Der mit ei­ner man­gel­haf­ten Kauf­sa­che be­lie­fer­te Käu­fer kann vom Ver­käu­fer in Aus­übung sei­nes Wahl­rechts aus § 439 I BGB grund­sätz­lich auch dann Nach­bes­se­rung (§ 439 I Fall 1 BGB) ver­lan­gen, wenn fest­steht, dass der Man­gel im We­ge der Nach­bes­se­rung nicht voll­stän­dig be­sei­tigt wer­den kann („Aus­bes­se­rungs­an­spruch“). Ent­schei­det sich der Käu­fer für ei­ne „Aus­bes­se­rung“ der Kauf­sa­che, kann er we­gen des ver­blei­ben­den Man­gels den Kauf­preis min­dern.

OLG Karls­ru­he, Ur­teil vom 03.08.2023 – 8 U 85/23

Sach­ver­halt: Die Klä­ger ver­lan­gen von der Be­klag­ten die Nach­bes­se­rung ei­nes von ihr er­wor­be­nen Mo­tor­sport­boots so­wie den Aus­gleich ei­nes nach der Nach­bes­se­rung ver­blei­ben­den Min­der­werts. Nach­dem die Be­klag­te den Nach­bes­se­rungs­an­spruch an­er­kannt hat, geht es in der Be­ru­fung nur noch um den gel­tend ge­mach­ten Min­der­wert.

Die Klä­ger kauf­ten von der Be­klag­ten mit Ver­trag vom 21.01.2018 ein neu­es Boot „Quick­sil­ver Ac­tiv 875 Sun­deck“ zum Preis von 90.000 € (Rech­nung vom 21.03.2018). Die­ses Boot wies Män­gel auf, als es an die Klä­ger am 21.03.2018 in Mann­heim aus­ge­lie­fert wur­de. Die Klä­ger wand­ten sich des­halb mit An­walts­schrei­ben vom 27.06.2018 an die Be­klag­te und ver­lang­ten Nach­bes­se­rung.

Am 23.11.2018 reis­te ein Team zur Be­sich­ti­gung und Be­sei­ti­gung der Män­gel am klä­ge­ri­schen Boot zum des­sen Stand­ort. Die Män­gel wur­den je­doch nicht be­sei­tigt.

Dar­auf­hin for­der­ten die Klä­ger die Be­klag­te mit An­walts­schrei­ben vom 05.12.2018 er­neut zur Nach­bes­se­rung auf. Mit Schrift­satz vom 08.02.2019 be­an­trag­ten sie we­gen der Män­gel die Durch­füh­rung ei­nes selbst­stän­di­gen Be­weis­ver­fah­rens.

Mit An­walts­schrei­ben vom 07.03.2019 er­klär­te sich die Be­klag­te be­reit, die von den Klä­gern ge­rüg­ten Män­gel kurz­fris­tig am Stand­ort des Boots zu be­sei­ti­gen; Vor­aus­set­zung für die Durch­füh­rung der Ar­bei­ten sei­en je­doch ei­ne auf min­des­tens 15 °C be­heiz­te Hal­le so­wie ein Was­ser­an­schluss vor Ort.

Zu ei­ner Be­sei­ti­gung der Män­gel kam es in der Fol­ge­zeit nicht.

Nach Ab­schluss des selbst­stän­di­gen Be­weis­ver­fah­rens bot die Be­klag­te den Klä­gern mit meh­re­ren Schrei­ben an ih­re Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten, die über­wie­gend un­be­ant­wor­tet blie­ben, die Ab­ho­lung des Boots und die Nach­bes­se­rung durch ein Ser­vice­team des Her­stel­lers an. Mit An­walts­schrei­ben vom 16.02.2022 teil­te die Be­klag­te mit, dass sie den Klä­gern wäh­rend der Durch­füh­rung der Nach­bes­se­rungs­ar­bei­ten kein Leih­boot zur Ver­fü­gung stel­len kön­ne und die Ar­bei­ten auf­grund des Zeit­ab­laufs nun­mehr erst im Ok­to­ber 2022 durch­ge­führt wer­den könn­ten.

Die Klä­ger ha­ben gel­tend ge­macht, ih­nen ste­he nach den Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen S im selbst­stän­di­gen Be­weis­ver­fah­ren ne­ben der Nach­bes­se­rung ein An­spruch auf Er­satz des nach der Nach­bes­se­rung ver­blei­ben­den mer­kan­ti­len Min­der­werts in Hö­he von 21.000 € zu. Der Um­stand, dass sie bei ei­ner Wei­ter­ver­äu­ße­rung des Boots die Nach­bes­se­rung ge­gen­büber dem Käu­fer of­fen­le­gen müss­ten, füh­re da­zu, dass die­ser nur be­reit sei, das Boot zu ei­nem re­du­zier­ten Preis zu er­wer­ben. Die Nach­bes­se­rung sei von der Be­klag­ten nicht ord­nungs­ge­mäß an­ge­bo­ten wor­den, da es nie zur tat­säch­li­chen Durch­füh­rung ge­kom­men sei. Die Ver­hand­lun­gen der Be­klag­ten im Spät­jahr 2021 hät­ten nur der Zeit­ver­zö­ge­rung ge­dient; ein kon­kre­tes An­ge­bot ha­be die Be­klag­te nicht un­ter­brei­tet, son­dern im­mer wie­der ge­for­dert, ei­ne be­heiz­te Hal­le zur Ver­fü­gung ge­stellt zu be­kom­men. Die Schrei­ben der Be­klag­ten vom De­zem­ber 2021 und Ja­nu­ar 2022 hät­ten we­der die Klä­ger­ver­tre­te­rin noch sie – die Klä­ger – er­reicht. Sie sei­en aus nicht mehr nach­voll­zieh­ba­ren Grün­den nicht zur Kennt­nis der Klä­ger­ver­tre­te­rin und nicht in de­ren Hand­ak­te ge­langt.

