Dass der Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeugs, der den Ver­käu­fer ge­richt­lich auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags in An­spruch ge­nom­men hat, in Er­fah­rung brin­gen will, wie das Ge­richt ent­schie­den hät­te, wenn der Ver­käu­fer die Kla­ge­for­de­rung nicht „aus Ku­lanz­grün­den und oh­ne An­er­ken­nung ei­ner Rechts­pflicht“ er­füllt und er­klärt hät­te, er über­neh­me die Kos­ten des Rechts­streits, be­grün­det kein recht­li­ches In­ter­es­se i. S. des § 256 I ZPO an der Fest­stel­lung, dass der Ver­käu­fer zur Er­fül­lung der Kla­ge­for­de­rung ver­pflich­tet war.

OLG Hamm, Ur­teil vom 20.07.2017 – 28 U 182/16
(vor­an­ge­hend: LG Bo­chum, Ur­teil vom 11.08.2016 – I-2 O 423/15)

Sach­ver­halt: Der Klä­ger er­warb von der be­klag­ten VW-Ver­trags­händ­le­rin im Ju­ni 2015 ei­nen ge­brauch­ten VW Pas­sat CC 2.0 TDI zum Preis von 27.125 €. Zur (voll­stän­di­gen) Fi­nan­zie­rung des Kauf­prei­ses schloss er ei­nen Dar­le­hens­ver­trag mit der Volks­wa­gen Bank GmbH.

Nach­dem der Klä­ger Im Herbst 2015 er­fah­ren hat­te, dass sein Fahr­zeug mit ei­nem EA189-Mo­tor aus­ge­stat­tet und des­halb vom so­ge­nann­ten VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fen ist, er­klär­te er mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 29.10.2015 den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag. Un­ter dem 02.11.2015 setz­te er der Be­klag­ten ei­ne Frist zur Rück­ab­wick­lung die­ses Ver­tra­ges bis zum 09.11.2015. Die Be­klag­te ging dar­auf nicht ein; viel­mehr ver­wies sie mit Schrei­ben vom 04.11.2015 dar­auf, dass die Volks­wa­gen AG mit Hoch­druck an tech­ni­schen Maß­nah­men ar­bei­te, um die vom Kraft­fahrt-Bun­des­amt be­an­stan­de­te Soft­ware aus den vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeu­gen zu ent­fer­nen.

Dar­auf­hin er­hob der Klä­ger am 28.12.2015 ei­ne auf die Rück­ab­wick­lung des streit­ge­gen­ständ­li­chen Kauf­ver­tra­ges ge­rich­te­te Kla­ge. Er hat ge­meint, sein Fahr­zeug sei als vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nes Fahr­zeug in vie­ler­lei Hin­sicht man­gel­haft. Ei­ne Frist zur Nach­er­fül­lung ha­be er – der Klä­ger – der Be­klag­ten vor der Er­klä­rung des Rück­tritts nicht set­zen müs­sen. Der Wirk­sam­keit des Rück­tritts ste­he auch § 323 V 2 BGB nicht ent­ge­gen, da die sei­nem Fahr­zeug an­haf­ten­den Män­gel nicht ge­ring­fü­gig sei­en.

Das Land­ge­richt (LG Bo­chum, Urt. v. 11.08.2016 – I-2 O 423/15) hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Zur Be­grün­dung hat es aus­ge­führt: Es kön­ne of­fen­blei­ben, ob das Fahr­zeug des Klä­gers we­gen der be­an­stan­de­ten Soft­ware man­gel­haft sei. Denn je­den­falls wä­re ein et­wai­ger Man­gel i. S. § 323 V 2 BGB ge­ring­fü­gig und be­rech­tig­te den Klä­ger des­halb nicht zum Rück­tritt vom Kauf­ver­trag.

