1. Der Be­sit­zer ei­nes aus dem VW-Kon­zern stam­men­den Lea­sing­fahr­zeugs (hier: ei­nes Por­sche Ca­yenne GTS) legt we­der ei­nen Man­gel noch auch nur ei­nen kon­kre­ten Man­gel­ver­dacht hin­rei­chend sub­stan­zi­iert dar, wenn er al­lein ge­stützt auf Pres­se­be­rich­te gel­tend macht, er müs­se an­neh­men, dass auch sein Fahr­zeug von für den VW-Ab­gas­skan­dal ty­pi­schen Ma­ni­pu­la­tio­nen be­trof­fen sei.
  2. Zwar kann ein Lea­sing­neh­mer zur au­ßer­or­dent­li­chen Kün­di­gung des Lea­sing­ver­tra­ges be­rech­tigt sein, wenn sein Ver­trags­part­ner – der Lea­sing­ge­ber – durch sein Ver­hal­ten das für ein Dau­er­schuld­ver­hält­nis er­for­der­li­che Ver­trau­ens­ver­hält­nis zer­stört hat. Al­lein der Um­stand, dass der Lea­sing­ge­ber zum Volks­wa­gen-Kon­zern ge­hört und es bei an­de­ren Ge­sell­schaf­ten die­ses Kon­zerns zu Un­re­gel­mä­ßig­kei­ten ge­kom­men ist („VW-Ab­gas­skan­dal“), recht­fer­tigt aber nicht die An­nah­me, der Lea­sing­neh­mer ha­be be­rech­tig­ter­wei­se das Ver­trau­en in den Lea­sing­ge­ber als sei­nen Ver­trags­part­ner ver­lo­ren.
  3. Dass die Volks­wa­gen AG und die Dr. Ing. h.c. F. Por­sche AG in ei­nem Kon­zern ver­bun­den sind, reicht nicht aus, um der Dr. Ing. h.c. F. Por­sche AG das Wis­sen der Volks­wa­gen AG zu­zu­rech­nen.

OLG Stutt­gart, Ur­teil vom 25.04.2017 – 6 U 146/16

Sach­ver­halt: Der Klä­ger be­gehrt die Fest­stel­lung, dass die von ihm er­klär­te Kün­di­gung ei­nes mit der Be­klag­ten ge­schlos­se­nen Kfz-Lea­sing­ver­tra­ges wirk­sam ist. Hilfs­wei­se ver­langt er die Er­stat­tung ge­zahl­ter Lea­sing­ra­ten.

Der Klä­ger be­stell­te am 16.08.2013 bei P ei­nen fa­brik­neu­en Por­sche Ca­yenne GTS mit Ben­zin­mo­tor zum Preis von 118.912,40 € brut­to. Zur Fi­nan­zie­rung des Kauf­prei­ses schloss er mit der Be­klag­ten ei­nen Lea­sing­ver­trag, der durch ein Be­stä­ti­gungs­schrei­ben der Be­klag­ten vom 21.08.2013 zu­stan­de kam und ei­ne Lauf­zeit von 48 Mo­na­ten so­wie ei­ne mo­nat­lich zu zah­len­de Lea­sing­ra­te in Hö­he von 1.918,28 € brut­to vor­sah. Die Lea­sing­ra­ten zahl­te der Klä­ger wie ver­ein­bart, nach­dem ihm das be­stell­te Fahr­zeug über­ge­ben wor­den war.

