Ein Por­sche 911 aus der Mo­dell­rei­he 997 ist nicht schon des­halb man­gel­haft, weil bei ihm auf­grund ei­ner kon­struk­ti­ven Be­son­der­heit, die ver­gleich­ba­re Sport­wa­gen an­de­rer Her­stel­ler nicht auf­wei­sen, Was­ser in den Mo­tor­raum ge­lan­gen kann. Denn es be­steht zwar die Mög­lich­keit, dass das Was­ser auch den Flach­rie­men er­reicht und die­sen durch­rut­schen lässt, was dann (un­ter an­de­rem) ei­nen Aus­fall der Serv­o­pum­pe zur Fol­ge hat. Es lässt sich aber nicht fest­stel­len, dass es da­zu un­ter rea­lis­ti­schen Be­din­gun­gen – zum Bei­spiel bei Stark- oder Dau­er­re­gen oder beim Durch­fah­ren grö­ße­rer Pfüt­zen – kom­men wird.

OLG Hamm, Ur­teil vom 15.10.2015 – 28 U 158/12

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin, ei­ne Bau­un­ter­neh­me­rin, ver­langt die Rück­ab­wick­lung ei­nes Kauf­ver­trags über ei­nen Neu­wa­gen und be­haup­tet ins­be­son­de­re, dass die Ser­vo­len­kung des Fahr­zeugs, ei­nes Por­sche 911 Tur­bo Ca­brio­let (Mo­dell­schlüs­sel 997…), bei Näs­se nicht ord­nungs­ge­mäß funk­tio­nie­re.

Die Klä­ge­rin er­warb von der Be­klag­te, die ein „Por­sche-Zen­trum“ be­treibt, An­fang 2007 ei­nen Por­sche 911 Tur­bo Coupé.

Nach­dem ihr Ge­schäfts­füh­rer be­an­stan­det hat­te, dass an die­sem Fahr­zeug bei Näs­se Quietsch­ge­räu­sche am Keil­rie­men ent­stün­den und bis­wei­len die Ser­vo­len­kung kom­plett aus­fal­le, wur­de das Coupé un­ter an­de­rem am 15.11.2007 in der Werk­statt der Be­klag­ten über­prüft. An­schlie­ßend wur­de der Klä­ge­rin mit­ge­teilt, dass man das Pro­blem ha­be nach­voll­zie­hen und be­he­ben kön­nen. Aus Sicht der Klä­ge­rin war der be­haup­te­te Man­gel je­doch nach wie vor vor­han­den, so­dass sie am 07.12.2007 den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag über das Coupé er­klär­te und in der Fol­ge­zeit ei­ne Kla­ge ge­gen die Be­klag­te an­hän­gig mach­te.

Zwi­schen­zeit­lich war das Coupé al­ler­dings wäh­rend ei­ner Pro­be­fahrt, die ein Mit­ar­bei­ter der Be­klag­ten an­läss­lich ei­nes er­neu­ten Werk­statt­auf­ent­halts des Fahr­zeugs un­ter­nom­men hat­te, aus­ge­brannt. In ei­nem au­ßer­ge­richt­li­chen Ver­gleich vom 30.04.2008 ei­nig­ten sich die Par­tei­en des­halb dar­auf, dass die Klä­ge­rin ei­ne Gut­schrift für das be­schä­dig­te Coupé er­hal­ten und bei der Be­klag­ten für 160.880 € ein Ca­brio­let er­wer­ben wer­de, wo­bei die Gut­schrift auf den Kauf­preis für das neue Fahr­zeug an­ge­rech­net wer­de.

Der Ge­schäfts­füh­rer der Klä­ge­rin be­stell­te das streit­ge­gen­ständ­li­che Ca­brio­let am 17.06.2008; es wur­de der Klä­ge­rin am 23.06.2008 über­ge­ben. Der Kauf­preis be­trug ein­schließ­lich der Kos­ten für ei­ne Son­der­aus­stat­tung 162.331,18 €.

Mit An­walts­schrei­ben vom 23.09.2008 rüg­te die Klä­ge­rin, dass auch bei dem Ca­brio­let bei Näs­se die Ser­vo­len­kung blo­ckie­re, so­dass sich das Fahr­zeug nicht mehr ver­kehrs­si­cher be­we­gen las­se, und for­der­te die Be­klag­te zur Nach­bes­se­rung auf.