Mit sei­ner Be­ru­fung hat der Klä­ger zu­nächst sein erst­in­stanz­li­ches Kla­ge­be­geh­ren wei­ter­ver­folgt. Mit Schrift­satz vom 06.04.2017 hat er die Kla­ge dann in Re­ak­ti­on auf ei­nen ge­richt­li­chen Hin­weis da­hin „um­ge­stellt“, dass er in der Haupt­sa­che die Zah­lung von 5.108 € nebst Zin­sen an sich und die Zah­lung wei­te­rer 22.130,34 € nebst Zin­sen an die Volks­wa­gen Bank GmbH ver­langt hat, und zwar ab­züg­lich ei­ner – un­strei­tig ge­stell­ten – Nut­zungs­ent­schä­di­gung in Hö­he von 1.356,25 € und Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs. Die Be­klag­te, die der Be­ru­fung zu­nächst ent­ge­gen­ge­tre­ten war, hat dar­auf­hin „aus Ku­lanz­grün­den und oh­ne An­er­ken­nung ei­ner Rechts­pflicht“ die ur­sprüng­li­che Kla­ge­for­de­rung über 26.221,71 € nebst Zin­sen und vor­ge­richt­li­chen Rechts­an­walts­kos­ten er­füllt und den Klä­ger – ver­geb­lich – auf­ge­for­dert, den VW Pas­sat bis zum 10.07.2017 zu­rück­zu­ge­ben. Au­ßer­dem hat die Be­klag­te er­klärt, dass sie dem Grun­de nach die Pro­zess­kos­ten an­er­ken­ne.

Der Klä­ger steht auf dem Stand­punkt, dass da­mit zwar sei­ne ur­sprüng­lich mit der Kla­ge ver­folg­ten Zah­lungs­be­geh­ren er­le­digt sei­en; der Rechts­streit aber sei nur teil­wei­se er­le­digt. Dass die Be­klag­te die Zah­lung „oh­ne An­er­ken­nung ei­ner Rechts­pflicht“ ge­leis­tet und hin­sicht­lich der Pro­zess­kos­ten ein An­er­kennt­nis er­klärt ha­be, sei recht­miss­bräuch­lich. Denn die­ses Vor­ge­hen – so meint der Klä­ger – die­ne nur da­zu, das Ge­richt von ei­ner Äu­ße­rung zur Sa­che ab­zu­hal­ten. Er – der Klä­ger – ha­be in­des nach wie vor ein In­ter­es­se an ei­nem der Rechts­kraft fä­hi­gen Sa­chur­teil. Es sei näm­lich nicht un­wahr­schein­lich, dass die Be­klag­te ihn – den Klä­ger – spä­ter auf Rück­zah­lung des ge­leis­te­ten Be­tra­ges in An­spruch neh­me. Denn die Be­klag­te und die Volks­wa­gen AG trä­ten au­ßer­ge­richt­lich und ge­richt­lich den Rück­tritts­ver­lan­gen so vie­ler vom VW-Ab­gas­skan­dal Ge­schä­dig­ter ent­ge­gen, dass sich die Be­klag­te mög­li­cher­wei­se spä­ter dar­auf be­ru­fen wer­de, die Zah­lung an ihn – den Klä­ger – sei auf­grund ei­ner Ver­wechs­lung er­folgt, zu der es auf­grund der Viel­zahl von Ver­fah­ren ge­kom­men sei. Ab­ge­se­hen da­von – so ar­gu­men­tiert der Klä­ger wei­ter – müs­se ge­richt­lich fest­ge­stellt wer­den, dass er den streit­ge­gen­ständ­li­chen Pkw an die Be­klag­te her­aus­ge­ben müs­se.

Sei­nen erst­mals in der Be­ru­fungs­in­stanz ge­stell­ten An­trag, den An­nah­me­ver­zug der Be­klag­ten fest­zu­stel­len, hat der Klä­ger da­mit be­grün­det, dass der VW Pas­sat nach Schluss der münd­li­chen Ver­hand­lung vor dem Land­ge­richt in ei­nen fremd­ver­schul­de­ten Un­fall ver­wi­ckelt wor­den sei. Mög­li­cher­wei­se ver­b­lei­ne nach der Re­pa­ra­tur des Fahr­zeugs ein mer­kan­ti­ler Min­der­wert, den der Haft­pflicht­ver­si­che­rer des Un­fall­geg­ners nicht er­set­zen wer­de.

