1. Ob ein Ge­braucht­wa­gen, der un­ter aus­drück­li­chem Hin­weis dar­auf ver­kauft wird, dass er mit ei­nem EA189-Die­sel­mo­tor aus­ge­stat­tet und des­halb vom „Ab­gas­skan­dal“ be­trof­fen sei, über­haupt an ei­nem Man­gel i. S. von § 434 I 2 Nr. 2 BGB lei­det (vgl. BGH, Hin­weis­be­schl. v. 08.01.2019 – VI­II ZR 225/17 Rn. 4 ff.), kann of­fen­blei­ben. Denn je­den­falls sind Rech­te des Käu­fers we­gen die­ses – mög­li­chen – Man­gels ge­mäß § 442 I BGB aus­ge­schlos­sen, weil der Käu­fer den Man­gel bei Ab­schluss des Kauf­ver­trags kennt (§ 442 I 1 BGB) oder in­fol­ge gro­ber Fahr­läs­sig­keit nicht kennt (§ 442 I 2 BGB).
  2. Der Käu­fer kennt den Man­gel ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeug i. S. von § 442 I 1 BGB, wenn er bei Ab­schluss des Kauf­ver­trags weiß, dass in dem Fahr­zeug ei­ne – ge­mäß Art. 5 II 1 der Ver­ord­nung (EG) Nr. 715/2007 un­zu­läs­si­ge – Ab­schalt­ein­rich­tung (Art. 3 Nr. 10 der Ver­ord­nung (EG) Nr. 715/2007) in­stal­liert ist, die den Stick­oxid(NOX)-Aus­stoß des Fahr­zeugs auf dem Prüf­stand ge­gen­über dem nor­ma­len Fahr­be­trieb re­du­ziert, und dass er sich als Hal­ter des­halb ei­ner dro­hen­den Be­triebs­be­schrän­kung oder -un­ter­sa­gung (§ 5 I FZV) aus­ge­setzt sieht, mit der ei­ne Auf­he­bung oder Be­ein­träch­ti­gung der Ge­brauchs­fä­hig­keits des Fahr­zeugs ein­her­gin­ge. Der Käu­fer muss aber we­der tech­ni­sche noch recht­li­che De­tails ken­nen; aus­rei­chend ist, dass ihm das Vor­ge­nann­te im Grund­satz be­kannt ist.
  3. Gro­be Fahr­läs­sig­keit i. S. von § 442 I 2 BGB setzt ei­nen ob­jek­tiv schwer­wie­gen­den und sub­jek­tiv nicht ent­schuld­ba­ren Ver­stoß ge­gen die An­for­de­run­gen der im Ver­kehr er­for­der­li­chen Sorg­falt vor­aus. Ei­nen sol­chen Ver­stoß muss sich der Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeugs vor­wer­fen las­sen, wenn ihn der Ver­käu­fer aus­drück­lich dar­auf hin­ge­wie­sen hat, dass das Fahr­zeug vom „Ab­gas­skan­dal“ be­trof­fen sei, und der Käu­fer vor Ab­schluss des Kauf­ver­trags we­der den Ver­käu­fer nach der Be­deu­tung die­ses Schlag­worts ge­fragt noch in­so­weit Nach­for­schun­gen an­ge­stellt hat.

OLG Hamm, Ur­teil vom 30.04.2019 – 34 U 91/18

Sach­ver­halt: Der Klä­ger nimmt die Be­klag­te, von der ei­nen vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Ge­braucht­wa­gen er­wor­ben hat, auf Rück­ab­wick­lung des im Ju­ni 2016 ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trags in An­spruch. Das Land­ge­richt hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Rech­te des Klä­gers we­gen ei­nes Man­gels des Fahr­zeugs sei­en ge­mäß § 442 I 1 BGB aus­ge­schlos­sen, weil der Klä­ger die­sen Man­gel bei Ab­schluss des Kauf­ver­trags ge­kannt ha­be. Die da­ge­gen ge­rich­te­te Be­ru­fung des Klä­gers, der da­mit sei­ne erst­in­stanz­li­chen An­trä­ge wei­ter­ver­folg­te, hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: B. Die … Be­ru­fung des Klä­gers ist un­be­grün­det. Der Klä­ger hat ge­gen die Be­klag­te kei­nen An­spruch auf Rück­ab­wick­lung des zwi­schen den Par­tei­en am 07.06.2016 ge­schlos­se­nen Pkw-Kauf­ver­trags aus §§ 346 I, 348 Satz 1, §§ 323 I, 433 I, 434 I 1, I 2 Nr. 2, § 437 Nr. 2 Fall 1 BGB. Da­bei kann da­hin­ge­stellt blei­ben, ob das dem Käu­fer über­ge­be­ne Fahr­zeug im Lich­te der von bei­den Par­tei­en am 07.06.2016 un­ter­zeich­ne­ten An­la­gen zum Kauf­ver­trag und den dar­in ent­hal­te­nen In­for­ma­tio­nen über die Be­trof­fen­heit des ver­kauf­ten Fahr­zeugs vom so­ge­nann­ten Ab­gas­skan­dal über­haupt ei­nen Sach­man­gel i. S. des § 434 I BGB auf­weist (nach­fol­gend I). Je­den­falls sind die Ge­währ­leis­tungs­rech­te des Klä­gers ge­mäß § 442 I BGB we­gen Kennt­nis des Klä­gers vom Sach­man­gel bzw. grob­fahr­läs­si­ger Un­kennt­nis des Klä­gers vom Sach­man­gel aus­ge­schlos­sen (nach­fol­gend II).

