Die Vor­aus­set­zun­gen für ei­nen man­gel­be­ding­ten Rück­tritt vom Kauf­ver­trag sind re­gel­mä­ßig nicht er­füllt, wenn der Käu­fer dem Ver­käu­fer ge­mäß § 323 I BGB ei­ne Frist zur Nach­bes­se­rung (§ 439 I Fall 1 BGB) ge­setzt und der Ver­käu­fer den Man­gel vor Ab­lauf die­ser Frist trotz ei­nes in­ner­halb der Frist un­ter­nom­me­nen Nach­bes­se­rungs­ver­suchs nicht be­sei­tigt hat (ent­ge­gen (OLG Saar­bü­cken, Urt. v. 09.09.2010 – 8 U 367/09-92, BeckRS 2010, 28141). In ei­nem sol­chen Fall muss der Käu­fer dem Ver­käu­fer viel­mehr ei­nen zwei­ten Nach­bes­se­rungs­ver­such ge­wäh­ren. Denn be­zo­gen auf Kauf­ver­trä­ge ist „er­folg­los“ (§ 323 I BGB) gleich­be­deu­tend mit „fehl­ge­schla­gen“ (§ 440 Satz 1 Fall 2, Satz 2 BGB); ei­ne i. S. von § 323 I BGB er­folg­lo­se Frist­set­zung liegt des­halb erst vor, wenn auch der zwei­te Nach­bes­se­rungs­ver­such miss­lingt.

OLG Frank­furt a. M., Ur­teil vom 14.11.2019 – 16 U 42/19
(nach­fol­gend: BGH, Ur­teil vom 26.08.2020 – VI­II ZR 351/19)

Sach­ver­halt: Der Klä­ger er­warb von der Be­klag­ten am 12.09.2017 ei­nen Neu­wa­gen zum Preis von 18.750 €. Dem Kauf­ver­trag la­gen die All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen (Neu­wa­gen-Ver­kaufs­be­din­gun­gen) der Be­klag­ten zu­grun­de. Sie ent­spre­chen den All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen „für den Ver­kauf ge­brauch­ter Kraft­fahr­zeu­ge und An­hän­ger“, die der Zen­tral­ver­band Deut­sches Kraft­fahr­zeug­ge­wer­be e. V. (ZDK) un­ver­bind­lich emp­fiehlt.

Nach­dem der Klä­ger die La­ckie­rung des Fahr­zeugs be­an­stan­det hat­te, bot ihm die Be­klag­te mit Schrei­ben ih­res spä­te­ren Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten vom 28.05.2018 an, sich we­gen der ge­wünsch­ten Nach­bes­se­rung an ei­nen Ver­trags­händ­ler sei­ner Wahl zu wen­den. Au­ßer­dem frag­te die Be­klag­te an, ob der Klä­ger auch Ga­ran­tie­an­sprü­che gel­tend ma­che. Nach wei­te­rer Kor­re­spon­denz, in der der Klä­ger klar­stell­te, dass er aus­schließ­lich Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che gel­tend ma­che, ver­brach­te der Klä­ger sein Fahr­zeug am 03.07.2018 zu der Ver­trags­händ­le­rin V-GmbH. Dort wur­de der Pkw un­ter­sucht. An­schlie­ßend ver­ein­bar­ten der Klä­ger und die V-GmbH ei­nen Ter­min für die Nach­bes­se­rung des Fahr­zeugs, die dann vom 14.08. bis zum 21.08.2019 statt­fand. Ei­ni­ge Ta­ge nach Ab­ho­lung des Fahr­zeugs rüg­te der Klä­ger, dass die Män­gel nicht voll­stän­dig be­sei­tigt wor­den sei­en und die Neu­la­ckie­rung nicht fach­ge­recht aus­ge­führt wor­den sei. Zu ei­nem bei ei­ner wei­te­ren Vor­stel­lung des Fahr­zeugs ver­ein­bar­ten Ter­min zur Nach­ar­beit er­schien der Klä­ger nicht. Viel­mehr er­klär­te er mit Schrei­ben vom 24.09.2018 den Rück­tritt von dem mit der Be­klag­ten ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trag.

