Zu den An­for­de­run­gen an ei­ne Ver­kür­zung der Ver­jäh­rungs­frist für Scha­dens­er­satz­an­sprü­che in All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen beim Ge­braucht­wa­gen­kauf (in Fort­füh­rung von BGH, Urt. v. 29.05.2013 – VI­II ZR 174/12, NJW 2013, 2584 Rn. 15 f.).

BGH, Ur­teil vom 29.04.2015 – VI­II ZR 104/14

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin kauf­te vom Be­klag­ten, ei­nem Au­to­händ­ler, ei­nen ge­brauch­ten Pkw (Bril­li­an­ce BS4), der ihr am 23.02.2010 über­ge­ben wur­de.

Dem Kauf­ver­trag lie­gen die All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen des Be­klag­ten zu­grun­de. Sie ent­spre­chen den „All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen für den Ver­kauf ge­brauch­ter Kraft­fahr­zeu­ge und An­hän­ger, Un­ver­bind­li­che Emp­feh­lung des Zen­tral­ver­ban­des Deut­sches Kraft­fahr­zeug­ge­wer­be e. V. (ZDK)“ mit Stand 3/2008 und lau­ten aus­zugs­wei­se:

VI. Sach­man­gel

1. An­sprü­che des Käu­fers we­gen Sach­män­geln ver­jäh­ren in ei­nem Jahr ab Ab­lie­fe­rung des Kauf­ge­gen­stan­des an den Kun­den …

5. Ab­schnitt VI Sach­man­gel gilt nicht für An­sprü­che auf Scha­dens­er­satz; für die­se An­sprü­che gilt Ab­schnitt VII Haf­tung.

VII. Haf­tung

1. Hat der Ver­käu­fer auf­grund der ge­setz­li­chen Be­stim­mun­gen für ei­nen Scha­den auf­zu­kom­men, der leicht fahr­läs­sig ver­ur­sacht wur­de, so haf­tet der Ver­käu­fer be­schränkt:

Die Haf­tung be­steht nur bei Ver­let­zung ver­trags­we­sent­li­cher Pflich­ten, et­wa sol­cher, die der Kauf­ver­trag dem Ver­käu­fer nach sei­nem In­halt und Zweck ge­ra­de auf­er­le­gen will oder de­ren Er­fül­lung die ord­nungs­ge­mä­ße Durch­füh­rung des Kauf­ver­tra­ges über­haupt erst er­mög­licht und auf de­ren Ein­hal­tung der Käu­fer re­gel­mä­ßig ver­traut und ver­trau­en darf. Die­se Haf­tung ist auf den bei Ver­trags­ab­schluss vor­her­seh­ba­ren ty­pi­schen Scha­den be­grenzt …

5. Die Haf­tungs­be­gren­zun­gen die­ses Ab­schnitts gel­ten nicht bei Ver­let­zung von Le­ben, Kör­per oder Ge­sund­heit.“

Nach der Über­ga­be des Fahr­zeugs tra­ten Kor­ro­si­ons­schä­den auf. Mit Schrei­ben vom 08.11.2011 for­der­te die Klä­ge­rin den Be­klag­ten zur Be­sei­ti­gung die­ser Schä­den un­ter Frist­set­zung bis zum 17.11.2011. Mit Schrift­satz vom 23.11.2011, auf den der Be­klagt un­ter dem 16.12.2011 er­wi­der­te, lei­te­te sie beim AG Walds­hut-Ti­en­gen ein selbst­stän­di­ges Be­weis­ver­fah­ren ein. Die Kos­ten für ei­ne Be­sei­ti­gung der Kor­ro­si­ons­schä­den, die auf Ver­ar­bei­tungs­feh­ler bei der Pro­duk­ti­on zu­rück­zu­füh­ren sind, be­tra­gen 2.158,73 € (net­to). Die­sen Be­trag ver­langt die Klä­ge­rin mit ih­rer Kla­ge.

Das Amts­ge­richt hat den Be­klag­ten – mit Aus­nah­me ei­ner Ne­ben­for­de­rung – an­trags­ge­mäß ver­ur­teilt. Auf die Be­ru­fung des Be­klag­ten hat das Land­ge­richt das erst­in­stanz­li­che Ur­teil ab­ge­än­dert und die Kla­ge ins­ge­samt ab­ge­wie­sen. Die Be­ru­fung der Klä­ge­rin, die die Wie­der­her­stel­lung amts­ge­richt­li­chen Ur­teils be­gehr­te, hat­te Er­folg.

as Amts­ge­richt hat der auf Zah­lung von 2.158,73 € ge­rich­te­ten Kla­ge statt­ge­ge­ben. Auf die Be­ru­fung des Be­klag­ten hat das Land­ge­richt die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Die Re­vi­si­on hat­te Er­folg und führ­te zur Wie­der­her­stel­lung des amts­ge­richt­li­chen Ur­teils.

