Ver­spricht ein Kfz-Händ­ler mit ei­ge­ner Werk­statt beim Ver­kauf ei­nes ge­brauch­ten Pkw mit der Ab­re­de „TÜV neu“, das Fahr­zeug wer­de noch ei­ner Haupt­un­ter­su­chung un­ter­zo­gen, liegt dar­in zu­gleich die Zu­si­che­rung nach § 459 II BGB a.F., der Pkw wer­de bei Über­ga­be dem für die Haupt­un­ter­su­chung er­for­der­li­chen Zu­stand ent­spre­chen.

BGH, Ur­teil vom 24.02.1988 – VI­II ZR 145/87

Sach­ver­halt: Der Klä­ger nimmt den Be­klag­ten auf Scha­dens­er­satz aus ei­nem Ge­braucht­wa­gen­kauf in An­spruch.

Der Be­klag­te, ein Re­nault-Ver­trags­händ­ler, hat­te es über­nom­men, für ei­ne Kun­din den Ver­kauf ei­nes ge­brauch­ten Pkw (Ran­ge Ro­ver V8) zu ver­mit­teln. Am 30.05.1983 un­ter­zeich­ne­ten der Klä­ger und der für den Be­klag­ten han­deln­de An­ge­stel­le A ei­ne schrift­li­che „Be­stel­lung“ für die­ses Fahr­zeug, in der die Vor­ei­gen­tü­me­rin Dr. V als Ver­käu­fer auf­ge­führt ist. Im vor­ge­druck­ten, von dem Be­klag­ten be­reit­ge­stell­ten For­mu­l­ar­text ist die Ru­brik „Fahr­zeug ge­braucht und un­ter Aus­schluss je­der Ge­währ­leis­tung“ an­ge­kreuzt. Dar­un­ter ist hand­schrift­lich ver­merkt: „TÜV neu 85“.

Das Fahr­zeug wur­de dem Klä­ger am 02.06.1983 über­ge­ben. Zu­vor hat­te der DE­KRA e. V. die Prüf­be­schei­ni­gung für ei­ne Haupt­un­ter­su­chung nach § 29 StV­ZO oh­ne Be­an­stan­dun­gen er­teilt. Ein­schließ­lich Zu­las­sungs­kos­ten (121,35 DM) muss­te der Klä­ger für den Pkw 6.121,35 DM zah­len.

Wäh­rend der Über­füh­rungs­fahrt zu sei­nem Wohn­ort be­merk­te der Klä­ger, dass die Len­kung und der Mo­tor des Wa­gens nicht ein­wand­frei wa­ren. Er führ­te das Fahr­zeug des­halb am 09.06.1983 dem TÜV vor, der meh­re­re Män­gel – un­ter an­de­rem an der Len­kung – fest­stell­te, auf­grund de­rer das Fahr­zeug be­reits bei Über­ga­be ver­kehrs­un­si­cher war. Die Kos­ten zur Be­sei­ti­gung der Män­gel be­zif­fer­te ein bei ei­nem an­de­ren Fahr­zeug­händ­ler ein­ge­hol­ter Kos­ten­vor­an­schlag auf 3.246,15 DM.

