­halts­punk­te da­für, dass das Fahr­zeug in gro­ßem Um­fan­ge Män­gel auf­weist, die – wie der Sach­ver­stän­di­ge in der münd­li­chen Ver­hand­lung vor dem Se­nat nach­voll­zieh­bar aus­ge­führt hat – nur un­ter gro­ßem Auf­wand, der den Wert ei­nes sol­chen Fahr­zeugs oh­ne Män­gel be­reits er­reicht, re­pa­riert wer­den kön­nen. Nach der Schät­zung des Sach­ver­stän­di­gen hät­te das Fahr­zeug in re­pa­rier­tem Zu­stand ei­nen Wert von ca. 11.000 € ge­habt, wäh­rend ei­ne Re­pa­ra­tur ei­nen Kos­ten­auf­wand zwi­schen 11.000 € und 11.900 € er­for­dert hät­te.

b) Die Nach­lie­fe­rung ei­ner in­tak­ten Sa­che hin­ge­gen ist un­mög­lich, § 275 I BGB (vgl. Pa­landt/Putzo, a. a. O., § 275 Rn. 9). Hier näm­lich han­delt es sich um ei­nen durch den spe­zi­el­len Ge­brauch spe­zi­fi­zier­ten Ge­braucht­wa­gen und da­mit um ei­ne Stücksa­che. Da­bei soll nach ei­ner An­sicht die Nach­lie­fe­rung dann in Be­tracht kom­men, wenn die Sa­che er­setz­bar ist (Ca­na­ris, JZ 2003, 831). Dies mag da­bei bei Vor­führ­wa­gen mit ge­rin­ger Lauf­leis­tung in Be­tracht kom­men, wo­zu ei­ne Stel­lung­nah­me hier nicht er­for­der­lich er­scheint (s. hier­zu skep­tisch Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 1369). Bei ei­nem im Kauf­zeit­punkt na­he­zu zwei Jah­re al­ten Fahr­zeu­ge (Erst­zu­las­sung 20.07.2001) und ei­ner Lauf­leis­tung von 15.000 km ist dem­ge­gen­über durch den kon­kre­ten Ge­brauch ei­ne der­ar­ti­ge In­di­vi­dua­li­sie­rung (Au­to­bahn­ki­lo­me­ter, Stadt­fahr­ten, ge­werb­li­che Nut­zung etc.) ein­ge­tre­ten, die ei­ne Nach­lie­fe­rung un­mög­lich er­schei­nen lässt.

5. Ent­ge­gen der An­sicht des Be­klag­ten greift sei­ne Ver­jäh­rungs­ein­re­de nicht durch. Die Wirk­sam­keit des Rück­tritts (§ 432 Nr. 2 BGB) ist nach § 438 IV BGB i. V. mit § 218 BGB durch sie nicht be­rührt. Denn der in § 437 Nr. 1 BGB be­zeich­ne­te Nach­er­fül­lungs­an­spruch ist nicht ver­jährt. Ge­mäß § 438 I Nr. 3 BGB ver­jäh­ren die in § 437 Nr. 1 und Nr. 3 BGB be­zeich­ne­ten An­sprü­che des Käu­fers von be­weg­li­chen Sa­chen in zwei Jah­ren ab Aus­lie­fe­rung der Sa­che, die hier am 26.03.2003 er­folgt ist. Die Kla­ge ist recht­zei­tig vor Ver­jäh­rungs­ein­tritt am 29.03.2004 beim Land­ge­richt ein­ge­gan­gen und dem Be­klag­ten am 19.04.2004 zu­ge­stellt wor­den. Ei­ne Ver­kür­zung der Ver­jäh­rungs­frist auf ein Jahr fin­det sich im Kauf­ver­trag nicht.

6. Das Rück­tritts­recht ist auch nicht we­gen ei­ner un­fall­be­ding­ten Ver­schlech­te­rung der Sa­che auf­grund des in der Be­sitz­zeit des Klä­gers statt­ge­fun­de­nen „Parkremp­lers“ ge­mäß § 346 II Nr. 3 BGB aus­ge­schlos­sen. Auf die Fra­ge des Weg­falls der Wert­er­satz­pflicht ge­mäß § 346 III Nr. 3 BGB kommt es in die­sem Zu­sam­men­hang nicht an, da der Sach­ver­stän­di­ge in der münd­li­chen Ver­hand­lung vor dem Se­nat dar­ge­legt hat, dass an­ge­sichts der nicht fach­ge­rech­ten Un­fall­be­schä­di­gun­gen am Fahr­zeug ei­ne Ver­schlech­te­rung der Sa­che auf­grund die­ses leich­ten Un­fall­scha­dens, der durch den Ein­bau ei­ner neu­en Tür voll­stän­dig be­ho­ben ist, nicht an­ge­nom­men wer­den kann.