Der Klä­ger hat die Haupt­sa­che teil­wei­se für er­le­digt er­klärt. Im Üb­ri­gen hat er be­an­tragt fest­zu­stel­len, dass für die Zah­lung der Be­klag­ten ein Rechts­grund be­stan­den ha­be und nun­mehr der streit­ge­gen­ständ­li­che Pkw an die Be­klag­te her­aus­zu­ge­ben sei. Dar­über hin­aus hat der Klä­ger die Fest­stel­lung be­gehrt, dass sich die Be­klag­te mit der Rück­nah­me des Fahr­zeugs in An­nah­me­ver­zug be­fin­de und sie ver­pflich­tet sei „den un­fall­be­ding­ten Min­der­wert zu tra­gen“.

Mit die­sen Kla­ge­be­geh­ren hat­te er kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: II. … Un­ter Zu­rück­stel­lung von Be­den­ken mag die zweit­in­stanz­li­che Kla­ge­än­de­rung und -er­wei­te­rung ge­mäß den §§ 533, 263 f. ZPO ver­fah­rens­recht­lich als zu­läs­sig an­zu­se­hen sein; je­doch sind die nun­mehr ver­folg­ten Fest­stel­lungs­be­geh­ren des Klä­gers sämt­lich nach § 256 ZPO un­zu­läs­sig.

Ge­mäß § 256 I ZPO kann auf Fest­stel­lung des Be­ste­hens oder Nicht­be­ste­hens ei­nes Rechts­ver­hält­nis­ses Kla­ge er­ho­ben wer­den, wenn der Klä­ger ein recht­li­ches In­ter­es­se dar­an hat, dass das Rechts­ver­hält­nis durch rich­ter­li­che Ent­schei­dung als­bald fest­ge­stellt wird.

a) aa) Der An­trag … auf Fest­stel­lung, dass für die Zah­lung der Be­klag­ten vom 28.06.2017 in Hö­he von 26.221,71 € nebst Zin­sen ein Rechts­grund be­stand, ist schon nicht auf Fest­stel­lung ei­nes Rechts­ver­hält­nis­ses i. S. des § 256 ZPO ge­rich­tet.

Rechts­ver­hält­nis ist ei­ne be­stimm­te, aus dem Vor­brin­gen des Klä­gers ab­ge­lei­te­te Rechts­be­zie­hung ei­ner Per­son zu ei­ner an­de­ren Per­son oder zu ei­nem Ge­gen­stand (BGH, Urt. v. 31.05.2000 – XII ZR 41/98, NJW 2000, 2663 [2664]; Fo­ers­te, in: Mu­sielak/Voit, ZPO, 14. Aufl. [2017], § 256 Rn. 2 m. w. Nachw.). Da­zu kön­nen auch ein­zel­ne aus ei­nem Rechts­ver­hält­nis sich er­ge­ben­de Rech­te und Pflich­ten ge­hö­ren, nicht aber blo­ße Ele­men­te oder Vor­fra­gen ei­nes Rechts­ver­hält­nis­ses, rei­ne Tat­sa­chen oder et­wa die Wirk­sam­keit von Wil­lens­er­klä­run­gen bzw. Rechts­hand­lun­gen (BGH, Urt. v. 04.07.1962 – V ZR 206/60, NJW 1962, 1913; Zöl­ler/Gre­ger, ZPO, 31. Aufl. [2016], § 256 Rn. 5) oder die Rechts­wid­rig­keit ei­nes Ver­hal­tens (BGH, Urt. v. 20.02.2008 – VI­II ZR 139/07, NJW 2008, 1303 Rn. 9). Das Be­ste­hen oder Nicht­be­ste­hen ei­nes An­spruchs kann taug­li­cher Ge­gen­stand ei­ner Fest­stel­lungs­kla­ge sein, nicht aber sind es ein­zel­ne Vor­aus­set­zun­gen für be­stimm­te Rechts­fol­gen (vgl. BGH, Urt. v. 31.05.2000 – XII ZR 41/98, NJW 2000, 2663 [2664]). So ist ein Be­geh­ren auf Fest­stel­lung des Schuld­ner­ver­zugs (BGH, Urt. v. 19.04.2000 – XII ZR 332/97, NJW 2000, 2280 [2281]) eben­so un­zu­läs­sig wie – grund­sätz­lich – ein An­trag auf Fest­stel­lung des An­nah­me­ver­zugs (BGH, Urt. v. 31.05.2000 – XII ZR 41/98, NJW 2000, 2663 [2664], auch zur Aus­nah­me zur Er­leich­te­rung der Zwangs­voll­stre­ckung).