Das Land­ge­richt hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Un­ter­stel­le man, dass das Fahr­zeug we­gen sei­ner La­ckie­rung man­gel­haft sei, dann ste­he ei­nem An­spruch aus § 437 Nr. 3 Fall 1, §§ 323, 440 BGB i. V. mit §§ 346 ff. BGB ent­ge­gen, dass die Nach­bes­se­rung nicht i. S. von § 440 Satz 1 Fall 2, Satz 2 BGB fehl­ge­schla­gen sei. Ei­ne Nach­bes­se­rung gel­te da­nach erst nach dem er­folg­lo­sen zwei­ten Ver­such als fehl­ge­schla­gen. Der Klä­ger ha­be in­des der V-GmbH, die nach den Neu­wa­gen-Ver­kaufs­be­din­gun­gen der Be­klag­ten für die Be­klag­te Nach­bes­se­rungs­ar­bei­ten ha­be vor­neh­men dür­fen, kei­nen zwei­ten Nach­bes­se­rungs­ver­such ge­währt, son­dern so­gar den da­für ver­ein­bar­ten Ter­min ab­ge­sagt. Der Klä­ger ha­be auch nicht aus­nahms­wei­se nach Treu und Glau­ben (§ 440 Satz 1 Fall 3 BGB) da­von ab­se­hen dür­fen, der Be­klag­ten ei­nen wei­te­ren Nach­bes­se­rungs­ver­such zu er­mög­li­chen. Denn die V-GmbH ha­be ihm in Aus­sicht ge­stellt, Nach­ar­bei­ten zeit­nah vor­zu­neh­men. Au­ßer­dem kön­ne der Klä­ger bei ord­nungs­ge­mä­ßer Nach­bes­se­rung der La­ckie­rung nicht in den Ver­dacht ge­ra­ten, er ver­schwei­ge ei­nem Kauf­in­ter­es­sen­ten Män­gel des Pkw, und schließ­lich ha­be die Be­klag­te das Fahr­zeug noch nicht im Hin­blick auf die in der Kla­ge­schrift ge­rüg­ten wei­te­ren Män­gel prü­fen kön­nen.

Mit sei­ner da­ge­gen ge­rich­te­ten Be­ru­fung hat der Klä­ger gel­tend ge­macht, er ha­be der Be­klag­ten – wie § 323 I BGB es ver­lan­ge – am 14.05.2018 ei­ne Frist zur Nach­er­fül­lung ge­setzt. Die­se sei schon des­halb er­folg­los ab­ge­lau­fen, weil es der Be­klag­ten bzw. der für sie tä­tig ge­wor­de­nen V-GmbH bis zum 30.05.2018 (Frist­ab­lauf) ei­ne Man­gel­be­sei­ti­gung nicht ge­lun­gen sei, Bis zum Ab­lauf der ge­setz­ten Frist sei­en über­haupt kei­ne Man­gel­be­sei­ti­gungs­maß­nah­men vor­ge­nom­men wor­den. Die im Au­gust 2018 durch­ge­führ­ten Ar­bei­ten hät­ten nicht zur Be­sei­ti­gung des Man­gels ge­führt; ein Man­gel lie­ge viel­mehr der­zeit im­mer noch vor. Da­mit sei er, der Klä­ger, ge­mäß § 323 I BGB zum Rück­tritt von dem mit der Be­klag­ten ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trag be­rech­tigt ge­we­sen.