Nach­dem sie die­se Auf­for­de­rung un­ter dem 18.03.2009 – er­folg­los – wie­der­holt hat­te, lei­te­te die Klä­ge­rin am 11.11.2009 ein selbst­stän­di­ges Be­weis­ver­fah­ren ein, in dem der Kfz-Sach­ver­stän­di­ge Dipl.-Ing. T am 06.07.2011 ein Gut­ach­ten er­stell­te. Dar­in kam er zu dem Er­geb­nis, dass durch die im Be­reich des Heck­mo­tors an­ge­brach­ten Lüf­tungs­schlit­ze Was­ser ein­drin­gen und auf den dar­un­ter im Mo­tor­raum be­find­li­chen Flach­rie­men ge­lan­gen kön­ne. Der Sach­ver­stän­di­ge führ­te aus, dass er durch ei­ne di­rek­te Be­wäs­se­rung des Flach­rie­mens bei ge­öff­ne­ter Heck­klap­pe ein Durch­rut­schen des Flach­rie­mens ha­be pro­vo­zie­ren kön­nen. Da­durch sei es zu ei­nem Quiet­schen und ei­nem Aus­fall der Ne­be­nag­gre­ga­te (u. a. der Ser­vo­len­kung) ge­kom­men. Ent­spre­chen­des sei al­ler­dings nicht ge­sche­hen, als der Por­sche mit ge­schlos­se­ner Heck­klap­pe durch ei­ne Wasch­stra­ße ge­fah­ren oder mit­tels Was­ser­schlauch be­reg­net wor­den sei, und zwar selbst dann nicht, als man den Was­ser­schlauch un­mit­tel­bar vor die Lüf­tungs­schlit­ze ge­hal­ten ha­be.

Mit An­walts­schrei­ben vom 16.04.2012 for­der­te die Klä­ge­rin die Be­klag­te dar­auf­hin er­neut zur Nach­bes­se­rung auf. Die Be­klag­te er­wi­der­te un­ter dem 18.04.2012, dass nach den Fest­stel­lun­gen im selbst­stän­di­gen Be­weis­ver­fah­ren kein Sach­man­gel vor­lie­ge und der Klä­ge­rin des­halb kei­ne Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che zu­stün­den.

Die Klä­ge­rin er­klär­te so­dann mit Schrei­ben vom 23.04.2012 den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag und for­der­te die Be­klag­te gleich­zei­tig (er­folg­los) zur Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses ab­züg­lich ei­ner Nut­zungs­ent­schä­di­gung für 40.100 ge­fah­re­ne Ki­lo­me­ter auf.

Das Land­ge­richt hat die Kla­ge mit Ur­teil vom 03.07.2012 ab­ge­wie­sen, weil im selbst­stän­di­gen Be­weis­ver­fah­ren ein Sach­man­gel trotz auf­wän­di­ger Un­ter­su­chun­gen nicht fest­stell­bar ge­we­sen sei. Die ge­gen die­ses Ur­teil ge­rich­te­te Be­ru­fung der Klä­ge­rin hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: II. … 1. So­weit mit der Be­ru­fungs­be­grün­dung vor­ge­tra­gen wird, die Rechts­grund­la­ge für den gel­tend ge­mach­ten Rück­zah­lungs­an­spruch sei nicht in den kauf­recht­li­chen Ge­währ­leis­tungs­vor­schrif­ten zu se­hen, son­dern in ei­nem Weg­fall der Ge­schäfts­grund­la­ge (§ 313 III BGB), kann dem nicht ge­folgt wer­den.

