Ver­kauft der Tes­ta­ments­voll­stre­cker ein Nach­lass­grund­stück, kann ihm die Kennt­nis der Er­ben über Män­gel der Kauf­sa­che oder an­de­re of­fen­ba­rungs­pflich­ti­ge Um­stän­de nicht nach den für ju­ris­ti­sche Per­so­nen und öf­fent­li­che Kör­per­schaf­ten gel­ten­den Grund­sät­zen über die „Or­ga­ni­sa­ti­on ei­nes in­ner­be­trieb­li­chen In­for­ma­ti­ons­aus­tau­sches“ zu­ge­rech­net wer­den.

BGH, Ur­teil vom 19.03.2021 – V ZR 158/19

Sach­ver­halt: Der Be­klag­te ver­kauf­te als Tes­ta­ments­voll­stre­cker über den Nach­lass sei­nes 1999 ver­stor­be­nen Va­ters mit no­ta­ri­el­lem Ver­trag vom 21.12.2009 ein mit ei­nem Wohn­haus be­bau­tes Grund­stück in Ham­burg un­ter Aus­schluss der Haf­tung für Sach­män­gel an ei­ne Kom­man­dit­ge­sell­schaft. Der Kauf­preis be­trug fünf Mil­lio­nen Eu­ro. Der Klä­ger ist der ein­zig ver­blie­be­ne Ge­sell­schaf­ter der Käu­fe­rin. Mit­glie­der der Er­ben­ge­mein­schaft nach dem Va­ter des Be­klag­ten sind ne­ben ihm sein Bru­der und sei­ne Schwes­ter.

In dem Kauf­ver­trag, der 2011 voll­zo­gen wur­de, heißt es un­ter der Über­schrift „Rech­te we­gen Rechts­män­geln“:

„[Der Ver­käu­fer] weist den Käu­fer dar­auf hin, dass das Ob­jekt sei­ner Kennt­nis nach nicht auf der Denk­mal­schutz­lis­te ver­zeich­net ist, es je­doch aus Sicht des Denk­mal­pfle­gers er­hal­tens­wer­te Bau­ele­men­te gibt.“

Das Haus, in dem sich vier Wohn­ein­hei­ten be­fin­den, war be­reits 2006 als Teil ei­nes En­sem­bles in das Ver­zeich­nis der er­kann­ten Denk­mä­ler ge­mäß § 7a II 2 des Ham­bur­ger Denk­mal­schutz­ge­set­zes in der da­mals gel­ten­den Fas­sung (nach­fol­gend: DSchG Hmb a.F.) auf­ge­nom­men wor­den. Das In­for­ma­ti­ons­schrei­ben des Denk­mal­schutz­am­tes war der Schwes­ter des Be­klag­ten laut Post­zu­stel­lungs­ur­kun­de am 17.05.2006 zu­ge­stellt und für den Be­klag­ten und sei­nen Bru­der im Ju­li 2006 an die Grund­stücks­ver­wal­tung ge­sandt wor­den. Der Be­klag­te, der da­mals im Aus­land leb­te, macht gel­tend, dass er den In­halt des Schrei­bens nicht ge­kannt, son­dern nur ge­wusst ha­be, dass das Haus un­ter der Be­ob­ach­tung des Denk­mal­schutz­am­tes ge­stan­den ha­be.

2009 er­wog der Bru­der des Be­klag­ten, das Ge­bäu­de um­zu­bau­en. Hier­zu fand im Ju­li 2009 ein Be­spre­chungs­ter­min statt, an dem auch der Be­klag­te teil­nahm. Das Denk­mal­schutz­amt teil­te dem Ar­chi­tek­ten des Bru­ders des Be­klag­ten an­schlie­ßend mit, es blei­be bei der Ein­schät­zung, dass es sich um ein Denk­mal han­de­le, des­sen Un­ter­schutz­stel­lung an­ge­strebt wer­de.

Der Klä­ger be­ab­sich­tig­te, das Ge­bäu­de zu sa­nie­ren und der ur­sprüng­li­chen Nut­zung als Ein­fa­mi­li­en­haus zu­zu­füh­ren. Im Fe­bru­ar 2012 er­hielt er im ver­ein­fach­ten Ge­neh­mi­gungs­ver­fah­ren ei­ne Bau­ge­neh­mi­gung. An­fang 2013 wur­de das Haus in die Denk­mal­lis­te ein­ge­tra­gen. Dar­auf­hin er­ließ das Denk­mal­schutz­amt ei­nen Bau­stopp. Für ei­ne ge­än­der­te Pla­nung er­hielt der Klä­ger ei­ne Bau­ge­neh­mi­gung un­ter Auf­la­gen.