Aus den Grün­den: [6]    I. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat zur Be­grün­dung sei­ner Ent­schei­dung – so­weit für das Re­vi­si­ons­ver­fah­ren noch von In­ter­es­se – im We­sent­li­chen aus­ge­führt:

[7]    Der Klä­ge­rin ste­he kein Scha­dens­er­satz­an­spruch nach §§ 437 Nr. 3, 280 I, 281 BGB zu. Das Fahr­zeug sei bei Ge­fahr­über­gang al­ler­dings un­strei­tig man­gel­haft ge­we­sen. Auch ha­be die Klä­ge­rin mit Schrei­ben vom 08.11.2011 ver­geb­lich un­ter Frist­set­zung die Nach­er­fül­lung ver­langt. Die An­sprü­che der Klä­ge­rin sei­en je­doch schon ver­jährt ge­we­sen, als sie die­se erst­mals gel­tend ge­macht ha­be. Die Ver­jäh­rungs­frist sei durch die All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen des Be­klag­ten wirk­sam auf ein Jahr ver­kürzt wor­den. Ei­ne ent­spre­chen­de Ver­kür­zung der Ver­jäh­rung sei ge­mäß § 475 I und II BGB bei ge­brauch­ten Sa­chen mög­lich. Zwar be­stim­me Ab­schnitt VI Nr. 5 der All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen, dass Ab­schnitt VI nicht für Scha­dens­er­satz­an­sprü­che gel­te. Al­ler­dings ver­jähr­ten nach Ab­schnitt VI Nr. 1 Satz 1 ein­deu­tig die An­sprü­che des Käu­fers we­gen Sach­män­geln ein Jahr nach Ab­lie­fe­rung des Kauf­ge­gen­stan­des. Der von der Klä­ge­rin gel­tend ge­mach­te Scha­dens­er­satz­an­spruch set­ze in­des ei­nen Ge­währ­leis­tungs­an­spruch vor­aus, weil sie den Er­satz des „Man­gel­scha­dens“ be­geh­re (§§ 437 Nr. 3, 281 BGB). Da­her müs­se auch ein sol­cher Scha­dens­er­satz­an­spruch in­ner­halb ei­nes Jah­res nach Ab­lie­fe­rung gel­tend ge­macht wer­den. Das sei hier un­strei­tig nicht der Fall.

[8]   Die All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen sei­en auch nicht ge­mäß § 305c BGB un­wirk­sam. Es sei ein­deu­tig, dass nach der Kon­zep­ti­on der Ge­schäfts­be­din­gun­gen An­sprü­che we­gen Sach­män­geln nach ei­nem Jahr ver­jäh­ren soll­ten. Ab­schnitt VII der All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen, auf den Ab­schnitt VI Nr. 5 ver­wei­se, be­stim­me le­dig­lich den Um­fang ei­ner Scha­dens­er­satz­haf­tung. Dies ent­spre­che kon­zep­tio­nell der Re­ge­lung des § 475 III BGB, der es er­mög­li­che, die Scha­dens­er­satz­haf­tung un­ter Be­rück­sich­ti­gung von §§ 307 bis 309 BGB aus­zu­schlie­ßen. Dem­nach kä­men nach den All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen Scha­dens­er­satz­an­sprü­che nach Ab­lauf ei­nes Jah­res nur noch in den in Ab­schnitt VII ge­re­gel­ten Fäl­len in Be­tracht.

[9]    II. Die­se Be­ur­tei­lung hält recht­li­cher Nach­prü­fung in ei­nem ent­schei­den­den Punkt nicht stand. Zu Un­recht hat das Be­ru­fungs­ge­richt die Ver­kür­zung der Ver­jäh­rungs­frist für An­sprü­che we­gen Sach­män­geln durch Ab­schnitt VI Nr. 1 Satz 1 der All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen als wirk­sam und die Scha­dens­er­satz­for­de­rung der Klä­ge­rin als ver­jährt an­ge­se­hen.

