1. Ant­wor­tet der pri­va­te Ver­käu­fer ei­nes Ge­braucht­wa­gens auf die in­ten­si­ve Fra­ge des Käu­fers nach dem Öl­ver­brauch des Fahr­zeugs, die­ser sei „völ­lig nor­mal“, so liegt dar­in nicht le­dig­lich ei­ne be­schrei­ben­de An­prei­sung des Fahr­zeugs. Viel­mehr liegt mit Blick auf die sei­tens des Käu­fers zum Aus­druck ge­brach­ten Be­deu­tung des Öl­ver­brauchs für den Kauf­ent­schluss und die Be­kräf­ti­gung des Ver­käu­fers, der Öl­ver­brauch sei „völ­lig nor­mal“, ei­ne still­schwei­gen­de Ei­gen­schafts­zu­si­che­rung i. S. von § 459 II BGB vor.
  2. Ein Öl­ver­brauch von deut­lich mehr als 1,5 l/1.000 km kann bei ei­nem VW Golf GTI nicht mehr als „nor­mal“ be­zeich­net wer­den. In­so­weit kommt es nicht dar­auf an, ob un­ter „nor­mal“ der üb­li­che Ver­brauch von we­ni­ger als 1 l/1.000 km zu ver­ste­hen ist oder ob auf die Her­stel­ler­an­ga­be des ma­xi­ma­len Öl­ver­brauchs von 1,5 l/1.000 km ab­zu­stel­len ist.

OLG Ko­blenz, Ur­teil vom 12.01.1989 – 5 U 965/88

Sach­ver­halt: Der Klä­ger er­warb von dem Be­klag­ten ei­nen ge­brauch­ten, im März 1981 erst­zu­ge­las­se­nen Pkw VW Golf GTI zum Preis von 9.550 DM. Der schrift­li­che Kauf­ver­trag vom 11.10.1986 wur­de von dem Be­klag­ten un­ter­zeich­net, be­nennt aber als Ver­käu­fer des Fahr­zeugs S, den Sohn des Be­klag­ten und frü­he­ren Be­klag­ten zu 2. Der Ver­trag ent­hält kei­ne Ge­währ­leis­tungs­be­schrän­kung und kei­nen Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss.

Bei Ab­schluss des Kauf­ver­trags zeig­te der Ki­lo­me­ter­zäh­ler des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs ei­ne Lauf­leis­tung von 60.000 km an.

In den Fahr­zeug­brief, der zu dem VW Golf GTI ge­hört, wur­de S am 24.09.1985 als vier­ter Fahr­zeug­hal­ter ein­ge­tra­gen; ei­nen Tag spä­ter wur­de das Fahr­zeug auf den Be­klag­ten um­ge­schrie­ben.

An den Ver­trags­ver­hand­lun­gen mit dem Klä­ger nah­men so­wohl der Be­klag­te als auch S teil. Auf Nach­fra­ge des Klä­gers er­klär­te der Be­klag­te, der Öl­ver­brauch des Pkw sei völ­lig nor­mal. Au­ßer­dem wies er dar­auf hin, dass das Fahr­zeug wäh­rend sei­ner – des Be­klag­ten – Be­sitz­zeit re­gel­mä­ßig ge­war­tet wor­den sei.

Vor Ab­schluss des Kauf­ver­trags führ­te der Klä­ger ei­ne Pro­be­fahrt durch, an der S teil­nahm.

Der Klä­ger hat ur­sprüng­lich nur den Be­klag­ten auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses, Zug um Zug ge­gen Rück­ge­währ des Fahr­zeugs, so­wie auf Er­satz von Stand­kos­ten für die Zeit vom 20.10.1986 bis zum 30.04.1988 in Hö­he von 1.956,50 DM in An­spruch ge­nom­men. In ers­ter In­stanz hat er die Kla­ge auf den Sohn des Be­klag­ten mit der Be­grün­dung er­wei­tert, S haf­te aus Ver­schul­den bei Ver­trags­schluss, da er an den Ver­trags­ver­hand­lun­gen maß­geb­lich be­tei­ligt ge­we­sen sei und sich als Ei­gen­tü­mer des Fahr­zeugs ge­riert ha­be.

