Ei­ne Be­ru­fungs­be­grün­dung, die mit kei­nem Wort auf die das an­ge­foch­te­ne Ur­teil tra­gen­de Auf­fas­sung des Erst­ge­richts ein­geht, dass die Volks­wa­gen AG dem Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeugs ge­mäß § 826 BGB und § 823 II i. V. mit § 263 StGB kei­nes­falls ei­nen mer­kan­ti­len Min­der­wert des Fahr­zeugs er­set­zen muss, ge­nügt nicht den An­for­de­run­gen an ei­ne ord­nungs­ge­mä­ße Be­ru­fungs­be­grün­dung (§ 520 III 2 Nr. 2 und Nr. 3 ZPO).

OLG Ol­den­burg, Be­schluss vom 06.09.2019 – 5 U 262/19
(nach­fol­gend: BGH, Be­schluss vom 25.08.2020 – VI ZB 67/19)

Sach­ver­halt: Der Klä­ger be­gehrt von der Be­klag­ten im Zu­sam­men­hang mit dem VW-Ab­gas­skan­dal Scha­dens­er­satz.

Er er­warb von der ein Au­to­haus be­trei­ben­den D-GmbH & Co. KG mit Kauf­ver­trag vom 24.11.2014 ei­nen ge­brauch­ten Pkw VW Golf zum Preis von 14.000 €. Die­ses von der Be­klag­ten her­ge­stell­te Fahr­zeug wies bei der Über­ga­be an den Klä­ger ei­ne Lauf­leis­tung von 76.680 km auf. Es ist mit ei­nem Die­sel­mo­tor des Typs EA189 aus­ge­rüs­tet und des­halb vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fen.

Nach­dem der VW-Ab­gas­skan­dal be­kannt ge­wor­den war und das Kraft­fahrt-Bun­des­amt ei­nen Rück­ruf der da­von be­trof­fe­nen Fahr­zeu­ge an­ge­ord­net hat­te, er­hielt der Pkw des Klä­gers ein von der der Be­klag­ten ent­wi­ckel­tes Soft­ware­up­date.

Mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 04.12.2018 ließ der Klä­ger die Be­klag­te auf­for­dern, ihm bis zum 14.12.2018 ei­nen Be­trag in Hö­he von 2.800 € als Aus­gleich da­für zu zah­len, das sei­nem Fahr­zeug we­gen des VW-Ab­gas­skan­dals ein mer­kan­ti­ler Min­der­wert an­haf­te. Au­ßer­dem soll­te die Be­klag­te dem Grun­de nach an­er­ken­nen, dass sie dem Klä­ger al­le Fol­ge­schä­den er­set­zen müs­se, und dem Klä­ger vor­ge­richt­lich ent­stan­de­ne Rechts­an­walts­kos­ten in Hö­he von 334,75 € er­stat­ten. Die Be­klag­te re­agiert dar­auf nicht.

Ge­stützt auf § 826 BGB und auf § 823 II BGB i. V. mit § 263 StGB hat der Klä­ger die vor­ge­richt­lich gel­tend ge­mach­ten An­sprü­che kla­ge­wei­se wei­ter­ver­folgt, und zwar zu­nächst vor dem LG Müns­ter und dann vor dem LG Os­na­brück. Er hat aus­ge­führt, der Um­stand, dass sein Fahr­zeug vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fen sei, füh­re zu ei­nem – sich bei ei­nem Wei­ter­ver­kauf aus­wir­ken­den – mer­kan­ti­len Min­der­wert in Hö­he von 20 %, den die Be­klag­te aus­zu­glei­chen ha­be. Er – der Klä­ger – hät­te das Fahr­zeug gar nicht, je­den­falls aber zu ei­nem ge­rin­ge­ren Preis er­wor­ben, wenn er ge­wusst hät­te, dass dar­in ei­ne un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung zum Ein­satz kommt. Sei­nen An­trag fest­zu­stel­len, dass ihm die Be­klag­te al­le wei­te­ren ma­te­ri­el­len Schä­den er­set­zen müs­se, die aus der un­zu­läs­si­gen Ab­schalt­ein­rich­tung re­sul­tie­ren, hat der Klä­ger da­mit be­grün­det, es be­ste­he der „ver­dich­te­te Ver­dacht, dass in­fol­ge der Soft­ware­ma­ni­pu­la­ti­on ne­ga­ti­ve Spät­fol­gen“ an sei­nem Fahr­zeug auf­trä­ten, die ei­nen Aus­tausch des Mo­tors er­for­der­lich ma­chen könn­ten.

