1. Be­reits die Ein­tra­gung ei­nes Kraft­fahr­zeugs in das Schen­ge­ner In­for­ma­ti­ons­sys­tem (SIS) ist als Rechts­man­gel i. S. von § 435 BGB zu qua­li­fi­zie­ren. Denn die da­mit für den Käu­fer ver­bun­de­nen Nach­tei­le er­schöp­fen sich kei­nes­wegs in ei­nem vor­über­ge­hen­den Zu­las­sungs­hin­der­nis. Viel­mehr be­steht die durch die SIS-Ein­tra­gung be­grün­de­ten Zu­griffs­mög­lich­kei­ten der staat­li­chen Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den des Schen­gen­raums auf das Fahr­zeug fort, bis die SIS-Ein­tra­gung be­sei­tigt ist. Der Käu­fer kann des­halb mit dem Fahr­zeug selbst dann, wenn er des­sen Ei­gen­tü­mer ge­wor­den sein soll­te, ge­ra­de nicht i. S. von § 903 Satz 1 un­be­las­tet von (Zu­griffs-)Rech­ten Drit­ter nach Be­lie­ben ver­fah­ren (im An­schluss an BGH, Urt. v. 18.01.2017 – VI­II ZR 234/15, NJW 2017, 1666 Rn. 22 ff.; Urt. v. 26.04.2017 – VI­II ZR 233/15, NJW 2017, 3292 Rn. 10, 13).
  2. Ein Rechts­man­gel (§ 435 BGB) liegt grund­sätz­lich auch bei ei­ner un­be­rech­tig­ten SIS-Ein­tra­gung vor, da auch sie Zu­griffs­mög­lich­kei­ten der staat­li­chen Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den des Schen­gen­raums auf das Kraft­fahr­zeug be­grün­det. Ein Rechts­man­gel könn­te al­len­falls zu ver­nei­nen sein, wenn es dem Käu­fer mit ver­tret­ba­rem Auf­wand und kurz­fris­tig mög­lich ist, die SIS-Ein­tra­gung zu be­sei­ti­gen (vgl. OLG Köln, Urt. v. 25.03.2014 – 3 U 185/13, ju­ris Leit­satz 1).

OLG Bran­den­burg, Ur­teil vom 16.03.2023 – 10 U 120/22

Sach­ver­halt: Der Klä­ger nimmt den Be­klag­ten auf Rück­ab­wick­lung ei­nes Kauf­ver­trags über ein KTM-Mo­tor­rad in An­spruch.

Er er­warb die­se Ma­schi­ne am 08.09.2019 für 9.000 €. Bei dem Ver­such, das Mo­tor­rad am 19.09.2019 bei der Zu­las­sungs­stel­le in W. zu­zu­las­sen, wur­de es we­gen ei­ner be­reits am 08.09.2019 be­ste­hen­den Ein­tra­gung im Schen­ge­ner In­for­ma­ti­ons­sys­tem (SIS) po­li­zei­lich si­cher­ge­stellt und auf dem Ge­län­de der G-GmbH un­ter­ge­bracht. Der SIS-Ein­trag da­tiert vom 20.11.2017 und stammt aus dem Ver­ei­nig­ten Kö­nig­reich. Dort und in Po­len war das Mo­tor­rad seit dem 20.11.2017 mehr­fach wei­ter­ver­äu­ßert wor­den.

Mit Schrei­ben vom 20.01.2020 for­der­te der Klä­ger den Be­klag­ten – er­folg­los – auf, die SIS-Ein­tra­gung bis zum 05.02.2020 zu be­sei­ti­gen. Mit Schrei­ben vom 12.02.2020 er­klär­te der Klä­ger so­dann den Rück­tritt von dem mit dem Be­klag­ten ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trag.

Das Land Bran­den­burg ver­äu­ßer­te das Mo­tor­rad am 25.09.2020 für 2.150 € frei­hän­dig an die X-GmbH für 2.150 €. Mit Be­schluss vom 08.07.2021 ent­schied das AG Pots­dam, dass der Klä­ger dem Grun­de nach ge­mäß § 2 II Nr. 4 St­rEG zu ent­schä­di­gen sei. In dem sich an­schlie­ßen­den Be­trags­ver­fah­ren er­klär­te die Ge­ne­ral­staats­an­walt­schaft des Lan­des Bran­den­burg mit Ver­fü­gung vom 20.04.2022, dass sie nicht tä­tig wer­den kön­ne, be­vor in dem vor­lie­gen­den Rechts­streit rechts­kräf­tig über das Ei­gen­tum an dem Mo­tor­rad ent­schie­den wor­den sei.

Der Klä­ger meint, dass dem Mo­tor­rad we­gen der SIS-Ein­tra­gung ein Rechts­man­gel an­ge­haf­tet ha­be. Die­sen ha­be der Be­klag­te in­ner­halb der ihm da­für ge­setz­ten Frist nicht be­sei­tigt, wes­halb er – der Klä­ger – wirk­sam von dem Kauf­ver­trag über das Fahr­zeug zu­rück­ge­tre­ten sei.

Mit die­ser Be­grün­dung hat der Klä­ger von dem Be­klag­ten die Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses – hilfs­wei­se Zug um Zug ge­gen Ab­tre­tung von Er­satz­an­sprü­chen ge­gen das Land Bran­den­burg und Drit­te we­gen des Ver­lusts des Mo­tor­rads durch des­sen Ver­äu­ße­rung – so­wie den Er­satz von Fahrt­kos­ten (192 €) ver­langt, die im Rah­men der Be­sich­ti­gung und der Ab­ho­lung des Mo­tor­rads an­ge­fal­len sei­en. Au­ßer­dem hat der Klä­ger die Er­stat­tung au­ßer­ge­richt­lich ent­stan­de­ner Rechts­an­walts­kos­ten in Hö­he von 887,03 € und die Fest­stel­lung be­gehrt, dass der Be­klag­te mit der An­nah­me der Ab­tre­tung in Ver­zug sei.

