Gibt der Käu­fer ei­nes Kraft­fahr­zeugs für ei­nen Teil des Kauf­prei­ses sei­nen Ge­braucht­wa­gen an Er­fül­lungs statt in Zah­lung, so kann er im Fal­le der Wan­de­lung des Kauf­ver­trags – au­ßer dem in bar ge­leis­te­ten Kauf­preis­teil – nicht den für sei­nen Alt­wa­gen auf den Kauf­preis an­ge­rech­ne­ten Geld­be­trag, son­dern nur den in Zah­lung ge­ge­be­nen Alt­wa­gen selbst zu­rück­ver­lan­gen.

BGH, Ur­teil vom 30.11.1983 – VI­II ZR 190/82

Sach­ver­halt: Der Klä­ger kauf­te am 31.10.1977 von dem Be­klag­ten, der zu die­sem Zeit­punkt mit Kraft­fahr­zeu­gen han­del­te, ei­nen ge­brauch­ten Pkw Mer­ce­des-Benz zum Preis von 6.000 DM. Auf dem vom Klä­ger un­ter­zeich­ne­ten, mit „Kauf­an­trag“ über­schrie­be­nen For­mu­lar ist un­ter „Zah­lungs­be­din­gun­gen“ ver­merkt: „An­zah­lung 4.750,– be­zahlt am 31.10.77“. Für die­sen Be­trag gab der Klä­ger dem Be­klag­ten sei­nen ge­brauch­ten Pkw BMW in Zah­lung. Der Be­klag­te hat sei­ne frü­he­re Be­haup­tung, über die­ses Fahr­zeug sei ein Kom­mis­si­ons­ver­trag ge­schlos­sen wor­den, nicht auf­recht­er­hal­ten. Den Kauf­preis­rest in Hö­he von 1.250 DM be­zahl­te der Klä­ger bei Über­nah­me des ge­kauf­ten Wa­gens am 02.11.1977 in bar.

We­gen an­geb­li­cher Män­gel brach­te der Klä­ger nach meh­re­ren Mo­na­ten den Mer­ce­des dem Be­klag­ten zu­rück; den Kraft­fahr­zeug­brief be­hielt er. Der Be­klag­te gab den Mer­ce­des an ei­nen an­de­ren Kfz-Händ­ler wei­ter. Ob der Be­klag­te auch den in Zah­lung ge­ge­be­nen BMW wei­ter­ver­äu­ßert oder ob er ihn we­gen ei­nes Mo­tor­scha­dens zwar still­ge­legt, aber noch in Be­sitz hat, ist zwi­schen den Par­tei­en strei­tig.

Die Par­tei­en strei­ten jetzt nur noch dar­um, ob der Klä­ger in Voll­zug der Wan­de­lung des Kauf­ver­trags über die von ihm ge­leis­te­te Bar­zah­lung von 1.250 DM hin­aus wei­te­re 4.750 DM zu­rück­ver­lan­gen kann oder, wie der Be­klag­te meint, le­dig­lich An­spruch auf Rück­ga­be des BMW hat.

Das Land­ge­richt hat den Be­klag­ten zur Zah­lung von 1.250 DM Zug um Zug ge­gen Her­aus­ga­be des Kraft­fahr­zeug­briefs ver­ur­teilt und die Kla­ge im Üb­ri­gen ab­ge­wie­sen. Auf die Be­ru­fung des Klä­gers hat das Ober­lan­des­ge­richt den Be­klag­ten ver­ur­teilt, 6.000 DM ge­gen Her­aus­ga­be des Kfz-Briefs zu zah­len.

Mit sei­ner Re­vi­si­on er­strebt der Be­klag­te die Wie­der­her­stel­lung des land­ge­richt­li­chen Ur­teils. Das Rechts­mit­tel hat­te Er­folg.

