1. Zur Fra­ge des Vor­lie­gens ei­nes nach § 34 IV Ge­wO ver­bo­te­nen Rück­kaufs­han­dels im Fal­le des ge­werbs­mä­ßi­gen An­kaufs von Kraft­fahr­zeu­gen und de­ren an­schlie­ßen­der Ver­mie­tung an den Ver­käu­fer – „sa­le and rent back“ (im An­schluss an BGH, Urt. v. 14.05.2009 – I ZR 179/07, NJW 2009, 3368 Rn. 19 ff.; BVerwG, Urt. v. 07.07.2021 – 8 C 28/20, BVerw­GE 173, 108 Rn. 10 ff.).
  2. Die Aus­le­gung und An­wen­dung der buß­geld­be­wehr­ten Ver­bots­norm des § 34 IV Ge­wO muss sich an den aus Art. 103 II GG, § 3 OWiG er­ge­ben­den Gren­zen ei­ner zu­läs­si­gen rich­ter­li­chen In­ter­pre­ta­ti­on aus­rich­ten.

BGH, Ur­teil vom 16.11.2022 – VI­II ZR 221/21

Sach­ver­halt: Die Be­klag­te, die bun­des­weit ein staat­lich zu­ge­las­se­nes Pfand­leih­haus be­treibt, kauft im Rah­men ih­rer Ge­schäfts­tä­tig­keit Kraft­fahr­zeu­ge an und über­lässt die­se den Ver­käu­fern auf­grund ei­nes Miet­ver­hält­nis­ses zur wei­te­ren Nut­zung („sa­le and rent back“). Am En­de des Miet­ver­hält­nis­ses ver­wer­tet sie die Kraft­fahr­zeu­ge.

Mit Kauf­ver­trag vom 13.08.2018 ver­äu­ßer­te die Klä­ge­rin ihr Kraft­fahr­zeug, ei­nen Smart Fort­wo MHD, das zu die­sem Zeit­punkt ei­nen Ver­kehrs­wert von 4.500 € hat­te, zum Preis von 1.500 € an die Be­klag­te.

In § 6 des Kauf­ver­trags­for­mu­lars ist un­ter an­de­rem fol­gen­de Re­ge­lung ent­hal­ten:

„a. Der Ver­käu­fer be­ab­sich­tigt, das Fahr­zeug von der Käu­fe­rin zur Nut­zung zu­rück­zu­mie­ten. […] Ein­zel­hei­ten sind in ei­nem ge­son­der­ten Miet­ver­trag ge­re­gelt.

b. Der Ver­käu­fer wur­de zu­dem auf § 34 Ab­satz 4 Ge­wer­be­ord­nung hin­ge­wie­sen, der be­sagt, dass der ge­werbs­mä­ßi­ge An­kauf be­weg­li­cher Sa­chen mit Ge­wäh­rung des Rück­kaufs­rechts ver­bo­ten ist. Der Ver­käu­fer be­stä­tigt aus­drück­lich, dass ihm wäh­rend der Ver­trags­ver­hand­lun­gen we­der schrift­lich oder münd­lich zu­ge­sagt noch der Ein­druck ver­mit­telt wur­de, dass er das von ihm an die Käu­fe­rin ver­kauf­te Fahr­zeug durch ein­sei­ti­ge Er­klä­rung die­ser ge­gen­über zu­rück­kau­fen kön­ne.“

Da­ne­ben schlos­sen die Par­tei­en den in § 6 lit. a des Kauf­ver­trags ge­nann­ten Miet­ver­trag, nach dem die Klä­ge­rin das Kraft­fahr­zeug für ei­ne Miet­zeit ab dem Tag des Ver­trags­schlus­ses (13.08.2018) bis zum 13.02.2019 wei­ter­nut­zen durf­te. Die mo­nat­li­che Mie­te war mit ei­nem Be­trag in Hö­he von 255,47 € an­ge­ge­ben, der sich auf­grund der Über­nah­me der Kos­ten für Steu­ern, Ver­si­che­run­gen, War­tung und Re­pa­ra­tu­ren durch die Klä­ge­rin auf ei­nen mo­nat­li­chen Be­trag von 148,50 € er­mä­ßig­te.

Der For­mu­lar­miet­ver­trag ent­hält un­ter an­de­rem fol­gen­de Re­ge­lung:

„§ 13 Ver­wer­tung des Fahr­zeu­ges nach Be­en­di­gung des Miet­ver­tra­ges

a) Die Miet­par­tei­en ver­ein­ba­ren, dass das Fahr­zeug nach Be­en­di­gung des Miet­ver­tra­ges ver­wer­tet wer­den soll.

b) Die Miet­par­tei­en ver­ein­ba­ren, dass die Ver­mie­te­rin das Fahr­zeug durch öf­fent­li­che Ver­stei­ge­rung ei­nes ge­mäß § 34b Ge­wO staat­lich zu­ge­las­se­nen und ver­ei­dig­ten Auk­tio­na­tors ver­wer­ten wird.

c) Der Ver­stei­ge­rungs­ter­min wird dem Mie­ter 7 Ta­ge zu­vor durch E-Mail mit­ge­teilt wer­den.

[…]

e) Der Mie­ter kann bei der Ver­stei­ge­rung mit­bie­ten, § 1239 BGB.

f) Das Fahr­zeug wird zum Auf­ruf­preis auf­ge­ru­fen. Die­ser setzt sich wie folgt zu­sam­men:

1. An­kaufs­preis […]
2. aus­ste­hen­de Mie­ten, Scha­dens­er­satz­be­trä­ge und Be­hör­den­ge­büh­ren
3. Rück­füh­rungs­kos­ten, nicht be­zahl­te Steu­er- und Ver­si­che­rungs­be­trä­ge so­wie Kos­ten für nicht durch­ge­führ­te Re­pa­ra­tu­ren und/​oder War­tun­gen, TÜV oder ASU bei […], und Kos­ten für Er­satz­pa­pie­re und -schlüs­sel.
4. Kos­ten des Auk­tio­na­tors und der Auk­ti­on ein­schließ­lich Wer­bungs­kos­ten.

g) Nimmt der Mie­ter an der Auk­ti­on nicht teil oder be­en­det er sei­ne Teil­nah­me vor Er­tei­lung des Zu­schlags, er­hält er im Fal­le des Zu­schlags an ei­nen Drit­ten ei­nen et­wai­gen Mehr­er­lös, al­so den Be­trag, der sich aus dem Ver­stei­ge­rungs­er­lös nach Ab­zug der vor­ste­hen­den Kos­ten der Zif­fer f, Nr. 1 bis 4 er­gibt.

h) Soll­te ei­ne Ver­stei­ge­rung, gleich­gül­tig aus wel­chem Grun­de, schei­tern, wird die Ver­mie­te­rin das Fahr­zeug zum han­dels­üb­li­chen Markt­preis ver­kau­fen. Auch hier gilt, dass der Mie­ter ei­nen er­ziel­ten Mehr­er­lös ge­mäß Zif­fer g er­hält. Die Ver­mie­te­rin ist je­doch be­rech­tigt, Wer­bungs­kos­ten für den Ver­kauf vom Mehr­er­lös ab­zu­zie­hen und zu ver­ein­nah­men. […]“

In § 6 lit. e des Miet­ver­trags ist fer­ner ver­ein­bart, dass die Ver­mie­te­rin das Fahr­zeug oh­ne An­kün­di­gung si­cher­stel­len darf, wenn der Mie­ter mit der Zah­lung sei­ner Mie­te mehr als drei Ta­ge in Ver­zug ge­rät. Ge­mäß § 6 lit. c, d, g und h ist der Mie­ter zu­dem in al­len Fäl­len der Ver­trags­be­en­di­gung ver­pflich­tet, das Kraft­fahr­zeug nebst Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil I und Fahr­zeug­schlüs­sel bin­nen ei­ner Frist von 24 Stun­den an die Be­klag­te zu­rück­zu­ge­ben, und ist die Be­klag­te für den Fall der un­ter­blie­be­nen Rück­ga­be be­rech­tigt, das Kraft­fahr­zeug auf Kos­ten (im Re­gel­fall ca. 800 € bis 1.000 € zu­züg­lich Mehr­wert­steu­er) und oh­ne den Wil­len des Mie­ters in Be­sitz zu neh­men. Für die In­be­sitz­nah­me soll die Be­klag­te nach den ver­trag­li­chen Re­ge­lun­gen (§ 6 lit. d des Miet­ver­trags) kei­nen Be­schrän­kun­gen in der Ta­ges­zeit un­ter­lie­gen und zu die­sem Zweck auch be­frie­de­tes Be­sitz­tum öff­nen und be­tre­ten dür­fen. Für den Fall der Weg­nah­me des Kraft­fahr­zeugs ist un­ter § 6 lit. f des Miet­ver­trags ge­re­gelt, dass der Mie­ter auf die Ein­re­de der Weg­nah­me durch ver­bo­te­ne Ei­gen­macht und An­sprü­che nach den §§ 859 ff. BGB ver­zich­te.