Die Be­klag­te hat den von den Klä­gern gel­tend ge­mach­ten Nach­bes­se­rungs­an­spruch un­ter Ver­wah­rung ge­gen die Kos­ten an­er­kannt. Sie ist der Auf­fas­sung, sie ha­be kei­ne Ver­an­las­sung zur Kla­ge ge­ge­ben, da sie den Klä­gern schon wäh­rend des selbst­stän­di­gen Be­weis­ver­fah­rens wie­der­holt ei­ne Nach­bes­se­rung an­ge­bo­ten ha­be. Die Nach­bes­se­rung – so hat die Be­klag­te gel­tend ge­macht – ha­be zu­nächst nicht durch­ge­führt wer­den kön­nen, weil die Klä­ger kei­ne Hal­le mit ei­ner Min­dest­tem­pe­ra­tur von 15 °C zur Ver­fü­gung ge­stellt hät­ten. Mit An­walts­schrei­ben vom 25.11.2021 ha­be sie – die Be­klag­te – er­neut Ma­le ei­ne Nach­bes­se­rung an­ge­bo­ten. Auf das wei­te­re Schrei­ben vom 03.12.2021, mit dem den Klä­gern die Ab­ho­lung des Boots an­ge­bo­ten wor­den sei, hät­ten sich die Klä­ger nicht mehr ge­mel­det. Auch auf die Schrei­ben vom 16.12.2021 und vom 06.01.2022 hät­ten sich die Klä­ger nicht ge­mel­det.

Die Be­klag­te meint, ein mer­kan­ti­ler Min­der­wert kön­ne nicht ne­ben der Nach­bes­se­rung ver­langt wer­den. Das Ge­währ­leis­tungs­recht se­he ein Stu­fen­ver­hält­nis vor. Wer­de ei­ne Nach­bes­se­rung ver­langt, so be­stün­den da­ne­ben kei­ne wei­te­ren An­sprü­che. Im Üb­ri­gen hält die Be­klag­te die Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen S in den im selbst­stän­di­gen Be­weis­ver­fah­ren ein­ge­hol­ten Gut­ach­ten für nicht nach­voll­zieh­bar und in sich wi­der­sprüch­lich. Der Sach­ver­stän­di­ge un­ter­schei­de schon nicht zwi­schen ei­nem tech­ni­schen und ei­nem mer­kan­ti­len Min­der­wert. Auf­fäl­lig sei, dass er in sei­nem Aus­gangs­gut­ach­ten vom 04.12.2019 kurz und un­miss­ver­ständ­lich klar­ge­stellt ha­be, dass bei fach­ge­rech­ter Durch­füh­rung der not­wen­di­gen Nach­bes­se­rungs­ar­bei­ten kein mer­kan­ti­ler Min­der­wert nicht ver­blei­be. Erst auf Nach­fra­ge der Klä­ger ha­be der Sach­ver­stän­di­ge – nicht nach­voll­zieh­bar – sei­ne Mei­nung ge­än­dert.

Das Land­ge­richt hat die Be­klag­te durch Tei­la­n­er­kennt­nis- und En­dur­teil vom 04.10.2022 ent­pre­chend ih­rem Tei­la­n­er­kennt­nis zu der von den Klä­gern be­gehr­ten Nach­bes­se­rung ver­ur­teilt und die Kla­ge im Üb­ri­gen ab­ge­wie­sen. Die Klä­ger hät­ten kei­nen An­spruch auf Zah­lung ei­nes mer­kan­ti­len Min­der­werts. Es sprä­chen ge­wich­ti­ge Grün­de da­ge­gen, dass ei­ne Min­de­rung ne­ben ei­nem Aus­bes­se­rungs­ver­lan­gen gel­tend ge­macht wer­den kön­ne. Ein Käu­fer müs­se je­den­falls zu­nächst die Lie­fe­rung ei­ner man­gel­frei­en Sa­che ver­lan­gen. Hin­sicht­lich des an­er­kann­ten An­spruchs ha­be die Be­klag­te die Kos­ten zu tra­gen, da ein so­for­ti­ges An­er­kennt­nis i. S. von § 93 ZPO nicht vor­lie­ge und die Be­klag­te durch ihr Ver­hal­ten Ver­an­las­sung zur Kla­ge­er­he­bung ge­ge­ben ha­be. Die Be­klag­te ha­be wie­der­holt deut­lich ge­macht, dass die Klä­ger für die Nach­bes­se­rung ei­ne Hal­le mit ei­ner Min­dest­tem­pe­ra­tur von 15 °C zur Ver­fü­gung stel­len müss­ten. In den Schrei­ben vom De­zem­ber 2021 und vom Ja­nu­ar 2022 ha­be die Be­klag­te die Nach­er­fül­lung zwar wie von den Klä­gern ver­langt an­ge­bo­ten. Es kön­ne aber nicht fest­ge­stellt wer­den, dass die­se Schrei­ben den Klä­gern tat­säch­lich zu­ge­gan­gen sei­en.