[10]   1. Das Be­ru­fungs­ge­richt ist al­ler­dings zu Recht da­von aus­ge­gan­gen, dass der Klä­ge­rin der gel­tend ge­mach­te Scha­dens­er­satz­an­spruch grund­sätz­lich ge­mäß §§ 437 Nr. 3, 280 I und III, 281 I BGB zu­steht, weil nach den rechts­feh­ler­frei­en und un­an­ge­grif­fe­nen Fest­stel­lun­gen des Be­ru­fungs­ge­richts das Fahr­zeug bei der Über­ga­be man­gel­haft war, die Klä­ge­rin den Be­klag­ten mit Schrei­ben vom 08.11.2011 ver­geb­lich un­ter Frist­set­zung zur Nach­bes­se­rung auf­ge­for­dert hat und die Be­sei­ti­gung des Scha­dens Auf­wen­dun­gen in der von der Klä­ge­rin gel­tend ge­mach­ten Hö­he von 2.158,73 €.

[11]   2. Rechts­feh­ler­haft hat das Be­ru­fungs­ge­richt die­sen An­spruch je­doch als ver­jährt an­ge­se­hen, denn die Re­ge­lun­gen zur Ver­jäh­rungs­frist in Ab­schnitt VI Nr. 1 Satz 1, Nr. 5 der All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen ge­nü­gen den An­for­de­run­gen des Trans­pa­renz­ge­bots nicht und sind des­halb we­gen un­an­ge­mes­se­ner Be­nach­tei­li­gung un­wirk­sam (§ 307 I 2 BGB). Die Re­ge­lun­gen sind nicht klar und ver­ständ­lich, da sich ih­nen die Aus­wir­kun­gen die­ser Klau­seln auf Scha­dens­er­satz­an­sprü­che we­gen ei­ner Ver­let­zung der Pflicht zur Nach­er­fül­lung (§ 439 I BGB) nicht mit der er­for­der­li­chen Klar­heit ent­neh­men las­sen.

[12]   a) Dem Käu­fer kann ge­gen den Ver­käu­fer ei­ner man­gel­haf­ten Sa­che ein An­spruch, wel­cher auf die Zah­lung der für die Re­pa­ra­tur er­for­der­li­chen Kos­ten ge­rich­tet ist (vgl. BGH, Urt. v. 15.06.2012 – V ZR 198/11, BGHZ 193, 326 Rn. 31 m. w. Nachw.), als Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung un­ter zwei Ge­sichts­punk­ten zu­ste­hen. Zum ei­nen kann der Ver­käu­fer sei­ne Pflicht zur Lie­fe­rung der man­gel­frei­en Kauf­sa­che (§ 433 I 2 BGB) schuld­haft ver­letzt ha­ben; zum an­de­ren kann sich ein sol­cher An­spruch un­ter dem Ge­sichts­punkt ei­ner Ver­let­zung der Ver­pflich­tung des Ver­käu­fers zur Nach­er­fül­lung (§ 439 I BGB) er­ge­ben (vgl. Se­nat, Urt. v. 17.10.2012 – VI­II ZR 226/11, BGHZ 195, 135 Rn. 11 ff.).

[13]   b) Ein nach Maß­ga­be des § 437 Nr. 3 BGB in Be­tracht kom­men­der Scha­dens­er­satz­an­spruch we­gen ei­ner Ver­let­zung der Pflicht des Be­klag­ten zur Lie­fe­rung ei­nes man­gel­frei­en Pkw steht der Klä­ge­rin schon des­halb nicht zu, weil der Be­klag­te die in der Lie­fe­rung des man­gel­haf­ten Fahr­zeu­ges lie­gen­de Pflicht­ver­let­zung nicht zu ver­tre­ten hat (§ 280 I 2 BGB). Denn nach den rechts­feh­ler­frei­en und un­an­ge­grif­fe­nen Fest­stel­lun­gen des Be­ru­fungs­ge­richts sind die Kor­ro­si­ons­schä­den auf Ver­ar­bei­tungs­feh­ler bei der Pro­duk­ti­on zu­rück­zu­füh­ren und erst nach der Über­ga­be des Fahr­zeugs auf­ge­tre­ten. Ein Ver­schul­den des Her­stel­lers muss sich der Be­klag­te nicht ge­mäß § 278 Satz 1 BGB zu­rech­nen las­sen (st. Rspr.; vgl. nur Se­nat, Urt. v. 02.04.2014 – VI­II ZR 46/13, BGHZ 200, 337 Rn. 31 f. m. w. Nachw.).

[14]   c) Der Klä­ge­rin steht je­doch ein Scha­den­er­satz­an­spruch ge­mäß §§ 437 Nr. 3, 280 I und III, 281 I BGB zu, weil der Be­klag­te sei­ne Pflicht zur Nach­er­fül­lung (§ 439 I BGB) schuld­haft ver­letzt hat, in­dem er die Kor­ro­si­ons­schä­den trotz Frist­set­zung nicht be­sei­tigt hat.