Mit der Kla­ge der Klä­ger von dem Be­klag­ten die Zah­lung von rund 2,8 Mil­lio­nen Eu­ro (Er­satz des Min­der­werts und ver­geb­li­cher Auf­wen­dun­gen) ver­langt; au­ßer­dem hat er die Fest­stel­lung be­gehrt, dass der Be­klag­te zum Er­satz wei­te­rer Schä­den ver­pflich­tet ist. Das Land­ge­richt hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Auf die Be­ru­fung des Klä­gers hat das Ober­lan­des­ge­richt fest­ge­stellt, dass der Be­klag­te dem Klä­ger auf­grund man­geln­der Auf­klä­rung über die Denk­mal­ei­gen­schaft des Hau­ses dem Grun­de nach zum Scha­dens­er­satz ver­pflich­tet ist. Die Re­vi­si­on des Be­klag­ten, der da­mit die Wie­der­her­stel­lung des land­ge­richt­li­chen Ur­teils er­rei­chen woll­te, hat­te Er­folg.

Aus den Grün­den: [5]    I. Das Be­ru­fungs­ge­richt meint, der Klä­ger ha­be ge­gen den Be­klag­ten dem Grun­de nach ei­nen An­spruch auf Scha­dens­er­satz ge­mäß § 437 Nr. 3 Fall 1, §§ 280 I, III, 281 BGB und aus § 280 I BGB i. V. mit § 311 II BGB, da die­ser ei­nen Sach­man­gel arg­lis­tig ver­schwie­gen ha­be. Das Grund­stück sei auf­grund der Ein­tra­gung in das Ver­zeich­nis der er­kann­ten Denk­mä­ler ge­mäß § 7a II 2 DSchG Hmb a.F. mit ei­nem Sach­man­gel be­haf­tet ge­we­sen. Das Ob­jekt ha­be bei Ver­trags­schluss zwar noch nicht un­ter Denk­mal­schutz ge­stan­den. Hier­für sei nach dem im maß­geb­li­chen Zeit­punkt in Ham­burg gel­ten­den kon­sti­tu­ti­ven Sys­tem die Auf­nah­me in die Denk­mal­lis­te er­for­der­lich ge­we­sen. Die mit der Ein­tra­gung in das Ver­zeich­nis der er­kann­ten Denk­mä­ler ein­her­ge­hen­de buß­geld­be­währ­te An­zei­ge­pflicht stel­le aber ei­ne öf­fent­lich-recht­li­che Be­schrän­kung dar, die mit ei­nem be­ste­hen­den Denk­mal­schutz ver­gleich­bar sei. Die Ein­tra­gung in das Ver­zeich­nis der er­kann­ten Denk­mä­ler hät­te des­halb of­fen­bart wer­den müs­sen. Der Be­klag­te kön­ne sich nicht auf den ver­ein­bar­ten Haf­tungs­aus­schluss be­ru­fen, da er den Man­gel arg­lis­tig ver­schwie­gen ha­be (§ 444 Fall 1 BGB). Ob er von der Ein­tra­gung des Ob­jekts in das Ver­zeich­nis der er­kann­ten Denk­mä­ler ge­wusst ha­be, kön­ne da­hin­ste­hen. Er müs­se sich als Tes­ta­ments­voll­stre­cker die Kennt­nis sei­ner Schwes­ter hier­von nach § 166 BGB (ana­log) zu­rech­nen las­sen. Die Zu­stel­lungs­ur­kun­de be­grün­de ein In­diz da­für, dass die­ser das In­for­ma­ti­ons­schrei­ben des Denk­mal­schutz­am­tes am 17.05.2006 zu­ge­gan­gen sei. Der Wis­sens­zu­rech­nung ge­mäß § 166 BGB ste­he nicht ent­ge­gen, dass der Be­klag­te als Tes­ta­ments­voll­stre­cker in sei­ner Ver­fü­gungs­be­fug­nis über das Ob­jekt grund­sätz­lich un­be­schränkt und für den Ver­kauf ver­ant­wort­lich ge­we­sen sei. Der Tes­ta­ments­voll­stre­cker sei in ei­ner dem Ge­schäfts­herrn ver­gleich­ba­ren Si­tua­ti­on. Für ihn be­ste­he ei­ne Pflicht zur Wis­sens­or­ga­ni­sa­ti­on und ei­ne Nach­fra­ge­ob­lie­gen­heit. Der Be­klag­te hät­te des­halb bei sei­nen Ge­schwis­tern und der Grund­stücks­ver­wal­tung al­le In­for­ma­tio­nen ab­fra­gen müs­sen. Das ha­be sich nach dem Orts­ter­min im Ju­li 2009 auch auf­ge­drängt.

