1. Der ge­setz­li­che Pro­vi­si­ons­an­spruch nach § 354 I HGB setzt ei­ne Ver­ein­ba­rung der Par­tei­en über ei­ne Ver­gü­tung der er­brach­ten Leis­tun­gen nicht vor­aus. Die Vor­schrift greift im Ge­gen­teil ge­ra­de schon dann ein, wenn es an ei­ner (wirk­sa­men) ver­trag­li­chen Ver­ein­ba­rung über die für ei­ne zu er­brin­gen­de oder er­brach­te Leis­tung zu zah­len­de Ver­gü­tung fehlt. Für die Aus­lö­sung ei­nes Pro­vi­si­ons­an­spruchs kann es des­halb schon ge­nü­gen, dass je­mand die ihm er­kenn­bar von ei­nem Kauf­mann ge­leis­te­ten Diens­te in An­spruch nimmt, ob­wohl er weiß oder sich nach den Um­stän­den sa­gen muss, dass sol­che Diens­te auch oh­ne aus­drück­li­che, ei­ne Ver­gü­tungs­pflicht und/oder de­ren Hö­he klar­stel­len­de ver­trag­li­che Grund­la­ge nur ge­gen ent­spre­chen­de Ver­gü­tung er­bracht wer­den (Fort­füh­rung von BGH, Urt. v. 07.07.2005 – III ZR 397/04, BGHZ 163, 332, 338; Urt. v. 28.01.1993 – I ZR 292/90, WM 1993, 1261; Urt. v. 19.11.1962 – VI­II ZR 229/61, WM 1963, 165).
  2. Zu den von § 354 I HGB er­fass­ten Ge­schäfts­be­sor­gun­gen oder Dienst­leis­tun­gen rech­nen bei der in­so­weit ge­bo­te­nen wei­ten Aus­le­gung je­de selbst­stän­di­ge Tä­tig­keit wirt­schaft­li­cher Art zur Wahr­neh­mung frem­der Ver­mö­gens­in­ter­es­sen so­wie al­le sons­ti­gen, für den an­de­ren Teil ob­jek­tiv nütz­li­chen Tä­tig­kei­ten tat­säch­li­cher oder recht­li­cher Art. Dem­entspre­chend ist un­ter der in § 354 I HGB an­ge­spro­che­nen Pro­vi­si­on je­de Ver­gü­tung zu fas­sen, die ein Kauf­mann für ei­ne in die­ser Vor­schrift an­ge­spro­che­ne Ge­schäfts­be­sor­gung oder Dienst­leis­tung üb­li­cher­wei­se be­an­spru­chen kann.
  3. Die in ei­nem Kfz-Lea­sing­ver­trag for­mu­lar­mä­ßig ent­hal­te­ne Klau­sel „Über­füh­rungs- und Zu­las­sungs­kos­ten be­rech­net der aus­lie­fern­de Be­trieb se­pa­rat.“ ist nicht über­ra­schend i. S. von § 305c I BGB und hält auch ei­ner In­halts­kon­trol­le ge­mäß § 307 I 1 BGB stand.

BGH, Ur­teil vom 23.11.2016 – VI­II ZR 269/15
(vor­an­ge­hend: LG Heil­bronn, Ur­teil vom 29.10.2015 – 6 S 18/15)

Sach­ver­halt: Die Be­klag­te und die S-Lea­sing GmbH (im Fol­gen­den: Lea­sing­ge­be­rin) schlos­sen im Ja­nu­ar 2014 ei­nen Lea­sing­ver­trag über ei­nen fa­brik­neu­en Pkw, der als Ge­schäfts­fahr­zeug ge­nutzt wer­den soll­te.

Auf der Vor­der­sei­te der von der Be­klag­ten un­ter­zeich­ne­ten Lea­sing­be­stel­lung, die über die Klä­ge­rin als ver­mit­teln­de Händ­le­rin an die Lea­sing­ge­be­rin ge­rich­tet war, fin­det sich in der Ru­brik „Ver­ein­ba­run­gen„ fol­gen­de vor­for­mu­lier­te Klau­sel:

„Über­füh­rungs- und Zu­las­sungs­kos­ten be­rech­net der aus­lie­fern­de Be­trieb se­pa­rat.“.