Nach der Un­ter­zeich­nung der Ver­trä­ge über­gab die Klä­ge­rin den Zweit­schlüs­sel für das Fahr­zeug und die Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II der Be­klag­ten. Die Klä­ge­rin er­hielt von der Be­klag­ten ei­nen Bar­scheck über 1.500 €, wel­chen sie je­doch nicht ein­lös­te. Sie zahl­te auch kei­ne Mie­te an die Be­klag­te.

Mit ih­rer Kla­ge hat die Klä­ge­rin (zu­letzt) mit Er­folg die Fest­stel­lun­gen be­gehrt, dass sie Ei­gen­tü­me­rin des in Re­de ste­hen­den Fahr­zeugs ist und dass der Be­klag­ten aus dem „Rück­ver­mie­tungs­ver­trag“ kei­ne An­sprü­che für die Ver­mie­tung des Pkw zu­ste­hen. Au­ßer­dem hat die Klä­ge­rin er­folg­reich die Her­aus­ga­be der Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II und des Zweit­schlüs­sels ver­langt. Die Be­ru­fung der Be­klag­ten ist oh­ne Er­folg ge­blie­ben; ih­re Re­vi­si­on, mit der sie die wei­ter­hin die Ab­wei­sung der Kla­ge er­rei­chen woll­te, war in dem Sin­ne er­folg­reich, dass die Sa­che an das Be­ru­fungs­ge­richt zu­rück­ver­wie­sen wur­de.

Aus den Grün­den: [11]   I. Das Be­ru­fungs­ge­richt (OLG Frank­furt a. M., Urt. v. 25.06.2021 – 2 U 116/20, ju­ris) hat zur Be­grün­dung sei­ner Ent­schei­dung, so­weit für das Re­vi­si­ons­ver­fah­ren von In­ter­es­se, im We­sent­li­chen aus­ge­führt:

[12]   Das Land­ge­richt ha­be zu Recht fest­ge­stellt, dass die Klä­ge­rin Ei­gen­tü­me­rin des streit­ge­gen­ständ­li­chen Kraft­fahr­zeugs sei und An­sprü­che der Be­klag­ten aus dem Miet­ver­trag nicht be­stün­den. Es ha­be die Be­klag­te zu­tref­fend auch zur Her­aus­ga­be der Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II und des Zweit­schlüs­sels ver­ur­teilt.

[13]   So­wohl der Kauf- und Miet­ver­trag als auch die Fahr­zeug­über­eig­nung an die Be­klag­te sei­en we­gen ei­nes Ge­set­zes­ver­sto­ßes nich­tig (§ 134 BGB), da der Ab­schluss der Ver­trä­ge ge­gen die Vor­schrift des § 34 IV Ge­wO ver­sto­ße, nach wel­cher der ge­werbs­mä­ßi­ge An­kauf be­weg­li­cher Sa­chen mit Ge­wäh­rung ei­nes Rück­kaufs­rechts ver­bo­ten sei.

[14]   Die Vor­schrift des § 34 IV Ge­wO rich­te sich trotz ih­rer sys­te­ma­ti­schen Stel­lung in ei­ner Be­stim­mung über das Pfand­leih­ge­wer­be nicht aus­schließ­lich an Pfand­lei­her und er­fas­se so­mit auch das Han­deln der Be­klag­ten. Ih­rer An­wen­dung ste­he auch nicht ent­ge­gen, dass in dem zwi­schen den Par­tei­en ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trag ein Rück­kaufs­recht zu­guns­ten der Klä­ge­rin nicht ver­ein­bart, son­dern im Miet­ver­trag le­dig­lich dar­auf hin­ge­wie­sen wor­den sei, dass der Mie­ter bei ei­ner nach Be­en­di­gung des Miet­ver­trags durch­zu­füh­ren­den Ver­stei­ge­rung mit­bie­ten kön­ne. Nach der al­lein maß­geb­li­chen wirt­schaft­li­chen Be­deu­tung des Ge­schäfts der Par­tei­en han­de­le es sich der Sa­che nach um die ge­werbs­mä­ßi­ge Hin­ga­be ei­nes durch ein Pfand­recht an be­weg­li­chen Sa­chen ge­si­cher­tes Dar­le­hen und da­mit um ein ver­schlei­er­tes Pfand­leih­ge­schäft.

[15]   Mit dem Kauf­ver­trag und dem zu­gleich ab­ge­schlos­se­nen Miet­ver­trag hät­ten die Par­tei­en ei­ne Ver­trags­ge­stal­tung ge­wählt, bei wel­cher die Klä­ge­rin als Ver­käu­fe­rin der Be­klag­ten als ge­werb­lich han­deln­der Käu­fe­rin das Ei­gen­tum an ih­rem Fahr­zeug über­tra­gen soll­te und sich die­ses durch Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses und Er­brin­gung ei­ner wei­te­ren ver­trag­lich ver­ein­bar­ten Leis­tung als Ent­gelt für die Über­las­sung des Ka­pi­tals und den Ver­wal­tungs­auf­wand der Be­klag­ten wie­der ha­be ver­schaf­fen kön­nen, die über ei­nen Nut­zungs­er­satz (§ 346 I, § 347 I 1 BGB) hin­aus­ge­he. Da­bei sei es un­er­heb­lich, dass das der Klä­ge­rin in die­sem Zu­sam­men­hang ein­ge­räum­te „Ge­stal­tungs­recht“ nicht als Rück­kaufs­recht aus­ge­formt sei, son­dern die Klä­ge­rin nach den Vor­stel­lun­gen bei­der Ver­trags­par­tei­en (le­dig­lich) fak­tisch die Mög­lich­keit ha­ben soll­te, sich das Ei­gen­tum an dem Fahr­zeug wie­der zu ver­schaf­fen, in­dem sie ent­we­der bei der öf­fent­li­chen Ver­stei­ge­rung selbst mit­bie­te oder das Fahr­zeug „un­ter Ab­be­din­gung die­ses Um­we­ges“ di­rekt von der Be­klag­ten zu­rück­er­wer­be. Die­se Kon­stel­la­ti­on ent­spre­che bei der ge­bo­te­nen wirt­schaft­li­chen Be­trach­tungs­wei­se ei­nem Rück­kaufs­recht.

[16]   Das Ziel der von den Par­tei­en ab­ge­schlos­se­nen Ver­trä­ge sei es ge­we­sen, der Klä­ge­rin ei­nen von ihr be­nö­tig­ten Geld­be­trag zu ver­schaf­fen und zu­gleich für die Be­klag­te si­cher­zu­stel­len, dass sie nicht man­gels Zah­lungs­mög­lich­keit oder -be­reit­schaft der Klä­ge­rin mit ei­nem An­spruch auf Rückerlan­gung die­ses Be­trags oder wei­te­rer ihr ent­ste­hen­der Kos­ten aus­fal­le und sie zu­gleich ei­nen Er­lös aus die­sem Ge­schäft er­zie­le. Die­se Zie­le hät­ten die Par­tei­en nicht mit­tels der Ge­wäh­rung ei­nes Dar­le­hens er­rei­chen kön­nen, da der Be­klag­ten ei­ne sol­che – man­gels Zu­las­sung als Kre­dit­in­sti­tut – nicht ge­stat­tet ge­we­sen sei. Die (zu­läs­si­ge) Si­che­rung der Be­klag­ten durch ein Pfand­recht ha­be nicht dem von den Par­tei­en Ge­woll­ten ent­spro­chen, da die Klä­ge­rin in die­sem Fall der Be­klag­ten das Fahr­zeug hät­te über­las­sen müs­sen (§ 1205 I BGB).