Mit Schrei­ben vom 10.06.1983 und Frist­set­zung zum 14.06.1983 ver­lang­te der Klä­ger von der Vor­ei­gen­tü­me­rin und dem Be­klag­ten das Ein­ver­ständ­nis zur Wan­de­lung des Kauf­ver­trags. Am 21.06.1983 reich­te er un­ter Streit­ver­kün­dung an den Be­klag­ten Kla­ge ge­gen die Vor­ei­gen­tü­me­rin auf Zah­lung von 6 378,43 DM nebst Zin­sen, Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des ge­kauf­ten Fahr­zeugs, ein. Die­sem Rechts­streit ist der jet­zi­ge Be­klag­te auf­sei­ten der Vor­ei­gen­tü­me­rin bei­ge­tre­ten. Die Kla­ge wur­de in zwei­ter In­stanz mit der Be­grün­dung ab­ge­wie­sen, dem Klä­ger ste­he der gel­tend ge­mach­te Scha­dens­er­satz­an­spruch aus § 463 BGB a.F. nicht zu, weil je­de Män­gel­ge­währ­leis­tung ver­trag­lich aus­ge­schlos­sen ge­we­sen sei. Für ei­ne mög­li­cher­wei­se in dem hand­schrift­li­chen Zu­satz „TÜV neu 85“ lie­gen­de Ei­gen­schafts­zu­si­che­rung haf­te die Vor­ei­gen­tü­me­rin nicht; in­so­weit ha­be ihr Streit­hel­fer – der jet­zi­ge Be­klag­te – die ihm er­teil­te Voll­macht über­schrit­ten.

Mit sei­ner jet­zi­gen Kla­ge hat der Klä­ger den Be­klag­ten als voll­macht­lo­sen Ver­tre­ter und fach­kun­di­gen Ver­mitt­ler auf Scha­dens­er­satz von 6.378,43 DM nebst Zin­sen, Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des ge­kauf­ten Pkw, in An­spruch ge­nom­men. Das Land­ge­richt hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen, das Ober­lan­des­ge­richt hat ihr statt­ge­ge­ben. Die Re­vi­si­on des Be­klag­ten hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: I. Das Be­ru­fungs­ge­richt führt aus, dem Klä­ger ste­he ge­gen den Be­klag­ten als voll­macht­lo­sen Ver­tre­ter ein Scha­dens­er­satz­an­spruch ge­mäß §§ 463, 179 I BGB a.F. zu.

Auf­grund der Streit­ver­kün­dung in dem mit der Vor­ei­gen­tü­me­rin ge­führ­ten Vor­pro­zess ste­he ent­spre­chend dem dort er­gan­ge­nen Ur­teil auch im Ver­hält­nis der jet­zi­gen Pro­zess­par­tei­en fest, dass der Be­klag­te die Ab­re­de „TÜV neu 85“ oh­ne Voll­macht in den Ver­trags­text ein­ge­fügt und die Vor­ei­gen­tü­me­rin sie nicht ge­neh­migt ha­be. Im Rah­men sei­ner Haf­tung auf Er­fül­lung aus § 179 I BGB ha­be der Be­klag­te wie ei­ne Ver­trags­par­tei für ei­ne voll­macht­los zu­ge­si­cher­te Ei­gen­schaft ein­zu­ste­hen, und zwar ein­schließ­lich et­wai­ger aus de­ren Feh­len her­zu­lei­ten­der Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che.

Die Er­klä­rung „TÜV neu 85“ stel­le ei­ne der­ar­ti­ge Ei­gen­schafts­zu­si­che­rung dar. Der Be­klag­te als Kfz-Händ­ler mit ei­ge­ner Werk­statt ha­be dar­in zu er­ken­nen ge­ge­ben, dass er für die Ver­kehrs­si­cher­heit des Fahr­zeugs selbst ein­ste­hen wol­le. In ei­nem sol­chen Fall ver­traue der Käu­fer ent­spre­chend sei­nem er­kenn­ba­ren In­ter­es­se dar­auf, dass nicht nur die Haupt­un­ter­su­chung nach § 29 StV­ZO durch­ge­führt wer­de, son­dern das Fahr­zeug auch dem da­für ge­for­der­ten Zu­stand ent­spre­che. Die Er­satz­pflicht des Be­klag­ten grün­de sich auf § 463 BGB a.F. und nicht auf werk­ver­trag­li­che Vor­schrif­ten, nach de­nen der Klä­ger dem Be­klag­ten mög­li­cher­wei­se Ge­le­gen­heit zur Nach­bes­se­rung hät­te ge­ben müs­sen. Denn die Par­tei­en hät­ten sich nicht dar­auf ge­ei­nigt, dass noch be­stimm­te Ar­bei­ten hät­ten aus­ge­führt wer­den sol­len, son­dern le­dig­lich dar­auf, dass bei Über­ga­be des Fahr­zeugs die zu­ge­si­cher­te Ei­gen­schaft vor­lie­gen müs­se. Der Hö­he nach er­fas­se der Scha­dens­er­satz­an­spruch au­ßer dem ge­zahl­ten Kauf­preis von 6.000 DM auch die un­strei­tig auf­ge­wen­de­ten Kos­ten für die Fahr­zeug­zu­las­sung von 121,35 DM und für die Un­ter­su­chung und Scha­den­ser­mitt­lung von 257,08 DM, fer­ner auch die mit der Kla­ge ge­for­der­ten Zin­sen.