Aus den Grün­den: I. Das Be­ru­fungs­ge­richt sieht in dem Ver­trag vom 31.10.1977 ei­nen Kauf­ver­trag mit fest ver­ein­bar­tem Kauf­preis. Dem Käu­fer sei je­doch hin­sicht­lich ei­nes Teils des Kauf­prei­ses ei­ne Er­set­zungs­be­fug­nis ein­ge­räumt wor­den, von der er durch Hin­ga­be des Pkw BMW Ge­brauch ge­macht ha­be. Da­durch sei ei­ne Leis­tung an Er­fül­lungs statt er­bracht wor­den, in der ein recht­lich selbst­stän­di­ger Ver­trag zu se­hen sei. Die Wan­de­lung des Kauf­ver­trags las­se die­se Ne­ben­ab­re­de un­be­rührt. Zu ei­ner Rück­gän­gig­ma­chung der Ne­ben­ab­re­de be­ste­he auch des­halb kein An­lass, weil der An­spruch auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses wert­mä­ßig dem an Er­fül­lungs statt Ge­leis­te­ten ent­spre­che. Die Rich­tig­keit die­ser Auf­fas­sung wer­de durch die Recht­spre­chung des er­ken­nen­den Se­nats (Urt. v. 28.05.1980 – VI­II ZR 147/79 = WM 1980, 1010 = NJW 1980, 2190 = LM BGB § 467 Nr. 6) zur Rück­ab­wick­lung ei­nes mit ei­nem Kom­mis­si­ons­ge­schäft ver­bun­de­nen Kfz-Kauf­ver­trags be­stä­tigt.

II. Die­se Aus­füh­run­gen des Be­ru­fungs­ge­richts hal­ten trotz ih­res zu­tref­fen­den Aus­gangs­punkts der recht­li­chen Über­prü­fung nicht stand.

1. Nimmt bei der Ver­äu­ße­rung ei­nes neu­en Kraft­wa­gens der Kraft­fahr­zeug­händ­ler auf­grund ei­ner von vorn­her­ein fes­ten Ver­ein­ba­rung ei­nen Ge­braucht­wa­gen des Er­wer­bers für ei­nen Teil des Prei­ses in Zah­lung, so liegt nach der Recht­spre­chung des er­ken­nen­den Se­nats (BGHZ 46, 338 = LM BGB § 433 Nr. 26 m. Anm. Brax­mai­er) im Re­gel­fall ein ein­heit­li­cher Kauf­ver­trag vor, bei dem der Käu­fer das Recht hat (Er­set­zungs­be­fug­nis), den ver­trag­lich fest­ge­leg­ten Teil des Kauf­prei­ses durch Hin­ga­be des Ge­braucht­wa­gens zu til­gen (vgl. auch schon BGH, Urt. v. 20.05.1960 – I ZR 93/59 = NJW 1960, 1853 [1854] = LM UWG § 1 Nr. 95); macht der Schuld­ner von der Er­set­zungs­be­fug­nis Ge­brauch, so führt dies zu ei­ner Leis­tung an Er­fül­lungs statt i. S. des § 364 I BGB (BGHZ 46, 338 [342]). An die­ser Auf­fas­sung hat der Se­nat bis­her fest­ge­hal­ten, die Rechts­la­ge al­ler­dings an­ders be­ur­teilt, wenn die Be­tei­lig­ten ne­ben­ein­an­der ei­nen Neu­wa­gen­kauf und ei­nen den Ge­braucht­wa­gen be­tref­fen­den Ver­mitt­lungs­auf­trag oder Kom­mis­si­ons­ver­trag ge­schlos­sen ha­ben (Se­nat, Urt. v. 05.04.1978 – VI­II ZR 83/77 = WM 1978, 756; Urt. v. 28.05.1980 – VI­II ZR 147/79 = WM 1980, 1010; Urt. v. 31.03.1982 – VI­II ZR 65/81 = WM 1982, 710 = ZIP 1982, 974; of­fen­ge­las­sen bei dem Ab­schluss ei­nes be­son­de­ren Kauf­ver­trags über den Alt­wa­gen mit Ver­rech­nungs­ab­re­de in BGHZ 83, 334).

a) Den in BGHZ 46, 338 auf­ge­stell­ten Grund­sät­zen sind die Recht­spre­chung der In­stanz­ge­rich­te und das Schrift­tum weit­hin ge­folgt. Der ver­schie­dent­lich ge­äu­ßer­te Wi­der­spruch (z. B. von La­renz, Schuld­recht I, 13. Aufl., § 11 IIIa [S. 150], § 18 IV [S. 228 f.] Fn. 27; ders., Schuld­recht II, 11. Aufl., § 63 II [S. 407]; May­er-Ma­ly, Fest­schr. f. La­renz, 1973, S. 681; Me­di­cus, Bür­ger­li­ches Recht, 11. Aufl., Rn. 756; ders., NJW 1976, 54 [55]; Hon­sell, Ju­ra 1983, 523 [524 f.]; Lee­nen, Ty­pus und Rechts­fin­dung, 1971, S. 158 ff.; Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 1979, S. 56 f.; Oeh­ler, JZ 1979, 787 [788]; Be­den­ken auch bei OLG Köln, DAR 1973, 326; OLG Hamm, NJW 1975, 1520 [1521]) gibt dem Se­nat kei­ne Ver­an­las­sung, sei­ne Recht­spre­chung auf­zu­ge­ben:

aa) Es trifft nicht zu, daß die­se Recht­spre­chung zu stark am Ver­käu­fer­in­ter­es­se aus­ge­rich­tet sei, weil sie den Käu­fer da­zu zwingt, den Kauf­preis in vol­ler Hö­he auf­zu­brin­gen, wenn er im Ein­zel­fall die ihm ein­ge­räum­te Er­set­zungs­be­fug­nis nicht wahr­neh­men kann, weil der Alt­wa­gen in der Zwi­schen­zeit ab­han­den ge­kom­men oder zer­stört wor­den ist, oder wenn der Ver­käu­fer we­gen ei­nes Man­gels des Alt­wa­gens gem. §§ 365, 459 ff. BGB a.F. die Wan­de­lung er­klärt (so aber ins­be­son­de­re La­renz, May­er-Ma­ly und Me­di­cus, je­weils a. a. O.). Un­bil­lig ist die­se Ri­si­ko­ver­tei­lung schon des­halb nicht, weil in den ge­nann­ten Fäl­len die Stö­rung der vor­ge­se­he­nen Ver­trags­ab­wick­lung aus der Sphä­re des Käu­fers kommt. Im Üb­ri­gen er­hält der Kun­de nach wie vor für den nun­mehr zu zah­len­den vol­len Kauf­preis auch die vol­le Ge­gen­leis­tung. Ist ihm ge­ra­de an ei­ner güns­ti­gen An­rech­nung sei­nes Alt­wa­gens ge­le­gen oder kann er den Kauf­preis oh­ne des­sen In­zah­lung­ga­be nicht auf­brin­gen, so ist es ihm un­be­nom­men, die Wirk­sam­keit des Kauf­ver­trags von der Durch­füh­rung der In­zah­lung­nah­me in der Form ei­ner Be­din­gung ab­hän­gig zu ma­chen, wenn nicht oh­ne­hin die Aus­le­gung der ver­trag­li­chen Ver­ein­ba­run­gen un­ter Be­rück­sich­ti­gung der wech­sel­sei­ti­gen In­ter­es­sen­la­ge er­gibt, dass die Ver­trags­par­tei­en ei­ne von dem Nor­mal­fall ab­wei­chen­de Re­ge­lung ge­wollt ha­ben (vgl. da­zu BGHZ 46, 34) oder dass die In­zah­lung­nah­me des Alt­wa­gens die Ge­schäfts­grund­la­ge für den Kauf des Neu­wa­gens bil­de­te (vgl. da­zu z. B. OLG Hamm, NJW 1975, 1520 [1521]; AK-BGB/Du­bi­sch­ar, §§ 364–365 Rn. 4; Laufs, NJW 1965, 1232 [1233]; Lee­nen, a. a. O., S. 161; kri­tisch dem­ge­gen­über Es­ser/Schmidt, Schuld­recht AT, Teil­band 1, 5. Aufl., § 18 I [S. 197] Fn. 6). Die Haf­tung des Käu­fers für Män­gel des in Zah­lung ge­ge­be­nen Ge­braucht­wa­gens schließ­lich kann nach der Recht­spre­chung des er­ken­nen­den Se­nats (BGHZ 83, 334) ge­ra­de für die ty­pi­schen Ver­schleiß­män­gel auch oh­ne aus­drück­li­che Ver­ein­ba­rung aus­ge­schlos­sen sein.

Die von der Ge­gen­mei­nung teil­wei­se vor­ge­schla­ge­ne Kon­struk­ti­on ei­nes ge­mischt­ty­pi­schen Ver­tra­ges aus Kauf und Tausch, mög­li­cher­wei­se er­gänzt um die Be­fug­nis des Käu­fers, statt Geld den Alt­wa­gen zu leis­ten, ver­mag dem­ge­gen­über die In­ter­es­sen­la­ge der Par­tei­en und die von ih­nen mit dem Ver­trags­schluss ver­folg­ten Ab­sich­ten nicht be­frie­di­gend zu be­rück­sich­ti­gen. Mag auch die Be­reit­schaft des Kraft­fahr­zeug­händ­lers, das Alt­fahr­zeug in Zah­lung zu neh­men, oft we­ni­ger auf ei­nem Ent­ge­gen­kom­men als auf ge­nau­er Kal­ku­la­ti­on und dem Ei­gen­in­ter­es­se am Zu­stan­de­kom­men des Neu­wa­gen­ver­kaufs be­ru­hen, so än­dert dies doch nichts dar­an, dass es bei­den Ver­trags­par­tei­en in ers­ter Li­nie um den Er­werb bzw. die Ver­äu­ße­rung des Neu­fahr­zeugs geht und die Ver­ein­ba­rung über die In­zah­lung­ga­be des al­ten Wa­gens nicht als gleich­wer­ti­ger Be­stand­teil die­ses Rechts­ge­schäfts ge­wollt ist, son­dern al­lein der teil­wei­sen Be­frie­di­gung der Kauf­preis­for­de­rung dient. Auch der Um­stand, dass der An­rech­nungs­be­trag oft hö­her als der Ver­kehrs­wert des Ge­braucht­wa­gens sein wird, spricht ge­gen die An­nah­me ei­nes Tauschs, bei dem die Ver­trags­par­tei­en in der Re­gel von der Gleich­wer­tig­keit der aus­zu­tau­schen­den Ge­gen­stän­de aus­ge­hen.