[6]    II. Die Re­vi­si­on hat Er­folg.

[7]    1. Das Be­ru­fungs­ur­teil ver­stößt al­ler­dings ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Re­vi­si­on nicht ge­gen §§ 301, 304 ZPO. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat nicht – was un­zu­läs­sig wä­re (vgl. Se­nat, Urt. v. 28.01.2000 – V ZR 402/98, NJW 2000, 1405, 1406; BGH, Urt. v. 22.07.2009 – XII ZR 77/06, BGHZ 182, 116 Rn. 10, 11 m. w. Nachw.; Urt. v. 11.12.2018 – KZR 26/17, NJW 2019, 661 Rn. 43) – auch über den un­be­zif­fer­ten Fest­stel­lungs­an­trag durch Grun­dur­teil ent­schie­den. Das Be­ru­fungs­ur­teil ist viel­mehr da­hin aus­zu­le­gen, dass das Be­ru­fungs­ge­richt über den Zah­lungs­an­trag dem Grun­de nach (§ 304 ZPO) und zu­gleich durch statt­ge­ben­des Teilen­dur­teil (§ 301 ZPO) über den Fest­stel­lungs­an­trag be­fun­den hat. Dem Te­nor und den Ent­schei­dungs­grün­den ist zu ent­neh­men, dass das Be­ru­fungs­ge­richt um­fas­send über die Be­ru­fung ent­schie­den und der Fest­stel­lungs­kla­ge statt­ge­ge­ben hat, weil es sie für zu­läs­sig und ent­schei­dungs­reif hält. Nur hin­sicht­lich des mit dem Zah­lungs­an­trag gel­tend ge­mach­ten Scha­dens­er­sat­zes hat es zur Recht­fer­ti­gung des Er­las­ses ei­nes Grun­dur­teils aus­ge­führt, dass und war­um über die Hö­he des von dem Be­klag­ten ge­schul­de­ten Scha­dens­er­sat­zes noch nicht ab­schlie­ßend ent­schie­den wer­den kann.

[8]    2. Das Be­ru­fungs­ur­teil hält je­doch aus Grün­den des ma­te­ri­el­len Rechts der re­vi­si­ons­recht­li­chen Nach­prü­fung nicht stand. Ein An­spruch des Klä­gers ge­gen den Be­klag­ten be­steht we­der aus § 437 Nr. 3 Fall 1, §§ 280 I und III, 281 I 1 BGB noch un­ter dem Ge­sichts­punkt des Ver­schul­dens bei Ver­trags­schluss (§§ 280 I, 311 II, III, 241 II BGB).