Die Klä­ge­rin, die das Lea­sing­fahr­zeug nach Über­füh­rung in ih­ren Be­trieb an die Be­klag­te aus­lie­fer­te, be­rech­ne­te die­ser an­schlie­ßend Über­füh­rungs­kos­ten in Hö­he von 868,70 €. Der Rech­nungs­be­trag setzt sich ins­be­son­de­re zu­sam­men aus den Trans­port­kos­ten, der Ver­gü­tung für ei­ne Über­ga­bein­spek­ti­on, ei­ner „Hand­ling­pau­scha­le“ so­wie dem Ent­gelt für ei­ne vor­ge­schrie­be­ne Über­prü­fung des Fahr­zeugs auf Ein­hal­tung der Un­fall­ver­hü­tungs­vor­schrif­ten, für ei­ne Fahr­zeug­auf­be­rei­tung so­wie für die Be­reit­stel­lung von Warn­drei­eck, Warn­wes­te und Ver­band­s­ta­sche.

Die Be­klag­te, die sich nur in Ver­trags­be­zie­hun­gen zur Lea­sing­ge­be­rin, nicht da­ge­gen zur Klä­ge­rin sieht und der Auf­fas­sung ist, dass die Klä­ge­rin die­se Leis­tun­gen im ori­gi­nä­ren ei­ge­nen In­ter­es­se aus­ge­führt ha­be, oh­ne da­zu von ihr be­auf­tragt wor­den oder sonst be­rech­tigt ge­we­sen zu sein, lehn­te ei­ne Be­zah­lung ab.

Das Amts­ge­richt hat der Kla­ge in Hö­he von 831,39 € nebst Zin­sen statt­ge­ge­ben und sie im Üb­ri­gen ab­ge­wie­sen. Auf die Be­ru­fung der Be­klag­ten hat das Land­ge­richt die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Die Re­vi­si­on der Klä­ge­rin führ­te zur Auf­he­bung des Be­ru­fungs­ur­teils und zur Zu­rück­ver­wei­sung der Sa­che an das Be­ru­fungs­ge­richt.

Aus den Grün­den: [5]    I. Das Be­ru­fungs­ge­richt (LG Heil­bronn, Urt. v. 29.10.2015 – 6 S 18/15, ju­ris) hat, so­weit im Re­vi­si­ons­ver­fah­ren von In­ter­es­se, zur Be­grün­dung sei­ner Ent­schei­dung im We­sent­li­chen aus­ge­führt:

[6]    Die Klä­ge­rin ha­be ge­gen die Be­klag­te be­reits dem Grun­de nach kei­nen An­spruch auf Zah­lung der be­gehr­ten Über­füh­rungs- und Zu­las­sungs­kos­ten, da die Klä­ge­rin ei­ne Ver­pflich­tung der Be­klag­ten zur Zah­lung die­ser Kos­ten we­der be­wie­sen ha­be, noch dies sonst er­sicht­lich sei. Ins­be­son­de­re sei nicht fest­zu­stel­len, dass der ur­sprüng­li­che, für ein an­de­res Un­ter­neh­men auf­ge­tre­te­ne Lea­singin­ter­es­sent N von der Be­klag­ten be­voll­mäch­tigt ge­we­sen sei, ei­ne ge­gen sie wir­ken­de münd­li­che Ver­pflich­tung zur Zah­lung die­ser Kos­ten ein­zu­ge­hen, oder dass er sonst in ih­rem Na­men auf­ge­tre­ten sei.