Der Klä­ger hat vor­ge­tra­gen, S ha­be sei­ne – des Klä­gers – Fra­ge, ob der an­ge­zeig­te Ki­lo­me­ter­stand (60.000) der tat­säch­li­chen Lauf­leis­tung des Pkw ent­spre­che, aus­drück­lich be­jaht. Der Be­klag­te ha­be bei den Ver­trags­ver­hand­lun­gen ver­si­chert, dass er zwi­schen den re­gel­mä­ßig durch­ge­führ­ten Öl­wech­seln kein Öl ha­be nach­fül­len müs­sen.

Am 18.10.1986 ha­be er, der Klä­ger, erst­mals ei­ne län­ge­re Fahrt mit dem VW Golf GTI un­ter­nom­men und vor de­ren An­tritt den Öl­stand über­prüft. Nach knapp 200 km, kurz vor O., ha­be er beim An­hal­ten an ei­ner Im­biss­stu­be be­merkt, dass die Öl­an­zei­ge auf­leuch­te. Ei­ne Über­prü­fung des Öl­stands ha­be er­ge­ben, dass zwei Li­ter Öl ge­fehlt hät­ten, die er, der Klä­ger, ha­be nach­fül­len müs­sen. Als er sich tags dar­auf auf der Rück­fahrt von O. be­fun­den ha­be, sei der Öl­stand be­reits nach 100 km er­neut zu ge­ring ge­we­sen. Dar­auf­hin sei sei­tens der Fir­ma F am 20.10.1986 der Mo­tor über­prüft wor­den. Da­bei ha­be sich her­aus­ge­stellt, dass der vier­te Zy­lin­der kei­ne Kom­pres­si­on mehr ha­be. Sämt­li­che Ven­til­schaft­dich­tun­gen sei­en zu­dem un­nor­mal hart ge­we­sen. Auf­grund von Be­schä­di­gun­gen an den Ven­ti­len sei an­zu­neh­men, dass am Zy­lin­der­kopf un­sach­ge­mä­ße Ar­bei­ten vor­ge­nom­men wor­den sei­en. Die­se Schä­den, die zu ei­nem über­höh­ten Öl­ver­brauch ge­führt hät­ten, sei­en be­reits bei Ab­schluss des hier in­ter­es­sie­ren­den Kauf­ver­trags vor­han­den. Hät­te der Be­klag­te ihm, dem Klä­ger nicht zu­ge­si­chert, dass der Öl­ver­brauch nor­mal sei und der Pkw re­gel­mä­ßig ge­war­tet wor­den sei, dann hät­te er das Fahr­zeug nicht ge­kauft.

Der Be­klag­te hat be­haup­tet, dass der VW Golf GTI wäh­rend sei­ner Be­sitz­zeit re­gel­mä­ßig ge­war­tet wor­den sei. Im Ver­kaufs­ge­spräch mit dem Klä­ger sei das Wort „In­spek­ti­on“ nicht ge­fal­len. Dem Klä­ger sei auch nicht er­klärt wor­den, dass zwi­schen den tur­nus­mä­ßi­gen Öl­wech­seln kein Öl ha­be nach­ge­füllt wer­den müs­sen. Der Öl­ver­brauch ha­be et­wa 1 l/1.000 km be­tra­gen, was er, der Be­klag­te, als nor­mal an­ge­se­hen ha­be. Er ha­be den Pkw als Zweit­wa­gen ge­nutzt und da­mit rund 7.000 km zu­rück­ge­legt, und zwar aus­schließ­lich im Kurz­stre­cken­ver­kehr. Wäh­rend er das Fahr­zeug in Be­sitz ge­habt ha­be, sei­en kei­ner­lei Ar­bei­ten am Zy­lin­der­kopf vor­ge­nom­men wor­den; Mo­tor­schä­den sei­en bei der Über­ga­be des Pkw an den Klä­ger nicht er­kenn­bar ge­we­sen.

Das Land­ge­richt hat den Be­klag­ten durch Teil­ur­teil zur Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses ver­ur­teilt und die Kla­ge ge­gen den frü­he­ren Be­klag­ten zu 2 ab­ge­wie­sen. Es hat ei­ne Haf­tung des frü­he­ren Be­klag­ten zu 2 aus Ver­schul­den bei Ver­trags­schluss ver­neint und hin­sicht­lich des Be­klag­ten aus­ge­führt, nach dem Be­wei­s­er­geb­nis ha­be die­ser dem Klä­ger bei Ab­schluss des Kauf­ver­trags un­rich­tig zu­ge­si­chert, dass der Öl­ver­brauch des Fahr­zeugs völ­lig nor­mal sei.