Der Be­klag­te hat die Auf­fas­sung ver­tre­ten, dass je­den­falls im Streit­fall die SIS-Ein­tra­gung kein Man­gel sei, da sie feh­ler­haft er­folgt sei und da­her auch der Klä­ger sie oh­ne Wei­te­res ha­be be­sei­ti­gen kön­nen. Im Üb­ri­gen sei nicht nach­voll­zieh­bar, wes­halb das Land Bran­den­burg das – viel hö­her­wer­ti­ge – Mo­tor­rad zu ei­nem Preis von nur 2.150 € ver­kauft ha­be.

Das Land­ge­richt hat den Be­klag­ten zur Zah­lung von 9.000 €, Zug um Zug ge­gen Ab­tre­tung mög­li­cher Er­satz­an­sprü­che des Klä­gers we­gen des Ver­lusts des Mo­tor­rads, ver­ur­teilt und fest­ge­stellt, dass der Be­klag­te mit der An­nah­me der Ab­tre­tung in Ver­zug sei. Aus­weis­lich der Ent­schei­dungs­grün­de hat das Land­ge­richt dem Klä­ger au­ßer­dem über ei­nen An­spruch auf Er­satz von Fahrt­kos­ten (192 €) und au­ßer­ge­richt­lich an­ge­fal­le­nen Rechts­an­walts­kos­ten (887,03 €) zu­ge­spro­chen, aber die ent­spre­chen­de Te­n­o­rie­rung ver­säumt. Über den des­halb ge­stell­ten Be­rich­ti­gungs­an­trag vom 01.07.2022 hat das Land­ge­richt nicht ent­schie­den.

Zur Be­grün­dung sei­nes Ur­teils hat das Land­ge­richt aus­ge­führt, die SIS-Ein­tra­gung stel­le ei­nen Rechts­man­gel dar, der den Klä­ger zum Rück­tritt vom Kauf­ver­trag be­rech­tigt ha­be. Den Kauf­preis ha­be der Be­klag­te dem Klä­ger in­des nur nur Zug um Zug ge­gen Ab­tre­tung von Er­satz­an­sprü­chen des Klä­gers zu­rück­zu­ge­wäh­ren.

Mit sei­ner da­ge­gen ge­rich­te­ten Be­ru­fung hat der Be­klag­te gel­tend ge­macht, Er­satz­an­sprü­che des Klä­gers nach dem Ge­setz über die Ent­schä­di­gung für Straf­ver­fol­gungs­maß­nah­men (St­rEG) dür­fen ge­mäß § 13 II St­rEG nicht abt­ge­tre­ten wer­den. Die Zug-um-Zug-Ein­schrän­kung, die das Land­ge­richt vor­ge­nom­men ha­be, sei des­halb feh­ler­haft. Da das Land Bran­den­burg das Mo­tor­rad ver­äu­ßert ha­be, müs­se der Klä­ger ihm – dem Be­klag­ten – zwar nicht das Mo­tor­rad her­aus­ge­ge­ben, je­doch des­sen Wert Zug um Zug ge­gen Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses er­set­zen. Den Wert müs­se ein Gut­ach­ter er­mit­teln; er ha­be min­des­tens 11.500 € be­tra­gen, da es um ein sehr be­gehr­tes Mo­tor­rad ge­he. Im Üb­ri­gen – so hat der Be­klag­te gel­tend ge­macht – hät­te der Klä­ger ge­gen die Si­cher­stel­lung und die an­schlie­ßen­de Ver­äu­ße­rung des Mo­tor­rads vor­ge­hen müs­sen, so­dass es letzt­lich ihm an­zu­las­ten sei, dass das Mo­tor­rad ver­äu­ßert wor­den sei. Schließ­lich ha­be es das Land­ge­richt feh­ler­haft un­ter­las­sen, die den vor­lie­gen­den Rechts­streit bis zum rechts­kräf­ti­gen Ab­schluss des St­rEG-Ver­fah­rens ge­mäß § 148 ZPO aus­zu­set­zen.

Der Klä­ger hat mit sei­ner An­schluss­be­ru­fung den Weg­fall der Zug-um-Zug-Ein­schrän­kung er­rei­chen wol­len. In­so­weit tei­ke er im Grund­satz die Auf­fas­sung des Be­klag­ten, wo­nach das land­ge­richt­li­che Ur­teil mit Blick auf § 13 II St­rEG feh­ler­haft sei. Al­ler­dings müs­se er we­der Wert­er­satz leis­ten noch sonst et­was her­aus­ge­ge­ben, da er nicht mehr be­rei­chert sei. Er ha­be näm­lich (noch) kei­ne Ent­schä­di­gung er­hal­ten, son­dern wer­de ei­ne sol­che al­len­falls nach Durch­füh­rung ei­nes ge­gen die Ge­ne­ral­staats­an­walt­schaft ge­rich­te­ten Kla­ge­ver­fah­rens er­hal­ten. § 346 III BGB ver­lan­ge da­ge­gen nur die Her­aus­ga­be ei­ner be­reits her­aus­ga­be­fä­hi­gen Be­rei­che­rung. Ab­ge­se­hen da­von hät­te der Be­klag­te selbst die Frei­ga­be des Mo­tor­rads von der Staats­an­walt­schaft for­dern kön­nen.

Bei­de Rechts­mit­tel hat­ten nur ge­rin­gen Er­folg.

Aus den Grün­den: II. … Die Be­ru­fung des Be­klag­ten ist … über­wie­gend er­folg­los (1). Die An­schluss­be­ru­fung des Klä­gers hat im Hin­blick auf die nun­mehr nicht mehr un­ein­ge­schränk­te Ab­tre­tung der An­sprü­che nach dem Ge­setz über die Ent­schä­di­gung für Straf­ver­fol­gungs­maß­nah­men teil­wei­se Er­folg (2). Für den vom Land­ge­richt nicht be­schie­de­nen Be­rich­ti­gungs­an­trag be­steht kein Rechts­schutz­in­ter­es­se (3). Ei­ne Aus­set­zung des Rechts­streits war nicht an­zu­ord­nen (4).