Ei­ne zwei­te Mög­lich­keit zur Nach­bes­se­rung ha­be er der Be­klag­ten nicht ge­wäh­ren müs­sen. Das Ge­gen­teil fol­ge nicht aus § 440 Satz 2 BGB. Die­se Re­ge­lung gel­te nur für den Fall, dass noch ei­ne Frist zu set­zen sei, weil § 440 Satz 1 BGB als Aus­nah­me­tat­be­stand le­dig­lich die Fäl­le der Un­zu­mut­bar­keit ei­ner Frist­set­zung nach § 323 II BGB er­wei­te­re. Wenn bei­spiels­wei­se der Fall des § 440 Satz 1 Fall 2 BGB (Fehl­schla­gen der Nach­bes­se­rung) ge­ge­ben sei, sei ei­ne Frist­set­zung nach § 323 I BGB ent­behr­lich. Hier aber sei die ge­setz­te Frist er­folg­los ab­ge­lau­fen. Aus § 440 Satz 2 BGB kön­ne nicht ge­ne­rell ein Recht auf „zwei er­folg­lo­se Nach­bes­se­rungs­ver­su­che“ ab­ge­lei­tet wer­den. Der Ver­käu­fer ha­be kei­ne zwei Ver­su­che, wenn er die Frist „ta­ten­los ver­säumt“ ha­be. Dem­entspre­chend sei­en Vor­aus­set­zun­gen für den Rück­tritt nach Ab­lauf ei­ner ge­setz­ten Frist al­lein die Man­gel­haf­tig­keit der Sa­che bei Über­ga­be und de­ren Fort­be­stand im Rück­tritts­zeit­punkt.

Der Klä­ger stützt sich für sei­ne Auf­fas­sung auf ei­ne Ent­schei­dung des OLG Saar­bü­cken (Urt. v. 09.09.2010 – 8 U 367/09-92, BeckRS 2010, 28141 = ju­ris), wo­nach der Käu­fer, wenn er dem Ver­käu­fer ei­ne Frist ge­setzt hat und in­ner­halb der Frist ei­ne er­folg­lo­se Nach­bes­se­rung vor­ge­nom­men wur­de, nach Frist­ab­lauf zu­rück­tre­ten kann, oh­ne dem Ver­käu­fer ei­ne wei­te­re Ge­le­gen­heit zur Be­sei­ti­gung des Man­gels ein­räu­men oder ei­ne (wei­te­re) Frist set­zen zu müs­sen. Aus dem Um­stand, dass er, der Klä­ger, nach Ab­lauf der Frist, die er der Be­klag­ten ge­setzt ha­be, nicht zu­rück­ge­tre­ten sei, son­dern der Be­klag­ten „er­neut“ die Mög­lich­keit zur Nach­bes­se­rung ge­ge­ben ha­be, fol­ge nicht, dass er ei­ne (wei­te­re) Frist zur Nach­er­fül­lung hät­te set­zen müs­se. Ein „Recht zur drit­ten An­die­nung“ ge­be es nicht.

Die Be­ru­fung hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: II. … Das Land­ge­richt hat ei­nen An­spruch des Klä­gers auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses aus den § 437 Nr. 3 Fall 1, §§ 440, 323 BGB i. V. mit §§ 346 ff. BGB im Er­geb­nis zu Recht des­halb als nicht ge­ge­ben an­ge­se­hen, weil es hin­sicht­lich der vom Klä­ger be­haup­te­ten Män­gel an der La­ckie­rung des Fahr­zeugs an der Vor­aus­set­zung ei­ner er­folg­lo­sen Nach­er­fül­lung in­ner­halb an­ge­mes­se­ner Frist i. S. von § 323 I BGB fehlt.

1. Die mit Schrei­ben vom 14.05.2018 ge­setz­te Frist zur Nach­er­fül­lung ist al­ler­dings nicht schon des­halb er­folg­los ge­blie­ben, weil die Be­klag­te bis zum 30.05.2018 kei­ne Nach­bes­se­rung vor­ge­nom­men hat.