Mit Schrift­satz vom 27.06.1988, in dem der Be­klag­te und der frü­he­re Be­klag­te zu 2 als Be­ru­fungs­klä­ger auf­ge­führt sind, ist ge­gen die­ses Ur­teil Be­ru­fung ein­ge­legt wor­den. In der Be­ru­fungs­be­grün­dungs­schrift hat der Pro­zess­be­voll­mäch­tig­te des Be­klag­ten für „die Be­klag­ten“ An­trä­ge an­ge­kün­digt, die da­mit be­grün­det wor­den sind, dass das Ur­teil des Land­ge­richts in­so­weit nicht der Sach- und Rechts­la­ge ge­recht wer­de, als es zum Nach­teil „des Be­klag­ten“ er­gan­gen sei.

Der Be­klag­te hat in der Be­ru­fungs­in­stanz sei­nen erst­in­stanz­li­chen Sach­vor­trag wie­der­holt. Er­gän­zend hat er gel­tend ge­macht, die Er­klä­rung, der Öl­ver­brauch sei nor­mal, sei ver­gleich­bar mit all­ge­mei­nen An­ga­ben wie das Fahr­zeug sei „in Ord­nung“. Ei­ne sol­che Er­klä­rung wer­de im Rechts­ver­kehr nicht als Zu­si­che­rung ei­ner Ei­gen­schaft son­dern le­dig­lich als Zu­stands­be­schrei­bung auf­ge­fasst. Ei­ne ver­trag­li­che Zu­si­che­rung lie­ge nur vor, wenn für den Be­stand ei­ner kon­kre­ten Ei­gen­schaft die Ge­währ über­nom­men wer­de. Das sei hier nicht der Fall ge­we­sen, da über die Hö­he des Öl­ver­brauchs kei­ne An­ga­ben ge­macht wor­den sei­en.

Au­ßer­dem hat der Be­klag­te be­haup­tet, beim Ab­schluss des Kauf­ver­trags mit dem Klä­ger sei münd­lich ver­ein­bart wor­den, dass der Pkw „wie be­sich­tigt“ ge­kauft wer­de, die Ge­währ­leis­tung al­so aus­ge­schlos­sen sei.

Der Sach­ver­stän­di­ge Dr. B – so hat der Be­klag­te gel­tend ge­macht – ha­be ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Land­ge­richts nicht mit aus­rei­chen­der Si­cher­heit fest­stel­len kön­nen, dass der Öl­ver­brauch des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs bei des­sen Über­ga­be an den Klä­ger über­höht ge­we­sen sei. Es sei zu­dem of­fen­ge­blie­ben, ob der vom Sach­ver­stän­di­gen be­sich­tig­te Zy­lin­der­kopf dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeug zu­zu­ord­nen sei.

Der Pro­zess­be­voll­mäch­tig­te des Be­klag­ten hat in der münd­li­chen Ver­hand­lung er­klärt, der Zeu­ge S sei nur irr­tüm­lich in der Be­ru­fungs­schrift auf­ge­führt wor­den. Er – der Pro­zess­be­voll­mäch­tig­te des Be­klag­ten – ver­tre­te nur den Be­klag­ten.

Die Be­ru­fung hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: I. Ge­gen das Ur­teil des LG Ko­blenz vom 24.05.1988 ist al­lein vom Be­klag­ten ge­mäß § 518 ZPO form­ge­recht Be­ru­fung ein­ge­legt wor­den.

Die Be­ru­fungs­schrift vom 27.06.1988 führt als Be­ru­fungs­klä­ger zwar so­wohl den Be­klag­ten als auch den frü­he­ren Be­klag­ten zu 2 an. Ob da­mit der Be­klag­te zu 2 ne­ben dem Be­klag­ten Be­ru­fungs­füh­rer ge­wor­den ist, ist ei­ne Fra­ge der Aus­le­gung. Denn auch Pro­zess­hand­lun­gen sind der Aus­le­gung zu­gäng­lich, wo­bei die für die Aus­le­gung von Wil­lens­er­klä­run­gen des bür­ger­li­chen Rechts ent­wi­ckel­ten Grund­sät­ze auf die Aus­le­gung von Pro­zess­hand­lun­gen der Par­tei­en ent­spre­chend an­wend­bar sind. Es ist da­her ana­log § 133 BGB nicht am buch­stäb­li­chen Sinn der Par­tei­er­klä­rung zu haf­ten, son­dern der in der Er­klä­rung ver­kör­per­te Wil­le an­hand der er­kenn­ba­ren Um­stän­de zu er­mit­teln (BGH, Urt. v. 17.10.1973 – IV ZR 68/73, VersR 1974, 194; Beschl. v. 09.07.1986 – IVb ZB 55/86, NJW-RR 1987, 376; Lei­pold, in: Stein/Jo­nas, ZPO, 20. Aufl., vor § 128 Rn. 192 f.; Tho­mas/Putzo, ZPO, 15. Aufl., Ein­lei­tung III Anm. 2 j).