Mit dem An­trag auf Fest­stel­lung des Rechts­grunds für die er­hal­te­nen Zah­lun­gen ver­langt der Klä­ger letzt­lich die Fest­stel­lung des Nicht­be­ste­hens ei­ner ein­zel­nen Vor­aus­set­zung ei­nes für mög­lich ge­hal­te­nen Be­rei­che­rungs­an­spruchs der Ge­gen­sei­te. Das ist als ein­zel­nes An­spruchs­ele­ment kein taug­li­cher Ge­gen­stand ei­ner Fest­stel­lungs­kla­ge.

bb) Im Üb­ri­gen fehlt das er­for­der­li­che Fest­stel­lungs­in­ter­es­se.

Die­ses setzt ein schutz­wür­di­ges In­ter­es­se des Klä­gers an der als­bal­di­gen Fest­stel­lung vor­aus. Nö­tig ist ein ei­ge­nes In­ter­es­se des Klä­gers, das nicht nur wirt­schaft­lich, wis­sen­schaft­lich, af­fek­tiv oder ide­ell sein darf (Fo­ers­te, in: Mu­sielak/Voit, a. a. O., § 256 Rn. 8). Der Rechts­la­ge des Klä­gers im Ver­hält­nis zur Be­klag­ten muss ei­ne ge­gen­wär­ti­ge Ge­fahr der Un­si­cher­heit dro­hen (vgl. BGH, Urt. v. 13.01.2010 – VI­II ZR 351/08, NJW 2010, 1877 Rn. 12).

Folg­lich be­grün­det es kein recht­li­ches, ge­gen­wär­ti­ges Fest­stel­lungs­in­ter­es­se des Klä­gers, dass er mög­li­cher­wei­se in Er­fah­rung brin­gen will, wie der Se­nat die Sa­che be­ur­teilt hät­te, wenn die Kla­ge­for­de­rung nicht er­füllt wor­den wä­re.

Dass die Zah­lung der Be­klag­ten, auch wenn sie „nur“ aus Ku­lanz er­folgt ist, bei Be­ste­hen des vom Klä­ger re­kla­mier­ten An­spruchs Er­fül­lungs­wir­kung hat­te, stellt der Klä­ger – zu Recht – selbst nicht in­fra­ge, wie sei­ne Er­le­di­gungs­er­klä­rung be­legt. Die Be­klag­te woll­te mit ih­rer Zah­lung er­sicht­lich den vom Klä­ger an­ge­nom­me­nen An­spruch er­fül­len und den Rechts­streit er­le­di­gen. Da­mit un­ter­schei­det sich die vor­lie­gen­de Kon­stel­la­ti­on auch von dem Fall, der dem klä­ger­seits zi­tier­ten Ur­teil des BGH vom 18.09.1992 (V ZR 84/91, BeckRS 1992, 07987) zu­grun­de lag.

Nach Klag­los­s­tel­lung durch die Ku­lanz­zah­lung be­steht kein schüt­zens­wer­tes In­ter­es­se fest­zu­stel­len, dass die Zah­lung auch oh­ne Ku­lanz hät­te er­bracht wer­den müs­sen, al­so ein (an­de­rer) Rechts­grund da­für be­stand. Eben­so we­nig hät­te der Klä­ger die Leis­tung mit dem Hin­weis ab­leh­nen kön­nen, die Be­klag­te wol­le kei­ner Ver­trags­pflicht nach­kom­men, son­dern nur aus Ku­lanz tä­tig wer­den (s. da­zu OLG Ko­blenz, Beschl. v. 16.07.2009 – 5 U 605/09, NJOZ 2010, 13).