I. Es kann im Er­geb­nis da­hin­ge­stellt blei­ben, ob das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug mit ei­nem Sach­man­gel i. S. des § 434 I BGB be­haf­tet ist.

1. Da­bei ist in An­leh­nung an die Aus­füh­run­gen des BGH in des­sen (Hin­weis-)Be­schluss vom 08.01.2019 – VI­II ZR 225/17 ein Fahr­zeug nicht frei von Sach­män­geln, wenn bei Über­ga­be an den Käu­fer ei­ne – den Stick­oxid­aus­stoß auf den Prüf­stand ge­gen­über dem nor­ma­len Fahr­be­trieb re­du­zie­ren­de – Ab­schalt­ein­rich­tung i. S. von Art. 3 Nr. 10 der Ver­ord­nung (EG) Nr. 715/2007 in­stal­liert ist, die ge­mäß Art. 5 II 1 der Ver­ord­nung (EG) Nr. 715/2007 un­zu­läs­sig ist. Dies hat zur Fol­ge, dass dem Fahr­zeug die Eig­nung für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung i. S. von § 434 I 2 Nr. 2 BGB fehlt, weil die Ge­fahr ei­ner Be­triebs­un­ter­sa­gung durch die für die Zu­las­sung zum Stra­ßen­ver­kehr zu­stän­di­ge Be­hör­de (§ 5 I FZV) be­steht und so­mit bei Ge­fahr­über­gang der wei­te­re (un­ge­stör­te) Be­trieb des Fahr­zeugs im öf­fent­li­chen Stra­ßen­ver­kehr nicht ge­währ­leis­tet ist.

2. Die vor­ge­nann­te Be­schrei­bung ei­nes Sach­man­gels trifft grund­sätz­lich auch auf das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug zu. In­des ent­hält die von bei­den Ver­trags­par­tei­en un­ter­zeich­ne­te, zum – weit nach Be­kannt­wer­den des so­ge­nann­ten Ab­gas­skan­dals ab­ge­schlos­se­nen – Kauf­ver­trag ge­hö­ri­ge „An­la­ge zur Ver­bind­li­che[n] Be­stel­lung ei­nes ge­brauch­ten Fahr­zeugs (Ei­gen­ge­schäft)“ (An­la­ge B 2) vom 07.06.2016 den Hin­weis dar­auf, dass das Fahr­zeug mit ei­nem „Mo­tor EA189 (Ab­gas­skan­dal)“ aus­ge­stat­tet ist. In der wei­te­ren, eben­falls von bei­den Ver­trags­par­tei­en am 07.06.2016 un­ter­zeich­ne­ten An­la­ge, der „Kun­den­in­for­ma­ti­on Be­trof­fen­heit CO2 bei Ge­braucht­wa­gen (Händ­ler an Kun­de)“ wird das Fahr­zeug zu­dem un­ter an­de­rem als wei­ter­hin tech­nisch si­cher und fahr­be­reit be­schrie­ben.

3. Letz­te­res trifft auf das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug un­strei­tig zu. Der Her­stel­ler des Fahr­zeugs, die Volks­wa­gen AG, hat im Zu­ge des so­ge­nann­ten Ab­gas­skan­dals auch ein Soft­ware­up­date ent­wi­ckelt, wel­ches den An­for­de­run­gen des Kraft­fahrt-Bun­des­am­tes als der für den streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeug­typ für die Typ­ge­neh­mi­gung zu­stän­di­gen Be­hör­de ent­spricht. Die ent­spre­chen­de Frei­ga­be­be­stä­ti­gung des Kraft­fahrt-Bun­des­amts da­tiert auf den 20.06.2016 (An­la­ge B 4). Zwi­schen­zeit­lich – nach Er­klä­rung des Rück­tritts vom Kauf­ver­trag – hat der Klä­ger die­ses Soft­ware­up­date auch auf­spie­len las­sen.

4. Bei bei­der­sei­ti­ger aus­ge­tausch­ter Kennt­nis der Par­tei­en von ei­ner be­stimm­ten Ei­gen­schaft der Kauf­sa­che fehlt es an ei­ner Ver­trags­wid­rig­keit; dann liegt schon kein Man­gel i. S. des § 434 I BGB vor (vgl. et­wa Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 13. Aufl., Rn. 2472; Be­ckOK-BGB/Faust, Stand: 01.11.2018, § 442 Rn. 15). Vor die­sem Hin­ter­grund wur­de in der Recht­spre­chung in ver­gleich­ba­ren Kon­stel­la­tio­nen aus dem so­ge­nann­ten Ab­gas­skan­dal be­reits das Vor­lie­gen ei­nes Sach­man­gels i. S. des § 434 I BGB ver­neint (vgl. den von der Be­klag­ten als An­la­ge R2 vor­ge­leg­ten Be­schluss des OLG Dres­den vom 16.10.2018 – 9 U 418/18; fer­ner [das sich im Er­geb­nis aber vor­nehm­lich auf die Kennt­nis des Man­gels ge­mäß § 442 I BGB stüt­zen­de] Ur­teil des LG Frei­burg i. Br. vom 25.01.2019 – 14 O 275/17, ju­ris).