Ge­gen die­se Aus­füh­run­gen wen­det sich die Re­vi­si­on im Er­geb­nis oh­ne Er­folg.

II. Der Be­klag­te haf­tet dem Klä­ger in der von die­sem gel­tend ge­mach­ten Hö­he auf Scha­dens­er­satz, weil er bei Ab­schluss des Ver­trags vom 30.05.1983 mit der Klau­sel „TÜV neu 85“ oh­ne Voll­macht ei­ne Ei­gen­schaft des Fahr­zeugs zu­ge­si­chert hat und der Zu­stand des Pkw bei Über­ga­be am 02.06.1983 die­ser Zu­si­che­rung nicht ent­sprach.

1. Die man­geln­de Voll­macht des Be­klag­ten steht auf­grund der Bin­dungs­wir­kung des im Vor­pro­zess ge­gen die Ver­käu­fe­rin er­gan­ge­nen rechts­kräf­ti­gen Ur­teils fest. Be­reits mit Kla­ge­er­he­bung hat­te der Klä­ger dem jet­zi­gen Be­klag­ten ge­mäß § 72 ZPO den Streit ver­kün­det. Den In­halt der rechts­kräf­ti­gen Ent­schei­dung muss sich da­her auch der Be­klag­te im Ver­hält­nis zum Klä­ger ent­ge­gen­hal­ten las­sen, oh­ne dass es dar­auf an­kommt, dass er nicht dem Streit­ver­kün­der, son­dern des­sen Geg­ner als Streit­hel­fer bei­ge­tre­ten war (§§ 74 II, III, 68 ZPO; vgl. da­zu BGHZ 85, 252 [255]).

Die Bin­dungs­wir­kung um­fasst nicht nur die im Ur­teils­te­nor ei­nes Vor­pro­zes­ses aus­ge­spro­che­ne Rechts­fol­ge oder ei­ne dar­in ge­trof­fe­ne Fest­stel­lung, son­dern auch die den Aus­spruch tra­gen­den tat­säch­li­chen und recht­li­chen Grund­la­gen in den Ent­schei­dungs­grün­den (BGHZ 85, 252 [255]) Die Kla­ge­ab­wei­sung im Vor­pro­zess war aus­schließ­lich dar­auf ge­stützt, dass dem Be­klag­ten die Voll­macht für die Ver­ein­ba­rung „TÜV neu 85“ ge­fehlt ha­be.

2. Da die Vor­ei­gen­tü­me­rin ei­ne Ge­neh­mi­gung ver­wei­gert hat, war die voll­macht­los ge­trof­fe­ne Ver­ein­ba­rung un­wirk­sam (§ 177 I BGB). Dar­aus konn­te für den Klä­ger ein Scha­dens­er­satz­an­spruch ge­gen den Be­klag­ten als voll­macht­lo­sen Ver­tre­ter ent­ste­hen (§ 179 I BGB i. V. mit §§ 459; II, 462 BGB a.F.). Da­bei kann es da­hin­ge­stellt blei­ben, ob die man­geln­de Gel­tung der ein­zel­nen Ver­ein­ba­rung die Un­wirk­sam­keit des ge­sam­ten Ver­tra­ges zur Fol­ge hat­te (§ 139 BGB). Denn § 179 BGB ist auch dann an­wend­bar, wenn ein Ver­trag in­fol­ge Voll­machts­über­schrei­tung nur teil­wei­se un­wirk­sam ist (MünchKomm-BGB/Thie­le, 2. Aufl., § 179 Rn. 15 und § 177 Rn. 10 m. w. Nachw.). Fest­stel­lun­gen dar­über, dass der Be­klag­te den Man­gel sei­ner Voll­macht nicht ge­kannt hat­te, hat das Be­ru­fungs­ge­richt nicht ge­trof­fen. Der Be­klag­te haf­tet da­her nicht nur auf Er­satz des Ver­trau­ens­scha­dens (§ 179 II BGB), son­dern des Er­fül­lungs­in­ter­es­ses (§ 179 I BGB).

