1. Dem Er­wer­ber ei­nes Ge­braucht­wa­gens ist nicht in gu­tem Glau­ben (§ 935 I 1, II BGB), son­dern ihm fällt gro­be Fahr­läs­sig­keit zur Last, wenn er sach­dien­li­che Nach­for­schun­gen un­ter­lässt, ob­wohl Um­stän­de vor­lie­gen, die Zwei­fel an der Be­rech­ti­gung des Ver­äu­ße­rers we­cken müs­sen. Bei der Be­wer­tung der Um­stän­de, die für den Käu­fer ei­nes ge­brauch­ten Kraft­fahr­zeugs ei­ne Nach­for­schungs­pflicht hin­sicht­lich der Ver­fü­gungs­be­rech­ti­gung des Ver­äu­ße­rers be­grün­den, ist we­gen der im Ge­braucht­wa­gen­han­del nicht sel­ten vor­kom­men­den Un­re­gel­mä­ßig­kei­ten ein stren­ger Maß­stab an­zu­le­gen (im An­schluss an BGH, Urt. v. 01.07.1987 – VI­II ZR 331/86, ju­ris Rn. 19).
  2. Der Stra­ßen­ver­kauf ei­nes Ge­braucht­wa­gens ge­bie­tet be­son­de­re Vor­sicht, weil er das Ri­si­ko der Ent­de­ckung ei­nes ge­stoh­le­nen Fahr­zeugs min­dert (im An­schluss an BGH, Urt. v. 01.03.2013 – V ZR 92/12, ju­ris Rn. 15). Dem Er­wer­ber kön­nen des­halb wei­ter­ge­hen­de Nach­for­schun­gen ob­lie­gen, wenn ihn der Ver­äu­ße­rer so­gar kurz­fris­tig von der Stra­ße weg zu ei­nem hin­ter ei­nem Ge­bäu­de ge­le­ge­nen Park­platz lotst.
  3. Ei­ne mar­gi­na­le Auf­fäl­lig­keit in den ihm vor­ge­leg­ten Zu­las­sungs­be­schei­ni­gun­gen muss bei dem Er­wer­ber ei­nes Ge­braucht­wa­gens dann kei­ne Zwei­fel an der Ver­fü­gungs­be­rech­ti­gung des Ver­käu­fers we­cken, wenn ein Käu­fer an­ge­sichts des ge­sam­ten äu­ße­ren Er­schei­nungs­bilds der Zu­las­sungs­be­schei­ni­gun­gen kei­nen An­lass hat­te, be­son­de­res Au­gen­merk auf die Auf­fäl­lig­keit zu rich­ten, und sie ihm des­halb nicht auf­fal­len muss­te.
  4. Dass der Ver­äu­ße­rer ei­nes Ge­braucht­wa­gens dem Er­wer­ber nicht sämt­li­che Fahr­zeug­schlüs­sel über­ge­ben kann, schließt zwar ei­nen gut­gläu­bi­gen Er­werb des Ei­gen­tums an dem Fahr­zeug nicht per se aus, wenn der Ver­äu­ße­rer ver­spricht, die feh­len­den Schlüs­sel nach­zu­rei­chen. Das Feh­len ei­nes (funk­ti­ons­fä­hi­gen) Zweit­schlüs­sels ist aber ein ty­pi­sches In­diz da­für, dass das zum Kauf an­ge­bo­te­ne Fahr­zeug ent­wen­det wur­de. Der Er­wer­ber kann da­her zu wei­ter­ge­hen­den Nach­for­schun­gen ge­hal­ten sein, wenn der Ver­äu­ße­rer das Feh­len der Fahr­zeug­schlüs­sel nicht plau­si­bel er­klä­ren kann.