Die Be­klag­te ist der Kla­ge mit der bun­des­weit ge­richts­be­kann­ten Ar­gu­men­ta­ti­on ent­ge­gen­ge­tre­ten.

Der zu­stän­di­ge Ein­zel­rich­ter der 3. Zi­vil­kam­mer des LG Os­na­brück hat die Kla­ge mit Ur­teil vom 19.06.2019 ab­ge­wie­sen.

Den Kla­ge­an­trag zu 2, mit dem der Klä­ger die Pflicht der Be­klag­ten zum Scha­dens­er­satz fest­ge­stellt ha­ben will, hat das Ge­richt als un­zu­läs­sig er­ach­tet. Zur Be­grün­dung hat es aus­ge­führt, der­zeit be­reits be­ste­hen­de Scha­dens­fol­gen müss­ten im We­ge der vor­ran­gi­gen Leis­tungs­kla­ge gel­tend ge­macht wer­den. Zur Mög­lich­keit, dass wei­te­re Schä­den ein­trä­ten, feh­le es an ei­nem schlüs­si­gen Vor­trag und da­mit am Fest­stel­lungs­in­ter­es­se. Die pau­scha­le Be­haup­tung, in­fol­ge des Soft­ware­up­dates kön­ne es zu Fol­ge­schä­den kom­men, sei eben­so un­zu­rei­chend wie der Hin­weis auf an­de­re vor­stell­ba­re Kon­se­quen­zen (z. B. steu­er­li­che Nach­tei­le).

Der auf Zah­lung von 2.800 € ge­rich­te­te Kla­ge­an­trag zu 1 sei zwar zu­läs­sig, aber nicht be­grün­det. Es kön­ne da­hin­ste­hen, ob die Vor­aus­set­zun­gen des § 826 BGB oder des § 823 II BGB i. V. mit § 263 StGB er­füllt sei­en. Denn je­den­falls sei der gel­tend ge­mach­te Scha­den nicht von der Rechts­fol­ge der zi­tier­ten Nor­men er­fasst. Die Be­klag­te ha­be dem Klä­ger nach den vor­ge­nann­ten de­lik­ti­schen Vor­schrif­ten al­len­falls das ne­ga­ti­ve In­ter­es­se, nicht aber das Er­fül­lungs­in­ter­es­se zu er­set­zen. Der Klä­ger kön­ne nicht mit Er­folg ver­lan­gen, haf­tungs­recht­lich so ge­stellt zu wer­den, als sei der Kfz-Kauf­ver­trag ord­nungs­ge­mäß er­füllt wor­den. Sei­nen Vor­trag, er hät­te den Pkw in Kennt­nis der Ma­ni­pu­la­ti­on nicht er­wor­ben, als zu­tref­fend un­ter­stellt, kön­ne der Klä­ger da­her aus­schließ­lich ver­lan­gen, von dem Kauf­ver­trag be­freit zu wer­den. Er kön­ne al­so nur Scha­dens­er­satz in Hö­he des von ihm ge­zahl­ten Kauf­prei­ses Zug um Zug ge­gen Über­ga­be und Über­eig­nung des Pkw ver­lan­gen. Das Fahr­zeug zu be­hal­ten und des­sen Min­der­wert zu li­qui­die­ren, ent­sprä­che dem po­si­ti­ven (Er­fül­lungs-)In­ter­es­se, auf das der Klä­ger ge­ra­de kei­nen An­spruch ha­be. Sein tat­säch­li­cher Vor­trag hier­zu sei über­dies wi­der­sprüch­lich: Die Be­haup­tung des Klä­gers, er hät­te das Fahr­zeug nicht er­wor­ben, wenn ihm al­le Um­stän­de be­kannt ge­we­sen wä­ren, sei nicht mit der eben­falls er­ho­be­nen Be­haup­tung in Ein­klang zu brin­gen, er hät­te das Fahr­zeug in Kennt­nis al­ler Um­stän­de zu ei­nem ge­rin­ge­ren Preis er­wor­ben. Zu­dem feh­le jeg­li­cher kon­kre­te Vor­trag und Be­weis­an­tritt da­zu, dass die – nicht mit der Be­klag­ten iden­ti­sche – Ver­käu­fe­rin das Fahr­zeug zu ei­nem ge­rin­ge­ren Preis ab­ge­ge­ben hät­te. Dies kön­ne zwar mög­li­cher­wei­se in den Fäl­len un­ter­stellt wer­den, in de­nen der Täu­schen­de und der Ver­käu­fer iden­tisch sei­en. An­ge­sichts der ei­nem Kfz-Händ­ler zu­gäng­li­chen Ab­satz­we­ge und Märk­te für ge­brauch­te Pkw lie­ge bei der – hier ge­ge­be­nen – Per­so­nen­ver­schie­den­heit aber ge­ra­de nicht auf der Hand, dass der Ver­käu­fer das Fahr­zeug zu ei­nem nied­ri­gen Preis ver­kauft hät­te, statt an­der­wei­tig ei­nen hö­he­ren Ge­winn zu er­zie­len. Hilfs­wei­se hat das Land­ge­richt schließ­lich aus­ge­führt, es feh­le in An­se­hung des um­fas­sen­den Be­strei­tens der Be­klag­ten an jeg­li­chem sub­stan­zi­ier­ten Vor­trag zu ei­nem täu­schungs­be­ding­ten Min­der­wert des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs. Dass statt­des­sen ge­ne­ra­li­ter Be­weis durch Ein­ho­lung ei­nes Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­tens be­an­tragt wor­den sei, er­set­ze kei­nen schlüs­si­gen und sub­stan­zi­ier­ten Vor­trag.