Nach die­sen Aus­le­gungs­grund­sät­zen ist nicht an­zu­neh­men, dass im Schrift­satz vom 27.06.1988 für bei­de Be­klag­te der Vor­in­stan­zen ge­gen das Ur­teil des Land­ge­richts Be­ru­fung ein­ge­legt wer­den soll­te. Der Wort­laut der Par­tei­be­zeich­nun­gen in die­sem Schrift­satz („Be­klag­te und Be­ru­fungs­klä­ger“) spricht zwar da­für, eben­so wie die For­mu­lie­rung des An­trags in der Be­ru­fungs­be­grün­dungs­schrift, wo­nach nach „ih­ren“ Schluss­an­trä­gen zu er­ken­nen ist. Aus den Um­stän­den her­aus er­gibt sich je­doch, dass der Pro­zess­be­voll­mäch­tig­te des Be­klag­ten in­so­weit den frü­he­ren Be­klag­ten zu 2 irr­tüm­lich in der Be­ru­fungs­schrift an­ge­führt hat. Denn die Kla­ge ge­gen den Be­klag­ten zu 2 ist durch das Ur­teil des Land­ge­richts in vol­lem Um­fang ab­ge­wie­sen wor­den, wo­bei zu­gleich die Kos­ten­ent­schei­dung er­ging, dass die au­ßer­ge­richt­li­chen Kos­ten des Be­klag­ten zu 2 der Klä­ger zu tra­gen hat. Der Be­klag­te zu 2 ist mit­hin durch die­ses Ur­teil in kei­ner Wei­se be­schwert.

Da ei­ne Be­schwer des in der Be­ru­fungs­schrift als Rechts­mit­tel­füh­rer an­ge­führ­ten Be­klag­ten zu 2 of­fen­sicht­lich nicht ge­ge­ben ist, wird mit dem Schrift­satz vom 27.06.1988 er­kenn­bar nicht das Ziel ver­folgt, auch für den frü­he­ren Be­klag­ten zu 2 Be­ru­fung ein­zu­le­gen. Die vom Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten des Be­klag­ten in der münd­li­chen Ver­hand­lung in­so­weit vor­sorg­lich er­klär­te Rück­nah­me der Be­ru­fung ist da­mit ge­gen­stands­los.

Die vom Be­klag­ten ein­ge­leg­te Be­ru­fung ist recht­zei­tig be­grün­det wor­den; sie ist da­mit ins­ge­samt ver­fah­rens­ge­mäß nicht zu be­an­stan­den. Der Be­klag­te ist durch das an­ge­foch­te­ne Ur­teil ins­be­son­de­re auch be­schwert, da er vom Land­ge­richt zur Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses ver­ur­teilt wor­den ist.

II. Die Be­ru­fung ist nicht be­grün­det.

Der Be­klag­te ist un­ter dem Ge­sichts­punkt des Scha­dens­er­sat­zes we­gen Nicht­er­fül­lung (§ 463 Satz 1 BGB) zur Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses Zug um Zug ge­gen Rück­ge­währ des Fahr­zeugs ver­pflich­tet. Das Land­ge­richt hat im Er­geb­nis zu Recht an­ge­nom­men, dass der Be­klag­te mit der Er­klä­rung, der Öl­ver­brauch sei völ­lig nor­mal, ei­ne un­rich­ti­ge Ei­gen­schafts­zu­si­che­rung ab­ge­ge­ben hat (§ 459 II BGB).

