1. Bei ei­ner Täu­schung durch Ver­schwei­gen ei­nes zu of­fen­ba­ren­den Man­gels han­delt ein Ver­käu­fer schon dann arg­lis­tig i. S. von § 444 Fall 1 BGB, wenn er ei­nen Sach­man­gel – hier: Un­dich­tig­keit des Mo­tors mit Ab­trop­fen von Öl – für mög­lich hält und gleich­zei­tig weiß oder da­mit rech­net und bil­li­gend in Kauf nimmt, dass der Käu­fer den Man­gel nicht kennt und bei Of­fen­ba­rung den Kauf­ver­trag nicht oder nicht mit dem ver­ein­bar­ten In­halt ge­schlos­sen hät­te (im An­schluss an BGH, Urt. v. 21.07.2017 – V ZR 250/15, NJW 2018, 389 Rn. 11). Es ist nicht er­for­der­lich, dass der Ver­käu­fer den Man­gel oder sei­ne Ur­sa­che po­si­tiv kennt.
  2. Bei der Be­ur­tei­lung, ob ein Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss nach § 444 Fall 1 BGB un­wirk­sam ist, ist auf den Zeit­punkt der Ver­ein­ba­rung des Ge­währ­leis­tungs­aus­schlus­ses und nicht auf den Zeit­punkt der Über­ga­be der Kauf­sa­che ab­zu­stel­len. Der Ver­käu­fer muss den Käu­fer folg­lich über al­le Män­gel auf­klä­ren, die er bei Ver­ein­ba­rung des Ge­währ­leis­tungs­aus­schlus­ses zu­min­dest für mög­lich hält, wenn er nicht ris­kie­ren will, dass der Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss un­wirk­sam ist. Un­ter­lässt der Ver­käu­fer die ge­schul­de­te Of­fen­ba­rung, kann er sich nicht mit Er­folg dar­auf be­ru­fen, er ha­be be­ab­sich­tigt oder er­war­tet, dass der Man­gel bis zur Über­ga­be der Kauf­sa­che be­sei­tigt wer­de.

OLG Mün­chen, Ur­teil vom 15.05.2019 – 20 U 4346/18
(vor­an­ge­hend: LG Lands­hut, Ur­teil vom 06.11.2018 – 73 O 1060/17)

Das Be­ru­fungs­ur­teil des OLG Mün­chen ist zu­sam­men mit der erst­in­stanz­li­chen Ent­schei­dung des LG Lands­hut hier ver­öf­fent­licht.

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