Dass es dem Klä­ger miss­fällt, dass die Be­klag­te sein Be­geh­ren aus­drück­lich nicht an­er­kannt, son­dern nur aus Ku­lanz ge­zahlt hat, ist im Rah­men des § 256 ZPO un­er­heb­lich, und zwar un­ab­hän­gig von den Mo­ti­ven für die er­brach­te Ku­lanz­leis­tung, die als sol­che un­zwei­fel­haft nichts Rechts­miss­bräuch­li­ches ist.

Auf das fall­über­grei­fen­de In­ter­es­se der klä­ge­ri­schen Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten, an­de­rer VW-Kun­den oder et­wa der Öf­fent­lich­keit an der Rechts­auf­fas­sung des Se­nats kommt es im Rah­men des § 256 ZPO eben­so we­nig an.

Der Klä­ger kann sein Fest­stel­lungs­be­geh­ren auch nicht mit dem In­ter­es­se an ei­ner für ihn güns­ti­gen Kos­ten­ent­schei­dung recht­fer­ti­gen, weil die Be­klag­te er­klärt hat, in­so­weit die Kos­ten des Rechts­streits zu über­neh­men. In ei­ner sol­chen Kon­stel­la­ti­on ist das Rechts­schutz­in­ter­es­se für ei­ne Fest­stel­lung der bis zur Er­le­di­gung ge­ge­be­nen Zu­läs­sig­keit und Be­grün­det­heit des Zah­lungs­ver­lan­gens zu ver­nei­nen (BGH, Urt. v. 21.03.2006 – VI ZR 77/05, NJW-RR 2006, 929 Rn. 8).

Der Klä­ger kann sein Fest­stel­lungs­in­ter­es­se auch nicht da­mit be­grün­den, er be­fürch­te ei­ne spä­te­re Rück­for­de­rung des Ge­leis­te­ten durch die Be­klag­te.

Geht es um die Ab­wehr von An­sprü­chen, ist ein Fest­stel­lungs­in­ter­es­se zu be­ja­hen, wenn sich die Ge­gen­sei­te sol­cher An­sprü­che be­rühmt. Für ei­ne Rechts­be­rüh­mung reicht es aus, dass die Be­klag­te gel­tend macht, aus ei­nem be­ste­hen­den Rechts­ver­hält­nis kön­ne sich un­ter be­stimm­ten Vor­aus­set­zun­gen, de­ren Ein­tritt noch un­ge­wiss sei, ein An­spruch ge­gen den Klä­ger er­ge­ben (vgl. BGH, Urt. v. 30.04.2015 – I ZR 127/14, NJW 2016, 66 Rn. 15). Blo­ßes Schwei­gen oder pas­si­ves Ver­hal­ten reicht im All­ge­mei­nen nicht aus, es sei denn, der Klä­ger darf auf­grund vor­an­ge­gan­ge­nen Ver­hal­tens des Be­klag­ten nach Treu und Glau­ben ei­ne ihn end­gül­tig si­cher­stel­len­de Er­klä­rung er­war­ten (Be­ckOK-ZPO/Ba­cher, 25. Edi­ti­on [2017], § 256 Rn. 22; s. auch BGH, Urt. v.16.09.2008 – VI ZR 244/07, NJW 2009, 751 Rn. 14).

Da­durch, dass die Be­klag­te ih­re Zah­lung mit dem Zu­satz „aus Ku­lanz­grün­den und oh­ne An­er­ken­nung ei­ner Rechts­pflicht“ ver­bun­den hat, be­rühmt sie sich kei­nes Rück­zah­lungs­an­spruchs, des­sen Nicht­be­ste­hen im We­ge ei­ner ne­ga­ti­ven Fest­stel­lungs­kla­ge zu klä­ren wä­re. Das gilt auch in Zu­sam­men­schau da­mit, dass sich die Be­klag­te vor der Zah­lung ge­gen das Rück­ab­wick­lungs­be­geh­ren des Klä­gers zur Wehr ge­setzt und ih­ren recht­li­chen Stand­punkt zu kei­nem Zeit­punkt auf­ge­ge­ben hat.