1. Es ist in Recht­spre­chung und Schrift­tum an­er­kannt, dass ei­ne Ei­gen­schaft vom Ver­käu­fer auch still­schwei­gend oder durch schlüs­si­ges Ver­hal­ten zu­ge­si­chert wer­den kann. Die An­nah­me ei­ner der­ar­ti­gen Zu­si­che­rung setzt je­doch vor­aus, dass der Ver­käu­fer hin­rei­chend deut­lich sei­ne Be­reit­schaft zu er­ken­nen gibt, für das Vor­han­den­sein ei­ner be­stimm­ten Ei­gen­schaft die Ge­währ zu über­neh­men und, so­fern die­se Ei­gen­schaft fehlt, auch oh­ne Ver­schul­den für die Fol­gen ein­zu­ste­hen (BGH, Urt. v. 05.07.1972 – VI­II ZR 74/71, BGHZ 59, 158 = NJW 1972, 1706, 1707; Urt. v. 25.06.1975 – VI­II ZR 244/73, NJW 1975, 1693, 1694; Urt. v. 18.06.1980 – VI­II ZR 185/79, NJW 1980, 2127, 2128; Urt. v. 03.11.1982 – VI­II ZR 282/81, NJW 1983, 217).

Ob die An­ga­ben des Be­klag­ten über den Öl­ver­brauch – wie der Be­klag­te meint – le­dig­lich der Be­schrei­bung der Kauf­sa­che dien­ten (§ 459 I BGB) oder da­mit ei­ne Ei­gen­schaft zu­ge­si­chert wer­den soll­te (§ 459 II BGB), be­misst sich nach der für der­ar­ti­ge Rechts­ge­schäf­te ty­pi­scher­wei­se ge­ge­be­nen In­ter­es­sen­la­ge. Hier hat sich der Käu­fer auf die ent­spre­chen­den An­ga­ben des Ver­käu­fers, wie bei den Kauf­ver­trags­ver­hand­lun­gen deut­lich zum Aus­druck ge­bracht wor­den ist, ver­las­sen, und der Ver­käu­fer hat in Kennt­nis die­ses Um­stands sei­ne Er­klä­run­gen ab­ge­ge­ben. Der Sohn des Be­klag­ten, der für die­sen die Ver­kaufs­ver­hand­lun­gen ge­führt hat, hat auf die in­ten­si­ve Fra­ge des Klä­gers nach dem Öl­ver­brauch ge­ant­wor­tet, die­ser sei völ­lig nor­mal. Dar­in lag nicht mehr nur ei­ne be­schrei­ben­de An­prei­sung des Fahr­zeugs, son­dern an­ge­sichts der in der Form der Fra­ge­stel­lung zum Aus­druck kom­men­den Wich­tig­keit die­ser Fra­ge für den Kauf­ent­schluss mit der be­stär­ken­den Be­ant­wor­tung „völ­lig“ nor­mal ei­ne still­schwei­gen­de Zu­si­che­rung die­ser Ei­gen­schaft (vgl. BGH., Urt. v. 25.06.1975 – VI­II ZR 244/73, NJW 1975, 1693, 1695).

Die Er­klä­rung des Be­klag­ten, der Öl­ver­brauch sei völ­lig nor­mal, ent­hält da­nach die Zu­si­che­rung ei­ner Ei­gen­schaft der Kauf­sa­che, denn beim Kauf ei­nes ge­brauch­ten Fahr­zeugs ist der Öl­ver­brauch im Ge­schäfts­ver­kehr ein wich­ti­ges In­diz für den Zu­stand des Mo­tors. Hin­zu kommt, dass es sich bei dem hier ge­kauf­ten Fahr­zeug um ei­nen VW Golf GTI, bei dem auf schnel­le und sport­li­che Fahr­wei­se Wert ge­legt wird, ge­han­delt hat. Denn bei ei­nem sol­chen Fahr­zeug ist er­fah­rungs­ge­mäß nicht aus­zu­schlie­ßen, dass der Mo­tor selbst bei ei­ner ver­hält­nis­mä­ßig ge­rin­gen Ge­samt­fahr­leis­tung er­heb­li­che Ver­schleiß­schä­den auf­weist, was re­gel­mä­ßig für die vor­aus­sicht­li­che Le­bens­dau­er so­wie das Re­pa­ra­tur­ri­si­ko be­deut­sam ist. Wenn der Käu­fer un­ter die­sen Um­stän­den aus­drück­lich bei den Kauf­ver­hand­lun­gen nach dem Öl­ver­brauch fragt, so will er sich da­mit, was auch ein Ver­käu­fer ei­nes GTI oh­ne Fach­kennt­nis­se weiß, nicht nur über den Öl­ver­brauch und die da­mit ver­bun­den War­tungs­kos­ten ori­en­tie­ren. Es geht dem Käu­fer viel­mehr da­mit auch dar­um, et­was über den Zu­stand des Mo­tors zu er­fah­ren.