3. Dem Klä­ger sind da­nach die Ver­mö­gens­nach­tei­le zu er­set­zen, die ihm dar­aus er­wach­sen sind, dass der Ver­trag nicht mit sei­nem vol­len In­halt ge­gen­über der Vor­ei­gen­tü­me­rin wirk­sam ge­wor­den ist und der Be­klag­te da­her von der Ver­käu­fe­rin we­der Er­fül­lung noch Scha­dens­er­satz we­gen Nicht­er­fül­lung ver­lan­gen kann. Da ihm der Pkw über­ge­ben und auf sei­nen Na­men zu­ge­las­sen wor­den ist, ist ihm ein Scha­den nur ent­stan­den, wenn die er­brach­te Leis­tung nicht dem Ver­trags­in­halt ent­sprach. Be­grün­de­te die Ab­re­de „TÜV neu 85“ – wie der Be­klag­te meint – nur die Ver­pflich­tung, die Haupt­un­ter­su­chung nach § 29 StV­ZO zu ver­an­las­sen und die Prüf­be­schei­ni­gung zu be­schaf­fen, so hät­te er – vor­be­halt­lich an­de­rer, vom Be­ru­fungs­ge­richt je­doch nicht fest­ge­stell­ter Ein­wen­dun­gen auf­grund ver­schwie­ge­ner Män­gel – die ihm zu­ge­sag­te Leis­tung er­hal­ten, weil nach den Fest­stel­lun­gen des Be­ru­fungs­ge­richts der Sach­ver­stän­di­ge der DE­KRA am 02.06.1983 die Prüf­be­schei­ni­gung oh­ne Be­an­stan­dun­gen aus­ge­stellt und die Prüf­pla­ket­te er­teilt hat­te. Ein auf die Voll­machts­über­schrei­tung zu­rück­zu­füh­ren­der Scha­den wä­re in die­sem Fal­le nicht ent­stan­den.

Lag da­ge­gen in der Ab­re­de „TÜV neu 85“ zu­gleich ei­ne Zu­si­che­rung (§ 459 II BGB a.F.), das Fahr­zeug wer­de bei Über­ga­be den in § 29 StV­ZO ge­stell­ten An­for­de­run­gen tat­säch­lich ent­spre­chen, so hat der Klä­ger am 02.06.1983 die ihm zu­ge­sag­te Leis­tung nicht er­hal­ten; bei An­wen­dung kauf­recht­li­cher Ge­währ­leis­tungs­be­stim­mun­gen hät­te ihm in­fol­ge­des­sen ge­gen­über ei­nem Ver­trags­part­ner ge­mäß § 463 BGB a.F. ein Scha­dens­er­satz­an­spruch zu­ge­stan­den.