a) Zum ei­nen ist es für ei­ne Nach­er­fül­lung in­ner­halb der vom Gläu­bi­ger ge­setz­ten Frist nicht er­for­der­lich, dass der Nach­er­fül­lungs­er­folg in­ner­halb der Frist ein­tritt. Nach ganz über­wie­gend ver­tre­te­ner An­sicht ist es aus­rei­chend, wenn die Leis­tungs­hand­lung in­ner­halb der Frist vor­ge­nom­men wird. Dar­an fehlt es bei­spiels­wei­se, wenn der Schuld­ner sich in­ner­halb der ge­setz­ten Frist über­haupt nicht bei dem Gläu­bi­ger – mit ei­nem An­ge­bot der Nach­er­fül­lung oder dem Wunsch nach ei­ner Ter­min­ver­ein­ba­rung – mel­det. So war es hier je­doch nicht. Der Be­klag­ten­ver­tre­ter hat den Klä­ger­ver­tre­ter un­ter Be­zug auf das Män­gel­rü­ge­schrei­ben … auf Bit­te der Be­klag­ten zur wei­te­ren Ver­an­las­sung be­reits am 28.05.2018 an­ge­schrie­ben und dem Klä­ger – we­gen der räum­li­chen Ent­fer­nung zur Be­klag­ten – vor­ge­schla­gen, die Her­stel­ler­ga­ran­tie in An­spruch zu neh­men und das Fahr­zeug bei ei­nem M-Ver­trags­händ­ler in sei­ner Nä­he vor­zu­stel­len. Mit dem An­ge­bot der Be­klag­ten … vom 28.05.2019, auf wel­ches der Klä­ger nach wei­te­rer Kor­re­spon­denz ein­ge­gan­gen ist und das Fahr­zeug zur Un­ter­su­chung zur V-GmbH ver­bracht hat, ist ei­ne ers­te Leis­tungs­hand­lung von der Be­klag­ten noch in­ner­halb der ge­setz­ten Frist vor­ge­nom­men wor­den. Zwar ist das An­ge­bot zur Un­ter­su­chung des Fahr­zeugs noch kei­ne un­mit­tel­ba­re Nach­bes­se­rungs­maß­nah­me. Der Ver­käu­fer hat je­doch vor ei­ner Nach­bes­se­rung das Recht, den Kauf­ge­gen­stand auf den be­haup­te­ten Man­gel zu un­ter­su­chen. Die Un­ter­su­chung ist in­so­fern ein ers­ter not­wen­di­ger Schritt der Nach­er­fül­lung (so auch Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 13. Aufl., Rn. 967–969 m. w. Nachw.). Dies gilt um­so mehr, als der Klä­ger die be­haup­te­ten Män­gel der La­ckie­rung der Be­klag­ten in dem An­walts­schrei­ben vom 14.05.2018 nach sie­ben Mo­na­ten über­haupt erst­mals mit­ge­teilt hat und die Be­klag­te in­ner­halb der Frist bei le­bens­na­her Be­trach­tung zu­nächst ein­mal nur ei­ne Un­ter­su­chung vor­neh­men konn­te.

b) Selbst wenn man der vor­ge­nann­ten Sicht­wei­se, dass ei­ne ers­te Leis­tungs­hand­lung be­reits in­ner­halb der Frist vor­ge­nom­men wor­den sei, nicht fol­gen will und die (ers­te) Nach­bes­se­rungs­hand­lung erst mit der Un­ter­su­chung am 03.07.2018 oder gar mit den Re­pa­ra­tur­maß­nah­men vom 14.08. bis 21.08.2018 an­setzt, er­gibt sich im Er­geb­nis nichts an­de­res. Es trifft dann zwar zu, dass die – bis zum 30.05.2018 ge­setz­te – Frist an sich oh­ne Nach­er­fül­lungs­er­folg ab­ge­lau­fen ist. Gleich­wohl kann je­doch nicht au­ßer Acht blei­ben, dass der Klä­ger der Be­klag­ten trotz des Ab­laufs der Frist „frei­wil­lig“ ei­ne Nach­bes­se­rungs­mög­lich­keit ein­ge­räumt hat. Es wür­de ge­gen Treu und Glau­ben ver­sto­ßen, wenn der Käu­fer un­ab­hän­gig vom Aus­gang des ein­ge­räum­ten Nach­bes­se­rungs­ver­suchs auf das mit Ab­lauf der Frist ent­stan­de­ne Rück­tritts­recht zu­rück­grei­fen könn­te. Nimmt der Käu­fer nach Frist­ab­lauf sein Rück­tritts­recht nicht wahr und räumt dem Ver­käu­fer frei­wil­lig ei­ne Nach­bes­se­rungs­mög­lich­keit ein, so be­fin­den sich bei­de in der recht­li­chen La­ge wie vor Frist­ab­lauf.