Ent­ge­gen der recht­li­chen Wür­di­gung der Klä­ge­rin ent­hielt der au­ßer­ge­richt­li­che Ver­gleich vom 30.04.2008 kei­ne kon­kre­te Ver­ein­ba­rung über den Er­werb des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs, son­dern nur die ge­gen­sei­ti­ge Ver­pflich­tung, zwei Kauf­ver­trä­ge als neue Schuld­ver­hält­nis­se ab­zu­schlie­ßen – näm­lich den über den Rück­kauf des be­schä­dig­ten Coupés und den über den Er­werb ei­nes Ca­brio­lets. In Um­set­zung die­ser au­ßer­ge­richt­li­chen Ei­ni­gung wur­de der Ge­schäfts­füh­rer der Klä­ge­rin am 17.06.2008 bei der Be­klag­ten vor­stel­lig, um dort nach ent­spre­chen­der Fest­le­gung der Aus­stat­tungs­de­tails die ver­bind­li­che Fahr­zeug­be­stel­lung zu un­ter­zeich­nen. Erst der auf­grund die­ser Be­stel­lung ab­ge­schlos­se­ne Kauf­ver­trag war die Grund­la­ge für die Aus­lie­fe­rung des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs.

Der Ver­gleich vom 30.04.2008 ent­hielt auch kei­ne – still­schwei­gen­de – Ver­ein­ba­rung des In­halts, dass für das neue Fahr­zeug hin­sicht­lich ei­nes et­wai­gen Man­gels am Flach­rie­men nicht die kauf­recht­li­chen Ge­währ­leis­tungs­re­ge­lun­gen, son­dern ei­ne aus­drück­li­che ver­trag­li­che Ein­stands­pflicht der Be­klag­ten gel­ten soll­te. Die Be­klag­te hat­te mit Ab­schluss des Ver­gleichs aus ver­stän­di­ger Sicht nicht zum Aus­druck ge­bracht, dass sie ei­nen et­wai­gen Kon­struk­ti­ons­feh­ler im Be­reich der Lüf­tungs­schlit­ze un­strei­tig stel­len wol­le. Viel­mehr ging sie da­von aus, dass ein et­wai­ger Man­gel des Por­sche 911 Tur­bo Coupé im Rah­men des statt­ge­fun­de­nen Werk­statt­auf­ent­hal­tes be­ho­ben wor­den war. Der Ver­gleichs­ab­schluss war in ers­ter Li­nie als Ent­ge­gen­kom­men zu wer­ten, weil das Coupé im Ver­ant­wor­tungs­be­reich der Be­klag­ten aus­ge­brannt war und sie sich in der Ver­pflich­tung sah, der Klä­ge­rin ein neu­es Fahr­zeug zur Ver­fü­gung zu stel­len. Dass an die­sem neu­en Fahr­zeug vor der Aus­lie­fe­rung Än­de­run­gen an den Lüf­tungs­schlit­zen oder an dem Flach­rie­men vor­ge­nom­men wer­den soll­ten, um ei­nen et­wai­gen Kon­struk­ti­ons­feh­ler zu be­he­ben, war zwi­schen den Par­tei­en nicht ver­ein­bart.

2. Der Klä­ge­rin steht ge­gen die Be­klag­te ein An­spruch auf Rück­zah­lung von 100.104,23 €, Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des Por­sche 911 Tur­bo Ca­brio­let, auch nicht aus §§ 346, 323, 440, 437 Nr. 2, 434, 433 BGB zu … Der am 23.04.2012 er­klär­te Rück­tritt vom Kauf­ver­trag ist … un­wirk­sam, weil sich nicht fest­stel­len lässt, dass das Por­sche 911 Tur­bo Ca­brio­let bei Über­ga­be an die Klä­ge­rin ei­nen Sach­man­gel i. S. des § 434 BGB auf­wies.

Weil – wie so­eben aus­ge­führt – zwi­schen den Par­tei­en kei­ne Ver­ein­ba­rung da­hin ge­hend ge­trof­fen wur­de, dass das Ca­brio­let im Be­reich der Lüf­tungs­schlit­ze bzw. des Flach­rie­mens ei­ne spe­zi­el­le Be­schaf­fen­heit auf­wei­sen soll­te, kann die Klä­ge­rin die Be­haup­tung der Man­gel­haf­tig­keit nur dar­auf stüt­zen, dass das von ihr er­wor­be­ne Fahr­zeug sich nicht für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung eig­net und ei­ne Be­schaf­fen­heit auf­weist, die bei ver­gleich­ba­ren Neu­fahr­zeu­gen nicht üb­lich ist und so auch nicht er­war­tet wer­den kann (§ 434 I 2 Nr. 2 BGB).