Mit Schrei­ben vom 24.09.2015 wand­te sich der Klä­ger an die Dr. Ing. h.c. F. Por­sche AG und teil­te mit, er ha­be auf­grund der ak­tu­el­len Me­di­en­be­rich­te über den VW-Ab­gas­skan­dal das Ver­trau­en in den Volks­wa­gen-Kon­zern völ­lig ver­lo­ren. Gleich­zei­tig un­ter­brei­te­te der Klä­ger den Vor­schlag, den am 21.08.2013 ge­schlos­se­nen Lea­sing­ver­trag auf­zu­he­ben. Das Schrei­ben be­ant­wor­te­te die Por­sche Deutsch­land GmbH am 06.10.2015 mit dem Hin­weis, dass von den fest­ge­stell­ten Ver­stö­ßen bei Ab­gas­tests in den Ver­ei­nig­ten Staa­ten von Ame­ri­ka nur Mo­to­ren be­trof­fen sei­en, die Por­sche nicht ver­wen­de. Auch die Be­klag­te ant­wor­te­te auf das Schrei­ben des Klä­gers, und zwar am 20.10.2015. Sie wies dar­auf hin, dass ei­ne vor­zei­ti­ge Be­en­di­gung des Lea­sing­ver­tra­ges nach den Lea­sing­be­din­gun­gen nicht mög­lich sei.

Nach­dem in der Fol­ge kei­ne Ei­ni­gung er­zielt wur­de, kün­dig­te der Klä­ger den Lea­sing­ver­trag mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 12.11.2015 frist­los; hilfs­wei­se er­klär­te er sei­nen Rück­tritt von die­sem Ver­trag so­wie die An­fech­tung we­gen Irr­tums und arg­lis­ti­ger Täu­schung.

Mit sei­ner Kla­ge be­gehrt der Klä­ger in ers­ter Li­nie die Fest­stel­lung, dass sei­ne Kün­di­gung den Lea­sing­ver­trag zum 30.11.2015 be­en­det hat. Dar­über hin­aus ver­langt er die Er­stat­tung vor­ge­richt­li­cher Kos­ten in Hö­he von 2.480,44 €. Hilfs­wei­se für den Fall, dass das Ge­richt die Kün­di­gung für un­wirk­sam hält, ver­langt der Klä­ger von der Be­klag­ten die Zah­lung von 46.038,72 € nebst Zin­sen und Kos­ten, und zwar Zug um Zug ge­gen Über­ga­be des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs, so­wie die Fest­stel­lung, dass sich die Be­klag­te mit der Ab­ho­lung des Pkw in Ver­zug be­fin­de.

Zur Be­grün­dung macht der Klä­ger gel­tend, er müs­se an­neh­men, dass auch sein Fahr­zeug von vor­sätz­li­chen Ma­ni­pu­la­tio­nen, wie sie für den VW-Ab­gas­skan­dal kenn­zeich­nend sei­en, be­trof­fen sei. Dies er­ge­be sich aus Pres­se­be­rich­ten, wo­nach der VW-Ab­gas­skan­dal auch die Dr. Ing. h.c. F. Por­sche AG und – im Hin­blick auf die CO2-Emis­si­ons­wer­te so­wie den Kraft­stoff­ver­brauch – auch Ben­zin­mo­to­ren mit Zy­lin­der­ab­schal­tung be­tref­fe. Die ge­gen­tei­li­ge Er­klä­rung der Por­sche Deutsch­land GmbH im Schrei­ben vom 06.10.2015 sei so­mit falsch. Er, der Klä­ger, ha­be des­halb jeg­li­ches Ver­trau­en in die Mar­ke Por­sche ver­lo­ren und sei des­halb be­rech­tigt ge­we­sen, den Lea­sing­ver­trag aus wich­ti­gem Grund au­ßer­or­dent­lich zu kün­di­gen und – wie hilfs­wei­se ge­sche­hen – von die­sem Ver­trag zu­rück­zu­tre­ten und sei­ne Ver­trags­er­klä­rung an­zu­fech­ten. Zwar ha­be nicht die Be­klag­te selbst ihn, den Klä­ger, ge­täuscht, wohl aber ih­re Kon­zern­mut­ter, und de­ren Ver­hal­ten müs­se sich die Be­klag­te zu­rech­nen las­sen.