bb) Auch der Ein­wand, die An­wen­dung des § 364 I a.F. BGB schei­te­re dar­an, dass der Ver­käu­fer zur An­nah­me des Alt­wa­gens ver­pflich­tet ist, schlägt nicht durch: Zum ei­nen müss­te dies auch der­je­ni­gen Auf­fas­sung, die ei­nen ge­misch­ten Ver­trag aus Kauf und Tausch be­für­wor­tet, ent­ge­gen­ge­hal­ten wer­den, wenn nicht auf die Kon­struk­ti­on ei­ner „Ver­trags­er­gän­zung“ (Er­set­zungs­be­fug­nis des Käu­fers) ver­zich­tet und da­mit der Um­stand au­ßer Acht ge­las­sen wer­den soll, dass der Käu­fer in der Re­gel be­rech­tigt bleibt, den Geld­be­trag in vol­ler Hö­he – oh­ne In­zah­lung­ga­be sei­nes al­ten Wa­gens – zu er­brin­gen. Zum an­de­ren ist kein dog­ma­tisch zwin­gen­der Grund er­sicht­lich, der die An­wen­dung des § 364 I BGB a.F. ver­bie­ten könn­te. Es ist zwar rich­tig, dass Er­fül­lung (§ 362 I BGB) und nicht An­nah­me an Er­fül­lungs statt (§ 364 I BGB a.F.) ge­ge­ben ist, wenn der Schuld­ner das von vorn­her­ein Ge­schul­de­te er­bringt (z. B. BGH, Urt. v. 25.01.1961 – V ZR 141/59 = WM 1961, 505 [506]; RGZ 120, 166 [169]; 121, 38 [41]). Die Über­eig­nung des Alt­wa­gens ist aber nicht in die­sem Sin­ne von vorn­her­ein „ge­schul­det“, der Kraft­fahr­zeug­händ­ler kann sie in der Re­gel nicht ver­lan­gen. Die – wenn auch im vor­aus – ge­trof­fe­ne Ab­re­de da­ge­gen, die den Schuld­ner le­dig­lich be­rech­tigt, an­stel­le der ei­gent­lich ge­schul­de­ten Leis­tung ei­ne an­de­re zu er­brin­gen, lässt sich – macht der Schuld­ner von die­ser Mög­lich­keit Ge­brauch – nur als An­nah­me an Er­fül­lungs statt ein­ord­nen (so schon BGHZ 46, 338 [342]). Dass das Ein­ver­ständ­nis des Gläu­bi­gers mit die­ser Be­fug­nis des Schuld­ners, ein Er­fül­lungs­sur­ro­gat zu er­brin­gen, der Leis­tung selbst nicht vor­aus­ge­hen und nicht auch schon bei Ab­schluss des ur­sprüng­li­chen Ver­tra­ges vor­lie­gen dür­fe, ist der Vor­schrift des § 364 I BGB a.F. nicht zu ent­neh­men.

b) Im vor­lie­gen­den Fall ist zwar kein Neu-, son­dern ein Ge­braucht­wa­gen ver­kauft wor­den. Das steht aber der An­nah­me ei­nes ein­heit­li­chen Kauf­ver­trags mit Er­set­zungs­be­fug­nis des Käu­fers dann nicht ent­ge­gen, wenn der Wil­le der Ver­trags­par­tei­en auch hier in ers­ter Li­nie auf den Ver­kauf bzw. Er­werb des „neu­en“ Ge­braucht­wa­gens und nicht auf die Ver­äu­ße­rung des Alt­wa­gens ge­rich­tet ist. Wenn das Be­ru­fungs­ge­richt ei­nen der­ar­ti­gen Wil­len der Par­tei­en der For­mu­lie­rung des Kauf­an­trags, in dem die In­zah­lung­nah­me des Alt­fahr­zeugs nicht ein­mal er­wähnt wird, ent­nom­men hat, so ist dies man­gels ei­nes An­halts­punkts für ei­ne ab­wei­chen­de Ver­ein­ba­rung nicht zu be­an­stan­den.