Für die Er­mitt­lung der maß­geb­li­chen Soll­be­schaf­fen­heit ist als Ver­gleichs­maß­stab nicht die – in­zwi­schen ab­ge­lös­te – Por­sche-Bau­se­rie 997 her­an­zu­zie­hen, son­dern es ist im Rah­men ei­nes her­stel­ler­über­grei­fen­den Ver­gleichs auf den tech­ni­schen Ent­wick­lungs­stand in der ge­sam­ten Au­to­mo­bil­in­dus­trie ab­zu­stel­len (BGHUrt. v. 04.03.2009 – VI­II ZR 160/08, NJW 2009, 2056; Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 12. Aufl. [2014], Rn. 446).

Da­bei ver­hält es sich im Aus­gangs­punkt so, dass die Por­sche-Bau­se­rie 997 ei­ne kon­struk­ti­ve Be­son­der­heit auf­weist: Es han­delt sich um ein mit 490 PS sehr leis­tungs­star­kes Sport­fahr­zeug mit Heck­mo­tor, des­sen Wär­me­ent­wick­lung un­ter an­de­rem über Lüf­tungs­schlit­ze in der Heck­klap­pe ge­kühlt bzw. ab­ge­führt wird. Die­se Lüf­tungs­schlit­ze sind leicht zur Fahr­zeug­front hin ge­neigt. Da­durch kön­nen Was­ser­trop­fen von au­ßen über die Lüf­tungs­schlit­ze nach in­nen in den Mo­tor­raum trop­fen. In dem dor­ti­gen po­ten­zi­el­len Tropf­be­reich fin­det sich ei­ne Ver­schwen­kung der bei­den An­saug­roh­re für die Frisch­luft. Die­se Ver­schwen­kung bil­det ei­ne klei­ne Öff­nung in der Ab­schot­tung des Mo­tor­blocks. Im Be­reich un­ter­halb die­ser Öff­nung ver­läuft der Flach­rie­men, der un­ter an­de­rem die Pum­pe an­treibt, die in Ab­hän­gig­keit zur Fahr­zeug­ge­schwin­dig­keit für ei­ne Ser­voun­ter­stüt­zung der Len­kung sorgt.

Al­lein der Um­stand, dass die­se kon­struk­ti­ve Be­son­der­heit bei Sport­wa­gen an­de­rer Her­stel­ler nicht vor­han­den ist, be­grün­det für sich be­trach­tet kei­nen Sach­man­gel. Auch der Um­stand, dass über­haupt Was­ser in den Mo­tor­raum des Por­sche ge­langt, führt nicht zu ei­ner recht­lich re­le­van­ten Ne­ga­tiv­ab­wei­chung von der Soll­be­schaf­fen­heit. Denn die Nor­mal­be­schaf­fen­heit ei­nes Fahr­zeugs geht le­dig­lich da­hin, dass in den In­nen- bzw. Kof­fer­raum­be­reich kein Was­ser ein­drin­gen darf (Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 580). Ei­ne was­ser­dich­te Ab­schot­tung des Mo­tor­raums ist hin­ge­gen nicht üb­lich. Viel­mehr wird der Mo­tor­be­reich re­gel­mä­ßig zum Bei­spiel beim Über­fah­ren re­gen­nas­ser Flä­chen nass.

Der streit­ge­gen­ständ­li­che Por­sche wür­de erst dann ei­nen Sach­man­gel i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB auf­wei­sen, wenn das in den Mo­tor­raum ge­lan­gen­de Was­ser bei ge­wöhn­li­cher Ver­wen­dung zu ei­ner Kom­fort­ein­bu­ße durch lau­tes Quiet­schen des Flach­rie­mens oder gar zu ei­nem si­cher­heits­re­le­van­ten vor­über­ge­hen­den Aus­fall der Ser­voun­ter­stüt­zung der Len­kung füh­ren wür­de.