Im Schrift­satz vom 11.07.2017 hat die Be­klag­te aus­drück­lich er­klärt, auf ei­nen Rück­for­de­rungs­an­spruch zu ver­zich­ten.

Im Üb­ri­gen er­gab sich schon aus ih­rem Hin­weis auf die Ku­lanz und das Mo­tiv, die Ge­schäfts­be­zie­hung nicht län­ger be­las­ten zu wol­len, dass die Be­klag­te an­ge­sichts der un­kla­ren Rechts­la­ge be­wusst das Ri­si­ko über­neh­men woll­te, dass sie dem Klä­ger mög­li­cher­wei­se nichts schul­de­te. Da­mit wä­re auch oh­ne aus­drück­li­che Ver­zichts­er­klä­rung ei­ne Rück­for­de­rung aus § 812 BGB aus­ge­schlos­sen, sei es in ent­spre­chen­der An­wen­dung des § 814 BGB, sei es nach Treu und Glau­ben un­ter dem Ge­sichts­punkt des Ver­bots wi­der­sprüch­li­chen Ver­hal­tens (zur Rück­for­de­rung von Leis­tun­gen „um des lie­ben Frie­dens wil­len“ MünchKomm-BGB/Schwab, BGB, 7. Aufl. [2017], § 814 Rn. 9.).

Die von dem Klä­ger in den Raum ge­stell­te Mög­lich­keit, die Be­klag­te könn­te spä­ter die Zah­lun­gen zu­rück­ver­lan­gen, weil sie sei­nen Fall mit ei­nem an­de­ren ver­wech­selt ha­be, ent­behrt je­der ob­jek­ti­vier­ba­ren Grund­la­ge und taugt schon des­halb nicht zur Stüt­zung sei­nes Fest­stel­lungs­ver­lan­gens.

So­mit be­steht man­gels Be­rüh­mens sei­tens der Be­klag­ten kein schüt­zens­wer­tes In­ter­es­se des Klä­gers an der ne­ga­ti­ven Fest­stel­lung ei­nes Rück­for­de­rungs­an­spruchs, wo­mit glei­cher­ma­ßen ein In­ter­es­se an der Fest­stel­lung des Rechts­grunds für die Zah­lung zu ver­nei­nen ist. Das um­fasst auch das auf die Zins­zah­lung be­zo­ge­ne Fest­stel­lungs­be­geh­ren.

b) Ob sich das wei­te­re im An­trag … ent­hal­te­ne Be­geh­ren der Fest­stel­lung, dass das Fahr­zeug an die Be­klag­te her­aus­zu­ge­ben ist, auf ein fest­stell­fä­hi­ges Rechts­ver­hält­nis be­zieht – et­wa im Sin­ne des Be­ste­hens ei­nes An­spruchs der Be­klag­ten ge­gen den Klä­ger auf Fahr­zeug­über­ga­be und -über­eig­nung – kann of­fen­blei­ben, weil es je­den­falls auch in­so­weit an dem not­wen­di­gen Fest­stel­lungs­in­ter­es­se fehlt. Zum ei­nen hat ein Schuld­ner kein In­ter­es­se an der Fest­stel­lung sei­ner ei­ge­nen Leis­tungs­pflicht; zum an­de­ren sind sich die Par­tei­en dar­über ei­nig, dass das Fahr­zeug an die Be­klag­te zu­rück­ge­hen soll.

c) Für den An­trag … auf Fest­stel­lung, dass für die Zah­lung der au­ßer­ge­richt­li­chen An­walts­kos­ten durch die Be­klag­te am 28.06.2017 an den Klä­ger in Hö­he von 1.050,77 € ein Rechts­grund be­stand, gel­ten die vor­ste­hen­den Aus­füh­run­gen ent­spre­chend. Der An­trag be­zieht sich nicht auf ein fest­stell­ba­res Rechts­ver­hält­nis, und es fehlt das nach § 256 I ZPO er­for­der­li­che Fest­stel­lungs­in­ter­es­se.