Mit ih­rer Be­ru­fung ha­ben die Klä­ger im We­sent­li­chen gel­tend ge­macht, das Land­ge­richt sei rechts­feh­ler­haft da­von aus­ge­gan­gen, dass ein Nach­er­fül­lungs­ver­lan­gen die Gel­tend­ma­chung ei­ner Wert­min­de­rung aus­schlie­ße. Nach der Sys­te­ma­tik des Ge­set­zes sei es we­gen wi­der­sprüch­li­chen Ver­hal­tens nicht mög­lich, ein Rück­tritts­recht nach ei­nem Nach­bes­se­rungs­ver­lan­gen aus­zu­üben, das in Kennt­nis der Un­mög­lich­keit ei­ner voll­stän­di­gen Män­gel­be­sei­ti­gung er­folgt sei. In ei­nem sol­chen Fall, in dem der Käu­fer von sei­nem Rück­tritts­recht Kennt­nis hat, sei das Nach­bes­se­rungs­ver­lan­gen als Rechts­ver­zicht zu wer­ten. Bei der Min­de­rung stel­le sich die recht­li­che Si­tua­ti­on je­doch an­ders dar: Das Ver­lan­gen nach Be­sei­ti­gung des ur­sprüng­li­chen Man­gels füh­re zwar da­zu, dass ein nicht voll­stän­dig ver­trags­ge­mä­ßer Kauf­ge­gen­stand hin­ge­nom­men wer­den müs­se. Wäh­rend je­doch bei ei­nem Rück­tritt nach ei­nem Nach­bes­se­rungs­ver­lan­gen ein Wi­der­spruch zwi­schen Fest­hal­ten am Ver­trag und Lö­sen vom Ver­trag be­ste­he, be­ste­he die­ser Wi­der­spruch bei ei­ner Min­de­rung nach ei­nem Nach­bes­se­rungs­ver­lan­gen nicht. So­wohl hin­sicht­lich der Nach­bes­se­rung als auch hin­sicht­lich der Min­de­rung be­ste­he der Käu­fer auf Er­fül­lung, wenn auch zu ge­än­der­ten Be­din­gun­gen. Der Käu­fer er­klä­re sich bei ei­ner Kom­bi­na­ti­on von Nach­bes­se­rungs­ver­lan­gen und Min­de­rung be­reit, ei­ne Kauf­sa­che zu be­hal­ten, de­ren Wert ge­min­dert ist, und ver­lan­ge, dass die­se Wert­min­de­rung be­rück­sich­tigt wer­de und so das Äqui­va­lenz­ver­hält­nis von Leis­tung und Ge­gen­leis­tung auf­recht­er­hal­ten blei­be. Der Be­klag­ten ha­be es frei­ge­stan­den, die gleich­zei­ti­ge Gel­tend­ma­chung von Nach­bes­se­rung und Min­de­rung ab­zu­leh­nen und ge­ge­be­nen­falls ei­ne Un­zu­mut­bar­keit dar­zu­le­gen.

Die Be­klag­te hat ein­ge­wandt, dass es für den gel­tend ge­mach­ten Zah­lungs­an­spruch (21.000 €) an ei­ner An­spruchs­grund­la­ge feh­le und der An­spruch nach Grund und Hö­he nicht be­ste­he. Die Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen S in den vor­lie­gen­den Gut­ach­ten sei­en nicht ge­eig­net, den An­spruch zu be­grün­den. Sie sei­en zum ei­nen nicht nach­voll­zieh­bar und zum an­de­ren auch in sich wi­der­sprüch­lich. Ins­be­son­de­re un­ter­schei­de der Sach­ver­stän­di­ge nicht zwi­schen ei­nem tech­ni­schen Min­der­wert und ei­nem (mög­li­chen) mer­kan­ti­len Min­der­wert. Zu­dem ver­wei­se er oh­ne nä­he­re Be­grün­dung auf ei­ne Än­de­rung sei­ner Auf­fas­sung hin­sicht­lich der Be­nen­nung von Un­fall­schä­den beim Ver­kauf. Die ur­sprüng­lich an dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Sport­boot vor­han­de­nen Män­gel sei­en in kei­ner Wei­se mit ei­nem Un­fall­scha­den ver­gleich­bar. Zu­dem ha­be der Sach­ver­stän­di­ge in sei­nem zwei­ten Er­gän­zungs­gut­ach­ten vom 26.02.2021 be­stä­tigt, dass bei sach- und fach­ge­rech­ter Aus­füh­rung der Ar­bei­ten durch ent­spre­chen­de Fach­leu­te we­der op­ti­sche Be­ein­träch­ti­gun­gen noch Aus­wir­kun­gen auf die Dich­tig­keit des Boots fest­stell­bar sei­en. Die vom Sach­ver­stän­di­gen vor­ge­nom­me­ne Ein­stu­fung des Scha­dens nach der In­ten­si­tät („Pro­zent-Klas­se“) sei aus ih­rer – der Be­klag­ten – Sicht nicht nach­voll­zieh­bar. Auch der an­ge­nom­me­ne M-Wert be­zie­hungs­wei­se V-Fak­tor sei nicht aus­rei­chend dar­ge­legt und be­grün­det wor­den. Dar­über hin­aus sei die an­hand des Ver­kehrs­werts und der In­stand­set­zungs­kos­ten vor­ge­nom­me­ne Be­rech­nung nicht ge­eig­net, ei­nen mer­kan­ti­len Min­der­wert bei voll­stän­di­ger Re­pa­ra­tur zu be­grün­den.

Die Be­klag­te hat die Kos­ten­ent­schei­dung des Land­ge­richts in vol­lem Um­fang zur Über­prü­fung durch das Be­ru­fungs­ge­richt ge­stellt, so­weit ihr die Kos­ten des Tei­la­n­er­kennt­nis­ses und des selbst­stän­di­gen Be­weis­ver­fah­rens auf­er­legt wor­den sind. Es lie­ge ein so­for­ti­ges An­er­kennt­nis vor, so­dass die Klä­ger auch in­so­weit die Kos­ten des Ver­fah­rens zu tra­gen hät­ten, und die Ein­lei­tung ei­nes selbst­stän­di­gen Be­weis­ver­fah­rens sei nicht er­for­der­lich ge­we­sen. Hin­sicht­lich der zur Über­prü­fung ge­stell­ten Kos­ten­ent­schei­dung des Land­ge­richts – so hat die Be­klag­te gel­tend ge­macht – be­dür­fe es kei­ner An­schluss­be­ru­fung. Die Klä­ger und die Klä­ger­ver­tre­te­rin hät­ten zu kei­nem Zeit­punkt be­strit­ten, dass die An­walts­schrei­ben vom De­zem­ber 2021 und Ja­nu­ar 2022 ver­sandt wor­den und in der Kanz­lei der Klä­ger­ver­tre­ter ein­ge­gan­gen sei­en. Die als An­la­gen B 8, B 9 und B 11 ein­ge­reich­ten Schrei­ben sei­en zu­dem je­weils vor­ab per Te­le­fax über­mit­telt wor­den.

