Für den Streit­wert ei­ner auf Her­aus­ga­be ei­nes Lea­sing­fahr­zeugs ge­rich­te­ten Kla­ge ist un­ab­hän­gig da­von, ob der (Fort-)Be­stand des Lea­sing­ver­trags strei­tig ist, der Wert des Fahr­zeugs maß­ge­bend. § 41 I GKG ist nur an­zu­wen­den, wenn in Form ei­ner Fest­stel­lungs­kla­ge aus­schließ­lich über das Be­ste­hen des Lea­sing­ver­trags ge­strit­ten wird.

OLG Mün­chen, Be­schluss vom 11.03.2020 – 32 W 284/20

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin ver­lang­te von der Be­klag­ten, mit der sie ei­nen – aus ih­rer Sicht mitt­ler­wei­le be­en­de­ten – Lea­sing­ver­trag über ein Kraft­fahr­zeug ge­schlos­sen hat­te, die Her­aus­ga­be die­ses Fahr­zeugs, des­sen Wert 14.632,48 € be­trug. Der Lea­sing­ver­trag hat­te ei­ne ur­sprüng­li­che Lauf­zeit von zwölf Mo­na­ten; die Be­klag­te hat­te je­doch das Recht, den Ver­trag durch Ab­ga­be ei­ner Op­ti­ons­er­klä­rung zu ver­län­gern. Die Be­klag­te hat gel­tend ge­macht, dass sie ei­ne Op­ti­ons­er­klä­rung te­le­fo­nisch ab­ge­ge­ben ha­be und die Be­stim­mung im Lea­sing­ver­trag, die für die Op­ti­ons­er­klä­rung Text­form vor­schrei­be, un­wirk­sam sei. So­mit ha­be der Lea­sing­ver­trag über die ur­sprüng­li­che Lauf­zeit von zwölf Mo­na­ten hin­aus fort­be­stan­den.

Das Land­ge­richt hat den Streit­wert zu­nächst auf 14.632,48 € (Wert des Fahr­zeugs) fest­ge­setzt. Auf die Be­schwer­de der Be­klag­ten hat es den Streit­wert dann aber mit Be­schluss vom 17.02.2020 auf 1.377,84 € (= 12 mo­nat­li­che Lea­sing­ra­ten) her­ab­ge­setzt.

Die da­ge­gen ge­rich­te­te, aus ei­ge­nem Recht er­ho­be­ne Be­schwer­de des Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten der Klä­ge­rin hat­te Er­folg.

Aus den Grün­den: II. Die nach § 32 II 1 RVG zu­läs­si­ge Be­schwer­de ist be­grün­det. Der Streit­wert für die Her­aus­ga­be­kla­ge ist in Hö­he des Fahr­zeug­werts fest­zu­set­zen, denn der Streit­wert rich­tet sich nach § 48 I 1 GKG i. V. mit § 6 ZPO.

Das Land­ge­richt hat zwar rich­tig er­kannt, dass § 41 II GKG we­gen der dor­ti­gen Be­schrän­kung auf Grund­stü­cke, Ge­bäu­de oder Ge­bäu­de­tei­le kei­ne An­wen­dung fin­det, es hat je­doch zu Un­recht die Vor­schrift des § 41 I GKG an­ge­wen­det. Die­se Vor­schrift ist je­doch nicht auf Her­aus­ga­be­kla­gen an­zu­wen­den. Aus § 41 II GKG er­gibt sich näm­lich, dass Kla­gen auf Her­aus­ga­be grund­sätz­lich nicht zum An­wen­dungs­be­reich des § 41 I GKG ge­hö­ren sol­len, da in § 41 II GKG aus­drück­lich ge­re­gelt wird, dass kein Un­ter­schied beim Streit­wert ge­macht wer­den soll un­ab­hän­gig da­von, ob Vor­fra­ge für den Her­aus­ga­be­an­spruch das Fort­be­ste­hen des Miet­ver­hält­nis­ses ist oder nicht. Da­mit ist die An­wend­bar­keit des § 41 I GKG auf rei­ne Fest­stel­lungs­kla­gen über das Be­ste­hen ei­nes Ver­trags be­schränkt. Ist aber we­der durch § 41 I GKG noch durch § 41 II GKG et­was an­ders ge­re­gelt, so gilt § 48 I 1 GKG i. V. mit § 6 ZPO.

Hier­durch wird auch ver­hin­dert, dass bei be­weg­li­chen Sa­chen, wenn im Rah­men der Her­aus­ga­be­kla­ge über das Fort­be­ste­hen des Miet­ver­hält­nis­ses ge­strit­ten wird, ein an­de­rer Streit­wert maß­ge­bend ist, als wenn die Be­en­di­gung un­strei­tig ist. Ein sol­ches Er­geb­nis kann auch der Ge­setz­ge­ber nicht ge­wollt ha­ben, der die Re­ge­lung des § 41 GKG vor al­lem aus so­zia­len Grün­den ge­trof­fen hat. So­zia­le Er­wä­gun­gen ha­ben bei der Mie­te von be­weg­li­chen Ge­gen­stän­den ei­ne ge­rin­ge­re Be­deu­tung.

Die Schät­zung des Fahr­zeug­werts durch die Klä­ge­rin auf 75 % des Neu­prei­ses be­geg­net kei­nen Be­den­ken. …

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