5. Ob ei­ne Aus­le­gung der Par­tei­er­klä­run­gen vor­lie­gend eben­falls zu ei­nem sol­chen Er­geb­nis führt, oder ob sich et­was an­de­res dar­aus er­gibt, dass in der vor­ge­nann­ten An­la­ge zum Kauf­ver­trag „An­la­ge zur Ver­bind­li­che Be­stel­lung ei­nes ge­brauch­ten Fahr­zeugs (Ei­gen­ge­schäft)“ die Aus­stat­tung des Fahr­zeugs mit ei­nem „Mo­tor EA189 (Ab­gas­skan­dal)“ aus­drück­lich als „Sach­män­gel“ be­zeich­net wird, kann im Er­geb­nis da­hin ge­stellt blei­ben.

II. Denn ein Rück­tritt des Klä­gers vom Kauf­ver­trag ist je­den­falls we­gen der Kennt­nis des Klä­gers vom Man­gel bzw. auf gro­ber Fahr­läs­sig­keit be­ru­hen­der Nicht­kennt­nis des Klä­gers vom Man­gel ge­mäß § 442 I BGB aus­ge­schlos­sen.

1. Ge­mäß § 442 I 1 BGB sind die Rech­te des Käu­fers we­gen ei­nes Man­gels aus­ge­schlos­sen, wenn er bei Ver­trags­schluss den Man­gel kennt. Ist dem Käu­fer ein Man­gel in­fol­ge gro­ber Fahr­läs­sig­keit un­be­kannt ge­blie­ben, kann der Käu­fer ge­mäß  § 442 I 2 BGB Rech­te we­gen die­ses Man­gels nur gel­tend ma­chen, wenn der Ver­käu­fer den Man­gel arg­lis­tig ver­schwie­gen oder ei­ne Ga­ran­tie für die Be­schaf­fen­heit der Sa­che über­nom­men hat.

§ 442 BGB ist ei­ne ge­setz­lich ge­re­gel­te Aus­for­mung des Ver­bo­tes, sich wi­der­sprüch­lich zu ver­hal­ten, weil der Käu­fer den Ver­trag ge­schlos­sen hat, ob­wohl er den Man­gel kann­te. Be­ruft er sich in ei­nem sol­chen Fall den­noch auf den Man­gel, um Ge­währ­leis­tungs­rech­te gel­tend zu ma­chen, so ver­hält er sich in­so­weit wi­der­sprüch­lich und ist des­we­gen nicht schutz­wür­dig (vgl. ju­risPK-BGB/Pamm­ler, 8. Aufl. [2017], § 442 Rn. 10). Der Käu­fer kann auf­grund sei­ner Kennt­nis oder grob fahr­läs­si­gen Un­kennt­nis kei­ne Er­war­tung ha­ben, ei­ne feh­ler­freie Sa­che zu er­hal­ten (vgl. MünchKomm-BGB/Wes­ter­mann, 7. Aufl. [2016], § 442 Rn. 1).

2. Hier hat das Land­ge­richt auf der Grund­la­ge zu­tref­fen­der Fest­stel­lun­gen (§ 529 I Nr. 1 ZPO) ei­ne po­si­ti­ve Kennt­nis des Klä­gers vom Sach­man­gel i. S. des § 442 I 1 BGB im Zeit­punkt des Kaufs des Pkw be­jaht.

a) Ken­nen setzt po­si­ti­ves Wis­sen der Tat­sa­chen vor­aus, die in ih­rer Ge­samt­heit den Man­gel be­grün­den. Fehlt es da­für an ein­zel­nen Tat­sa­chen, kann gro­be Fahr­läs­sig­keit i. S. des § 442 I 2 BGB vor­lie­gen. Das Wis­sen muss sich grund­sätz­lich auch auf den Um­fang und die recht­li­che Be­deu­tung des Man­gels er­stre­cken. Ein Ver­dacht, auch ein drin­gen­der, ge­nügt nicht, eben­so die feh­len­de Kennt­nis über den Um­fang des Man­gels (vgl. Pa­landt/Wie­den­kaff, BGB, 78. Aufl. [2019], § 442 Rn. 7; ju­risPK-BGB/Pamm­ler, a. a. O., § 442 Rn. 14 ff.; je­weils m. w. Nachw.). Ist al­ler­dings da­von aus­zu­ge­hen, dass dem Käu­fer ein be­stimm­ter Man­gel be­wusst war, so muss er, wenn er trotz­dem we­gen die­ses Man­gels ge­gen den Ver­käu­fer vor­ge­hen will, dar­tun, dass ihm das Aus­maß des Man­gels oder sei­ne Er­stre­ckung auf an­de­re Be­schaf­fen­heits­merk­ma­le un­be­kannt wa­ren und auch nicht hät­ten auf­fal­len müs­sen (vgl. MünchKomm-BGB/Wes­ter­mann, a. a. O., § 442 Rn. 20). Hat die Kauf­sa­che meh­re­re Män­gel und kennt der Käu­fer nicht al­le, so kann er zwar we­gen der ihm un­be­kann­ten Män­gel Ge­währ­leis­tung ver­lan­gen. Soll der wei­te­re Haf­tungs­grund le­dig­lich in den recht­li­chen Fol­gen des er­kann­ten Man­gels lie­gen, liegt hier­in kein er­neu­ter Man­gel (vgl. BGH, Urt. v. 13.05.1981 – VI­II ZR 113/80, ju­ris [zu § 460 BGB a.F.]; Er­man/Gru­ne­wald, BGB, 15. Aufl. [2017], § 442 Rn. 4)