[9]    a) Rich­tig ist al­ler­dings der Aus­gangs­punkt des Be­ru­fungs­ge­richts. Die Denk­mal­ei­gen­schaft des Kauf­ob­jekts kann ei­nen Sach­man­gel i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB be­grün­den. Nach die­ser Vor­schrift muss sich der Kauf­ge­gen­stand für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung eig­nen und ei­ne Be­schaf­fen­heit auf­wei­sen, die bei Sa­chen der glei­chen Art üb­lich ist und die der Käu­fer nach der Art der Sa­che er­war­ten kann. Der Käu­fer ei­ner Im­mo­bi­lie darf grund­sätz­lich da­von aus­ge­hen, dass das Kauf­ob­jekt nicht un­ter Denk­mal­schutz steht, weil Denk­mal­schutz die Aus­nah­me von der Re­gel ist. Mit der Denk­mal­ei­gen­schaft ei­nes Ge­bäu­des ge­hen Ver­pflich­tun­gen und Be­schrän­kun­gen für den je­wei­li­gen Ei­gen­tü­mer ein­her, die ei­ner öf­fent­lich-recht­li­chen Bau­be­schrän­kung gleich­kom­men. Die­sem ist es grund­sätz­lich ver­wehrt, oh­ne Ge­neh­mi­gung der zu­stän­di­gen Denk­mal­schutz­be­hör­de Än­de­run­gen an dem Ge­bäu­de vor­zu­neh­men (vgl. für Ham­burg § 8 DSchG Hmb a.F.; jetzt: § 9 DSchG Hmb). Es be­steht die Ver­pflich­tung, das Denk­mal in ei­nem denk­mal­ge­rech­ten Zu­stand zu er­hal­ten (vgl. § 14 DSchG Hmb a.F.; jetzt § 7 DSchG Hmb). Ge­neh­mig­te Um­bau- und Er­hal­tungs­maß­nah­men sind nicht sel­ten auf­grund denk­mal­schutz-recht­li­cher Auf­la­gen mit er­höh­ten Kos­ten und ei­nem er­höh­ten Auf­wand ver­bun­den. Da­mit eig­net sich ein un­ter Denk­mal­schutz ste­hen­des Kauf­ob­jekt nicht für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung und weist ei­ne Be­schaf­fen­heit auf, die bei Sa­chen der glei­chen Art nicht üb­lich ist und die der Käu­fer nach der Art der Sa­che nicht hat er­war­ten muss (allg. An­sicht, vgl. OLG Ros­tock, Urt. v. 10.08.2006 – 7 U 32/05, OLGR 2007, 257; Er­man/​Gru­ne­wald, BGB, 16. Aufl., § 434 Rn. 6; ju­risPK-BGB/​Pamm­ler, 9. Aufl., § 434 Rn. 195; Münch­Komm-BGB/​Wes­ter­mann, 8. Aufl., § 434 Rn. 56; Stau­din­ger/​Ma­tu­sche-Beck­mann, BGB, Neu­be­arb. 2013, § 434 Rn. 173; Beck­No­tar-HdB/​Krauß, 7. Aufl., § 1 Rn. 322, so­wie OLG Cel­le, Urt. v. 13.05.1988 – 4 U 101/87, DNotZ 1988, 702; OLG Saar­brü­cken, Urt. v. 06.02.1996 – 4 U 422/95 – 75, NJW-RR 1996, 692; OLG Naum­burg, Urt. v. 11.11.1997 – 1 U 541/97, OLGR 1999, 126, 129; je­weils für das bis zum 31.12.2001 gel­ten­de Ge­währ­leis­tungs­recht).

[10]    b) Das Be­ru­fungs­ge­richt er­kennt wei­ter rich­tig, dass das Kauf­ob­jekt bei Ge­fahr­über­gang noch nicht un­ter Denk­mal­schutz ge­stan­den hat. Hier­für war nach dem in dem maß­geb­li­chen Zeit­punkt in Ham­burg gel­ten­den kon­sti­tu­ti­ven Sys­tem die Ein­tra­gung in die Denk­mal­lis­te er­for­der­lich (§ 5 DSchG Hmb a.F.). Bis zum Neu­er­lass des Ham­bur­gi­schen Denk­mal­schutz­ge­set­zes am 01.05.2013 (HmbGVBl. 2013, 142) und der Ein­füh­rung des so­ge­nann­ten Ip­sa-le­ge-Sys­tems, bei dem die Denk­mal­ei­gen­schaft un­mit­tel­bar aus dem Ge­setz folgt (vgl. da­zu Fech­ner, in: Mar­tin/​Krautz­ber­ger, Denk­mal­schutz und Denk­mal­pfle­ge, 4. Aufl., Teil B IV Rn. 147; Da­vy­dov, in: Mar­tin/​Krautz­ber­ger, ibd., Teil C III Rn. 76–79; Mit­tel­stein/​Jöt­ten, Nor­dÖR 2013, 451 ff.), be­gann der Denk­mal­schutz in den hier maß­geb­li­chen Fäl­len des § 2 Nr. 1 und Nr. 2 DSchG Hmb a.F. erst mit der Ein­tra­gung in die Denk­mal­lis­te (§ 6 III DSchG Hmb a.F.). Ei­ne sol­che Ein­tra­gung in die Denk­mal­lis­te gab es nicht. Das Haus war nur in das Ver­zeich­nis der er­kann­ten Denk­mä­ler ge­mäß § 7a II 2 DSchG Hmb a.F. auf­ge­nom­men wor­den.