4. a) Die als hand­schrift­li­cher Zu­satz in den Ver­trag ein­ge­setz­te Ab­re­de „TÜV neu 85“ be­deu­te­te un­strei­tig, der ver­kauf­te Pkw sol­le vor der Fahr­zeug­über­ga­be noch ei­ner Haupt­un­ter­su­chung nach § 29 StV­ZO un­ter­zo­gen wer­den. Die Par­tei­en wa­ren sich dar­über ei­nig, dass die Er­klä­rung nicht et­wa ei­ne be­reits durch­ge­führ­te Über­prü­fung be­traf. Ei­ne der­ar­ti­ge Ver­trags­klau­sel kann das Re­vi­si­ons­ge­richt ent­ge­gen der An­sicht des Klä­gers in sei­ner Re­vi­si­ons­er­wi­de­rung selbst aus­le­gen. Zwar han­delt es sich nicht um ei­ne vor­for­mu­lier­te All­ge­mei­ne Ge­schäfts­be­din­gung des Be­klag­ten oder des Ver­käu­fers. Die Ab­re­de stellt aber in die­ser oder ei­ner ähn­li­chen, sinn­ent­spre­chen­den For­mu­lie­rung ei­ne ty­pi­sche, im Ge­braucht­wa­gen­han­del nicht nur im Be­zirk des Be­ru­fungs­ge­richts häu­fig ver­wen­de­te Ver­ein­ba­rung dar, die im In­ter­es­se ei­ner ein­heit­li­chen Hand­ha­bung und da­mit der Rechts­si­cher­heit in­halt­lich voll vom Re­vi­si­ons­ge­richt zu prü­fen ist (BGHZ 87, 302 [306]).

b) Ei­ne aus­drück­li­che Zu­si­che­rung ent­hält die Klau­sel nicht. Bei in­ter­es­sen­ge­rech­ter Aus­le­gung ist ihr aber die still­schwei­gen­de Zu­si­che­rung zu ent­neh­men, dass sich das ver­kauf­te Fahr­zeug im Zeit­punkt der Über­ga­be in ei­nem für die Haupt­un­ter­su­chung nach § 29 StV­ZO ge­eig­ne­ten ver­kehrs­si­che­ren Zu­stand be­fin­de und die Haupt­un­ter­su­chung durch­ge­führt sei.

aa) In Recht­spre­chung und Li­te­ra­tur wird die hier ver­wen­de­te (oder ei­ne ähn­li­che, sinn­ent­spre­chen­de) Klau­sel un­ter­schied­lich aus­ge­legt. Der 27. Zi­vil­se­nat des OLG Hamm (NJW 1980, 2200 Nr. 13) hat ihr nur die Ver­pflich­tung ent­nom­men, für die Durch­füh­rung der Haupt­un­ter­su­chung zu sor­gen. Glei­cher An­sicht sind Rein­king/Eg­gert (Der Au­to­kauf, 2. Aufl., Rn. 869 ff.) und für die Klau­sel „TÜV ab­ge­nom­men“ So­er­gel/Hu­ber (BGB, 11. Aufl. § 459 Rn. 180). Der 2. Zi­vil­se­nat des OLG Hamm (NJW 1980, 2200 Nr. 14) hat dem­ge­gen­über die gleich­lau­ten­de Klau­sel als (al­ler­dings werk­ver­trag­li­che) Zu­si­che­rung der Ver­kehrs­si­cher­heit ge­deu­tet. Zum glei­chen Er­geb­nis ist das OLG Köln be­züg­lich der Klau­sel „durch Meis­ter­hand ge­prüft und TÜV ab­ge­nom­men“ ge­kom­men (NJW 1972, 162). Zu­stim­mend zu die­ser Ent­schei­dung wei­sen Rei­ni­cke/Tiedt­ke (Kauf­recht, 3. Aufl., S. 92 f.) dar­auf hin, dass der Käu­fer nur bei ei­ner sol­chen Aus­le­gung in sei­nen be­rech­tig­ten In­ter­es­sen ge­schützt wer­den kön­ne. Ei­ne Ent­schei­dung des BGH zur Aus­le­gung ver­gleich­ba­rer Klau­seln ist bis­her nicht er­gan­gen.