b) In der vor­lie­gen­den Kon­stel­la­ti­on ei­nes Kaufs mit ei­nem vom so­ge­nann­ten Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Mo­tor wird – so­weit er­sicht­lich – in Recht­spre­chung und Li­te­ra­tur ein­hel­lig die Mei­nung ver­tre­ten, dass Sach­män­gel­ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che ge­gen den Händ­ler aus­schei­den, wenn der Käu­fer im Zeit­punkt des Kaufs da­von Kennt­nis hat, dass das Fahr­zeug vom so­ge­nann­ten Ab­gas­skan­dal bzw. Ab­gas­ma­ni­pu­la­tio­nen be­trof­fen ist (vgl. die von der Be­klag­ten vor­ge­leg­ten Ent­schei­dun­gen: OLG Mün­chen, Hin­weis­be­schl. v. 21.02.2019 – 27 U 4741/18 [An­la­ge R3], so­wie [al­ler­dings aus den sel­ben Er­wä­gun­gen be­reits ei­nen Sach­man­gel ver­nei­nend, s. oben] OLG Dres­den, Beschl. v. 16.10.2018 – 9 U 418/18 [An­la­ge R2]; fer­ner LG Frei­burg i. Br., Urt. v. 25.01.2019 – 14 O 275/17, ju­ris; Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 3914). Legt man die Be­stim­mung des Sach­man­gels aus dem er­wähn­ten (Hin­weis-)Be­schluss des BGH vom 08.01.2019 – VI­II ZR 225/17 zu­grun­de, ist dies wei­ter da­hin ge­hend zu prä­zi­sie­ren, dass der Käu­fer für ei­ne An­wen­dung des § 442 I 1 BGB im Zeit­punkt des Kaufs Kennt­nis von dem Vor­lie­gen ei­ner den Stick­oxid­aus­stoß re­du­zie­ren­den Ab­schalt­ein­rich­tung und der Mög­lich­keit ei­ner dro­hen­den Be­triebs­un­ter­sa­gung und ei­ner da­mit ein­her­ge­hen­den Auf­he­bung bzw. Be­ein­träch­ti­gung der Ge­brauchs­fä­hig­keit in Be­zug auf das von ihm ge­kauf­te Fahr­zeug ha­ben muss. Da­bei muss der Käu­fer we­der tech­ni­sche noch recht­li­che De­tails ken­nen. Aus­rei­chend ist, dass ihm die vor­ge­nann­ten Vor­gän­ge im Grund­satz be­kannt sind.

c) Der Klä­ger hat­te vor­lie­gend bei Kauf­ver­trags­schluss Kennt­nis von dem – nach den obi­gen Aus­füh­run­gen maß­geb­li­chen – Sach­man­gel, näm­lich dem Vor­lie­gen ei­ner den Stick­oxid­aus­stoß re­du­zie­ren­den Ab­schalt­ein­rich­tung und der dro­hen­den Be­triebs­un­ter­sa­gung.

aa) Der Klä­ger hat über die von ihm un­ter­zeich­ne­ten An­la­gen zum Kauf­ver­trag Kennt­nis vom Sach­man­gel er­langt. So­weit der Klä­ger in der Be­ru­fungs­be­grün­dung mo­niert, dass die Be­klag­te hier ei­nen „we­sent­li­chen Ver­trags­in­halt“ in zwei ver­schach­tel­te se­pa­ra­te An­la­gen zum Kauf­ver­trag aus­ge­glie­dert ha­be, und sei­ner Auf­fas­sung nach „im Sin­ne des Ver­brau­cher­schut­zes“ we­sent­li­che Merk­ma­le stets auf den ers­ten Blick er­kenn­bar und im Rah­men des ei­gent­li­chen Kauf­ver­trags auf­ge­führt wer­den müs­sen, ver­kennt er, dass es für die An­wen­dung des § 442 I 1 BGB kei­ne Rol­le spielt, auf wel­che Wei­se der Käu­fer sei­ne po­si­ti­ve Kennt­nis vom Man­gel er­langt. Un­ge­ach­tet des­sen kann ei­ne ge­son­der­te An­la­ge auch da­zu die­nen, ei­nen Um­stand für den Käu­fer be­son­ders her­vor­zu­he­ben. Dass der Klä­ger von dem In­halt der von ihm un­ter­schrie­be­nen An­la­gen Kennt­nis ge­nom­men hat, stellt er je­den­falls nicht in Ab­re­de.

bb) Durch die bei­den vor­ge­nann­ten Un­ter­la­gen, ins­be­son­de­re durch den Hin­weis auf den so­ge­nann­ten Ab­gas­skan­dal, ist der Klä­ger auch in­halt­lich in ei­ner Wei­se über den Sach­man­gel auf­ge­klärt wor­den, die zu ei­ner Kennt­nis i. S. des § 442 I 1 BGB führt. So­weit der Klä­ger die Auf­fas­sung ver­tritt, dass der er­folg­te Hin­weis in­halt­lich nicht aus­rei­chend sei, den Käu­fer über die Fol­gen und Aus­wir­kun­gen der Mo­tor­be­zeich­nung „EA189“ auf­zu­klä­ren und die The­ma­tik „Ab­gas­skan­dal“ zu kon­kre­ti­sie­ren, und der „Ab­gas­be­trug“ kei­nes­falls als sol­cher dar­ge­stellt wer­de, folgt der Se­nat die­sem Ein­wand im Er­geb­nis nicht.