Die – zu­läs­si­ge – Be­ru­fung der Klä­ger hat­te teil­wei­se Er­folg. Sie führ­te in­des in­so­weit zu ei­ner den Klä­gern un­güns­ti­gen Kos­ten­ent­schei­dung, als den Klä­gern im Um­fang des Tei­la­n­er­kennt­nis­ses der Be­klag­ten die Kos­ten des Rechts­streits auf­er­legt wur­den.

Aus den Grün­den: II. … 1. Die Klä­ger ha­ben über den von der Be­klag­ten an­er­kann­ten Nach­bes­se­rungs­an­spruch hin­aus ge­mäß § 437 Nr. 2 Fall 2, §§ 440, 441 BGB An­spruch auf Er­stat­tung des auf den ge­min­der­ten Kauf­preis ge­zahl­ten Mehr­be­trags in Hö­he von 14.590,09 €.

a) Un­strei­tig ist das von den Klä­gern ge­kauf­te Boot man­gel­haft. Die Be­klag­te hat die von den Klä­gern be­haup­te­ten Män­gel zu­ge­stan­den, in­dem sie den mit dem Kla­ge­an­trag gel­tend ge­mach­ten Nach­bes­se­rungs­an­spruch der Klä­ger, der sich aus § 437 Nr. 1, § 439 I Fall 1 BGB er­gibt, ge­mäß § 307 ZPO an­er­kannt hat.

b) Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Land­ge­richts kön­nen die Klä­ger ne­ben der von ih­nen ver­lang­ten Nach­bes­se­rung den Kauf­preis we­gen des nach der Nach­bes­se­rung ver­blei­ben­den mer­kan­ti­len Min­der­werts min­dern. Der Min­de­rungs­be­trag be­läuft sich nach den Fest­stel­lun­gen des Se­nats auf 14.590,09 €. Da die Klä­ger den ver­ein­bar­ten Kauf­preis von 90.000 € be­reits voll­stän­dig ge­zahlt ha­ben, kön­nen sie den auf­grund des Min­der­werts der Kauf­sa­che ge­zahl­ten Mehr­be­trag in Hö­he von 14.590,09 € ge­mäß § 437 Nr. 2 Fall 2, § 326 I 1 Halb­satz 2, § 441 IV BGB von der Be­klag­ten er­stat­tet ver­lan­gen.

aa) Nach den über­zeu­gen­den Aus­füh­run­gen des von dem Se­nat an­ge­hör­ten Sach­ver­stän­di­gen S, de­nen sich der Se­nat an­schließt, ver­bleibt bei dem Boot auch bei sach- und fach­ge­rech­ter Aus­füh­rung der Nach­bes­se­rungs­ar­bei­ten ein mer­kan­ti­ler Min­der­wert. Nach sach­ver­stän­di­ger Er­fah­rung ist da­von aus­zu­ge­hen, dass sich auf­grund der Struk­tur­er­schüt­te­rung von La­mi­nat und Gel­coat im Be­reich der schad­haf­ten Stel­len und au­ßer­halb da­von an Ecken, Kan­ten, Ein­buch­tun­gen und Ni­schen auch nach er­folg­ter Re­pa­ra­tur wei­te­re Gel­coat­schä­den in Form von Ris­sen al­lein durch den nor­ma­len Ge­brauch des Boots bil­den kön­nen, die bis­lang nicht sicht­bar ge­wor­den sind (sog. in­ter­struk­tu­rel­le Ris­se im Gel­coat). Aus sach­ver­stän­di­ger Sicht sind die man­gel­be­ding­ten Schä­den an dem Boot da­her ei­nem Un­fall­scha­den gleich­zu­set­zen, so­dass der Ver­käu­fer im Fal­le ei­nes Ver­kaufs ge­hal­ten ist, die Schä­den und ih­re Re­pa­ra­tur zu of­fen­ba­ren.

Der Se­nat folgt der Ein­schät­zung des Sach­ver­stän­di­gen, dass ein Käu­fer, der die Wahl zwi­schen ei­nem Boot im Ori­gi­nal­zu­stand und ei­nem im re­pa­rier­ten Zu­stand hat, sich stets für das nicht re­pa­rier­te ent­schei­den und für das re­pa­rier­te nur ei­nen ge­rin­ge­ren Kauf­preis zah­len wür­de. Das gilt je­den­falls bei der Art und dem Um­fang der hier zu­ta­ge ge­tre­te­nen Män­gel, die auch bei fach­ge­rech­ter In­stand­set­zung den Ma­kel be­grün­den, dass sie an den re­pa­rier­ten oder an an­de­ren Stel­len wie­der auf­tre­ten kön­nen. Die von den Klä­gern in Aus­übung ih­res Wahl­rechts ge­mäß § 439 I BGB ver­lang­te Nach­bes­se­rung führt da­her nicht zu ei­ner voll­stän­di­gen Be­sei­ti­gung der Män­gel.

bb) Nach über­wie­gend ver­tre­te­ner Auf­fas­sung, der der Se­nat folgt, kann der Käu­fer, wenn die von ihm ver­lang­te Nach­bes­se­rung den Man­gel nicht voll­stän­dig zu be­sei­ti­gen ver­mag, die­se gleich­wohl ver­lan­gen („Aus­bes­se­rung“) und da­ne­ben den Aus­gleich ei­nes we­gen der nicht voll­stän­di­gen Nach­bes­se­rung ver­blei­ben­den Min­der­werts der Kauf­sa­che be­an­spru­chen (vgl. Horn, NJW 2017, 289, 290; im Grund­satz auch BGH, Urt. v. 06.02.2013 – VI­II ZR 374/11, ju­ris Rn. 12, und – je­den­falls so­fern auch ei­ne voll­stän­di­ge Nach­er­fül­lung im We­ge der Er­satz­lie­fe­rung aus­schei­det – Stau­din­ger/​Ma­tu­sche-Beck­mann, BGB, Neu­be­arb. 2013, § 439 Rn. 32 und Rn. 100).