[15]   An­ders als die Re­vi­si­ons­er­wi­de­rung meint, steht ei­ner Ver­let­zung der Pflicht des Be­klag­ten zur Nach­er­fül­lung nicht ent­ge­gen, dass Sach­män­gel­an­sprü­che ge­mäß Ab­schnitt VI Nr. 1 Satz 1 der All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen bin­nen ei­nes Jah­res ab Ab­lie­fe­rung ver­jäh­ren und dass die­ser Zeit­raum be­reits ver­stri­chen war, als die Klä­ge­rin ih­ren Nach­er­fül­lungs­an­spruch erst­mals gel­tend ge­macht hat. Un­ab­hän­gig da­von, ob der Be­klag­te – wo­zu das Be­ru­fungs­ge­richt kei­ne Fest­stel­lun­gen ge­trof­fen hat – sich ge­gen­über der Klä­ge­rin bin­nen der von ihr zur Nach­er­fül­lung ge­setz­ten Frist auf ei­ne Ver­jäh­rung des Nach­er­fül­lungs­an­spruchs be­ru­fen hat, war er gleich­wohl zur Nach­er­fül­lung ver­pflich­tet. Denn die Re­ge­lun­gen zur Ver­jäh­rungs­frist in Ab­schnitt VI Nr. 1 Satz 1, Nr. 5 der All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen be­nach­tei­li­gen die Klä­ge­rin un­an­ge­mes­sen, da sie den An­for­de­run­gen des Trans­pa­renz­ge­bots (§ 307 I 2 BGB) nicht ge­nü­gen.

[16]   aa) Nach § 307 I 2 BGB kann sich ei­ne un­an­ge­mes­se­ne Be­nach­tei­li­gung des Ver­trags­geg­ners auch dar­aus er­ge­ben, dass ei­ne Be­stim­mung nicht klar und ver­ständ­lich ist. Der Ver­wen­der All­ge­mei­ner Ge­schäfts­be­din­gun­gen ist da­her nach den Grund­sät­zen von Treu und Glau­ben ver­pflich­tet, Rech­te und Pflich­ten sei­ner Ver­trags­part­ner mög­lichst klar und durch­schau­bar dar­zu­stel­len (BGH, Urt. v. 09.04.2014 – VI­II ZR 404/12, BGHZ 200, 362 Rn. 37; Urt. v. 26.10.2005 – VI­II ZR 48/05, BGHZ 165, 12 [21 f.]; Urt. v. 23.02.2011 – XII ZR 101/09, NJW-RR 2011, 1144 Rn. 10; Urt. v. 15.05.2013 – IV ZR 33/11, VersR 2013, 888 Rn. 45; je­weils m. w. Nachw.). Der Ver­wen­der muss folg­lich ei­ner­seits die tat­be­stand­li­chen Vor­aus­set­zun­gen und Rechts­fol­gen so ge­nau be­schrei­ben, dass für ihn kei­ne un­ge­recht­fer­tig­ten Be­ur­tei­lungs­spiel­räu­me ent­ste­hen (st. Rspr.; vgl. BGH, Urt. v. 09.04.2014 – VI­II ZR 404/12, BGHZ 200, 362 Rn. 37; Urt. v. 26.10.2005 – VI­II ZR 48/05, BGHZ 165, 12 [21 f.]; Urt. v. 05.12.2012 – I ZR 23/11, GRUR 2013, 375 Rn. 35; Urt. v. 23.02.2011 – XII ZR 101/09, NJW-RR 2011, 1144 Rn. 10; Urt. v. 14.01.2014 – XI ZR 355/12, WM 2014, 307 Rn. 23; je­weils m. w. Nachw.). Der Ver­trags­part­ner soll an­de­rer­seits oh­ne frem­de Hil­fe mög­lichst klar und ein­fach sei­ne Rech­te fest­stel­len kön­nen, da­mit er nicht von de­ren Durch­set­zung ab­ge­hal­ten wird (Se­nat, Urt. v. 26.09.2007 – VI­II ZR 143/06, NJW 2007, 3632 Rn. 31 m. w. Nachw.). Bei der Be­wer­tung der Trans­pa­renz ei­ner Ver­trags­klau­sel ist auf die Er­war­tun­gen und Er­kennt­nis­mög­lich­kei­ten ei­nes durch­schnitt­li­chen Ver­trags­part­ners des Ver­wen­ders im Zeit­punkt des Ver­trags­schlus­ses ab­zu­stel­len (st. Rspr.; vgl. BGH, Urt. v. 28.05.2014 – VI­II ZR 179/13; Urt. v. 09.04.2014 – VI­II ZR 404/12, BGHZ 200, 362 Rn. 37; Urt. v. 26.10.2005 – VI­II ZR 48/05, BGHZ 165, 12 [21 f.]; Urt. v. 10.11.2011 – III ZR 77/11; Urt. v. 23.02.2011 – XII ZR 101/09, NJW-RR 2011, 1144 Rn. 10; Urt. v. 14.01.2014 – XI ZR 355/12, WM 2014, 307 Rn. 23). Da­bei sind All­ge­mei­ne Ge­schäfts­be­din­gun­gen nach ih­rem ob­jek­ti­ven In­halt und ty­pi­schen Sinn ein­heit­lich so aus­zu­le­gen, wie sie von ver­stän­di­gen und red­li­chen Ver­trags­part­nern un­ter Ab­wä­gung der In­ter­es­sen der nor­ma­ler­wei­se be­tei­lig­ten Krei­se ver­stan­den wer­den (st. Rspr.; vgl. BGH, Urt. v. 09.04.2014 – VI­II ZR 404/12, BGHZ 200, 362 Rn. 37; Urt. v. 09.02.2011 – VI­II ZR 295/09, WM 2011, 1860 Rn. 29; Urt. v. 23.02.2011 – XII ZR 101/09, NJW-RR 2011, 1144 Rn. 10; Urt. v. 17.04.2013 – VI­II ZR 225/12, NJW 2013, 1805 Rn. 9; je­weils m. w. Nachw.).