[17]   Das Ge­schäfts­mo­dell der Be­klag­ten rich­te sich so­mit an Ver­brau­cher, die als Si­cher­heit ihr Kraft­fahr­zeug zur Ver­fü­gung stel­len könn­ten, die­ses aber zu­gleich wei­ter­nut­zen möch­ten. Da­her ha­be die Be­klag­te das Ge­schäfts­mo­dell vor­ge­ge­ben, wo­nach sie das Fahr­zeug des Kun­den ge­gen ei­nen Geld­be­trag an­kau­fe, den der Kun­de so­fort er­hal­te, das Fahr­zeug dann aber an ihn ge­gen ein Ent­gelt zu­rück­ver­mie­te und die­ses nach Ab­lauf der Miet­zeit durch Ver­stei­ge­rung ver­wer­te, so­dass sie mit­tels des Er­lö­ses für das Fahr­zeug vor­aus­sicht­lich so­wohl den an den Kun­den ge­zahl­ten Kauf­preis als auch et­wa aus­ste­hen­de Mie­ten, Scha­dens­er­satz­be­trä­ge, Be­hör­den­ge­büh­ren und sons­ti­ge Kos­ten ein­schließ­lich der Kos­ten der Ver­stei­ge­rung er­stat­tet be­kom­me. Mit ei­ner sol­chen Ver­trags­ge­stal­tung er­rei­che die Be­klag­te wirt­schaft­lich das glei­che Er­geb­nis wie mit ei­ner Dar­le­hens­ge­wäh­rung ge­gen Stel­len von Si­che­rungs­ei­gen­tum oder ei­nes Pfand­rechts an dem Fahr­zeug durch den Dar­le­hens­neh­mer, was aber – da es sich bei ihr nicht um ein zu­ge­las­se­nes Kre­dit­in­sti­tut han­de­le – nicht zu­läs­sig be­zie­hungs­wei­se – als Pfand­recht – von den Par­tei­en nicht ge­wollt ge­we­sen sei. An­ders als im Fal­le ei­ner Dar­le­hens­ge­wäh­rung an den Kun­den ge­gen Stel­len ei­nes Pfand­rechts an dem Kraft­fahr­zeug – eben­so wie bei Ein­räu­mung von Si­che­rungs­ei­gen­tum – ha­be der Kun­de je­doch nicht ent­spre­chend § 1223 II BGB die Mög­lich­keit, die Ver­wer­tung der Si­cher­heit (Kraft­fahr­zeug) durch Rück­zah­lung des Dar­le­hens zu ver­hin­dern, da die Ver­wer­tung der „Si­cher­heit“ nach Be­en­di­gung des Miet­ver­trags – durch öf­fent­li­che Ver­stei­ge­rung – be­reits ver­ein­bart sei.

[18]   Die Re­ge­lun­gen zur Ver­wer­tung des Fahr­zeugs nach Be­en­di­gung des Miet­ver­trags ent­sprä­chen den­je­ni­gen der Ver­ein­ba­rung ei­nes Mo­bi­li­ar­pfand­rechts bei Ein­tritt der Pfand­rei­fe der ge­si­cher­ten For­de­rung. Die In­ten­tio­nen der Be­klag­ten sei­en we­der den­je­ni­gen ei­nes Käu­fers noch den­je­ni­gen ei­nes Ver­mie­ters gleich­zu­set­zen. Das In­ter­es­se der Be­klag­ten am Er­werb des Fahr­zeugs ha­be sich von vorn­her­ein auf des­sen Ver­wer­tung be­schränkt. Auch ha­be sie kein In­ter­es­se am Hal­ten des Fahr­zeugs zum Zwe­cke der Ver­mie­tung an Drit­te ge­habt.

[19]   Die Klä­ge­rin ha­be – für die Be­klag­te er­kenn­bar – nicht le­dig­lich ei­nen Er­lös aus der Ver­äu­ße­rung ih­res Fahr­zeugs er­zie­len und sich wie­der­um ein Fahr­zeug an­mie­ten wol­len. In die­sem Fall hät­te sie ei­nen üb­li­chen Ge­braucht­wa­gen­ver­kauf ver­ein­ba­ren kön­nen. Der Sach­wert des Fahr­zeugs, des­sen Ver­wer­tung nach Ver­trags­en­de ver­ein­bart ge­we­sen sei, ha­be nicht le­dig­lich den An­spruch der Be­klag­ten auf Zah­lung der Miet­for­de­run­gen, son­dern auch de­ren An­spruch auf Er­stat­tung des als Kauf­preis für das Fahr­zeug an die Klä­ge­rin ge­leis­te­ten Be­trags von 1.500 € si­chern sol­len. Denn die Ver­wer­tung ha­be un­ab­hän­gig da­von er­fol­gen sol­len, ob die Klä­ge­rin die Miet­zah­lun­gen ord­nungs­ge­mäß er­brin­gen wür­de. Dass bei der Ver­wer­tung ein Er­lös in Hö­he der Sum­me al­ler Er­fül­lungs- und Scha­dens­er­satz­for­de­run­gen der Be­klag­ten er­zielt und da­mit de­ren An­spruch auf Rück­zah­lung des An­kaufs­prei­ses tat­säch­lich rea­li­siert wer­den kön­ne, sei durch ei­ne ent­spre­chend nied­ri­ge Be­mes­sung des von der Be­klag­ten ge­zahl­ten An­kaufs­prei­ses für das Fahr­zeug si­cher­ge­stellt wor­den, was der Hand­ha­bung bei der Ver­ein­ba­rung von Si­cher­hei­ten ent­spre­che.

[20]   Bei der Be­ur­tei­lung des Vor­lie­gens ei­nes nach § 34 IV Ge­wO ver­bo­te­nen Rück­kaufs­han­dels sei­en Kauf­ver­trag und Miet­ver­trag ein­heit­lich zu be­trach­ten. Da­mit sei­en die im Miet­ver­trag ver­ein­bar­ten Leis­tun­gen der Klä­ge­rin bei der Fra­ge, ob für die Rückerlan­gung des Ei­gen­tums über ei­nen Nut­zungs­er­satz hin­aus­ge­hen­de Leis­tun­gen er­bracht wer­den müs­sen, gleich­falls zu be­rück­sich­ti­gen. Nach dem von der Be­klag­ten als „sa­le and rent back“ be­zeich­ne­ten Ge­schäfts­mo­dell stün­den bei­de Ver­trä­ge in ei­nem un­mit­tel­ba­ren Zu­sam­men­hang.

[21]   Da sich der im Miet­ver­trag für die spä­ter ver­ein­bar­te Ver­stei­ge­rung fest­ge­leg­te Auf­ruf­preis un­ter an­de­rem nach dem an die Klä­ge­rin be­zahl­ten Kauf­preis rich­te, tra­ge die Klä­ge­rin auch den Wert­ver­lust des Fahr­zeugs wäh­rend der (Miet-)Ver­trags­lauf­zeit, so­dass die hier­durch ein­tre­ten­de Ver­mö­gens­ein­bu­ße eben­falls in die Be­rech­nung ein­zu­stel­len sei. Fer­ner sei zu be­ach­ten, dass der Mie­ter nur dann ei­nen et­wai­gen Mehr­er­lös aus der Ver­stei­ge­rung des Fahr­zeugs er­hal­te, wenn er an der Auk­ti­on nicht teil­neh­me oder sei­ne Teil­nah­me vor Zu­schlags­er­tei­lung be­en­de, nicht je­doch auch in dem Fall, in wel­chem er das Fahr­zeug selbst er­stei­ge­re.

[22]   Die ver­trag­li­chen Leis­tun­gen der Klä­ge­rin, wel­che wirt­schaft­lich als Ent­gelt für die Über­las­sung des Ka­pi­tals und den Ver­wal­tungs­auf­wand der Be­klag­ten an­zu­se­hen sei­en, gin­gen über ei­nen Nut­zungs­er­satz hin­aus.

[23]   Der nach al­le­dem ge­ge­be­ne Ver­stoß ge­gen § 34 IV Ge­wO füh­re zur Nich­tig­keit des Kauf- so­wie des Miet­ver­trags we­gen Ge­set­zes­wid­rig­keit (§ 134 BGB). Die ge­nann­te Vor­schrift sei ih­rem Wort­laut nach als Ver­bots­ge­setz aus­ge­stal­tet. Auch wenn sie sich nur ein­sei­tig an den Händ­ler rich­te, er­ge­be die Aus­le­gung der Vor­schrift nach ih­rem Sinn und Zweck, dass zum Schutz des nicht­ge­werb­li­chen Ver­käu­fers bei ei­nem Ver­stoß das Rechts­ge­schäft selbst nich­tig sein müs­se und dem­entspre­chend kei­ne nach­tei­li­gen Rechts­fol­gen für den Ver­käu­fer ent­fal­ten kön­ne. Die­se Nich­tig­keit er­fas­se auch das ding­li­che Rechts­ge­schäft der Ei­gen­tums­über­tra­gung.

[24]   Die Be­den­ken des Baye­ri­schen Ver­wal­tungs­ge­richts­hofs (Urt. v. 22.07.2020 – 22 B 18/1574, DVBl 2020, 1486 Rn. 25 ff.), die sich aus dem Be­stimmt­heits­ge­bot (Art. 103 II GG, § 3 OWiG) er­ge­ben­den ver­fas­sungs­recht­li­chen Gren­zen könn­ten bei ei­ner wei­ten Aus­le­gung des § 34 IV Ge­wO über­dehnt wer­den, tei­le der Be­ru­fungs­se­nat nicht.

[25]   II. Die­se Be­ur­tei­lung hält recht­li­cher Nach­prü­fung nicht stand.

[26]   1. Ent­ge­gen der An­sicht der Re­vi­si­on ist das Be­ru­fungs­ur­teil je­doch nicht be­reits des­we­gen (teil­wei­se) auf­zu­he­ben, weil ein Ver­stoß ge­gen § 308 I ZPO vor­lä­ge.

