1. Die An­zahl der Vor­be­sit­zer/​Vor­hal­ter ei­nes Kraft­fahr­zeugs kann Ge­gen­stand ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung i. S. von § 434 I 1 BGB sein.
  2. Ob ein Fahr­zeug „scheck­heft­ge­pflegt“ ist, ob­wohl es nicht sämt­li­chen vom Fahr­zeug­her­stel­ler vor­ge­se­he­nen In­spek­tio­nen un­ter­zo­gen wur­de, ist ei­ne Fra­ge der Aus­le­gung. Da­bei ist zu be­rück­sich­ti­gen, wie vie­le Vor­be­sit­zer/​Vor­hal­ter das Fahr­zeug an­geb­lich hat­te und wie alt das Fahr­zeug ist. Denn bei ei­nem jun­gen Fahr­zeug mit nur ei­nem Vor­be­sit­zer/​Vor­hal­ter lässt die An­ga­be „scheck­heft­ge­pflegt“ eher auf ei­ne voll­stän­di­ge und recht­zei­ti­ge Durch­füh­rung sämt­li­cher In­spek­tio­nen schlie­ßen als bei ei­nem äl­te­ren Fahr­zeug mit meh­re­ren Vor­be­sit­zern/​Vor­hal­tern.
  3. Nach ei­ner wirk­sa­men An­fech­tung (hier: we­gen arg­lis­ti­ger Täu­schung) kommt ein Rück­tritt vom – durch die An­fech­tung ver­nich­te­ten – Kauf­ver­trag nicht mehr in Be­tracht.

OLG Düs­sel­dorf, Be­schluss vom 08.08.2003 – I-1 W 45/03

Sach­ver­halt: Der An­trag­stel­ler er­warb von dem An­trags­geg­ner, ei­nem Kraft­fahr­zeug­händ­ler, am 25.10.2002 auf der Grund­la­ge ei­ner ver­bind­li­chen Be­stel­lung für 6.500 € ei­nen ge­brauch­ten Pkw Opel Cor­sa B.

Die­ses Fahr­zeug war auf ei­nem Ver­kaufs­schild un­ter an­de­rem als „scheck­heft­ge­pflegt“ und als aus „1. Hand“ stam­mend be­schrie­ben wor­den. Als Da­tum der Erst­zu­las­sung ist in der ver­bind­li­chen Be­stel­lung der 01.07.1997 ver­merkt. Un­strei­tig war der Pkw in­des be­reits am 01.04.1997 erst­mals zum Ver­kehr zu­ge­las­sen wor­den, und die­ses Da­tum steht auch auf dem vor­er­wähn­ten Verkaufsschild.​Die An­zahl der Vor­be­sit­zer ist in der ver­bind­li­chen Be­stel­lung nicht an­ge­ge­ben; dort ist un­ter „Be­son­de­re Ver­ein­ba­run­gen“ aber un­ter an­de­rem hand­schrift­lich „Kfz-Brief ein­ge­se­hen“ no­tiert.

Der dem An­trag­stel­ler vor­ge­leg­te Fahr­zeug­brief war nicht der ur­sprüng­lich für das Fahr­zeug aus­ge­ge­be­ne Fahr­zeug­brief. Die­sen hat­te die Zu­las­sungs­be­hör­de viel­mehr ein­ge­zo­gen und ver­nich­tet. An­läss­lich der Wie­der­zu­las­sung des Pkw nach § 27 VII StV­ZO wa­ren ei­ne neue Be­triebs­er­laub­nis er­teilt und ein neu­er Fahr­zeug­brief aus­ge­fer­tigt wor­den. Die­sen Fahr­zeug­brief, der nur ei­nen ein­zi­gen Hal­ter aus­wies, hat­te der An­trags­geg­ner dem An­trag­stel­ler bei den Ver­trags­ver­hand­lun­gen vor­ge­legt und spä­ter aus­ge­hän­digt. Am 28.10.2002 wur­de der An­trag­stel­ler dort als neu­er Hal­ter ein­ge­tra­gen.

Mit Schrei­ben vom 20.11.2002 er­klär­te der An­trag­stel­ler ge­gen­über dem An­trags­geg­ner die An­fech­tung we­gen arg­lis­ti­ger Täu­schung: Er ha­be dem Ser­vice­heft ent­nom­men, dass der Opel Cor­sa B nicht nur ei­nen, son­dern vier Vor­be­sit­zer ge­habt ha­be, und sich da­von per­sön­lich über­zeugt, in­dem er mit ei­ni­gen der Vor­hal­ter Kon­takt auf­ge­nom­men ha­be. Der An­trags­geg­ner ließ die­ses Schrei­ben un­be­ant­wor­tet.