[17]   Bei der Be­wer­tung der Trans­pa­renz ei­ner Ver­trags­klau­sel ist auf die Er­war­tun­gen und Er­kennt­nis­mög­lich­kei­ten ei­nes durch­schnitt­li­chen Ver­trags­part­ners des Ver­wen­ders im Zeit­punkt des Ver­trags­schlus­ses ab­zu­stel­len (st. Rspr.; vgl. BGH, Urt. v. 28.05.2014 – VI­II ZR 179/13; BGH, Urt. v. 09.04.2014 – VI­II ZR 404/12, BGHZ 200, 362 Rn. 37; Urt. v. 26.10.2005 – VI­II ZR 48/05, BGHZ 165, 12 [21 f.]; Urt. v. 10.11.2011 – III ZR 77/11; Urt. v. 23.02.2011 – XII ZR 101/09, NJW-RR 2011, 1144 Rn. 10; Urt. v. 14.01.2014 – XI ZR 355/12, WM 2014, 307 Rn. 23). Da­bei sind All­ge­mei­ne Ge­schäfts­be­din­gun­gen nach ih­rem ob­jek­ti­ven In­halt und ty­pi­schen Sinn ein­heit­lich so aus­zu­le­gen, wie sie von ver­stän­di­gen und red­li­chen Ver­trags­part­nern un­ter Ab­wä­gung der In­ter­es­sen der nor­ma­ler­wei­se be­tei­lig­ten Krei­se ver­stan­den wer­den (st. Rspr.; vgl. BGH, Urt. v. 09.04.2014 – VI­II ZR 404/12, BGHZ 200, 362 Rn. 37; Urt. v. 09.02.2011 – VI­II ZR 295/09, WM 2011, 1860 Rn. 29; Urt. v. 23.02.2011 – XII ZR 101/09, NJW-RR 2011, 1144 Rn. 10; Urt. v. 17.04.2013 – VI­II ZR 225/12, NJW 2013, 1805 Rn. 9; je­weils m. w. Nachw.).

[18]   bb) Die­sen An­for­de­run­gen wer­den die Re­ge­lun­gen in Ab­schnitt VI Nr. 1 Satz 1, Nr. 5 der All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen des Be­klag­ten nicht ge­recht. Die­sen Klau­seln sind die Aus­wir­kun­gen der Ver­jäh­rungs­frist für sach­man­gel­be­ding­te Scha­dens­er­satz­an­sprü­che nicht mit der ge­bo­te­nen Klar­heit zu ent­neh­men. Für den Käu­fer bleibt un­klar, ob er mit ei­nem Scha­dens­er­satz­an­spruch we­gen der Ver­let­zung der Pflicht zur Nach­er­fül­lung (§§ 437 Nr. 3, 280 I und III, 281 I, 439 I BGB) we­gen Ab­schnitt VI Nr. 1 Satz 1 be­reits nach ei­nem Jahr oder erst nach Ab­lauf der ge­setz­li­chen Ver­jäh­rungs­frist von zwei Jah­ren (§ 438 I Nr. 3 BGB) aus­ge­schlos­sen ist. Denn ei­ner­seits soll ge­mäß Ab­schnitt VI Nr. 5 die Ver­jäh­rungs­ver­kür­zung in Ab­schnitt VI Nr. 1 nicht für Scha­dens­er­satz­an­sprü­che gel­ten. An­de­rer­seits sol­len nach Ab­schnitt VI Nr. 1 Satz 1 An­sprü­che we­gen Sach­män­geln, al­so auch der An­spruch auf Nach­er­fül­lung, nach Ab­lauf ei­nes Jah­res ab Ab­lie­fe­rung der Kauf­sa­che ver­jäh­ren.