[11]   c) Es kann of­fen­blei­ben, ob auch die Ein­tra­gung des Hau­ses in das Ver­zeich­nis er­kann­ter Denk­mä­ler ge­mäß § 7a II 2 DSchG Hmb a.F. ei­nen Sach­man­gel i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB dar­stellt. Je­den­falls han­del­te es sich – wo­von das Be­ru­fungs­ge­richt zu­tref­fend aus­geht – um ei­nen of­fen­ba­rungs­pflich­ti­gen Um­stand.

[12]   aa) Den Ver­käu­fer trifft ei­ne Of­fen­ba­rungs­pflicht hin­sicht­lich sol­cher Um­stän­de, die für die Ent­schlie­ßung des Käu­fers von ent­schei­den­der Be­deu­tung sind und de­ren Mit­tei­lung die­ser nach der Ver­kehrs­auf­fas­sung er­war­ten durf­te (vgl. Se­nat, Urt. v. 20.10.2000 – V ZR 285/99, NJW 2001, 64 m. w. Nachw.). Ein sol­cher of­fen­ba­rungs­pflich­ti­ger Um­stand war die Ein­tra­gung in das Ver­zeich­nis er­kann­ter Denk­mä­ler. Sie lös­te die buß­geld­be­währ­te Pflicht des Ver­fü­gungs­be­rech­tig­ten aus, al­le be­ab­sich­tig­ten Ver­än­de­run­gen dem Denk­mal­schutz­amt an­zu­zei­gen (§ 7a I 1 i. V. mit §§ 8 bis 10 DSchG Hmb a.F.). Da­mit soll­te dem Denk­mal­schutz­amt die Prü­fung er­mög­licht wer­den, ob ein Un­ter­schutz­stel­lungs­ver­fah­ren nach § 6 DSchG Hmb a.F. ein­ge­lei­tet wird (vgl. Mit­tei­lung des Se­nats der Frei­en und Han­se­stadt Ham­burg an die Bür­ger­schaft, Drs. 18/3625, S. 1 und 2). Die Un­ter­schutz­stel­lung als Denk­mal war wahr­schein­lich, weil es sich bei den in das Ver­zeich­nis auf­ge­nom­me­nen Ge­gen­stän­den um sol­che han­del­te, de­ren Er­hal­tung im öf­fent­li­chen In­ter­es­se lag (§ 2 DSchG Hmb a.F.).

[13]   bb) In­so­weit kommt auch ein An­spruch des Klä­gers ge­gen den Be­klag­ten aus Ver­schul­den bei Ver­trags­schluss (§§ 280 I, 311 II und III, 241 II BGB) in Be­tracht. Der Be­klag­te haf­tet aber so­wohl aus § 437 Nr. 3 Fall 1, §§ 280 I und III, 281 I 1 BGB als auch un­ter dem Ge­sichts­punkt des [13]   Ver­schul­dens bei Ver­trags­schluss nur un­ter der wei­te­ren Vor­aus­set­zung der Arg­list. Han­delt es sich bei der Ein­tra­gung in das Ver­zeich­nis der er­kann­ten Denk­mä­ler um ei­nen Sach­man­gel, kann der Klä­ger die­sen im Hin­blick dar­auf, dass die An­sprü­che des Käu­fers we­gen ei­nes Sach­man­gels ver­trag­lich aus­ge­schlos­sen wor­den sind, ge­mäß § 444 Fall 1 BGB nur dann mit Er­folg gel­tend ma­chen, wenn der Be­klag­te den Man­gel arg­lis­tig ver­schwie­gen hat. Der An­spruch auf Scha­dens­er­satz we­gen Ver­schul­dens bei Ver­trags­schluss setzt, weil es sich bei der Ein­tra­gung in das Ver­zeich­nis er­kann­ter Denk­mä­ler um ei­nen der Sa­che an­haf­ten­den Um­stand han­delt, we­gen der Sperr­wir­kung der Sach­män­gel­haf­tung eben­falls ei­ne vor­sätz­li­che Ver­let­zung der Auf­klä­rungs­pflicht des Be­klag­ten vor­aus (vgl. Se­nat, Urt. v. 27.03.2009 – V ZR 30/08, BGHZ 180, 205 Rn. 19 ff.).