Die Er­klä­rung des Be­klag­ten, der Öl­ver­brauch sei völ­lig nor­mal, durf­te da­her vom Klä­ger nach Treu und Glau­ben so ver­stan­den wer­den, dass der Be­klag­te für die­se An­ga­ben sich stark ma­che, al­so ge­mäß § 459 II BGB ei­ne Zu­si­che­rung im Rechts­sin­ne ab­ge­be.

Ob dem Be­klag­ten der ho­he Öl­ver­brauch be­kannt war, kann letzt­lich of­fen­blei­ben, auch wenn nach dem Be­wei­s­er­geb­nis er­heb­li­che Zwei­fel be­ste­hen, ob das Fahr­zeug vom Be­klag­ten und des­sen Sohn le­dig­lich im Kurz­stre­cken­ver­kehr ein­ge­setzt wor­den ist. Denn die Haf­tung we­gen ei­ner zu­ge­si­cher­ten Ei­gen­schaft (§ 463 Satz 1 BGB) setzt kein Ver­schul­den vor­aus und be­steht dem­ge­mäß un­ab­hän­gig da­von, ob dem Ver­käu­fer das Feh­len der zu­ge­si­cher­ten Ei­gen­schaft be­kannt war.

2. Die Zu­si­che­rung des Be­klag­ten über den Öl­ver­brauch war nach dem Er­geb­nis der Be­weis­auf­nah­me un­rich­tig.

Der Sach­ver­stän­di­ge Dr. B hat bei der Be­sich­ti­gung des Pkw VW Golf GTI am 20.07.1987, bei der er die dem schrift­li­chen Gut­ach­ten vom 22.07.1987 zu­grun­de lie­gen­den Fest­stel­lun­gen ge­trof­fen hat, die­je­ni­gen Mo­tor­tei­le (Zy­lin­der­kopf, Ven­ti­le, Kol­ben) un­ter­sucht, die zum Fahr­zeug des Klä­gers ge­hö­ren. Auf­grund der Aus­sa­ge des Zeu­gen B, der in sei­ner Au­to­werk­statt den Mo­tor teil­wei­se zer­legt hat­te, be­ste­hen näm­lich kei­ne ernst­haf­ten Zwei­fel, dass der vom Sach­ver­stän­di­gen un­ter­such­te und be­gut­ach­te­te Mo­tor von dem Fahr­zeug stammt, das der Be­klag­te im Ok­to­ber 1986 an den Klä­ger ver­kauft hat­te.

Bei der An­hö­rung vor dem Se­nat hat der Sach­ver­stän­di­ge in Über­ein­stim­mung mit sei­nen Aus­füh­run­gen im schrift­li­chen Gut­ach­ten im Ein­zel­nen die Grün­de ge­nannt, die vor­lie­gend zu ei­nem über­höh­ten Öl­ver­brauch ge­führt ha­ben. Ei­ne we­sent­li­che Ur­sa­che für den über dem Durch­schnitt lie­gen­den Öl­ver­brauch liegt da­nach dar­in, dass die Ven­til­schäf­te Ein­del­lun­gen auf­wei­sen. Die­se Be­schä­di­gun­gen, die auf den Fo­tos des Gut­ach­tens deut­lich zu se­hen sind, hat­ten zur Fol­ge, dass in der Ven­til­füh­rung Schleif­spu­ren auf­tra­ten, die Ein­tritt von Öl in den Ver­bren­nungs­raum des Mo­tors er­leich­ter­ten. Wie der Sach­ver­stän­di­ge wei­ter aus­führ­te, wa­ren zu­dem die Dich­tun­gen be­reits stark ver­här­tet, was zwar bei ent­spre­chen­der Fahr­wei­se des Fahr­zeugs auch schon bei ei­ner Ki­lo­me­ter­leis­tung von et­wa 60.000 km ein­tre­ten kann, in der Re­gel je­doch – wie der Sach­ver­stän­di­ge an­gab – erst bei 100.000 km auf­tritt. Die Ab­la­ge­run­gen von Öl­koh­le an den Kol­ben­bö­den be­stä­ti­gen den über­höh­ten Öl­ver­brauch. Die star­ken Ver­bren­nungs­res­te des Öls, die auf den Bil­dern 6 und 7 des Gut­ach­tens zu er­ken­nen sind, ha­ben nach den Fest­stel­lun­gen des Sach­ver­stän­di­gen zu ei­ner re­gel­rech­ten Schich­ten­bil­dung ge­führt.

