Die in dem Be­stell­for­mu­lar für ein Ge­braucht­fahr­zeug vom Ver­käu­fer in dem vor­ge­druck­ten Feld „PS lt. Fahr­zeug­brief“ ein­ge­tra­ge­ne PS-Zahl stellt grund­sätz­lich kei­ne Zu­si­che­rung ei­ner be­stimm­ten Mo­tor­leis­tung dar.

BGH, Ur­teil vom 04.06.1997 – VI­II ZR 243/96

Die­se Ent­schei­dung ist zum „al­ten“ Schuld­recht und vor In­kraft­tre­ten der ZPO-Re­form 2002 er­gan­gen. Sie kann nicht oh­ne Wei­te­res auf das seit dem 01.01.2002 gel­ten­de Recht über­tra­gen wer­den (so ist z. B. an die Stel­le der Wan­de­lung der Rück­tritt vom Kauf­ver­trag ge­tre­ten). Die ge­nann­ten Vor­schrif­ten exis­tie­ren heu­te mög­li­cher­wei­se nicht mehr oder ha­ben ei­nen an­de­ren In­halt.

Sach­ver­halt: Die Be­klag­te han­delt mit ex­klu­si­ven Au­to­mo­bi­len, ins­be­son­de­re mit Sport­wa­gen und so­ge­nann­ten Old­ti­mern. Auf­grund ei­ner ver­bind­li­chen Be­stel­lung vom 18.11.1994 er­warb der Klä­ger bei ihr ei­nen ge­brauch­ten Sport­wa­gen „Co­bra Re­pli­ca“ für 73.000 DM. Der Be­stel­lung la­gen die All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen der Be­klag­ten zu­grun­de, die ei­nen ge­ne­rel­len Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss ent­hal­ten, ei­nen An­spruch auf Scha­dens­er­satz we­gen des Feh­lens zu­ge­si­cher­ter Ei­gen­schaf­ten je­doch aus­drück­lich un­be­rührt las­sen.

Bei der Be­schrei­bung der in­di­vi­du­el­len und tech­ni­schen Merk­ma­le des Fahr­zeugs in dem Be­stell­for­mu­lar war in dem vor­ge­druck­ten Feld „Ki­lo­watt (PS) lt. Fz.-Brief“ das Wort „Ki­lo­watt“ durch­ge­stri­chen und die Zahl „300“ hand­schrift­lich ein­ge­tra­gen.

Nach­dem der Klä­ger zu­nächst er­folg­los ver­sucht hat­te, vom Kauf­ver­trag zu­rück­zu­tre­ten, er­schien er am 24.12.1994 bei der Be­klag­ten, führ­te – als Bei­fah­rer – ei­ne Pro­be­fahrt mit dem Pkw durch und be­stä­tig­te so­dann auf ei­nem Vor­druck, das Fahr­zeug ver­ein­ba­rungs­ge­mäß, wie be­sich­tigt und Pro­be ge­fah­ren, oh­ne „op­tisch er­kenn­ba­re Män­gel so­wie tech­ni­sche Män­gel“ über­nom­men zu ha­ben.

Mit An­walts­schrei­ben vom 11.01.1995 teil­te der Klä­ger der Be­klag­ten mit, dass das Fahr­zeug nicht die zu­ge­si­cher­te Mo­tor­leis­tung er­brin­ge, und for­der­te sie auf, bis spä­tes­tens 20.01.1995 ihr Ein­ver­ständ­nis mit der Rück­ab­wick­lung des Kaufs zu er­klä­ren. Dies lehn­te die Be­klag­te ab.

Sei­ne Kla­ge, mit der er von der Be­klag­ten die Zah­lung von 73.000 DM Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des Pkw be­gehrt, hat der Klä­ger in ers­ter Li­nie dar­auf ge­stützt, dass das Fahr­zeug le­dig­lich über ei­ne Mo­tor­leis­tung von 197 PS ver­fü­ge; die Be­klag­te haf­te da­her we­gen arg­lis­ti­gen Ver­schwei­gens schwer­wie­gen­der Män­gel und we­gen Zu­si­che­rung ei­ner in Wahr­heit nicht vor­han­de­nen Ei­gen­schaft.