OLG Mün­chen, Ur­teil vom 16.01.2019 – 20 U 1732/18

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin er­lang­te von der Käu­fe­rin ei­nes ge­brauch­ten Mer­ce­des-Benz ML 350 CDI im Rah­men ei­nes am 04.03.2015 zwi­schen der Käu­fe­rin und der M-GmbH zur Fi­nan­zie­rung des Kauf­prei­ses (40.000 €) ge­schlos­se­nen Dar­le­hens­ver­trags das Si­che­rungs­ei­gen­tum an den Pkw. Die­ser wur­de auf Ge­heiß der Klä­ge­rin am 26.03.2015 an die M-GmbH aus­ge­hän­digt und mit dem Kenn­zei­chen …69 zu­ge­las­sen. Die Ver­käu­fe­rin des Fahr­zeugs, die D-AG, über­sand­te der Klä­ge­rin ge­mäß den Ver­trags­be­din­gun­gen die Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II (Nr. …41).

Im Fe­bru­ar 2017 ge­lang­te der Pkw auf un­ge­klär­te Wei­se an un­be­kann­te Per­so­nen, die ihn auf der In­ter­net­platt­form „mobile.​de“ für 27.400 € zum Kauf an­bo­ten.

Der Be­klag­te nahm auf­grund des In­ter­net­in­se­rats un­ter der dar­in an­ge­ge­be­nen Te­le­fon­num­mer Kon­takt mit dem Ver­käu­fer auf. Mit ihm ver­ein­bar­te der Be­klag­te ei­nen Kauf­preis von 25.000 € so­wie ei­ne Be­sich­ti­gung des Fahr­zeugs am 24.02.2017 um 9.00 Uhr an ei­ner im Be­reich des Düs­sel­dor­fer Flug­ha­fens ge­le­ge­nen Stra­ße. Der Ver­käu­fer, der an­ge­ge­ben hat­te, am Düs­sel­dor­fer Flug­ha­fen zu ar­bei­ten, teil­te dem Be­klag­ten am 24.02.2017 um 7.00 Uhr te­le­fo­nisch mit, dass er be­ruf­lich ver­hin­dert sei und des­halb sein Bru­der den Pkw dem Be­klag­ten über­ge­ben wer­de. Als der Be­klag­te am ver­ein­bar­ten Treff­punkt an­ge­kom­men war, kon­tak­tier­te ihn der Ver­käu­fer er­neut te­le­fo­nisch und bat dar­um, das Ge­schäft nicht auf der Stra­ße ab­zu­wi­ckeln. Der Be­klag­te sol­le auf ei­nem wei­ter von der Stra­ße weg hin­ter ei­nem Ge­bäu­de lie­gen­den Park­platz war­ten. Die­ser Bit­te kam der Be­klag­te nach.

Auf dem Park­platz traf die avi­sier­te Kon­takt­per­son – der an­geb­li­che Bru­der des Ver­käu­fers – spä­ter ein. Sie wies sich mit ei­nem an­geb­lich slo­we­ni­schen Aus­weis, den der Be­klag­te fo­to­gra­fier­te, aus und leg­te dem Be­klag­ten ei­ne Ko­pie des an­geb­li­chen Aus­wei­ses des Ver­käu­fers und ei­ne auf den 24.02.2017 da­tier­te Ver­kaufs­voll­macht vor. Dar­in wa­ren als dem Be­voll­mäch­tig­ten aus­ge­hän­dig­te An­la­gen „Fahr­zeug­brief“, „Fahr­zeug­schein“ und „Fahr­zeug­schlüs­sel 2 Stück“ an­ge­ge­ben. Der an­geb­li­che Bru­der des Ver­käu­fers über­gab dem Be­klag­ten ge­gen Zah­lung von 25.000 € ei­nen an­geb­lich be­reits von dem Ver­käu­fer un­ter­zeich­ne­ten Kauf­ver­trag und Zu­las­sungs­be­schei­ni­gun­gen, die sich spä­ter als Fäl­schun­gen her­aus­stell­ten. Das dar­in an­ge­ge­be­ne Kfz-Kenn­zei­chen stimm­te mit dem Kenn­zei­chen auf dem am Fahr­zeug an­ge­brach­ten Kenn­zei­chen­schild (…91) eben­so über­ein. Eben­so ent­sprach die in den Zu­las­sungs­be­schei­ni­gun­gen an­ge­ge­be­ne Fahr­zeug-Iden­ti­fi­zie­rungs­num­mer (FIN) der Num­mer auf den am Fahr­zeug an­ge­brach­ten FIN-Ta­feln. Der an­geb­li­che Bru­der des Ver­käu­fers konn­te dem Be­klag­ten aber nur ei­nen Fahr­zeug­schlüs­sel über­ge­ben. Dies er­klär­te er da­mit, dass sein Bru­der den zwei­ten Schlüs­sel in der Ho­sen­ta­sche ver­ges­sen ha­be, und sag­te zu, dem Be­klag­ten den Zweit- und Re­serve­schlüs­sel nach­zu­sen­den. Die Schlüs­sel hat der Be­klag­te nie er­hal­ten.