1. Die Be­ru­fung des Be­klag­ten bleibt über­wie­gend er­folg­los. Denn der Klä­ger kann von dem Be­klag­ten Zah­lung von 9.000 € Zug um Zug ge­gen Ver­pflich­tung zur Ab­tre­tung der An­sprü­che aus dem Ver­fah­ren nach dem Ge­setz über die Ent­schä­di­gung für Straf­ver­fol­gungs­maß­nah­men nach des­sen rechts­kräf­ti­gen Ab­schluss ver­lan­gen (a). Er­folg hat die Be­ru­fung da­ge­gen in­so­weit, als dem Klä­ger kein An­spruch auf Fest­stel­lung des An­nah­me­ver­zugs (b), auf Zah­lung von 192 € Fahrt­kos­ten (c) und auf Er­satz von au­ßer­ge­richt­li­chen Rechts­an­walts­kos­ten (d) zu­steht.

a) Dem Klä­ger steht ge­gen den Be­klag­ten ein An­spruch auf Zah­lung von 9.000 € Zug um Zug ge­gen Ver­pflich­tung zur Ab­tre­tung der künf­ti­gen An­sprü­che aus dem Ver­fah­ren nach dem Ge­setz über die Ent­schä­di­gung für Straf­ver­fol­gungs­maß­nah­men ge­mäß § 437 Nr. 2 Fall 1, §§ 435, 440, 323, 326 V, §§ 346 ff. BGB zu. Die Rück­tritts­vor­aus­set­zun­gen sind er­füllt (aa). Die da­nach er­for­der­li­che Rück­ab­wick­lung führt zur Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses Zug um Zug ge­gen Ab­tre­tung der künf­ti­gen An­sprü­che nach dem Ge­setz über die Ent­schä­di­gung für Straf­ver­fol­gungs­maß­nah­men (bb).

aa) Mit der Be­ru­fungs­be­grün­dung ist die land­ge­richt­li­che Ent­schei­dung nicht an­ge­grif­fen, so­weit die An­spruchs­vor­aus­set­zun­gen für den Rück­tritt­be­jaht wor­den sind. Erst nach Ab­lauf der Be­grün­dungs­frist hat der Be­klag­te vor­ge­tra­gen, dass nur ei­ne be­rech­tig­te SIS-Ein­tra­gung ei­nen Man­gel dar­stel­le. Es kann of­fen­blei­ben, ob die­ses Vor­brin­gen des Be­klag­ten noch zu be­rück­sich­ti­gen ist. Denn die Rück­tritts­vor­aus­set­zun­gen sind er­füllt. Dem Klä­ger steht nach wirk­sa­mem Rück­tritt vom Kauf­ver­trag ge­mäß § 437 Nr. 2 Fall 1, §§ 435, 440, 323, 326 V, §§ 346 ff. BGB der gel­tend ge­mach­te Rück­ge­währan­spruch nach § 346 I BGB dem Grun­de nach zu.

Da­bei kann of­fen­blei­ben, ob der Be­klag­te sei­ner Ei­gen­tums­ver­schaf­fungs­pflicht im Hin­blick auf § 935 I BGB ge­nü­ge ge­tan hat. So­weit das Land­ge­richt dies be­jaht hat, ist schon of­fen­ge­blie­ben, ob die Fra­ge des Ab­han­den­kom­mens nicht nach deut­schem Sa­chen­recht, son­dern ge­mäß Art. 43 EGBGB zu be­ur­tei­len ist, da sich das Ab­han­den­kom­men nach dem Vor­trag der Par­tei­en voll­stän­dig im Ver­ei­nig­ten Kö­nig­reich ab­ge­spielt ha­ben soll. Je­den­falls liegt ein Rechts­man­gel ge­mäß § 435 BGB auch dann vor, wenn ein ver­kauf­tes Kfz im Schen­ge­ner In­for­ma­ti­ons­sys­tem zum Zwe­cke der Si­cher­stel­lung und Iden­ti­täts­fest­stel­lung ein­ge­tra­gen und da­mit eu­ro­pa­weit zur Fahn­dung aus­ge­schrie­ben ist. Die SIS-Aus­schrei­bung er­schöpft sich nicht in ei­nem vor­über­ge­hen­den Zu­las­sungs­hin­der­nis. Denn die durch die Ein­tra­gung be­grün­de­ten Zu­griffs­mög­lich­kei­ten der staat­li­chen Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den des Schen­gen­raums be­ste­hen fort, so­lan­ge die Ein­tra­gung nicht be­sei­tigt ist. Da­mit kann der Klä­ger, selbst wenn er – was an­ge­sichts der un­ge­klär­ten His­to­rie des Fahr­zeugs of­fen ist – Ei­gen­tü­mer des Fahr­zeugs ge­wor­den sein soll­te, ge­ra­de nicht, wie in § 903 Satz 1 BGB vor­ge­se­hen, un­be­las­tet von (Zu­griffs-)Rech­ten Drit­ter nach Be­lie­ben mit der Kauf­sa­che ver­fah­ren (BGH, Urt. v. 18.01.2017 – VI­II ZR 234/15, NJW 2017, 1666 Rn. 22; Urt. v. 26.04.2017 – VI­II ZR 233/15, NJW 2017, 3292 Rn. 10; Stau­din­ger/​Beck­mann, Eck­pfei­ler des Zi­vil­rechts, Neu­be­arb. 2020, Rn. N 78).