2. Die Nach­er­fül­lung ist auch nicht des­halb er­folg­los i. S. von § 323 I BGB ge­blie­ben, weil die vom 14.08. bis 21.08.2018 durch­ge­führ­te Nach­bes­se­rungs­maß­nah­me – nach der Be­haup­tung des Klä­gers – zu kei­ner voll­stän­di­gen Män­gel­be­sei­ti­gung ge­führt hat. Der Klä­ger hät­te der für die Be­klag­te tä­tig ge­wor­de­nen V-GmbH oder der Be­klag­ten selbst ei­ne wei­te­re Mög­lich­keit ein­räu­men müs­sen, die von ihm wei­ter­hin als (teil­wei­se) vor­han­den be­haup­te­ten Män­gel zu be­sei­ti­gen.

a) Dies folgt ent­ge­gen dem Land­ge­richt al­ler­dings nicht un­mit­tel­bar aus der Vor­schrift des § 440 Satz 2 BGB. Der Klä­ger be­ruft sich in­so­fern zu Recht auf ei­ne in Li­te­ra­tur und Recht­spre­chung ver­tre­te­ne Rechts­auf­fas­sung, die dar­auf hin­weist, dass die Re­ge­lung des § 440 Satz 2 BGB nur für den Fall gilt, dass noch ei­ne Frist zu set­zen ist. Die Vor­schrift des § 440 BGB er­wei­tert ih­rem Wort­laut nach al­lein die Tat­be­stän­de ei­ner Ent­behr­lich­keit der Frist­set­zung über § 281 II BGB und § 323 II BGB hin­aus. Sie sieht in Satz 1 wei­te­re Fäl­le vor, in de­nen ei­ne er­folg­lo­se Frist­set­zung zur Nach­er­fül­lung nicht Vor­aus­set­zung ei­nes Rück­tritts ist. Satz 2 der Vor­schrift de­fi­niert al­lein den Be­griff des Fehl­schla­gens i. S. von Satz 1 Fall 2 der Vor­schrift, wo­nach es kei­ner Frist­set­zung be­darf, wenn die Nach­er­fül­lung fehl­ge­schla­gen ist. Aus Wort­laut und sys­te­ma­ti­scher Stel­lung des § 440 Satz 2 BGB er­gibt sich des­halb nicht (zwin­gend), dass auch bei ge­setz­ter Frist die­se erst dann er­folg­los ge­blie­ben ist, wenn zwei Nach­bes­se­rungs­ver­su­che nicht zum Er­folg ge­führt ha­ben.

b) Aus die­sem Be­fund wird von ei­nem Teil in Recht­spre­chung und Li­te­ra­tur der Schluss ge­zo­gen, dem Ver­käu­fer wer­de durch die Re­ge­lung des § 440 Satz 2 BGB nicht ge­ne­rell ein Recht zur „zwei­ma­li­gen Nach­bes­se­rung“ ein­ge­räumt. Auf die Vor­schrift kom­me es nur an, wenn es an der grund­sätz­lich er­for­der­li­chen Be­stim­mung ei­ner Frist zur Nach­er­fül­lung feh­le. Sei, wie im vor­lie­gen­den Fall, ei­ne Frist zur Nach­bes­se­rung ge­setzt wor­den und ha­be die dar­auf­hin er­folg­te Nach­bes­se­rungs­maß­nah­me nicht zum Er­folg ge­führt, so müs­se der Käu­fer dem Ver­käu­fer vor ei­nem Rück­tritt kei­ne zwei­te Nach­bes­se­rungs­mög­lich­keit ein­räu­men (OLG Saar­bü­cken, Urt. v. 09.09.2010 – 8 U 367/09-92, BeckRS 2010, 28141; Pa­landt/Wei­den­kaff, BGB, 77. Aufl., § 440 Rn. 1; Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 865 und 960 f.; Woit­ke­witsch, MDR 2004, 862, 863).