Als die Ehe­frau des Be­klag­ten ver­such­te, das Kfz zu­zu­las­sen, wur­de ent­deckt, dass die Zu­las­sungs­be­schei­ni­gun­gen als Blan­ko­do­ku­men­te ent­wen­det wor­den und die Stem­pel auf den Kenn­zei­chen ge­fälscht wa­ren. Die auf den vor­ge­leg­ten Iden­ti­täts­kar­ten ver­merk­ten bun­des­deut­schen An­schrif­ten exis­tie­ren nicht. Das Kfz be­fin­det sich seit­her auf ei­nem Si­cher­stel­lungs­ge­län­de in P. Bis sie vom Se­nat im Be­ru­fungs­ver­fah­ren auf die ge­gen­tei­li­ge Ver­fü­gung der Staats­an­walt­schaft Ber­lin vom 21.11.2017 hin­ge­wie­sen wur­den, gin­gen die Ver­fah­rens­be­tei­lig­ten da­von aus, dass die Staats­an­walt­schaft Ber­lin das Fahr­zeug be­schlag­nahmt ha­be.

Die Klä­ge­rin kün­dig­te den Dar­le­hens­ver­trag mit Schrei­ben vom 07.03.2017 frist­los we­gen „Un­ter­schla­gung – Be­trug“, stell­te das ge­sam­te Dar­le­hen fäl­lig und macht ih­re Rech­te am si­che­rungs­über­eig­ne­ten Fahr­zeug gel­tend.

Sie hat in ers­ter In­stanz be­haup­tet, dem Zeu­gen T, dem der Ge­schäfts­füh­rer der M-GmbH das Fahr­zeug ge­lie­hen ha­be, sei die Ja­cke nebst Fahr­zeug­schlüs­sel ge­stoh­len und an­schlie­ßend das Fahr­zeug ent­wen­det wor­den. Die Klä­ge­rin hat ge­meint, der Be­klag­te ha­be in­fol­ge gro­ber Fahr­läs­sig­keit nicht er­kannt, dass der Ver­käu­fer we­der Ei­gen­tü­mer des Fahr­zeugs noch ver­fü­gungs­be­fugt ge­we­sen sei. Auf­grund auf­fäl­li­ger Um­stän­de hät­te sich dem Be­klag­ten auf­drän­gen müs­sen, dass ihn ei­ne Auf­klä­rungs­pflicht hin­sicht­lich der Be­rech­ti­gung des Ver­käu­fers tref­fe. Ins­be­son­de­re sei als Stand­ort des Fahr­zeugs in dem mobile.​de-In­se­rat H. an­ge­ge­ben ge­we­sen; das Fahr­zeug ha­be dann aber 200 km von H. ent­fernt in Düs­sel­dorf über­ge­ben wer­den sol­len., Au­ßer­dem sei der Kauf­preis schon in dem Te­le­fo­nat mit dem Ver­käu­fer um 2.400 € re­du­ziert wor­den. Dar­über hin­aus ha­be das Ge­schäft nicht auf der Stra­ße, son­dern auf ei­nem Park­platz hin­ter ei­nem Ge­bäu­de statt­fin­den sol­len, das in kei­nem er­kenn­ba­ren Be­zug zum Ver­käu­fer ge­stan­den ha­be. Schließ­lich ha­be der ver­meint­li­che Bru­der des Ver­käu­fers kei­nen Be­zug zu Düs­sel­dorf ge­habt und dem Klä­ger le­dig­lich ei­nen ein­zi­gen Schlüs­sel über­ge­ben kön­nen.