[7]    Eben­so we­nig ha­be die Klä­ge­rin der Be­klag­ten selbst mit der Über­ga­be des Lea­sing-Be­stell­for­mu­lars ei­ne Ver­ein­ba­rung an­ge­bo­ten, die an­fal­len­den Über­füh­rungs- und Zu­las­sungs­kos­ten zu tra­gen. Dass die Be­klag­te sich durch die frag­li­che Pas­sa­ge des von der Lea­sing­ge­be­rin vor­for­mu­lier­ten Be­stell­for­mu­lars zur Zah­lung die­ser Kos­ten ge­gen­über der Klä­ge­rin als Drit­ter ver­pflich­tet ha­be, las­se sich schon dem Wort­laut nicht ent­neh­men. Viel­mehr ha­be dar­in – zu­min­dest bei Her­an­zie­hung der AGB-recht­li­chen Un­klar­hei­ten­re­gel – le­dig­lich der Hin­weis ge­le­gen, dass die Lea­sing­fi­nan­zie­rungs­zu­sa­ge kei­ne Über­füh­rungs- und Zu­las­sungs­kos­ten um­fas­se. Ein dar­über hin­aus­ge­hen­des ei­ge­nes An­ge­bot des aus­lie­fern­den Be­triebs, gleich­zei­tig ei­ne Ver­ein­ba­rung über die­se Kos­ten zu er­zie­len, ha­be dem je­doch nicht ent­nom­men wer­den kön­nen.

[8]    Ge­nau­so we­nig ha­be der be­tref­fen­den Ver­trags­klau­sel ein An­ge­bot der Lea­sing­ge­be­rin auf Ab­schluss ei­nes ech­ten Ver­trags zu­guns­ten des ver­mit­teln­den Be­triebs und ei­nes ihm da­bei gleich­zei­tig ein­ge­räum­ten Leis­tungs­be­stim­mungs­rechts ent­nom­men wer­den kön­nen. Denn ein sol­cher Ver­trag zu­guns­ten ei­nes Drit­ten wä­re so un­ge­wöhn­lich ge­we­sen, dass ein Lea­sing­neh­mer da­mit auch un­ter Be­ach­tung des Grund­sat­zes der kun­den­feind­lichs­ten Aus­le­gung nicht ha­be rech­nen müs­sen. Ins­be­son­de­re hät­te ein sol­ches Ver­ständ­nis im Wi­der­spruch zum Leit­bild des Lea­sing­ver­tra­ges ge­stan­den, der vom vor­ge­la­ger­ten Be­schaf­fungs­vor­gang zu un­ter­schei­den sei und den Lea­sing­ge­ber zur Über­las­sung des Lea­sing­ge­gen­stands ver­pflich­te. Für die der Über­las­sung zu­grun­de lie­gen­den An­schaf­fungs- oder Her­stel­lungs­kos­ten ein­schließ­lich al­ler Ne­ben- und Fi­nan­zie­rungkos­ten zah­le der Lea­sing­neh­mer aber ge­ra­de die Lea­sing­ra­ten, so­dass er er­war­ten kön­ne, mit kei­nen Be­schaf­fungs­kos­ten aus dem Lie­fer­ver­trag be­las­tet zu wer­den.

[9]    II. Die­se Be­ur­tei­lung hält recht­li­cher Nach­prü­fung nicht stand.

[10]   Das Be­ru­fungs­ge­richt hat rechts­ir­rig an­ge­nom­men, für den gel­tend ge­mach­ten An­spruch auf Er­satz der Über­füh­rungs- und Zu­las­sungs­kos­ten feh­le es an ei­ner An­spruchs­grund­la­ge. Denn die­ser An­spruch ist dem Grun­de nach aus § 354 I HGB ge­recht­fer­tigt. Nach die­ser Vor­schrift kann – im Streit­fall er­geb­nis­gleich mit ei­ner ver­trag­li­chen An­spruchs­grund­la­ge – der­je­ni­ge, der in Aus­übung sei­nes Han­dels­ge­wer­bes ei­nem an­de­ren Ge­schäf­te be­sorgt oder Diens­te leis­tet, da­für auch oh­ne Ver­ab­re­dung Pro­vi­si­on nach den am Ort üb­li­chen Sät­zen for­dern. Dar­um geht es auch bei den von der Klä­ge­rin im Streit­fall er­brach­ten Leis­tun­gen.