Die Be­klag­te tritt dem mit dem Hin­weis ent­ge­gen, dass Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che aus­ge­schlos­sen sei­en, ein Man­gel aber auch gar nicht vor­lie­ge. Der Klä­ger äu­ße­re nur ei­nen Man­gel­ver­dacht, tra­ge in­so­weit aber kei­ne kon­kre­ten Tat­sa­chen vor. Die vor­ge­leg­ten Pres­se­be­rich­te ent­hiel­ten kei­ner­lei Hin­wei­se dar­auf, dass be­züg­lich des streit­ge­gen­ständ­li­chen Mo­tors un­zu­tref­fen­de An­ga­ben zum Schad­stoff­aus­stoß oder zum Kraft­stoff­ver­brauch ge­macht wor­den sei­en. All­ge­mei­ne Vor­wür­fe ei­nes der Be­klag­ten oh­ne­hin nicht zu­re­chen­ba­ren Fehl­ver­hal­tens, die kei­nen Be­zug zum Lea­sing­ge­gen­stand selbst hät­ten, könn­ten ei­ne Kün­di­gung nicht recht­fer­ti­gen. Ein Kün­di­gungs­grund sei des­halb nicht ge­ge­ben. Da der Klä­ger ei­ne Täu­schung durch den Lie­fe­ran­ten oder durch sie – die Be­klag­te – nicht be­haup­te, schei­de auch ei­ne An­fech­tung aus.

Das Land­ge­richt hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Dem Haupt­an­trag feh­le we­gen der Mög­lich­keit, ei­ne Leis­tungs­kla­ge zu er­he­ben, das er­for­der­li­che Fest­stel­lungs­in­ter­es­se. Der Hilfs­an­trag sei un­be­grün­det, da ei­ne Sach­män­gel­haf­tung der Be­klag­ten aus­ge­schlos­sen und ein Grund für ei­ne au­ßer­or­dent­li­che Kün­di­gung des Lea­sing­ver­tra­ges nicht ge­ge­ben sei. Der Vor­trag des Klä­gers zu ei­ner arg­lis­ti­gen Täu­schung sei nicht aus­rei­chend, weil schon die da­für not­wen­di­ge Kennt­nis der Be­klag­ten oder ei­nes ih­rer Er­fül­lungs­ge­hil­fen nicht fest­ge­stellt wer­den kön­ne.

Die Be­ru­fung des Klä­gers hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: II. … 1. Die mit dem Haupt­an­trag ver­folg­te Fest­stel­lungs­kla­ge ist ge­mäß § 256 I ZPO zu­läs­sig.

a) Zwar kann ei­ne Fest­stel­lungs­kla­ge nicht statt­haft auf die Wirk­sam­keit ei­ner Kün­di­gung ge­rich­tet wer­den, weil es sich da­bei nur um ei­ne Vor­fra­ge han­delt. Statt­haft ist es aber, im Streit we­gen der Kün­di­gung ei­nes Dau­er­schuld­ver­hält­nis­ses – wie hier – den Fort­be­stand bzw. die Be­en­di­gung der Ver­trags­be­zie­hung zum Ge­gen­stand ei­ner Fest­stel­lungs­kla­ge zu ma­chen (BGH, Urt. v. 29.09.1999 – XII ZR 313/98, ju­ris Rn. 44).

b) An­ge­sichts des noch lau­fen­den Lea­sing­ver­tra­ges ist auch das er­for­der­li­che Fest­stel­lungs­in­ter­es­se zu be­ja­hen. Ins­be­son­de­re steht dem der Grund­satz vom Vor­rang ei­ner Leis­tungs­kla­ge nicht ent­ge­gen.