Die Be­klag­te hält die Kla­ge für un­be­grün­det. Sie ist der Auf­fas­sung, sie ha­be ei­ne be­stimm­te PS-Zahl nicht zu­ge­si­chert, son­dern in­so­weit le­dig­lich die In­for­ma­ti­on aus dem Kfz-Brief oh­ne jeg­li­che Rich­tig­keits­ga­ran­tie wei­ter­ge­ge­ben.

Das Land­ge­richt hat zur Fra­ge der Mo­tor­leis­tung ein Gut­ach­ten ein­ge­holt, das ei­nen Mit­tel­wert von 153 kW und ei­ne Norm­leis­tung von 158 kW er­gab. Auf der Grund­la­ge die­ser Fest­stel­lung hat es der Kla­ge statt­ge­ge­ben, weil die in dem Be­stell­for­mu­lar ent­hal­te­ne An­ga­be der PS-Zahl ei­ne Zu­si­che­rung dar­stel­le. Auf die Be­ru­fung der Be­klag­ten hat das Ober­lan­des­ge­richt die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Die Re­vi­si­on des Klä­gers hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: I. Das Be­ru­fungs­ge­richt ist von der Recht­spre­chung des er­ken­nen­den Se­nats zur Zu­si­che­rungs­haf­tung im Ge­braucht­wa­gen­han­del aus­ge­gan­gen; dem­entspre­chend hat es die An­ga­ben ei­nes Ge­braucht­wa­gen­händ­lers über Hub­raum und PS- bzw. Ki­lo­watt-Zahl „in al­ler Re­gel“ als Zu­si­che­rung die­ser tech­ni­schen Da­ten an­ge­se­hen. Im vor­lie­gen­den Fall, so hat das Be­ru­fungs­ge­richt wei­ter aus­ge­führt, be­stün­den Be­den­ken ge­gen die An­nah­me ei­ner Zu­si­che­rung aber schon des­halb, weil die PS-Zahl mit dem Zu­satz „laut Fahr­zeug­brief“ er­gänzt wor­den sei. Da­mit sol­le – für den Käu­fer er­kenn­bar – zum Aus­druck ge­bracht wer­den, dass die PS-Zahl eben­so wie die an­de­ren tech­ni­schen Da­ten dem Fahr­zeug­brief ent­nom­men und in das Ver­trags­for­mu­lar über­tra­gen wor­den sei­en und in ers­ter Li­nie der nä­he­ren Kenn­zeich­nung des Fahr­zeu­ges dien­ten. Über­dies ha­be der Klä­ger zu­vor schon ein ähn­li­ches Fahr­zeug be­ses­sen und sich mit der­ar­ti­gen aus­ge­fal­le­nen Wa­gen aus­ge­kannt. Er ha­be ge­wusst, dass der Pkw ei­ner be­son­de­ren Be­triebs­er­laub­nis be­durft ha­be und zu die­sem Zweck ei­nem an­er­kann­ten Sach­ver­stän­di­gen ha­be vor­ge­stellt wer­den müs­sen. So­wohl der Klä­ger als auch die Be­klag­te hät­ten da­von aus­ge­hen kön­nen und dür­fen, dass bei die­ser Be­gut­ach­tung sämt­li­che tech­ni­sche Da­ten über­prüft und fest­ge­stellt wür­den, mit­hin auch die in den Fahr­zeug­brief ein­zu­tra­gen­den An­ga­ben über Hub­raum und Mo­tor­leis­tung. Wenn die Be­klag­te als „rei­ne Au­to­händ­le­rin“ sich hier­auf ver­las­sen und die Da­ten in die Ver­trags­ur­kun­de über­nom­men ha­be, so kön­ne ein Kun­de nicht er­war­ten, dass der Ver­käu­fer für die Rich­tig­keit die­ser An­ga­ben in al­len Ein­zel­punk­ten ein­ste­hen wer­de. Das müs­se je­den­falls für die Mo­tor­leis­tung gel­ten, die nur mit ei­nem grö­ße­ren Auf­wand von ei­ner Fach­fir­ma oder ei­nem an­er­kann­ten und er­fah­re­nen Sach­ver­stän­di­gen ex­akt über­prüft wer­den kön­ne. Da der Klä­ger auch nicht be­wie­sen ha­be, dass sons­ti­ge der Be­klag­ten zu­zu­rech­nen­de Er­klä­run­gen zur Mo­tor­leis­tung ab­ge­ge­ben wor­den sei­en, feh­le es am Nach­weis ei­ner Zu­si­che­rung hin­sicht­lich der im Ver­trag mit 300 an­ge­ge­be­nen PS-Zahl.