[19]   (1) Ab­schnitt VI Nr. 1 Satz 1 der All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen ver­kürzt die Ver­jäh­rungs­frist für sämt­li­che An­sprü­che we­gen Sach­män­geln auf ein Jahr. Da­her ist der Ver­käu­fer nach die­ser Klau­sel be­rech­tigt, die Nach­er­fül­lung (§ 439 I BGB) nach Ab­lauf ei­nes Jah­res zu ver­wei­gern (§ 214 I BGB). Ver­wei­gert er die Nach­er­fül­lung nach Ab­lauf der Ver­jäh­rungs­frist ge­mäß § 214 I BGB zu Recht, kann ein Scha­dens­er­satz­an­spruch hier­auf nicht ge­stützt wer­den. Die Nicht­er­fül­lung des Nach­er­fül­lungs­an­spruchs aus § 439 I BGB stellt in die­sem Fall kei­ne Pflicht­ver­let­zung i. S. der §§ 280 I und III, 281 I BGB (i. V. mit § 437 Nr. 3 BGB) dar, denn §§ 280 I und III, 281 I BGB set­zen vor­aus, dass dem Gläu­bi­ger ein An­spruch aus dem Schuld­ver­hält­nis zu­steht, der nicht durch ei­ne dau­ern­de oder auf­schie­ben­de Ein­re­de ge­hemmt ist (vgl. BGH, Urt. v. 07.03.2013 – VII ZR 162/12, NJW 2013, 1431 Rn. 20).

[20]   Legt man al­so al­lein Ab­schnitt VI Nr. 1 Satz 1 der All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen zu­grun­de, schei­den Scha­dens­er­satz­an­sprü­che we­gen der Ver­let­zung der Pflicht des Ver­käu­fers zur Nach­er­fül­lung (§ 439 I BGB) dem­nach be­reits nach Ab­lauf ei­nes Jah­res ab Über­ga­be des Fahr­zeu­ges aus, so­fern sich der Ver­käu­fer auf die Ver­jäh­rung be­ruft.

[21]   (2) Im Wi­der­spruch hier­zu er­gibt sich aus den Re­ge­lun­gen in Ab­schnitt VI Nr. 5 so­wie Ab­schnitt VII der All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen, dass Scha­dens­er­satz­an­sprü­che ein­schließ­lich des Scha­dens­er­satz­an­spruchs we­gen ei­ner Ver­let­zung der Pflicht zur Nach­er­fül­lung (§§ 437 Nr. 3, 280 I und III, 281 I, 439 I BGB) erst nach Ab­lauf der ge­setz­li­chen Ver­jäh­rungs­frist von zwei Jah­ren ab Ab­lie­fe­rung des Fahr­zeu­ges (§ 438 I Nr. 3 BGB) nicht mehr mit Er­folg gel­tend ge­macht wer­den kön­nen, wenn sich der Ver­käu­fer auf die Ver­jäh­rung be­ruft.

[22]   Ab­schnitt VI Nr. 5 der All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen nimmt Scha­dens­er­satz­an­sprü­che sämt­lich von den Re­geln des Ab­schnit­tes VI und da­mit auch von der Ver­jäh­rungs­ver­kür­zung des Ab­schnitts VI Nr. 1 Satz 1 aus und un­ter­stellt sie – an­ders als das Be­ru­fungs­ge­richt meint – den Re­ge­lun­gen in Ab­schnitt VII der All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen. Aus­nah­men sind dem ein­schrän­kungs­los for­mu­lier­ten Wort­laut der Re­ge­lung in Ab­schnitt VI Nr. 5, die der Se­nat selbst aus­le­gen kann (st. Rspr.; vgl. nur Se­nat, Urt. v. 03.12.2014 – VI­II ZR 224/13, NZM 2015, 79 Rn. 16 m. w. Nachw.), nicht zu ent­neh­men.