d) aa) Der An­trag … auf Fest­stel­lung des An­nah­me­ver­zugs ist gleich­falls un­zu­läs­sig, weil – ab­ge­se­hen von der hier nicht ein­schlä­gi­gen Aus­nah­me zur Er­leich­te­rung der Zwangs­voll­stre­ckung – das Be­ste­hen des An­nah­me­ver­zugs kein fest­stell­ba­res Rechts­ver­hält­nis i. S. des § 256 ZPO dar­stellt (BGH, Urt. v. 31.05.2000 – XII ZR 41/98, NJW 2000, 2663 [2664]).

bb) Der zwei­te Teil des An­trags … be­geg­net schon Be­stimmt­heits­be­den­ken, weil er im Un­kla­ren lässt, um wel­chen un­fall­be­ding­ten Min­der­wert es geht und was mit der Tra­gung des Min­der­werts durch die Be­klag­te ge­meint ist. Im Üb­ri­gen fehlt es wie­der­um an den Vor­aus­set­zun­gen des § 256 ZPO.

Will der Klä­ger – mög­li­cher­wei­se – mit die­sem Be­geh­ren ver­bind­lich ge­klärt ha­ben, dass die Be­klag­te von ihm kei­nen Wert­er­satz für ei­ne Ver­schlech­te­rung des Fahr­zeug­zu­stands durch ei­nen (nicht wei­ter be­zeich­ne­ten) re­pa­rier­ten Un­fall­scha­den ver­lan­gen kann, ist zu kon­sta­tie­ren, dass sich die Be­klag­te auch in­so­weit kei­ner Rech­te oder An­sprü­che be­rühmt. Viel­mehr hat sie so­gar schrift­sätz­lich aus­drück­lich klar­ge­stellt, dass sie dies nicht zu tun ge­denkt.

III. Die Kos­ten­ent­schei­dung be­ruht auf den §§ 91a, 97 ZPO.

So­weit die Par­tei­en den Rechts­streit über­ein­stim­mend für er­le­digt er­klärt ha­ben, war die Be­klag­te mit den Kos­ten zu be­las­ten.

Nach § 91a ZPO ist die Kos­ten­ent­schei­dung un­ter Be­rück­sich­ti­gung des bis­he­ri­gen Sach- und Streit­stands nach bil­li­gem Er­mes­sen zu tref­fen. Hier kommt es al­ler­dings nicht dar­auf an, ob die Rück­ab­wick­lungs­kla­ge des Klä­gers ur­sprüng­lich Aus­sicht auf Er­folg ge­habt hät­te. Maß­geb­lich ist viel­mehr, dass die Be­klag­te ih­re Kos­ten­tra­gungs­pflicht aus frei­en Stü­cken „an­er­kannt“ hat. Wenn die be­klag­te Par­tei er­klärt, die Kos­ten des Rechts­streits zu über­neh­men, ist nicht zu prü­fen, ob die Kla­ge­for­de­rung bis zur Er­le­di­gungs­er­klä­rung be­grün­det war oder nicht (BGH, Beschl. v. 05.08.2014 – VI ZR 544/13, BeckRS 2014, 16534 Rn. 4).

Weil der Klä­ger – trotz des zu­vor er­teil­ten Hin­wei­ses des Se­nats – an sei­nen un­zu­läs­si­gen Fest­stel­lungs­be­geh­ren fest­ge­hal­ten hat, wa­ren ihm die Mehr­kos­ten, die durch die Durch­füh­rung des Ver­hand­lungs­ter­mins ent­stan­den und mit der End­ent­schei­dung durch Ur­teil statt ein­fa­chem Kos­ten­be­schluss nach § 91a ZPO an­ge­fal­len sind, auf­zu­er­le­gen. Bei ver­stän­di­ger Aus­le­gung er­streckt sich die Kos­ten­über­nah­me­er­klä­rung der Be­klag­ten nicht auf die­se Mehr­kos­ten. …

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