[11]   1. Der ge­setz­li­che Pro­vi­si­ons­an­spruch nach § 354 I HGB setzt ei­ne Ver­ein­ba­rung der Par­tei­en über ei­ne Ver­gü­tung der er­brach­ten Leis­tun­gen nicht vor­aus. Die Vor­schrift greift im Ge­gen­teil ge­ra­de schon dann ein, wenn es an ei­ner (wirk­sa­men) ver­trag­li­chen Ver­ein­ba­rung über die für ei­ne zu er­brin­gen­de oder er­brach­te Leis­tung zu zah­len­de Ver­gü­tung fehlt (BGH, Urt. v. 31.03.1982 – IVa ZR 4/81, WM 1982, 613 [un­ter 1]; GK-HGB/B. Schmidt, 8. Aufl., § 354 Rn. 2; je­weils m. w. Nachw.). Ihr liegt da­bei der seit je­her als maß­geb­lich an­er­kann­te und auch an an­de­rer Stel­le im Ge­setz mehr­fach zum Aus­druck ge­kom­me­ne Ge­dan­ke zu Grun­de, wo­nach je­der­mann weiß, dass ein Kauf­mann sein Ge­wer­be in der Ab­sicht re­gel­mä­ßi­ger Ge­winn­erzie­lung be­treibt und da­her Hand­lun­gen für an­de­re im Rah­men sei­nes Ge­wer­be­be­triebs grund­sätz­lich nicht oh­ne Ge­gen­leis­tung er­brin­gen will (vgl. BGH, Urt. v. 28.01.1993 – I ZR 292/90, WM 1993, 1261 [un­ter II 1]; Kind­ler, in: Eben­roth/Bou­jong/Joost/Strohn, HGB, 3. Aufl., § 354 Rn. 1; GK-HGB/B. Schmidt, a. a. O., § 354 Rn. 1; je­weils m. w. Nachw.).

[12]   2. Vor­aus­set­zung des ge­setz­li­chen Pro­vi­si­ons­an­spruchs aus § 354 I HGB ist ne­ben der – hier ge­mäß §§ 6 I, 161 I HGB ge­ge­be­nen – Kauf­mann­s­ei­gen­schaft des An­spruch­stel­lers und ei­nem zu ver­mu­ten­den Tä­tig­wer­den in Aus­übung sei­nes Han­dels­ge­wer­bes (§§ 343, 344 I HGB), dass er mit der aus­ge­führ­ten Tä­tig­keit ein Ge­schäft be­sorgt hat, wel­ches im In­ter­es­se des An­spruchs­geg­ners lag und be­fug­ter­ma­ßen für die­sen ge­schah (BGH, Urt. v. 28.01.1993 – I ZR 292/90, WM 1993, 1261 [un­ter II 1]). Das ist nach den vom Be­ru­fungs­ge­richt ge­trof­fe­nen tat­säch­li­chen Fest­stel­lun­gen im Streit­fall ge­ge­ben.