c) Der Se­nat ver­mag die­ser Auf­fas­sung nicht zu fol­gen. Die Vor­schrift des § 323 I BGB, wo­nach Vor­aus­set­zung für ei­nen Rück­tritt ist, dass die dem Schuld­ner ge­setz­te Frist zur Nach­er­fül­lung „er­folg­los“ ge­blie­ben ist, ist viel­mehr da­hin aus­zu­le­gen, dass für ei­ne Pflicht­ver­let­zung, die in der Lie­fe­rung ei­ner man­gel­haf­ten Sa­che be­steht, die auf ei­ne Frist­set­zung hin durch Nach­bes­se­rung un­ter­nom­me­ne Nach­er­fül­lung in der Re­gel erst dann „er­folg­los“ ge­blie­ben ist, wenn der Man­gel auch nach zwei­ma­li­gem Nach­bes­se­rungs­ver­such nicht be­sei­tigt wor­den ist. Bei ei­ner vor­ge­nom­me­nen oder be­gon­ne­nen Nach­bes­se­rung, die den Er­folg nicht er­reicht, ist je­den­falls für Kauf­ver­trä­ge der Re­ge­lung des § 440 Satz 2 BGB die Wer­tung zu ent­neh­men, dass von der Er­folg­lo­sig­keit der (be­gon­ne­nen) Nach­bes­se­rung in der Re­gel erst nach zwei Ver­su­chen aus­zu­ge­hen ist. „Er­folg­los“ in § 323 I BGB ist für kauf­recht­li­che Män­gel im glei­chen Sin­ne zu ver­ste­hen wie „fehl­ge­schla­gen“ in § 440 Satz 2 BGB.

Die­se Aus­le­gung ist ge­bo­ten, weil es sonst zu ei­nem Wer­tungs­wi­der­spruch kommt. Es ist kein hin­rei­chen­der Grund da­für er­sicht­lich, war­um dem Ver­käu­fer, der oh­ne Frist­set­zung ei­ne Nach­bes­se­rung un­ter­nimmt, in der Re­gel zwei Ver­su­che ein­ge­räumt wer­den, dem­je­ni­gen aber, der auf Frist­set­zung hin tä­tig wird, nur ein Nach­bes­se­rungs­ver­such zu­ste­hen soll. Ob der Ver­käu­fer le­dig­lich zur Be­sei­ti­gung des Man­gels auf­ge­for­dert wird oder ob ihm zu­sätz­lich ei­ne Frist ge­setzt wird, hat näm­lich al­lein der Käu­fer in der Hand. Zwar mag es sein, dass dann, wenn die Män­gel­be­sei­ti­gungs­auf­for­de­rung zu­sätz­lich mit ei­ner Frist ver­bun­den wird, die ge­wünsch­te Be­sei­ti­gung ernst­li­cher er­scheint. Gleich­wohl kann nicht ge­ne­rell an­ge­nom­men wer­den, dass die Be­mü­hun­gen des Ver­käu­fers zur Be­sei­ti­gung des Man­gels in die­sem Fall an­ders ge­stal­tet sind und al­lein des­halb ein Er­folg der Nach­bes­se­rung mit grö­ße­rer Wahr­schein­lich­keit er­war­tet wer­den kann. Denn die Frist­set­zung zielt in ers­ter Li­nie auf ei­ne zeit­li­che Kom­po­nen­te. Sie macht deut­lich, dass der Käu­fer die Man­gel­be­sei­ti­gung in über­schau­ba­rer Zeit er­war­tet.

Hin­zu kommt, dass nach der Recht­spre­chung des BGH ei­ne Frist­set­zung i. S. von § 323 I BGB nicht die Set­zung ei­nes be­stimm­ten End­ter­mins vor­aus­setzt, son­dern es ge­nügt, wenn der Gläu­bi­ger durch das Ver­lan­gen nach so­for­ti­ger, un­ver­züg­li­cher oder um­ge­hen­der Leis­tung oder durch ver­gleich­ba­re For­mu­lie­run­gen – et­wa ein Ver­lan­gen nach schnel­ler Be­he­bung ge­rüg­ter Män­gel – deut­lich macht, dass dem Schuld­ner für die Er­fül­lung nur ein be­grenz­ter (be­stimm­ba­rer) Zeit­raum zur Ver­fü­gung steht (BGH, Urt. v. 13.07.2016 – VI­II ZR 49/15, NJW 2016, 3654 Rn. 25). Die Gren­ze zwi­schen schlich­ter Man­gel­be­sei­ti­gungs­auf­for­de­rung und Frist­set­zung zur Nach­bes­se­rung ist des­halb nicht scharf zu zie­hen, son­dern hängt da­von ab, wie drin­gend der Käu­fer sein Nach­bes­se­rungs­ver­lan­gen im Ein­zel­fall for­mu­liert. Es er­scheint nicht sach­ge­recht, wenn da­von an­hängt, ob dem Ver­käu­fer nach nicht (voll­stän­dig) ge­lun­ge­ner Nach­bes­se­rung ei­ne zwei­te Mög­lich­keit zur Nach­bes­se­rung ein­zu­räu­men ist oder nicht. Stellt man an ei­ne der Set­zung ei­nes End­ter­mins gleich­kom­men­den drin­gen­de Auf­for­de­rung nur ge­rin­ge An­for­de­run­gen, so ver­bleibt im Üb­ri­gen für die Re­ge­lung des § 440 Satz 2 BGB nur ein schma­ler An­wen­dungs­be­reich.