Be­züg­lich der wei­te­ren vom Klä­ger ge­rüg­ten Män­gel hat das Be­ru­fungs­ge­richt – eben­so wie be­reits das Land­ge­richt – den ver­trag­lich ver­ein­bar­ten Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss durch­grei­fen las­sen.

II. Die­se Aus­füh­run­gen hal­ten ei­ner recht­li­chen Nach­prü­fung stand.

1. So­weit die Vor­in­stan­zen im Hin­blick auf den ver­trag­li­chen Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss ein Recht des Klä­gers auf Wan­de­lung oder auf Scha­dens­er­satz we­gen der sons­ti­gen Män­gel ver­neint ha­ben, nimmt die Re­vi­si­on das hin. Rechts­feh­ler sind in­so­weit auch nicht er­sicht­lich. Auf arg­lis­ti­ges Ver­schwei­gen ei­nes Man­gels stützt sich die Re­vi­si­on gleich­falls nicht mehr.

2. Oh­ne Er­folg wen­det sich die Re­vi­si­on ge­gen die Be­ur­tei­lung des Be­ru­fungs­ge­richts, die Be­klag­te haf­te auch nicht we­gen Feh­lens ei­ner zu­ge­si­cher­ten Ei­gen­schaft.

a) Nach der stän­di­gen Recht­spre­chung des Se­nats setzt ei­ne Zu­si­che­rung i. S. des § 459 II BGB vor­aus, dass der Ver­käu­fer in ver­trags­ge­mäß bin­den­der Wei­se die Ge­währ für das Vor­han­den­sein ei­ner Ei­gen­schaft der Kauf­sa­che über­nimmt und da­mit sei­ne Be­reit­schaft zu er­ken­nen gibt, für al­le Fol­gen des Feh­lens die­ser Ei­gen­schaft ein­zu­ste­hen. Dies kann aus­drück­lich oder – was auch hier al­lein in Be­tracht kommt – durch schlüs­si­ges Ver­hal­ten ge­sche­hen. Ob im Ein­zel­fall in die­ser Wei­se ei­ne Ei­gen­schafts­zu­si­che­rung zu be­ja­hen ist, ist ei­ne Fra­ge der in ers­ter Li­nie dem Tatrich­ter ob­lie­gen­den Ver­trags­aus­le­gung. Da­bei gibt we­ni­ger der Wil­le des Ver­käu­fers den Aus­schlag; viel­mehr kommt es ent­schei­dend dar­auf an, wie der Käu­fer von sei­nem Er­war­tungs­ho­ri­zont aus et­wai­ge zu­si­che­rungs­re­le­van­te Äu­ße­run­gen des Ver­käu­fers bei ob­jek­ti­ver Wür­di­gung der Um­stän­de nach Treu und Glau­ben ver­ste­hen durf­te (Se­nat, Urt. v. 17.04.1991 – VI­II ZR 114/90, … WM 1991, 1224 = NJW 1991, 1880 [un­ter II 2 a aa]).