Den An­trag des Klä­gers, die Be­klag­te zum Er­satz vor­ge­richt­lich ent­stan­de­ner Rechts­an­walts­kos­ten zu ver­ur­tei­len, hat das Land­ge­richt mit der Be­grün­dung ab­ge­wie­sen, ei­ne vor­ge­richt­li­che In­an­spruch­nah­me der Be­klag­ten sei aus Ex-an­te-Sicht er­sicht­lich nicht er­for­der­lich ge­we­sen. Als der Klä­ger die Be­klag­te im De­zem­ber 2018 au­ßer­ge­richt­lich in An­spruch ge­nom­men ha­be, sei öf­fent­lich be­kannt ge­we­sen, dass die Be­klag­te be­züg­lich deut­scher Kun­den über das er­folg­te Soft­ware­up­date hin­aus nicht leis­tungs­be­reit ge­we­sen sei. In­so­weit müs­se sich der Klä­ger ana­log § 166 BGB je­den­falls das dies­be­züg­li­che Wis­sen sei­ner (spä­te­ren) Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten zu­rech­nen las­sen. Das Auf­for­de­rungs­schrei­ben vom 04.12.2018, in dem ei­ne Viel­zahl land­ge­richt­li­cher Ent­schei­dun­gen an­ge­führt wor­den sei, sei er­sicht­lich in Kennt­nis der Frucht­lo­sig­keit ei­ner au­ßer­ge­richt­li­chen Auf­for­de­rung ver­fasst wor­den. An­halts­punk­te da­für, dass die Be­klag­te von ih­rer Stra­te­gie im Um­gang mit Fäl­len wie dem vor­lie­gen­den ab­wei­chen wer­de, ha­be es im De­zem­ber 2018 nicht ge­ge­ben.