Ein gut­gläu­bi­ger Er­werb des Ei­gen­tums an dem Fahr­zeug – so die Auf­fas­sung der Klä­ge­rin – schei­te­re des­halb so­wohl an § 935 I BGB als auch dar­an, dass der Be­klag­te nicht i. S. von § 932 I 1, II BGB nicht vor­lä­gen.

Das Land­ge­richt hat den Be­klag­ten an­trags­ge­mäß ver­ur­teilt, ge­gen­über der Staats­an­walt­schaft Ber­lin der Her­aus­ga­be des Fahr­zeugs an die Klä­ge­rin zu­zu­stim­men. Die Wi­der­kla­ge des Be­klag­ten mit dem An­trag, die Klä­ge­rin zu ver­ur­tei­len, ge­gen­über der Staats­an­walt­schaft Ber­lin der Her­aus­ga­be des Fahr­zeugs an ihn – den Be­klag­ten – zu­zu­stim­men und die Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II mit der Num­mer …41 an ihn her­aus­zu­ge­ben, hat das Land­ge­richt ab­ge­wie­sen (LG Lands­hut, Urt. v. 19.04.2018 – 24 O 2558/17). Zur Be­grün­dung hat es aus­ge­führt, dass ein gut­gläu­bi­ger Er­werb des Ei­gen­tums an der auf­grund der Ge­samt­um­stän­de des Falls an­zu­neh­men­den grob fahr­läs­si­gen Un­kennt­nis des Be­klag­ten von der Nicht­be­rech­ti­gung des Ver­äu­ße­rers schei­te­re. Der ge­sam­te Er­werbs­vor­gang sei von Selt­sam­kei­ten und Heim­lich­kei­ten ge­prägt ge­we­sen. Das Fahr­zeug sei dem Be­klag­ten nicht an dem in dem In­ter­net­in­se­rat an­ge­ge­be­nen Stand­ort H., son­dern auf ei­nem we­nig fre­quen­tier­ten Park­platz, und auch nicht von dem Ver­käu­fer, son­dern von des­sen an­geb­li­chem Bru­der über­ge­ben wor­den. Die­ser ha­be dem Be­klag­ten le­dig­lich ei­nen Fahr­zeug­schlüs­sel über­ge­ben. Dar­über hin­aus pas­se – was ei­nem durch­schnitt­li­chen Käu­fer hät­te auf­fal­len müs­sen – der an­geb­li­che Ort der Erst­zu­las­sung des Fahr­zeugs nicht zu der die Fahr­zeug­pa­pie­re aus­stel­len­den Be­hör­de über­ein. Dies al­les hät­te in sei­ner Ge­samt­heit zu wei­te­ren Nach­for­schun­gen durch den Be­klag­ten füh­ren müs­sen. Dar­auf, ob das Fahr­zeug ab­han­den­ge­kom­men sei, kom­me es des­halb nicht an.

Mit sei­ner hier­ge­gen ge­rich­te­ten Be­ru­fung er­strebt der Be­klag­te die Ab­wei­sung der Kla­ge und – nach­dem sich in der Be­ru­fungs­in­stanz her­aus­ge­stellt hat, dass das Fahr­zeug nicht si­cher­ge­stellt wur­de – die Fest­stel­lung, dass er – der Be­klag­te – Ei­gen­tü­mer des Pkw sei. Au­ßer­dem be­gehrt der Be­klag­te von der Klä­ge­rin – wie schon in ers­ter In­stanz – die Her­aus­ga­be der Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II mit der Num­mer …41. Die Klä­ge­rin ver­tei­digt das an­ge­grif­fe­ne Ur­teil und be­an­tragt die Zu­rück­wei­sung der Be­ru­fung mit der Maß­ga­be, dass der Be­klag­te ver­ur­teilt wird, ge­gen­über dem Po­li­zei­prä­si­di­um Nie­der­bay­ern der Her­aus­ga­be des Pkw nebst Schlüs­seln zu­zu­stim­men.