b) Bei der An­wen­dung die­ses Maß­sta­bes im Ge­braucht­wa­gen­han­del hat der Se­nat be­reits in sei­nem Ur­teil vom 25.06.1975 – VI­II ZR 244/73, WM 1975, 895 = NJW 1975, 1693 – auf die dort be­ste­hen­den be­son­de­ren Markt­ver­hält­nis­se ab­ge­stellt. Aus­ge­hend von der auch sonst für die Aus­le­gung ent­spre­chen­der Ver­trags­klau­seln maß­ge­ben­den ty­pi­schen In­ter­es­sen­la­ge der­ar­ti­ger Rechts­ge­schäf­te hat er her­vor­ge­ho­ben, dass beim Ge­braucht­wa­gen­han­del in al­ler Re­gel dem Käu­fer hin­sicht­lich der Fest­stel­lung der Fahr­leis­tung nicht nur die er­for­der­li­che Sach­kun­de, son­dern zu­meist auch die Mög­lich­keit feh­le, bei dem Vor­ei­gen­tü­mer des Wa­gens un­mit­tel­bar die not­wen­di­gen Aus­künf­te ein­zu­ho­len; dem­ge­gen­über sei der Ge­braucht­wa­gen­händ­ler an­ge­sichts sei­ner Er­fah­rung und der bei ihm vor­aus­zu­set­zen­den Sach­kun­de we­sent­lich bes­ser in der La­ge, bei der Her­ein­nah­me ei­nes Ge­braucht­wa­gens Nach­for­schun­gen über das bis­he­ri­ge Schick­sal und ins­be­son­de­re die Fahr­leis­tung des Wa­gens an­zu­stel­len und sich ein ei­ge­nes Bild von der Fahr­leis­tung und dem Er­hal­tungs­zu­stand des Fahr­zeugs zu ma­chen. Bei ei­ner der­ar­ti­gen Sach­la­ge dür­fe der Kauf­in­ter­es­sent nach Treu und Glau­ben da­von aus­ge­hen, dass der Händ­ler sich für die Ki­lo­me­ter­an­ga­be auf ei­nem Ver­kaufs­schild „stark­ma­che“, mit­hin ge­mäß § 459 II BGB ei­ne ent­spre­chen­de Ei­gen­schaft – still­schwei­gend – zu­si­chern wol­le. In sei­nen Ur­tei­len vom 18.02.1981 – VI­II ZR 72/80, NJW 1981, 1268 – und vom 25.02.1981 – VI­II ZR 35/80, NJW 1981, 1501 – hat der Se­nat die­se Auf­fas­sung be­stä­tigt und sie auf die PS-An­ga­be auf ei­nem Ver­kaufs­schild aus­ge­dehnt (Urt. v. 18.02.1981 – VI­II ZR 72/80, NJW 1981, 1268 [un­ter II 1 und 2]). In spä­te­ren Ent­schei­dun­gen hat der Se­nat sei­ne Recht­spre­chung fort­ge­führt (BGH, Urt. v. 24.02.1988 – VI­II ZR 145/87, BGHZ 103, 275 [279 ff.] – „TÜV neu“; Urt. v. 28.11.1994 – VI­II ZR 53/94, BGHZ 128, 111 – „mit ABS“ bei Neu­wa­gen­kauf; Urt. v. 17.04.1991 – VI­II ZR 114/90, WM 1991, 1224 = NJW 1991, 1880 – Typ­be­zeich­nung, Urt. v. 16.10.1991 – VI­II ZR 140/90, … WM 1991, 1224 – Erst­zu­las­sungs­da­tum), wo­bei der Se­nat al­ler­dings in den bei­den letzt­ge­nann­ten Ent­schei­dun­gen ei­ne Zu­si­che­rung im Er­geb­nis je­weils ver­neint hat.