Ge­gen das Ur­teil des Land­ge­richts hat der Klä­ger frist­ge­mäß Be­ru­fung ein­ge­legt und die­se eben­falls frist­ge­mäß be­grün­det. Die Be­ru­fungs­be­grün­dung fasst die klag­ab­wei­sen­de Ar­gu­men­ta­ti­on des Land­ge­richts ein­lei­tend da­hin zu­sam­men, das Ur­teil des Land­ge­richts fu­ße auf dem recht­li­chen Schluss, die „Be­klag­te und Be­ru­fungs­be­klag­te ha­be we­der arg­lis­tig ge­täuscht, noch lie­ge ei­ne sit­ten­wid­ri­ge Schä­di­gung des Klä­gers und Be­ru­fungs­klä­gers“ vor. Zu Un­recht ha­be das Land­ge­richt ver­neint, dass hier die ma­te­ri­ell-recht­li­chen Vor­aus­set­zun­gen des § 826 BGB und des § 823 II BGB i. V. mit § 263 StGB er­füllt sei­en. Ins­be­son­de­re ha­be es ver­kannt, dass der Klä­ger sit­ten­wid­rig ge­täuscht wor­den sei. Durch den Er­werb des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs sei dem Kläh­ger ein Scha­den ent­stan­den, da die „Ma­kel­be­haf­tung“ ei­nen Min­der­wert des Fahr­zeugs zur Fol­ge ha­be. Hät­te der Klä­ger die tat­säch­li­chen Stick­oxid(NOX)-Emis­sio­nen des Pkw ge­kannt und ge­wusst, dass we­gen des ma­ni­pu­lier­ten Schad­stoff­aus­sto­ßes ein Ver­lust der Be­triebs­er­laub­nis dro­he, hät­te er das Fahr­zeug „nicht bzw. nicht so er­wor­ben“. Dass beim Er­werb des Fahr­zeugs über die Emis­si­ons­wer­te nicht im Spe­zi­el­len ge­spro­chen wor­den sei, sei un­schäd­lich. Denn der Klä­ger ha­be – wie im an­ge­foch­te­nen Ur­teil vom Land­ge­richt aus­drück­lich zi­tiert – dar­ge­stellt, dass er sei im Rah­men des Ver­trags­schlus­ses dar­auf hin­ge­wie­sen wor­den sei, man sei „mit Ad­Blue auf der si­che­ren Sei­te“. Hin­sicht­lich sei­nes Fest­stel­lungs­be­geh­rens hat der Klä­ger gel­tend ge­macht, ihm droh­ten wei­te­re Ver­mö­gens­schä­den, weil er von der Be­klag­ten ein Fahr­zeug er­wor­ben ha­be, das zu­künf­tig we­gen der In­stal­la­ti­on des Soft­ware­up­dates Scha­den neh­men kön­ne. Sein An­spruch auf Er­stat­tung vor­ge­richt­lich ent­stan­de­ner Rechts­an­walts­kos­ten – so hat der Klä­ger ge­meint – fol­ge aus § 826 BGB.

Die Be­klag­te hat nicht auf die Be­ru­fungs­be­grün­dung er­wi­dert.

Die Be­ru­fung hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: Die Be­ru­fung des Klä­gers ist ge­mäß § 522 I 2 und 3 ZPO als un­zu­läs­sig zu ver­wer­fen.

1. Es fehlt an ei­ner ord­nungs­ge­mä­ßen Be­ru­fungs­be­grün­dung, weil sich der Klä­ger, der mit der Be­ru­fung sein erst­in­stanz­li­ches Be­geh­ren um­fas­send wei­ter­ver­folgt, mit den die Ab­wei­sung tra­gen­den Aus­füh­run­gen des Land­ge­richts zur Un­zu­läs­sig­keit und Un­be­grün­det­heit der Kla­ge nicht aus­ein­an­der­ge­setzt hat.

a) Nach § 520 III 2 Nr. 2 ZPO muss die Be­ru­fungs­be­grün­dung die be­stimm­te Be­zeich­nung der im Ein­zel­nen an­zu­füh­ren­den Grün­de der An­fech­tung (Be­ru­fungs­grün­de) so­wie der neu­en Be­weis­mit­tel und Be­weis­ein­re­den ent­hal­ten, die die Par­tei zur Recht­fer­ti­gung ih­rer Be­ru­fung an­zu­füh­ren hat. Die Vor­schrift soll ge­währ­leis­ten, dass der Rechts­streit für die Be­ru­fungs­in­stanz aus­rei­chend vor­be­rei­tet wird, in­dem sie den Be­ru­fungs­füh­rer an­hält, die Be­ur­tei­lung des Streit­falls durch den Er­strich­ter zu über­prü­fen und dar­auf hin­zu­wei­sen, in wel­chen Punk­ten und mit wel­chen Grün­den das an­ge­foch­te­ne Ur­teil für un­rich­tig ge­hal­ten wird. Die Be­grün­dung muss dem­nach zum ei­nen er­ken­nen las­sen, in wel­chen Punk­ten tat­säch­li­cher oder recht­li­cher Art das an­ge­foch­te­ne Ur­teil nach An­sicht des Be­ru­fungs­klä­gers un­rich­tig ist, und zum an­de­ren im Ein­zel­nen an­ge­ben, aus wel­chen Grün­den er die tat­säch­li­che und recht­li­che Wür­di­gung des vor­in­stanz­li­chen Ur­teils in den an­ge­ge­be­nen Punk­ten für un­rich­tig hält. Es reicht nicht aus, die tat­säch­li­che oder recht­li­che Wür­di­gung durch den Er­strich­ter mit for­mel­haf­ten Wen­dun­gen zu rü­gen oder le­dig­lich auf das Vor­brin­gen ers­ter In­stanz zu ver­wei­sen (BGH, Urt. v. 24.01.2000 – II ZR 172/98, ju­ris Rn. 4). Die Be­ru­fungs­be­grün­dung muss ge­eig­net sein, die das an­ge­foch­te­ne Ur­teil tra­gen­de Er­wä­gung in­fra­ge zu stel­len (OLG Saar­brü­cken, Urt. v. 28.05.2003 – 1 U 149/03 – 37, ju­ris Rn. 20).