[14]   d) Die An­nah­me des Be­ru­fungs­ge­richts, der Be­klag­te ha­be arg­lis­tig ge­han­delt, ist rechts­feh­ler­haft.

[15]   aa) Weil der Be­klag­te das Grund­stück in sei­ner Ei­gen­schaft als Tes­ta­ments­voll­stre­cker ver­äu­ßert hat und da­mit selbst Ver­trags­part­ner des Klä­gers ge­wor­den ist, kommt es auf sei­ne Per­son an, so­weit die recht­li­chen Fol­gen ei­ner Wil­lens­er­klä­rung durch Wil­lens­män­gel oder durch Kennt­nis oder das Ken­nen­müs­sen die­ser Um­stän­de be­ein­flusst wer­den (vgl. Be­ckOK-BGB/​Lan­ge, Stand: 01.11.2020, § 2206 Rn. 10; Münch­Komm-BGB/​Zim­mer­mann, 8. Aufl., § 2206 Rn. 15; Stau­din­ger/​Rei­mann, BGB, Neu­be­arb. 2016, § 2205 Rn. 140 und § 2206 Rn. 19). Nicht ein­schlä­gig ist da­her die Ent­schei­dung des Se­nats vom 08.04.2016 – V ZR 150/15, VersR 2017, 766 Rn. 23 – zu ei­ner Mehr­heit von Ver­käu­fern, wo­nach sich ein Ver­käu­fer ge­mäß § 444 Fall 1 BGB nicht auf ei­nen ver­trag­lich ver­ein­bar­ten Aus­schluss der Sach­män­gel­haf­tung be­ru­fen kann, wenn sein Mit­ver­käu­fer ei­nen Man­gel arg­lis­tig ver­schwie­gen hat. Der für den Nach­lass han­deln­de Tes­ta­ments­voll­stre­cker bil­det mit den Er­ben kei­ne Ver­käu­fer­mehr­heit.

[16]   bb) Arg­list des Be­klag­ten wä­re ge­ge­ben, wenn er selbst Kennt­nis von der Ein­tra­gung des Hau­ses in das Ver­zeich­nis der er­kann­ten Denk­mä­ler ge­habt hät­te oder wenn ihm als Tes­ta­ments­voll­stre­cker die Kennt­nis ei­nes Wis­sens­trä­gers ana­log § 166 BGB zu­zu­rech­nen wä­re. Bei­des ist nicht der Fall.

[17]   (1) Das Be­ru­fungs­ge­richt hat da­hin­ste­hen las­sen, ob die Be­haup­tung des Be­klag­ten zu­tref­fend ist, dass er selbst kei­ne Kennt­nis von der Ein­tra­gung des Ob­jekts in das Ver­zeich­nis er­kann­ter Denk­mä­ler ge­habt und noch nicht ein­mal um die Exis­tenz ei­nes sol­chen Ver­zeich­nis­ses bei Ver­trags­schluss ge­wusst ha­be. Für das Re­vi­si­ons­ver­fah­ren ist des­halb da­von aus­zu­ge­hen, dass das der Fall ist und der Be­klag­te le­dig­lich wuss­te, dass es aus Sicht des Denk­mal­schutz­am­tes schüt­zens­wer­te Ele­men­te des Hau­ses gab und das Haus un­ter der Be­ob­ach­tung des Denk­mal­schutz­amts stand. Dar­auf hat der Be­klag­te den Klä­ger in dem Kauf­ver­trag hin­ge­wie­sen.

[18]   (2) Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Be­ru­fungs­ge­richts ist dem Be­klag­ten ei­ne mög­li­che Kennt­nis sei­ner Schwes­ter von der Ein­tra­gung des Hau­ses in das Ver­zeich­nis er­kann­ter Denk­mä­ler nicht zu­zu­rech­nen. Ver­kauft der Tes­ta­ments­voll­stre­cker ein Nach­lass­grund­stück, kann ihm die Kennt­nis der Er­ben über Män­gel der Kauf­sa­che oder an­de­re of­fen­ba­rungs­pflich­ti­ge Um­stän­de nicht nach den für ju­ris­ti­sche Per­so­nen und öf­fent­li­che Kör­per­schaf­ten gel­ten­den Grund­sät­zen über die „Or­ga­ni­sa­ti­on ei­nes in­ner­be­trieb­li­chen In­for­ma­ti­ons­aus­tau­sches“ zu­ge­rech­net wer­den.