Auch das Wert­ver­hält­nis zwi­schen dem ver­kauf­ten (6.000 DM) und dem in Zah­lung ge­ge­be­nen Ge­braucht­wa­gen (4.750 DM) spricht nicht ent­schei­dend ge­gen die An­nah­me ei­nes ein­heit­li­chen Kauf­ver­trags. Ein Wert­ver­hält­nis, aus dem sich ein Über­ge­wicht der Sach­leis­tung er­gibt, kann, muss aber nicht ein In­diz da­für sein, dass der Ge­braucht­wa­gen­händ­ler an dem Er­werb des an­de­ren Fahr­zeugs mehr in­ter­es­siert ist als an ei­nem Kauf­preis in Geld, oder dass es dem Kun­den dar­auf an­kommt, sei­ne Ge­gen­leis­tung ge­ra­de durch Hin­ga­be des Alt­wa­gens er­brin­gen zu kön­nen. Im vor­lie­gen­den Fal­le lässt sich ein der­ar­ti­ger Wil­le der Ver­trags­par­tei­en we­der dem Wort­laut der schrift­li­chen Ver­ein­ba­rung noch dem Vor­trag der Par­tei­en über die Um­stän­de des Ver­trags­schlus­ses ent­neh­men.

2. Die mit­hin ent­schei­den­de Fra­ge, ob im Fal­le der Wan­de­lung bei der Rück­ab­wick­lung die an Er­fül­lungs statt er­brach­te Leis­tung selbst oder der auf den Kauf­preis an­ge­rech­ne­te Geld­be­trag zu­rück­zu­ge­wäh­ren ist, wird in Recht­spre­chung und Schrift­tum un­ter­schied­lich be­ur­teilt (für Zah­lung des an­ge­rech­ne­ten Kauf­preis­teils: … OLG Karls­ru­he, NJW 1965, 111; Stau­din­ger/Ka­duk, BGB, 10./11. Aufl., § 346 Rn. 45; Er­man/H. P.​Wester­mann, BGB, 7. Aufl., § 346 Rn. 9; Pa­landt/Putzo, BGB, 42. Aufl., § 467 Anm. 3b aa; Sie­bert/R. Schmidt, in: So­er­gel, BGB, 10. Aufl., § 346 Rn. 3; für Rück­ge­währ der Sa­che selbst: OLG Frank­furt, WM 1970, 370 = DB 1970, 581; MünchKomm-BGB/Jan­ßen, § 346 Rn. 11; Pa­landt/Hein­richs, BGB, 42. Aufl., § 364 Anm. 2b; Jau­er­nig/Stür­ner, BGB, 2. Aufl., §§ 364–365 Anm. 1c; Jau­er­nig/Voll­kom­mer, BGB, 2. Aufl., § 467 Anm. 3b aa; AK-BGB/Reich, § 467 Rn. 1; AK-BGB/Du­bi­sch­ar, §§ 364–365 Rn. 4; ders., JZ 1969, 175 [177, 179]; Es­ser/Wey­ers, Schuld­recht BT, Teil­band 1, 5. Aufl., § 8 II 1 [S. 99]; Krü­ger, Die Ver­ein­ba­rung der In­zah­lung­nah­me ei­nes Ge­braucht­wa­gens beim Er­werb ei­nes neu­en Kraft­fahr­zeu­ges, Diss., Mün­chen 1968, S. 83 ff.; aus­ge­hend von ei­nem Misch­ver­trag im Er­geb­nis eben­so La­renz, Schuld­recht II, a. a. O., S. 406 Fn. 1, 408 f.; Hon­sell, Ju­ra 1983, 523 [525]; Pfis­ter, MDR 1968, 365; Laufs, NJW 1965, 1232 [1233]; Rein­king/Eg­gert, a. a. O., S. 58 f.; vgl. auch OLG Köln, DAR 1973, 326). Der er­ken­nen­de Se­nat hat die­se Fra­ge bis­her aus­drück­lich of­fen­ge­las­sen (Urt. v. 28.05.1980 – VI­II ZR 147/79 = WM 1980, 1010 [1011, un­ter II 3]). Er be­ant­wor­tet sie jetzt da­hin, dass der Käu­fer nur den in Zah­lung ge­ge­be­nen Alt­wa­gen zu­rück­ver­lan­gen, nicht da­ge­gen Leis­tung des ent­spre­chen­den Teils des Kauf­prei­ses be­an­spru­chen kann. Da­für spre­chen der Cha­rak­ter der Ne­ben­ab­re­de, die Na­tur des Rück­ab­wick­lungs­ver­hält­nis­ses und die In­ter­es­sen­la­ge der Ver­trags­par­tei­en:

a) Der Alt­wa­gen wur­de zu dem al­lei­ni­gen Zweck der Ver­rech­nung auf den Kauf­preis hin­ge­ge­ben. Der Käu­fer er­warb da­mit le­dig­lich ein „ver­rech­nungs­fä­hi­ges Gut­ha­ben“, zu kei­ner Zeit aber ei­nen Bar­aus­zah­lungs­an­spruch (zu­tref­fend Du­bi­sch­ar, JZ 1969, 177). Ent­fällt die Ver­pflich­tung zur Kauf­preis­zah­lung, so geht die Er­set­zungs­be­fug­nis des Käu­fers ins Lee­re. Die Auf­fas­sung des Be­ru­fungs­ge­richts, in der Leis­tung an Er­fül­lungs statt lie­ge ein recht­lich selbst­stän­di­ger ent­gelt­li­cher Aus­tausch­ver­trag, be­rück­sich­tigt nicht hin­rei­chend, dass die In­zah­lung­ga­be ei­ne nur im Rah­men des Kauf­ver­trags ge­trof­fe­ne Ver­ein­ba­rung über die Er­fül­lung des Kauf­prei­ses dar­stellt und die An­wen­dung des § 364 I BGB a.F. al­lein der kon­struk­ti­ven Er­läu­te­rung des Schuld­til­gungs­vor­gan­ges dient.

b) Die voll­zo­ge­ne Wan­de­lung führt nach §§ 467 Satz 1, 346 ff. BGB a.F. zu ei­nem Rück­ab­wick­lungs­ver­hält­nis. Da­bei ist das Schuld­ver­hält­nis in der Form rück­ab­zu­wi­ckeln, in der sich der Aus­tausch der Leis­tun­gen voll­zo­gen hat; nicht da­ge­gen rich­tet sich die Rück­ab­wick­lung da­nach, wel­che Leis­tun­gen ur­sprüng­lich ge­schul­det wa­ren. Nach­dem der Klä­ger von der ihm ein­ge­räum­ten Er­set­zungs­be­fug­nis Ge­brauch ge­macht hat­te, be­stand das Schuld­ver­hält­nis nicht mehr in sei­ner ur­sprüng­li­chen Ge­stalt (vol­le Geld­schuld). Die vom Be­klag­ten „emp­fan­ge­ne Leis­tung“ (§ 346 Satz 1 BGB a.F.) ist – ne­ben dem teil­wei­se bar ge­zahl­ten Be­trag – die Er­satz­leis­tung, nicht der vol­le „no­mi­nel­le“ Kauf­preis, den der Be­klag­te nicht er­hal­ten hat. An­stel­le oder ne­ben der Rück­ge­währ der tat­säch­lich emp­fan­ge­nen Leis­tun­gen ist ein Geld­er­satz oder ei­ne Ver­gü­tung in Geld nur in – hier nicht ge­ge­be­nen – Aus­nah­me­fäl­len von dem Wan­de­lungs­ver­pflich­te­ten ge­schul­det (§§ 346 Satz 2, 347 BGB a.F.).

c) Die­se Lö­sung ist auch in­ter­ess­an­ge­recht. Der Grund­ge­dan­ke der Wan­de­lung ist es, die Ver­trag­schlie­ßen­den so zu stel­len, als wenn der Ver­trag nicht ge­schlos­sen wor­den wä­re … Hat et­wa der Käu­fer ei­nen für ihn güns­ti­gen An­rech­nungs­preis für die In­zah­lung­ga­be sei­nes Alt­wa­gens ver­ein­bart, so ist es im Fal­le der Rück­gän­gig­ma­chung des Kauf­ver­tra­ges nicht ge­recht­fer­tigt, ihm die­sen Vor­teil zu­las­ten des Ver­käu­fers zu er­hal­ten. Denn nur im Zu­sam­men­hang mit dem – jetzt auf­ge­lös­ten – Haupt­ver­trag hat­te der Käu­fer die­sen Vor­teil er­zie­len kön­nen. Im Üb­ri­gen kann auch der Käu­fer an der Rück­ga­be des Alt­wa­gens in­ter­es­siert sein, wenn er et­wa auf ihn an­ge­wie­sen ist und sich ei­nen an­de­ren Wa­gen nicht so­fort be­schaf­fen kann, oder wenn er das al­te Fahr­zeug bei ei­nem neu ab­zu­schlie­ßen­den Ver­trag in Zah­lung ge­ben möch­te.