Da­bei liegt ein Rechts­man­gel auch bei ei­ner un­be­rech­tig­ten Ein­tra­gung im Schen­ge­ner In­for­ma­ti­ons­sys­tem vor, da auch die un­be­rech­tig­te Ein­tra­gung Zu­griffs­rech­te der Be­hör­den er­öff­net. Ob ein Rechts­man­gel erst dann zu be­ja­hen ist, wenn es dem Käu­fer nicht mit ver­tret­ba­rem Auf­wand mög­lich ist, die Ein­tra­gung im Schen­ge­ner In­for­ma­ti­ons­sys­tem zu be­sei­ti­gen (so OLG Köln, Urt. v. 25.03.2014 – 3 U 185/13, ju­ris Leit­satz 1), kann of­fen­blei­ben. Denn ei­ne sol­che Be­sei­ti­gung wä­re vor­lie­gend al­len­falls mit gro­ßem Auf­wand und erst nach lan­ger Zeit mög­lich ge­we­sen.

Schließ­lich ist auch ei­ne er­folg­lo­se Frist­set­zung er­folgt, so­dass of­fen­blei­ben kann, ob sie nicht oh­ne­hin ent­behr­lich war (vgl. hier­zu BGH, Urt. v. 18.01.2017 – VI­II ZR 234/15, NJW 2017, 1666 Rn. 35). An­ge­sichts der er­folg­ten Rück­tritts­er­klä­rung des Klä­gers sind die Rück­tritts­vor­aus­set­zun­gen dem Grun­de nach er­füllt.

bb) Auf­grund des wirk­sa­men Rück­tritts vom Kauf­ver­trag hat sich das Ver­trags­ver­hält­nis der Par­tei­en in ein Rück­ge­währ­schuld­ver­hält­nis ver­wan­delt mit der Fol­ge, dass die Par­tei­en die be­reits er­brach­ten Leis­tun­gen ge­mäß §§ 346 ff. BGB rück­ab­zu­wi­ckeln ha­ben, wo­bei die sich aus dem Rück­tritt er­ge­ben­den Ver­pflich­tun­gen der Par­tei­en ge­mäß § 348 BGB Zug um Zug zu er­fül­len sind. Der Be­klag­te hat in­so­weit den vom Klä­ger ge­zahl­ten Kauf­preis in Hö­he von 9.000 € zu­rück­zu­ge­ben.

Zu­dem folgt aus § 346 I BGB, dass der den Rück­tritt Er­klä­ren­de – al­so der Klä­ger – die er­hal­te­nen Leis­tun­gen zu­rück­zu­ge­ben hat. Da das Mo­tor­rad zwi­schen­zeit­lich ver­äu­ßert wor­den ist, hat der Klä­ger grund­sätz­lich Wert­er­satz nach § 346 II BGB zu leis­ten ((1)). Die Pflicht zum Wert­er­satz ist hier aus­ge­schlos­sen ((2)). Der Klä­ger muss sich al­ler­dings ge­mäß § 346 III 2 BGB da­zu ver­pflich­ten, zu­künf­ti­ge Er­satz­an­sprü­che nach dem Ge­setz über die Ent­schä­di­gung für Straf­ver­fol­gungs­maß­nah­men an den Be­klag­ten ab­zu­tre­ten ((3)).

(1) Der Klä­ger, dem die Rück­ga­be des Fahr­zeugs durch den am 25.09.2020 er­folg­ten Wei­ter­ver­kauf nicht mehr mög­lich ist, hat in­so­weit­ge­mäß § 346 II 1 Nr. 3 BGB grund­sätz­lich Wert­er­satz in Geld zu leis­ten.

§ 346 II 1 Nr. 3 BGB sieht ei­ne Pflicht des Rück­ge­währ­schuld­ners zum Wert­er­satz vor, wenn der emp­fan­ge­ne Ge­gen­stand sich ver­schlech­tert hat oder un­ter­ge­gan­gen ist; dies er­fasst auch Ver­fü­gun­gen über die Sa­che im We­ge der Zwangs­voll­stre­ckung (ju­risPK-BGB/Faust, 9. Aufl., § 346 BGB Rn. 63, Stand: 16.11.2021). Nichts an­de­res ist bei dem vor­lie­gen­den frei­hän­di­gen Ver­kauf durch die Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den der Fall. Denn eben­so wie in der Zwangs­voll­stre­ckung fehlt es an ei­ner zur Ver­äu­ße­rung der Sa­che füh­ren­den Ent­schei­dung des Rück­tritts­be­rech­tig­ten, al­so des Klä­gers. Da­für spricht auch, dass die Wert­er­satz­pflicht in ana­lo­ger An­wen­dung des § 346 II 1 Nr. 3 BGB auf al­le Fäl­le zu er­stre­cken ist, in de­nen dem Rück­ge­währ­schuld­ner die Rück­ge­währ un­mög­lich ist (Stau­din­ger/​Kai­ser, BGB, Neu­be­arb. 2012, § 346 Rn. 149 m. w. Nachw.; vgl. auch, ei­ne Be­schlag­nah­me als zum Wert­er­satz ver­pflich­tend an­neh­mend: BGH, Urt. v. 07.05.1997 – VI­II ZR 253/96, ju­ris Rn. 18). Da­her ist § 346 II 1 Nr. 3 BGB vor­lie­gend an­wend­bar.

Der Rück­ge­währ­schuld­ner ist auch dann zum Wert­er­satz ver­pflich­tet, wenn die Ver­schlech­te­rung oder der Un­ter­gang erst nach Ent­ste­hen der Rück­ge­währ­pflicht (al­so z. B. nach Er­klä­rung des Rück­tritts) ein­tritt (ju­risPK-BGB/Faust, a. a. O., § 346 Rn. 62). Da­her steht der Pflicht zum Wert­er­satz nicht ent­ge­gen, dass die Ver­äu­ße­rung des Mo­tor­rads durch die Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den erst nach der Er­klä­rung des Rück­tritts er­folgt ist.