[13]   a) Zu den von § 354 I HGB er­fass­ten Ge­schäfts­be­sor­gun­gen oder Dienst­leis­tun­gen rech­nen an­ge­sichts der in­so­weit ge­bo­te­nen wei­ten Aus­le­gung nach all­ge­mei­ner Auf­fas­sung je­de selbst­stän­di­ge Tä­tig­keit wirt­schaft­li­cher Art zur Wahr­neh­mung frem­der Ver­mö­gens­in­ter­es­sen so­wie al­le sons­ti­gen, für den an­de­ren Teil ob­jek­tiv nütz­li­chen Tä­tig­kei­ten tat­säch­li­cher oder recht­li­cher Art (Oet­ker/Pamp, HGB, 4. Aufl., § 354 Rn. 7; Be­ckOK-HGB/Leh­mann-Rich­ter, Stand: Au­gust 2016, § 354 Rn. 12; GK-HGB/B. Schmidt, a. a. O., Rn. 8; je­weils m. w. Nachw.). Dem­entspre­chend wer­den et­wa auch die Be­för­de­rung von Gü­tern oder die Über­las­sung von Ge­gen­stän­den zum Ge­brauch da­zu ge­rech­net (Oet­ker/Pamp, a. a. O., § 354 Rn. 8; Be­ckOK-HGB/Leh­mann-Rich­ter, a. a. O., § 354 Rn. 13; GK-HGB/B. Schmidt, a. a. O., § 354 Rn. 8; Heymann/Horn, HGB, 2. Aufl., § 354 Rn. 4), so­dass ne­ben den von der Klä­ge­rin an­ge­setz­ten Her­rich­tungs- und Über­prü­fungs­tä­tig­kei­ten auch die Ver­an­las­sung der Über­füh­rung des Fahr­zeugs in ih­ren Be­trieb so­wie die Aus­stat­tung des Fahr­zeugs mit ge­setz­lich vor­ge­schrie­be­nem Zu­be­hör (Warn­drei­eck, Warn­wes­te und Ver­band­s­ta­sche) ge­eig­net sind, den Ver­gü­tungs­an­spruch aus­zu­lö­sen. Denn un­ter der in § 354 I HGB an­ge­spro­che­nen Pro­vi­si­on ist bei dem ge­bo­te­nen wei­ten Ver­ständ­nis je­de Ver­gü­tung zu fas­sen, die ein Kauf­mann un­ter den nach­ste­hend er­ör­ter­ten wei­te­ren Vor­aus­set­zun­gen für ei­ne in die­ser Vor­schrift an­ge­spro­che­ne Ge­schäfts­be­sor­gung oder Dienst­leis­tung üb­li­cher­wei­se be­an­spru­chen kann (Heymann/Horn, a. a. O., § 354 Rn. 10; Oet­ker/Pamp, a. a. O., § 354 Rn. 16).

[14]   b) Die Klä­ge­rin hat die die Aus­lie­fe­rung des Lea­sing­fahr­zeugs vor­be­rei­ten­den Be­reit­stel­lungs­tä­tig­kei­ten in dem für ei­nen Ver­gü­tungs­an­spruch er­for­der­li­chen In­ter­es­se der Be­klag­ten er­bracht.

[15]   aa) Zwar kann ein Kauf­mann, der aus­schließ­lich ei­ge­ne In­ter­es­sen oder In­ter­es­sen Drit­ter ver­folgt, kei­ne Ver­gü­tung nach § 354 I HGB ver­lan­gen, selbst wenn die ent­fal­te­ten Be­mü­hun­gen auch dem in An­spruch Ge­nom­me­nen zu­gu­te­kom­men (Se­nat, Urt. v. 21.11.1983 – VI­II ZR 173/82, WM 1984, 165 [un­ter II 2 a]). Da­ge­gen steht ei­nem Ver­gü­tungs­an­spruch nicht be­reits ent­ge­gen, dass der tä­tig Ge­wor­de­ne ne­ben den In­ter­es­sen des in An­spruch Ge­nom­me­nen – hier der Be­klag­ten – zu­gleich ei­ge­ne In­ter­es­sen oder sol­che sei­ner Kun­den ver­folgt (BGH, Urt. v. 21.12.1973 – IV ZR 158/72, BGHZ 62, 71, 79). Er­for­der­lich ist in die­sem Fall nur, dass für den in An­spruch Ge­nom­me­nen er­kenn­bar war, dass die Tä­tig­keit ge­ra­de auch für ihn ent­fal­tet wur­de (BGH, Urt. v. 25.09.1985 – IVa ZR 22/84, BGHZ 95, 393, 398; Urt. v. 12.02.1981 – IVa ZR 105/80, WM 1981, 495 [un­ter 2]). So liegt es im Streit­fall.