Der An­trag­stel­ler hat die Be­wil­li­gung von Pro­zess­kos­ten­hil­fe für ein Kla­ge­ver­fah­ren be­an­tragt. Er will von den An­trags­geg­ner auf Rück­zah­lung des ge­zahl­ten Kauf­prei­ses und auf Er­satz von Auf­wen­dun­gen (An­mel­de­kos­ten, Re­pa­ra­tur­kos­ten) in An­spruch neh­men. Er macht im We­sent­li­chen gel­tend, der streit­ge­gen­ständ­li­che Pkw ha­be nicht die ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit, ins­be­son­de­re stam­me er nicht aus ers­ter Hand, und er sei auch nicht durch­gän­gig scheck­heft­ge­pflegt. Dar­über hin­aus sei er, der An­trag­stel­ler, nicht dar­über auf­ge­klärt wor­den, dass das Fahr­zeug zu­nächst ei­nem an­de­ren Händ­ler als Vor­führ­wa­gen ge­dient ha­be.

Dem­ge­gen­über macht der An­trags­geg­ner gel­tend, dem An­trag­stel­ler ein män­gel­frei­es Fahr­zeug ge­lie­fert zu ha­ben. Wie aus dem Kauf­ver­trag er­sicht­lich, ha­be der An­trag­stel­ler den Fahr­zeug­brief ein­ge­se­hen. Da­bei ha­be er fest­stel­len kön­nen, wie vie­le Vor­be­sit­zer das Fahr­zeug ge­habt ha­be. Au­ßer­dem ha­be der An­trag­stel­ler sich vor Ab­schluss des Kauf­ver­trags das „Scheck­heft“ zei­gen las­sen; nach sei­ner – des An­trags­geg­ners – Kennt­nis sei­en dort sämt­li­che In­spek­tio­nen ein­ge­tra­gen.

Das Land­ge­richt hat den An­trag auf Be­wil­li­gung von Pro­zess­kos­ten­hil­fe we­gen feh­len­der Er­folgs­aus­sich­ten zu­rück­ge­wie­sen. Hin­sicht­lich der An­zahl der Vor­be­sit­zer schie­den Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che aus, weil der An­trags­geg­ner dem An­trag­stel­ler vor Ab­schluss des Kauf­ver­trags den Fahr­zeug­brief vor­ge­legt ha­be. Dar­aus ge­he die An­zahl der Vor­hal­ter un­miss­ver­ständ­lich her­vor, so­dass ei­ner Haf­tung des An­trags­geg­ners je­den­falls § 442 I 1 BGB ent­ge­gen­ste­he. Auch sonst lä­gen kei­ne Tat­sa­chen vor, die den An­trag­stel­ler be­rech­ti­gen könn­ten, vom An­trags­geg­ner die Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses zu ver­lan­gen. So­weit der An­trags­stel­ler be­an­stan­de, dass der Pkw sei nicht lü­cken­los scheck­heft­ge­pflegt sei, kön­ne er bei ei­nem am 01.07.1997 (rich­tig: 01.04.1997) erst­zu­ge­las­se­nen Fahr­zeug nicht mit Er­folg gel­tend ma­chen, dass die vier­te Jah­res­in­spek­ti­on nicht durch­ge­führt wor­den sei.

Der da­ge­gen ge­rich­te­ten so­for­ti­gen Be­schwer­de hat das Land­ge­richt nicht ab­ge­hol­fen. Das OLG Düs­sel­dorf hat den Pro­zess­kos­ten­hil­fe ver­sa­gen­den Be­schluss des Land­ge­richts auf­ge­ho­ben und die Sa­che zur er­neu­ten Ent­schei­dung über das Pro­zess­kos­ten­hil­fe­ge­such nach Maß­ga­be der nach­fol­gen­den Grün­de an das Land­ge­richt zu­rück­ver­wie­sen.

Aus den Grün­den: II. …Das Land­ge­richt hat die Er­folgs­aus­sicht der be­ab­sich­tig­ten Kla­ge zu Un­recht ver­neint. Al­lem An­schein nach ist es von ei­ner Un­schlüs­sig­keit des Kla­ge­be­geh­rens aus­ge­gan­gen. Das wird von der Be­schwer­de mit Recht be­an­stan­det. Der An­trag­stel­ler hat für die gel­tend ge­mach­ten An­sprü­che schlüs­sig vor­ge­tra­gen. So­weit er­heb­li­cher Tat­sa­chen­stoff strei­tig ist, fällt die Be­weis­pro­gno­se für den An­trag­stel­ler güns­tig aus. Im Ein­zel­nen gilt Fol­gen­des:

1. Auf das Rechts­ver­hält­nis zwi­schen den Par­tei­en ist das ab dem 01.01.2002 gel­ten­de Schuld­recht an­wend­bar. Auch wenn das Kauf­ver­trags­for­mu­lar kein Da­tum trägt, ist doch ein Ver­trags­ab­schluss im Ok­to­ber 2002 un­strei­tig.