[27]   Es ist be­reits frag­lich, ob – wie die Re­vi­si­on meint – der An­trag auf Fest­stel­lung, dass der Be­klag­ten aus dem „Rück­ver­mie­tungs­ver­trag“ kei­ne An­sprü­che zu­ste­hen, nur hilfs­wei­se ge­stellt wur­de. Selbst wenn dies der Fall sein soll­te, wä­re ein dar­auf ba­sie­ren­der Ver­stoß des Land­ge­richts – das (auch) dem Haupt­an­trag statt­ge­ge­ben hat – ge­gen § 308 I ZPO (vgl. hier­zu BGH, Beschl. v. 13.09.2016 – VII ZR 17/14, NJW 2017, 1180 Rn. 13 f.; Zöl­ler/​Fes­korn, ZPO, 34. Aufl., § 308 Rn. 2; Ren­sen, in: Wiec­zo­rek/​Schüt­ze, ZPO, 4. Aufl., § 308 Rn. 17) im Be­ru­fungs­ver­fah­ren ge­heilt wor­den. Denn die Klä­ge­rin hat dort die Zu­rück­wei­sung der Be­ru­fung der Be­klag­ten ge­gen das land­ge­richt­li­che Ur­teil be­an­tragt. Sie hät­te sich da­mit den Ur­teils­aus­spruch des Land­ge­richts zu ei­gen ge­macht und ihr Kla­ge­be­geh­ren ent­spre­chend er­wei­tert (vgl. BGH, Urt. v. 12.01.1994 – VI­II ZR 165/92, BGHZ 124, 351, 370; Urt. v. 06.10.1998 – XI ZR 313/97, NJW 1999, 61 un­ter II 2).

[28]   2. Mit der vom Be­ru­fungs­ge­richt ge­ge­be­nen Be­grün­dung kön­nen je­doch we­der die von der Klä­ge­rin be­gehr­te Fest­stel­lung ih­res (fort­be­ste­hen­den) Ei­gen­tums be­züg­lich des an die Be­klag­te ver­äu­ßer­ten Fahr­zeugs noch das Nicht­be­ste­hen von An­sprü­chen der Be­klag­ten aus dem „Rück­ver­mie­tungs­ver­trag“ be­jaht wer­den. Auch trägt die Be­grün­dung des Be­ru­fungs­ge­richts nicht den zu­er­kann­ten An­spruch der Klä­ge­rin auf Her­aus­ga­be der Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II und des Zweit­schlüs­sels für ihr Fahr­zeug. Denn ent­ge­gen der An­sicht des Be­ru­fungs­ge­richts sind die zwi­schen den Par­tei­en ge­schlos­se­nen Kauf- und Miet­ver­trä­ge so­wie die Über­eig­nung des Fahr­zeugs an die Be­klag­te nicht ge­mäß § 134 BGB i. V. mit § 34 IV Ge­wO nich­tig. Die Vor­schrift des § 34 IV Ge­wO ist auf die vor­lie­gen­de Sach­ver­halts­kon­stel­la­ti­on we­der di­rekt (a) noch ana­log (b) an­wend­bar.

[29]   a) Die von den Par­tei­en ge­schlos­se­nen Ver­trä­ge un­ter­fal­len nicht dem in § 34 IV Ge­wO sta­tu­ier­ten Ver­bot des Rück­kaufs­han­dels.

[30]   Hier­nach ist der ge­werbs­mä­ßi­ge An­kauf be­weg­li­cher Sa­chen ver­bo­ten, wenn er mit Ge­wäh­rung ei­nes Rück­kaufs­rechts er­folgt. Zwar hat die Be­klag­te das Fahr­zeug der Klä­ge­rin in Aus­übung ih­rer ge­werb­li­chen Tä­tig­keit an­ge­kauft und die­ser fak­tisch ei­nen Weg zu des­sen Rückerlan­gung er­öff­net. Der Klä­ge­rin wur­de hier­durch je­doch ein Recht zum Rück­kauf i. S. von § 34 IV Ge­wO nicht ge­währt. Sie hat­te in­fol­ge der ver­ein­bar­ten Ver­wer­tung des Fahr­zeugs nach Ab­lauf der Miet­zeit im We­ge öf­fent­li­cher Ver­stei­ge­rung le­dig­lich die Mög­lich­keit, die­ses spä­ter wie­der (zu­rück) zu er­wer­ben. An­ders als das Be­ru­fungs­ge­richt meint, stellt al­lein dies nicht die Ge­wäh­rung ei­nes Rück­kaufs­rechts ge­mäß § 34 IV Ge­wO dar.

[31]   aa) Der Be­griff des Rück­kaufs in § 34 IV Ge­wO be­darf der Aus­le­gung, denn er ist we­der nor­ma­tiv vor­ge­prägt noch ge­setz­lich de­fi­niert und ins­be­son­de­re nicht mit dem Wie­der­kauf (§§ 456 ff. BGB) gleich­zu­set­zen, weil er dem öf­fent­li­chen Recht ent­stammt (vgl. BVerwG, Urt. v. 07.07.2021 – 8 C 28/20, BVerw­GE 173, 108 Rn. 11; BGH, Urt. v. 14.05.2009 – I ZR 179/07, NJW 2009, 3368 Rn. 24 f.).

[32]   (1) Un­ter ei­nem Rück­kauf lässt sich nicht nur ein – ge­wis­ser­ma­ßen zum An­kauf spie­gel­bild­li­cher – Kauf­ver­trag i. S. der §§ 433 ff. BGB ver­ste­hen, son­dern auch je­der an­de­re auf ei­ner Wil­lens­er­klä­rung des Ver­käu­fers be­ru­hen­de Rück­erwerb, der zur Wie­der­her­stel­lung der ur­sprüng­li­chen Ei­gen­tums- und Be­sitz­ver­hält­nis­se hin­sicht­lich des Kauf­ge­gen­stands führt (vgl. BVerwG, Urt. v. 07.07.2021 – 8 C 28/20, BVerw­GE 173, 108 Rn. 11). Da­bei spielt es – wie sonst auch – we­der ei­ne ent­schei­den­de Rol­le, wie die Ver­trags­par­tei­en ih­re Ver­ein­ba­run­gen be­zeich­nen, noch, ob al­le maß­geb­li­chen Ver­ein­ba­run­gen in ei­nem Ver­trag zu­sam­men­ge­fasst sind, da der An­kauf le­dig­lich „mit“ der Ge­wäh­rung des Rück­kaufs­rechts ver­bun­den sein, nicht aber in ei­nem ein­zi­gen Rechts­ge­schäft er­fol­gen muss (vgl. BVerwG, Urt. v. 07.07.2021 – 8 C 28/20, BVerw­GE 173, 108 Rn. 10 f.). Auch steht der Ver­bleib der über­eig­ne­ten Sa­che – vor­lie­gend des Kraft­fahr­zeugs – beim Ver­käu­fer der An­wend­bar­keit von § 34 IV Ge­wO nicht ent­ge­gen (vgl. BVerwG, Urt. v. 07.07.2021 – 8 C 28/20, BVerw­GE 173, 108 Rn. 14; Marcks, in: Land­mann/​Roh­mer, Ge­wO, Stand: Sep­tem­ber 2021, § 34 Rn. 25).

[33]   Aus­ge­hend hier­von ist an­er­kannt, dass auch dann ein ver­bo­te­ner Rück­kaufs­han­del i. S. von § 34 IV Ge­wO vor­liegt, wenn dem Ver­käu­fer zwar kein Rück­kaufs­recht im ei­gent­li­chen Sinn, je­doch ein – be­fris­te­tes – Recht zum Rück­tritt vom Kauf­ver­trag ein­ge­räumt wor­den ist und er sich das Ei­gen­tum durch Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses so­wie Er­brin­gung ei­ner wei­te­ren ver­trag­lich ver­ein­bar­ten Leis­tung als Ent­gelt für die Über­las­sung des Ka­pi­tals und/​oder den Ver­wal­tungs­auf­wand des Käu­fers – hier der Be­klag­ten – wie­der ver­schaf­fen kann, die über ei­nen Nut­zungs­er­satz (§ 346 I, § 347 I 1 BGB) hin­aus­geht (vgl. BVerwG, Urt. v. 07.07.2021 – 8 C 28/20, BVerw­GE 173, 108 Rn. 15; BGH, Urt. v. 14.05.2009 – I ZR 179/07, NJW 2009, 3368 Rn. 26).

[34]   (2) Hier­von un­ter­schei­det sich die vor­lie­gend in Re­de ste­hen­de Ver­trags­kon­stel­la­ti­on, was die Re­vi­si­ons­er­wi­de­rung ver­kennt. Denn der Klä­ge­rin wur­de we­der ein Rück­kaufs- noch ein Rück­tritts­recht ge­währt. Sie hat auf­grund der ver­ein­bar­ten Ver­wer­tung des Fahr­zeugs nach Ab­lauf der Miet­zeit im We­ge der öf­fent­li­chen Ver­stei­ge­rung le­dig­lich die Mög­lich­keit des Rück­erwerbs, des­sen Ver­wirk­li­chung je­doch – an­ders als bei der Ge­wäh­rung ei­nes Rück­kaufs- oder Rück­tritts­rechts – nicht al­lein auf ih­rem Wil­lens­ent­schluss be­ruht.