[16]   bb) Durch die ein­gangs ge­nann­te Klau­sel im Be­stell­for­mu­lar hat die Lea­sing­ge­be­rin, wie auch das Be­ru­fungs­ge­richt rich­tig ge­se­hen hat, klar­ge­stellt, dass die Lea­sing­fi­nan­zie­rungs­zu­sa­ge Über­füh­rungs- und Zu­las­sungs­kos­ten nicht um­fass­te, der da­mit zu­sam­men­hän­gen­de Auf­wand al­so – aus na­he­lie­gen­den steu­er­li­chen Grün­den (vgl. FG Kas­sel, EFG 1999, 813) – nicht Ge­gen­stand der von der Lea­sing­ge­be­rin zu ent­fal­ten­den Be­schaf­fungs­be­mü­hun­gen im Vor­feld der von ihr ge­schul­de­ten Über­las­sung des Lea­sing­ge­gen­stan­des sein und dem­entspre­chend auch nicht in die Lea­sing­kal­ku­la­ti­on ein­flie­ßen soll­te. Die da­für er­for­der­li­chen Leis­tun­gen soll­te sich die Be­klag­te da­nach viel­mehr ge­gen ein ge­son­dert zu zah­len­des Ent­gelt un­mit­tel­bar vom aus­lie­fern­den Be­trieb – hier der Klä­ge­rin – be­schaf­fen. Dass die Klä­ge­rin an den von ihr er­brach­ten Be­reit­stel­lungs­leis­tun­gen in­ter­es­siert war, um dar­über den mit der Lea­sing­ge­be­rin ver­ein­bar­ten Be­schaf­fungs­vor­gang voll­enden zu kön­nen, und dass die Lea­sing­ge­be­rin ein In­ter­es­se an Leis­tun­gen hat­te, um der Be­klag­ten ein ge­brauchs­taug­li­ches Fahr­zeug zur Ver­fü­gung zu stel­len, än­dert nichts dar­an, dass nach den im Lea­sing­ver­trag ge­trof­fe­nen Re­ge­lun­gen der Über­füh­rungs- und Zu­las­sungs­auf­wand von der Be­klag­ten zu tra­gen sein soll­te und dem­entspre­chend die da­zu er­brach­ten Leis­tun­gen in ers­ter Li­nie in ih­rem In­ter­es­se er­folgt sind.

[17]   c) Die Klä­ge­rin ist nicht nur im In­ter­es­se der Be­klag­ten, son­dern auch be­fug­ter­wei­se für die­se tä­tig ge­wor­den. Ins­be­son­de­re ste­hen die Lea­sing­ver­ein­ba­run­gen zwi­schen der Be­klag­ten und der Lea­sing­ge­be­rin ei­nem be­fug­ten Tä­tig­wer­den der Klä­ge­rin im In­ter­es­se der Be­klag­ten nicht ent­ge­gen.