Nach den Fest­stel­lun­gen so­wohl des Sach­ver­stän­di­gen Dipl.-Ing. T als auch des vom Se­nat we­gen sei­ner be­son­de­ren Sach­kun­de re­gel­mä­ßig be­auf­trag­ten Sach­ver­stän­di­gen Dipl.-Ing. C be­steht bei dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Por­sche in der Tat die Mög­lich­keit, dass das in den Mo­tor­raum ge­lang­te Was­ser auch den Flach­rie­men er­reicht und die­sen durch­rut­schen lässt, was dann wie­der­um ein Quiet­schen und ei­nen Aus­fall der Serv­o­pum­pe zur Fol­ge hat.

So­weit die Klä­ge­rin da­von aus­geht, dass al­lein die von den Sach­ver­stän­di­gen be­schrie­be­ne tech­ni­sche Mög­lich­keit sol­cher Be­ein­träch­ti­gun­gen die Man­gel­haf­tig­keit der Kauf­sa­che be­grün­det, ist das al­ler­dings in recht­li­cher Hin­sicht nicht zu­tref­fend.

In der Recht­spre­chung wer­den zwar Fäl­le dis­ku­tiert, in de­nen be­reits der Ver­dacht ei­ner Man­gel­haf­tig­keit dem Sach­man­gel als sol­chem gleich­steht, weil er an­de­re In­ter­es­sen­ten vom Er­werb der Kauf­sa­che ab­hal­ten wür­de und so­mit zu ei­nem mer­kan­ti­len Min­der­wert führt (Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 3287). Das mag bei­spiels­wei­se bei ent­spre­chen­den Mo­tor­ge­räu­schen ei­nes Fahr­zeugs zu be­ja­hen sein (OLG Naum­burg, Urt. v. 06.11.2008 – 1 U 30/08, VRR 2009, 62) oder bei ei­ner Über­be­an­spru­chung des Mo­tors durch Chip­tu­ning (Se­nat, Urt. v. 09.02.2012 – I-28 U 186/10, DAR 2012, 261, so­wie OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 16.10.2009 – I-22 U 166/08). In der Recht­spre­chung ist auch an­er­kannt, dass ei­ne Rück­tritts­be­rech­ti­gung bei so­ge­nann­ten „Mon­tags­au­tos“ ge­ge­ben ist, bei de­nen ei­ne Viel­zahl auf­ge­tre­te­ner Män­gel die Be­fürch­tung recht­fer­tigt, das Fahr­zeug wer­de auch künf­tig nicht über län­ge­re Zeit frei von Män­geln sein (BGH, Urt. v. 23.01.2013 – VI­II ZR 140/12, NJW 2013, 1523).

Die­sen Fall­grup­pen ist al­ler­dings ge­mein, dass sich der Ver­dacht künf­ti­ger Funk­ti­ons­be­ein­träch­ti­gun­gen auf kon­kret fest­stell­ba­re Tat­sa­chen stüt­zen las­sen muss (BGH, Urt. v. 22.10.2014 – VI­II ZR 195/13, NJW 2015, 544 Rn. 42; Stau­din­ger/Ma­tu­sche-Beck­mann, BGB, Neu­be­arb. 2013, § 434 Rn. 158 f). In die­sem Zu­sam­men­hang bleibt es bei dem Grund­satz, dass die den Ver­dacht be­grün­den­den Tat­sa­chen i. S. des § 286 ZPO zur si­che­ren Über­zeu­gung fest­ge­stellt wer­den müs­sen; nur dann hat der Käu­fer den ihm ob­lie­gen­den Be­weis der Man­gel­haf­tig­keit der Kauf­sa­che ge­führt (Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 3287). Auch aus dem von der Klä­ge­rin an­ge­führ­ten Ur­teil des OLG Schles­wig (Urt. v. 25.07.2008 – 14 U 125/07, NJW-RR 2009, 1065) er­gibt sich nichts Ge­gen­tei­li­ges; viel­mehr wur­de der dor­ti­ge Man­gel (Quiet­schen der Brem­sen) po­si­tiv fest­ge­stellt.