bb) Für die Aus­le­gung der Zu­sa­ge ist wie bei je­der Wil­lens­er­klä­rung in ers­ter Li­nie maß­ge­bend, wie sie der Klä­ger als Er­klä­rungs­emp­fän­ger ver­ste­hen durf­te (Se­nat, Urt. v. 03.11.1982 – VI­II ZR 282/81, NJW 1983, 217 = WM 1982, 1382 [un­ter I 2b] m. w. Nachw.). Da­bei sind im Ge­braucht­wa­gen­han­del mit Rück­sicht auf des­sen be­son­de­re Markt­ver­hält­nis­se an die An­nah­me ei­ner Zu­si­che­rung ge­ne­rell kei­ne ho­hen An­for­de­run­gen zu stel­len (Rei­ni­cke/Tiedt­ke, a. a. O., S. 92 m. w. Nachw.).

Der Käu­fer, der im Be­trieb ei­nes Kraft­fahr­zeug­händ­lers mit ei­ge­ner Werk­statt ei­nen Ge­braucht­wa­gen er­wirbt, will in al­ler Re­gel selbst­ver­ständ­lich ein ver­kehrs­si­che­res, den Vor­schrif­ten der Stra­ßen­ver­kehrs­zu­las­sungs­ord­nung ent­spre­chen­des Fahr­zeug er­hal­ten. Wird ihm zu­ge­sagt, bis zum Zeit­punkt der Über­ga­be wer­de die Haupt­un­ter­su­chung ge­mäß § 29 StV­ZO von­sei­ten des Ver­käu­fers durch­ge­führt, er­war­tet er nicht nur de­ren for­ma­le Er­le­di­gung, son­dern ein ih­ren Vor­schrif­ten tat­säch­lich ent­spre­chen­des Fahr­zeug. Die­se Er­war­tung rich­tet sich nicht an die amt­li­che Prüf­stel­le, die mit Aus­nah­me von Fäl­len des Amts­miss­brauchs dem Hal­ter ge­gen­über nicht un­mit­tel­bar für die Er­fül­lung ih­rer Prüf­pflich­ten haf­tet (BGH, Urt. v. 11.01.1973 – III ZR 32/71, NJW 1973, 458), son­dern an den Ver­käu­fer, wo­bei es nicht dar­auf an­kommt, ob die­ser selbst Kraft­fahr­zeug­händ­ler ist oder sich nur ei­nes sol­chen zur Ver­mitt­lung des Ver­kau­fes be­dient. Da grund­sätz­lich da­mit zu rech­nen ist, dass bei der amt­li­chen Prü­fung Män­gel, die die Ver­kehrs­si­cher­heit be­tref­fen, fest­ge­stellt wer­den, geht die Er­war­tung des Käu­fers in ei­nem sol­chen Fall da­hin, der für die Ver­an­las­sung der Haupt­un­ter­su­chung ver­ant­wort­li­che bis­he­ri­ge Hal­ter bzw. Ver­käu­fer, der nach § 31 II StV­ZO oh­ne­hin für die Ver­kehrs­si­cher­heit zu sor­gen hat­te, wer­de die Vor­aus­set­zun­gen für ei­ne er­folg­rei­che Ab­nah­me schaf­fen. Von die­ser sei­nen auch für den Ver­trags­part­ner er­kenn­ba­ren In­ter­es­sen ent­spre­chen­den Er­war­tung her ist die Er­klä­rung „TÜV neu 85“ als Zu­si­che­rung ei­nes bei Über­ga­be ver­kehrs­si­che­ren, vor­schrifts­mä­ßi­gen (§ 29 IIa StV­ZO) Fahr­zeugs zu ver­ste­hen, auch wenn die Män­gel­ge­währ­leis­tung im Üb­ri­gen aus­ge­schlos­sen ist.