[35]   (a) Ei­ne sol­che ver­trag­li­che Re­ge­lung un­ter­fällt be­reits nicht dem mit­tels der an­er­kann­ten Me­tho­den der Ge­set­zes­aus­le­gung (vgl. hier­zu Se­nat, Urt. v. 13.10.2021 – VI­II ZR 91/20, NZM 2022, 49 Rn. 32 f.) zu be­stim­men­den Be­griff des „Rück­kaufs­rechts“. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat ins­be­son­de­re die Ent­ste­hungs­ge­schich­te der Norm und die sich dar­aus er­ge­ben­de Ziel­set­zung des Ge­setz­ge­bers nicht hin­rei­chend in sei­ne Be­trach­tung ein­be­zo­gen.

[36]   Im Rah­men der Aus­le­gung ist über­dies zu be­ach­ten, dass – was das Be­ru­fungs­ge­richt nur im recht­li­chen Aus­gangs­punkt zu­tref­fend er­kannt hat – ein ge­gen­tei­li­ges Norm­ver­ständ­nis von Art. 103 II GG ge­deckt sein müss­te. Ge­mäß Art. 103 II GG, § 3 OWiG sind an die Be­stimmt­heit der Re­ge­lung buß­geld- oder straf­be­wehr­ter Pflich­ten be­son­de­re An­for­de­run­gen zu stel­len. Ei­ne sol­che buß­geld­be­wehr­te Pflicht ent­hält § 34 IV Ge­wO ge­mäß § 144 II Nr. 2 Ge­wO. Bei der Aus­le­gung die­ser (buß­geld­be­wehr­ten) Norm ist auch im Zi­vil­recht der aus Art. 103 II GG fol­gen­de Be­stimmt­heits­grund­satz zu be­ach­ten (vgl. zum Ge­bot ei­ner grund­sätz­lich ein­heit­li­chen Aus­le­gung BGH, Urt. v. 19.07.2011 – II ZR 246/09, BGHZ 190, 291 Rn. 33; Urt. v. 25.09.2018 – II ZR 190/17, NJW 2019, 219 Rn. 39; vgl. fer­ner EuGH, Urt. v. 22.11.2005 – C-384/02, ECLI:EU:C:2005:708 = ZIP 2006, 123 Rn. 28 – Grøngaard und Bang [zur Aus­le­gung von Richt­li­ni­en]).

[37]   Die Be­stim­mung des Art. 103 II GG, wel­che ge­währ­leis­tet, dass ei­ne Tat nur be­straft wer­den kann, wenn die Straf­bar­keit ge­setz­lich be­stimmt war, be­vor die Tat be­gan­gen wur­de, ist auch auf Ord­nungs­wid­rig­kei­ten­tat­be­stän­de an­zu­wen­den (vgl. BVerfG, Beschl. v. 29.11.1989 – 2 BvR 1492/87, BVerfGE 81, 132, 135; Beschl. v. 01.12.1992 – 1 BvR 576/91, BVerfGE 87, 399, 411; Beschl. v. 19.11.2021 – 1 BvR 798/21, BVerfGE 159, 223 = NJW 2022, 139 Rn. 154 – Bun­des­not­brem­se I). Die ei­nen Ver­stoß ge­gen das Ver­bot des Rück­kaufs­han­dels als Ord­nungs­wid­rig­keit sank­tio­nie­ren­de Be­stim­mung des § 144 II Nr. 2 Ge­wO stellt je­den­falls teil­wei­se ei­ne Blan­kett­norm dar, so­weit der Ge­setz­ge­ber die Be­schrei­bung des Ord­nungs­wid­rig­kei­ten­tat­be­stands durch die Ver­wei­sung auf § 34 IV Ge­wO er­setzt hat. In ei­nem sol­chen Fall muss ne­ben der Sank­ti­ons­norm auch die sie aus­fül­len­de Vor­schrift – hier § 34 IV Ge­wO – die An­for­de­run­gen des Art. 103 II GG er­fül­len (st. Rspr.; vgl. nur BVerfG, Beschl. v. 21.09.2016 – 2 BvL 1/15, BVerfGE 143, 38, 56 f. m. w. Nachw.; BVerwG, Urt. v. 07.07.2021 – 8 C 28/20, BVerw­GE 173, 108 Rn. 18).

[38]   Hier­nach müs­sen bei Ord­nungs­wid­rig­kei­ten- oder Straf­tat­be­stän­den die Adres­sa­ten im Re­gel­fall be­reits an­hand des Wort­lauts vor­aus­se­hen kön­nen, ob ein Ver­hal­ten un­ter die Norm fällt oder nicht. Ist der Tat­be­stand wei­ter ge­fasst, kann sich die er­for­der­li­che Be­stimmt­heit aus ei­ner Aus­le­gung un­ter Rück­griff auf wei­te­re Nor­men er­ge­ben (vgl. BVerwG, Urt. v. 17.06.2020 – 8 C 2/19, ju­ris Rn. 10). Aus­ge­schlos­sen ist je­doch ei­ne Rechts­an­wen­dung, die tat­be­stands­aus­wei­tend über den In­halt der Norm hin­aus­geht (vgl. BVerfG [2. Kam­mer des Zwei­ten Se­nats], Beschl. v. 16.08.2021 – 2 BvR 972/21, ZIn­sO 2021, 2080 Rn. 12 m. w. Nachw.; BVerwG, Urt. v. 17.06.2020 – 8 C 2/19, ju­ris Rn. 10). Da­bei mar­kiert der – aus Sicht des Nor­madres­sa­ten zu be­stim­men­de – Wort­sinn ei­ner Vor­schrift die äu­ßers­te Gren­ze zu­läs­si­ger rich­ter­li­cher In­ter­pre­ta­ti­on ei­ner Norm (vgl. BVerfG [1. Kam­mer des Ers­ten Se­nats], Beschl. v. 15.09.2011 – 1 BvR 519/10, NVwZ 2012, 504 Rn. 38; BVerfG [2. Kam­mer des Ers­ten Se­nats], Beschl. v. 20.08.2015 – 1 BvR 980/15, NJW 2015, 3641 Rn. 11; BVerfG, Beschl. v. 09.02.2022 – 2 BvL 1/20, NJW 2022, 1160 Rn. 97; BVerwG, Urt. v. 17.06.2020 – 8 C 2/19, ju­ris Rn. 10). Für die Be­stim­mung des mög­li­chen Wort­sinns kön­nen al­ler­dings ge­set­zes­sys­te­ma­ti­sche und – sich auch aus der his­to­ri­schen Ent­wick­lung er­ge­ben­de – te­leo­lo­gi­sche Er­wä­gun­gen von Be­deu­tung sein (vgl. BVerfG [1. Kam­mer des Zwei­ten Se­nats], Beschl. v. 16.06.2011 – 2 BvR 542/09, NJW 2011, 3778 Rn. 58; BVerfG, Beschl. v. 09.02.2022 – 2 BvL 1/20, NJW 2022, 1160 Rn. 97).

[39]   (b) Nach die­sen Grund­sät­zen ist ins­be­son­de­re zu be­rück­sich­ti­gen, aus wel­chen Grün­den und mit wel­cher Ziel­set­zung der Ge­setz­ge­ber das Ver­bot des Rück­kaufs­han­dels in die Ge­wer­be­ord­nung auf­ge­nom­men hat. Der Rück­kaufs­han­del, wel­cher dem Ge­setz­ge­ber Ver­an­las­sung zu des­sen Re­gle­men­tie­rung bot, war his­to­risch der (ge­werbs­mä­ßi­ge) An­kauf un­ter Ein­räu­mung ei­nes be­fris­te­ten Rück­kaufs­rechts zu ei­nem ver­trag­lich ver­ein­bar­ten Preis. Da die­ser Rück­kaufs­han­del aus Sicht der An­käu­fer man­gels An­wend­bar­keit der für Pfand­lei­her gel­ten­den Be­schrän­kun­gen – et­wa hin­sicht­lich der Ver­wert­bar­keit des Pfand­guts – we­sent­lich vor­zugs­wür­di­ger war, es ins­be­son­de­re er­mög­lich­te, „das Rück­kaufs­ge­schäft un­ge­wöhn­lich ge­winn­brin­gend zu ge­stal­ten“ (so RT-Drs. 4. Le­gis­la­tur­pe­ri­ode, II. Ses­si­on, Bd. III, Nr. 156, S. 21), und das klas­si­sche Pfand­leih­ge­wer­be na­he­zu ver­drängt hat­te, sah sich der Ge­setz­ge­ber zu ei­nem Tä­tig­wer­den ver­an­lasst. Nach ei­ner zu­nächst aus­schließ­lich straf­recht­li­chen Re­ge­lung (vgl. RT-Drs. 2. Le­gis­la­tur­pe­ri­ode, III. Ses­si­on, Bd. I, Nr. 54, S. 12, 58) wur­de durch das Ge­setz be­tref­fend die Ab­än­de­rung ei­ni­ger Be­stim­mun­gen der Ge­wer­be­ord­nung vom 23.07.1879 (RGBl. S. 267) in § 34 II Ge­wO a.F. der Rück­kaufs­han­del im We­ge ei­ner je­den Ge­gen­be­weis aus­schlie­ßen­den Rechts­ver­mu­tung dem Pfand­leih­ge­schäft gleich­ge­stellt (vgl. RG, Urt. v. 15.05.1912 – Rep. VI 473/11, RGZ 79, 361, 363; Par­day, Ge­wArch 1956, 125, 128 [auch zur his­to­ri­schen Ent­wick­lung]). Hier­nach galt als Pfand­leih­ge­wer­be auch der ge­werbs­mä­ßi­ge An­kauf be­weg­li­cher Sa­chen mit Ge­wäh­rung des Rück­kaufs­rechts (vgl. RT-Drs. 4. Le­gis­la­tur­pe­ri­ode, II. Ses­si­on, Bd. III, Nr. 156, S. 4, 20 f.).