Im Streit­fall konn­ten in­des­sen sol­che ge­si­cher­ten Er­kennt­nis­se über die von der Klä­ge­rin be­haup­te­ten Kom­fort- und Funk­ti­ons­be­ein­träch­ti­gun­gen we­der auf­grund der Er­geb­nis­se des selbst­stän­di­gen Be­weis­ver­fah­rens noch auf­grund der im Be­ru­fungs­ver­fah­ren er­gän­zend ver­an­lass­ten Be­weis­auf­nah­me fest­ge­stellt wer­den:

Ei­ne kon­kre­te Funk­ti­ons- oder Kom­fort­be­ein­träch­ti­gung des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs ist nicht be­reits des­halb zu be­fürch­ten, weil bei dem zu­vor von der Klä­ge­rin er­wor­be­nen Por­sche 911 Tur­bo Coupé im Rah­men ei­nes Werk­statt­auf­ent­hal­tes bei der Be­klag­ten ein Durch­rut­schen des Flach­rie­mens of­fen­bar zwei­mal re­pro­du­ziert wer­den konn­te. Denn bei dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Ca­brio­let ver­hält es sich ge­ra­de nicht so, dass die Be­klag­te den ge­rüg­ten Man­gel fest­ge­stellt und dar­auf­hin ei­ne Nach­bes­se­rung vor­ge­nom­men hat.

Auch der von der Klä­ge­rin an­ge­führ­te Bei­trag ei­nes „On­kel Horst“ in ei­nem In­ter­net­fo­rum, der eben­falls Pro­ble­me mit dem Flach­rie­men fest­ge­stellt ha­ben will, be­sagt nichts über den Zu­stand des von der Klä­ge­rin er­wor­be­nen Ca­brio­lets. Im­mer­hin be­legt die Klä­ge­rin auch nichts da­zu, dass sämt­li­che oder fast al­le Fahr­zeu­ge aus der Por­sche-Bau­rei­he 997 bei Näs­se nicht ge­fah­ren wer­den kön­nen, weil der Flach­rie­men durch­rutscht. Ein sol­ches Phä­no­men ist dem Se­nat auch aus an­de­ren Ak­ten­fäl­len, die Por­sche 997 be­tra­fen, nicht be­kannt.

Da­mit bil­den zu­nächst nur die per­sön­li­chen An­ga­ben des Ge­schäfts­füh­rers der Klä­ge­rin ei­nen An­halts­punkt da­für, dass es bei dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Por­sche in der Ver­gan­gen­heit zu Funk­ti­ons­aus­fäl­len ge­kom­men ist. Der Ge­schäfts­füh­rer gab in­so­fern bei sei­ner An­hö­rung vor dem Se­nat – eben­so wie be­reits vor dem Land­ge­richt – an, dass zum Bei­spiel im Stra­ßen­ver­kehr bei Stark­re­gen beim An­fah­ren nach ei­ner ro­ten Am­pel die Ser­vo­len­kung des Por­sche bis zu 30 Se­kun­den aus­fal­le. Ent­spre­chen­des pas­sie­re bei der Vor­be­reg­nung des Fahr­zeugs in ei­ner Wasch­stra­ße; auch da­nach ha­be er den Por­sche nicht mehr rich­tig len­ken kön­nen. Die­se An­ga­ben von Klä­ger­sei­te sind zwar im Rah­men der Über­zeu­gungs­bil­dung zu be­rück­sich­ti­gen; sie müs­sen al­ler­dings in Re­la­ti­on ge­setzt wer­den zu den Fest­stel­lun­gen der bei­den im Ver­lau­fe des Rechts­streits tä­tig ge­wor­de­nen Kfz-Sach­ver­stän­di­gen.

Da­bei ver­hielt es sich so, dass im Rah­men des selbst­stän­di­gen Be­weis­ver­fah­rens vom Kfz-Sach­ver­stän­di­gen T zwar ein Durch­rut­schen des Keil­rie­mens re­pro­du­ziert wer­den konn­te. Dies ge­schah al­ler­dings erst, nach­dem die Heck­klap­pe ge­öff­net und in die Öff­nung zwi­schen den An­saug­roh­ren ge­zielt durch ei­nen dicht vor­ge­hal­te­nen Schlauch Was­ser auf den Flach­rie­men ge­lei­tet wor­den war. Auf ei­ne sol­che (Über-)Be­an­spru­chung muss al­ler­dings – wie der Sach­ver­stän­di­ge T zu Recht fest­ge­stellt hat – ein Pkw nicht aus­ge­legt sein. Bei ge­schlos­se­ner Heck­klap­pe konn­te der Sach­ver­stän­di­ge hin­ge­gen auch bei ge­ziel­ter Be­sprit­zung der Lüf­tungs­schlit­ze mit ei­nem Gar­ten­schlauch ein Durch­rut­schen des Flach­rie­mens nicht pro­vo­zie­ren.