Das Aus­maß der Öl­koh­le­ab­la­ge­run­gen ist, wie der Sach­ver­stän­di­ge nä­her er­läu­tert hat, ein si­che­res In­diz da­für, dass das Fahr­zeug be­reits über meh­re­re Tau­send Ki­lo­me­ter ei­nen Öl­ver­brauch von deut­lich mehr als 1,5 l pro 1.000 km hat­te. Da der Klä­ger mit dem VW Golf GTI höchs­tens 1.592 km (ab­ge­le­se­ner Ta­chostand von 61.592 km ab­züg­lich Ta­chostand bei Über­ga­be) ge­fah­ren ist, steht mit­hin fest, dass der über­höh­te Öl­ver­brauch be­reits bei der Fahr­zeug­über­ga­be vor­han­den war.

Ein Öl­ver­brauch von deut­lich mehr als 1,5 l auf 1.000 km kann bei ei­nem Pkw VW Golf GTI nicht mehr als „nor­mal“ be­zeich­net wer­den. Da­bei kann da­hin­ge­stellt blei­ben, ob un­ter „nor­mal“ hier der ge­wöhn­li­che und üb­li­che Ver­brauch zu ver­ste­hen ist, der nach An­ga­ben des Sach­ver­stän­di­gen un­ter 1 l pro 1.000 km liegt, oder ob auf den nach Her­stel­ler­an­ga­ben ma­xi­ma­len Öl­ver­brauch von 1,5 l pro 1.000 km ab­zu­stel­len ist. Denn auch die­ser Wert, der nach den Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen in der Pra­xis als über­trie­ben an­ge­se­hen wird, ist – wie aus­ge­führt – noch deut­lich über­schrit­ten wor­den.

Die sach­kun­di­gen Fest­stel­lun­gen und Er­läu­te­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen Dr. B, de­nen der Se­nat in vol­lem Um­fang folgt, wer­den ge­stützt durch die Aus­sa­ge der Zeu­gin E. Die Zeu­gin E hat bei ih­rer Ver­neh­mung Ein­zel­hei­ten der Fahrt von K. nach O. nur un­voll­stän­dig und un­ge­nau wie­der­ge­ben kön­nen. Das be­ruht je­doch nach dem Ein­druck, den der Se­nat in der münd­li­chen Ver­hand­lung ge­won­nen hat, nicht auf man­geln­der Wahr­heits­lie­be der Zeu­gin, son­dern auf der Tat­sa­che, dass Wahr­neh­mungs- und Er­in­ne­rungs­ver­mö­gen der Zeu­gin nicht be­son­ders aus­ge­prägt sind, was sich zum Bei­spiel dar­an zeig­te, dass die Zeu­gin den Öl­ver­brauch von 2 l zu­nächst auf die Fahrt­stre­cke von 100 km be­zog und so­dann er­klär­te, sie wis­se nicht, ob es nach O. 50 oder 100 km sei­en; tat­säch­lich sind es cir­ca 200 km. Aus der Aus­sa­ge der Zeu­gin E lässt sich in­des mit aus­rei­chen­der Si­cher­heit die für die Be­weis­wür­di­gung we­sent­li­che Tat­sa­che ent­neh­men, dass auf der ver­hält­nis­mä­ßig kur­zen Fahrt­stre­cke nach O. (ca. 200 km) die Öl­kon­troll­lam­pe auf­leuch­te­te und Öl nach­ge­füllt wur­de, ob­wohl vor An­tritt der Fahrt der Öl­stand über­prüft wor­den war. Auch wenn die Zeu­gin E über die Hö­he des Öl­ver­brauchs kei­ne ei­ge­nen Be­ob­ach­tun­gen ge­macht hat, so hat sie doch über­zeu­gend be­rich­tet, ihr Mann ha­be nach dem Nach­fül­len des Öls kurz vor O. ge­äu­ßert, er ha­be zwei Li­ter (al­so bei knapp 200 km) nach­ge­füllt. Das zeigt, dass das Fahr­zeug kurz nach der Über­ga­be ei­nen un­ge­wöhn­lich ho­hen Öl­ver­brauch hat­te. Auch auf der Rück­fahrt muss­te er­neut Öl nach­ge­füllt wer­den.