Zwar ist denk­bar, dass der Klä­ger im Hin­blick auf Lea­sing­ra­ten, die er mög­li­cher­wei­se auch nach der Kün­di­gung wei­ter ent­rich­tet hat, ei­ne Leis­tungs­kla­ge auf Er­stat­tung die­ser Be­trä­ge er­he­ben könn­te. An dem er­for­der­li­chen Fest­stel­lungs­in­ter­es­se wür­de es aber nur dann feh­len, wenn der Klä­ger mit die­ser Leis­tungs­kla­ge das­sel­be Ziel wie mit der Fest­stel­lungs­kla­ge er­rei­chen könn­te (BGH, Urt. v. 03.07.2002 – XII ZR 234/99, ju­ris Rn. 8). Das ist hier nicht der Fall, denn durch die Leis­tungs­kla­ge auf Er­stat­tung rechts­grund­los ge­zahl­ter Lea­sing­ra­ten kann kei­ne rechts­kräf­ti­ge Ent­schei­dung dar­über her­bei­ge­führt wer­den, ob der Lea­sing­ver­trag fort­be­steht. An der Klä­rung die­ser Fra­ge hat der Klä­ger aber schon des­halb ein be­rech­tig­tes In­ter­es­se, weil er sich noch künf­tig fäl­lig wer­den­den Er­fül­lungs­an­sprü­chen der Be­klag­ten aus­ge­setzt sieht. In ei­ner sol­chen Fall­ge­stal­tung kann der Klä­ger auch nicht auf die Kom­bi­na­ti­on ei­ner Leis­tungs­kla­ge mit ei­ner Zwi­schen­fest­stel­lungs­kla­ge ver­wie­sen wer­den (vgl. BGH, Urt. v. 03.07.2002 – XII ZR 234/99, ju­ris Rn. 8).

2. Die Kla­ge ist je­doch un­be­grün­det, weil die Kün­di­gung des Klä­gers den Lea­sing­ver­trag nicht be­en­det hat.

a) Da der Lea­sing­ver­trag grund­sätz­lich nach Miet­recht zu be­ur­tei­len ist (BGH, Urt. v. 07.10.1992 – VI­II ZR 182/91, ju­ris Rn. 15), rich­tet sich die Kün­di­gung aus wich­ti­gem Grund nach § 543 BGB. Die Lea­sing­be­din­gun­gen ge­ben die­se Re­ge­lung un­ter XIV Nr. 2 nur wie­der, oh­ne das Kün­di­gungs­recht des Lea­sing­neh­mers in­halt­lich zu mo­di­fi­zie­ren.

b) Der be­an­trag­ten Fest­stel­lung steht nicht ent­ge­gen, dass der Klä­ger gleich­zei­tig die An­fech­tung er­klärt hat. Zwar hät­te ei­ne wirk­sa­me An­fech­tung die Nich­tig­keit des Ver­tra­ges zur Fol­ge (§ 142 I BGB) und wür­de die be­an­trag­te Fest­stel­lung ei­ner Be­en­di­gung des dann gar nicht be­ste­hen­den Ver­tra­ges aus­schlie­ßen. Der Klä­ger hat den Ver­trag aber nur „vor­sorg­lich“ an­ge­foch­ten. Ob­wohl ei­ne An­fech­tungs­er­klä­rung we­gen ih­res Ge­stal­tungs­cha­rak­ters grund­sätz­lich be­din­gungs­feind­lich ist, ist ei­ne nur vor­sorg­li­che An­fech­tung, die nur für den Fall er­klärt ist, dass sich aus ei­nem Rechts­ge­schäft nicht die in ers­ter Li­nie be­haup­te­ten Rechts­fol­gen er­ge­ben, zu­läs­sig, weil hier­in kei­ne Be­din­gung im Rechts­sin­ne zu se­hen ist (BGH, Urt. v. 15.02.2017 – VI­II ZR 59/16 Rn. 31). Da­nach ist die Fest­stel­lung, ob die Kün­di­gung wirk­sam ist, vor­ran­gig zu tref­fen.

c) Ein für ei­ne au­ßer­or­dent­li­che Kün­di­gung not­wen­di­ger Kün­di­gungs­grund kann nicht fest­ge­stellt wer­den.