2. a) Da der An­trag­stel­ler vor­ge­richt­lich die An­fech­tung we­gen arg­lis­ti­ger Täu­schung er­klärt hat (vgl. Schrei­ben vom 20.11.2002), er im jet­zi­gen Ver­fah­ren aber un­ter dem Ge­sichts­punkt der „Wan­de­lung“ vor­geht, muss zu­nächst das Ver­hält­nis der ein­zel­nen Rechts­be­hel­fe zu­ein­an­der ge­klärt wer­den. Denn auch nach neu­em Recht schei­den ver­trag­li­che An­sprü­che bei wirk­sa­mer Täu­schungs­an­fech­tung aus. Denn ei­ne wirk­sa­me An­fech­tung hat die Nich­tig­keit der Ver­trags­er­klä­rung und da­mit den Weg­fall des Kauf­ver­trags zur Fol­ge. Nach stän­di­ger Recht­spre­chung, die durch das neue Schuld­recht nicht in­fra­ge ge­stellt ist, ist dann kein Raum mehr für ver­trag­li­che An­sprü­che. So kann ein Käu­fer, der sei­ne Ver­trags­er­klä­rung wirk­sam we­gen arg­lis­ti­ger Täu­schung an­ge­foch­ten hat, kei­nen ver­trag­li­chen Sach­män­gel­an­spruch un­ter dem Ge­sichts­punkt des Rück­tritts (frü­her Wan­de­lung) gel­tend ma­chen.

Die Rück­nah­me der An­fech­tungs­wir­kung kann nur ein­ver­ständ­lich er­fol­gen, wo­bei ein kon­klu­den­tes Ver­hal­ten ge­nügt. Da Der­ar­ti­ges nicht er­sicht­lich ist, war zu­nächst zu prü­fen, ob der An­trag­stel­ler für den Tat­be­stand ei­ner arg­lis­ti­gen Täu­schung i. S. des § 123 I Fall 1 BGB schlüs­sig vor­ge­tra­gen hat. Das ist der Fall.

b) Der An­trag­stel­ler be­haup­tet, der An­trags­geg­ner ha­be ihm den Opel Cor­sa B aus­drück­lich als „1. Hand“-Wa­gen ver­kauft. Mit die­sem Zu­satz sei der Wa­gen an­ge­bo­ten wor­den (Ver­kaufs­schild). Au­ßer­dem ha­be der An­trags­geg­ner bei Vor­la­ge des Fahr­zeug­briefs dar­auf hin­ge­wie­sen, dass nur ein ein­zi­ger Vor­be­sit­zer vor­han­den sei. In Wirk­lich­keit sei­en es je­doch vier Vor­be­sit­zer ge­we­sen, was dem Be­klag­ten be­kannt ge­we­sen sei (Be­weis: Par­tei­ver­neh­mung).

Die­ser Sach­vor­trag recht­fer­tigt die An­nah­me ei­ner arg­lis­ti­gen Täu­schung i. S. des § 123 I Fall 1 BGB. Denn die An­ga­be, das Fahr­zeug stam­me aus „1. Hand“ stellt ei­ne un­wah­re Be­haup­tung „ins Blaue hin­ein“ dar.

Un­strei­tig hat das Fahr­zeug mehr als nur ei­nen Vor­be­sit­zer. Nach dem un­wi­der­spro­chen ge­blie­be­nen Sach­vor­trag des An­trag­stel­lers sind es ins­ge­samt vier. Dass das Fahr­zeug min­des­tens ei­nen wei­te­ren Vor­be­sit­zer ge­habt hat, er­schließt sich mit­tel­bar aus dem in Ko­pie bei den Ak­ten be­find­li­chen Fahr­zeug­brief. Denn das Da­tum der Erst­zu­las­sung ist der 01.04.1997, wäh­rend das Fahr­zeug am 12.04.2000 auf K zu­ge­las­sen wur­de. Sie steht an ers­ter Stel­le des Briefs, bei dem es sich nicht um ei­nen Er­satz­brief, son­dern um ei­nen neu­en Brief i. S. des § 27 VII StV­ZO han­delt. An­ders als bei ei­nem ech­ten Er­satz­brief ist in dem hier vor­lie­gen­den neu­en Brief nach § 27 VII StV­ZO die An­zahl der Vor­hal­ter nicht ver­merkt. Je­den­falls kann der Se­nat dem in Ko­pie vor­lie­gen­den Ex­em­plar kei­ne der­ar­ti­ge Ein­tra­gung ent­neh­men. Das be­darf ge­ge­be­nen­falls noch nä­he­rer Prü­fung an­hand des Ori­gi­nalbriefs. Schon jetzt steht je­den­falls fest, dass die An­ga­be des An­trags­geg­ners, der Wa­gen stam­me aus ers­ter Hand, ob­jek­tiv un­rich­tig war. Ei­ni­ges spricht auch da­für, dass der An­trags­geg­ner die­se In­for­ma­ti­on „ins Blaue hin­ein“ er­teilt hat.

