Zeigt sich bei ei­nem Ge­braucht­wa­gen in­ner­halb von sechs Mo­na­ten nach der Über­ga­be des Fahr­zeugs an den Käu­fer ein Man­gel, so wird bei ei­nem Ver­brauchs­gü­ter­kauf (§ 474 I 1 BGB) grund­sätz­lich ge­mäß § 476 BGB ver­mu­tet, dass das Fahr­zeug schon bei der Über­ga­be man­gel­haft war. Den ihm ob­lie­gen­den Be­weis des Ge­gen­teils der ver­mu­te­ten Tat­sa­che kann der Ver­käu­fer dann nicht un­ter Ver­weis auf ei­ne vor der Über­ga­be vor­ge­nom­me­ne Un­ter­su­chung des Fahr­zeugs füh­ren, wenn das Fahr­zeug be­reits lan­ge (hier: ei­nen Mo­nat) vor der Über­ga­be un­ter­sucht wur­de und der Man­gel oh­ne Wei­te­res im Zeit­raum zwi­schen Un­ter­su­chung und Über­ga­be des Fahr­zeugs ent­stan­den sein kann.

AG Pots­dam, Ur­teil vom 12.09.2002 – 30 C 122/02

Sach­ver­halt: Der Klä­ger er­warb von dem Be­klag­ten mit Kauf­ver­trag vom 16.01.2002 ei­nen ge­brauch­ten Pkw der Mar­ke Kia. Bei Ab­schluss des Kauf­ver­trags er­klär­te der Be­klag­te, dass das Fahr­zeug tech­nisch ein­wand­frei sei. Nach­fol­gend stell­te sich in­des her­aus, dass ei­ne au­to­ma­ti­sche Frei­l­auf­na­be de­fekt ist. Die für ei­ne In­stand­set­zung des Pkw er­for­der­li­chen Kos­ten in Hö­he von 684,33 € (nebst Zin­sen) ver­lang­te der Klä­ger mit sei­ner Kla­ge.

Der Be­klag­te hat sich da­mit ver­tei­digt, dass der streit­ge­gen­ständ­li­che Man­gel erst nach Ab­schluss des Kauf­ver­trags ent­stan­den sein kön­ne. Der Pkw am 12.12.2001 un­ter­sucht wor­den, und bei die­ser Un­ter­su­chung ha­be sich der Man­gel nicht ge­zeigt.

Nach Ab­schluss des schrift­li­chen Vor­ver­fah­rens hat das Ge­richt den Par­tei­en mit­ge­teilt, dass es ei­nen vom Be­klag­ten be­nann­ten Zeu­gen vor­be­rei­tend zur münd­li­chen Ver­hand­lung la­den möch­te. Die La­dung wur­de da­von ab­hän­gig ge­macht, dass der Be­klag­te in­ner­halb von drei Wo­chen ei­nen Kos­ten­vor­schuss in Hö­he von 80 € ein­zahlt. Da der Vor­schuss nicht ein­ge­zahlt wur­de, wur­de der Zeu­ge nicht ge­la­den. Viel­mehr wur­de der Kla­ge oh­ne Be­weis­auf­nah­me statt­ge­ge­ben.

Aus den Grün­den: Die Kla­ge ist ge­mäß § 474 I 1, §§ 476, 433 I 2, § 437 Nr. 3 Fall 1, §§ 434 I, 280 I, III, 281 BGB be­grün­det.

Ge­mäß § 476 BGB wird ver­mu­tet, dass das Fahr­zeug be­reits zum Zeit­punkt der Über­ga­be män­gel­be­haf­tet war.

In­so­weit der Be­klag­te Ge­gen­be­weis durch Ver­neh­mung des Zeu­gen Z an­bie­tet, ist er be­weis­fäl­lig, da er den ge­for­der­ten Kos­ten­vor­schuss nicht ge­leis­tet hat. Ent­spre­chend kam ei­ne Ver­neh­mung des Zeu­gen nicht in Be­tracht. Auf § 379 ZPO wird hin­ge­wie­sen.

Das vom Be­klag­ten in Ab­lich­tung vor­ge­leg­te Pro­to­koll vom 12.12.2001 ist nicht ge­eig­net, Be­weis für ei­ne Man­gel­frei­heit des Fahr­zeu­ges zum Über­ga­be­zeit­punkt zu ge­ben. Aus die­sem Pro­to­koll ist nicht er­kenn­bar, ob tat­säch­lich ei­ne Man­gel­frei­heit der Frei­l­auf­na­be ge­prüft wur­de. Dar­über hin­aus kann nicht au­to­ma­tisch ver­mu­tet wer­den, dass bei ei­ner Man­gel­frei­heit am 12.12.2001 die­se Man­gel­frei­heit noch am 16.01.2002 fort­be­stand. Der Zeit­raum ist der­ar­tig lang, dass ei­ne Be­schä­di­gung des Fahr­zeugs in die­sem Zeit­raum mög­lich ist.

Da die Man­gel­haf­tig­keit mit § 476 BGB zu­las­ten des Be­klag­ten ver­mu­tet wird, war der Klä­ger be­rech­tigt, Scha­dens­er­satz in Hö­he der Kos­ten zu for­dern, die not­wen­dig sind, um den Scha­den zu be­sei­ti­gen. …

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