[18]   Ei­ne Pro­vi­si­ons­pflicht nach § 354 I HGB setzt vor­aus, dass zwi­schen dem Kauf­mann und dem Leis­tungs­emp­fän­ger ein das Tä­tig­wer­den recht­fer­ti­gen­des Ver­hält­nis be­steht. Da­zu be­darf es al­ler­dings nicht stets ei­ner ver­trag­li­chen Grund­la­ge. Es kann viel­mehr schon ge­nü­gen, dass je­mand die ihm vom Kauf­mann er­kenn­bar ge­leis­te­ten Diens­te in An­spruch nimmt, ob­wohl er weiß oder sich nach den Um­stän­den sa­gen muss, dass sol­che Diens­te auch oh­ne aus­drück­li­che, ei­ne Ver­gü­tungs­pflicht und/oder de­ren Hö­he klar­stel­len­de ver­trag­li­che Grund­la­ge nur ge­gen ent­spre­chen­de Ver­gü­tung er­bracht wer­den (vgl. BGH, Urt. v. 07.07.2005 – III ZR 397/04, BGHZ 163, 332, 338; Urt. v. 28.01.1993 – I ZR 292/90, WM 1993, 1261 [un­ter II 1]; Urt. v. 19.11.1962 – VI­II ZR 229/61, WM 1963, 165 [un­ter B I 3]). Das ist bei den in Re­de ste­hen­den Über­füh­rungs- und Zu­las­sungs­kos­ten, die bei Feh­len ent­ge­gen­ste­hen­der Re­ge­lun­gen so­wohl in Kauf- als auch in Lea­sing­ver­trä­gen über Kraft­fahr­zeu­ge ei­nem Käu­fer oder Lea­sing­neh­mer üb­li­cher­wei­se ge­son­dert be­rech­net wer­den (vgl. et­wa BGH, Beschl. v. 18.09.2014 – I ZR 201/12, GRUR Int. 2014, 1155 Rn. 10; OLG Hamm, Urt. v. 03.06.1998 – 13 U 201/97, NJW-RR 1998, 1586; Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 13. Aufl., Rn. 155, L 360; Bach­mei­er, Rechts­hand­buch Au­to­kauf, 2. Aufl., Rn. 466 f. m. w. Nachw.), der Fall. Durch die vor­ste­hend wie­der­ge­ge­be­ne Klau­sel im Be­stell­for­mu­lar wird dies noch ei­gens un­ter­stri­chen.

[19]   d) Die­se Klau­sel, die der Se­nat un­ein­ge­schränkt selbst aus­le­gen kann (vgl. Se­nat, Urt. v. 09.12.2015 – VI­II ZR 349/14, WM 2016, 665 Rn. 21 m. w. Nachw.), ist ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Be­ru­fungs­ge­richts nicht als über­ra­schend i. S. von § 305c I BGB an­zu­se­hen. Sie hält auch der In­halts­kon­trol­le nach § 307 I 1 BGB stand.

[20]   aa) Zwar wer­den ge­mäß § 305c I BGB Be­stim­mun­gen in All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen, die nach den Um­stän­den, ins­be­son­de­re nach dem äu­ße­ren Er­schei­nungs­bild des Ver­tra­ges, so un­ge­wöhn­lich sind, dass der Ver­trags­part­ner des Ver­wen­ders mit ih­nen nicht zu rech­nen braucht, nicht Ver­trags­be­stand­teil. So ver­hält es sich hier aber nicht. Ab­ge­se­hen da­von, dass es auch bei Lea­sing­ver­trä­gen üb­lich ist, dass der Lea­sing­neh­mer Ne­ben­leis­tun­gen et­wa für die Über­füh­rung oder die An- und Ab­mel­dung des Fahr­zeugs ge­son­dert zu be­zah­len hat, so­weit sie nicht als durch die Lea­sing­ra­ten ab­ge­deck­ter Be­stand­teil des Lea­sing­ver­tra­ges aus­ge­wie­sen wer­den (vgl. Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. L 60; Zahn/Bah­mann, Kfz-Lea­sing­ver­trag, 1999, Rn. 414), ist die Klau­sel auf der Vor­der­sei­te des Lea­sing­be­stell­for­mu­lars in ei­ner der­art deut­lich sicht­ba­ren Wei­se plat­ziert, dass sie ei­nem nor­mal auf­merk­sa­men Le­ser schlecht­hin nicht ver­bor­gen blei­ben kann (vgl. da­zu auch Se­nat, Urt. v. 28.05.2014 – VI­II ZR 179/13, BGHZ 201, 271 Rn. 18 ff.).