Für die hier be­für­wor­te­te Aus­le­gung spricht schließ­lich auch die In­ter­es­sen­la­ge. Denn der Schuld­ner, der ei­nen ers­ten Nach­bes­se­rungs­ver­such un­ter­nom­men hat, wird – an­ders als meist bei ei­ner Pflicht­ver­let­zung, die in blo­ßer Nicht­leis­tung be­steht – da­für in der Re­gel Mit­tel auf­ge­wen­det ha­ben, die nutz­los wür­den, ob­wohl mög­li­cher­wei­se nur noch ein ge­rin­ger Auf­wand er­for­der­lich ist, um die Nach­bes­se­rung zum Er­folg zu füh­ren.

d) Das Land­ge­richt hat auch über­zeu­gend be­grün­det, war­um dem Klä­ger auch nicht aus an­de­ren Grün­den aus­nahms­wei­se ein wei­te­rer Nach­bes­se­rungs­ver­such un­zu­mut­bar ist. Dies greift die Be­ru­fung nicht an. Zu er­gän­zen ist, dass den Klä­ger die „op­ti­schen Män­gel“ der La­ckie­rung of­fen­bar auch des­halb nicht er­heb­lich be­ein­träch­ti­gen, weil er die be­reits am 30.10.2017 im An­satz be­merk­ten Män­gel erst am 14.05.2018 ge­gen­über der Be­klag­ten ge­rügt hat. Dar­über hin­aus rügt er mit der Kla­ge auch wei­te­re Män­gel (an der C-Säu­le), die er vor­ge­richt­lich noch nicht gel­tend ge­macht hat.

3. Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Be­klag­ten muss der Klä­ger ihr bzw. der V-GmbH ei­ne wei­te­re Nach­bes­se­rungs­mög­lich­keit, un­ab­hän­gig von der un­ter II 2 er­ör­ter­ten Fra­ge­stel­lung, nicht schon des­halb ein­räu­men, weil er ent­ge­gen der Be­stim­mung in Ab­schnitt VII Nr. 2 lit. a Satz 1 Halb­satz 2 der ein­be­zo­ge­nen Neu­wa­gen-Ver­kaufs­be­din­gun­gen die Be­klag­te nicht da­von un­ter­rich­tet hat, dass die bei der V-GmbH durch­ge­führ­te „ers­te Man­gel­be­sei­ti­gung er­folg­los“ war. Die Re­ge­lung sieht kei­ne Rechts­fol­ge für den Fall der Un­ter­las­sung vor, hat aber er­kenn­bar den Zweck, den Ver­käu­fer (Händ­ler) in dem Fall, dass die Nach­bes­se­rung bei ei­nem vom Her­stel­ler/Im­por­teur für die Be­treu­ung des Kauf­ge­gen­stands an­er­kann­ten Be­trieb vor­ge­nom­men wur­de, über die Er­folg­lo­sig­keit zu un­ter­rich­ten, da­mit er selbst Maß­nah­men er­grei­fen und ge­ge­be­nen­falls ei­nen wei­te­ren Nach­bes­se­rungs­ver­such un­ter­neh­men kann. Rechts­fol­ge ei­ner Ver­let­zung der Mit­tei­lungs­pflicht könn­te des­halb die Ob­lie­gen­heit sein, dass der Käu­fer dem Ver­käu­fer ei­ne (wei­te­re) Nach­bes­se­rungs­mög­lich­keit ein­räu­men muss. Die Be­stim­mung geht je­doch nach ih­rem Wort­laut von der ge­setz­li­chen Mög­lich­keit zwei­er Nach­bes­se­rungs­ver­su­che aus. Folgt man der un­ter II 2 dar­ge­stell­ten Auf­fas­sung, dass ein sol­cher dem Ver­käu­fer nach ei­ner er­folg­ten Frist­set­zung nicht ein­ge­räumt zu wer­den braucht, fehlt es an ei­nem Kau­sal­zu­sam­men­hang zwi­schen un­ter­las­se­ner Mit­tei­lung und dem Ver­lust ei­ner ei­ge­nen Nach­bes­se­rungs­mög­lich­keit. Folgt man der hier ver­tre­te­nen Auf­fas­sung, dass ei­ne sol­che ge­setz­lich be­steht, so kann die Be­klag­te ei­nen Nach­bes­se­rungs­ver­such an­stel­le der V-GmbH an­bie­ten. An­ge­sichts des­sen, dass bei­de von An­fang an durch den­sel­ben an­walt­li­chen Be­voll­mäch­tig­ten ver­tre­ten wur­den und wer­den, kann da­von aus­ge­gan­gen wer­den, dass die Be­klag­te da­von wuss­te, dass der Klä­ger die Nach­bes­se­rung bei der V-GmbH hat vor­neh­men las­sen, Die Wirk­sam­keit des Rück­tritts hängt des­halb auch bei ei­ner Ver­let­zung der Mit­tei­lungs­pflicht nach Ab­schnitt VII Nr. 2 lit. a Satz 1 Halb­satz 2 der Neu­wa­gen-Ver­kaufs­be­din­gun­gen von der un­ter II 2 dar­ge­stell­ten Rechts­fra­ge ab.