Für die Ver­pflich­tung des Klä­gers, Wert­er­satz zu leis­ten, ist schließ­lich un­er­heb­lich, ob der Klä­ger über­haupt Ei­gen­tü­mer des Mo­tor­rads war. Denn die zum Wert­er­satz füh­ren­de Un­mög­lich­keit der Her­aus­ga­be ist schon durch die Ver­äu­ße­rung des Mo­tor­rads durch die Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den ein­ge­tre­ten.

(2) Die Pflicht zum Wert­er­satz ist al­ler­dings aus­ge­schlos­sen.

(a) So­weit § 346 III 1 Nr. 2 BGB ein Ent­fal­len der Pflicht zum Wert­er­satz ins­be­son­de­re dann vor­sieht, wenn der Gläu­bi­ger die Ver­schlech­te­rung oder den Un­ter­gang zu ver­tre­ten hat oder der Scha­den bei ihm gleich­falls ein­ge­tre­ten wä­re, sind die Vor­aus­set­zun­gen die­ser Vor­schrift al­ler­dings nicht er­füllt. Zwar wä­re die Si­cher­stel­lung des Mo­tor­rads samt Ver­wer­tung wohl auch beim Be­klag­ten ein­ge­tre­ten. wenn er eben­falls die Zu­las­sung ver­sucht hät­te. Al­ler­dings greift § 346 III 1 Nr. 2 BGB nicht ein, wenn der Kauf­ge­gen­stand auf­grund ei­ner nach­träg­li­chen hy­po­the­ti­schen Re­ser­veur­sa­che Scha­den ge­nom­men hät­te (Rö­thel/​Metz­ger, in: Er­man, BGB, § 346 Rn. 24). Das ist auch vor­lie­gend der Fall, weil nicht mit der er­for­der­li­chen Si­cher­heit fest­ste­hen dürf­te, dass der Be­klag­te, der das Mo­tor­rad ver­kau­fen woll­te, es eben­so wie der Klä­ger zu­ge­las­sen hät­te. Auch hat der Be­klag­te den Ver­lust des Mo­tor­rads nicht zu ver­tre­ten. Dass ihm die Fahn­dung im Schen­ge­ner In­for­ma­ti­ons­sys­tem hät­te be­kannt sein müs­sen, ist we­der er­sicht­lich noch vor­ge­tra­gen.

(b) Al­ler­dings ist die Pflicht des Rück­ge­währ­schuld­ners zum Wert­er­satz im­mer dann aus­ge­schlos­sen, wenn die Ur­sa­che für die Ver­schlech­te­rung oder den Un­ter­gang aus der Sphä­re des Rück­ge­währ­gläu­bi­gers stammt. Ein Ver­tre­ten­müs­sen ge­mäß § 346 III 1 Nr. 2 BGB liegt da­mit na­ment­lich vor, wenn die Ver­schlech­te­rung oder der Un­ter­gang auf ei­nem Man­gel be­ruht, und zwar un­ab­hän­gig da­von, ob der Rück­ge­währ­gläu­bi­ger den Man­gel zu ver­tre­ten hat oder ob er ihn ken­nen muss­te (Stau­din­ger/​Kai­ser, a. a. O., § 346 Rn. 193; ju­risPK-BGB/​Faust, a. a. O., § 346 Rn. 71; HK-BGB/​Fries/​Schul­ze, 11. Aufl. [2021], § 346 Rn. 16; Schwa­be, JuS 2002, 630, 634; aus­drück­lich auch in Be­zug auf Rechts­män­gel: Stau­din­ger/​Kai­ser, a. a. O., § 346 Rn. 195; BeckOGK/​Schall, Stand: 01.12.2022, § 346 BGB Rn. 593; s. auch mit dem Ar­gu­ment, der ding­li­che An­spruch sei stär­ker als das Recht des Ver­käu­fers ge­gen den Käu­fer auf Rück­ga­be der Sa­che: BGH, Urt. v. 28.05.1952 – I ZR 111/51 –, BGHZ 5, 337, 339 f.). Die­se Vor­aus­set­zun­gen sind vor­lie­gend er­füllt, weil der Ver­kauf des Mo­tor­rads durch die Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den auf des­sen SIS-Ein­tra­gung und da­mit dem Man­gel des Mo­tor­rads be­ruh­te. Da­nach ist die Pflicht zum Wert­er­satz aus­ge­schlos­sen, zu­mal der Klä­ger sonst gleich­sam zwei­mal den Kauf­preis – den ehe­ma­lig an den Be­klag­ten ge­zahl­ten Kauf­preis so­wie Wert­er­satz in Hö­he des Kauf­prei­ses – zah­len müss­te, die­sen aber von dem Be­klag­ten nur ein­mal zu­rück­er­hal­ten wür­de.

(3) Nach dem Vor­ste­hen­den be­steht kei­ne Pflicht des Klä­gers, an den Be­klag­ten Wert­er­satz zu leis­ten. Al­ler­dings muss sich der Klä­ger da­zu ver­pflich­ten, zu­künf­ti­ge Er­satz­an­sprü­che nach dem Ge­setz über die Ent­schä­di­gung für Straf­ver­fol­gungs­maß­nah­men ge­mäß § 346 III 2 BGB an den Be­klag­ten ab­zu­tre­ten. Die­se Vor­schrift sieht vor, dass der Klä­ger trotz Aus­schlus­ses der Wert­er­satz­pflicht ei­ne den­noch ver­blei­ben­de Be­rei­che­rung her­aus­zu­ge­ben hat. Sie ist als Rechts­fol­gen­ver­wei­sung auf das Be­rei­che­rungs­recht zu ver­ste­hen (BT-Drs. 14/6040, S. 196) und ist ge­mäß § 348 BGB Zug um Zug mit der Rück­erstat­tung des Kauf­prei­ses zu er­fül­len. Die Vor­aus­set­zun­gen die­ser Vor­schrift sind er­füllt ((a)). Al­ler­dings ist die vom Land­ge­richt aus­ge­ur­teil­te Ab­tre­tung von An­sprü­chen ge­gen sons­ti­ge Drit­te zu un­be­stimmt ((b)) und im Üb­ri­gen ge­mäß § 13 II St­rEG nich­tig ((c)). Da­her kann der Vor­teils­aus­gleich nur da­durch er­fol­gen, dass sich der Klä­ger zur Ab­tre­tung zu­künf­ti­ger An­sprü­che ver­pflich­tet ((d)).