An die­ser Recht­spre­chung, die im Schrift­tum über­wie­gend Zu­stim­mung ge­fun­den hat (vgl. z. B. Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 6. Aufl., Rn. 1711 ff.; Rei­ni­cke/Tiedt­ke, Kauf­recht, 5. Aufl., S. 118 ff; Pa­landt/Putzo, BGB, 56. Aufl., § 459 Rn. 30 f.; So­er­gel/Hu­ber, BGB, 12. Aufl., § 459 Rn. 304, 308 ff., 313 ff.; krit. MünchKomm-BGB/H. P. Wes­ter­mann, 3. Aufl., § 459 Rn. 60 a.E., 62), ist fest­zu­hal­ten.

c) Den dar­ge­leg­ten Maß­stä­ben wird das an­ge­foch­te­ne Ur­teil ge­recht. Die tatrich­ter­li­che Aus­le­gung, die An­ga­be der PS-Zahl mit dem Zu­satz „lt. Fz.-Brief“ stel­le kei­ne Zu­si­che­rung dar, ist aus Rechts­grün­den nicht zu be­an­stan­den.

aa) Ge­gen die An­nah­me ei­ner – still­schwei­gen­den – Zu­si­che­rung i. S. des § 459 II BGB spricht schon der Wort­laut der Er­klä­rung. Wer sich, wie die Be­klag­te, im Rah­men von Kauf­ver­hand­lun­gen für ei­ne Aus­sa­ge aus­drück­lich auf ei­ne be­stimm­te Quel­le be­zieht, bringt da­mit hin­rei­chend deut­lich zum Aus­druck, wo­her er die An­ga­be ent­nom­men hat, und dass es sich da­bei nicht um ei­ge­nes Wis­sen han­delt. Ei­ne der­art ein­ge­schränk­te Aus­sa­ge ist da­her recht­lich nicht an­ders zu be­wer­ten als ei­ne Er­klä­rung un­ter Vor­be­halt, die re­gel­mä­ßig kei­ne Zu­si­che­rung dar­stellt (BGH, Urt. v. 21.11.1952 – V ZR 158/51, LM BGB § 463 Nr. 1; Urt. v. 30.01.1991 – VI­II ZR 118/90, WM 1991, 1041 = NJW-RR 1991, 870 = MDR 1991, 724 [un­ter II 1]). Mit ei­nem sol­chen ein­schrän­ken­den Zu­satz („lt. Fz.-Brief“) hat die Be­klag­te ih­re in dem Be­stell­for­mu­lar ent­hal­te­ne An­ga­be zur Mo­tor­leis­tung des Ge­braucht­fahr­zeu­ges ver­se­hen. Da­durch un­ter­schei­det sich der vor­lie­gen­de Sach­ver­halt in ei­nem we­sent­li­chen Punkt von dem im Se­nats­ur­teil vom 25.02.1981 (NJW 1981, 1501) ent­schie­de­nen Fall, in wel­chem ein glei­cher oder ähn­li­cher Zu­satz fehl­te.

Für den Ge­braucht­wa­gen­han­del, bei dem die dort ge­ge­be­ne ty­pi­sche In­ter­es­sen­la­ge zu be­rück­sich­ti­gen ist (vgl. oben II 2 b), gel­ten die ge­nann­ten Grund­sät­ze über die Be­deu­tung ei­ner der­art ein­ge­schränk­ten Aus­sa­ge je­den­falls dann, wenn die An­ga­be – wie hier – tech­ni­sche Da­ten be­trifft, die der Händ­ler in al­ler Re­gel nicht selbst, son­dern al­len­falls un­ter Hin­zu­zie­hung ei­ner Fach­fir­ma oder ei­nes Sach­ver­stän­di­gen über­prü­fen kann. In ei­nem sol­chen Fall kann der Käu­fer nicht er­war­ten, der Ver­käu­fer wol­le in ver­trags­ge­mäß bin­den­der Wei­se die Ge­währ für die Rich­tig­keit der An­ga­be über­neh­men und für al­le Fol­gen des Feh­lens die­ser Ei­gen­schaft ein­ste­hen (eben­so Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 1712). Die­sen Ge­sichts­punkt hat das Be­ru­fungs­ge­richt zu Recht mit her­an­ge­zo­gen.