Der An­trag­stel­ler be­haup­tet so­gar un­ter Be­weis­an­tritt, der An­trags­geg­ner ha­be von der Exis­tenz der vier Vor­be­sit­zer ge­wusst. Selbst wenn sich dies nicht fest­stel­len las­sen soll­te, blie­be der An­trags­geg­ner wei­ter­hin dem Vor­wurf der arg­lis­ti­gen Täu­schung aus­ge­setzt. Denn er als Au­to­händ­ler war sich im Kla­ren dar­über, dass au­ßer K min­des­tens ein wei­te­rer Vor­be­sit­zer vor­han­den ge­we­sen sein muss. Soll­te er sich dar­auf be­ru­fen, die un­ter dem 12.04.2000 vor­ge­nom­me­ne Ein­tra­gung von K als ers­te Hal­ter­ein­tra­gung über­haupt an­ge­se­hen zu ha­ben, könn­te er da­mit nicht ge­hört wer­den.

c) Der Se­nat weist vor­sorg­lich dar­auf hin, dass es in die­sem Zu­sam­men­hang nicht dar­auf an­kommt, ob der An­trag­stel­ler bei sorg­sa­mer Durch­sicht und Prü­fung des ihm vor­ge­leg­ten Fahr­zeug­briefs die Täu­schung hät­te ent­de­cken kön­nen. Selbst gro­be Fahr­läs­sig­keit wür­de ihm bei Arg­list des An­trags­geg­ners nicht scha­den.

d) Un­ter der Vor­aus­set­zung, dass der An­trag­stel­ler den Kauf­ver­trag durch sei­ne An­fech­tungs­er­klä­rung zu­nich­te ge­macht hat, kann die Rück­ab­wick­lung so­wohl nach Be­rei­che­rungs- als auch nach Scha­dens­er­satz­recht er­fol­gen. Die Grund­la­gen der Scha­dens­er­satz­haf­tung sind die §§ 280 I, 311 II, 241 II BGB (Ver­schul­den bei Ver­trags­schluss), fer­ner § 823 II BGB i. V. mit § 263 StGB und § 826 BGB. Was die Po­si­tio­nen im Ein­zel­nen an­geht (Er­stat­tung des Kauf­prei­ses und Auf­wen­dungs­er­satz), sieht der Se­nat kei­ne Be­den­ken.

3. Für den Fall, dass der An­trag­stel­ler die sub­jek­ti­ven Vor­aus­set­zun­gen des Arg­list­tat­be­stands nicht nach­wei­sen soll­te (zur Ver­käu­fer-Arg­list in ei­nem ähn­lich ge­la­ger­ten Fall vgl. OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 28.06.2002 – 22 U 13/02, OLGR 2003, 246), hat die be­ab­sich­tig­te Kla­ge gleich­wohl un­ter ei­nem an­de­ren recht­li­chen Ge­sichts­punkt hin­rei­chen­de Aus­sicht auf Er­folg. Denn bei ei­ner un­wirk­sa­men Täu­schungs­an­fech­tung ist der Weg frei für die ver­trag­li­che Sach­män­gel­haf­tung.

Der An­trag­stel­ler be­gehrt zum ei­nen die Rück­ab­wick­lung un­ter dem As­pekt der „Wan­de­lung“, was als Rück­tritt zu ver­ste­hen ist, dem Nach­fol­ger der Wan­de­lung. So­weit es um den Er­satz von Auf­wen­dun­gen geht, be­ruft der An­trag­stel­ler sich auf § 437 Nr. 3 Fall 2, § 284 BGB. Den Er­wä­gun­gen des Land­ge­richts, das den Fall nur un­ter dem Ge­sichts­punkt der neu­en Sach­män­gel­haf­tung ge­prüft hat, kann der Se­nat nicht fol­gen.

Im Ein­zel­nen:

a) An­zahl der Vor­be­sit­zer

aa) Im an­ge­foch­te­nen Be­schluss hat das Land­ge­richt zu­nächst mit § 442 I 1 BGB ar­gu­men­tiert. Hier­nach sind die Rech­te des Käu­fers we­gen ei­nes Man­gels aus­ge­schlos­sen, wenn er bei Ver­trags­schluss den Man­gel ge­kannt hat. Das Land­ge­richt will da­mit er­sicht­lich sa­gen, dass der An­trag­stel­ler po­si­ti­ve Kennt­nis von der Exis­tenz von vier Vor­be­sit­zern ge­habt hat. Für die­se An­nah­me fehlt jeg­li­che Grund­la­ge in tat­säch­li­cher Hin­sicht. Ei­nen Fahr­zeug­brief mit vier ein­ge­tra­ge­nen Vor­be­sit­zern gibt es nicht. Auch sonst hat­te der An­trag­stel­ler kei­nen Grund da­für, von ei­ner sol­chen Zahl von Vor­be­sit­zern aus­zu­ge­hen. Viel­mehr war bei ihm der Irr­tum er­zeugt wor­den, das Fahr­zeug ha­be nur ei­nen ein­zi­gen Vor­be­sit­zer.