Der Ein­wand der Re­vi­si­on, dies kön­ne nicht gel­ten, weil nicht der Fahr­zeug­händ­ler, son­dern die nicht fach­kun­di­ge Vor­ei­gen­tü­me­rin Ver­käu­fe­rin ge­we­sen sei, greift nicht durch. Die be­rech­tig­te Er­war­tung des Käu­fers hängt nicht da­von ab, wer for­mell sein Ver­trags­part­ner ist. Viel­mehr darf er da­von aus­ge­hen, dass ein Fach­mann mit Werk­statt in den Ver­kaufs­vor­gang ein­ge­schal­tet ist. Das recht­fer­tigt die Er­war­tung ord­nungs­ge­mä­ßer Prüf­vor­be­rei­tung auch ge­gen­über ei­nem Nicht­fach­mann als Ver­käu­fer. Ob das­sel­be zu gel­ten hät­te, wenn kein Fahr­zeug­händ­ler als Ver­mitt­ler auf­tritt, be­darf hier kei­ner Ent­schei­dung.

Auch der Hin­weis der Re­vi­si­on, nach § 29 IIa StV­ZO be­schei­ni­ge die Prüf­pla­ket­te nur, dass das Fahr­zeug als vor­schrifts­mä­ßig „be­fun­den“ wor­den sei, gibt zu ei­ner an­de­ren Aus­le­gung kei­nen An­lass. Wie be­reits aus­ge­führt, ist das for­ma­le Er­geb­nis der Haupt­un­ter­su­chung nur ein Ge­sichts­punkt für den Käu­fer. Von min­des­tens glei­cher Be­deu­tung ist für ihn der tat­säch­li­che Zu­stand des Kraft­fahr­zeugs.

Un­be­rech­tigt ist schließ­lich die Rü­ge der Re­vi­si­on, die hier vor­ge­nom­me­ne Aus­le­gung be­rück­sich­ti­ge nicht hin­rei­chend die sons­ti­gen im Kraft­fahr­zeug­han­del üb­li­chen Ver­ein­ba­run­gen und die In­ter­es­sen­la­ge der Ver­trags­part­ner. Al­ler­dings trifft es zu, dass an­ders for­mu­lier­te Klau­seln wie „ge­ne­ral­über­holt“ oder „werk­statt­ge­prüft“ (vgl. da­zu BGHZ 87, 302 ff.) die Be­reit­schaft des Ver­käu­fers oder Kraft­fahr­zeug­händ­lers zu ei­ge­ner Ver­ant­wort­lich­keit ein­deu­ti­ger er­ken­nen las­sen. Das schließt aber nicht aus, die hier ver­wen­de­te For­mu­lie­rung un­ter Be­rück­sich­ti­gung der ty­pi­schen Ver­hält­nis­se im Ge­braucht­wa­gen­han­del eben­falls als Zu­si­che­rung ei­nes „vor­schrifts­mä­ßi­gen“ Fahr­zeug­zu­stands zu ver­ste­hen. Be­rech­tig­te In­ter­es­sen des Ver­käu­fers ste­hen dem nicht ent­ge­gen. Auch er muss da­mit rech­nen, daß et­wai­ge Män­gel in der Haupt­un­ter­su­chung er­kannt und be­an­stan­det wer­den. Da er in die­sem Fall für die Be­sei­ti­gung der Män­gel ver­ant­wort­lich wä­re, wird er nicht über­mä­ßig be­las­tet, wenn die Zu­sa­ge „TÜV neu“ zu­gleich als Haf­tungs­über­nah­me für den ord­nungs­ge­mä­ßen Zu­stand ver­stan­den wird. Ent­ge­gen der An­sicht der Re­vi­si­on wird es ei­nem Ver­käu­fer auch nicht un­mög­lich ge­macht, ei­nen Ge­braucht­wa­gen oh­ne ei­ge­ne Haf­tungs­über­nah­me mit dem Hin­weis zu ver­kau­fen, der Wa­gen sei zu ei­nem be­stimm­ten Zeit­punkt vom TÜV ab­ge­nom­men wor­den. Die­ser ge­bräuch­li­che Hin­weis auf ei­ne in der Ver­gan­gen­heit lie­gen­de Haupt­un­ter­su­chung hat er­kenn­bar für den Käu­fer nur den Sinn, den Zeit­punkt fest­zu­le­gen, bis zu dem er zur er­neu­ten Über­prü­fung nicht ge­zwun­gen ist. Die­se Sach­la­ge un­ter­schei­det sich grund­sätz­lich von dem hier vor­lie­gen­den Fall, dass nach aus­drück­li­cher Ver­ein­ba­rung die Ord­nungs­mä­ßig­keit des Fahr­zeugs erst nach­ge­wie­sen wer­den soll.