bb) Der Wort­laut des Zu­sat­zes „laut Fahr­zeug­brief“ schließt es al­ler­dings – wie auch sonst – nicht von vorn­her­ein aus, dass im Ein­zel­fall auf­grund be­son­de­rer Um­stän­de ei­ne aus­drück­li­che oder schlüs­sig er­klär­te Zu­si­che­rung in dem für den Ge­braucht­wa­gen­han­del maß­ge­ben­den Sin­ne an­zu­neh­men ist. An­halts­punk­te für ei­ne der­ar­ti­ge Aus­le­gung kön­nen sich bei­spiels­wei­se aus schrift­li­chen An­ga­ben an an­de­rer Stel­le des Be­stell­for­mu­lars oder aus münd­li­chen Er­klä­run­gen des Händ­lers oder Ver­käu­fers, un­ter Um­stän­den so­gar aus des­sen Schwei­gen auf ei­ne er­kenn­bar ge­äu­ßer­te Er­war­tung des Käu­fers (vgl. da­zu Urt. v. 28.11.1994 – VI­II ZR 53/94, BGHZ 128, 111 [114]) er­ge­ben. Sol­che be­son­de­ren Um­stän­de hat das Be­ru­fungs­ge­richt in­des­sen nicht fest­ge­stellt. Will sich der Käu­fer mit der er­kenn­bar ein­schrän­ken­den An­ga­be „laut Fahr­zeug­brief“ nicht be­gnü­gen, so hat er es in der Hand, vom Ver­käu­fer ei­ne aus­drück­li­che Zu­si­che­rung der Mo­tor­leis­tung oder der sons­ti­gen tech­ni­schen Da­ten zu ver­lan­gen. Macht er von die­ser Mög­lich­keit kei­nen Ge­brauch, so kann er nach Treu und Glau­ben nicht da­von aus­ge­hen, der Ver­käu­fer wer­de un­ter al­len Um­stän­den für die Rich­tig­keit ei­ner dem Fahr­zeug­brief ent­nom­me­nen An­ga­be, auf die er in der Re­gel eben­so wie der Käu­fer ver­trau­en darf, ein­ste­hen.

cc) Das vom Be­ru­fungs­ge­richt für sei­ne Aus­le­gung her­an­ge­zo­ge­ne Ar­gu­ment, die dem Fahr­zeug­brief ent­nom­me­ne PS-Zahl die­ne wie auch die an­de­ren tech­ni­schen Da­ten vor al­lem der nä­he­ren Kenn­zeich­nung des Fahr­zeugs, ent­hält ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Re­vi­si­on kei­nen Denk­feh­ler. Der Tatrich­ter hat in die­sem Zu­sam­men­hang er­sicht­lich nicht auf die In­di­vi­dua­li­sie­rung des Pkw im Rechts­sin­ne ab­ge­stellt; die­se er­folgt, wor­auf die Re­vi­si­on zu Recht hin­weist, durch die Fahr­zeu­gi­den­ti­fi­zie­rungs­num­mer. Viel­mehr hat das Be­ru­fungs­ge­richt den Be­griff der „nä­he­ren Kenn­zeich­nung“ er­kenn­bar im Sin­ne ei­ner Be­schrei­bung des (Ge­braucht-)Wa­gens ver­wen­det. Das ist aus Rechts­grün­den nicht zu be­an­stan­den.

dd) Als wei­te­ren Ver­stoß ge­gen § 286 ZPO rügt die Re­vi­si­on, der Hin­weis „lt. Fz-Brief“, auf den sich das Be­ru­fungs­ge­richt maß­geb­lich ge­stützt ha­be, be­sa­ge aus der Sicht des Er­klä­rungs­emp­fän­gers nichts, weil die Mo­tor­leis­tung im Fahr­zeug­brief nicht in PS, son­dern in Ki­lo­watt (kW) an­ge­ge­ben sei. Die­se Rü­ge bleibt eben­falls oh­ne Er­folg.