Al­ler­dings kann die Rück­nah­me des al­ten Wa­gens dann zu Nach­tei­len für den Käu­fer füh­ren, wenn das Fahr­zeug in der Zeit zwi­schen Hin­ga­be und Rück­ab­wick­lung ei­nen Wert­ver­lust er­lit­ten hat, der durch die vom Ver­käu­fer zu zah­len­de Ver­gü­tung für ge­zo­ge­ne oder schuld­haft nicht ge­zo­ge­ne Nut­zun­gen (§§ 347 Satz 2, 987 BGB a.F.) nicht aus­ge­gli­chen wird. Doch ist dies dann, wenn dem Käu­fer kein Scha­dens­er­satz­an­spruch zur Sei­te steht, Aus­fluss der ge­setz­ge­be­ri­schen Grund­ent­schei­dung in den Vor­schrif­ten der §§ 467, 346 ff. BGB a.F., mit de­nen dem Käu­fer ein Aus­gleich für al­le ihm er­wach­se­nen Schä­den nicht ein­ge­räumt wird (vgl. auch BGHZ 87, 104 [107 f.]). Das Ri­si­ko des Wert­ver­lus­tes oder gar des un­ver­schul­de­ten Un­ter­gangs der ge­leis­te­ten Sa­che trifft um­ge­kehrt auch den Ver­käu­fer, und zwar in noch hö­he­rem Ma­ße, wenn dem Käu­fer die Vor­schrift des § 327 Satz 2 BGB a.F. zu­gu­t­ege­hal­ten wird (da­zu BGHZ 53, 144 [148 f.]), der Ver­käu­fer da­ge­gen ab Emp­fang der Leis­tung haf­ten soll (Stau­din­ger/Ka­duk, a. a. O., § 347 Rn. 25; MünchKomm-BGB/Jan­ßen, § 347 Rn. 16; Pa­landt/Hein­richs, a. a. O., § 347 Anm. 2; Krü­ger, a. a. O., S. 87 f.).

d) Zu Un­recht glaubt das Be­ru­fungs­ge­richt, der Recht­spre­chung des er­ken­nen­den Se­nats zur Rück­ab­wick­lung ei­nes mit ei­nem Kom­mis­si­ons­ge­schäft ver­bun­de­nen Kfz-Kauf­ver­trags das Ge­gen­teil der hier be­grün­de­ten Auf­fas­sung ent­neh­men zu kön­nen.

In der Se­nats­ent­schei­dung vom 28.05.1980 (VI­II ZR 147/79, WM 1980, 1010 [1011 f.]) wird aus­ge­führt, dass der Neu­wa­gen­käu­fer le­dig­lich Rück­ga­be des Ge­braucht­wa­gens ver­lan­gen kann, wenn das ge­brauch­te Fahr­zeug bei Wan­de­lung des Neu­wa­gen­kaufs noch nicht wei­ter­ver­äu­ßert war. Nicht an­ders ver­hält es sich in tat­säch­li­cher Hin­sicht im vor­lie­gen­den Fall, wenn der Be­klag­te – was das Be­ru­fungs­ge­richt of­fen­ge­las­sen hat – zur Rück­ga­be des Pkw BMW noch im­stan­de ist. Zwar kann nach der zi­tier­ten Se­nats­ent­schei­dung der Käu­fer bei der Rück­ab­wick­lung den Ver­kaufs­er­lös bzw. den an­ge­setz­ten Min­dest­ver­kaufs­preis be­an­spru­chen, wenn der Ge­braucht­wa­gen bei Wan­de­lung des Neu­wa­gen­kaufs be­reits an ei­nen Drit­ten zum Min­dest­ver­kaufs­preis oder dar­über ver­kauft war oder der Händ­ler von ei­nem ihm ein­ge­räum­ten Recht des Selbst­ein­tritts Ge­brauch ge­macht hat. Die zu­letzt ge­nann­te – vom Be­ru­fungs­ge­richt zum Ver­gleich her­an­ge­zo­ge­ne – Fall­ge­stal­tung un­ter­schei­det sich von der hier ge­ge­be­nen aber ge­ra­de da­durch, daß der Kom­mis­si­ons­ver­trag über den Ge­braucht­wa­gen ein selbst­stän­di­ger Ver­trag ne­ben dem Kauf­ver­trag über den Neu­wa­gen ist und der Selbst­ein­tritt des Kom­mis­sio­närs den Kom­mis­si­ons­ver­trag in ei­nen Kauf­ver­trag über den Alt­wa­gen än­dert; von nun an hat der Kom­mit­tent al­lein An­spruch auf den an­ge­setz­ten Min­dest­ver­kaufs­preis (vgl. z. B. Baum­bach/Du­den/Hopt, HGB, 25. Aufl., § 400 Anm. 2A). Durch Ver­rech­nung mit die­sem Min­dest­ver­kaufs­preis und nicht – wie hier – durch Über­eig­nung des Alt­wa­gens er­füllt der Käu­fer sei­ne ei­ge­ne Kauf­preis­schuld. Dies hat – ähn­lich wie bei ei­nem von vorn­her­ein ver­ein­bar­ten Dop­pel­kauf mit Ver­rech­nungs­ab­re­de – zur Fol­ge, dass der Käu­fer bei der Rück­ab­wick­lung auch eben die­sen Min­dest­ver­kaufs­preis ver­lan­gen kann.