b) Die­sen An­for­de­run­gen wird die Be­ru­fungs­be­grün­dung des Klä­gers nicht ge­recht.

(1) Hin­sicht­lich des zweit­in­stanz­lich wei­ter­ver­folg­ten An­spruchs auf Scha­dens­er­satz in Hö­he von 2.800 € er­schöp­fen sich we­sent­li­che Tei­le der Be­ru­fungs­schrift in der Wie­der­ho­lung erst­in­stanz­li­chen Vor­trags zum Vor­lie­gen der Vor­aus­set­zun­gen der § 826 BGB, § 823 II BGB i. V. mit § 263 StGB. Ein­lei­tend stellt die Be­ru­fung in­so­weit fest, das Land­ge­richt ha­be zu Un­recht die ma­te­ri­ell-recht­li­chen Vor­aus­set­zun­gen der § 826 BGB, § 823 II i. V. mit § 263 StGB ab­ge­lehnt, ins­be­son­de­re das Vor­lie­gen ei­ner sit­ten­wid­ri­gen Täu­schung so­wie de­ren Zu­re­chen­bar­keit ge­mäß § 31 BGB ver­kannt. Die Be­ru­fung voll­zieht nicht nach, dass das Land­ge­richt sich mit den tat­be­stand­li­chen Vor­aus­set­zun­gen der de­lik­ti­schen An­sprü­che gar nicht be­fasst hat, son­dern die Kla­ge­ab­wei­sung aus­schließ­lich da­mit be­grün­det, dass die be­müh­ten Rechts­nor­men als Rechts­fol­ge die gel­tend ge­mach­te Po­si­ti­on, näm­lich ei­ne Li­qui­da­ti­on des Min­der­werts des Pkw bei des­sen Ein­be­halt, nicht vor­se­hen. Mit der vom Land­ge­richt un­ter Zi­tie­rung höchst­rich­ter­li­cher Recht­spre­chung ver­tre­te­nen Rechts­an­sicht, über die Vor­schrift des § 826 BGB (bzw. § 823 II BGB i. V. mit § 263 StGB) kön­ne aus­schließ­lich das ne­ga­ti­ve In­ter­es­se (näm­lich ei­ne Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses Zug um Zug ge­gen Über­ga­be und Über­eig­nung des Fahr­zeugs), nicht aber ein Er­fül­lungs­in­ter­es­se gel­tend ge­macht wer­den, be­schäf­tigt sich die Be­ru­fung mit kei­nem Wort.

Auch die vom Land­ge­richt be­nann­ten Wi­der­sprü­che im erst­in­stanz­li­chen Klä­ger­vor­trag zur hy­po­the­ti­schen Ent­schei­dung des Klä­gers im un­ter­stell­ten Wis­sen um ei­ne Soft­ware­ma­ni­pu­la­ti­on löst die Be­ru­fung nicht auf. Glei­ches gilt in Be­zug auf die um­fang­rei­chen Hilfs­über­le­gun­gen des Land­ge­richts, we­der sei zu ei­nem täu­schungs­frei­en (hy­po­the­ti­schen) Kau­sal­ver­lauf noch zu ei­ner Wert­min­de­rung aus­rei­chend sub­stan­zi­iert vor­ge­tra­gen. Die Be­ru­fung be­schränkt sich auf die – im an­ge­grif­fe­nen Ur­teil schon als un­zu­rei­chend be­schrie­be­ne – pau­scha­le Be­haup­tung, in dem Wis­sen um ei­ne ver­bau­te ma­ni­pu­lier­te Soft­ware wä­re das Fahr­zeug „nicht bzw. nicht so“ er­wor­ben wor­den.