c) Mit der Zu­sa­ge, ein ver­kehrs­si­che­res Fahr­zeug zu über­ge­ben, ent­hielt der Kauf­ver­trag die Zu­si­che­rung ei­ner Ei­gen­schaft nach § 459 II BGB a.F. Ei­ne sol­che Zu­si­che­rung kann auch dar­in lie­gen, dass ei­ne zur Zeit des Ver­trags­ab­schlus­ses noch nicht vor­lie­gen­de, im Zeit­punkt der Über­ga­be der Kauf­sa­che aber vor­han­de­ne Ei­gen­schaft zu­ge­si­chert wird (BGH, Urt. v. 21.05.1976 – V ZR 183/74, WM 1976, 978 [un­ter I 2] m. w. Nachw.). Ent­ge­gen der An­sicht der Re­vi­si­on han­delt es sich da­bei nicht um ei­ne werk­ver­trag­li­che Zu­si­che­rung. Da­zu hät­te sich die Ver­ein­ba­rung auf die Her­stel­lung ei­nes „Wer­kes“ (§ 631 BGB) rich­ten müs­sen. Der Re­vi­si­on ist zwar zu­zu­ge­ben, dass es da­zu nicht der Ei­ni­gung auf die Aus­füh­rung be­stimm­ter Ar­beits­vor­gän­ge be­durft hät­te. Die Ver­trags­part­ner hät­ten aber von der Vor­stel­lung aus­ge­hen müs­sen, dass ein be­stimm­ter Zu­stand des Wa­gens noch durch ei­ne Tä­tig­keit des Be­klag­ten bzw. der Ver­käu­fe­rin ver­än­dert wer­den müs­se. Dar­an fehl­te es. Man­gels je­der Er­ör­te­rung zwi­schen dem Klä­ger und dem Be­klag­ten über et­wai­ge Feh­ler oder Män­gel zur Zeit des Ver­trags­ab­schlus­ses war In­halt der Ab­re­de „TÜV neu 85“ nur die Ver­ein­ba­rung ei­nes bei Über­ga­be vor­han­de­nen Zu­stands. Ei­ne der­ar­ti­ge Ab­re­de ist aus­schließ­lich nach § 459 BGB a.F. und nicht nach Werk­ver­trags­recht zu be­ur­tei­len. Mit dem im Se­nats­ur­teil vom 06.10.1971 (VI­II ZR 14/70, NJW 1972, 46 = WM 1971, 1437) ent­schie­de­nen Fall ist der vor­lie­gen­de nicht zu ver­glei­chen, weil dort Ei­nig­keit der Ver­trags­par­tei­en dar­über be­stand, daß be­stimmt be­zeich­ne­te Män­gel be­sei­tigt wer­den soll­ten (vgl. hier­zu auch Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 892).

5. Da die zu­ge­si­cher­te Ei­gen­schaft im Zeit­punkt der Über­ga­be des Fahr­zeugs an den Klä­ger fehl­te, war der Ver­trag nicht ord­nungs­ge­mäß er­füllt und der Be­klag­te so­mit nach § 179 I BGB i. V. mit § 463 BGB a.F. zum Scha­dens­er­satz ver­pflich­tet. Des­sen Hö­he hat das Be­ru­fungs­ge­richt oh­ne Ein­wen­dun­gen der Re­vi­si­on auf 6.378,43 DM nebst 4 % Zin­sen seit dem 14.06.1983 er­rech­net.

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