7. Rechts­fol­ge des Rück­tritts­rechts des Klä­gers ist die Rück­erstat­tung des Kauf­prei­ses Zug um Zug ge­gen Über­ga­be des Fahr­zeugs. Al­ler­dings muß der Klä­ger sich den Nut­zungs­er­satz für die mit dem Fahr­zeug zu­rück­ge­leg­ten Ki­lo­me­ter an­rech­nen las­sen. Hier­zu be­fragt hat der Sach­ver­stän­di­ge aus­ge­führt, Fahr­zeu­ge der hier in Re­de ste­hen­den Art wie­sen ei­ne er­war­te­te Ge­samt­lauf­leis­tung von 170.000 km auf. Bei Kauf­ver­trags­ab­schluss hat­te das Fahr­zeug 15.000 km zu­rück­ge­legt, der durch den Sach­ver­stän­di­gen fest­ge­stell­te Ki­lo­me­ter­stand be­trug 32.277 km, was be­deu­tet, dass der Klä­ger 17.277 km da­mit zu­rück­ge­legt hat. In­so­weit er­gibt die Mul­ti­pli­ka­ti­on des Kauf­prei­ses mit den zu­rück­ge­leg­ten Ki­lo­me­tern, di­vi­diert durch die noch zu er­war­ten­de Rest­lauf­leis­tung von 155.000 km ei­nen Be­trag in Hö­he von 1.426,75 €, die sich der Klä­ger vom Kauf­preis ab­zie­hen las­sen muss (vgl. zur Be­rech­nung Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 321).

II. Des Wei­te­ren kann der Klä­ger Ver­wen­dungs­er­satz­an­sprü­che ge­mäß § 347 II 1 BGB gel­tend ma­chen. Die­ser An­spruch ist ge­ge­ben, wenn der Käu­fer vor Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags not­wen­di­ge Ver­wen­dun­gen, das heißt der Sa­che zu­gu­te­kom­men­de Auf­wen­dun­gen macht, die zur Er­hal­tung oder ord­nungs­ge­mä­ßen Be­wirt­schaf­tung der Sa­che er­for­der­lich sind (Pa­landt/Sprau, BGB, 64. Aufl., § 994 Rn. 5). Dar­über hin­aus sind ge­mäß § 347 II BGB im Ge­gen­satz zu § 994 BGB auch die ge­wöhn­li­chen Er­hal­tungs­kos­ten über den Er­satz not­wen­di­ger Ver­wen­dun­gen mit­ab­ge­deckt, da der Rück­ge­währ­schuld­ner im Rah­men der §§ 346 ff. BGB die Nut­zun­gen her­aus­ge­ben bzw. ver­gü­ten muss (so auch Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 308).

1. Hin­sicht­lich des de­fek­ten Kli­ma­kom­pres­sors greift die Er­satz­pflicht des Be­klag­ten, oh­ne dass es auf die Fra­ge an­kommt, ob der Be­klag­te hier­für auch aus Scha­dens­er­satz­ge­sichts­punk­ten haf­tet, be­reits des­halb, weil die­se Ver­wen­dung ein­deu­tig ei­ne not­wen­di­ge Ver­wen­dung dar­stellt, die zur ord­nungs­ge­mä­ßen Er­hal­tung der Sa­che er­for­der­lich ist. Glei­ches gilt nach den Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen auch für die neu ein­ge­bau­te Hu­pe und die de­fek­te Zy­lin­der­kopf­dich­tung.

2. Kos­ten für die Hohl­raum­ver­sie­ge­lung kann der Klä­ger hin­ge­gen nicht gel­tend ma­chen, da die­se Auf­wen­dung nach Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen den Er­halt des Fahr­zeugs nicht wei­ter för­der­te. In­so­fern hat der Sach­ver­stän­di­ge nach­voll­zieh­bar aus­ge­führt, dass die heu­ti­gen Fahr­zeu­ge ab Werk der­art gut ver­sie­gelt sei­en, dass ei­ne Hohl­raum­ver­sie­ge­lung je­den­falls bei dem Al­ter des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs nicht sinn­voll sei..

3. Hin­sicht­lich der neu ein­ge­setz­ten Tür, die un­fall­be­dingt ein­ge­baut und vom Un­fall­geg­ner des Klä­gers be­zahlt wur­de, kann der Klä­ger vom Be­klag­ten kei­nen Wert­er­satz ver­lan­gen. Nach den in­so­weit eben­falls nach­voll­zieh­ba­ren Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen ist an­ge­sichts des Ge­samt­zu­stands des Fahr­zeu­ges hier­durch ei­ne Wert­ver­bes­se­rung nicht an­zu­neh­men …

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