Die Be­ru­fung hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: II. … Die Be­ru­fung war auf den An­trag der Klä­ge­rin zu­rück­zu­wei­sen und der Ur­teils­aus­spruch auf­grund der ver­än­der­ten tat­säch­li­chen Um­stän­de an­trags­ge­mäß zu mo­di­fi­zie­ren.

1. Be­den­ken hin­sicht­lich der Zu­läs­sig­keit der Be­ru­fung we­gen der Än­de­rung der An­trä­ge in der Be­ru­fungs­in­stanz be­ste­hen nicht, weil we­gen des in bei­den In­stan­zen un­ver­än­dert ge­blie­be­nen An­trags auf Her­aus­ga­be der Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II wei­ter­hin ei­ne Be­schwer des Be­ru­fungs­be­klag­ten ge­ge­ben ist; die Kla­ge­än­de­rung im Üb­ri­gen ist sach­dien­lich.

2. Die Be­ru­fung des Be­klag­ten war zu­rück­zu­wei­sen, da das Land­ge­richt zu­tref­fend ei­nen gut­gläu­bi­gen Er­werb des Pkw durch den Be­klag­ten ver­neint hat.

a) Zwar ist der Be­ru­fung zu­zu­ge­ben, dass die vom Land­ge­richt zur Be­grün­dung sei­ner An­sicht her­an­ge­zo­ge­nen Auf­fäl­lig­kei­ten in den Zu­las­sungs­be­schei­ni­gun­gen beim Be­klag­ten noch kei­ne Zwei­fel an der Be­rech­ti­gung des Ver­käu­fers we­cken muss­ten, da die­se nur mar­gi­nal wa­ren und ei­nem Käu­fer, der kei­nen An­lass hat­te, be­son­de­res Au­gen­merk auf die aus­stel­len­de Be­hör­de zu rich­ten, nicht auf­fal­len muss­ten (vgl. OLG Braun­schweig, Urt. v. 10.11.2016 – 9 U 50/16, ju­ris Rn. 16). Denn ab­ge­se­hen da­von war das äu­ße­re Er­schei­nungs­bild der Blan­ko­fäl­schun­gen ord­nungs­ge­mäß.

b) Al­ler­dings ist dem Be­klag­ten un­ab­hän­gig hier­von grob fahr­läs­si­ge Un­kennt­nis von der Nicht­be­rech­ti­gung vor­zu­wer­fen (§ 932 I 1, II BGB).

aa) Gro­be Fahr­läs­sig­keit ist nach ge­fes­tig­ter Recht­spre­chung re­gel­mä­ßig an­zu­neh­men, wenn der Er­wer­ber trotz Vor­lie­gens von Ver­dachts­grün­den, die Zwei­fel an der Be­rech­ti­gung des Ver­äu­ße­rers we­cken müs­sen, sach­dien­li­che Nach­for­schun­gen nicht un­ter­nimmt (BGH, Urt. v. 01.07.1987 – VI­II ZR 331/86, ju­ris Rn. 19). Da­bei ist nach stän­di­ger Recht­spre­chung für den Ge­braucht­wa­gen­han­del we­gen der dort nicht sel­ten vor­kom­men­den Un­re­gel­mä­ßig­kei­ten bei der Be­wer­tung der Um­stän­de, die für den Käu­fer ei­nes ge­brauch­ten Kfz ei­ne Nach­for­schungs­pflicht hin­sicht­lich der Ver­fü­gungs­be­rech­ti­gung des Ver­äu­ße­rers be­grün­den, ein stren­ger Maß­stab an­zu­le­gen (BGH, Urt. v. 01.07.1987 – VI­II ZR 331/86, ju­ris Rn. 19).

bb) Hier lag, wie das Land­ge­richt zu­tref­fend ge­se­hen hat, ei­ne Viel­zahl klei­ne­rer Auf­fäl­lig­kei­ten vor, die al­ler­dings in ih­rer Ge­samt­heit ei­nen hand­greif­li­chen An­halts­punkt für Zwei­fel am Ei­gen­tum des Ver­käu­fers bil­de­ten:

Zum ei­nen hat der Be­klag­te das Fahr­zeug im Stra­ßen­ver­kauf über­nom­men, wo nach ge­fes­tig­ter Recht­spre­chung be­son­de­re Vor­sicht ge­bo­ten ist, weil er das Ri­si­ko der Ent­de­ckung ei­nes ge­stoh­le­nen Fahr­zeugs min­dert (BGH, Urt. v. 01.03.2013 – V ZR 92/12, ju­ris Rn. 15). Da­bei wur­de er vom an­geb­li­chen Ver­käu­fer auch noch kurz­fris­tig von der Stra­ße weg zu ei­nem hin­ter ei­nem Ge­bäu­de ge­le­ge­nen Park­platz ge­lotst.

Zum an­de­ren konn­te der an­geb­lich Be­voll­mäch­tig­te nur ei­nen Schlüs­sel vor­le­gen, was, da ei­ne Nach­sen­dung ver­spro­chen wur­de, zwar gut­gläu­bi­gen Er­werb nicht gänz­lich aus­schließt (vgl. OLG Mün­chen, Urt. v. 26.05.2011 – 23 U 434/11, ju­ris Rn. 34; OLG Köln, Urt. v. 29.11.2017 – 16 U 86/17, ju­ris-Leit­satz). Al­ler­dings be­stand hier die wei­te­re Be­son­der­heit, dass die Be­haup­tung, der Schlüs­sel sei in der Ho­sen­ta­sche ver­ges­sen wor­den, we­der zu den ins Ein­zel­ne ge­hen­den An­ga­ben in der auf den Ver­kaufs­tag da­tier­ten Ver­kaufs­voll­macht pass­te noch das Feh­len des eben­falls zur Nach­sen­dung ver­spro­che­nen Re­serve­schlüs­sels er­klä­ren konn­te. Ein feh­len­der Zweit­schlüs­sel aber ist ty­pisch für ent­wen­de­te Fahr­zeu­ge (vgl. OLG Schles­wig, Urt. v. 07.04.2017 – 17 U 6/17, ju­ris Rn. 28).

Hin­zu kommt, dass der Ort der Über­ga­be er­sicht­lich kei­ner­lei Be­zug zur Per­son des an­geb­lich in Köln le­ben­den, be­haup­tet kurz­fris­tig ein­ge­schal­te­ten Be­voll­mäch­tig­ten des Ver­käu­fers hat­te. Dar­über hin­aus ver­füg­te die­ser Be­voll­mäch­tig­te trotz sei­nes an­geb­lich spon­ta­nen Ein­sprin­gens über al­ler­lei schrift­li­che, auf den Ver­kaufs­tag da­tier­te, al­ler­dings in kei­ner Wei­se nach­prüf­ba­re Un­ter­la­gen zum Nach­weis sei­ner Be­voll­mäch­ti­gung, je­doch ent­ge­gen de­ren In­halt nur über ei­nen Au­to­schlüs­sel.

Auf­grund die­ser auf­fäl­li­gen Ge­samt­um­stän­de des Ge­schäfts hät­te der Be­klag­te – wie je­dem hät­te ein­leuch­ten müs­sen – Nach­for­schun­gen zur Be­rech­ti­gung des ihm völ­lig un­be­kann­ten Ver­äu­ße­rers und sei­nes eben­falls un­be­kann­ten Be­voll­mäch­tig­ten an­stel­len müs­sen.

3. Auf den im We­ge der zu­läs­si­gen An­schluss­be­ru­fung ge­stell­ten, sach­dien­lich ge­än­der­ten An­trag der Klä­ge­rin war an­trags­ge­mäß aus­zu­spre­chen, dass der Be­klag­te ge­gen­über dem Po­li­zei­prä­si­di­um Nie­der­bay­ern der Her­aus­ga­be des streit­be­fan­ge­nen Pkw zu­zu­stim­men hat. Die Klä­ge­rin hat, wie so­eben aus­ge­führt, ihr Ei­gen­tum an dem Fahr­zeug nicht an den Be­klag­ten ver­lo­ren. …

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