bb) Nach­dem der An­trag­stel­ler nach Er­lass des an­ge­foch­te­nen Be­schlus­ses ei­ne Ko­pie des Fahr­zeug­briefs mit Ein­tra­gung nur ei­nes Vor­be­sit­zers (K) zu den Ak­ten ge­reicht hat, hat das Land­ge­richt sei­ne Ar­gu­men­ta­ti­on ge­än­dert. Nun­mehr steht es auf dem Stand­punkt, die von dem An­trag­stel­ler be­haup­te­te An­zahl der Vor­be­sit­zer kön­ne ei­nen Sach­man­gel nicht be­grün­den, da dies­be­züg­lich kei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung i. S. des § 434 I 1 BGB vor­lie­ge.

cc) Die­se An­nah­me wird dem Sach­vor­trag des An­trag­stel­lers nicht ge­recht. Denn die­ser hat aus­drück­lich be­haup­tet, der An­trags­geg­ner ha­be ihm das Fahr­zeug als „1. Hand“-Wa­gen an­ge­bo­ten und ver­kauft. Da­mit hat er für ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung i. S. des § 434 I 1 BGB hin­rei­chend vor­ge­tra­gen.

Soll­te das Land­ge­richt der An­sicht sein, die An­zahl der Vor­be­sit­zer sei kein Be­schaf­fen­heits­merk­mal, könn­te der Se­nat dem nicht zu­stim­men.

Den Be­griff der „Be­schaf­fen­heit“ hat der Re­form­ge­setz­ge­ber al­ler­dings nicht de­fi­niert. So hat er ins­be­son­de­re da­von ab­ge­se­hen zu ent­schei­den, ob die­ser Be­griff nur Ei­gen­schaf­ten um­fasst, die der Kauf­sa­che un­mit­tel­bar phy­sisch an­haf­ten, oder ob auch Um­stän­de her­an­zu­zie­hen sind, die au­ßer­halb der Sa­che selbst lie­gen (vgl. BT-Drs. 14/6040, S. 213). Im Schrift­tum zum neu­en Schuld­recht wird für ein wei­tes Ver­ständ­nis des Be­schaf­fen­heits­be­griffs plä­diert (Nach­wei­se bei Häu­b­lein, NJW 2003, 388, 389 f.) und für den Be­reich des Ver­brauchs­gü­ter­kaufs auf die eu­ro­pa­recht­li­chen Vor­ga­ben hin­ge­wie­sen.

Un­ter der Gel­tung des al­ten Rechts be­stand kein Zwei­fel dar­an, dass die An­zahl der Vor­be­sit­zer/​Vor­hal­ter ei­nes Kraft­fahr­zeugs ein Be­schaf­fen­heits­merk­mal ist. Eben­so an­er­kannt war, dass es sich hier­bei um ei­ne zu­si­che­rungs­fä­hi­ge Ei­gen­schaft ge­han­delt hat (vgl. zu­letzt OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 12.03.2003 – I-3 U 45/02). Für den BGH war der Un­ter­schied zwi­schen ei­ner (zu­si­che­rungs­fä­hi­gen) Ei­gen­schaft und ei­nem Be­schaf­fen­heits­merk­mal i. S. des § 459 I BGB a.F. zu­letzt „weit­ge­hend nur noch ter­mi­no­lo­gisch“ (BGH, Urt. v. 16.01.1991 – VI­II ZR 335/89, NJW 1991, 1223, 1224).

Nach An­sicht des Se­nats kann die Fra­ge, wie vie­le Vor­be­sit­zer/​Vor­hal­ter ein ge­brauch­tes Kraft­fahr­zeug hat, Ge­gen­stand ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung i. S. des § 434 I 1 BGB sein. Er hat kei­ne durch­grei­fen­den Be­den­ken, die De­fi­ni­ti­on des Be­schaf­fen­heits­kri­te­ri­ums an die bis­he­ri­ge De­fi­ni­ti­on des Ei­gen­schafts­be­griffs (§ 459 II BGB a.F.) an­zu­leh­nen. Ob sie noch dar­über hin­aus­geht, wie mit­un­ter be­für­wor­tet, kann hier da­hin­ge­stellt blei­ben. Die An­zahl der Vor­be­sit­zer/​Vor­hal­ter ist zwar kei­ne Ei­gen­schaft, die ei­nem ge­brauch­ten Kraft­fahr­zeug un­mit­tel­bar phy­sisch an­haf­tet. Der Um­stand liegt je­doch nicht so weit au­ßer­halb der Sa­che, dass es an dem spe­zi­fi­schen Sach­be­zug fehlt. Die An­zahl der Vor­be­sit­zer ist ein wert­bil­den­der Fak­tor. Sie kann Auf­schluss ge­ben über die Art und In­ten­si­tät der frü­he­ren Nut­zung. Ein Fahr­zeug mit ei­ner hö­he­ren An­zahl von Vor­be­sit­zern/​Vor­hal­tern als ver­trag­lich zu­ge­sagt ist nicht „ver­trags­ge­mäß“ im Sin­ne der Ter­mi­no­lo­gie der Ver­brauchs­gü­terkauf­richt­li­nie1Richt­li­nie 99/44/EG des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes vom 25.05.1999 zu be­stimm­ten As­pek­ten des Ver­brauchs­gü­ter­kaufs und der Ga­ran­ti­en für Ver­brauchs­gü­ter, ABl. 1999 L 171, 12.. Da­bei wird in Art. 2 II auf die „Ei­gen­schaf­ten“ so­wie auf die „Be­schaf­fen­heit“ des Ver­brauchs­guts ab­ge­stellt. Auch von der Haf­tungs­fol­ge her ge­se­hen wä­re es nicht sach­ge­recht, ei­ne Falsch­in­for­ma­ti­on über die An­zahl der Vor­be­sit­zer/​Vor­hal­ter aus der Sach­män­gel­haf­tung aus­zu­klam­mern und dem all­ge­mei­nen Leis­tungs­stö­rungs­recht zu­zu­ord­nen. Denn die ent­schei­den­den Wer­tungs­kri­te­ri­en, die der mo­der­ni­sier­ten Sach­män­gel­haf­tung zu­grun­de lie­gen, tref­fen zu, wenn der Ver­käu­fer ein Fahr­zeug als „1. Hand“-Fahr­zeug an­bie­tet, es in Wirk­lich­keit aber be­reits durch meh­re­re Hän­de ge­gan­gen ist.