Auch der Zeu­ge B hat be­rich­tet, dass das Fahr­zeug we­gen ho­hen Öl­ver­brauchs bei ihm zur Re­pa­ra­tur ge­ge­ben wur­de.

Der im Gut­ach­ten des Sach­ver­stän­di­gen Dr. B. be­schrie­be­ne Mo­tor­scha­den (Ein­del­lun­gen< und Un­dich­tig­kei­ten an den Ven­ti­len) war be­reits in dem für die Haf­tung des Be­klag­ten maß­geb­li­chen Zeit­punkt der Fahr­zeug­über­ga­be vor­han­den (§ 446 I BGB). Der Sach­ver­stän­di­ge hat bei der An­hö­rung vor dem Se­nat die Fra­ge ver­neint, ob die Schä­den durch ein Wei­ter­fah­ren nach Auf­leuch­ten der Öl­kon­troll­lam­pe ver­ur­sacht wor­den sind, und dies zu­tref­fend da­mit be­grün­det, dass der Mo­tor dann durch Öl­man­gel zer­stört wor­den wä­re, wäh­rend hier Ver­bren­nungs­res­te fest­ge­stellt wor­den sind.

Auch die Schä­den an den Ven­til­schäf­ten sind, wie sich aus den Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen er­gibt, nicht erst nach Fahr­zeug­über­ga­be ent­stan­den, et­wa bei der Zer­le­gung des Mo­tors. Denn die in den Ven­til­füh­run­gen vor­han­de­nen Schleif­spu­ren set­zen not­wen­dig vor­aus, dass der Mo­tor mit den be­schä­dig­ten Ven­til­schäf­ten noch be­wegt wor­den ist. Auch der Zeu­ge B hat die Schä­den an den Ven­ti­len fest­ge­stellt.

3. Der Be­klag­te hat die Haf­tung da­für, dass der Öl­ver­brauch das nor­ma­le Maß nicht über­schritt, nicht rechts­wirk­sam ab­be­dun­gen. Da­bei kann da­hin­ge­stellt blei­ben, un­ter wel­chen Vor­aus­set­zun­gen die Haf­tung für ei­ne zu­ge­si­cher­te Ei­gen­schaft durch In­di­vi­du­al­ver­ein­ba­rung der Ver­trags­par­tei­en aus­ge­schlos­sen wer­den kann (vgl. MünchKomm-BGB/Wes­ter­mann, 2. Aufl., § 476 Rn. 19). Denn der Be­klag­te hat den ihm ob­lie­gen­den Nach­weis, dass ein um­fas­sen­der Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss ver­ein­bart wor­den ist, nach dem Er­geb­nis der Be­weis­auf­nah­me nicht ge­führt.

Der schrift­li­che Kauf­ver­trag vom 11.10.1986 ent­hält we­der ei­ne Haf­tungs­be­schrän­kung noch ei­nen Haf­tungs­aus­schluss.

Auch ein münd­li­cher Aus­schluss ist nicht be­wie­sen. Der Zeu­ge M, der nach sei­nen An­ga­ben die ge­sam­te Zeit bei den Ver­kaufs­ver­hand­lun­gen zu­ge­gen war, hat be­kun­det, in sei­ner Ge­gen­wart sei nicht dar­über ge­spro­chen wor­den, dass für Män­gel nicht ge­haf­tet wer­de. Er hat auch – an­ders als der Zeu­ge S – nicht in Er­in­ne­rung ge­habt, dass ge­sagt wor­den wä­re „ge­kauft wie be­sich­tigt“. Ob da­mit hin­sicht­lich des Ge­währ­leis­tungs­aus­schlus­ses ins­ge­samt ein non li­quet vor­liegt, kann der Se­nat letzt­lich of­fen­las­sen. Denn selbst wenn man – aus­ge­hend von der Aus­sa­ge des Zeu­gen S – ei­ne Ver­ein­ba­rung „ge­kauft wie ge­se­hen“ an­neh­men wür­de, wä­re da­mit die Haf­tung des Be­klag­ten le­dig­lich für sicht­ba­re, nicht je­doch für die hier ge­ge­be­nen ver­steck­ten Män­gel ab­be­dun­gen. …

PDF er­stel­len