aa) Ein wich­ti­ger Grund zur Kün­di­gung liegt ge­mäß § 543 I 2 BGB vor, wenn dem Kün­di­gen­den un­ter Be­rück­sich­ti­gung al­ler Um­stän­de des Ein­zel­falls, ins­be­son­de­re ei­nes Ver­schul­dens der Ver­trags­par­tei­en, und un­ter Ab­wä­gung der bei­der­sei­ti­gen In­ter­es­sen die Fort­set­zung des Ver­trags­ver­hält­nis­ses bis zum Ab­lauf der Kün­di­gungs­frist oder bis zur sons­ti­gen Be­en­di­gung des Ver­tra­ges nicht zu­ge­mu­tet wer­den kann (BGH, Urt. v. 09.11.2016 – VI­II ZR 73/16 Rn. 16 m. w. Nachw.).

bb) Der Klä­ger kann aus der Be­schaf­fen­heit des Fahr­zeugs kei­nen Kün­di­gungs­grund her­lei­ten.

(1) Ein Sach­man­gel kann für sich ge­nom­men die Kün­di­gung nicht recht­fer­ti­gen, weil die Be­klag­te ih­re Haf­tung für die Be­schaf­fen­heit des Fahr­zeugs wirk­sam aus­ge­schlos­sen hat. Die – wie hier – in den All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen der Lea­sing­ge­be­rin ent­hal­te­ne lea­sing­ty­pi­sche Ab­tre­tungs­kon­struk­ti­on, näm­lich die Ab­tre­tung der kauf­recht­li­chen Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che des Lea­sing­ge­bers ge­gen den Lie­fe­ran­ten der Lea­sing­s­a­che an den Lea­sing­neh­mer als Er­satz für den Aus­schluss der miet­recht­li­chen Ge­währ­leis­tung des Lea­sing­ge­bers ist nach stän­di­ger Recht­spre­chung des BGH nicht zu be­an­stan­den, wenn die Ab­tre­tung end­gül­tig, vor­be­halt­los und un­be­dingt er­folgt (BGH, Urt. v. 21.12.2005 – VI­II ZR 85/05, Rn. 11, 17 m. w. Nachw.).

Das Ri­si­ko, dass die Be­schaf­fen­heit des Fahr­zeugs nicht den Er­war­tun­gen des Klä­gers ge­nügt, fällt da­mit zu­nächst aus­schließ­lich in sei­nen Ver­ant­wor­tungs­be­reich. Er ist auf die ab­ge­tre­te­nen Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che ge­gen den Händ­ler zu ver­wei­sen. Nur wenn er die­se er­folg­reich durch­ge­setzt hät­te, wür­den sich dar­aus Rück­wir­kun­gen auf den Lea­sing­ver­trag er­ge­ben. Der Klä­ger hat aber nicht be­haup­tet, Män­gel­rech­te ge­gen den Ver­käu­fer ver­folgt zu ha­ben.

(2) Zwar wä­re un­ab­hän­gig von dem ver­ein­bar­ten Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss ein Kün­di­gungs­grund ge­ge­ben, wenn die Be­klag­te den Klä­ger über ei­nen Man­gel des Fahr­zeugs arg­lis­tig ge­täuscht hät­te, denn dann wür­den dar­aus ab­ge­lei­te­te Rech­te ne­ben mög­li­che Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che tre­ten, und es be­stün­de auch ein wich­ti­ger Grund, der dem Klä­ger die Wahl zwi­schen ei­ner An­fech­tung oder ei­ner au­ßer­or­dent­li­chen Kün­di­gung lie­ße (vgl. Sin­ger/Fincken­stein, in: Stau­din­ger, BGB, Neu­be­arb. 2017, § 123 Rn. 102; Er­man/Ar­nold, BGB, 14. Aufl., § 123 Rn. 6; MünchKomm-BGB/Arm­brüs­ter, 7. Aufl., § 123 Rn. 86).