(a) Die Vor­aus­set­zun­gen des § 346 III 2 BGB sind er­füllt. Da­bei sind vor­lie­gend die Er­satz­an­sprü­che nach dem Ge­setz über die Ent­schä­di­gung für Straf­ver­fol­gungs­maß­nah­men schon der­art kon­kret, dass sie als „ver­blei­ben­de Be­rei­che­rung“ i. S. von § 346 III BGB auf­ge­fasst wer­den kön­nen. Un­zwei­fel­haft da­bei ist, dass nicht erst die aus­ge­zahl­te Er­satz­leis­tung, son­dern auch schon der dar­auf ge­rich­te­te An­spruch nach § 346 III 2 BGB her­aus­zu­ge­ben ist (so für Haft­pflicht­an­sprü­che BGH, Urt. v. 25.03.2015 – VI­II ZR 38/14 –, ju­ris Rn. 17). Er­langt i. S. von § 346 III 2 BGB ist et­was aber erst dann, wenn es sich auf­grund des Be­rei­che­rungs­vor­gangs im Ver­mö­gen des Be­rei­cher­ten kon­kret ma­ni­fes­tiert und da­durch ei­ne Ver­bes­se­rung sei­ner Ver­mö­gens­la­ge ein­tritt (BGH, Urt. v. 07.01.1971 – VII ZR 9/70, BGHZ 55, 128, 131). Das hat der BGH in ei­ner Kon­stel­la­ti­on ver­neint, in der die Haft­pflicht­ver­si­che­rung nicht auf den Ver­si­che­rungs­fall ge­zahlt und ih­re Ein­stands­pflicht für den­Haft­pflicht­fall ver­neint hat. Hier­zu hat der BGH aus­ge­führt, dass ein et­wai­ger, noch im Prü­fungs­sta­di­um be­find­li­cher und we­gen der ver­wei­ger­ten Ge­neh­mi­gung der­zeit nicht ab­tret­ba­rer An­spruch des Klä­gers auf Zah­lung ei­ner Ver­si­che­rungs­leis­tung kei­ne her­aus­ga­be­fä­hi­ge Be­rei­che­rung i. S. des § 346 III 2 BGB dar­stel­le (BGH, Urt. v. 25.03.2015 – VI­II ZR 38/14, ju­ris Rn. 19).

Al­ler­dings sind die vor­ste­hend an­ge­führ­ten Maß­stä­be nicht auf den vor­lie­gen­den Sach­ver­halt über­trag­bar. Denn das AG Pots­dam hat mit Be­schluss vom 08.07.2021 ent­schie­den, dass der Klä­ger dem Grun­de nach ge­mäß § 2 II Nr. 4 St­rEG ent­schä­digt wird. Die­se Ent­schei­dung ist rechts­kräf­tig und ver­mit­telt dem Klä­ger be­reits ei­ne hin­rei­chend ge­si­cher­te Rechts­po­si­ti­on, die zur An­wend­bar­keit von § 346 III 2 BGB be­rech­tigt. Das Ver­fah­ren nach dem Ge­setz über die Ent­schä­di­gung für Straf­ver­fol­gungs­maß­nah­men glie­dert sich in zwei Ab­schnit­te, näm­lich die Ent­schei­dung des Straf­rich­ters nach §§ 8, 9 St­rEG, in der die Ent­schä­di­gungs­pflicht der Staats­kas­se dem Grun­de nach fest­ge­stellt wird, und das an­schlie­ßen­de Be­trags­ver­fah­ren vor der Lan­des­jus­tiz­ver­wal­tung und ge­ge­be­nen­falls den Zi­vil­ge­rich­ten nach den §§ 10, 13 St­rEG, in dem die Hö­he der Ent­schä­di­gung fest­ge­setzt wird. Durch die Ent­schei­dung des Straf­ge­richts wird über den An­spruchs­grund ab­schlie­ßend ent­schie­den. Die Fra­gen, die im ers­ten Ver­fah­rens­ab­schnitt vor den Straf­ge­rich­ten zu klä­ren sind, wer­den in die­sem Ver­fah­ren end­gül­tig er­le­digt und kön­nen im an­schlie­ßen­den Be­trags­ver­fah­ren nicht noch­mals auf­ge­rollt wer­den (BGH, Urt. v. 15.02.1979 – III ZR 164/77, ju­ris Rn. 23). Die­se Bin­dungs­wir­kung be­steht auch in Be­zug auf den vor­lie­gen­den Be­schluss des AG Pots­dam, der ei­ne Ent­schä­di­gungs­pflicht dem Grund nach be­jaht (vgl. OLG Mün­chen, Urt. v. 28.04.2011 – 1 U 2652/10, ju­ris Rn. 40). Da­mit steht vor­lie­gend be­reits rechts­kräf­tig fest, dass ein Er­satz­an­spruch zu­guns­ten des Klä­gers be­steht.

(b) So­weit das Land­ge­richt al­ler­dings die Ab­tre­tung von An­sprü­chen ge­gen Drit­te we­gen des Ver­lus­tes des Mo­tor­rads an­ge­ord­net hat, ist die­se Ent­schei­dung zu un­be­stimmt. An­ge­sichts der Viel­zahl von vor­he­ri­gen Be­sit­zern des Mo­tor­rads ist we­der für den Klä­ger noch für den Be­klag­ten hin­rei­chend er­mit­tel­bar, wer die­se Drit­ten sein sol­len (vgl. BGH, Urt. v. 11.05.2017 – IX ZR 238/15, ju­ris Rn. 28), so­dass die Ab­tre­tung in­so­weit un­wirk­sam ist.