(aa) Der Klä­ger wur­de durch die Be­klag­te hin­rei­chend über den Grund­man­gel an sei­nem Fahr­zeug auf­ge­klärt. So wur­de der Klä­ger in der „An­la­ge zur Ver­bind­li­che[n] Be­stel­lung ei­nes ge­brauch­ten Fahr­zeugs (Ei­gen­ge­schäft)“ vom 07.06.2016 dar­auf hin­ge­wie­sen, dass das Fahr­zeug mit ei­nem Mo­tor EA189 aus­ge­stat­tet ist und dem so­ge­nann­ten Ab­gas­skan­dal un­ter­fällt. Als Die­sel- oder Ab­gas­skan­dal – auch Die­sel­ga­te – wird die Kom­bi­na­ti­on aus ei­ner Rei­he von über­wie­gend il­le­ga­len Ma­ni­pu­la­tio­nen ver­schie­de­ne Au­to­her­stel­ler zur Um­ge­hung ge­setz­lich vor­ge­ge­be­ner Grenz­wer­te für Au­to­ab­ga­se und der po­li­ti­schen Ein­fluss­nah­me zu de­ren Ab­si­che­rung be­zeich­net (vgl. die De­fi­ni­ti­on der In­ter­net-En­zy­klo­pä­die Wi­ki­pe­dia). Der Be­griff „Ab­gas­skan­dal“ ist – und das war auch be­reits im Zeit­punkt des streit­ge­gen­ständ­li­chen Kauf­ver­trags­schlus­ses ein knap­pes Drei­vier­tel­jahr nach Be­kannt­wer­den des Skan­dals im Sep­tem­ber 2015 der Fall – ein all­ge­mein be­kann­tes, in al­len Me­di­en stän­dig prä­sen­tes Schlag­wort, wel­ches her­kömm­lich im vor­ge­nann­ten Sin­ne ver­stan­den wird. Glei­ches gilt für die Tat­sa­che, dass das Kraft­fahrt-Bun­des­amt we­gen Be­den­ken an dem re­gel- und zu­las­sungs­kon­for­men Zu­stand der Fahr­zeu­ge auf­grund der so­ge­nann­ten Ab­schalt­vor­rich­tung bzw. der vor­ge­nom­me­nen Ma­ni­pu­la­tio­nen be­reits im Ok­to­ber 2015 ei­ne mil­lio­nen­fa­che Rück­ruf­ak­ti­on ge­star­tet hat. All dies wird nach her­kömm­li­chem Ver­ständ­nis be­reits durch den Be­griff „Ab­gas­skan­dal“ im­pli­ziert. Schon auf­grund der Ver­wen­dung des schil­lern­den Be­grif­fes „Skan­dal“ kann hier ent­ge­gen der Be­ru­fung nicht von ei­ner Ver­harm­lo­sung der Ri­si­ken bzw. von ei­ner „De­gra­die­rung zu ei­ner blo­ßen Lap­pa­lie“ durch die Be­klag­te die Re­de sein.

Wei­te­re Hin­wei­se auf den Ab­gas­skan­dal fin­den sich in der „Kun­den­in­for­ma­ti­on Be­trof­fen­heit CO2 bei Ge­braucht­wa­gen (Händ­ler an Kun­de)“ vom 07.06.2016. Der Se­nat teilt da­bei zwar die Be­den­ken des Klä­gers an der Voll­stän­dig­keit der dar­in ent­hal­te­nen In­for­ma­tio­nen. Denn zum ei­nen ist dort nur von un­zu­tref­fen­den CO2-Wer­ten und nicht von den ma­ni­pu­lier­ten NOX-Wer­ten die Re­de. Zum an­de­ren wer­den, wie auch das Land­ge­richt zu­tref­fend fest­stellt, in der vor­ge­nann­ten Kun­den­in­for­ma­ti­on in ers­ter Li­nie steu­er­li­che Aus­wir­kun­gen der un­zu­tref­fen­den CO2-Wer­te an­ge­spro­chen. Gleich­wohl er­hält der Käu­fer mit die­sem In­for­ma­ti­ons­schrei­ben Hin­wei­se dar­auf, dass die Typ­ge­neh­mi­gung des Fahr­zeugs auf un­zu­tref­fen­den (CO2-)Wer­ten be­ruht und in­so­weit die zu­stän­di­gen Be­hör­den in­vol­viert sind.

Letzt­lich maß­geb­lich für die Kennt­nis­er­lan­gung durch den Klä­ger bleibt aber oh­ne­hin der Hin­weis auf den Mo­tor EA189 und den Ab­gas­skan­dal in der An­la­ge zum Kauf­ver­trag.

(bb) Nach dem Vor­ge­sag­ten wer­den un­ter dem Be­griff „Ab­gas­skan­dal“ her­kömm­lich und oh­ne nä­he­re Er­läu­te­run­gen die Ma­ni­pu­la­tio­nen des Au­to­her­stel­lers zur Um­ge­hung ge­setz­li­cher Ab­gas­grenz­wer­te mit Aus­wir­kun­gen auf die Zu­las­sungs­fä­hig­keit des Pkw ver­stan­den. Dass der Klä­ger im Zeit­punkt des Ver­trags­schlus­ses ein vom all­ge­mei­nen Ver­ständ­nis ab­wei­chen­des in­di­vi­du­el­les Ver­ständ­nis dar­über hat­te, was un­ter dem so­ge­nann­ten Ab­gas­skan­dal zu ver­ste­hen ist, hat er nicht dar­ge­legt. Sei­ne Aus­füh­run­gen be­schrän­ken sich dar­auf zu mo­nie­ren, dass die von der Be­klag­ten im Zu­ge des Ver­trags­schlus­ses er­teil­ten Hin­wei­se in­halt­lich nicht hin­rei­chend be­stimmt bzw. ver­harm­lo­send sei­en. Da­ge­gen ver­hält sich sein schrift­sätz­li­cher Vor­trag nicht dar­über, wel­che kon­kre­te Vor­stel­lung er denn hat­te, als er ei­ne – ex­pli­zit für die­sen Sach­man­gel er­stell­te – An­la­ge un­ter­schrieb, in der von dem „Mo­tor EA189 (Ab­gas­skan­dal)“ als Sach­man­gel die Re­de ist.