(a) Ei­ne Kün­di­gung un­ter die­sem Ge­sichts­punkt schei­det je­doch aus, weil sich aus dem Sach­vor­trag des Klä­gers kei­ne hin­rei­chen­den An­halts­punk­te für ei­nen Man­gel des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs er­ge­ben.

So­weit der Klä­ger un­ter Hin­weis auf die vor­ge­leg­ten Pres­se­be­rich­te gel­tend macht, er müs­se da­von aus­ge­hen, dass auch der Mo­tor des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs von Ma­ni­pu­la­tio­nen be­trof­fen sei, weil auch bei et­li­chen an­de­ren Ben­zin­mo­to­ren Un­re­gel­mä­ßig­kei­ten beim Koh­len­di­oxid­aus­stoß und da­mit auch beim Kraft­stoff­ver­brauch fest­ge­stellt wor­den sei­en, und er hier­zu ein Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­ten an­bie­tet, ge­nügt dies we­der zur Dar­le­gung ei­nes Sach­man­gels noch ei­nes kon­kre­ten Man­gel­ver­dachts.

Be­haup­tun­gen, die oh­ne greif­ba­re An­halts­punk­te für das Vor­lie­gen ei­nes be­stimm­ten Sach­ver­halts und da­mit will­kür­lich „aufs Ge­ra­te­wohl“ oder „ins Blaue hin­ein“ auf­ge­stellt wer­den, dür­fen vom Ge­richt nicht be­rück­sich­tigt wer­den und bie­ten auch kei­ne Grund­la­ge für ei­ne Be­weis­auf­nah­me, wo­bei bei der An­nah­me von Will­kür in die­sem Sin­ne Zu­rück­hal­tung ge­bo­ten ist. In der Re­gel wird sie nur bei Feh­len jeg­li­cher tat­säch­li­cher An­halts­punk­te vor­lie­gen (BGH, Urt. v. 08.05.2012 – XI ZR 262/10 Rn. 40).

Wie in der münd­li­chen Ver­hand­lung über die Be­ru­fung er­ör­tert, ist da­nach ein Sach­man­gel oder ein kon­kre­ter Man­gel­ver­dacht nicht aus­rei­chend dar­ge­legt. Es fällt in den Be­reich ei­ge­ner Wahr­neh­mun­gen des Klä­gers, ob das Lea­sing­fahr­zeug ei­nen er­höh­ten Ben­zin­ver­brauch und da­mit kor­re­lie­rend ei­nen ver­mehr­ten CO2-Aus­stoß auf­weist. Da der Klä­ger kei­ne Auf­fäl­lig­kei­ten beim Ver­brauch be­haup­tet, fehlt jeg­li­cher An­halts­punkt für den von dem Klä­ger ge­äu­ßer­ten Ma­ni­pu­la­ti­ons­ver­dacht.

Auch un­zu­tref­fen­de Pro­spekt­an­ga­ben des Her­stel­lers zum Kraft­stoff­ver­brauch schei­den da­nach als denk­ba­re Grund­la­ge ei­ner arg­lis­ti­gen Täu­schung aus.

Der Pro­zess­be­voll­mäch­tig­te des Klä­gers hat auf die Hin­wei­se des Se­nats im Ter­min auch klar­ge­stellt, der Klä­ger ma­che man­gels Nach­weis­mög­lich­keit nicht gel­tend, dass an dem Mo­tor des Lea­sing­fahr­zeugs ein Man­gel ge­ge­ben sei, viel­mehr hal­te er die Kün­di­gung auf­grund des ein­ge­tre­te­nen Ver­trau­ens­ver­lus­tes für be­rech­tigt.

Die An­nah­me ei­ner arg­lis­ti­gen Täu­schung über den Zu­stand des Fahr­zeugs ent­behrt des­halb be­reits in tat­säch­li­cher Hin­sicht der Grund­la­ge.