Für die­se Auf­fas­sung spricht, dass der Käu­fer nach § 439 I BGB grund­sätz­lich zwi­schen Nach­bes­se­rung und Nach­lie­fe­rung wäh­len kann. Für den Käu­fer kann die Nach­bes­se­rung ge­gen­über der Nach­lie­fe­rung auch dann vor­zugs­wür­dig sein, wenn fest­steht, dass der Man­gel durch Nach­bes­se­rung nicht voll­stän­dig be­sei­tigt wer­den kann. Ent­schei­det er sich in Kennt­nis der Tat­sa­che, dass ei­ne voll­stän­di­ge Nach­bes­se­rung nicht mög­lich ist, für die­se Va­ri­an­te der Nach­er­fül­lung, kann die ver­lang­te „Aus­bes­se­rung“ nicht mit der Be­grün­dung ver­sagt wer­den, dass dem Ver­käu­fer die ge­wähl­te Nach­er­fül­lung un­mög­lich und des­halb ge­mäß § 275 I BGB aus­ge­schlos­sen ist. Denn in dem ein­ge­schränk­ten Um­fang, in dem der Käu­fer die Nach­bes­se­rung ver­langt, ist die­se dem Ver­käu­fer ge­ra­de nicht un­mög­lich (Horn, NJW 2017, 289, 290; Stau­din­ger/​Ma­tu­sche-Beck­mann, a. a. O., § 439 Rn. 100). Nach § 275 I BGB ist der Leis­tungs­an­spruch nur aus­ge­schlos­sen, „so­weit“ die Leis­tung für den Schuld­ner oder für je­der­mann un­mög­lich ist.

Da der Man­gel durch die „Aus­bes­se­rung“ nicht voll­stän­dig be­sei­tigt wird, kann der Käu­fer – so­fern die­ser, wie im Re­gel­fall, mit dem Aus­bes­se­rungs­ver­lan­gen nicht auf wei­ter­ge­hen­de Rech­te ver­zich­tet – ge­mäß §§ 440, 441 BGB den Kauf­preis min­dern. Steht – wie im Streit­fall – die Un­mög­lich­keit der voll­stän­di­gen Man­gel­be­sei­ti­gung be­reits fest, be­darf es zur Gel­tend­ma­chung der Min­de­rung we­gen des ver­blei­ben­den Man­gels so­wohl nach § 323 II Nr. 3 BGB (vgl. OLG Köln, Urt. v. 23.08.2017 – I-16 U 68/17, ju­ris Rn. 40 f.; Grü­ne­berg/​Grü­ne­berg, BGB, 82. Aufl., § 323 Rn. 22) als auch nach § 326 V BGB kei­ner (noch­ma­li­gen) Nach­frist­set­zung durch den Käu­fer.

Durch die kom­bi­nier­te Gel­tend­ma­chung von „Aus­bes­se­rung“ und Min­de­rung wer­den die Be­lan­ge des Ver­käu­fers nicht un­zu­mut­bar be­ein­träch­tigt. Die­sem bleibt die Mög­lich­keit, den Käu­fer ge­mäß § 275 II und III BGB oder ge­mäß § 439 IV BGB auf die – mög­li­che – Nach­lie­fe­rung zu ver­wei­sen, wenn die Nach­bes­se­rung un­ter Be­rück­sich­ti­gung der zu­sätz­li­chen Kauf­preis­min­de­rung un­ver­hält­nis­mä­ßig und ihm des­halb nicht zu­mut­bar ist. Er ist zu­dem da­durch ge­schützt, dass das Rück­tritts­recht des Käu­fers ge­mäß § 326 V BGB we­gen des nicht voll­stän­dig be­sei­ti­gen Man­gels ent­we­der auf­grund ei­nes still­schwei­gen­den Ver­zichts des Käu­fers (vgl. Horn, NJW 2017, 289, 292) oder je­den­falls we­gen wi­der­sprüch­li­chen Ver­hal­tens (§ 242 BGB; vgl. Stau­din­ger/​Ma­tu­sche-Beck­mann, a. a. O., § 439 Rn. 100) aus­ge­schlos­sen ist.

cc) Die Hö­he der Min­de­rung be­läuft sich auf 14.590,09 €.

(1) Der im Ter­min an­ge­hör­te Sach­ver­stän­di­ge L hat den von ihm im selbst­stän­di­gen Be­weis­ver­fah­ren mit 21.000 € ver­an­schlag­ten mer­kan­ti­len Min­der­wert (Er­gän­zungs­gut­ach­ten vom 06.10.2020, S. 7 ff.) an­hand der von der un­ab­hän­gi­gen Sach­ver­stän­di­gen­or­ga­ni­sa­ti­on In­ter­na­tio­na­le Boots­ex­per­ten e. V. un­ter sei­ner Fe­der­füh­rung ent­wi­ckel­ten Me­tho­de zur Be­rech­nung des mer­kan­ti­len Min­der­werts und der da­zu her­an­ge­zo­ge­nen Be­rech­nungs­pa­ra­me­ter nach­voll­zieh­bar er­läu­tert. Un­ter Zu­grun­de­le­gung al­ler Pa­ra­me­ter er­gibt sich nach die­ser Be­rech­nungs­me­tho­de – auch rech­ne­risch nach­voll­zieh­bar – der von dem Sach­ver­stän­di­gen er­mit­tel­te mer­kan­ti­le Min­der­wert von 20.726,40 € be­zie­hungs­wei­se (ge­run­det) 21.000 € (Wie­der­be­schaf­fungs­wert [129.540 €] × Pro­zent­wert der Scha­den­klas­se [8,0] + M-Wert [0,0] × 1/50 × V-Fak­tor [1,0] = 20.726,40 €).