[21]   bb) In der for­mu­lar­mä­ßi­gen Über­wäl­zung die­ser Kos­ten auf die Be­klag­te liegt auch kei­ne un­an­ge­mes­se­ne Be­nach­tei­li­gung i. S. von § 307 I 1 BGB. Ei­ne ge­son­der­te Ver­gü­tungs­pflicht der Be­klag­ten für die er­brach­ten Über­füh­rungs- und Zu­las­sungs­leis­tun­gen hät­te zwar aus­zu­schei­den, wenn der in der ein­gangs ge­nann­ten Klau­sel des Be­stell­for­mu­lars un­ter Ver­weis auf ei­ne ver­gü­tungs­pflich­ti­ge Er­brin­gung die­ser Leis­tun­gen durch den aus­lie­fern­den Be­trieb ge­re­gel­te Aus­schluss ei­ner Leis­tungs­er­brin­gung durch die Lea­sing­ge­be­rin selbst un­wirk­sam wä­re und nach den be­ste­hen­den Ver­trags­be­zie­hun­gen die Lea­sing­ge­be­rin die­se Leis­tun­gen zur Er­mög­li­chung der von ihr ge­schul­de­ten Ge­brauchs­über­las­sung zu­sätz­lich als Ne­ben­leis­tung an­stel­le der Klä­ge­rin zu er­brin­gen hät­te. Das ist je­doch zu ver­nei­nen.

[22]   Durch die­se Ver­trags­ge­stal­tung wird viel­mehr ei­ne zur Er­hö­hung des Fi­nan­zie­rungs­auf­wands füh­ren­de Ak­ti­vie­rung die­ser Kos­ten ver­mie­den und ein ge­werb­li­cher Lea­sing­neh­mer wie die Be­klag­te so­gar in die ihr güns­ti­ge La­ge ver­setzt, die Kos­ten als so­fort ab­zieh­ba­re Be­triebs­aus­ga­ben in An­satz zu brin­gen. Au­ßer­dem ge­hö­ren et­wa Zu­las­sungs­kos­ten bei Kauf­ver­trä­gen oh­ne­hin nicht zu den an sich vom Ver­käu­fer zu tra­gen­den Kos­ten der Über­ga­be i. S. von § 448 I BGB und dem­entspre­chend bei Lea­sing­ver­trä­gen auch nicht zu den Kos­ten der vom Lea­sing­ge­ber zu be­wir­ken­den Über­las­sung des Lea­sing­ge­gen­stands. Hin­zu kommt et­wa für die Über­ga­be­kos­ten, hier na­ment­lich die Über­füh­rungs­kos­ten, dass die Kos­ten­tra­gungs­re­gel des § 448 I BGB in weit­ge­hen­dem Um­fang, und zwar auch im Rah­men All­ge­mei­ner Ge­schäfts­be­din­gun­gen, ab­ding­bar ist (MünchKomm-BGB/Wes­ter­mann, 7. Aufl., § 448 Rn. 1; BeckOGK/Mock, Stand: Ok­to­ber 2016, § 448 BGB Rn. 44 f.; Bach­mei­er, a. a. O., Rn. 512 f.). Für die Be­schaf­fungs­vor­gän­ge ei­nes Kraft­fahr­zeug-Lea­sing­ver­tra­ges, bei de­nen sich der Lea­sing­neh­mer oh­ne­hin nicht sel­ten in ei­ner käu­fer­ähn­li­chen La­ge be­fin­det (vgl. Graf von West­pha­len, in: Röh­richt/Graf von West­pha­len/Haas, HGB, 4. Aufl., Lea­sing Rn. 121), kann nichts an­de­res gel­ten.

[23]   III. Nach al­le­dem kann das an­ge­foch­te­ne Ur­teil kei­nen Be­stand ha­ben; es ist auf­zu­he­ben (§ 562 I ZPO). Da das Be­ru­fungs­ge­richt – nach sei­nem Stand­punkt fol­ge­rich­tig – kei­ne Fest­stel­lun­gen mehr zur Hö­he der gel­tend ge­mach­ten Über­füh­rungs- und Zu­las­sungs­kos­ten ge­trof­fen hat, ist die Sa­che nicht zur End­ent­schei­dung reif und des­halb zur neu­en Ver­hand­lung und Ent­schei­dung an das Be­ru­fungs­ge­richt zu­rück­zu­ver­wei­sen (§ 563 I 1 ZPO).

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