Der vom Se­nat be­auf­trag­te Sach­ver­stän­di­ge Dipl.-Ing. C konn­te zwar auch bei ge­schlos­se­ner Heck­klap­pe ein Durch­rut­schen des Rie­mens mit ei­ner ent­spre­chen­den Ver­här­tung der Len­kung her­vor­ru­fen, als er den Por­sche am 15.05.2013 ei­ne hal­be Stun­de lang im Heck­be­reich mit ei­nem an ei­ner Lei­ter be­fes­tig­ten Gar­ten­schlauch be­spritz­te. Al­ler­dings konn­te der Se­nat sich nicht da­von über­zeu­gen, dass die­se Ver­suchs­an­ord­nung ei­ne ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung des Fahr­zeugs wi­der­spie­gel­te. Da­bei muss in den Blick ge­nom­men wer­den, dass ein Fahr­zeug nicht un­ter jed­we­den Be­las­tungs­si­tua­tio­nen wie sonst üb­lich funk­tio­nie­ren muss. Viel­mehr muss sich ein Fahr­zeug­hal­ter dar­auf ein­stel­len, dass ein Pkw un­ge­wöhn­lich re­agiert, wenn es be­son­ders be­las­tet wird. Bei­spiels­wei­se kann es nach ei­ner Hoch­druck­rei­ni­gung per Hand oder in ei­ner Wasch­stra­ße er­for­der­lich wer­den, dass zu­nächst die Funk­ti­on der Brem­sen ge­tes­tet wer­den muss und die­se vor­sich­tig tro­cken­ge­fah­ren wer­den müs­sen. Auf sol­che Vor­sichts­maß­nah­men wird ein Fahr­zeug­füh­rer bei vie­len Wasch­stra­ßen hin­ge­wie­sen.

Des­halb kam es dem Se­nat dar­auf an, ei­ne mög­lichst rea­li­täts­na­he Be­las­tung des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs nach­zu­emp­fin­den. Da­für wur­den in ei­nem ers­ten Schritt an­hand der Vor­ga­ben des Deut­schen Wet­ter­diens­tes Was­ser­men­gen er­mit­telt, die bei Stark­re­ge­ner­eig­nis­sen oder auch bei län­ger an­hal­ten­den Dau­er­re­gen an­fal­len. Der Sach­ver­stän­di­ge Dipl.-Ing. C hat an­schlie­ßend auf Grund­la­ge die­ser Da­ten ei­ne Be­reg­nung des Por­sche in ei­ner Be­reg­nungs­an­la­ge in Ful­da vor­ge­nom­men. Da­bei muss­ten al­ler­dings aus tech­ni­schen Grün­den die für ein Stark­re­ge­ner­eig­nis vor­ge­ge­be­nen Was­ser­men­gen deut­lich über­schrit­ten wer­den. Das heißt, das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug war über ei­nen Prüf­zeit­raum von ei­ner Stun­de ei­ner Be­reg­nung aus­ge­setzt, die prak­tisch nicht vor­kom­men wird. Gleich­wohl konn­te vom Sach­ver­stän­di­gen bei an­schlie­ßen­den Fahr­ver­su­chen kein Durch­rut­schen des Flach­rie­mes fest­ge­stellt wer­den; das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug ließ sich viel­mehr oh­ne Ge­räusch­ent­wick­lung feh­ler­frei fah­ren.

Der Se­nat hat kei­ne Be­den­ken an der ord­nungs­ge­mä­ßen Durch­füh­rung des Be­reg­nungs­ver­suchs. Ent­ge­gen der Dar­stel­lung der Klä­ge­rin – die bei dem Be­reg­nungs­ver­such nicht zu­ge­gen war – wur­de nach den An­ga­ben des Sach­ver­stän­di­gen bei sei­ner An­hö­rung ge­nau der Be­reich der Lüf­tungs­schlit­ze dau­er­haft und sehr aus­gie­big be­reg­net. Da­von konn­te der Se­nat sich auch durch an­ge­fer­tig­te Licht­bil­der und ei­ne Vi­deo­auf­zeich­nung des Sach­ver­stän­di­gen über­zeu­gen.