(cc) Die An­ga­ben des Klä­gers in sei­ner per­sön­li­chen An­hö­rung vor dem Land­ge­richt be­stä­ti­gen, dass ihm der Grund­man­gel als sol­cher be­kannt war. Er hat dort aus­ge­sagt (S. 2 des Sit­zungs­pro­to­kolls des Land­ge­richts vom 18.04.2018):

„Ich ging da­mals bei dem Kauf da­von aus, dass VW al­les Er­for­der­li­che tun wird, da­mit al­len recht­li­chen An­for­de­run­gen ge­nügt wird. Ich emp­fin­de es so, dass da­mals sug­ge­riert wur­de, dass schon al­les gut wer­de. Ich ha­be da­mals in den Kon­zern VW ver­traut, dass die das so­zu­sa­gen schon al­les re­geln wer­den und al­les gut wird. Im Nach­hin­ein war dies aber na­iv.“

Schon aus sei­ner ei­ge­nen Aus­sa­ge geht her­vor, dass dem Klä­ger im Zeit­punkt des Kaufs sehr wohl be­wusst war, dass sein Fahr­zeug nicht al­len recht­li­chen An­for­de­run­gen ge­nüg­te und zur Er­fül­lung der recht­li­chen An­for­de­run­gen ein Han­deln des VW-Kon­zern er­for­der­lich war, mit­hin die Be­triebs­er­laub­nis sei­nes Fahr­zeugs auf dem Spiel stand. Der Ver­weis in sei­ner Aus­sa­ge auf den VW-Kon­zern lässt fer­ner dar­auf schlie­ßen, dass dem Klä­ger der Ma­ni­pu­la­ti­ons­vor­wurf ge­gen VW je­den­falls dem Grund­satz nach be­kannt war. Dass dem Klä­ger mög­li­cher­wei­se kei­ne tech­ni­schen Ein­zel­hei­ten und kon­kre­te recht­li­che Kon­se­quen­zen be­kannt wa­ren, än­dert, wie be­reits oben aus­ge­führt, nichts an der Kennt­nis i. S. des § 442 I 1 BGB. So­weit der Klä­ger nach dem In­halt sei­ner Aus­sa­ge auf ei­nen po­si­ti­ven Aus­gang hin­sicht­lich der recht­li­chen Kon­se­quen­zen aus dem Ab­gas­skan­dal für sein Fahr­zeug ver­traut hat, fällt dies in sei­nen Ri­si­ko­be­reich.

(dd) Zu­tref­fend ver­weist das Land­ge­richt in die­sem Zu­sam­men­hang auch auf den Sinn und Zweck des § 442 I BGB. Der Klä­ger hat hier – das be­legt sei­ne per­sön­li­che An­hö­rung vor dem Land­ge­richt – in vol­lem Be­wusst­sein des Ri­si­kos sei­ner Kauf­ent­schei­dung ge­han­delt. Hier dem Klä­ger gleich­wohl die Ge­währ­leis­tungs­rech­te we­gen des streit­ge­gen­ständ­li­chen Man­gels zu er­hal­ten, wür­de den – vom Klä­ger selbst in An­spruch ge­nom­me­nen – Ver­brau­cher­schutz über­zie­hen, wenn nicht gar kon­ter­ka­rie­ren.

c) Nach al­le­dem hat der Klä­ger auf­grund des In­halts der bei­den von ihm un­ter­zeich­ne­ten An­la­gen zum Kauf­ver­trag aus­rei­chen­de Kennt­nis i. S. des § 442 I 1 BGB vom Sach­man­gel er­langt. Ob der Klä­ger dar­über hin­aus – was er erst­mals in der Be­ru­fungs­in­stanz be­strei­tet, aber im Lich­te des In­halts der von ihm un­ter­zeich­ne­ten An­la­gen durch­aus der Le­bens­wahr­schein­lich­keit ent­spre­chen dürf­te – von der Be­klag­ten auch münd­lich im Rah­men der Ver­trags­ver­hand­lun­gen über den Sach­man­gel auf­ge­klärt wur­de, kann da­bei da­hin­ge­stellt blei­ben.