4. Der Klä­ger hat auch nicht sein Recht zum Rück­tritt des­halb ver­wirkt, weil er sich nach Auf­nah­me der Rü­ge, es be­stün­den Män­gel fort, zu­nächst für ei­ne zwei­te Nach­bes­se­rung ent­schie­den und da­für ei­nen Ter­min ver­ein­bart, die­sen aber spä­ter ab­ge­sagt und den Rück­tritt er­klärt hat. Es stellt be­reits kein wi­der­sprüch­li­ches Ver­hal­ten dar, wenn der Käu­fer, nach­dem er mög­li­cher­wei­se auf­grund an­walt­li­cher Be­ra­tung er­kannt zu ha­ben glaubt, be­reits jetzt ein Rück­tritts­recht zu ha­ben, sei­ne Ent­schei­dung än­dert. Für ei­ne Ver­wir­kung fehlt es je­den­falls an ei­nem Um­stands­mo­ment. Die Be­klag­te hat nicht vor­ge­tra­gen, dass sie bzw. die V-GmbH im Ver­trau­en auf das zwei­te Nach­bes­se­rungs­ver­lan­gen Dis­po­si­tio­nen ge­trof­fen hat, die sie nicht oder nur un­ter er­heb­li­chem Auf­wand rück­gän­gig ma­chen konn­te. Auf Nach­fra­ge hat der Be­klag­ten­ver­tre­ter im Ter­min er­klärt, es sei le­dig­lich die Ter­min­re­ser­vie­rung für den ver­ein­bar­ten Tag stor­niert wor­den.

III. … Ei­ne Zu­las­sung der Re­vi­si­on war ge­bo­ten, weil die Rechts­sa­che im Hin­blick auf die vom OLG Saar­brü­cken, wenn auch als ob­iter dic­tum, ver­tre­te­ne Rechts­auf­fas­sung, die in der kauf­recht­li­chen Li­te­ra­tur teil­wei­se ge­teilt wird, grund­sätz­li­che Be­deu­tung hat (§ 543 II 1 Nr. 1 ZPO). …

Hin­weis: Auf die Re­vi­si­on des Klä­gers hat der BGH das Ur­teil des OLG Frank­furt a. M. mit Ur­teil vom 26.08.2020 – VI­II ZR 351/19 auf­ge­ho­ben und die Sa­che an das Be­ru­fungs­ge­richt zu­rück­ver­wie­sen.

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