(b) Es kann des­halb of­fen­blei­ben, un­ter wel­chen Vor­aus­set­zun­gen der für ei­ne Täu­schung not­wen­di­ge Wis­sens­vor­sprung der Be­klag­ten hin­sicht­lich ei­ner Ma­ni­pu­la­ti­on der Mo­tor­steue­rung durch die vom Klä­ger gel­tend ge­mach­te Zu­rech­nung des Wis­sens der ge­setz­li­chen Ver­tre­ter an­de­rer Kon­zern­ge­sell­schaf­ten be­grün­det wer­den könn­te. Auch hier­zu wä­re der Sach­vor­trag des Klä­gers je­den­falls nicht aus­rei­chend.

Zwar kann die „mo­sa­ik­ar­ti­ge“ Zu­sam­men­rech­nung des in­ner­halb ei­ner ar­beits­tei­li­gen Or­ga­ni­sa­ti­on bei ver­schie­de­nen Per­so­nen vor­han­de­nen Wis­sens nach der Recht­spre­chung ge­nü­gen, um den Vor­wurf der Arg­list zu be­grün­den (BGH, Urt. v. 08.12.1989 – V ZR 246/87, ju­ris Rn. 16; Stau­din­ger/Schil­ken, BGB, Neu­be­arb. 2014, § 166 Rn. 6). Der Um­stand, dass die be­tei­lig­ten Ge­sell­schaf­ten in ei­nem Kon­zern ver­bun­den sind, ge­nügt für sich ge­nom­men aber nicht, ei­ne Wis­sens­zu­rech­nung zu be­grün­den (BGH, Urt. v. 13.12.1989 – IVa ZR 177/88, ju­ris Rn. 14; Stau­din­ger/Schil­ken, a. a. O., § 166 Rn. 32; MünchKomm-BGB/Schu­bert, 7. Aufl., § 166 Rn. 61). Oh­ne Kennt­nis der kon­kre­ten Aus­ge­stal­tung der Ar­beits­tei­lung und der Aus­übung von Lei­tungs­macht im Kon­zern so­wie der Tat­sa­che, bei wel­cher der Ge­sell­schaf­ten das be­haup­te­te Wis­sen vor­han­den ist, kann nicht be­ur­teilt wer­den, wie der In­for­ma­ti­ons­aus­tausch in­ner­halb des Kon­zerns zu or­ga­ni­sie­ren ist und ob un­ter dem Ge­sichts­punkt ei­nes dies­be­züg­li­chen Or­ga­ni­sa­ti­ons­ver­schul­dens ei­ne Wis­sens­zu­rech­nung in Be­tracht kommt. Wie im Ter­min er­ör­tert, hat der Klä­ger auch hier­zu nicht hin­rei­chend sub­stan­zi­iert vor­ge­tra­gen. Be­reits der Her­stel­ler des Mo­tors ist nicht be­nannt.

cc) Ist da­nach da­von aus­zu­ge­hen, dass das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug nicht von ei­ner wie im­mer ge­ar­te­ten Ma­ni­pu­la­ti­on der Mo­tor­steue­rung be­trof­fen ist, er­gibt sich auch aus den be­haup­te­ten Ma­ni­pu­la­tio­nen bei an­de­ren Fahr­zeu­gen aus dem VW-Kon­zern kein Kün­di­gungs­grund.

Dass die Be­klag­te in die­sem Zu­sam­men­hang ei­ge­ne Ver­trags­pflich­ten ge­gen­über dem Klä­ger ver­letzt hät­te, ist nicht er­sicht­lich. So­weit der Klä­ger die Kün­di­gung auf die Be­haup­tung stützt, in dem Schrei­ben der Por­sche Deutsch­land GmbH vom 06.10.2015 sei­en un­zu­tref­fen­de An­ga­ben ge­macht wor­den, muss dem nicht wei­ter nach­ge­gan­gen wer­den, denn ein mit dem Schrei­ben ver­bun­de­nes Fehl­ver­hal­ten wä­re der Be­klag­ten nicht zu­re­chen­bar. Die Por­sche Deutsch­land GmbH wur­de von der Be­klag­ten nicht in die Ver­trags­er­fül­lung ein­ge­schal­tet und ist da­mit we­der Er­fül­lungs­ge­hil­fin (§ 278 BGB), noch ist be­haup­tet, dass die Por­sche Deutsch­land GmbH be­rech­tigt wä­re, die Be­klag­te zu ver­tre­ten. Ei­ne – oh­ne­hin nicht nä­her dar­ge­leg­te – Ver­bin­dung zwi­schen Kon­zern­ge­sell­schaf­ten be­grün­det für sich ge­nom­men kei­ne Er­fül­lungs­ge­hil­fen­ei­gen­schaft.

