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Probleme beim Autokauf?

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Ar­chiv: Au­gust 2016

Rü­ge­ob­lie­gen­heit nach § 377 I, III HGB trotz un­wirk­sa­mem Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss

  1. Heißt es in ei­nem Kauf­ver­trag über ei­nen Ge­braucht­wa­gen „Un­fall­schä­den: un­be­kannt“, so liegt we­der ei­ne po­si­ti­ve Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung (§ 434 I 1 BGB) des In­halts vor, dass das ver­kauf­te Fahr­zeug un­fall­frei ist, noch ha­ben die Ver­trags­par­tei­en ei­ne ne­ga­ti­ve Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung des In­halts ge­trof­fen, dass das ver­kauf­te Fahr­zeug mög­li­cher­wei­se nicht un­fall­frei ist.
  2. Ein Ge­braucht­wa­gen, der zwei grö­ße­re Un­fall­schä­den er­lit­ten hat, ist i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB man­gel­haft, weil er kei­ne Be­schaf­fen­heit auf­weist, die bei Sa­chen der glei­chen Art üb­lich ist und die der Käu­fer nach der Art der Sa­che er­war­ten kann.
  3. Der ge­werb­li­che Ver­käu­fer ei­nes Ge­braucht­wa­gens ver­hält sich nicht arg­lis­tig, wenn er den Käu­fer nicht dar­auf hin­weist, dass er – der Händ­ler – beim An­kauf des Fahr­zeugs nicht nach mög­li­chen Un­fall­schä­den ge­fragt ha­be. Denn lie­gen kei­ne be­son­de­ren An­halts­punk­te für ei­nen Un­fall­scha­den vor, ob­lie­gen ei­nem Ge­braucht­wa­gen­händ­ler we­der ent­spre­chen­de Er­kun­di­gun­gen, noch muss er ein zum Ver­kauf an­ge­bo­te­nes Fahr­zeug auf Un­fall­schä­den un­ter­su­chen. Viel­mehr ist der Händ­ler grund­sätz­lich le­dig­lich zu ei­ner fach­män­ni­schen äu­ße­ren Be­sich­ti­gung („Sicht­prü­fung“) ver­pflich­tet.
  4. Der Ein­wand ei­nes ge­werb­li­chen Ge­braucht­wa­gen­ver­käu­fers, ein ge­lie­fer­tes Fahr­zeug gel­te nach § 377 II, III HGB man­gels (recht­zei­ti­ger) Rü­ge ei­nes Man­gels als ge­neh­migt, ist nicht schon des­halb ei­ne un­zu­läs­si­ge Rechts­aus­übung i. S. des § 242 BGB, weil der Ver­käu­fer sei­ne Haf­tung für Sach­män­gel aus­ge­schlos­sen hat und der Haf­tungs­aus­schluss (mög­li­cher­wei­se) we­gen ei­ner un­an­ge­mes­se­nen Be­nach­tei­li­gung des Käu­fers un­wirk­sam ist (§ 307 I, II Nr. 2 BGB i. V. mit § 309 Nr. 7 lit. a und b BGB). Denn je­den­falls kann von ei­nem Käu­fer, der selbst Kauf­mann ist, er­war­tet wer­den, dass er sich sei­ner Un­ter­su­chungs- und Rü­ge­ob­lie­gen­heit be­wusst ist und ei­nen Man­gel auch dann – vor­sorg­lich – recht­zei­tig rügt, wenn er da­von aus­geht, dass der Ver­käu­fer sei­ne Haf­tung für Män­gel wirk­sam aus­ge­schlos­sen ha­be.

LG Traun­stein, Ur­teil vom 10.08.2016 – 3 O 2147/15

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Zu­stan­de­kom­men ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung beim Neu­wa­gen­kauf

  1. Ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung i. S. des § 434 I 1 BGB setzt kei­ne aus­drück­li­chen Er­klä­run­gen der Par­tei­en vor­aus, son­dern kann sich auch aus den Um­stän­den des Ver­trags­schlus­ses er­ge­ben. Des­halb ge­nügt es bei­spiels­wei­se, dass der Ver­käu­fer die Ei­gen­schaf­ten der Kauf­sa­che bei Ver­trags­schluss in ei­ner be­stimm­ten Wei­se be­schreibt und der Käu­fer vor die­sem Hin­ter­grund sei­ne Kauf­ent­schei­dung trifft oder dass der Käu­fer dem Ver­käu­fer be­stimm­te An­for­de­run­gen an den Kauf­ge­gen­stand zur Kennt­nis bringt und der Ver­käu­fer zu­stimmt.
  2. Die in der Lie­fe­rung ei­ner man­gel­haf­ten Kauf­sa­che lie­gen­de Pflicht­ver­let­zung des Ver­käu­fers ist in der Re­gel nicht i. S. des § 323 V 2 BGB un­er­heb­lich, wenn der Man­gel dar­in be­steht, dass der Kauf­sa­che ei­ne ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit fehlt (§ 434 I 1 BGB). Ein Ver­stoß ge­gen ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung in­di­ziert in der Re­gel viel­mehr die Er­heb­lich­keit der Pflicht­ver­let­zung (im An­schluss an BGH, Urt. v. 06.02.2013 – VI­II ZR 374/11, NJW 2013, 1365 Rn. 16).

LG Co­burg, Ur­teil vom 02.08.2016 – 23 O 25/16

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