Auch die wei­ter­ge­hen­de Be­haup­tung der Klä­ge­rin, dass der Por­sche beim Durch­fah­ren von Wasch­stra­ßen mit­un­ter nicht lenk­bar sei, fand bei der Be­weis­auf­nah­me kei­ne Be­stä­ti­gung. Der Sach­ver­stän­di­ge Dipl.-Ing C hat den Por­sche viel­mehr in drei Wasch­stra­ßen je­weils drei­mal im Rah­men üb­li­cher Wasch­pro­gram­me rei­ni­gen las­sen. Ob­wohl der Sach­ver­stän­di­ge da­bei Wasch­stra­ßen aus­ge­sucht hat, die mit sehr viel Was­ser ar­bei­ten, und ob­wohl er den Heck­be­reich des Por­sche bis zu fünf Mi­nu­ten in ei­nem Vor­be­sprü­hungs­bo­gen hat ste­hen las­sen, konn­ten kei­ne Auf­fäl­lig­kei­ten fest­ge­stellt wer­den. Der Sach­ver­stän­di­ge konn­te ins­be­son­de­re so­wohl in den Wasch­stra­ßen als auch nach de­ren Ver­las­sen pro­blem­los um 90°-Keh­ren fah­ren, ob­wohl der Por­sche – wie die an­ge­fer­tig­ten Licht­bil­der be­le­gen – teils mit Hoch­druck­dü­sen rund­um mit gro­ßen Was­ser­men­gen be­spritzt wur­de.

Da­mit ha­ben sich letzt­lich trotz auf­wen­di­ger Be­weis­er­he­bung kei­ne kon­kre­ten tat­säch­li­chen An­halts­punk­te da­für er­ge­ben, dass der streit­ge­gen­ständ­li­che Por­sche bei ei­ner ge­wöhn­li­chen Ver­wen­dung – sei es im Stra­ßen­ver­kehr oder in Wasch­stra­ßen – bei Näs­se nur ein­ge­schränkt nutz­bar ist oder Kom­fort­be­ein­träch­ti­gun­gen in Form von Quietsch­ge­räu­schen auf­weist.

Der Sach­ver­stän­di­ge ver­moch­te zwar die von der Klä­ge­rin be­haup­te­ten Phä­no­me­ne als tech­nisch denk­ba­re Mög­lich­keit nicht aus­zu­schlie­ßen. Er konn­te aber um­ge­kehrt auch kei­ne Ver­dachts­mo­men­te po­si­tiv fest­stel­len, dass es un­ter rea­lis­ti­schen Be­din­gun­gen, zum Bei­spiel bei aus­gie­bi­ger Be­reg­nung des im Frei­en ab­ge­stell­ten Fahr­zeugs oder beim Kon­takt mit hoch­sprit­zen­dem Was­ser aus grö­ße­ren Pfüt­zen, zu den von der Klä­ge­rin be­haup­te­ten Vor­fäl­len kom­men wird. Im Ge­gen­teil führ­te er aus, dass wäh­rend des Fah­rens oh­ne­hin eher da­mit zu rech­nen sei, dass we­gen des Fahrt­winds das Was­ser an den Lüf­tungs­schlit­zen vor­bei­ge­lei­tet wer­de und dass die Men­ge des gleich­wohl in den Mo­tor­raum ge­lan­gen­den Was­sers im Be­reich des Flach­rie­mens durch Er­wär­mung und durch Flieh­kräf­te ge­ring ge­hal­ten wer­de.

Vor die­sem Hin­ter­grund hat die Klä­ge­rin den ihr ob­lie­gen­den Be­weis ei­ner Man­gel­haf­tig­keit des er­wor­be­nen Fahr­zeugs nicht ge­führt.

3. Da­mit ste­hen der Klä­ge­rin auch die gel­tend ge­mach­ten Ne­ben­for­de­run­gen nicht zu. Die Be­klag­te be­fin­det sich eben­so we­nig mit der Rück­nah­me des Fahr­zeugs in Ver­zug …

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