Al­ler­dings hat der An­trags­geg­ner be­stimm­te Fahr­zeuganga­ben da­durch un­ter ei­nen Vor­be­halt ge­stellt, dass er auf die Fahr­zeug­pa­pie­re und auf den Vor­be­sit­zer/​Lie­fe­ran­ten als Quel­len Be­zug ge­nom­men hat. In der For­mu­lar­ru­brik „Fahr­zeuganga­ben lt. Fahr­zeug­pa­pie­re“ ist ei­ne In­for­ma­ti­on über die An­zahl der Vor­be­sit­zer in­des nicht ent­hal­ten. In der da­ne­ben be­find­li­chen Ru­brik „Fahr­zeuganga­ben lt. Vor­be­sit­zer oder Lie­fe­rant“ wird die strei­ti­ge Vor­be­sit­zer­fra­ge gleich­falls nicht the­ma­ti­siert. Un­ter die­sen Um­stän­den kann sich der An­trags­geg­ner nicht auf ei­nen Vor­be­halt zu­rück­zie­hen. Auf dem Ver­kaufs­schild ist „1. Hand“ oh­ne jeg­li­che Ein­schrän­kung no­tiert. Au­ßer­dem soll der An­trags­geg­ner bei Vor­la­ge des (neu­en) Fahr­zeug­briefs dar­auf hin­ge­wie­sen ha­ben, dass nur ein Vor­be­sit­zer vor­han­den sei. Nach der Dar­stel­lung des An­trag­stel­lers er­folg­te auch die­ser Hin­weis oh­ne re­la­ti­vie­ren­den Zu­satz. Ein sol­cher Zu­satz wie „laut Fahr­zeug­brief“ ver­stand sich nicht von selbst, zu­mal es nicht der Ur­sprungs­brief war, der dem An­trag­stel­ler vor­ge­legt wur­de.

Da der An­trag­stel­ler für ei­ne aus­drück­li­che Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung i. S. des § 434 I 1 BGB so­mit hin­rei­chend vor­ge­tra­gen hat, kam es im Pro­zess­kos­ten­hil­fe­ver­fah­ren nur noch dar­auf an, ob der An­trag­stel­ler ei­ne Ver­let­zung der Ver­pflich­tung des An­trags­geg­ners zur män­gel­frei­en Lie­fe­rung un­ter Er­folg ver­spre­chen­den Be­weis ge­stellt hat. Das ist der Fall. Mit dem Ver­kaufs­schild hat der An­trag­stel­ler ei­ne Ur­kun­de vor­ge­legt, durch die die In­for­ma­ti­on „1. Hand“ als Ver­käu­fe­rer­klä­rung hin­rei­chend be­legt ist. Ab­ge­se­hen da­von hat er die Par­tei­ver­neh­mung des Be­klag­ten zum Be­weis da­für an­ge­bo­ten, dass die­ser ihm bei Vor­la­ge des Briefs aus­drück­lich er­klärt ha­be, es sei nur ein Vor­be­sit­zer vor­han­den. Die Ver­mu­tung der Voll­stän­dig­keit und Rich­tig­keit der Ver­trags­ur­kun­de ist da­mit wi­der­legt.

dd) Da es in der Vor­be­sit­zer­fra­ge um ei­nen Sach­man­gel geht, der be­reits bei Ver­trags­schluss vor­han­den war und sei­ner Na­tur nach un­be­heb­bar ist, kann der An­trag­stel­ler oh­ne vor­he­ri­ge Frist­set­zung so­gleich von dem Kauf­ver­trag zu­rück­tre­ten (§ 437 Nr. 2 Fall 1, §§ 323, 326 V BGB).