[40]   Zu­dem war in § 38 I Ge­wO a.F., wel­cher be­hörd­li­che Be­fug­nis­se re­gel­te, be­stimmt, dass die Zah­lung des Kauf­prei­ses als Hin­ga­be des Dar­le­hens und der Un­ter­schied zwi­schen dem Kauf­preis und dem „ver­ab­re­de­ten Rück­kaufs­preis“ als be­dun­ge­ne Ver­gü­tung für das Dar­le­hen gel­te (vgl. RT-Drs. 4. Le­gis­la­tur­pe­ri­ode, II. Ses­si­on, Bd. III, Nr. 156, S. 4). Un­ter Rück­kaufs­ge­schäf­ten sind da­her ver­schlei­er­te Pfand­leih­ge­schäf­te zu ver­ste­hen (vgl. RG, Urt. v. 15.05.1912 – Rep. VI 473/11, RGZ 79, 361, 364; BGH, Urt. v. 14.05.2009 – I ZR 179/07, NJW 2009, 3368 Rn. 25; BVerwG, Urt. v. 07.07.2021 – 8 C 28/20, BVerw­GE 173, 108 Rn. 13).

[41]   (c) Da ei­ni­ge Ober­ver­wal­tungs­ge­rich­te in Ab­wei­chung von der Recht­spre­chung des Reichs­ge­richts der An­sicht wa­ren, die durch § 34 II Ge­wO a.F. be­wirk­te Gleich­stel­lung von Rück­kaufs­han­del und Pfand­lei­he be­tref­fe le­dig­lich die (öf­fent­lich-recht­li­chen) Ver­pflich­tun­gen des Pfand­lei­hers im Ver­hält­nis zu den Po­li­zei­be­hör­den, nicht aber auch die (zi­vil­recht­li­chen) Ver­trags­be­zie­hun­gen zwi­schen Ver­käu­fer (Kun­de) und Käu­fer (Pfand­lei­her; vgl. BT-Drs. III/318, S. 17), wur­de schließ­lich durch das Vier­te Bun­des­ge­setz zur Än­de­rung der Ge­wer­be­ord­nung vom 05.02.1960 (BGBl. 1960 I, 61) in § 34 IV Ge­wO das noch heu­te gel­ten­de Ver­bot des Rück­kaufs­han­dels nor­miert.

[42]   (d) Durch die­ses Ver­bot woll­te der Ge­setz­ge­ber ver­hin­dern, dass wei­ter­hin Rück­kaufs­ge­schäf­te ab­ge­schlos­sen wer­den, die es dem Käu­fer (Dar­le­hens­ge­ber) er­mög­li­chen, nach Ab­lauf der Rück­kaufs­frist frei über die ge­kauf­te Sa­che zu ver­fü­gen. Bei ei­ner dem frei­en Er­mes­sen des Rück­kauf­händ­lers über­las­se­nen Ver­wer­tung des Rück­kaufs­ge­gen­stands kön­ne es zu er­heb­li­chen Ge­win­nen auf Kos­ten des „Ver­käu­fers“ (Dar­le­hens­neh­mer) kom­men, was die Vor­schrif­ten über das Pfand­leih­ge­wer­be aber ge­ra­de ver­hin­dern woll­ten (vgl. BT-Drs. III/318, S. 17). Die durch die Recht­spre­chung meh­re­rer Ober­ver­wal­tungs­ge­rich­te aus­ge­lös­te Ge­set­zes­än­de­rung soll­te al­ler­dings nur der Klar­stel­lung die­nen und kei­ne „neue Be­schrän­kung der ge­werb­li­chen Tä­tig­keit“ des Händ­lers her­bei­füh­ren (vgl. BT-Drs. III/318, S. 17; BGH, Urt. v. 14.05.2009 – I ZR 179/07, NJW 2009, 3368 Rn. 25).

[43]   (e) Der Ge­setz­ge­ber hat­te so­mit Ver­trags­kon­stel­la­tio­nen vor Au­gen, nach de­nen dem Ver­käu­fer ein „Recht“ zum Rück­erwerb der Sa­che zu­stand, das für ihn mit un­güns­ti­gen Vor­aus­set­zun­gen ver­bun­den war. Hier­für ge­nügt al­ler­dings nicht al­lein die Wahl ei­ner Ver­trags­ge­stal­tung, mit der Pfand­leih­vor­schrif­ten um­gan­gen wer­den. Viel­mehr hat dies in Form ei­ner ver­ein­bar­ten, durch ei­ne Wil­lens­er­klä­rung des Ver­käu­fers aus­ge­lös­ten Rück­über­tra­gung des Ei­gen­tums an der ver­kauf­ten Sa­che und ei­ner Wie­der­her­stel­lung der ur­sprüng­li­chen Be­sitz­ver­hält­nis­se zu ge­sche­hen (vgl. BVerwG, Urt. v. 07.07.2021 – 8 C 28/20, BVerw­GE 173, 108 Rn. 11). Dies er­gibt sich aus der be­reits be­schrie­be­nen Ent­ste­hungs­ge­schich­te des § 34 IV Ge­wO und dem hier­aus fol­gen­den Re­ge­lungs­zweck die­ser Vor­schrift. Ein ver­bo­te­nes Rück­kaufs­ge­schäft liegt so­mit bei je­der Ver­trags­ge­stal­tung vor, bei der ein ge­werb­li­cher An­käu­fer zwar den Rück­erwerb der Sa­che – zu ei­nem ver­ab­re­de­ten Preis – an­bie­tet, für des­sen Ver­wirk­li­chung aber zu­sätz­li­che, über die Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses und ei­nen et­wai­gen Nut­zungs­er­satz hin­aus­ge­hen­de Leis­tun­gen des Ver­käu­fers er­for­der­lich sind (vgl. BVerwG, Urt. v. 07.07.2021 – 8 C 28/20, BVerw­GE 173, 108 Rn. 15; BGH, Urt. v. 14.05.2009 – I ZR 179/07, NJW 2009, 3368 Rn. 26).

[44]   (f) Vor dem Hin­ter­grund des be­schrie­be­nen, sich aus den Ge­set­zes­ma­te­ria­li­en er­ge­ben­den Re­ge­lungs­ziels setzt der Wort­sinn des § 34 IV Ge­wO die Ver­ein­ba­rung ei­nes Rechts des Ver­käu­fers zum Rück­erwerb der Sa­che vor­aus (vgl. BVerwG, Urt. v. 07.07.2021 – 8 C 28/20, BVerw­GE 173, 108 Rn. 19). Ein sol­ches Recht hat der Ver­käu­fer – wie aus­ge­führt – auch dann (noch), wenn ihm zwar kein Rück­kaufs­recht, je­doch ein Ge­stal­tungs­recht in Form ei­nes ver­trag­lich ein­ge­räum­ten Rück­tritts­rechts ge­währt wird (vgl. BGH, Urt. v. 14.05.2009 – I ZR 179/07, NJW 2009, 3368 Rn. 26; BVerwG, Urt. v. 07.07.2021 – 8 C 28/20, BVerw­GE 173, 108 Rn. 13). Denn in bei­den Fäl­len hat es al­lein der Ver­käu­fer in der Hand, durch ei­ne ei­ge­ne Wil­lens­er­klä­rung den Rück­erwerb der Sa­che un­mit­tel­bar (Rück­kaufs­recht) oder zu­min­dest mit­tel­bar (Rück­tritts­recht, §§ 346 ff. BGB) zu vor­ab fest­ge­leg­ten Vor­aus­set­zun­gen – ins­be­son­de­re zur Hö­he des (zu­rück) zu zah­len­den Kauf­prei­ses – her­bei­zu­füh­ren (vgl. BVerwG, Urt. v. 07.07.2021 – 8 C 28/20, BVerw­GE 173, 108 Rn. 11).