Ver­wir­rend ist das von der Be­ru­fung an­ge­führ­te Ur­teils­zi­tat zu ei­ner ver­meint­lich vom Land­ge­richt aus­weis­lich sei­ner Ur­teils­grün­de („S. 7, 4. Ab­satz“) be­rück­sich­tig­ten Äu­ße­rung der Ver­käu­fer­sei­te zur Ad­Blue-Tech­no­lo­gie. We­der an be­sag­ter Stel­le noch sonst an ir­gend­ei­ner Stel­le im an­ge­grif­fe­nen Ur­teil fin­det sich die zi­tier­te Äu­ße­rung, was be­reits dar­aus folgt, dass die die Ab­wei­sung tra­gen­den Rechts­fol­gen­er­wä­gun­gen ei­ne Auf­klä­rung des Sach­ver­halts ge­ra­de nicht er­for­der­lich ge­macht ha­ben.

(2) So­weit das Land­ge­richt den wei­ter­hin ge­stell­ten Fest­stel­lungs­an­trag als un­zu­läs­sig ab­ge­wie­sen und dies so­wohl auf den Vor­rang der Leis­tungs­kla­ge als auch ein feh­len­des Fest­stel­lungs­in­ter­es­se ge­stützt hat, setzt sich die Be­ru­fung auch hier­mit nicht aus­ein­an­der. Der Klä­ger wie­der­holt schlicht die – vom Land­ge­richt als nicht aus­rei­chend kon­kret und sub­stan­zi­iert kri­ti­sier­te – erst­in­stanz­li­che For­mu­lie­rung, es be­ste­he die Mög­lich­keit „zu­künf­ti­ger Schä­den“, um die­sen Vor­trag auch zweit­in­stanz­lich durch das­sel­be (nicht ver­öf­fent­lich­te) Ur­teils­zi­tat zu un­ter­le­gen (näm­lich LG Kre­feld, Urt. v. 14.09.2016 – 2 O 8683/16). We­der setzt sich die Be­ru­fung mit den recht­li­chen Er­wä­gun­gen zur Un­zu­läs­sig­keit aus­ein­an­der, noch ver­weist sie auf tat­säch­lich kon­kre­ten Vor­trag, wel­cher – ent­ge­gen des Schlus­ses des Land­ge­richts – den erst­in­stanz­li­chen Schrift­sät­zen hät­te ent­nom­men wer­den kön­nen.

(3) Die um­fas­sen­den Aus­füh­run­gen des Land­ge­richts zu der (ver­nein­ten) Er­for­der­lich­keit ei­ner vor­ge­richt­li­chen In­an­spruch­nah­me der Be­klag­ten, auf Grund­la­ge de­rer der An­trag auf Frei­stel­lung von vor­ge­richt­li­chen Rechts­an­walts­ge­büh­ren ab­ge­wie­sen wor­den ist, greift die Be­ru­fung eben­falls nicht an, son­dern be­schränkt sich auf die Ein-Satz-Fest­stel­lung, der An­spruch auf Er­stat­tung vor­ge­richt­li­cher Rechts­an­walts­ge­büh­ren fol­ge aus § 826 BGB.

c) Im Er­geb­nis er­schlie­ßen sich dem Se­nat aus der Lek­tü­re der Be­ru­fungs­be­grün­dungs­schrift kei­ne An­halts­punk­te, die dar­auf hin­deu­te­ten, de­ren Ver­fas­ser ha­be über den Te­nor des an­ge­grif­fe­nen Ur­teils hin­aus auch des­sen In­halt zur Kennt­nis ge­nom­men.

2. Die Kos­ten­ent­schei­dung folgt aus § 97 I ZPO.

Hin­weis: Die Rechts­be­schwer­de des Klä­gers hat der VI. Zi­vil­se­nat des BGH mit Be­schluss vom 25.08.2020 – VI ZB 67/19 als un­zu­läs­sig ver­wor­fen.

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