1. Der Ver­käu­fer ei­nes 2014 aus­ge­lie­fer­ten, vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen und des­halb man­gel­haf­ten VW Sha­ran 2.0 TDI mit ei­nem EA189-Mo­tor ist man­gels Gleich­ar­tig­keit und Gleich­wer­tig­keit auch dann nicht ver­pflich­tet, dem Käu­fer er­satz­wei­se ein ak­tu­el­les Fahr­zeug mit ei­nem leis­tungs­stär­ke­ren EA288-Mo­tor zu lie­fern, wenn der Kauf­ver­trag ei­nen Än­de­rungs­vor­be­halt i. S. von § 308 Nr. 4 BGB ent­hält. Denn ei­ne Er­satz­lie­fe­rung (§ 439 I Fall 2 BGB) er­for­dert – le­dig­lich – ei­ne voll­stän­di­ge Wie­der­ho­lung der Leis­tun­gen, zu de­nen der Ver­käu­fer nach § 433 I 1 und I 2 BGB ver­pflich­tet ist. Der Ver­käu­fer hat des­halb er­satz­wei­se ei­ne man­gel­freie, im Üb­ri­gen aber gleich­ar­ti­ge und gleich­wer­ti­ge Sa­che zu lie­fern – nicht we­ni­ger, aber auch nicht mehr.
  2. Der Ver­käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen – man­gel­haf­ten – Neu­wa­gens han­delt nicht treu­wid­rig, wenn er sich ei­ner­seits i. S. von § 308 Nr. 4 BGB Än­de­run­gen des Fahr­zeugs bis zur (erst­ma­li­gen) Aus­lie­fe­rung an den Käu­fer vor­be­hält und an­de­rer­seits gel­tend macht, dass er nicht zur Er­satz­lie­fe­rung (§ 439 I Fall 2 BGB) ei­nes ak­tu­el­len Neu­fahr­zeugs mit ei­nem ge­ring­fü­gig leis­tungs­stär­ke­ren Mo­tor ver­pflich­tet sei.
  3. Ein VW-Ver­trags­händ­ler hat für ein (mög­li­cher­wei­se) arg­lis­ti­ges Ver­hal­ten der Volks­wa­gen AG im VW-Ab­gas­skan­dal re­gel­mä­ßig nicht ein­zu­ste­hen. Denn we­der ist die Volks­wa­gen AG als Fahr­zeug­her­stel­le­rin Ge­hil­fin des Händ­lers bei der Er­fül­lung von Ver­käu­fer­pflich­ten ge­gen­über ei­nem Käu­fer (§ 278 BGB), noch sieht der Rechts­ver­kehr die Volks­wa­gen AG als Re­prä­sen­tan­tin oder Ver­trau­ens­per­son des Ver­trags­händ­lers an. Viel­mehr kann von ei­nem durch­schnitt­li­chen Fahr­zeug­käu­fer er­war­tet wer­den, dass er zwi­schen ei­nem Kfz-Ver­trags­händ­ler und dem Fahr­zeug­her­stel­ler un­ter­schei­den kann.

OLG Köln, Be­schluss vom 06.03.2018 – 16 U 110/17
(vor­an­ge­hend: LG Aa­chen, Ur­teil vom 10.07.2017 – 11 O 312/16)

Der Hin­weis­be­schluss des OLG Köln ist aus­zugs­wei­se hier ver­öf­fent­licht.

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