[45]   bb) Ei­ne der­ar­ti­ge Rechts­po­si­ti­on hat die Klä­ge­rin nach den ver­trag­li­chen Ver­ein­ba­run­gen mit der Be­klag­ten vor­lie­gend nicht.

[46]   (1) Das Be­ru­fungs­ge­richt nimmt im Aus­gangs­punkt noch zu­tref­fend an, dass die Klä­ge­rin kein Recht, son­dern nur ei­ne Mög­lich­keit zum Rück­erwerb des an die Be­klag­te ver­äu­ßer­ten Kraft­fahr­zeugs hat. Es hat in der Fol­ge auch zu­tref­fend die Be­son­der­hei­ten der ge­wähl­ten Ver­trags­kon­struk­ti­on aus Kauf- und (aty­pi­schem) Miet­ver­trag und de­ren Nach­tei­le für die Klä­ge­rin dar­ge­stellt. In­dem das Be­ru­fungs­ge­richt aber die­se Be­son­der­hei­ten des hier in Re­de ste­hen­den Mo­dells des „sa­le and rent back“ hat aus­rei­chen las­sen, um bei ei­ner – als sol­chen zu­tref­fen­den – wirt­schaft­li­chen Be­trach­tung der Rechts­ge­schäf­te al­lein auf­grund der der Klä­ge­rin ge­währ­ten „Op­ti­on“ zum Rück­erwerb des Fahr­zeugs ei­nen Ver­stoß ge­gen § 34 IV Ge­wO zu be­ja­hen, hat es den ge­bo­te­nen Be­zug zum Wort­laut der Norm und zu dem sich aus dem – auf­ge­zeig­ten – Be­griff des „Rück­kaufs­ge­schäfts“, das auf der Ein­räu­mung ei­nes ent­spre­chen­den Rechts be­ru­hen muss, er­ge­ben­den Wort­sinn ver­mis­sen las­sen.

[47]   (2) Denn der Wort­sinn der Norm des § 34 IV Ge­wO ge­bie­tet – un­ge­ach­tet wei­te­rer in­halt­li­cher An­for­de­run­gen an die Ver­trags­ge­stal­tung –, dass sich aus den Ver­ein­ba­run­gen der Par­tei­en zu­guns­ten des Ver­käu­fers ein „Recht zum Rück­kauf“ er­gibt. Da­bei kommt es – wie aus­ge­führt – nicht dar­auf an, ob das dem Ver­käu­fer ein­ge­räum­te Ge­stal­tungs­recht aus­drück­lich als ein sol­ches Rück­kaufs­recht be­zeich­net ist (vgl. BGH, Urt. v. 14.05.2009 – I ZR 179/07, NJW 2009, 3368 Rn. 26). Im Hin­blick auf den aus Sicht des Nor­madres­sa­ten – hier der Be­klag­ten – zu be­stim­men­den Wort­sinn der „Ge­wäh­rung des Rück­kaufs­rechts“ be­darf es aber je­den­falls der mit dem (An-)Kauf­ver­trag ver­bun­de­nen, nicht not­wen­di­ger­wei­se dar­in ent­hal­te­nen Ver­ein­ba­rung ei­nes Rechts des Ver­käu­fers zum Rück­erwerb der Kauf­sa­che (vgl. BVerwG, Urt. v. 07.07.2021 – 8 C 28/20, BVerw­GE 173, 108 Rn. 19).

[48]   (3) An ei­ner sol­chen Ver­ein­ba­rung fehlt es vor­lie­gend.

[49]   (a) Denn die Be­klag­te ge­währt ih­ren Kun­den ein – in der Aus­übung al­lein von de­ren Wil­len ab­hän­gi­ges – Recht auf Rück­erwerb der Fahr­zeu­ge nicht. Viel­mehr ver­ein­ba­ren die Ver­trags­par­tei­en – so auch hier – ei­ne Ver­wer­tung des Fahr­zeugs nach Ab­lauf der Miet­zeit durch ei­ne öf­fent­li­che Ver­stei­ge­rung. Auch wenn die­se Ver­ein­ba­rung die Mög­lich­keit für den Kun­den er­öff­net, das Fahr­zeug zu­rück­zu­er­wer­ben, ist ein sol­cher Rück­erwerb nicht si­cher­ge­stellt, da der Ver­trag nur dann zu­stan­de kom­men wird, wenn der Kun­de ein wirk­sa­mes Höchst­ge­bot ab­gibt und das dar­in lie­gen­de An­ge­bot durch Zu­schlags­er­tei­lung an­ge­nom­men wird (§ 156 Satz 1 BGB). Zu­dem wur­de zwi­schen den Par­tei­en ver­ein­bart, dass im Fal­le des „Schei­terns“ der Ver­stei­ge­rung, gleich­gül­tig aus wel­chem Grund, die Be­klag­te das Fahr­zeug zum han­dels­üb­li­chen Markt­preis ver­kau­fen wer­de. Ei­ne Pflicht, die­se Ver­äu­ße­rung nur be­zie­hungs­wei­se zu­vör­derst dem Kun­den – der Klä­ge­rin – an­zu­bie­ten (vgl. auch BVerwG, Urt. v. 07.07.2021 – 8 C 28/20, BVerw­GE 173, 108 Rn. 15), ist da­ge­gen nicht vor­ge­se­hen.

[50]   Dass der Ge­setz­ge­ber auch der­ar­ti­ge Fall­ge­stal­tun­gen als von dem in § 34 IV Ge­wO nor­mier­ten Ver­bot des Rück­kaufs­han­dels er­fasst an­se­hen woll­te, er­gibt sich – wie be­reits aus­ge­führt – aus den in den Ge­set­zes­ma­te­ria­li­en nie­der­ge­leg­ten Ziel­set­zun­gen des Ge­setz­ge­bers nicht und liegt an­ge­sichts des (auch) von ihm – nach In­kraft­tre­ten des Grund­ge­set­zes – zu be­ach­ten­den strik­ten Be­stimmt­heits­ge­bots (Art. 103 II GG; vgl. hier­zu BVerfG, Beschl. v. 09.02.2022 – 2 BvL 1/20, NJW 2022, 1160 Rn. 88 ff. m. w. Nachw.) fern.

[51]   (b) Selbst wenn der vor­ge­nann­te Weg der Ver­wer­tung über ei­ne Ver­stei­ge­rung – wie von der Be­klag­ten in Aus­sicht ge­stellt – „ab­ge­kürzt“ wer­den kann, in­dem die Klä­ge­rin das Fahr­zeug di­rekt von der Be­klag­ten auf rechts­ge­schäft­li­chem Weg zu­rück­er­wirbt, ist die Klä­ge­rin im­mer noch dar­auf an­ge­wie­sen, dass die Be­klag­te ein An­ge­bot der Klä­ge­rin auf Rück­kauf an­nimmt. Ein Recht hier­auf ist ihr in den ge­schlos­se­nen Ver­trä­gen nicht ein­ge­räumt wor­den.

[52]   (c) Ein sol­ches folgt – an­ders als der Klä­ger­ver­tre­ter in der münd­li­chen Ver­hand­lung vor dem Se­nat ge­meint hat – auch nicht aus der Re­ge­lung des § 13 lit. h des Miet­ver­trags. Denn hier­in ist le­dig­lich be­stimmt, dass bei „Schei­tern“ der Ver­stei­ge­rung die Be­klag­te das Fahr­zeug zum han­dels­üb­li­chen Markt­preis ver­kauft und von dem dem Mie­ter zu­ste­hen­den Mehr­er­lös ih­re Wer­bungs­kos­ten in Ab­zug bringt.

[53]   (d) Zu­dem fehlt es auch an der Fest­le­gung ei­nes Rück­kaufs­prei­ses zwi­schen den Par­tei­en. Im Zu­ge der Ver­ein­ba­rung der Ver­wer­tung durch Ver­stei­ge­rung ist le­dig­lich der Auf­ruf­preis fest­ge­legt. Die­ser „Min­dest­preis“ stellt je­doch nicht per se den „Rück­kaufs­preis“ dar.

[54]   (e) Dem in § 34 IV Ge­wO ver­wen­de­ten Be­griff des „Rück­kaufs­rechts“ kann auch nicht des­halb ein wei­ter­ge­hen­der, über das vor­ge­nann­te Wort­laut­ver­ständ­nis hin­aus­ge­hen­der An­wen­dungs­be­reich ent­nom­men wer­den, weil es das Ziel des Ge­setz­ge­bers war zu ver­hin­dern, dass der Käu­fer – hier die Be­klag­te – nach Ab­lauf ei­ner – vor­lie­gend gar nicht erst ge­währ­ten – Rück­kaufs­frist frei über die ge­kauf­te Sa­che ver­fü­gen und da­durch zu er­heb­li­chen Ge­win­nen auf Kos­ten des Ver­käu­fers – hier der Klä­ge­rin – ge­lan­gen kön­ne (vgl. BT-Drs. III/318, S. 17).