3. Selbst wenn vor­lie­gend ei­ne po­si­ti­ve Kennt­nis des Klä­gers i. S. des § 442 I 1 BGB ver­neint wer­den wür­de, weil sich der Klä­ger über den Um­fang des Man­gels ge­irrt hät­te, so wür­de ihn – dar­auf hat die Be­klag­te be­reits erst­in­stanz­lich ver­wie­sen – je­den­falls der Vor­wurf grob fahr­läs­si­ger Un­kennt­nis i. S. des § 442 I 2 BGB tref­fen, was im Er­geb­nis eben­falls zum Aus­schluss der Ge­währ­leis­tungs­rech­te führt.

a) Ein Man­gel ist dem Käu­fer in­fol­ge gro­ber Fahr­läs­sig­keit un­be­kannt ge­blie­ben, wenn ei­ne be­son­ders schwe­re Ver­let­zung der im Ver­kehr er­for­der­li­chen Sorg­falt da­für ur­säch­lich ist. Es be­darf ei­nes ob­jek­tiv schwer­wie­gen­den und sub­jek­tiv nicht ent­schuld­ba­ren Ver­sto­ßes ge­gen die An­for­de­run­gen der im Ver­kehr er­for­der­li­chen Sorg­falt. Ei­ne solch schwe­re Ver­let­zung ist das Nicht­be­ach­ten des Na­he­lie­gen­den, das je­dem in der kon­kre­ten Si­tua­ti­on hät­te ein­leuch­ten müs­sen. Gro­be Fahr­läs­sig­keit ist ei­ne sub­jek­tiv schlicht un­ent­schuld­ba­re Pflicht­ver­let­zung (vgl. ju­risPK-BGB/Pamm­ler, a. a. O., § 442 Rn. 30 m. w. Nachw.).

b) Da­bei trifft den Käu­fer nor­ma­ler­wei­se kei­ne Un­ter­su­chungs­ob­lie­gen­heit hin­sicht­lich mög­li­cher Män­gel der Sa­che. Wenn der Käu­fer in­des be­stimm­te In­di­zi­en/Tat­sa­chen kennt, die den Schluss auf mög­li­che Män­gel so na­he­le­gen, dass es un­ver­ständ­lich er­scheint, die­sem Ver­dacht nicht wei­ter nach­zu­ge­hen, han­delt er grob fahr­läs­sig, wenn er dem Ver­dacht den­noch nicht nach­geht, weil er da­mit drin­gend zur Vor­sicht und zur wei­te­ren Prü­fung an­hal­ten­de Um­stän­de au­ßer Acht lässt (vgl. ju­risPK-BGB/Pamm­ler, a. a. O., § 442 Rn. 31, 34; MünchKomm-BGB/Wes­ter­mann, a. a. O., § 442 Rn. 8 f.; je­weils m. w. Nachw.).

c) Hier hät­te der Klä­ger, soll­te er den Be­griff „Ab­gas­skan­dal“ – wo­von der Se­nat, wie oben aus­ge­führt, nicht aus­geht – tat­säch­lich nicht oder falsch ver­stan­den ha­ben, grob fahr­läs­sig ge­han­delt, wenn er in Kennt­nis der Be­trof­fen­heit des Fahr­zeugs vom „Ab­gas­skan­dal“ den Kauf­ver­trag un­ter­schrie­ben hät­te, oh­ne vor­he­ri­ge Nach­fra­gen beim Ver­käu­fer zu stel­len bzw. auf an­de­rem We­ge Nach­for­schun­gen zu un­ter­neh­men. Denn be­reits die Ver­wen­dung des Be­griffs „Ab­gas­skan­dal“ im Zu­sam­men­hang mit „Sach­man­gel“ in der An­la­ge zum Kauf­ver­trag leg­te hier oh­ne Wei­te­res na­he, dass das Fahr­zeug auf­grund ei­ner skan­dal­träch­ti­gen Hand­lung – des Her­stel­lers, wie sich aus der eben­falls vom Klä­ger zur Kennt­nis ge­nom­me­nen „Kun­den­in­for­ma­ti­on“ er­gab – Män­gel mit weit­rei­chen­den Fol­gen auf­weist. Mit der Ver­wen­dung des Be­griffs „Ab­gas­skan­dal“ durch den Ver­käu­fer in Be­zug auf das zu ver­kau­fen­de Fahr­zeug ist für ei­nen Käu­fer vor sei­ner Kauf­ent­schei­dung er­sicht­lich drin­gen­de Vor­sicht ge­bo­ten. Hier war es das Na­he­lie­gens­te – und dies hät­te je­dem ein­leuch­ten müs­sen –, vor ei­ner Un­ter­zeich­nung des Kauf­ver­trags beim Ver­käu­fer nach der ge­nau­en Be­deu­tung des Be­grif­fes „Ab­gas­skan­dal“ nach­zu­fra­gen und/oder ge­ge­be­nen­falls wei­te­re Er­kun­di­gun­gen zum Be­griff von drit­ter Sei­te ein­zu­ho­len. Hät­te der Klä­ger vor Un­ter­zeich­nung des Kauf­ver­trags ent­spre­chen­de Nach­fra­gen ge­stellt bzw. Nach­for­schun­gen un­ter­nom­men, hät­te er oh­ne Wei­te­res er­fah­ren, dass sich hin­ter dem Be­griff „Ab­gas­skan­dal“ Ma­ni­pu­la­tio­nen des Her­stel­lers an der Ab­schalt­vor­rich­tung des Mo­tors mit ent­spre­chen­den Ri­si­ken für die Be­triebs­er­laub­nis des Pkw ver­ber­gen. Seit Pu­blik­wer­den der The­ma­tik am 19.09.2015 und da­mit be­reits seit fast ei­nem Drei­vier­tel­jahr vor Ab­schluss des streit­ge­gen­ständ­li­chen Kauf­ver­trags wur­de ge­richts­be­kann­ter­wei­se in al­len Me­di­en fort­lau­fend mit im­mer wie­der neu zu­ta­ge tre­ten­den As­pek­ten und De­tails über den Skan­dal be­rich­tet. Die­se In­for­ma­tio­nen hät­ten ins­be­son­de­re ei­nem Pkw-Kauf­in­ter­es­sen­ten, der noch da­zu ein VW-Fahr­zeug mit Die­sel­mo­tor er­wer­ben will und ver­nünf­ti­ger­wei­se ent­spre­chen­de Er­kun­di­gun­gen an­stellt, für die Zeit ab dem 19.09.2015 nicht ent­ge­hen kön­nen. Hier hät­te man sich in (min­des­tens) grob fahr­läs­si­ger Wei­se vor den In­for­ma­tio­nen ver­schlie­ßen müs­sen, um nicht al­les (sei­ner­zeit Be­kann­te) über den Ab­gas­skan­dal zu er­fah­ren.