Der An­trag­stel­ler hat sein Rück­tritts­recht (für den Fall un­wirk­sa­mer Täu­schungs­an­fech­tung) aus­ge­übt. Da­mit steht ihm der An­spruch auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses zu. Die ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen lässt er sich an­rech­nen.

Was die Kos­ten für den Aus­tausch der vor­de­ren Stoß­dämp­fer und der vier Fe­der­bei­ne an­geht, so macht der An­trag­stel­ler sie nicht nach den Re­geln des Rück­tritts­rechts, son­dern un­ter dem Blick­win­kel des Auf­wen­dungs­er­sat­zes nach den § 437 Nr. 3 Fall 2, § 284 BGB gel­tend. In Be­tracht kommt je­doch auch ein Ver­wen­dungs­er­satz­an­spruch ge­mäß § 437 Nr. 2 Fall 1, § 323, § 326 V, § 347 II 1 BGB.

Wer im Rück­ab­wick­lungs­schuld­ver­hält­nis ei­nen Ge­gen­stand zu­rück­gibt, hat An­spruch auf Er­satz not­wen­di­ger Ver­wen­dun­gen. An­de­re Auf­wen­dun­gen sind zu er­set­zen, so­weit der Gläu­bi­ger durch die­se be­rei­chert wird (§ 347 II 2 BGB).

In tat­säch­li­cher Hin­sicht geht der Se­nat nach dem Vor­brin­gen des An­trag­stel­lers da­von aus, dass auf ei­ne Be­an­stan­dung des An­trag­stel­lers hin im Be­trieb des An­trags­geg­ners die vor­de­ren Stoß­dämp­fer und vier Fe­der­bei­ne aus­ge­tauscht wor­den sind, wo­für der An­trags­geg­ner 215 € ver­langt hat. Um die rich­ti­ge An­spruchs­grund­la­ge be­stim­men zu kön­nen, be­darf es nä­he­rer An­ga­ben über den Hin­ter­grund die­ser Tausch­ak­ti­on, ins­be­son­de­re De­tail­in­for­ma­tio­nen zu den tech­ni­schen Ge­ge­ben­hei­ten. So­weit vor­han­den, mag der An­trag­stel­ler die Rech­nung über die­se Tausch­ak­ti­on vor­le­gen. Im Rah­men des vor­lie­gen­den Pro­zess­kos­ten­hil­fe­ver­fah­rens ge­nügt die Fest­stel­lung, dass das Ver­lan­gen des An­trag­stel­lers nach Er­stat­tung der 215 € aus­sichts­reich ist.

Glei­ches gilt für die Kos­ten der An­mel­dung des Fahr­zeugs und für die Kos­ten der Num­mern­schil­der (ins­ge­samt 166 €). Ne­ben dem Ver­wen­dungs­er­satz nach § 347 II BGB kommt auch hier ein An­spruch auf Er­satz von Auf­wen­dun­gen ge­mäß § 284 BGB in­fra­ge. Auch in­so­weit be­steht Er­folgs­aus­sicht, denn die Vor­aus­set­zun­gen ei­nes Scha­dens­er­satz­an­spruchs statt der Leis­tung und da­mit ei­nes Auf­wen­dungs­er­satz­an­spruchs sind schlüs­sig dar­ge­tan (§ 437 Nr. 3 Fall 1, § 311a II 1 BGB). In Be­tracht kommt auch der Bruch ei­ner „Be­schaf­fen­heits­ga­ran­tie“.

b) Sons­ti­ge Män­gel­rü­gen

Der Vor­wurf des An­trag­stel­lers, er sei über die wah­re An­zahl der Vor­be­sit­zer ge­täuscht wor­den, ist nicht die ein­zi­ge Be­an­stan­dung. Au­ßer­dem rügt er, das Fahr­zeug sei ent­ge­gen der Zu­sa­ge des An­trags­geg­ners nicht „scheck­heft­ge­pflegt“ ge­we­sen. Kon­kre­ti­sie­rend trägt er da­zu vor, die vier­te Jah­res­in­spek­ti­on sei nicht durch­ge­führt wor­den. Dar­aus ist zu fol­gern, dass al­le üb­ri­gen In­spek­tio­nen ord­nungs­ge­mäß statt­ge­fun­den ha­ben.

Ob­wohl die An­ga­be „scheck­heft­ge­pflegt“ le­dig­lich auf dem Ver­kaufs­schild, nicht aber im schrift­li­chen Kauf­ver­trag steht, dürf­te sie Ge­gen­stand ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung zwi­schen den Par­tei­en sein. Klau­seln, die ei­ne Ein­be­zie­hung in den Ver­trag hin­dern könn­ten, kann der Se­nat dem Be­stell­schein nicht ent­neh­men. Sie wä­ren auch un­be­acht­lich (§ 475 I BGB).