Dass im Fahr­zeug­brief die Mo­to­ren­leis­tung nicht in PS, son­dern den tech­ni­schen Nor­men ent­spre­chend in Ki­lo­watt aus­ge­druckt wird, ist all­ge­mein­kun­dig; zwi­schen den Par­tei­en ist un­strei­tig, dass im vor­lie­gen­den Fall die­se Leis­tung mit „220“ im Brief ein­ge­tra­gen ist. Hier­zu hat die Be­klag­te, wie sie in ih­rer Re­vi­si­ons­er­wi­de­rung zu Recht her­vor­hebt, be­reits in ih­rer Be­ru­fungs­be­grün­dung vor­ge­tra­gen, je­der Sport­wa­gen­fah­rer, auch der Klä­ger, wis­se, dass die Ki­lo­watt-Leis­tung mit dem Fak­tor 1,36 in PS um­zu­rech­nen sei; dem hat der Klä­ger nicht wi­der­spro­chen. Die Um­rech­nung mit dem – zu­tref­fen­den – Mul­ti­pli­ka­tor 1,36 er­gibt 299,2, mit­hin rund 300 PS, wie im Be­stell­for­mu­lar an­ge­ge­ben.

ee) So­weit das Be­ru­fungs­ge­richt bei der Er­ör­te­rung der für die Aus­le­gung der ver­trag­li­chen Ver­ein­ba­run­gen maß­ge­ben­den Be­gleit­um­stän­de auch auf die Be­son­der­hei­ten der Zu­las­sung „der­ar­ti­ger aus­ge­fal­le­ner Wa­gen“ (be­son­de­re Be­triebs­er­laub­nis gem. § 21 StV­ZO nach Be­gut­ach­tung durch ei­nen an­er­kann­ten Sach­ver­stän­di­gen) und die Kennt­nis des Klä­gers von der Not­wen­dig­keit ei­ner be­son­de­ren Be­triebs­er­laub­nis ab­ge­stellt und hier­aus zu­sätz­li­che Schluss­fol­ge­run­gen für die Be­ur­tei­lung des Emp­fän­ger­ho­ri­zonts hin­sicht­lich der An­ga­be der PS-Zahl ge­zo­gen hat, kommt es dar­auf für die Ent­schei­dung nicht mehr an; denn nach dem Wort­laut der Er­klä­rung „PS lt. Fz.-Brief: 300“ schei­det die An­nah­me ei­ner Zu­si­che­rung, wie aus­ge­führt, auch aus der Sicht ei­nes durch­schnitt­li­chen Käu­fers grund­sätz­lich aus. Im Zwei­fel ist da­her von ei­ner blo­ßen Be­schaf­fen­heits­an­ga­be i. S. des § 459 I BGB aus­zu­ge­hen. Sa­che des Käu­fers ist es, be­son­de­re zu­sätz­li­che Um­stän­de dar­zu­tun und ge­ge­be­nen­falls zu be­wei­sen, die trotz des ein­schrän­ken­den Wort­lauts der An­ga­be ei­ne Zu­si­che­rung be­grün­den kön­nen. Sol­che Um­stän­de hat der Klä­ger nicht vor­ge­tra­gen; über­gan­ge­nen Sach­vor­trag zeigt die Re­vi­si­on in­so­weit nicht auf.

Nach al­le­dem hat das Be­ru­fungs­ge­richt die Zu­si­che­rung ei­ner be­stimm­ten Mo­tor­leis­tung im Hin­blick auf die ein­ge­schränk­te An­ga­be „PS laut Fahr­zeug­brief“ rechts­feh­ler­frei ver­neint. Ein An­spruch auf Wan­de­lung (§ 462 BGB) oder Scha­dens­er­satz we­gen Nicht­er­fül­lung (§ 463 Satz 1 BGB) steht dem Klä­ger da­her nicht zu.

Hin­weis: Zum Zu­satz „lt. Vor­be­sit­zer“ sie­he BGH, Urt. v. 12.03.2008 – VI­II ZR 253/05.

PDF er­stel­len