[19]   (a) Ei­ne Zu­rech­nung von Wis­sen bei dem Ab­schluss von Ver­trä­gen ist nach § 166 BGB zu be­ur­tei­len. Die Vor­schrift ist nicht auf die rechts­ge­schäft­li­che Ver­tre­tung be­schränkt, son­dern er­streckt sich ana­log auf den ver­gleich­ba­ren Tat­be­stand der Wis­sens­ver­tre­tung. „Wis­sens­ver­tre­ter“ ist je­der, der nach der Ar­beits­or­ga­ni­sa­ti­on des Ge­schäfts­herrn da­zu be­ru­fen ist, im Rechts­ver­kehr als des­sen Re­prä­sen­tant be­stimm­te Auf­ga­ben in ei­ge­ner Ver­ant­wor­tung zu er­le­di­gen und die da­bei an­ge­fal­le­nen In­for­ma­tio­nen zur Kennt­nis zu neh­men und ge­ge­be­nen­falls wei­ter­zu­lei­ten (vgl. Se­nat, Urt. v. 24.01.1992 – V ZR 262/90, BGHZ 117, 104, 106 f. m. w. Nachw.; BGH, Urt. v. 25.10.2018 – IX ZR 168/17, NJW-RR 2019, 116 Rn. 13; Urt. v. 26.05.2020 – VI ZR 186/17, NJW 2020, 2534 Rn. 15). Ei­ne Wis­sens­zu­rech­nung auf die­ser Grund­la­ge schei­det hier aus, weil nach dem fest­ge­stell­ten Sach­ver­halt nicht da­von aus­zu­ge­hen ist, dass der Be­klag­te sei­ne Schwes­ter da­mit be­traut hat­te, be­stimm­te Auf­ga­ben in Be­zug auf das Grund­stück zu er­le­di­gen.

[20]   (b) Ent­ge­gen der An­sicht des Be­ru­fungs­ge­richts ist auch die Recht­spre­chung des BGH nicht ein­schlä­gig, wo­nach je­de am Rechts­ver­kehr teil­neh­men­de Or­ga­ni­sa­ti­on im Rah­men des ihr Zu­mut­ba­ren si­cher­stel­len muss, dass die ihr ord­nungs­ge­mäß zu­ge­hen­den, rechts­er­heb­li­chen In­for­ma­tio­nen un­ver­züg­lich an die ent­schei­den­den Per­so­nen wei­ter­ge­lei­tet und von die­sen zur Kennt­nis ge­nom­men wer­den, und dass nach er­kenn­bar an­ders­wo in­ner­halb der Or­ga­ni­sa­ti­on vor­han­de­nen und für den ei­ge­nen Be­reich we­sent­li­chen In­for­ma­tio­nen nach­ge­fragt wird (vgl. Se­nat, Urt. v. 08.12.1989 – V ZR 246/87, BGHZ 109, 327, 330 ff.; Urt. v. 02.02.1996 – V ZR 239/94, BGHZ 132, 30, 37; Urt. v 13.10.2000 – V ZR 349/99, NJW 2001, 359, 360; Urt. v. 10.12.2010 – V ZR 203/09, ju­ris Rn. 16 ff.; BGH, Urt. v. 14.01.2016 – I ZR 65/14, NJW 2016, 3445 Rn. 61; Urt. v. 26.05.2020 – VI ZR 186/17, NJW 2020, 2534 Rn. 26).