[23]   Aus­ge­hend von den Er­war­tun­gen und Er­kennt­nis­mög­lich­kei­ten ei­nes durch­schnitt­li­chen Ver­trags­part­ners des Ver­wen­ders ist die ge­nann­te Klau­sel – je­den­falls nach der Un­klar­hei­ten­re­ge­lung des § 305c II BGB – da­hin zu ver­ste­hen, dass für Scha­dens­er­satz­an­sprü­che ge­ne­rell die in VI Nr. 1 Satz 1 an­ge­ord­ne­te Ver­jäh­rungs­ver­kür­zung nicht gilt, son­dern es bei der ge­setz­li­chen Ver­jäh­rungs­frist ver­bleibt. Ab­schnitt VI Nr. 5 er­fasst – wie die Über­schrift „Sach­man­gel“ deut­lich macht – auch Scha­dens­er­satz­an­sprü­che we­gen Sach­män­geln. Ei­ne nä­he­re Un­ter­schei­dung der grund­sätz­lich mög­li­chen Un­ter­ar­ten von Scha­dens­er­satz­an­sprü­chen we­gen Sach­män­geln (Ver­let­zung von Er­fül­lungs-, Nach­er­fül­lungs- oder Ne­ben­pflich­ten) ent­hält die Re­ge­lung nicht.

[24]   Der für Scha­dens­er­satz­an­sprü­che gel­ten­de Ab­schnitt VII der All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen ent­hält dem­ge­gen­über nur ge­gen­ständ­li­che Be­schrän­kun­gen der Haf­tung und trifft kei­ne Re­ge­lun­gen zur Ver­kür­zung der Ver­jäh­rungs­frist. Aus dem Zu­sam­men­spiel der ge­nann­ten Klau­seln folgt al­so, dass für Scha­dens­er­satz­an­sprü­che – ein­schließ­lich des An­spruchs we­gen der Ver­let­zung der Pflicht zur Nach­er­fül­lung (§ 439 I BGB) – die ge­setz­li­che Ver­jäh­rungs­frist von zwei Jah­ren gilt (§ 438 I Nr. 3 BGB).

[25]   Legt man al­so nicht nur Ab­schnitt VI Nr. 1, son­dern auch Ab­schnitt VI Nr. 5 der All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen zu­grun­de, kann der Käu­fer so­mit ei­nen Scha­dens­er­satz­an­spruch we­gen ei­ner Ver­let­zung der Pflicht zur Nach­er­fül­lung auch noch nach Ab­lauf ei­nes Jah­res nach Über­ga­be des Fahr­zeugs mit Er­folg gel­tend ma­chen.

[26]   (3) In An­be­tracht des auf­ge­zeig­ten Wi­der­spruchs zwi­schen den Re­ge­lun­gen in den Ab­schnit­ten VI Nr. 1 Satz 1 (Ver­kür­zung der Ver­jäh­rung für Nach­bes­se­rungs­an­sprü­che) und VI Nr. 5 und VII (kei­ne Ver­jäh­rungs­ver­kür­zung für Scha­dens­er­satz­an­sprü­che) ist für ei­nen durch­schnitt­li­chen Ver­trags­part­ner des Ver­wen­ders nicht er­kenn­bar, ob ein Scha­dens­er­satz­an­spruch we­gen der Ver­let­zung der Pflicht zur Nach­er­fül­lung erst nach Ab­lauf der ge­setz­li­chen Ver­jäh­rungs­frist von zwei Jah­ren oder be­reits nach ei­nem Jahr nicht mehr mit Er­folg gel­tend ge­macht wer­den kann, weil der Ver­käu­fer nach Ab­lauf ei­nes Jah­res die Nach­er­fül­lung ge­mäß § 214 I BGB ver­wei­gern darf, oh­ne pflicht­wid­rig zu han­deln. Denn den All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen ist für ei­nen durch­schnitt­li­chen Kun­den, von dem recht­li­che Spe­zi­al­kennt­nis­se nicht er­war­tet wer­den dür­fen (BGH, Urt. v. 29.05.2008 – III ZR 330/07, NJW 2008, 2495 Rn. 19 m. w. Nachw.; Urt. v. 10.12.2014 – IV ZR 289/13, VersR 2015, 318 Rn. 22), nicht mit der ge­bo­te­nen Klar­heit zu ent­neh­men, dass die Ver­jäh­rung des von Ab­schnitt VI Nr. 1 Satz 1 er­fass­ten Nach­bes­se­rungs­an­spruchs – un­ge­ach­tet der an­ders lau­ten­den Re­ge­lung in Ab­schnitt VI Nr. 5 – da­zu füh­ren kann, dass ein Scha­dens­er­satz­an­spruch we­gen Ver­let­zung der Nach­bes­se­rungs­pflicht nach Ab­lauf ei­nes Jah­res ab Ab­lie­fe­rung der Kauf­sa­che nicht mehr gel­tend ge­macht wer­den könn­te. Erst recht er­schließt sich ihm nicht, wie der Wi­der­spruch zwi­schen den ge­gen­läu­fi­gen Re­ge­lun­gen des Ab­schnitts VI Nr. 1 Satz 1 und VI Nr. 5 auf­zu­lö­sen ist. Die Klau­seln ge­ben kei­ne ein­deu­ti­ge Ant­wort dar­auf, ob und in­wie­weit sich die bei Zu­grun­de­le­gung von Ab­schnitt VI Nr. 1 Satz 1 der All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen nach Ab­lauf ei­nes Jah­res ein­tre­ten­de Ver­jäh­rung des Nach­er­fül­lungs­an­spruchs auf den Scha­den­er­satz­an­spruch we­gen der Ver­let­zung der Pflicht zur Nach­er­fül­lung aus­wirkt und da­mit des­sen er­folg­rei­cher Gel­tend­ma­chung be­reits vor Ab­lauf der ge­setz­li­chen Ver­jäh­rungs­frist ent­ge­gen­steht. Die­se Un­klar­heit in ei­ner we­sent­li­chen Rechts­po­si­ti­on macht die Re­ge­lun­gen in Ab­schnitt VI Nr. 1 Satz 1, Nr. 5 der All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen in­trans­pa­rent i. S. des § 307 I 2 BGB und da­mit un­wirk­sam.