c) Die Vor­aus­set­zun­gen der Aus­nah­me­re­ge­lung des § 442 I 2 Halb­satz 2 BGB lie­gen nicht vor. So­weit ei­ne gro­be Fahr­läs­sig­keit i. S. des § 442 I 2 BGB be­steht, kann der Käu­fer Rech­te we­gen die­ses Man­gels nur gel­tend ma­chen, wenn der Ver­käu­fer den Man­gel arg­lis­tig ver­schwie­gen oder ei­ne Ga­ran­tie für die Be­schaf­fen­heit der Sa­che über­nom­men hat. Bei­des hat der in­so­weit dar­le­gungs- und be­weis­be­las­te­te Klä­ger (vgl. ju­risPK-BGB/Pamm­ler, a. a. O., § 442 Rn. 62) nicht dar­ge­legt. Für ein arg­lis­ti­ges Ver­hal­ten der Be­klag­ten gibt es im Lich­te der bei­den vor­er­wähn­ten An­la­gen zum Kauf­ver­trag auch kei­ner­lei An­halts­punk­te. Die Be­klag­te durf­te auf­grund der aus­drück­li­chen Er­wäh­nung des „Ab­gas­skan­dals“ als Sach­man­gel im Ver­trag und der durch sei­ne Un­ter­schrift zum Aus­druck ge­brach­ten Ak­zep­tanz durch den Klä­ger zu Recht da­von aus­ge­hen, dass die­ser den Man­gel kennt. Der vor­ge­nann­ten Kun­den­in­for­ma­ti­on lässt sich auch kei­ne Ga­ran­tie­er­klä­rung ent­neh­men, je­den­falls nicht sei­tens der Be­klag­ten und ins­be­son­de­re nicht hin­sicht­lich der Be­sei­ti­gung der ma­ni­pu­lier­ten Ab­gas­soft­ware.

III. Aus den zu­tref­fen­den Grün­den der an­ge­grif­fe­nen Ent­schei­dung liegt in dem An­ge­bot des Soft­ware­up­dates auch kein über den In­halt des Soft­ware­up­dates hin­aus­ge­hen­des Zu­ge­ste­hen von Ge­währ­leis­tungs­rech­ten sei­tens der Be­klag­ten. Dies wird von dem Klä­ger mit der Be­ru­fung auch nicht an­ge­grif­fen.

IV. Ob die Kla­ge auch des­halb un­be­grün­det ist, weil der Klä­ger der Be­klag­ten vor sei­ner Rück­tritts­er­klä­rung kei­ne an­ge­mes­se­ne Frist zur Nach­er­fül­lung i. S. der § 437 Nr. 2, § 323 I BGB ge­setzt hat, oder ob ei­ne sol­che Frist­set­zung aus­nahms­wei­se ent­behr­lich war, kann auf­grund der vor­ge­nann­ten Aus­füh­run­gen eben­so da­hin­ge­stellt blei­ben wie die Fra­ge, ob der Klä­ger auf­grund ei­ner Un­er­heb­lich­keit der Pflicht­wid­rig­keit bzw. des Man­gels i. S. der § 437 Nr. 2 Fall 1, § 323 V 2 BGB nicht vom Kauf­ver­trag zu­rück­tre­ten konn­te.

C. …

D. Die Re­vi­si­on war nicht zu­zu­las­sen. Die Sa­che hat we­der grund­sätz­li­che Be­deu­tung (§ 543 II 1 Nr. 1 ZPO), noch er­for­dern die Fort­bil­dung des Rechts oder die Si­che­rung ei­ner ein­heit­li­chen Recht­spre­chung ei­ne Ent­schei­dung des Be­ru­fungs­ge­richts (§ 543 II 1 Nr. 2 ZPO). Der Se­nat ver­kennt nicht, dass zahl­rei­che Kla­gen von Kun­den we­gen des Er­werbs von Fahr­zeu­gen mit ma­ni­pu­lier­ter Ab­gas­soft­ware an­hän­gig sind. Maß­geb­lich für die Zu­rück­wei­sung der Be­ru­fung sind je­doch nicht Fra­gen von grund­sätz­li­cher Be­deu­tung. Es han­delt sich viel­mehr um ei­ne ein­zel­fall­be­zo­ge­ne Ent­schei­dung, bei der be­reits in der höchst­rich­ter­li­chen Recht­spre­chung ge­fes­tig­te Grund­sät­ze ins­be­son­de­re bei der Fra­ge der Vor­aus­set­zun­gen des § 442 I BGB an­ge­wandt wor­den sind. …

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