[55]   Denn zum ei­nen ver­mag die­se ge­setz­ge­be­ri­sche In­ten­ti­on nicht über den Wort­sinn der Norm – „Rück­kaufs­recht“ – hin­weg­zu­hel­fen. Zum an­de­ren be­ruht die Ge­winn­erzie­lung der Be­klag­ten nicht al­lein auf der ihr ein­ge­räum­ten „frei­en“ Ver­fü­gung über das Kraft­fahr­zeug nach Ab­lauf der Miet­zeit, son­dern ist maß­ge­bend be­reits in der be­son­de­ren Ver­trags­ge­stal­tung des An­kaufs und der Ver­mie­tung als sol­che an­ge­legt. Die Klä­ge­rin zahl­te für die Wei­ter­nut­zung des Fahr­zeugs ei­ne Mie­te und muss­te gleich­zei­tig für sämt­li­che Un­ter­hal­tungs­kos­ten des Fahr­zeugs auf­kom­men. Des­sen Wert­ver­lust trägt – was das Be­ru­fungs­ge­richt zu­tref­fend ge­se­hen hat – eben­falls die Klä­ge­rin, da der Ver­kaufs- und der in Aus­sicht ge­stell­te „Rück­kaufs­preis“, der Teil des für die Ver­stei­ge­rung vor­ge­se­hen Auf­prei­ses ist, iden­tisch sind.

[56]   b) Die Vor­schrift des § 34 IV Ge­wO ist auf den vor­lie­gen­den Fall auch nicht ana­log an­wend­bar.

[57]   aa) Ob­gleich das Be­ru­fungs­ge­richt zu­tref­fend dar­auf ab­ge­stellt hat, dass der mit § 34 IV Ge­wO be­zweck­te Schutz des Kun­den vor ei­ner Um­ge­hung pfand­recht­li­cher Vor­schrif­ten (vgl. hier­zu BT-Drs. III/318, S. 17; BVerwG, Urt. v. 07.07.2021 – 8 C 28/20, BVerw­GE 173, 108 Rn. 15; BGH, Urt. v. 14.05.2009 – I ZR 179/07, NJW 2009, 3368 Rn. 25) durch die von der Be­klag­ten vor­ge­ge­be­ne Ver­trags­kon­struk­ti­on tan­giert ist, steht ei­ner ana­lo­gen An­wen­dung auf den vor­lie­gen­den Fall – un­ge­ach­tet der Fra­ge des Vor­lie­gens ei­ner plan­wid­ri­gen Re­ge­lungs­lü­cke – die Be­stim­mung des Art. 103 II GG ent­ge­gen. Wie aus­ge­führt ist das Ver­bot des Rück­kaufs­han­dels nach § 144 II Nr. 2 Ge­wO buß­geld­be­wehrt. Ei­ne ana­lo­ge An­wen­dung von Buß­geld­vor­schrif­ten ist nach Art. 103 II GG, § 3 OWiG aus­ge­schlos­sen (st. Rspr.; vgl. nur BVerfG [1. Kam­mer des Ers­ten Se­nats], Beschl. v. 15.09.2011 – 1 BvR 519/10, NVwZ 2012, 504 Rn. 38; BVerfG, Beschl. v. 09.02.2022 – 2 BvL 1/20, NJW 2022, 1160 Rn. 97).

[58]   bb) Dies ist vor­lie­gend nicht des­halb an­ders zu be­ur­tei­len, weil nicht die Ver­hän­gung ei­nes Buß­gelds in Re­de steht, son­dern die Fra­ge ei­nes zur Nich­tig­keit der zwi­schen den Par­tei­en ge­schlos­se­nen Ver­trä­ge füh­ren­den Ver­sto­ßes ge­gen ein Ver­bots­ge­setz i. S. des § 134 BGB (vgl. hier­zu BGH, Urt. v. 22.03.1990 – IX ZR 117/88, NJW-RR 1990, 948 un­ter I 1 b aa; Urt. v. 25.03.1993 – IX ZR 192/92, BGHZ 122, 115, 121 f.; Urt. v. 17.06.2004 – III ZR 271/03, BGHZ 159, 334, 340; Stau­din­ger/​Fi­schin­ger/​Hengst­ber­ger, BGB, Neu­be­arb. 2021, § 134 Rn. 331).

[59]   Ob­wohl § 134 BGB die Nich­tig­keit nicht als Stra­fe sta­tu­iert (vgl. Se­nat, Urt. v. 11.12.1991 – VI­II ZR 4/91, BGHZ 116, 268, 276; Beschl. v. 11.01.1984 – VI­II ARZ 13/83 [Rechts­ent­scheid], BGHZ 89, 316, 324; MünchKomm-BGB/​Arm­brüs­ter, 9. Aufl., § 134 Rn. 190), ge­bie­tet je­doch der Grund­satz der Ein­heit der Rechts­ord­nung, dass ein ob­jek­tiv glei­ches Ver­hal­ten nicht ei­ner­seits im We­ge der ana­lo­gen An­wen­dung ei­ner Norm zi­vil­recht­li­che Nich­tig­keits­fol­gen nach sich zieht, je­doch an­de­rer­seits ei­ne – dem Grun­de nach vor­ge­se­he­ne – Buß­geld­an­ord­nung auf­grund des Ana­lo­gie­ver­bots aus­schei­det (vgl. BVerfG, Beschl. v. 11.04.1967 – 1 BvL 25/64, BVerfGE 21, 292, 305; BGH, Urt. v. 24.02.1978 – I ZR 79/76, NJW 1978, 1856 un­ter I 3; Urt. v. 27.10.1988 – IX ZR 38/88, BGHZ 105, 362, 365; Urt. v. 19.07.2011 – II ZR 246/09, BGHZ 190, 291 Rn. 33; Urt. v. 10.07.2018 – VI ZR 263/17, WM 2018, 1639 Rn. 19 [zum Schutz­ge­setz i. S. von § 823 II BGB]; Urt. v. 25.09.2018 – II ZR 190/17, NJW 2019, 219 Rn. 39; vgl. auch Schmidt, Ge­wArch 2010, 160, 161). Die Fra­ge der ana­lo­gen An­wen­dung ei­ner Norm ist da­her im In­ter­es­se der Rechts­si­cher­heit grund­sätz­lich ein­heit­lich zu be­ur­tei­len, denn die Rechts­ord­nung soll und darf nicht für den­sel­ben Sach­ver­halt ge­gen­sätz­li­che Rechts­fol­gen an­ord­nen (vgl. BVerfG, Urt. v. 07.05.1998 – 2 BvR 2004/95, BVerfGE 98, 106, 118 f.; BGH, Urt. v. 24.02.1978 – I ZR 79/76, NJW 1978, 1856 un­ter I 3; Rüt­hers/​Fi­scher/​Birk, Rechts­theo­rie mit Ju­ris­ti­scher Me­tho­den­leh­re, 11. Aufl., Rn. 775).

[60]   Ein an­de­res Ver­ständ­nis der Reich­wei­te von Art. 103 II GG (vgl. kri­tisch zur Un­zu­läs­sig­keit ei­ner sog. ge­spal­te­nen Aus­le­gung Poel­zig, ZBB 2019, 1, 5 ff. m. w. Nachw.) hät­te zur Fol­ge, dass ein und das­sel­be Ver­hal­ten zwar zi­vil­recht­lich zur Nich­tig­keit der ab­ge­schlos­se­nen Ver­trä­ge (§ 134 BGB, § 34 IV Ge­wO) führ­te, je­doch buß­geld­recht­lich als „nicht ver­bo­ten“ zu wer­ten wä­re, was es nach Vor­ste­hen­dem zu ver­mei­den gilt.

[61]   III.   Nach al­le­dem kann das an­ge­foch­te­ne Ur­teil des Be­ru­fungs­ge­richts kei­nen Be­stand ha­ben; es ist da­her auf­zu­he­ben (§ 562 I ZPO). Der Rechts­streit ist noch nicht zur End­ent­schei­dung reif, da das Be­ru­fungs­ge­richt – von sei­nem Rechts­stand­punkt aus fol­ge­rich­tig – kei­ne Fest­stel­lun­gen da­zu ge­trof­fen hat, ob die ge­schlos­se­nen Ver­trä­ge – wie von der Klä­ge­rin gel­tend ge­macht – we­gen Vor­lie­gens ei­nes wu­cher­ähn­li­chen Rechts­ge­schäfts nach § 138 I BGB (vgl. hier­zu Se­nat, Urt. v. 16.11.2022 – VI­II ZR 436/21 un­ter B I 1 a aa) oder in­fol­ge der er­klär­ten An­fech­tung we­gen Irr­tums und arg­lis­ti­ger Täu­schung (§ 142 I BGB) nich­tig sind.

[62]   Die Sa­che ist da­her zur neu­en Ver­hand­lung und Ent­schei­dung an das Be­ru­fungs­ge­richt zu­rück­zu­ver­wei­sen (§ 563 I 1 ZPO).

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