[27]   3. Die Ent­schei­dung des Be­ru­fungs­ge­richts be­ruht auch auf der rechts­feh­ler­haf­ten An­nah­me, die Ver­jäh­rungs­frist für die­sen Scha­dens­er­satz­an­spruch we­gen Ver­let­zung der Nach­bes­se­rungs­pflicht wer­de durch die All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen des Be­klag­ten wirk­sam auf ein Jahr ver­kürzt und der von der Klä­ge­rin gel­tend ge­mach­te An­spruch wer­de von die­ser Ver­kür­zung er­fasst. Der Scha­dens­er­satz­an­spruch der Klä­ge­rin war bei Er­he­bung der Kla­ge am 27.11.2012 nicht ver­jährt, denn die ge­setz­li­che Ver­jäh­rungs­frist von zwei Jah­ren war in die­sem Zeit­punkt noch nicht ab­ge­lau­fen. Sie be­gann mit Ab­lie­fe­rung des Pkw am 23.02.2010 zu lau­fen (§ 438 I Nr. 3, II BGB) und wur­de ge­mäß §§ 204 I Nr. 7, 209 BGB für die Dau­er der Durch­füh­rung des selbst­stän­di­gen Be­weis­ver­fah­rens ge­hemmt. Dem steht nicht ent­ge­gen, dass der An­trag auf Durch­füh­rung des selbst­stän­di­gen Be­weis­ver­fah­rens nicht i. S. des § 166 ZPO förm­lich zu­ge­stellt, son­dern le­dig­lich form­los über­sandt wur­de (vgl. BGH, Urt. v. 27.01.2011 – VII ZR 186/09, BGHZ 188, 128 Rn. 44 ff.). Die Hem­mung be­gann mit Zu­gang des An­tra­ges (vgl. BGH, Urt. v. 27.01.2011 – VII ZR 186/09, BGHZ 188, 128 Rn. 44 ff.) und so­mit spä­tes­tens am 16.12.2011, dem Tag, an dem der Be­klag­te auf den An­trag auf Durch­füh­rung des selbst­stän­di­gen Be­weis­ver­fah­rens er­wi­dert hat. Sie en­de­te ge­mäß § 204 II BGB sechs Mo­na­te nach Be­en­di­gung die­ses Ver­fah­rens. Das Ver­fah­ren en­de­te mit Ab­lauf der mit Ver­fü­gung vom 25.06.2012 ge­setz­ten Stel­lung­nah­me­frist, so­dass die Ver­jäh­rungs­frist bei Er­he­bung der Kla­ge am 27.11.2012 noch lief und durch die­se er­neut ge­hemmt wur­de.

[28]   Hier­nach kann das an­ge­foch­te­ne Ur­teil kei­nen Be­stand ha­ben; es ist auf­zu­he­ben (§ 562 I ZPO). Der Se­nat ent­schei­det in der Sa­che selbst, da die Sa­che zur End­ent­schei­dung reif ist (§ 563 III ZPO). Dies führt zur Zu­rück­wei­sung der Be­ru­fung des Be­klag­ten ge­gen das Ur­teil des Amts­ge­richts.

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