III. Die Ver­ur­tei­lung des Be­klag­ten zur Zah­lung der vol­len 6.000 DM konn­te mit der vom Be­ru­fungs­ge­richt ge­ge­be­nen Be­grün­dung da­her nicht auf­recht­er­hal­ten blei­ben. An ei­ner Wie­der­her­stel­lung des land­ge­richt­li­chen Ur­teils sieht sich der Se­nat aus fol­gen­dem Grund ge­hin­dert: Nach der Be­haup­tung des Klä­gers kann der Be­klag­te den in Zah­lung ge­ge­be­nen Pkw BMW nicht mehr zu­rück­ge­wäh­ren. In die­sem Fall kann dem Klä­ger ein An­spruch auf Wert­er­satz zu­ste­hen (§§ 347 Satz 1, 989 BGB a.F.), der von sei­nem Zah­lungs­an­trag um­fasst wird. Die Vor­aus­set­zun­gen ei­nes der­ar­ti­gen An­spruchs hat der Klä­ger dar­ge­tan. Da­bei ist da­von aus­zu­ge­hen, dass er mit der An­ga­be des Ver­rech­nungs­be­trags für den Pkw BMW zu­gleich hat vor­tra­gen wol­len, der Wert des Alt­wa­gens ha­be dem an­ge­rech­ne­ten Preis ent­spro­chen. Der Be­klag­te be­strei­tet die Un­mög­lich­keit der Her­aus­ga­be des Pkw BMW. Die ent­spre­chen­den tatrich­ter­li­chen Fest­stel­lun­gen wird das Be­ru­fungs­ge­richt nach­zu­ho­len ha­ben.

Bei der er­neu­ten Ver­hand­lung der Sa­che wird der Klä­ger auch Ge­le­gen­heit ha­ben, dar­auf hin­zu­wei­sen, dass nach den auf der Rück­sei­te des Kauf­an­trag­for­mu­lars ab­ge­druck­ten All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen des Be­klag­ten der Ver­käu­fer bei Auflösung des Kauf­ver­trags zur Rück­zah­lung der ge­leis­te­ten An­zah­lung ver­pflich­tet sei. Ge­mäß § 561 I 1 ZPO a.F. konn­te die­ser neue Vor­trag im Re­vi­si­ons­rechts­zug nicht be­rück­sich­tigt wer­den, weil ein ent­spre­chen­des Par­tei­vor­brin­gen we­der aus dem Tat­be­stand des Be­ru­fungs­ur­teils noch aus dem in Be­zug ge­nom­me­nen Ak­ten­in­halt er­sicht­lich ist; die von dem Klä­ger zu den Ge­richts­ak­ten ein­ge­reich­te Ab­lich­tung des Kauf­an­tra­ges ent­hält die All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen des Be­klag­ten nicht. Die Kennt­nis des ge­sam­ten Wort­lauts die­ser Ge­schäfts­be­din­gun­gen kann dem Be­ru­fungs­ge­richt Ver­an­las­sung ge­ben, un­ter Be­rück­sich­ti­gung al­ler Um­stän­de des Ver­trags­schlus­ses zu prü­fen, ob die Par­tei­en die ge­setz­li­chen Fol­gen der Wan­de­lung in der Wei­se ver­trag­lich ab­ge­än­dert ha­ben, dass der Käu­fer im Fal­le ei­ner Auflösung des Kauf­ver­trags Zah­lung des ver­ein­bar­ten An­rech­nungs­prei­ses für den Alt­wa­gen ver­lan­gen kann …

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