Frag­lich ist al­ler­dings, ob der An­trag­stel­ler ei­ne lü­cken­lo­se Ket­te sämt­li­cher In­spek­tio­nen er­war­ten durf­te. Das ist ei­ne Fra­ge der Aus­le­gung. Da­bei ist zu be­rück­sich­ti­gen, dass der An­trags­geg­ner als ge­werb­li­cher Au­to­händ­ler kei­ne ge­si­cher­ten Er­kennt­nis­se über die „Scheck­heft­pfle­ge“ ha­ben kann. Zu­rück­grei­fen kann er le­dig­lich auf die In­for­ma­ti­on sei­nes Lie­fe­ran­ten und, so­weit vor­han­den, auf das so­ge­nann­te Scheck­heft, das sich üb­li­cher­wei­se ent­we­der im Fahr­zeug be­fin­det oder vom Ver­käu­fer se­pa­rat über­ge­ben wird.

Der An­trags­geg­ner war im Be­sitz ei­nes sol­chen „Scheck­hefts“ (In­spek­ti­ons­hefts). Er hat es an den An­trag­stel­ler wei­ter­ge­reicht. Die­ser soll es im Rah­men der Ver­trags­ver­hand­lun­gen ein­ge­se­hen und so­gar „über­prüft“ ha­ben. Wie der An­trags­geg­ner be­haup­tet, sei­en in die­sem Scheck­heft sämt­li­che In­spek­tio­nen ein­ge­tra­gen. Dem­ge­gen­über be­haup­tet der An­trag­stel­ler un­ter Be­weis­an­tritt, das „Scheck­heft“ erst nach Ab­schluss des Kauf­ver­trags und nach Über­ga­be des Fahr­zeugs ent­deckt zu ha­ben. Erst jetzt ha­be er be­merkt, dass die vier­te Jah­res­in­spek­ti­on nicht durch­ge­führt wor­den sei.

Die An­ga­be „scheck­heft­ge­pflegt“ ist vom Ho­ri­zont des An­trag­stel­lers her aus­zu­le­gen. Von Be­deu­tung ist in die­sem Zu­sam­men­hang, dass der An­trag­stel­ler von ei­nem „1. Hand“-Fahr­zeug aus­ge­hen durf­te. Das ist für die Aus­le­gung der Er­klä­rung „scheck­heft­ge­pflegt“ des­halb be­deut­sam, weil die­se Aus­sa­ge bei nur ei­nem ein­zi­gen Vor­be­sit­zer eher auf ei­ne voll­stän­di­ge und recht­zei­ti­ge Durch­füh­rung der In­spek­tio­nen schlie­ßen lässt, als es bei ei­ner Viel­zahl von Vor­be­sit­zern der Fall ist. Aber selbst wenn der An­trag­stel­ler in der An­nah­me schutz­wür­dig ist, es han­de­le sich um ein „1. Hand“-Fahr­zeug, bleibt doch an­ge­sichts des Al­ters des Fahr­zeugs (Erst­zu­las­sung: 01.04.1997) zwei­fel­haft, ob er ei­ne lü­cken­lo­se Ket­te sämt­li­cher In­spek­ti­ons­ter­mi­ne hat er­war­ten kön­nen. Die­se Aus­le­gungs­fra­ge braucht der Se­nat nicht zu ent­schei­den, weil die er­for­der­li­che Er­folgs­aus­sicht der be­ab­sich­tig­ten Kla­ge un­ter ei­nem an­de­ren recht­li­chen Blick­win­kel zu be­ja­hen ist (s. oben).

Aus die­sem Grund braucht auch den üb­ri­gen Män­gel­rü­gen an die­ser Stel­le nicht nach­ge­gan­gen zu wer­den.

4. Da das Land­ge­richt die Hilfs­be­dürf­tig­keit des An­trag­stel­lers nicht ge­prüft, son­dern sich le­dig­lich mit der Er­folgs­aus­sicht der Rechts­ver­fol­gung aus­ein­an­der­ge­setzt hat, ist auch der Se­nat nur mit die­ser Fra­ge be­fasst und hat sich zur Hilfs­be­dürf­tig­keit nicht zu äu­ßern. Dem­ge­mäß war die Sa­che zur er­neu­ten Ent­schei­dung über das Pro­zess­kos­ten­hil­fe­ge­such an das Land­ge­richt zu­rück­zu­ver­wei­sen.

Ei­ne Kos­ten­ent­schei­dung hat zu un­ter­blei­ben. Denn Kos­ten des Be­schwer­de­ver­fah­rens wer­den nicht er­stat­tet (§ 124 IV ZPO).

Hin­weis: Sie­he zum in § 434 I BGB ver­wen­de­ten Be­griff „Be­schaf­fen­heit“ auch BGH, Ur­t. v. 15.06.2016 – VI­II ZR 134/15, NJW 2016, 2874.

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