Es ist auch nicht be­haup­tet, dass die Be­klag­te selbst in ir­gend­ei­ner Wei­se in den Ab­gas­skan­dal ver­wi­ckelt wä­re. Al­lein der Um­stand, dass es bei an­de­ren Kon­zern­ge­sell­schaf­ten zu Un­re­gel­mä­ßig­kei­ten ge­kom­men ist, recht­fer­tigt nicht die An­nah­me, der Klä­ger ha­be be­rech­tig­ter­wei­se das Ver­trau­en in die Be­klag­te als sei­ne Ver­trags­part­ne­rin ver­lo­ren. Zwar kann bei Dau­er­schuld­ver­hält­nis­sen, die durch das Er­for­der­nis per­sön­li­chen Ver­trau­ens ge­kenn­zeich­net sind und des­halb in be­son­de­rem Ma­ße die Ver­trau­ens­wür­dig­keit und Loya­li­tät des Ver­trags­part­ners vor­aus­set­zen, die au­ßer­or­dent­li­che Kün­di­gung be­rech­tigt sein, wenn der Ver­trags­part­ner durch sein Ver­hal­ten das er­for­der­li­che Ver­trau­ens­ver­hält­nis zer­stört (BGH, Urt. 02.09.1999 – VII ZR 225/98 [Pro­jekt­steue­rungs­ver­trag]; MünchKomm-BGB/Gai­er, 7. Aufl., § 314 Rn. 12). Die ge­bo­te­ne In­ter­es­sen­ab­wä­gung kann ei­ne Kün­di­gung un­ter den hier ge­ge­be­nen Um­stän­den aber nicht recht­fer­ti­gen. Da­bei ist zu be­rück­sich­ti­gen, dass es nicht um die Er­brin­gung hö­he­rer Diens­te, son­dern um ei­nen schlich­ten Wa­ren­aus­tausch geht. We­der ein ei­ge­nes noch ein der Be­klag­ten nach § 278 BGB zu­re­chen­ba­res Fehl­ver­hal­ten kann fest­ge­stellt wer­den. Der Pflich­ten­kreis der Be­klag­ten und das Er­fül­lungs­in­ter­es­se des Klä­gers an ei­ner man­gel­frei­en Sach­leis­tung ist von dem Ab­gas­skan­dal nicht tan­giert. An­ge­sichts die­ser Um­stän­de macht dem Klä­ger der von ihm vor­ge­brach­te all­ge­mei­ne Ver­trau­ens­ver­lust in den VW-Kon­zern die wei­te­re Ver­trags­er­fül­lung nicht un­zu­mut­bar.

3. Der Hilfs­an­trag, über den we­gen der Un­be­grün­det­heit der Fest­stel­lungs­kla­ge zu ent­schei­den ist, ist eben­falls nicht be­grün­det. Aus den Grün­den der Ent­schei­dung über den Haupt­an­trag er­gibt sich, dass auch ein vom Klä­ger zur Be­grün­dung des Hilfs­an­trags an­ge­führ­ter Rück­tritts- oder An­fech­tungs­grund nicht ge­ge­ben ist, weil es an ei­ner Ver­trags­ver­let­zung und ins­be­son­de­re an ei­ner arg­lis­ti­gen Täu­schung durch die Be­klag­te fehlt. …

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