Der Se­nat folgt die­sen Aus­füh­run­gen und legt den von dem Sach­ver­stän­di­gen er­mit­tel­ten mer­kan­ti­len Min­der­wert sei­ner Ent­schei­dung zu­grun­de. Die Be­rech­nungs­me­tho­de des Sach­ver­stän­di­gen wur­de nach des­sen Aus­sa­ge von zahl­rei­chen Ver­bän­den über­nom­men und ist auch nach dem (nicht pro­to­kol­lier­ten) Ein­ge­ständ­nis des Be­klag­ten­ver­tre­ters im Se­nats­ter­min „nicht ganz un­ver­brei­tet“. So­weit die Be­klag­te Zwei­fel an der Be­rech­nung des mer­kan­ti­len Min­der­werts ge­äu­ßert hat, hat der Sach­ver­stän­di­ge die­se in sei­ner An­hö­rung aus­ge­räumt. Der Sach­ver­stän­di­ge hat die Ein­stu­fung in die Scha­den­klas­se 6 und den von ihm an­ge­setz­ten (ho­hen) Pro­zent­wert der Scha­den­klas­se von 8,0 nach­voll­zieh­bar mit der Schwe­re der man­gel­be­ding­ten Schä­den be­grün­det, für de­ren Be­sei­ti­gung Ar­bei­ten am Rumpf und Schweiß­ar­bei­ten er­for­der­lich sind und die des­halb mit Un­fall­schä­den gleich­ge­setzt wer­den kön­nen. Den Wert des Boots im man­gel­frei­en< Zu­stand in Hö­he von 129.540 € hat der Sach­ver­stän­di­ge zu­tref­fend an­hand der Preis­lis­te des Ver­käu­fers er­mit­telt. Auf den nied­ri­ge­ren Kauf­preis von 90.000 € hat der Sach­ver­stän­di­ge zu Recht nicht ab­ge­stellt, weil den Klä­gern ein er­heb­li­cher Ra­batt ein­ge­räumt wur­de. Dass der Sach­ver­stän­di­ge den er­mit­tel­ten mer­kan­ti­len Min­der­wert von 21.000 € so­wohl für den Fall der In­stand­set­zung an­ge­nom­men hat als auch für den Fall, dass die­se un­ter­bleibt, be­grün­det kei­nen Wi­der­spruch. Denn der mer­kan­ti­le Min­der­wert stellt die Wert­min­de­rung dar, die der Sa­che auch nach ei­ner voll­stän­di­gen In­stand­set­zung und da­mit un­ab­hän­gig von die­ser an­haf­tet.

(2) Der nach fach­ge­rech­ter Nach­bes­se­rung ver­blei­ben­de mer­kan­ti­le Min­der­wert ist aber nicht iden­tisch mit dem nach § 441 III 1 BGB zu be­rech­nen­den Min­de­rungs­be­trag. Die­ser be­läuft sich nur auf 14.590,09 €.

Bei der Min­de­rung ist der Kauf­preis in dem Ver­hält­nis her­ab­zu­set­zen, in dem sich der Wert der man­gel­haf­ten Kauf­sa­che zum Wert ei­ner man­gel­frei­en Kauf­sa­che ver­hält. Die Be­rech­nung des ge­min­der­ten Kauf­prei­ses er­folgt nach der For­mel:

{\frac{\text{tat­säch­li­cher Wert der Kauf­sa­che}\times\text{Kauf­preis}}{\text{Wert der Kauf­sa­che in man­gel­frei­em Zu­stand}}}

(vgl. ju­risPK-BGB/​Pamm­ler, 10. Aufl., § 441 Rn. 37; Münch­Komm-BGB/​Wes­ter­mann, 8. Aufl., § 441 Rn. 12).

Nach den Aus­füh­run­gen un­ter (1) be­läuft sich der Wert des Boots in man­gel­frei­em Zu­stand auf 129.540 € und der tat­säch­li­che Wert des Boots auf (129.540 € ? 21.000 € =) 108.540 €. Der ver­ein­bar­te Kauf­preis be­trägt un­strei­tig 90.000 €. Dar­aus er­rech­net sich nach der ge­nann­ten For­mel ein ge­min­der­ter Kauf­preis von

{\frac{\text{108.540 €}\times\text{90.000 €}}{\text{129.540 €}} = 75.409,91 €.}

Da die Klä­ger den ver­ein­bar­ten Kauf­preis von 90.000 € voll­stän­dig ge­zahlt ha­ben, steht ih­nen folg­lich ge­mäß § 441 IV BGB ein Rück­zah­lungs­an­spruch in Hö­he von (90.000 €? 75.409,91 € =) 14.590,09 € zu.

Der Kauf­preis ist da­her im Er­geb­nis im sel­ben Ver­hält­nis her­ab­zu­set­zen wie die Be­rech­nung des mer­kan­ti­len Min­der­werts aus dem Wert des Boots im man­gel­frei­en Zu­stand (16,21 %).

2. Die Kos­ten­ent­schei­dung folgt aus § 92 I, §§ 93, 97 I ZPO. Hier­bei sind den Klä­gern ge­mäß § 93 ZPO die durch das Tei­la­n­er­kennt­nis­ur­teil ent­stan­de­nen Kos­ten auf­zu­er­le­gen.

a) Das an­ge­foch­te­ne Ur­teil un­ter­liegt der be­ru­fungs­ge­richt­li­chen Nach­prü­fung, so­weit das Land­ge­richt über die durch das Tei­la­n­er­kennt­nis­ur­teil ent­stan­de­nen Kos­ten ent­schie­den hat.