[21]   Ei­ne ver­gleich­ba­re Si­tua­ti­on liegt zwi­schen dem Be­klag­ten und sei­nen Ge­schwis­tern schon des­we­gen nicht vor, weil es sich bei dem Be­klag­ten nicht um ei­ne ju­ris­ti­sche Per­son oder ei­ne ver­gleich­ba­re Or­ga­ni­sa­ti­on han­delt. Un­ab­hän­gig da­von, ist die ge­nann­te Recht­spre­chung auf das Ver­hält­nis von Tes­ta­ments­voll­stre­cker und Er­ben auch des­halb nicht über­trag­bar, weil es sich grund­le­gend von der Struk­tur ei­nes ar­beits­tei­lig or­ga­ni­sier­ten Un­ter­neh­mens un­ter­schei­det. Der Er­be ist nicht kraft Er­ben­stel­lung in die Or­ga­ni­sa­ti­on des Tes­ta­ments­voll­stre­ckers ein­ge­glie­dert. Er ist nicht des­sen Mit­ar­bei­ter und steht auch nicht in des­sen La­ger. Die Tes­ta­ments­voll­stre­ckung be­schränkt viel­mehr die Er­ben­stel­lung (§ 2211  BGB). Der Tes­ta­ments­voll­stre­cker hat die letzt­wil­li­ge Ver­fü­gung des Erb­las­sers zur Aus­füh­rung zu brin­gen (§ 2203 BGB). Er muss da­bei nach sei­nem Er­mes­sen selbst­stän­dig und un­ter Um­stän­den ge­gen den Wil­len der Er­ben ent­schei­den (vgl. BGH, Urt. v. 03.12.1986 – IVa ZR 90/85, NJW 1987, 1070, 1071; Urt. v. 08.03.1989 – IVa ZR 353/87, NJW-RR 1989, 642, 643).

[22]   (3) Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Be­ru­fungs­ge­richts kommt auch nicht in Be­tracht, dem Be­klag­ten das Wis­sen der Grund­stücks­ver­wal­tung, die das In­for­ma­ti­ons­schrei­ben des Denk­mal­schutz­amts im Ju­li 2006 für ihn ent­ge­gen­ge­nom­men hat, ent­spre­chend § 166 BGB zu­zu­rech­nen. Vor­trag da­zu, dass die Haus­ver­wal­tung in die Ver­äu­ße­rung des Hau­ses ein­be­zo­gen war, er­gibt sich aus dem Be­ru­fungs­ur­teil nicht und wird auch von der Re­vi­si­ons­er­wi­de­rung nicht auf­ge­zeigt. Ei­ne Wis­sens­zu­rech­nung nach den Grund­sät­zen der „Or­ga­ni­sa­ti­on ei­nes in­ner­be­trieb­li­chen In­for­ma­ti­ons­aus­tau­sches“ (s. Rn. 20) fin­det im Ver­hält­nis ei­nes Grund­stücks­ver­käu­fers zu ei­ner von ihm (nur) mit der Ver­wal­tung des Grund­stücks be­auf­trag­ten, recht­lich und or­ga­ni­sa­to­risch selbst­stän­di­gen Haus­ver­wal­tung nicht statt (vgl. Se­nat, Urt. v. 22.11.1996 – V ZR 196/95, NJW-RR 1997, 270; vgl. auch Se­nat, Urt. v. 27.09.2002 – V ZR 320/01, NJW 2003, 589, 590). Die ge­nann­ten Grund­sät­ze gel­ten nur für ar­beits­tei­li­ge Ab­läu­fe in­ner­halb ei­nes Un­ter­neh­mens oder ei­ner Or­ga­ni­sa­ti­on.

[23]   III. 1. Das an­ge­foch­te­ne Ur­teil kann da­her kei­nen Be­stand ha­ben; es ist auf­zu­he­ben (§ 562 I ZPO).

[24]   2. Der Se­nat kann in der Sa­che ab­schlie­ßend ent­schei­den, weil wei­te­re Fest­stel­lun­gen nicht zu er­war­ten sind (§ 563 III ZPO). Un­ter Be­weis ge­stell­ten Vor­trag des in­so­weit dar­le­gungs- und be­weis­pflich­ti­gen Klä­gers, aus dem sich er­gibt, dass der

Be­klag­te selbst Kennt­nis von der Auf­nah­me des Hau­ses in das Ver­zeich­nis er­kann­ter Denk­mä­ler hat­te, lässt sich dem Be­ru­fungs­ur­teil nicht ent­neh­men und wird von der Re­vi­si­ons­er­wi­de­rung nicht auf­ge­zeigt.

[25]   3. Das führt zur Zu­rück­wei­sung der Be­ru­fung des Klä­gers ge­gen das erst­in­stanz­li­che Ur­teil. Die Kos­ten­ent­schei­dung folgt aus § 97 I ZPO.

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