(c) Dar­über hin­aus ist die Ent­schei­dung des Land­ge­richts in­so­weit ge­mäß § 13 II St­rEG i. V. mit § 134 BGB un­zu­tref­fend, als es die Ab­tre­tung der An­sprü­che nach dem Ge­setz über die Ent­schä­di­gung für Straf­ver­fol­gungs­maß­nah­men an­ge­ord­net hat. Der Ent­schä­di­gungs­an­spruch ist ge­mäß § 13 II St­rEG bis zur rechts­kräf­ti­gen Ent­schei­dung über die­sen An­spruch nicht über­trag­bar. Zwar hat das Amts­ge­richt be­reits rechts­kräf­tig über den Grund des gel­tend ge­mach­ten Ent­schä­di­gungs­an­spruchs ent­schie­den. Al­ler­dings fin­det § 13 II St­rEG bis zum rechts­kräf­ti­gen Ab­schluss des Ver­fah­rens auch der Hö­he nach An­wen­dung (OLG Ko­blenz, Beschl. v. 11.02.2008 – 1 W 855/07, ju­ris Rn. 9; Be­ckOK-StPO/​Cor­ne­li­us, Stand: 01.10.2022, § 13 St­rEG Rn. 2; Münch­Komm-StPO/[&hs­pace]Kunz, 2018, § 13 St­rEG Rn. 16). Da die­ses Ver­fah­ren der Hö­he nach noch nicht ab­ge­schlos­sen ist, ist die durch das Land­ge­richt den­noch an­ge­ord­ne­te Ab­tre­tung der An­sprü­che nach dem Ge­setz über die Ent­schä­di­gung für Straf­ver­fol­gungs­maß­nah­men ge­mäß § 134 BGB nich­tig.

(d) Dass der Ent­schä­di­gungs­an­spruch vor rechts­kräf­ti­ger Ent­schei­dung dar­über nicht wirk­sam an den Be­klag­ten ab­ge­tre­ten wer­den kann, führt aber nicht da­zu, dass er beim Klä­ger ver­bleibt. Wenn im Rah­men ei­ner Zug-um-Zug-Ver­ur­tei­lung ein er­lang­ter Vor­teil her­aus­ge­ben wer­den müss­te be­zie­hungs­wei­se­vor­han­de­ne An­sprü­che ab­ge­tre­ten wer­den müss­ten, dies aber we­gen ei­ner ge­setz­lich an­ge­ord­ne­ten Un­über­trag­bar­keit nicht mög­lich ist, muss sich der Klä­ger als „We­ni­ger“ da­zu Zug um Zug ver­pflich­ten, mög­li­che spä­te­re Zah­lun­gen an den Be­klag­ten aus­zu­keh­ren (vgl. OLG Saar­brü­cken, Urt. v. 04.05.2011 – 5 U 502/10, VersR 2011, 1441, 1444). Dies hat der Se­nat da­her auch vor­lie­gend an­ge­ord­net.

(e) Der da­mit eben­falls zu­ge­spro­che­ne Zins­an­spruch folgt aus Ver­zugs­ge­sichts­punk­ten ge­mäß §§ 286 I, 288 I BGB.

b) Die land­ge­richt­lich er­folg­te Fest­stel­lung des An­nah­me­ver­zugs schei­tert schon dar­an, dass die vom Land­ge­richt an­ge­ord­ne­te Ab­tre­tung der An­sprü­che nach dem Ge­setz über die Ent­schä­di­gung für Straf­ver­fol­gungs­maß­nah­men in­fol­ge des Ab­tre­tungs­ver­bots nach § 13 II St­rEG nich­tig war. Das land­ge­richt­li­che Ur­teil war auch in­so­weit ab­zu­än­dern.

c) Der Klä­ger kann von dem Be­klag­ten als Fol­ge der pflicht­wid­ri­gen Ver­äu­ße­rung des man­gel­haf­ten Fahr­zeugs ge­mäß § 437 Nr. 3, § 280 1 BGB au­ßer­dem grund­sätz­lich den Er­satz der Fahrt­kos­ten ver­lan­gen, die er durch die zwei­ma­li­gen Fahr­ten zum Be­klag­ten auf­wen­den muss­te, mit­hin 192 €. Al­ler­dings hat der Be­klag­te die Ver­ur­sa­chung die­ser Kos­ten nicht zu ver­tre­ten. Zwar wird das Ver­tre­ten­müs­sen nach § 280 I 2 BGB ver­mu­tet. Die­se Ver­mu­tung wird aber schon durch den un­strei­ti­gen Sach­ver­halt wi­der­legt, wo­nach das Mo­tor­rad ei­ni­ge Ver­käu­fe zu­vor im Ver­ei­nig­ten Kö­nig­reich un­ter du­bio­sen Um­stän­den ver­äu­ßert wor­den sein könn­te und des­halb ei­ne SIS-Ein­tra­gung auf­wies.

d) Der Er­satz von Rechts­an­walts­kos­ten un­ter Ver­zugs­ge­sichts­punk­ten ge­mäß §§ 280 I, II, 286 BGB kommt nicht in Be­tracht, da die Rechts­an­wäl­te des Klä­gers ver­zugs­be­grün­dend tä­tig wa­ren. Ein Er­satz un­ter dem Ge­sichts­punkt des all­ge­mei­nen Scha­dens­er­sat­zes schei­det nach den vor­ste­hen­den Aus­füh­run­gen un­ter 1 a bb (3) (c) aus.