Es kann in­so­weit da­hin­ste­hen, ob die Be­fug­nis des Rechts­mit­tel­ge­richts zur Ab­än­de­rung der Kos­ten­ent­schei­dung des an­ge­foch­te­nen Ur­teils von Amts we­gen im Rah­men ei­nes zu­läs­si­gen Rechts­mit­tels (vgl. BGH, Beschl. v. 13.06.1995 – V ZR 276/94, ju­ris Rn. 3 für den Fall der ab­wei­chen­den Streit­wert­fest­set­zung; OLG Hamm, Beschl. v. 31.08.2018 – I-7 U 70/17, ju­ris Rn. 37 für den Fall der Ver­ken­nung des § 344 ZPO) auch für die Kos­ten­ent­schei­dung bei ei­nem Tei­la­n­er­kennt­nis­ur­teil und die hier­bei ge­trof­fe­ne Ent­schei­dung über die An­wend­bar­keit des § 93 ZPO gilt oder ob es in die­sem Fall zur Nach­prü­fung und Ab­än­de­rung der Kos­ten­ent­schei­dung der Ein­le­gung ei­nes ei­ge­nen Rechts­mit­tels oder An­schluss­rechts­mit­tels durch die durch die Kos­ten­ent­schei­dung be­schwer­te Par­tei be­darf (vgl. BGH, Urt. v. 27.06.1955 – II ZR 232/54, BGHZ 17, 392 = ju­ris Rn. 25; Flo­cken­haus, in: Mu­sielak/​Voit, ZPO, 20. Aufl., § 99 Rn. 10). Die Be­klag­te hat je­den­falls in­ner­halb der ihr ge­setz­ten Frist zur Be­ru­fungs­er­wi­de­rung bis 30.03.2023 mit am 28.03.2023 ein­ge­gan­ge­nem Schrift­satz die Kos­ten­ent­schei­dung des Land­ge­richts be­züg­lich der auf das Tei­la­n­er­kennt­nis­ur­teil ent­fal­len­den Kos­ten an­ge­grif­fen und die Ab­än­de­rung der Kos­ten­ent­schei­dung zu ih­ren Guns­ten be­an­tragt. Dem Er­for­der­nis ei­ner An­fech­tung im We­ge ei­ner ge­mäß § 524 ZPO zu­läs­si­gen An­schluss­be­ru­fung wä­re so­mit Ge­nü­ge ge­tan.

b. Die durch das Tei­la­n­er­kennt­nis­ur­teil ent­stan­den Kos­ten fal­len ge­mäß § 93 ZPO den Klä­gern zur Last, weil die Be­klag­te be­züg­lich der von den Klä­gern ver­lang­ten Nach­bes­se­rung kei­ne Ver­an­las­sung zur Kla­ge­er­he­bung ge­ge­ben und den gel­tend ge­mach­ten Nach­bes­se­rungs­an­spruch so­fort an­er­kannt hat.

aa) Zur Er­he­bung der Kla­ge hat der Be­klag­te Ver­an­las­sung ge­ge­ben, wenn er sich – oh­ne Rück­sicht auf Ver­schul­den – vor­pro­zes­su­al so ver­hal­ten hat, dass der Klä­ger an­neh­men muss­te, oh­ne An­ru­fung des Ge­richts sein Ziel nicht er­rei­chen zu kön­nen (BGH, Beschl. v. 08.03.2005 – VI­II ZB 3/04, ju­ris Rn. 5; Flo­cken­haus, in: Mu­sielak/​Voit, a. a. O., § 93 Rn. 2). Bei fäl­li­gen For­de­run­gen ge­nügt da­für in der Re­gel, dass der Be­klag­te vor dem Pro­zess in Ver­zug ge­ra­ten ist (Flo­cken­haus, in: Mu­sielak/​Voit, a. a. O., § 93 Rn. 2). Ein so­for­ti­ges An­er­kennt­nis liegt im – hier ge­ge­be­nen – Fall der Be­stim­mung ei­nes frü­hen ers­ten Ter­mins vor, wenn das An­er­kennt­nis be­reits in der Kla­ge­er­wi­de­rungs­schrift ab­ge­ge­ben wird (HK-ZPO/​Gierl, 9. Aufl., § 93 Rn. 28 m. w. Nachw.; Zöl­ler/​Her­get, ZPO, 34. Aufl., § 93 Rn. 4).

bb) Nach die­sen Grund­sät­zen sind die durch das Tei­la­n­er­kennt­nis­ur­teil ent­stan­de­nen Kos­ten von den Klä­gern zu tra­gen.

(1) Die Be­klag­te hat durch ihr Ver­hal­ten kei­ne Ver­an­las­sung zur Kla­ge­er­he­bung ge­ge­ben.

Die Be­klag­te hat zwar die von ihr an­ge­bo­te­ne Nach­bes­se­rung zu­nächst da­von ab­hän­gig ge­macht, dass die Klä­ger für die Durch­füh­rung der Ar­bei­ten ei­ne auf min­des­tens 15 °C be­heiz­te Hal­le so­wie ei­nen Was­ser­an­schluss vor Ort zur Ver­fü­gung stel­len. Auf die­se Be­din­gung muss­ten sich die Klä­ger nicht ein­las­sen, da der Ver­käu­fer nach § 439 II BGB die zum Zwe­cke der Nach­er­fül­lung er­for­der­li­chen Auf­wen­dun­gen zu tra­gen hat. Von der ge­nann­ten Be­din­gung ist die Be­klag­te aber be­reits in dem an die Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten der Klä­ger ge­rich­te­ten An­walts­schrei­ben vom 03.12.2021 (An­la­ge B 8) – und da­mit vor Ein­rei­chung der Kla­ge am 01.06.2022 – ab­ge­rückt und hat zur Durch­füh­rung sämt­li­cher von den Klä­gern ver­lang­ten Nach­bes­se­rungs­ar­bei­ten die Ver­brin­gung des Boots in die Werft des Her­stel­lers an­ge­bo­ten. Zu­gleich hat die Be­klag­te um Mit­tei­lung ge­be­ten, wo sich das Boot be­fin­det, so­wie um Be­nen­nung ei­nes An­sprech­part­ners so­wie An­ga­be ei­ner Te­le­fon­num­mer vor Ort. Mit an die Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten der Klä­ger ge­rich­te­ten An­walts­schrei­ben vom 16.12.2021 (An­la­ge B 9), vom 06.01.2022 (An­la­ge B 11) und vom 17.01.2022 (An­la­ge B 13) hat die Be­klag­te an die Be­ant­wor­tung ih­res Schrei­bens vom 03.12.2021 er­in­nert.