2. Nach den vor­ste­hen­den Maß­stä­ben hat die An­schluss­be­ru­fung teil­wei­se Er­folg, weil die Zug-um-Zug-Ver­ur­tei­lung im Hin­blick auf die ein­schrän­kungs­lo­se Ab­tre­tung der An­sprü­che nach dem Ge­setz über die Ent­schä­di­gung für Straf­ver­fol­gungs­maß­nah­men un­zu­tref­fend ist. Hin­sicht­lich der dar­über hin­aus ver­folg­ten ein­schrän­kungs­lo­sen Ver­ur­tei­lung des Be­klag­ten hat die An­schluss­be­ru­fung da­ge­gen kei­nen Er­folg (vgl. oben un­ter 1).

3. Die vom Klä­ger be­an­trag­te Be­rich­ti­gung des land­ge­richt­li­chen Ur­teils hin­sicht­lich der feh­len­den Er­wäh­nung der Kla­ge­statt­ga­be in Hö­he von Fahrt­kos­ten über 192 € und Rechts­an­walts­kos­ten über 887,03 € im Te­nor ist nicht ge­son­dert zu be­schei­den. Es han­delt sich bei den vor­lie­gen­den Te­n­o­rie­rungs­feh­lern des Land­ge­richts zwar um of­fen­kun­di­ge Feh­ler, die auch durch das Be­ru­fungs­ge­richt wäh­rend des schwe­ben­den Be­ru­fungs­ver­fah­rens be­rich­tigt wer­den kön­nen (BGH, Urt. v. 20.08.2009 – VII ZR 205/07, BGHZ 182, 158 Rn. 67; Beschl. v. 09.02.1989 – V ZB 25/88, BGHZ 106, 370, 373 f. = ju­ris Rn. 13). Da die zu be­rich­ti­gen­den An­sprü­che aber ent­ge­gen der land­ge­richt­li­chen Auf­fas­sung nicht be­ste­hen (vgl. ober un­ter 1 c und d, be­steht für ei­ne ent­spre­chen­de Be­rich­ti­gung kein Recht­schutz­be­dürf­nis.

4. Schließ­lich war ei­ne Aus­set­zung nach § 148 ZPO nicht an­ge­zeigt, weil der Rechts­streit auch oh­ne die aus­ste­hen­de Ent­schei­dung im Be­trags­ver­fah­ren nach dem Ge­setz über die Ent­schä­di­gung für Straf­ver­fol­gungs­maß­nah­men ent­schei­dungs­reif ist.

So­weit die Ge­ne­ral­staats­an­walt­schaft das Be­trags­ver­fah­ren im Hin­blick das hie­si­ge Ver­fah­ren des­halb aus­ge­setzt hat, weil hier ei­ne Klä­rung der Ei­gen­tums­ver­hält­nis­se er­fol­gen wer­de, steht das der vor­lie­gen­den Ent­schei­dung nicht ent­ge­gen. Zwar hat­te der Se­nat die Ei­gen­tums­ver­hält­nis­se man­gels Ent­schei­dungs­er­heb­lich­keit im vor­lie­gen­den Ver­fah­ren nicht zu klä­ren. Al­ler­dings war den­noch kei­ne Aus­set­zung des hie­si­gen Ver­fah­rens im Hin­blick auf das St­rEG-Ver­fah­ren an­zu­ord­nen. Denn ge­mäß § 7 I St­rEG wird der durch die Straf­ver­fol­gungs­maß­nah­me ver­ur­sach­te Ver­mö­gens­scha­den ent­schä­digt. Ver­mö­gens­scha­den ist je­de durch die Straf­ver­fol­gungs­maß­nah­me ver­ur­sach­te Ver­schlech­te­rung der wirt­schaft­li­chen La­ge des Be­schul­dig­ten, die sich in Geld­wert aus­drü­cken lässt, ein­ge­schlos­sen die Nach­tei­le im Fort­kom­men und Er­werb, vor al­lem der Ver­dienst­aus­fall und der ent­gan­ge­ne Ge­winn, der nach dem ge­wöhn­li­chen Lauf der Din­ge oder den be­son­de­ren Um­stän­den des Falls hät­te er­war­tet wer­den kön­nen (BT-Drs. VI/460, S. 8; Münch­Komm-StPO/[&hs­pace]Kunz, a. a. O., § 7 St­rEG Rn. 8). So­fern al­so der Klä­ger ge­mäß § 935 I BGB oder den nach Art. 43 EGBGB an­wend­ba­ren Vor­schrif­ten kein Ei­gen­tum am Mo­tor­rad er­wor­ben ha­ben soll­te, könn­te ihm mög­li­cher­wei­se durch die Ver­äu­ße­rung ein Ver­mö­gens­scha­den in Hö­he des als Kauf­preis für das Kraft­fahr­zeug hin­ge­ge­be­nen Geld­be­trags von 9.000 € ent­stan­den sein(vgl. BGH, Beschl. v. 21.05.2019 – 4 StR 574/18, ju­ris). Die Ge­fahr, dass der Klä­ger da­bei dop­pelt ent­schä­digt wer­den könn­te, kann durch die Re­ge­lung des § 255 BGB (vgl. BGH, Urt. v. 26.01.1989 – III ZR 192/87, BGHZ 106, 313, 320 f.) ver­hin­dert wer­den. Da­her be­steht im Hin­blick auf den mit der vor­lie­gen­den Ent­schei­dung rechts­kräf­ti­gen Ab­schluss des hie­si­gen Rechts­streits kein An­lass für die An­nah­me, dass das Be­trags­ver­fah­ren den­noch nicht als­bald zum Ab­schluss ge­lan­gen wird, so­dass ei­ne Aus­set­zung des hie­si­gen Rechts­streits im Hin­blick auf das Be­trags­ver­fah­ren nach dem Ge­setz über die Ent­schä­di­gung für Straf­ver­fol­gungs­maß­nah­men zu un­ter­blei­ben hat­te. …

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