Die Klä­ger ha­ben den Zu­gang der ge­nann­ten Schrei­ben mit der Be­haup­tung, die­se Schrei­ben sei­en aus nicht mehr nach­voll­zieh­ba­ren Grün­den nicht zur Kennt­nis und zur Hand­ak­te ih­rer Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten ge­langt (Schrift­satz vom 22.07.2022, S. 3), be­reits nicht hin­rei­chend be­strit­ten. Die Be­klag­te hat zu­dem in der Be­ru­fungs­er­wi­de­rungs­schrift vom 28.03.2023 (dort S. 14 ff.) vor­ge­tra­gen, dass sämt­li­che Schrei­ben – wie auf die­sen ver­merkt – den Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten der Klä­ger vor­ab per Te­le­fax über­sandt wor­den sei­en, und die ent­spre­chen­den Sen­de­be­rich­te vor­ge­legt (An­la­gen B 18, B 19 und B 20). Auch die­sen Vor­trag ha­ben die Klä­ger nicht be­strit­ten. Da der „Ok-Ver­merk“ in den Sen­de­pro­to­kol­len ein In­diz für den Zu­gang der Te­le­fa­xe be­grün­det, hät­ten sie sich oh­ne­hin nicht auf ein ein­fa­ches Be­strei­ten des Zu­gangs be­schrän­ken kön­nen (vgl. BGH, Urt. v. 19.02.2014 – IV ZR 163/13, ju­ris Rn. 27 ff.). Der Se­nat hat sei­ner Ent­schei­dung da­her zu­grun­de zu le­gen, dass die vor­ge­nann­ten Schrei­ben den Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten der Klä­ger so­wohl im Ori­gi­nal als auch vor­ab per Te­le­fax zu­ge­gan­gen sind.

In­dem die Be­klag­te sich zur Durch­füh­rung der von den Klä­gern ver­lang­ten Nach­bes­se­rungs­ar­bei­ten und zur Ver­brin­gung des Boots in die Werft des Her­stel­lers be­reit er­klär­te, hat sie den Klä­gern die ge­schul­de­te Leis­tung in An­nah­me­ver­zug (§ 293 BGB) be­grün­den­der Wei­se an­ge­bo­ten. Da es für die Er­brin­gung der ge­schul­de­ten Leis­tung der ge­nau­en An­ga­be des Stand­orts des Boots und da­mit der Mit­wir­kung der Klä­ger be­durf­te, ge­nüg­te zur Be­grün­dung des An­nah­me­ver­zugs ein wört­li­ches An­ge­bot (§ 295 Satz 1 Fall 2 BGB). Der An­nah­me­ver­zug ließ die Wir­kun­gen des zu­vor be­grün­de­ten Schuld­ner­ver­zugs der Be­klag­ten ent­fal­len (vgl. BGH, Urt. v. 03.04.2007 – X ZR 104/04, ju­ris Rn. 7).

Mit An­walts­schrei­ben vom 16.02.2022 (An­la­ge B 15) ließ die Be­klag­te zwar er­klä­ren, dass die Ar­bei­ten auf­grund des Zeit­ab­laufs nun­mehr erst im Ok­to­ber durch­ge­führt wer­den könn­ten. Dem Schrei­ben war je­doch ei­ne E-Mail des Her­stel­lers des Boots vom 16.02.2022 (An­la­ge B 14) bei­ge­fügt, in der es le­dig­lich heißt, dass man­gels Rück­mel­dung der Ge­gen­par­tei ei­ne Werks­re­pa­ra­tur „vor Sai­son­be­ginn“ nicht mehr be­werk­stel­ligt wer­den kön­ne. Ei­ne ernst­haf­te und end­gül­ti­ge Ver­wei­ge­rung der Nach­bes­se­rung ins­ge­samt oder ei­ner Nach­bes­se­rung vor dem in dem An­walts­schrei­ben vom 16.02.2022 ge­nann­ten Zeit­punkt kann die­sem Schrei­ben da­her nicht ent­nom­men wer­den.

Da vor Kla­ge­er­he­bung ei­ne wei­te­re Leis­tungs­auf­for­de­rung durch die Klä­ger nicht er­folgt ist, be­fand sich die Be­klag­te folg­lich zu die­sem Zeit­punkt nicht im Schuld­ner­ver­zug und hat zur Kla­ge­er­he­bung kei­ne Ver­an­las­sung ge­ge­ben.

(2) Die Be­klag­te hat den gel­tend ge­mach­ten Nach­bes­se­rungs­an­spruch in der Kla­ge­er­wi­de­rungs­schrift vom 21.06.2022 an­er­kannt. Dar­in liegt ein so­for­ti­ges An­er­kennt­nis.

c) Die bei – im Streit­fall vor­lie­gen­der – Iden­ti­tät der Par­tei­en und des Streit­ge­gen­stands zu den Kos­ten des an­schlie­ßen­den Haupt­sa­che­ver­fah­rens ge­hö­ren­den Kos­ten des selbst­stän­di­gen Be­weis­ver­fah­rens (vgl. BGH, Beschl. v. 08.10.2013 – VI­II ZB 61/12, ju­ris Rn. 9) hat die Be­klag­te im Um­fang ih­res erst­in­stanz­li­chen Un­ter­lie­gens zu tra­gen. Der Rechts­ge­dan­ke des § 93 ZPO fin­det in­so­weit kei­ne ent­spre­chen­de An­wen­dung, weil die zur Nach­bes­se­rung ver­pflich­te­te Be­klag­te die Ab­ho­lung des Boots zur Durch­füh­rung der Nach­bes­se­rung erst mit An­walts­schrei­ben vom 03.12.2021 und da­mit knapp drei Jah­re nach Ein­lei­tung des selbst­stän­di­gen Be­weis­ver­fah­ren durch die Klä­ger mit Schrift­satz vom 08.02.2019 an­ge­bo­ten hat.

3. Der Aus­spruch über die vor­läu­fi­ge Voll­streck­bar­keit hat sei­ne Grund­la­ge in § 708 Nr. 10, § 713 ZPO. …

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